Brief an die Königin

Der Raum war dunkel. Stockdunkel! Kein Mucks ertönte. Kein Rascheln. Kein Flüstern. Kein Murmeln. Alles still.

Plötzlich durchbrach ein vereinzelter Schluchzer die Stille. Leise, schnelle Schritte ertönten. Sie bewegten sich Richtung Mitte des Raumes. Plötzlich verstummten sie. Die Person blieb stehen. Auf einmal erstrahlte im Raum ein kleines Licht. Dieses Licht erhellte die Umgebung. Jetzt konnte man Schatten erkennen. Sie bewegten sich. Sie waren die Boten der Dunkelheit. Die Schatten kamen von Menschen. Sie lagen in Gruppen. Seite an Seite. Sie schliefen alle tief und fest. Ein strenger Geruch lag in der Luft. Es rocht nach Blut und Wunden. Alles war blutverschmiert. Der Raum war rund und von einem Gitter umgeben. An den Wänden hingen Fesseln. Auch an den Wänden war Blut.

Das Licht kam von einer kleinen Kerze. Sie flackerte einsam und allein in der Dunkelheit. Es sah so aus, als wolle sie die trübe Stimmung mit einem Tanz vertreiben. Vor der kleinen Kerze kniete eine junge Frau. Sie wurde von der Kerze nur schwach beleuchtet. Braune Haare fielen ihr wie ein Wasserfall über die Schulter. Ihre Schultern bebten. Sie weinte. Ihre Tränen rannen ihr über das Gesicht und ihre grünen Augen waren bereits von einem Tränenschleier verdeckt. Tropf. Tropf. Sie perlten am Kieferknochen ab und tropften auf den Boden. Ein paar Tränen landeten auf einem Pergament. Die junge Frau hielt es ganz fest in der Hand als wäre es ihr Anker. Auf dem Pergament stand mit feinsäuberlichen Handschrift geschrieben:

Liebe Königin,

Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass ich nach 5 Jahren, die Aufgabe des Elics nicht mehr ausführen kann. Der Grund ist, dass ich erwischt wurde und nun im Deta, dem Todesturm an der Grenze, festsitze. Ich habe versagt. Ich werde niemals wieder aus diesem Turm entkommen. Ich kann Ihnen keine Informationen über die dunkle Seite oder die Nachtseite bringen. Es tut mir furchtbar Leid. Sie haben mir alles genommen. Zuerst haben sie mir meine Freiheit entrissen. Danach folgte mein Lebenswillen. Zuletzt steckten sich mich in einem goldenen Käfig. Jetzt wollen sie mir auch meine Erinnerung nehmen. Das Leben ist niemals gerecht. Es kann dich zerstören und es kann dich wieder aufrichten. Leben heißt, mit dem umgehen zu lernen und, auch dagegen zu kämpfen. Niemand kennt die Folgen, aber wir fordern das Leben trotzdem heraus.

Aber jetzt zu meinem Schicksal. Ich wurde von den Rittern von Ara gefasst. Ich habe viele Gesetze gebrochen. Nun bin ich eine Verbrecherin. Zudem habe ich mich in einen Mann verliebt, der ein Ritter von Ara war. Er hat mir geholfen. Jedoch wurde unsere Zusammenarbeit aufgedeckt. Der Mann wurde von seinem besten Freund verraten. Was haben Sie immer zu mir gesagt:,,Das Schicksal ist der größte Verräter." Ich habe es früher nie verstanden, aber jetzt tuhe ich es.

Meine Königin, bitte vergessen Sie niemals: Wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Wo das Gute ist, lebt auch das Böse.

Trauern Sie bitte nicht um mich. Ich bin nur eine von vielen. Geben Sie niemals auf, denn in der Dunkelheit gibt es Hoffnung. Wir werden uns wiedersehen. Auf Elthia oder nach dem Tod in Hivenas.

Auf bald,
Ava

Der Brief endete an dieser Stelle. Auf dem ganzen Pergament waren Tränentropfen zu erkennen. Ava fing an zu schluchzen. Sie weinte herzzerreißend. Sie drückt den Brief fest an ihre Brust.

Plötzlich schlangen sich zwei starke Arme um ihren Körper und drückten ihren Körper fest an die Brust eines Mannes. Auch in seinen Augen waren Tränen zu sehen. Ava drängte sich fest an seine Brust, während der Mann sein Kinn auf ihren Kopf legte. So saßen sie lange eng umschlungen da. Sie hielten sich gegenseitig fest. Gaben sich Kraft.

Auf einmal erschien aus dem Nichts eine kleine Elfe und schwirrte um die beiden herum. Ihre Flügel leuchteten nur schwach und sie zog eine Lichtspur hinter sich her. Ihre Flügel glitzerten in allen Blautönen und sie schienen feiner zu sein, als die Flügel eines Schmetterlinge.

Sanft setzte die Elfe sich auf die Hand von Ava. Die beiden Menschen standen auf. Mit einem wehmütigen Ausdruck in den Augen reichte Ava der Elfe den Brief. Sie nahm ihn und flog einen kleinen Looping. Und wie schnell sie gekommen ist, verschwand sie wieder in einem kurzen Lichtblitz.

Ava und der Mann starrten noch lange auf die Stelle, wo die Elfe sich gerade noch befunden hat. Der Mann legte Ava einen Arm auf die Schulter und zog sie wieder in seine Arme. Kurze Zeit später kuschelte die Frau sich enger an die Brust des Mannes. Ava legte sanft eine Hand auf ihren leicht gewölbten Bauch und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen.

Plötzlich drehte sie sich mit einem entschlossen Blick um. In ihren Augen stand ein selbstbewusster und selbstsicherer Ausdruck. Sie blickte aus dem Fenster und beobachtete den Sternenhimmel. ,,Wir werden nicht aufgeben. Wir kämpfen bis zum Schluss. Es gibt immer Hoffnung! Auf bald..."

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