Die Mittagspause
Wie im Buch beschrieben musste ich später nur dem Schülerstrom folgen, um die Cafeteria zu finden. Ich suchte mir einen Tisch aus, setzte mich und wartete gespannt.
,,Ist hier noch frei?" Ein sehr hübsches Mädchen in meinem Alter lächelte mich freundlich an. Erst wollte ich nur lächeln und nicken, dann erinnerte ich mich an das was Siri gesagt hatte. Ein bisschen schnippischer sein.
,,Bist du blind oder so? Offensichtlich sitzt da niemand."
Sie zuckte zusammen und schien verunsichert. Hatte ich was falsches gesagt.
Ich räusperte mich und versuchte es erneut. ,,Ähm ja hier ist noch frei. Magst du dich zu mir setzen?"
Sie nickte und setzte sich. Puh, Situation gerettet.
,,Hi, ich bin Kylie. Du bist sicher die neue über die alle reden. Wie heißt du?"
,,Elf... Destiny. Die äh Leute reden über mich?"
Sie lachte. Ihre dunkelgrünen Augen schimmerten warm.
,,Ja. Besonders die Jungs. Du bist echt hübsch."
Meine Wangen färbten sich rosa. Das hatte noch nie jemand zu mir gesagt.
,,Danke, du auch."
Eine Weile verfielen wir in Schweigen und aßen beide. Dann tauchten zwei weitere Mädchen mit Tabletts auf und Kylie winkte sie eifrig zu uns.
,,Du hast doch nichts dagegen, Destiny? Das sind meine beiden Freundinnen Ashley und Olivia. Ashley und Olivia, das ist Destiny. Die Neue."
Die beiden setzten sich und fingen an sich mit mir zu unterhalten. Sie stellten mir fragen über meinen Umzug und machten mir Komplimente, dabei waren sie selber ungewöhnlich hübsch. Irgendwie sah hier jeder gut aus.
Doch dann betrat eine Gruppe von fünf Jungen den Raum und die Stimmung in der Cafeteria kippte. Die Gespräche verstummten. Unwillkürlich starrte jeder einen Moment lang auf die Neuankömmlinge, um dann ruckartig die Köpfe zusammen zu stecken und zu tuscheln.
Etwas einschüchterndes ging von dieser Gruppe aus. Die Jungen waren allesamt groß und gutaussehend. Sie bewegten sich mit der bedrohlichen Arroganz von Raubkatzen. Mein Magen verkrampfte sich nervös. Die Fünf buchstabierten praktisch das Wort ,,Ärger".
,,Das sind Aiden, Kyle, James, Mason und Jay." Flüsterte Kylie mir zu. ,,Von denen hältst du dich besser fern."
Ich erkannte sofort was sie meinte, die Jungs sahen mit ihren Tattoos und Lederjacken aus wie die perfekten Badboy - Klischees. Und wen ich noch sofort erkannte war der dunkelhaarige mit den grünen Augen.
Die Jungs verscheuchten ein paar Jüngere von einem sechsertisch und ließen sich auf den Stühlen nieder. Die anderen Schüler begannen ihre Gespräche fortzuführen. Nach und nach schwellte der Lärmpegel wieder auf seine normale Lautstärke an.
,,Aiden starrt zu dir rüber." Flüsterte mir Ashley zu.
Ich erstarrte. ,,Wer?"
Ich wusste schon wer.
,,Der mit den dunklen Haaren, der Lederjacke und den grünen Augen."
Yep. Der.
Ich guckte unauffällig und stellte fest, dass sie Recht hatte. Der Typ beobachtete mich und im Gegensatz zu mir tat er das ganz und gar nicht auf die unauffällige Art. Seine grünen Augen durchbohrten mich mit einer Intensität, die Löcher in mich hätte brennen können. Den Ausdruck darin konnte ich nicht ganz deuten. Er war stärker als nur Interesse. War das Begierde?
Olivias graue Augen verengten sich. ,,Halt dich bloß fern von dem Typen. Der ist nur auf das eine aus. Das sind die zwar alle, aber Aiden besonders."
Ich nickte knapp. ,,Danke für die Warnung, aber ich will eh nichts von dem. Der guckt mich vermutlich nur an, weil ich heute morgen mit ihm zusammengestoßen bin."
,,Wirklich?" Kylie lachte. ,,Erzähl!"
Ich winkte ab. ,,Ach, es war nicht so spannend."
Ein blondes Mädchen erhob sich von ihrem Stuhl und stöckelte zu den Jungs herüber. Ashley, Kylie und Olivia stöhnten wie aus einem Mund auf.
,,Das da ist Tiffany." Erklärte Ashley abwertend. ,,Sie ist eine hochnäsige, gemeine Schlampe, die praktisch schon alle Jungs der Schule durch hat. Und in letzter Zeit hat sie es voll auf Aiden abgesehen."
Ich sah zu wie Tiffany sich auf Aidens Schoß setzte und ihm flirtend einen Arm um den Nacken schlang. Dass Ashley sie slut - shamte fand ich nicht gut, aber ich sagte mal lieber nichts dazu.
Nach dem Essen stellte sich heraus, dass Kylie und ich jetzt beide doppelstunde Geschichte hatten, also machten wir uns zusammen auf den Weg.
,,Die Stimmung im Geschichtskurs ist manchmal etwas... angespannt. Du wirst schon selbst sehen." Warnte sie mich vor und führte mich an einen Platz.
Kaum waren alle Schüler auf ihren Plätzen wusste ich auch schon was sie meinte. Aiden saß ganz hinten neben einem seiner Kumpels, entweder Jay oder Kyle, und warf dem Jungen der grade zur Tür hereinkam einen Todesblick zu. Dieser lächelte nur leicht, fuhr sich durch die blonden Haare und sah sich nach einem Platz um. Da fiel sein Blick auf mich.
Er grinste mir zu und setzte sich direkt vor mich. Kylie runzelte die Stirn als wäre sie besorgt. ,,Hallo, Jason. Musst du hier sitzen?"
Er ignorierte sie und wandte sich an mich,,Hi! Ich bin Jason. Tat das weh, als du vom Himmel gefallen bist?"
Kylie verdrehte die Augen. Sie schien nicht sonderlich begeistert über Jasons Anwesenheit. ,,Du musst ihm nicht antworten, ignorier ihn einfach." Flüsterte sie mir zu.
,,Oh Nein, ignorier mich nicht." Grinste Jason und kippelte mit dem Stuhl nach hinten, so dass er den Ellbogen auf meinem Tisch ablegte. ,,Wie heißt du?"
,,Destiny." Murmelte ich.
Er lachte und machte einen dramatischen Augenaufschlag, während er seine Hand dorthin legte, wo er vermutlich dachte, dass sein Herz wäre. ,,Nun, ich schätze dann ist es Destiny, dass wir uns begegnen, denn du bist genau mein Typ."
Der Wortwitz war schlecht, aber mit so viel Charme rübergebracht, dass ich lachen musste. Jason lachte ebenfalls. Er schien niemand zu sein der sich selbst allzu ernst nahm.
Auf einmal baute sich eine Gestalt neben mir auf. Es war Aiden, der Jason mit verschränkten Armen feindselig musterte. Sein Kumpel stand direkt hinter ihm.
,,Jason." Knurrte Aiden abwertend. ,,Das du dich noch traust hier aufzutauchen, du kleine Ratte. Wenn ich du wär, hätte ich schon längst die Schule gewechselt."
,,Tja." Machte Jason, hob die Augenbrauen und schenkte Aiden ein herausforderndes Lächeln. ,,Gut, dass ich nicht so ein Feigling bin wie du und deswegen diese Schule weiterhin mit meiner Anwesenheit bereichere."
Aiden schnellte vor und packte Jason am Kragen. ,,Wenn du nicht von hier verschwindest wirst du es bereuen."
Ohne eine Spur von Angst in den Augen grinste Jason spöttisch. ,,Ich wüsste nicht wieso." Er drehte den Kopf zu mir und zwinkerte. ,,Nicht das ich jemals auch nur daran gedacht habe zu gehen, aber ich habe grade einen weiteren Grund zum bleiben gefunden."
Ich war kurz davor einfach aus Prinzip die Augen zu verdrehen, der Kerl wusste doch nichts über mich außer meinem Namen. Wenn ich in meiner eigentlichen Gestalt hier wäre würde er kein Wort mit mir reden. Aber ein kleines bisschen schmolz ich auch dahin. Noch nie vorher hatte sich ein Junge für mich interessiert.
Aiden musterte mich und seine Augen wurden noch schmaler. ,,Du bist doch die Kleine von heute morgen. Erster Tag an unserer Schule und du hast dir gleich die falsche Person zum vögeln rausgesucht?" Er beugte sich vor, bis sich unsere Nasenspitzen fast berührten. Vor Überforderung hätte ich am liebsten ganz fest die Augen zugekniffen, aber da sich das im Buch nicht gut machen würde, blinzelte ich tapfer vor mich hin.
Aiden gab ein ,,Tsskk" von sich und richtete sich wieder auf. ,,Also, Jason. Du kannst entweder von alleine rausgehen, oder ich schleif dich raus. Was wäre dir lieber?"
Jason musterte ihn ohne einen Anflug von Angst. ,,Wie wäre Option drei? Dass du rausgehst und ich hierbleibe und meine neue Bekanntschaft mit Destiny vertiefe?"
Aidens Faust streifte seine Wange nur, da er es schaffte den Kopf rechtzeitig zur Seite zu drehen. Jason biss die Zähne zusammen und stand auf. Hektisch tauschte ich einen Blick mit Kylie. Wir mussten was tun!
,,Ähem." Machte ich zaghaft und versuchte mich zwischen die beiden zu stellen. Da Aiden Jason immer noch mit beiden Händen am Kragen gepackt hatte, war das gar nicht so einfach. Fieberhaft überlegte ich was ich sagen sollte. Was würde einen Kampf zwischen den beiden verhindern, Eindruck bei Aiden schinden und sich gut im Buch machen?
Ich wurde gerettet und konnte dem Autoren nur danken, als in diesem Moment der Lehrer den Raum betrat.
,,Was ist hier los?" Fragte er scharf. ,,Aiden und Jason, auseinander!"
Betont langsam trat Aiden zurück und ließ Jason los.
,,Aiden Silver! Sofort auf deinen Platz! Und du setzt dich auch gefälligst Jason Black!"
Aiden wandte sich ab und schob die Hände in die Taschen seiner Lederjacke. ,,Ich werde keine zwei Stunden mit dem in einem Raum bleiben." Er bewarf Jason mit einen gehässigen Blick. Seinen Kumpel im Schlepptau verließ er den Klassenraum und ließ die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fallen.
Er kam die ganze Doppelstunde lang nicht zurück.
Gott sei Dank verging der Rest des Tages ohne weitere Zwischenfälle. Jason flirtete die meiste Zeit des Unterrichts mit mir und nahm die Wutausbrüche des Lehrers deswegen, in Kauf ohne mit der Wimper zu zucken.
Nach dem Unterricht ging ich nach Hause und las zusammen mit Siri die neu entstandenen Seiten durch. Es war für fast jeden Charakter, der hinzugekommen war, ein Bild abgedruckt, was Siri super fand weil sie drauf und dran gewesen war die Namen zu vergessen.
Kylie
Ashley
Olivia
Tiffany
Jason
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