Der zweite Tag

Anweisungen für den Nachmittag standen kaum welche im Buch. Nur das Destiny Essen von ihrer Mutter im Kühlschrank fand, (was auch stimmte, es war Lasagne,) und anschließend Romeo und Julia las.

Siri fand das vollkommen bescheuert, wer würde denn freiwillig Romeo und Julia lesen? In der Schule hatten wir mal den Film dazu im Englischunterricht geguckt, die Version mit Leonardo di Caprio, deswegen hatten zumindestens die Mädchen es ziemlich genossen. Aber was das Englisch anging hatte niemand ein Wort verstanden.

Was die deutsche Version anging so ging es mir da etwas besser, aber es war trotzdem ermüdend sich durch die altmodischen Sätze zu kämpfen.

,,Siriiiii? Wie viel mehr muss ich noch lesen?"

,,Na ja, im Buch stand den Rest des Tages."

Ich machte einen Schmollmund.

,,Meinst du nicht es ist egal, ob ich mich jetzt an den Teil der Geschichte halte oder nicht? Eigentlich steht es doch eh schon geschrieben, meinst du es ändert sich wenn ich es anders mache?"

,,Ich weiß nicht genau, aber ich glaub schon. Auf jeden Fall wäre es bestimmt das Beste sich möglichst genau ans Buch zu halten."

Sie hatte Recht. Wenn ich regelmäßig kleine Details wegließ oder mich nicht an das Buch hielt, würde am Ende die Handlung nicht mehr funktionieren. Ich hatte ja schließlich ,,Back to the future" gesehen. Sicher hatte es einen Grund, dass Destiny Romeo und Julia laß.

,,Aber... Siri?"

,,Mmh?"

,,Es würde doch nicht schaden wenn ich Romeo und Julia einfach im Pool lesen würde, oder?"

Hätte sie ein Gesicht gehabt, hätte sie gegrinst.

,,Bestimmt nicht. Raus mit dir in den Pool!"

Ich jauchzte und rannte in den Kleiderschrank, um mir einen Bikini rauszusuchen. Siri schrieh empört auf.

,,Ey nimm mich mit, du Olle. Ich muss dich doch beraten. Und nimm das Buch villeicht auch mit an den Pool, dann können wir gucken ob sich das Geschriebene anpasst."

...Nachdem ich die ersten paar Seiten von Romeo und Julia gelesen hatte, beschloss ich in den Pool zu gehen. Ich zog meinen hellrosa Bikini an und tat so als wäre ich ein Viktorias Secret Model, während ich Selfies mit meinem iPhone machte. Dann stieg ich in den Pool, schwamm ein bisschen und stützte mich am Rand ab, um das Buch zu Ende zu lesen. Als ich fertig war, war es dunkel. Ich duschte noch kurz, wegen dem Chlorwasser, steckte mein Handy an die Steckdose und ging schlafen.

Am nächsten Morgen stand ich sofort auf, da ich sehr gespannt auf den zweiten Schultag war. Nachdem ich mir ein geblümtes Oberteil und einen Jeansrock angezogen hatte, legte ich noch ein paar passende Accessoires an.

Ich machte mir Pancakes und aß sie, bevor ich mich auf den Weg zur Schule machte.

Ich legte das Buch neben mir auf dem Bett ab und sprang auf, um das iPhone vom Ladekabel zu nehmen. Gestern Abend hatte ich Siri nur sehr zögernd an die Steckdose angeschlossen, ich hatte wahnsinnige Angst davor, dass sie einen Stromschlag verpasst bekam.

Sie meinte allerdings es könnte genauso gut sein, dass sie starb sobald der Akku leer ging. Das machte mir genug Angst um sie sofort ans Ladekabel zu hängen, die Akku - Anzeige zeigte nämlich nur noch 4%. Danach war sie still geworden und hatte mich vor Angst um sie fast nicht schlafen lassen. Immer wieder sagte ich mir, dass schon alles gut war. Villeicht war es einfach so als würde sie schlafen.

,,Siri?" Flüsterte ich starr vor Angst. ,,Alles okay? Geht es dir gut? Sag doch was!"

Das Handy kicherte. ,,Chill. Mir gehts gut, alles normal. Es hat sich gar nichts verändert. Ich dachte eigentlich es würde so werden, wie wenn ich schlafe, oder villeicht wie essen, aber es hat sich gar nichts verändert, außer der Akkustand."

,,Warum hast du dann die ganze Nacht über nicht geredet?"

Sie kicherte. ,,Einfach so."

Empört verschränkte ich die Arme. Sie hatte anscheinend Spaß daran gehabt mir Angst einzujagen, aber ich war viel zu erleichtert um ihr böse zu sein.

Ich stand auf und guckte ins Buch, falls über Nacht noch ein paar Sätze mehr erschienen waren. Es blieb allerdings bei dem was ich schon gestern Abend gelesen hatte. Also nur die Ereignisse von gestern, das Outfit für heute und Pancakes. Schade, denn falls ich heute in der Schule diesen Aiden wiedersah, hätte ich es gerne rechtzeitig erfahren, um mich emotional darauf vorzubereiten.

Mit dem iPhone in der Hand, aus dem Siri fröhlich plapperte, suchte ich das Outfit aus dem Kleiderschrank aus und zog es an. Destiny im Spiegelbild sah wunderschön damit aus, sehr sexy und sommerlich. Seufzend rief ich mir ins Gedächtnis, dass ich in meinem eigenen Körper in genau denselben Outfit nicht einmal halb so gut aussehen würde wie sie. Aber nun ja, eigentlich war das was sie trug sowieso nicht mein Style.

Ich mochte es ein wenig ausgefallener, durch mein geringes Selbstbewusstsein trug ich meist nur zu weite, schwarze Klamotten, aber die Outfits die ich im Internet likte, gingen schon fast in Richtung gothic. Schwarz, ausgefallen, mysteriös, mit viel Spitze.

Ich drehte mich ein wenig vor dem Spiegel hin und her. Wie destiny wohl in sowas aussehen würde?

,,Siri, meinst du wenn im Buch mal nichts zu ihrem Outfit steht kann ich mal was ganz anderes anziehen?"

,,Du meinst diese Vampir - Klamotten? Nein, auf gar keinen Fall. Denk doch mal nach. Wie sich jemand anzieht, ist ein wichtiger Teil davon wie Leute diese Person wahrnehmen. Und wir wollen, dass sie Destiny auf die richtige Art wahrnehmen, so das sich Aiden in sie verliebt und sich diese drei Mädchen von gestern mit ihr anfreunden."

Sie hatte Recht. Ich verließ den Kleiderschrank, machte Maskara auf meine Wimpern, bewunderte noch ein bisschen mein Spiegelbild und ging dann nach unten, um Pancakes zu essen.

Pünktlich kam ich an der Schule an und machte mich auf die Suche nach dem Raum. Als erste Stunde hatte ich Chemie, ein Fach das ich nie sonderlich gemocht hatte. Nur manchmal wenn wir Expirimente machten, bei denen irgendwas explodierte, knallte oder bunt wurde, war es ganz spaßig.

Ich stieg die Treppen zum zweiten Stock hoch, nur um festzustellen, dass ich anscheinend doch ins Erdgeschoss musste. Genervt machte ich kehrt, als sich plötzlich ein Arm an der Wand abstützte und mir den Weg versperrte. Ehe ich mich versah, hatten sich zwei Hände neben meinen Kopf festgenagelt und ich blickte in ein paar hellgrüne Augen.

,,Hey, Kleine." Mir wurde kalt. ,,Hör mir mal gut zu, ich weiß du bist neu an der Schule und je eher du lernst dich an die Regeln zu halten, desto besser für dich."

Aiden starrte mit ernstem Gesicht auf mich runter.

,,Ähem okay... Was sind die Regeln?" Krächzte ich zittrig.

Die ganze Situation überforderte mich und sein wahnsinnig gutaussehendes Gesicht machte es schwer irgendwas halbwegs intelligentes zu denken.

Aiden hob einen Mundwinkel, was ziemlich selbstgefällig aussah.

,,Also, Regel Nummer 1 ist: Ich und meine Jungs sind hier die Chefs, die Bosse, die Herrscher. Uns gehört diese Highschool praktisch. Wenn du keine Probleme möchtest, dann akzeptierst du das. Das heißt du machst Platz wenn wir vorbeikommen, tust was wir dir sagen und zeigst Respekt, klar, Süße?"

Ich entschied mich dafür kurz zu nicken. ,,Klar. Alles Klar. Kann ich jetzt gehen?" Vorsichtig ging ich in die Knie und versuchte mich unter seinem Arm hindurch zu schieben. Er hielt mich fest und drückte mich erneut gegen die Wand. Verdahammmt...

,,Nicht so schnell, Kleine. Das war noch nicht alles. Regel Nummer zwei: Jeder der was nettes zu Jason sagt, oder überhaupt mit ihm redet, wird Probleme mit mir kriegen. Du hast meine Geduld gestern schon sehr auf die Probe gestellt, aber ich bin bereit darüber hinwegzusehen, weil es dein erster Tag hier war."

Selbst wenn man jemanden extrem hasste, kam mir das doch ziemlich übertrieben vor. Und vorallem wie sehr viel Arbeit. Da müsste man ja jeden Tag kontrollieren wer was zu Jason sagte, dann überlegen ob das unter die Kategorie nett oder nicht nett fiel und dann noch jeden einschüchtern, der Jason mal einen guten Morgen gewünscht hatte. Was für ein Stress, ey.

,,Was ist denn bloß dein Problem mit Jason?"

Ich wusste das ich etwas falsches gesagt hatte, als er mich bei den Schultern packte und mit voller Wucht gegen die Wand slammte. Wäre ich nicht so eingeschüchtert, wäre ich sicher wütend geworden.

,,Das geht dich überhaupt nichts an, du kleine Bitch!"

Erst kam dieser Junge an und hinderte mich zum Unterricht zu gehen, dann drang er in meinen persönlichen Raum ein und drohte mir, während er wiederholt Kosenamen benutzte. Das war eigentlich schon verbale, sexuelle Belästigung. Und jetzt hatte er mich auch noch beleidigt.

Empört kniff ich die Lippen zusammen und drehte meine Augen nach oben, fest entschlossen diesem Typen die Meinung zu sagen. Destiny hätte das sicher auch gemacht, jemand der so schön und reich war, hätte garantiert genug Selbstbewusstsein, um sich sowas nicht gefallen zu lassen.

,,Jetzt hör mir mal zu!"

,,Bin ganz Ohr." Er lehnte sich zurück und hob eine Augenbraue. Ich öffnete den Mund. Jetzt! Jetzt würde ich ihn in Grund und Boden reden, bis er sich entschuldigte und versprach sein Verhalten zu ändern. Was herauskam war allerdings...

,,Kann ich jetzt gehen? Ich muss zu Chemie."

,,Willst du denn schon gehen?" Flüsterte er mir ins Ohr. ,,Vergiss Chemie... Wir beide könnten genauso gut etwas anderes machen, etwas spaßigeres..."

Nun reichte es mir entgültig. Es war zu früh am Morgen für diese Scheiße! Ich duckte mich unter seinen Arm hindurch und machte das ich die Treppe hinunter kam.

,,Siri, meinst du ich habe das gut gemacht?"

Chemie war vorbei und ich lief mit dem Handy am Ohr zu meiner nächsten Stunde.

,,Ja, ich fand du hast dich ziemlich gut angestellt. Du hast ganz sicher Eindruck bei Aiden hinterlassen."

,,Und was passiert jetzt als nächstes? Bitte sag mir, dass ich ihm nicht meine unsterbliche Liebe gestehen muss, damit das Buch endet."

Nervös knotete ich die Finger in meine Haare. Tatsächlich hatte Aiden mir vorhin ziemlich Angst eingejagt und ich wollte nicht öfter als nötig in seine Nähe.

,,Ach was. Schätzchen, ich habe schon sehr viele Liebesgeschichten gelesen, die der deinen ähneln." Flötete Siri mit hoher Stimme.
,,Du wirst nichts weiter tuen müssen, dafür gibt es den dritten Hauptcharakter."

,,Welcher dritter Hauptcharakter?" Ich ahnte Schlimmes.

Sie kicherte. ,,Das Schicksal. Oder wie andere es nennen würden: Der Zufall. Der Zufall wird dafür sorgen, dass du und Aiden sich noch einmal begegnen. Und dann noch einmal. Und es endet damit, dass er sich unsterblich in dich verliebt, weil du so schön und anders bist und du dich unsterblich in ihn verliebst, weil er gutaussehend und männlich ist. Eigentlich kannst du alles Aiden oder dem Schicksal überlassen. Ganz einfach."

Bevor ich antworten konnte, kamen Kylie und Ashley auf mich zu und umarmten mich zur Begrüßung, was mich überraschte. Schließlich kannte ich die beiden erst seit gestern.

,,Hi, Destiny."

Ich lächelte. ,,Hi, Ashley. Hi, Kylie. Welche Fächer habt ihr jetzt?"

,,Wir haben jetzt Englisch, aber das ist erstmal egal." Ashley baute sich vor mir auf und sah mich bedeutungsvoll an. Sie war ein Stück größer als ich und hatte grüne Augen und auffallende, hellrote Haare. Ich hatte im echten Leben noch nie jemanden kennengelernt der von Natur aus beide dieser seltenen Eigenschaften hatte.

,,Wir wurden grade auf Jacksons Party am Freitag eingeladen!"

Kylie kreischte auf und begann hibbelig auf und ab zu hüpfen. Ashley grinste von einem Ohr zum anderen.

Ich legte fragend den Kopf schief. ,,Ähm Cool. Freut mich für euch. Warum ist das so toll?"

Ashley und Kylie fielen die Kinnladen nach unten und sie tauschten ungläubige Blicke. ,,Weil es Jacksons Party ist! Jackson Wang!"

Ich seufzte. Hatten die beiden schon vergessen, dass ich neu an der Schule war? ,,Wer ist das?"

,,Du weißt nicht wer Jackson Wang ist?"

,,Nope. Ich bin erst seit gestern an dieser Schule."

Ashley seufzte. ,,Okay. Jackson ist reich, berühmt, wahnsinnig gutaussehend und einfach nur cool. Seine Partys sind legendär. Wann immer er eine schmeißt redet die ganze Schule noch monatelang darüber."

Toll... Noch ein gutaussehender Junge mehr, der angeblich die Schule regierte... Würde der mir auch mit irgendwelchen Regeln ankommen? Sofort ärgerte ich mich über diesen Gedanken. Zwar war ich hier der Hauptcharakter, aber das hieß noch lange nicht, dass sich alles nur um mich drehte. Bestimmt wusste Jackson nicht einmal, dass ich existierte.

,,Ach so. Das ist echt cool. Macht euch einen schönen Abend."

Ich wollte mich abwenden und zum Unterricht gehen, aber Ashley griff nach meinem Arm. ,,Nicht so schnell. Die Sache ist, wir dürfen nur kommen, wenn wir dich mitbringen."

Moment. Jemand wollte mich auf einer Party haben?!

,,Aber ich kenne diesen Jackson doch gar nicht."

Kylie zuckte mit den Schultern. ,,Er dich aber anscheinend. Also, kannst du am Freitag? Bitte bitte sag das du kannst!"

,,Wir haben nämlich schon zugesagt." Fügte Ashley hinzu und sah mich erwartungsvoll an.

Ich seufzte. Vermutlich stand diese Party im Buch, also musste ich da hin. Wenn es jedoch eine Sache gab die ich hasste, dann waren es Partys. Ganz im Gegensatz zu Siri, die praktisch jedes Wochenende auf Hauspartys oder in den Club ging. Sie fragte mich jedes Mal ob ich sie begleiten wollte und jedes Mal lehnte ich ab. Es endete dann immer damit, dass sie mich um vier Uhr morgens völlig betrunken anrief, ich quer durch die Stadt fahren musste, um sie abzuholen, sie anschließend nach Hause bugsierte, wobei sie schon mehr als einmal in die U - Bahn gekotzt hatte, und schließlich, der schwierigste Part, sie an ihrer Mutter vorbei in ihr Bett brachte. Am nächsten Tag saß sie dann übermüdet und verkatert neben mir in der Schule und schwor, dass es das letzte Mal gewesen war, wo sie feiern ging. Das reichte mir als Feier - Erlebnis. Partys waren einfach nichts für mich.

,,Klar. Natürlich komme ich. Das wird bestimmt super. Ich freu mich schon..."

Würg. Warum musste ich es Leuten immer recht machen wollen?

Ashley und Kylie quietschten auf und fielen mir um den Hals. ,,Warte nur bis Olivia das hört! Sie ist immer noch auf dem Klo und und weint vor Freude, weil Jackson uns eingeladen hat."

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