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~POV Tim~
"TIM!" "WAS?!" "Hast du Snowhite gesehen?" "Hast du meinen Herzinfarkt gesehen? Nein? Komisch den hatte ich nämlich gerade!" "Man Tim! Das ist echt nicht witzig!" "Es ist auch nicht witzig, dass ich wegen dir ein Strich über die Hausaufgaben gemacht habe und jetzt alles nochmal schreiben darf. Erschreck mich nie wieder so und klopf an." "TIM! Snowhite ist seit gestern morgen weg!" "Warte. Sie ist nicht zurückgekommen?" "Nein... Ich dachte Kiara oder unsere Eltern hätten sie gestern oder heute morgen rein gelassen. Aber Kira sagte, dass sie Snowhite nicht gesehen hat und ihr Napf ist auch noch nicht angerührt." "Verdammt. Wo könnte sie denn sein?" Lina zuckte mit den Schultern und sah sehr verzweifelt aus. "Okay, lass uns erstmal die Siedlung absuchen und andere Leute fragen, vielleicht hat sie ja jemand gesehen. Außerdem hat sie doch ihr Halsband um und dort steht unsere Adresse drin." Lina nickte und wir gingen nach unten. Wir schauten erst überall im Haus nach, falls sie jetzt doch drin ist. Danach schauten wir im Garten, doch auch dort war sie nicht.
~POV Stegi~
Seitdem ich vor zwei Tagen wieder zurück war, hatte ich Tim noch kein Mal wieder gesehen. Bestimmt war er wirklich wütend auf mich und wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Kann ich verstehen, ich bin schließlich einfach so abgehauen ohne ihm Bescheid zu sagen. Man Stegi! Du bist so dumm! Gut, vielleicht machte ich mir auch einfach zu viele Gedanken und er hatte einfach keine Zeit. Aber was hat er denn die letzten paar Wochen gemacht? Hatte er versucht zu mir zu kommen? Bestimmt hat er es ein paar mal versucht und als er gemerkt hat, dass ich nicht da bin, aufgegeben. Ich hab es selber versaut. Er wird nie wieder zu mir kommen. Eigentlich könnte ich doch auch zu ihm gehen, aber um ehrlich zu sein habe ich zu viel Angst vor seiner Reaktion. Er hasst mich, davon bin ich überzeugt. Ich weiß ja nicht mal, wie lange ich weg war. Wenn man auf der Straße lebt, verliert man schnell das Zeitgefühl. Ich stand von meiner Matratze auf und ging nach draußen um mir kurz die Beine zu vertreten. Ich saß nämlich schon ziemlich lange auf dieser Matratze und dachte über meine Dummheit nach. Ich lief ein wenig ziellos durch die Stadt und weiter in den Park. Dort sah ich ein paar kleine Mädchen die irgendwas anschauten. "Die ist voll süß!", sagte das eine Mädchen. Sie waren ziemlich enttäuscht, als ihre Mütter sie holten. Erst jetzt sah ich, was die Mädchen dort die ganze Zeit anschauten. Es war eine kleine weiße Katze. Sie erinnerte mich an die Katze von Lina. Diese Katze schlenderte auf mich zu und schaute mich mit großen Augen an. Ich beugte mich zu ihr runter und streichelte sie. Jetzt fiel mir ihr Halsband auf, auf dem ihr Name stand. Snowhite. Snowhite? War das wirklich die Katze von Lina? Es würde auf jeden Fall passen. Nach einer langen Streicheleinheit, merkte ich, dass es langsam dunkel wurde und ich ging nach Hause. Snowhite blieb dort liegen und genoss anscheinend noch die letzten Sonnenstrahlen. Irgendwie hatte ich das Gefühl von allen Leuten angestarrt zu werden, während ich nach Hause lief. Erst als ich zu Hause ankam merkte ich auch warum. Snowhite war mir gefolgt. Ich beugte mich wieder zu ihr runter und streichelte sie wieder. "Du musst nach Hause gehen. Lina wartet doch schon auf dich." Das interessierte sie wohl nicht wirklich, denn mit einem Sprung, sprang sie durch ein kaputtes Fenster in das Haus. Ich folgte ihr durch die Tür und sah, dass sie auf meiner Matratze lag. Als ich mich neben sie setzte, kletterte sie auf meinen Schoss und schlief dort ein. Ich weiß, ich sollte sie zurückbringen, aber es war schon dunkel draußen und aus eigenen Erfahrungen wusste ich, was Abends in einer Stadt los war. Das manche Leute schon mitten in der Woche besoffen sein mussten, war mir ein Rätsel.
Am nächsten Morgen wurde ich durch ein miauen geweckt. Ich muss wohl irgendwann eingeschlafen sein und Snowhite war immer noch da. Ich setzte mich aufrichtig hin und schaute Snowhite an, die vor mir stand. Wieder miaute sie. Bestimmt hatte sie Hunger. "Ich habe nichts zu essen." Snowhite kletterte wieder auf meinen Schoss und blieb dort auch liegen. Durch ein Fenster konnte ich auf die Kirchenuhr schauen. Halb 12. Meine Eltern hatten mir irgendwann mal beigebracht Uhr zu lesen. Um halb 12 werden Lina und Tim noch nicht wieder von der Schule zurück sein. Ich wartete nochmal zwei Stunden, vielleicht würde Snowhite auch von alleine gehen. Aber das tat sie nicht. Sie blieb die nächsten zwei Stunden auf meinem Schoss liegen und schlief schon wieder. Jetzt war es halb 2. Ich nahm Snowhite auf den Arm und ging los zu dem Haus von Lina und Tim. Keine Ahnung ob ich hoffte, dass Tim da war oder nicht. Wenn er die Tür öffnet und mich sieht, wird er böse sein? Vielleicht ist er ja auch glücklich. Was ich aber bezweifelte. Er wird mir garantiert nicht in die Arme fallen und sagen, dass er mich vermisst habe. Das schlimmste wäre, wenn er mir Snowhite abnimmt und mir dann die Tür vor der Nase zuknallt. Aber mit dem Gedanken sollte ich mich anfreunden, denn das war die einzige Reaktion die ich für möglich hielt. Außer er will vielleicht nochmal mit mir reden. Als ich vor dem Haus stand, schaute ich mir nochmal das Halsband von Snowhite an. Die Adresse, welche im Halsband eingraviert war, stimmte. Mit einem komischen Gefühl und einem klopfendem Herzen betrat ich das Grundstück. Vor der Tür zögerte ich kurz. Ich könnte jetzt genauso gut, Snowhite hier einfach absetzten und wieder gehen. Nein. Es könnte sein, dass sie mir wieder hintergeht. Ich klingelte einmal an der Tür und musste gar nicht lange warten, bis Lina mir die Tür öffnete. Erst erblickte sie mich, schaute dann aber auf Snowhite. "Snowhite!" Ich übergab sie Lina, die Snowhite sofort an sich drückte. "Danke, Stegi!", wandte sie sich dann an mich und umarmte mich.
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