《 16
Dieser Raum ist das komplett Gegenteil von dem Raum in welchem ich wach geworden bin. Anstatt dunkle Holzmöbel, oder insgesamt einem altertümlichen Einrichtungsstil, ist der Wohnbereich auf dem neuesten Stand. Es glänzt, egal wo man hin schaut. Die meisten Möbel sind weiß und in Hochglanz. Ein starker Kontrast dazu ist der grau- schwarz geflieste Boden. Der einzige Gegenstand welcher aus Holz ist, ist der große Esstisch, an welchem ich auch sitze.
Nach der Aussage von William, habe ich meine Hand sofort in seine gelegt.
Meinem Bruder soll und darf nichts geschehen.
Er zog mich hoch und führte mich eine Treppe hinunter, bis zu dem besagten Wohnraum.
Jetzt sitze ich seit einiger Zeit schon an diesem Tisch und nichts geschieht. William hatte sich, nachdem er mich auf einen der Stühle gedrückt hat, sofort umgedreht und ist wieder aus dem Raum gegangen.
Meine Hände zittern leicht und ich selbst verschlimmere es noch dazu. Keine Kontrolle zu haben macht mich verrückt.
Das Hungergefühl ist vorhanden, seitdem ich wach geworden bin. Ob es der Durst auf Blut ist, oder Hunger auf feste Nahrung weiß ich selbst nicht genau. Es macht mich nervös, es nicht zu wissen.
Wie lange war ich nicht anwesend gewesen? Wenige Stunden? Ein paar Tage, oder gar Wochen? Ich springe von einem zu anderen Punkt, weiß nicht wo ich anfangen soll. Diese Gedanken bringen mich zu Verzweiflung und wie automatisch wippt nun auch noch mein Fuß.
Ich bin so sehr mit mir selbst beschäftigt und bekomme somit William erst wieder mit, als sich seine Hände schwer auf meine Schultern legen.
Der Versuch sich auf dem Stuhl klein zumachen gelingt mir nicht. Ich rutsche leicht nach vorne, aber sofort verstärkt sich sein Griff, auf meinen Schultern, und er zieht mich wieder zurück. Somit auch näher wieder zu sich selbst.
Bewegungsunfähig sitze ich auf dem Stuhl.
Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass William seinen Kopf zu mir nach unten senkt. Sein Atem trifft meinen Nacken und eine ungewollte Gänsehaut überzieht meinen Körper. Ein leichtes Schnauben ertönt. Er sieht die Gänsehaut und amüsiert sich daran.
"Weißt du Abigail ich wiederhole mich ungerne, aber ausnahmsweise sag ich es dir noch einmal. Du kannst mir nicht entkommen.", haucht William an meinem Nacken und währenddessen wandern seine Hände auch zu diesem.
Es darf sich nicht wiederholen. Ich muss so schnell wie möglich weg.
Diese Prozedur würde ich nicht noch einmal überstehen.
William hatte von einem meiner Brüder gesprochen. Hat er gelogen, oder ist wirklich einer der drei hier im Haus.
Ich kann nicht so einfach weg. Alle drei haben so viel für mich getan, irgendwann muss ich es ihnen wiedergeben und das wäre ein kleiner Schritt in diese Richtung. Wenn Alexander, Noah oder Nathan hier ist werde ich ihn, mit mir hier rausholen.
Der Duft von Fleisch und das schnipsen zweier Finger bringt mich ins hier und jetzt. Das Schnipsen stammt von William und der Duft des Fleisches hat an einem anderen Ort seinen Ursprung.
Ein Impuls schießt durch meinen Körper. Ich bin gewillt mich zu erheben, aber der Mann hinter mir hält mich im selben Moment davon ab.
Der Stuhl setzt sich mit einem Ruck in Bewegung und gleich darauf steht William vor mir.
"Du bist kein Tier, das sein Fressen anspringt."
Ohne da drüber nachzudenken knurre ich ihn an.
Fleisch! Ich will es! Sofort!
Mein Kopf dreht sich abrupt zur Seite und meine Wange erhitzt sich.
Er hat mich geschlagen, wie damals.
Es darf nicht so werden wie damals.
▪︎□▪︎
In dem dunklen Gemäuer ist es feucht und dunkel. Der ekelhafte Gestank nach Fäkalien und Verwesung ist gerade zu penetrant.
Mit einem stöhnen erwacht Nathan, erneut und mit ihm auch wieder die Nagetiere, welche hier unten ihr Leben verbringen.
Nathan weiß nicht wie lange er schon vor sich hin vegetiert. Der Blutmangel macht ihm zu schaffen. Die Phase in welcher er wie ein Drogenabhängiger durch die Zelle rennt und randaliert hat er schon überstanden. Nun folgt die Kraftlosigkeit und darauf hat es William angesetzt. Das war Nathan von Anfang an bewusst. Anders hätte er nicht gefügig gemacht werden können.
Ebenso ist ihm bewusst, das William ihn nie unterschätzen würde.
Nicht wie damals.
▪︎□▪︎
"Abigail", ertönt eine entfernte Stimme.
Hektisch drehe ich mich hin und her, sehen kann ich nichts.
Alles ist schwarz.
Plötzlich nehme ich einen Duft wahr, der mich fast zur Entspannung zwingt. Ich drehe ich erneut um mich selbst und da steht er.
Er hat mir Leid angetan, aber das einzige was ich machen kann ist zu lächeln. Ich renne zu ihm, komme ihm aber nicht näher.
"Wieso komme ich nicht zu dir", hallt meine Stimme im leeren Raum.
"Du musst einfach nur laufen Abby! Befreie dich und komm zu mir."
Stocksteif und verschwitzt sitze ich aufrecht im Bett.
Die gegenüberliegende Tür wird hastig und laut geöffnet. William kommt hinein gestürmt.
Keiner von uns sagt ein Wort.
Mir stellt sich nur die Frage wieso er hier ist. Er erwähnte vorhin, dass er mir den Raum für mich lässt und mich hier nicht noch einmal belästigen wird.
An seine eigenen Worte scheint er sich nicht zu halten.
"War das dein 'heulen'?", folgt die plumpe Frage.
"'Heulen'?", erwidere ich, nicht verstehend
"Dein jaulen lies das Haus erzittern."
Er atmet dich durch und ergänzt.
"Dieses Viech, in dir, werde wir unter Kontrolle bekommen. Mach dir keine Sorgen darum."
Es gibt kein wir.
Jetzt gibt es noch ein ich und du.
Am Ende bleibt ein ich.
William verschwindet wieder aus dem Raum, die Tür fällt zu und im gleichen Atemzug erklingt ein kräftiges heulen, aus dem Wald.
▪︎□▪︎
-wenige Augenblicke zuvor-
"Ahhhhh!"
Vincent schreckt mit schmerzenden Ohren, sowie Herzen auf. Er hat Unterbewusst ein heulen wahrgenommen, das nur so vor Schmerz durchzogen war.
Wer kann ihm so sehr wehtun, dass er davon aus seinem Schlaf gezogen wird.
Seine imaginäre Glühbirne springt an.
Sein Mädchen.
Er muss nicht lange überlegen.
Ein kräftiges Heulen erfüllt erneut den Wald.
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