Kapitel 1: Spiegelbild

12 Jahre später:

Misaki's Sicht:

Müde stapfe ich durch die leeren Straßen des kleinen Dorfes, wo meine Schwester und ich zurzeit verweilen. Meine langen, braunen Locken habe ich zu einem hohen Zopf gebunden. Nur ein paar Strähnen habe ich offen gelassen, die mein Gesicht umrahmen.

Die Sonne ist noch nicht aufgegangen, einige Sterne schmücken noch den Himmel und die Verkäufer legen gerade mal ihre Ware auf die Straßenstände. Der perfekte Zeitpunkt, um sich sein Frühstück zu besorgen. Denn genau zu dieser Zeit, sind die Verkäufer unaufmerksam, wenn sie sich umdrehen, um eine neue Kiste zu öffnen. Und genau das ist der Moment, auf den ich warte.

Meine Kapuze ziehe ich tief ins Gesicht und nähere mich einem Obststand. Meine Schwester liebt es. Egal ob Äpfel, Erdbeeren oder Birnen...meine Schwester liebt alle möglichen Obstsorten. So schleiche ich mich unbemerkt an und lasse zwei Äpfel in meinem Umhang verschwinden.

Da das anscheinend niemand bemerkt hat, laufe ich stumm weiter zum Süßigkeitenstand. Auch wenn sowas nicht wirklich zum Überleben wichtig ist, sind Süßigkeiten meine Lieblingsspeisen. Am liebsten mag ich Schokolade! So schleiche ich mich, genau wie vorher an und schnappe mir eine Tafel.

Erleichtert atme ich aus, als nichts zu passieren scheint. Doch gerade, als ich mich in Sicherheit wiege, hallt eine laute Stimme durch die Straße: „Schnappt den Dieb!" Das war mein Stichwort! Wie von der Tarantel gestochen sprinte ich los. Elegant schlittere ich um die Ecke und werfe hin und wieder einen Blick nach hinten.

Zwei Verfolger finden meine Anwesenheit anscheinend so angenehm und reizend, dass sie mir bis zum Dorfrand folgen. Wie gut, dass meine Schwester ein kleiner Morgenmuffel ist und morgens lieber noch im Land der Träume ist. So bin ich flexibler und muss mir keine Sorgen um sie machen.

Geschwind renne ich in den anliegenden Wald und habe die Zwei im Handumdrehen abgeschüttelt. Ein kaum merkliches Grinsen schleicht sich auf meine Lippen, während ich mein Tempo verringere und die Schokolade aus meiner Tasche ziehe.

Das Papier reiße ich ab und schmeiße es achtlos hinter mich, bevor ich genüsslich ein Stück abbeiße und zurück zu der Höhle spaziere, wo meine Schwester auf mich wartet. Auf dem Weg dort hin passiert nichts nennenswertes.

Der Wind pfeift stark, wirbelt das am Boden liegende Laub auf und bringt die Blätter hoch oben an den Bäumen zum Rascheln. Das gleichmäßige Hämmern eines Spechtes hallt durch den Wald, während die Sonne anscheinend auch aufgestanden ist und ihre warmen Strahlen auf die Erde wirft. Doch irgendwie werde ich das Gefühl nicht los beobachtet zu werden.

Merkwürdig...

Misstrauisch laufe ich weiter, bis ich an einem kleinen Bach vorbei komme. Von hier aus dauert es nicht mehr lange, bis ich meine Schwester erreiche. Einen kurzen Blick werfe ich in den Bach, wo ich mich leicht verschwommen widerspiegele. Für einen Moment halte ich inne und betrachte mich etwas genauer.

Meine roten Augen strahlen mir müde entgegen und unter ihnen lächeln mich dunkle Augenringe an. Meine Haut ist noch blasser als sonst, wodurch meine wenigen Sommersprossen fast gänzlich verschwinden.

Auch meine Wangen sind etwas eingefallen, wodurch meine Wangenknochen etwas weiter hervorstehen. Wirklich viel gegessen habe ich nicht in der letzten Zeit. Meistens habe ich nur darauf geachtet, dass meine Schwester satt einschläft.

Und damit wir nachts nicht überfallen werden, halte ich wache. Bis zum Morgen. Meistens hole ich mir am Nachmittag ein paar Stunden Schlaf. Und das sieht man mir wohl oder übel an. Aber gut. Interessieren wird es so oder so niemanden. Hauptsache meiner Schwester geht es gut.

Ein Lächeln schleicht sich auf meine trockenen Lippen und schnell beuge ich mich runter zum Bach. Mit meinen Händen forme ich eine Art Kelle und lasse etwas Wasser hineinlaufen, welches ich geschwind trinke.

Einen Moment schaue ich mir mein Spiegelbild noch an, bis dieses merkwürdiger Weise verschwimmt. Die Person, die sich dort widerspiegelt ändert sich. Statt mich dort zu sehen, sehe ich einen Mann mit dunkeln, langen Haaren und roten Augen. Doch seine roten Augen sind nicht so wie meine. Irgendein merkwürdiges Muster ist auf diesen zu sehen.

Nur ein winziger Augenblick spiegelt sich dieser Mann im Wasser wieder, bevor mein Spiegelbild wiederkehrt. Doch das hat mir gereicht. Geschwind stehe ich auf und renne zur Höhle. Wieso war mein Spiegelbild auf einmal weg? Und wieso strahlte mir stattdessen ein Gesicht eines gut aussehenden Mannes entgegen?

Das beschleichende Gefühl, dass sich Sky's und mein Leben in Kürze stark verändern wird, lässt mich nicht los.

Um die letzte Ecke schlittere ich etwas weniger elegant und bleibe außer Atem vor der Höhle stehen, wo allerdings niemand mehr drin ist. Aufgewühlt schaue ich, ob meine Schwester die Höhle freiwillig verlassen hat, oder ob sie gezwungen wurde. In solchen Situationen ist das Fährtenlesen ein wahrer Segen.

Hoffnungsvoll blicke ich mich um. Doch als ich neben den Spuren meiner Schwester zwei Fußspuren finde, die von der Größe und dem Abdruck her großen Männern gehören müssen, läuft es mir kalt den Rücken herunter. Auch scheinen die Spuren meiner Schwester hektisch, ja fast schon panisch gewesen sein.

Auch wenn ich nicht weiß wieso, keimt in mir die Sorge auf, dass das irgendetwas mit dem Spiegelbild auf sich haben muss.

Nur was?

❤︎——to be continued——❤︎
Hii!
Soo, nach langem warten kommt endlich das Erste Kapitel dieser FanFiction!
Wie findet ihr es?
Und was hat es mit diesem mysteriösen Spiegelbild auf sich?
Wer war dieser Mann und wurde Misaki's Kleine Schwester wirklich entführt?
Das und vieles mehr erfahrt ihr beim nächsten Mal!
Also dann, tschüssi
Hiyori♡

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