| TWO |
ℋℴ𝓁𝓁𝓎
Die Luft auf Madeira roch anders - irgendwie frischer und klarer, als in den Staaten. Ich genoss die Sonne auf meiner Haut, saugte jeden einzelnen Strahl auf, während Max den perfekten Wellengang für sich entdeckt hatte.
Er stieg aus dem Wasser und fuhr mit den Fingerspitzen durch sein dunkelblondes Haar. Dann sagte er: »Du solltest mit reinspringen, Bunny. Das Wasser ist so angenehm und Wellen sind ein Traum für jeden Surfer.«
»Nö, lieber nicht.« Ich schloss die Augen und reckte mein Gesicht gen Himmel. »Sonst gewinnst du am Ende noch die Einsicht, dass ich viel besser bin als du.«
»Was sagst du da?« Ihm entfuhr ein belustigter Laut. »Das glaubst du ja wohl selber nicht.«
»Oh doch, das tue ich.«
»Okay, dann beweise es. Du und ich, bis einer vom Board runterfällt.«
Ich verdrehte die Augen. »Bist du irre? Wir sind Profis, Nick. Das könnte Stunden dauern.«
»Nicht, wenn ich dich vom Surfbrett stoße.« Er grinste herausfordernd. »Na los, komm schon, du kleiner Angsthase!«
Angsthase? Ich hörte wohl schlecht. »Na schön, du hast es so gewollt.« Ich richtete mich auf, ehe ich mich bückte, um mein Surfboard vom Boden aufzuheben. »Aber sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt hätte, Anfänger.«
»Anfänger?« Das Grinsen in seinem Gesicht wurde breiter. »Hast du mich gerade wirklich so genannt?«
»Allerdings.«
»Oh, Bunny ... Ich werde dich sowas von fertigmachen.«
»Vielleicht in deinen Träumen.« Ich klemmte mir mein Board unter den Arm und rannte los. Auf Madeira gab es mehr Stein- als Sandstrände, aber wir hatten Glück. In der Nähe von Porto Moniz gab es eine Surfschule, wo die guten Surfspots eher belagert und die Wellen deutlich flacher waren. Das Surfcamp war auf der anderen Seite der Insel, weshalb wir uns eigenmächtig auf die Suche nach einem geeigneten Platz gemacht hatten, um nach Herzenslust jede Welle abzufangen, die uns zusagte.
Zugegeben, Max war ein guter Surfer. Wir nahmen uns nicht viel, weil wir mindestens einen Elternteil hatten, der als Surflehrer tätig war. Deshalb standen wir auf Surfboards, bevor wir laufen konnten.
»Was ist los?«, wollte Max von mir wissen, nachdem er eine wirklich große Welle erwischt hatte. »Hast du verlernt, wie man richtig surft?«
»Nein. Ich warte nur auf die richtige Welle.«
»Wenn du ein Leben lang auf die richtige Welle wartest, verpasst du den ganzen Spaß.«
»Und wenn du auf jeder beliebigen Welle reitest, wirst du irgendwann vergessen, worauf es wirklich beim Surfen ankommt.«
»Ach ja? Worauf kommt es denn deiner Meinung nach an, wenn ich fragen darf?«
»Darauf, sich neuen Herausforderungen zu stellen und tagtäglich über sich hinauszuwachsen.«
Nun war Max derjenige, der die Augen verdrehte. »Gott, du klingst ja beinahe so, wie mein Vater.«
»Onkel Jonah ist eben eine Kämpfernatur. Genauso wie ich. Wir führen einen unerbittlichen Kampf, den nur einer gewinnen kann.«
»Was denn für einen Kampf?« Er prustete so laut los, dass er sich vor Lachen krümmte. »Surfer gegen Welle?«
»Nein, Max«, antwortete ich resigniert. »Kopf gegen Herz.«
Wieso bist du nur so blind, Max? Wieso nimmst du mich nicht so wahr, wie ich dich?
»Dann solltest du deinen Herz sagen, dass es damit aufhören soll, für die falschen Dinge zu schlagen.«
Mein Herz hat schon immer für dich geschlagen. Wieso sollte es also ausgerechnet jetzt damit aufhören?
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