Lucy - Willenlose Soldaten

(Als Warnung. Der Erziehungsstil in Nato basiert auf Angst und Verletzung. Bei manchen Szenen kommt es deswegen zu Unterdrückung und Gewalt. Wie kurzzeitig hier. Vielleicht nicht unbedingt etwas für schwache Nerven.)

Eine organe Sonne steigt in den dunklen Himmel, der ohne jegliches Licht ist, empor und erscheint über dem Wald. Sie erleuchtet ihn zum ersten Mal seit Jahren in einen düsteren Licht und schickt ihre Strahlen in die Dunkelheit hinein. Langsam beginnt sich die pechschwarze Kuppel zu verfärben und nimmt eine neue Farbe an. Je weiter der Himmel zur der gerade erst, aufgegangenen Sonne fließt, desto mehr röter wird er bis er Stufe des Roten Lebenssaft erreicht hat. Wolken wandern über ihn und nehmen den Ton des Himmels an. Nun wirken sie wie Blutschwaden, die über den Himmel schweben. Das Licht schleicht langsam über den Boden und schickt seine Strahlen zu Orten, die jahrelang keinen Lichtstrahl mehr gespürt haben. Die Dunkelheit löst sich langsam auf und wird von der Helligkeit geküsst. Nebelschwaden ziehen durch die Bäume und verschwinden immer mehr. Das Licht kehrt in einem blutroten Ton zurück und legt sich über die dunkle Landschaft.

Plötzlich fallen laute Schläge durch den Wald und werden von einem lauten, bestimmenden Gebrülle gefolgt. Beides hallt durch die Bäume und entreißt dem Wald seine betörende Ruhe.

,,Lea, achte auf deinen Fuß!"

,,Quinn, halte deinen linken Arm vor dich! Das Schild muss dich schützen, nicht du das Schild!"

,,Aaron! Du bist kein Blatt in einem Hurrican. Fester Stand!"

,,Luna! Blicke mich doch nicht so ängstlich an. Dieses Aussehen macht dich schwach und angreifbar!"

,,Milan! Deine Bewegungen! Führe doch alle richtig aus und hör auf herumzutänzeln. Du bist keine Ballerina, sondern ein Krieger!"

Mit erhobenen Kopf und eiskalten, strengen Blick schreite ich durch die Reihen von Kinder. Meine kurzen, schwarzen Haare passen sich meiner Bewegung an und wippen mit. Ich nehme jede kleinste Regung, der von Angst zitternden Kinder, wahr und lasse niemanden länger als zwei Minuten aus dem Auge. Fast ständig brülle ich Befehle und Verbesserungen. Meine blutroten Augen blicken jeden Schüler kritisierenden an und ich bessere scharf jeden kleinsten Fehler aus. Jeder von ihnen bemüht sich verzweifelt jede Bewegung der Kampfform ,,Ti Mari" korrekt auszuführen, um möglichst keine Aufmerksam auf sich zu ziehen. Leider bringt sich das bei meiner Unterrichtsstunde nichts, weil ich es liebe, die Bemühung und die Hoffnung von den Kleinen zu zerstören. Daraus entsteht bei allen Kindern eine große Angst. Nur so werden sie folgsam und trauen sich, keine Aufforderung zu hinterfragen. Die Menschen und nun auch ihre Kinder werden zu hilflosen Marionetten. Diese jungen Personen haben vor einigen Tagen noch zu viel Liebe im Leben erfahren und glauben noch immer, dass alles gut wird. Nur durch Strenge und Zerstörung dieser Hoffnung werden sie zu willenlosen Sklaven, die wir in den Kampf schicken. Dies ist auch mein Ziel und darauf werde ich sie hintrainieren. Zur Zeit lernen sie die verschiedenen Kampfformen, aber das ist nur die erste Stufe des neuen Planes von meinem Meister. Lange Zeit haben viele Berater versucht, Kinder nicht zu brechen und in den Krieg zu schicken. Sie haben versagt. Nun stehe ich hier und bilde zusammen mit meinem Vater neue Krieger aus. Wir entreißen den Kinder ihre Familien und ziehen sie unter unmenschlichen Bedienungen auf. Wer stirbt oder zu schwach wird, ist für dieses Leben ungeeignet und wird entsorgt. Viele Kinder ahnen dies schon und führen die Bewegungen mit solch einem Lebenswillen aus. Doch wenns sie meinen Blick auf sich spüren, senken sie den Kopf. Ich liebe es, meine Runde durch die kämpfenden Kinder zu drehen. Währenddessen schlage ich bei jedem Schritt mit meiner braunen Peitsche auf den Boden, sodass ein lauter Knall durch die angespannte, morgenliche Stille hallt. Jedes Mal zucken alle Kinder vor Schreck zusammen und einige weichen ein paar Schritte zurück. Alle, die schon länger hier sind, blicken dabei kein einziges Mal in meine Augen oder erwidern meinen Blick. Nur die Jüngeren starren mich voller Angst an. Die Strafe auf dieses Vergehen folgt kurz darauf. Ich hole mit meiner Peitsche aus und schlage ihnen auf den Rücken. Viele dieser Verletzungen werden sicher zu Narben und diese markieren die Kinder ein Leben lang. Dennoch darf mir niemand offen in die Augen blicken und gar meinen Blick erwidern. Wieder wandere ich erneut durch die Reihen und mein Blick streift über meine Schützlinge. Viele von ihnen kann ich die Müdigkeit noch immer aus den Augen oder von der Körperhaltung ablesen. ,,Schwächlinge! Jeder Krieger muss jederzeit und egal in welcher Tageszeit sein bestes zeigen und gerüstet sein! Falls es wieder zum Krieg kommt, müssen sie drauf vorbereitet sein vor dem Sonnenaufgang aufzustehen! Mit euch muss ich noch viel üben.", denke ich empört und knalle meine Peitsche auf den Boden. Wieder kann ich die selbe Reaktion bei ihnen sehen. Dennoch fangen alle sofort nach dem Schreck mit gesenkten Blick, die Bewegungen vom Anfang beginnend wieder auszuführen. Die Bemühungen von diesen Kindern sind wirklich erstaunlich und ich freue mich schon darauf, statt diesen schwachen Kindern willenlose Soldaten vor mir zu haben, die jeden meiner Befehle ohne jegliche Emotion ausführen.

Plötzlich ruft eine laute, männliche Stimme :,,Stop! Schwerter fallen lassen und hinknien" und sofort kommt Bewegung in die Kinder, um den Befehl auszuführen. Zwei Schritte erklingen hinter mir und kommen auf mich zu. Einer von ihnen hat leichtes und leises an sich als würde die Person über den Boden schweben, wärend der andere im Gegensatz zum anderen schwer auf mich zukommt. Ich wirble um meine Achse, um zu sehen, wer es wagt meinen Unterricht zu unterbrechen. Zwar habe ich schon eine Ahnung zu wem diese Schritten gehören. Doch als meine Augen die beiden Personen gefunden haben, beständigt sich meine Vermutung. Mein Vater Cilas und meine engste Freundin Evee kommen im Laufschritt in meine Richtung. Evee lächelt mich kurz sanft an, wendet sich danach ab, um die Kinder hinter mir ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Von weiten sehe ich wie sich ernste Züge über ihr vorher freundliches Gesicht legen. Meine Freundin kann sich wohl noch immer nicht mit dem Gedanken, das diese Kleinen auch Soldaten werden, anfreunden. Nun sehe ich meinen Vater an und begegne seine verärgerten Blick, den er mir aus seinen stechenden blutroten Augen zuwirft. Normalerweise senken viele Bewohner sofort den Kopf, um seinen Ärger nicht zu verstärken. Aber ich lasse mich nicht von ihm einschüchtern und blicke ihn ebenfalls in die Augen. Niemand von uns denkt daran, den Blickkontakt abzubrechen und so entsteht ein stummer Streit zwischen uns. Evee, die die angespannte Atmosphäre zwischen uns gemerkt, blickt wieder zu mir zurück und bleibt stehen als Cilas ihr das entsprechende Zeichen gibt. Ein paar Sekunden später hat mich mein Vater erreicht. Er stellt sich neben mich und befiehlt den Kindern streng, ins Quatier zu gehen. Danach dreht er sich in meine Richtung, verschränkt die Arme und sucht meine Augen. Es wirkt als würden die Augen vor Zorn Funken versprühen. Ich richte mich auf, um größer zu wirken, und stemme meine Arme in die Seite. Verärgert lege ich meinen Kopf in den Nacken und erwidere den Blick. Cilas holt Luft und ich bereite mich schon auf das Standhalten seiner mächtigen Stimme vor. Dann fängt er mit einer festen bedrohlichen Stimme, die jedem Außenstehenden einen Schauer über den Rücken laufen lässt, zu reden an. Sogar Evee, die solche Gespräche zwischen uns schon gewöhnt ist, zuckt kaum sichtbar zusammen und verspannt sich etwas. ,,Lucyana!", fängt er an und mein Blick, der vorher auf Evee lag, schellt zu ihm zurück. ,,Er benutzt nur meinen ganzen Namen, wenn er richtig sauer oder enttäuscht ist. Vielleicht habe ich es heute doch übertrieben?", denke ich überlegened. Nun erhebt mein Vater abermals seine Stimme. ,,Ich habe dir gestern Abend nicht ausdrücklich verboten, heute mit den Kindern zu trainieren. Du weißt ganz genau, dass dieser Tag sehr besonders für unsere Gesellschaft ist. Heute fangen die vier Blutroten Tage an. Es darf kein Blut fließen, außer das von den Verräter. Diese rote Flüssigkeit besiegelt ihren Tod und nur ihre Leben darf beendet werden. Wenn dieses Missachten einer heiligen Regel noch einmal vorkommt, entziehe ich dir den Lehrerposten. Außerdem hast du wieder mit deiner leichtsinnigen Action mein Vertrauen gebrochen. Kannst du nicht einmal auf mich oder einen Rat hören?", schreit er mich zornig an. Ich verdrehe die Augen. Diese Kinder sind es nicht wert, ihnen einen Tag Pause zu erlauben. Meiner Meinung nach sollen sie bis zum Tod trainieren. Ich trete zu meinem Vater und flüstere ihm leise ins Ohr:,,Die Kinder müssen trainieren, um Soldaten zu werden. Mir ist es egal welcher Tag heute ist, hauptsache sie werden an die Grenze ihrer Kräfte gebracht. Außerdem hat der König nie gesagt, dass du, mein lieber Vater, über alles hier bestimmen darfst. Ich hasse es, wenn jemand meine Unterricht stört und das gilt auch für dich. Aber wenn du ihn jetzt sowieso schon beendet hast, können wir gleich zur Burg reiten. Ich möchte beim Blutbad gerne in der ersten Reihe stehen." Nachdem ich meine Rede beendet habe, gehe ich mit erhobenen Kopf an ihm vorbei. Dabei ramme ich ihn noch einmal fest in die rechte Schulter. Danach stolzieren ich schnelles Schritten zum Stall, ohne mich noch einmal umzudrehen. Evee und mein Vater folgen mir wenig später. Von weiten sehe ich die Züge der mächtigen Burg, die auf dem Hügel tront, und ein kleines Lächeln voller Boshaftigkeit legt sich auf mein Gesicht. Oh ja! Ich freue mich schon auf das Blut und die Schmerzschreie.

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