Der erste Schultag
Die Klamotten fand ich zum Glück schnell. Der Kleiderschrank war perfekt sortiert und wie der Rest des Zimmers sehr ordentlich. Destiny schien ein richtiger kleiner Ordnungsfreak zu sein und unterschied sich damit schonmal grundlegend von mir.
Das Bad war ein Traum, aber ich hatte keine Zeit zum Staunen, Das iPhone zeigte schon 7:41. Wäre ich in meinem Leben gewesen, wäre das genug Zeit gewesen um aufzustehen, dieselben Schlabbersachen wie gestern anzuziehen, mir die Zähne zu putzen und loszugehen, um mir auf dem Weg zur U- Bahn ein Sandwich zu holen und daraufhin nur 12 Minuten zu spät zu kommen.
Aber Destiny musste ja so extra sein und Pancakes frühstücken. Und vermutlich war sie nicht der Typ der zu spät zur Schule kam. Besonders nicht am ersten Tag.
Also kleisterte ich hektisch Maskara auf ihre 3 cm Wimpern und polterte die Marmortreppe ins Erdgeschoss hinunter. Die Küche sah aus wie aus einem Katalog entsprungen, aber der Kühlschrank und die Schränke enthielten fast keine Lebensmittel. Ich schnappte mir eine Schüssel und einen Schneebesen und fing an Pfannkuchenteig zu mixen.
Siri hatte inzwischen entdeckt, dass sie das Handy bedienen konnte. Es sah gruselig aus, wie das iPhone an der Anrichte lehnte, Playstore von selber öffnete und alle möglichen Spiele installierte. Laut Siri war auf dem iPhone nämlich praktisch nichts drauf, entweder weil es noch so neu war, darüber nichts im Buch stand oder Destiny eine basic Bitch ohne jeglichen Charakter war. Beim letzten Grund fühlte ich mich merkwürdig beleidigt.
,,Siri, kannst du mir ein Pfannkuchen rezept raussuchen? Ich weiß nicht wie die Mengen für Mehl und Zucker sein müssen."
Das Handy kicherte. ,,Moment noch. Ich spiel grade Candy crush."
Es schien sie nicht sonderlich zu stören, dass sie in einem Handy gefangen war.
Ich schaffte es zwei Pancakes zu machen und in mich reinzuschlingen, bevor die Uhr sieben vor acht zeigte und ich entschied, dass ich jetzt aber ganz dringend los musste.
Ich fand einen stereotypischen High - school Schulranzen vor der Haustür und verstaute darin das Buch. Der Ruchsack war glücklicherweise schon gepackt. Siri hielt ich in der Hand, da der verfluchte Rock keine Taschen hatte.
Die Tür ließ ich hinter mir ins Schloss fallen und hoffte, dass sich ein Schlüssel im Schulranzen befand. Außer mir schien nämlich niemand im Haus zu sein, Destinys Eltern machten bestimmt Business kram. Darüber war ich erleichtert, ihre Anwesenheit hätte alles noch viel komplizierter gemacht.
Den Mercedes, den das Buch erwähnt hatte, sahen wir. Er war silbern und vor der Villa geparkt. Ich war echt froh, dass Destiny etwas für ihre Gesundheit tuen wollte und zur Schule lief anstatt zu fahren. Denn ich hatte keinen Plan vom Autofahren und würde vermutlich einen Unfall verursachen, falls ich es überhaupt schaffte den Wagen zu starten.
Irgendwie wusste ich wohin ich gehen musste und nach drei Straßen kamen wir tatsächlich an der Schule an. Leider war es da schon 5 nach 8.
Verdammt! Dachte ich. Dabei war ich die meiste Zeit sogar gerannt. Hätte ich das in meinem alten Körper getan, wäre ich jetzt total erschöpft, aber jetzt fühlte ich überhaupt keine Erschöpfung und hatte auch nicht das Gefühl geschwitzt zu haben. Generell merkte ich wie anders sich jede Bewegung anfühlte. Leichter, angenehmer.
,,Ich möchte nicht sehen, dass sie noch einmal zu spät kommen. Pünktlichkeit wird an unserer Schule groß geschrieben." Der Direktor Mr Miller sah mich ernst an. Er war ein dicklicher Mann um die fünfzig mit einem buschigen Schnurrbart und ebenso buschigen Augenbrauen. Ich nickte eingeschüchtert. Es war albern, aber ich hasste es von Autoritätspersonen zurechtgewiesen zu werden.
Wenn man bedachte, dass ich völlig unfreiwillig in einem Buch gefangen war und nicht einmal sicher wusste ob ich jemals in mein altes Leben zurückkehren konnte, war es umso alberner.
Nachdem ich von der Sekretärin meinen Stundenplan und einen Plan der Schule erhalten hatte, machte ich mich auf den Weg zu meiner ersten Stunde. Dabei versuchte ich den Raumplan zu studieren und gleichzeitig zu rennen, um nicht noch später zu kommen, als ich ohnehin schon dran war. An meiner eigentlichen Schule war Verspätung nie wie eine große Sache behandelt worden, aber hier hatten sowohl der Direktor als auch die Sekretärin mich mit Blicken erdolcht, als ich um 7 nach 8 bei ihnen ins Büro gekommen war und mich als die neue Schülerin vorgestellt hatte.
Plötzlich stieß ich volle Kanne gegen etwas hartes und ließ das iPhone und die beiden Blätter fallen. War ich gegen die Wand gelaufen? ,,Pass doch auf wo du hingehst!" Ertönte es barsch.
Mit schmerzhaft verzogenem Gesicht sah ich nach oben. Direkt in zwei strahlend grüne Augen. Oh Fuck! Wie von der Tarantel gestochen machte ich einen großen Satz rückwärts und hob abwehrend die Hände. Mir brauchte niemand zu erklären wer das war.
,,Entschuldigung." Sagte ich und versuchte so schnell wie möglich meine Sachen wieder einzusammeln. Der Junge bückte sich und griff nach meinem Handy, um es für mich aufzuheben. ,,Nicht." Rief ich und hielt seine Hand fest. Ansonsten würde er nämlich sehen, dass das Handy grade von alleine eBooks laß. Fragend hob er eine Augenbraue. Ich rang mir ein Lächeln ab. ,,Ähm... Ich habe es fallen gelassen, also muss ich es auch wieder aufheben."
Er schaute mich an, als wäre ich etwas sehr merkwürdiges und grinste dann schief, während er sich durch die Haare fuhr. ,,Hab dich noch nie hier gesehen, bist du neu?" Ich nickte knapp, hob mein Handy auf und wandte mich zum gehen.
,,Also das hast du ganz furchtbar geregelt." Meinte Siri tadelnd. Es war endlich erste große Pause und ich stand mit dem Handy am Ohr in einer Ecke des Schulhofes, um es so aussehen zu lassen, als würde ich telefonieren.
,,Was genau und Wieso?"
,,Die Begegnung mit dem männlichen Hauptcharakter. Erstmal hättest du ihn anfauchen müssen, da der Zusammenstoß genauso sehr seine Schuld war wie deine. Dann hättest du ihn noch mehr anfauchen müssen, weil er dich mit diesem: pass doch auf wo du hinläufst angekeift hat. Dann hättet ihr euch mindestens ein paar Minuten streiten müssen, während dir auffällt wie hot er ist und dann hättet ihr getrennte Wege gehen sollen, und zwar du mit dem Eindruck das er ein extrem- hottes - mega - Arschloch ist. Aber du warst viel zu hektisch und nett. So hinterlässt du bei ihm doch niemals Eindruck."
Betreten sah ich auf meine Füße, die in unbequemen Schuhen steckten, die sich aber nicht mal unbequem anfühlten und in denen ich trotzdem perfekt laufen und rennen konnte. Wenn ich noch irgendeinen Beweis dafür gebraucht hatte das ich tatsächlich in dem Buch steckte, dann hatte ich ihn jetzt. Der männliche Hauptcharakter. Es gab ihn wirklich. Hier drin.
Villeicht hätte lieber Siri in Destinys Körper landen sollen, sie war viel witziger und interessanter als ich. Und sie wusste viel mehr über Liebesgeschichten. Sie hätte uns sicher im Nu hier rausgeholt.
,,Aber ich will doch gar nicht Eindruck bei dem schinden, Siri. Warum hätte ich denn Streit mit ihm suchen sollen? Es war doch meine Schuld, dass ich im Korridor gerannt bin ohne zu gucken wo ich hingehe. Ich hoffe ich seh ihn einfach nie wieder, dass wäre so unangenehm, ich habe mich doch voll blamiert mit diesem: ich habe es fallen gelassen ich hebe es wieder auf."
,,Schätzchen, natürlich willst du Eindruck bei ihm schinden. Du musst sogar. Das hier ist eine Liebesgeschichte, die enden nun mal damit, dass am Ende die Hauptcharaktere zusammenkommen. Und unsere einzige Chance hier rauszukommen ist das du die Geschichte zu Ende spielst."
Ich seufzte. ,,Ich wünschte du könntest Destiny sein und ich das iPhone. Du weißt viel mehr über Jungs und wie man mit ihnen zusammen kommt. Und ich wäre viel besser im Handy aufgehoben. Handyspiele zu spielen und eBooks zu lesen ist eh das einzige worin ich gut bin."
,,Das stimmt doch gar nicht! Du bist die perfekte Heldin für eine Liebesgeschichte. Du bist nett und ruhig und freundlich und hast einen bescheuerten ungewöhnlichen Namen."
,,Destiny?"
,,Nein. Elfriede."
Ich musste lachen. ,,Danke sehr, Siriphorn. Wie soll ich mich also verhalten wenn das Schicksal Destiny und den Jungen erneut aufeinandertreffen lässt?"
,,Sei einfach ein bisschen schnippischer und selbstbewusster. Destiny wirkt wie so der barbie - softgirl - Hauptcharakter - typ. Freundlich zu allen, aber lässt sich nichts gefallen."
Ich atmete tief durch. ,,Okay, Danke. Ich versuch's."
,,Schaffst du schon." Murmelte sie, während sich auf dem Handybildschirm ein YouTube Video öffnete. ,,Guck doch schnell ins Buch, vielleicht hat es sich schon weitergeschrieben. Dann kannst du gucken, ob du ihn heute nochmal siehst."
Gute Idee! Schnell holte ich das Buch hervor und schlug es auf. Es hatte sich tatsächlich weitergeschrieben, die erste Seite war jetzt so gut wie voll. Ich überflog wie Destiny zu spät kam, zum Direktor ging und in ihren zukünftigen Freund hereinrannte. Über die erste Pause, in der ich mich grade befand, stand dort nichts, aber dafür schon ein paar Sätze über die Mittagspause.
In der Mittagspause setzte ich mich alleine an einen Tisch und packte meinen Apfel aus. Die Cafeteria hatte ich schnell gefunden, da alle Schüler dort hinströmten. Sie war sehr groß mit vielen weißen Tischen. Alle hatten mindestens 6 Stühle. Traurig sah ich auf den leeren Stuhl neben mir, in meiner alten Schule hatte ich keine Freundinnen gehabt, weil die Mädchen eifersüchtig auf mich gewesen waren, weil ich reicher war als sie. Villeicht würde ich ja hier Freunde finden?
,,Ist hier noch frei?" Ertönte eine freundliche Stimme neben mir und
Dort endete die Schrift. Wer würde sich da zu mir setzen?
,,Tzzz was soll dieses ist hier noch frei? Ist da jemand blind oder was? Wer soll denn da sitzen? Der blutige Baron?" Siri hatte ihr Youtube video gestoppt und mit mir den Text gelesen.
,,Wer glaubst du wer das sein wird?"
,,Ist es nicht offensichtlich? Deine neue beste Freundin. Sag mir bitte, dass diese Bitch mich nie ersetzen könnte, ja?"
Ich lachte. Destiny hatte ein sehr schönes, glöckerndes Lachen. Wie ein plätschernder Bach. ,,Niemand könnte dich jemals ersetzen, Siri. Das weißt du doch."
Bitte seid so nett und votet.
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