Kapitel 8

CLINT

Ich wusste noch nicht, wo wir unterkommen konnten. Wir liefen hier mitten im nirgendwo und es kam auch kein Dorf oder eine Stadt oder sonst etwas, wo wir unterkommen könnten.

Langsam machten meine Arme schlapp und ich legte Natasha kurz auf dem Boden ab, um meine Arne zu lockern.

Ich schaute kurz zu Natasha runter, sie schlief. Oh Mann, sie sah echt süß aus, wie sie so ruhig da lag. Wenn sie schlief, hatte sie immer einen friedlichen Gesichtsausdruck, dieser war nicht so angespannt.

Ich setzte mich auf einen der Felsen, die uns immer noch umgaben und zückte mein Handy, nur um enttäuscht zu werden. Kein Netz.

Seufzend steckte ich mein Handy wieder in die Tasche und stand auf. Ich wollte Natasha nicht wecken, also hob ich sie vorsichtig hoch und trug sie weiter.

Italien soll doch so groß sein, oder? Wieso verdammt finden wir dann keine Stadt? Es könnte auch ein Dorf sein, Hauptsache irgendwas, wo ich Natasha versorgen kann.

Ich lief noch eine Weile, bis ich Natasha wieder ablegen musste, da meine Arme wieder schlappmachten.

Keuchend machte ich eine Pause, und setzte mich wieder hin, dieses Mal auf den Boden.

Erschöpft atmete ich aus. Ich musste eine Pause machen, aber ich brauchte einen guten Platz zum Ausruhen. Wir befanden uns mittlerweile auf einem Feldweg der wahrscheinlich in Vergessenheit geraten war, da er sehr durchwachsen war.

Ich seufzte tief, bevor ich wieder aufstand, um direkt wieder zu stolpern und auf die Nase zu fallen.

„Au!", stieß ich aus und fluchte kurz, bevor ich mich wieder aufrappelte und den Kopf schüttelte.

Es war erst Nachmittag und ich war trotzdem schon so müde, das sah mir gar nicht ähnlich. Ich gähnte einmal herzhaft, bevor ich Natasha, die immer noch schlief, wieder hochhob.

Ich achtete auf Schlaglöcher, um nicht zu stolpern und suchte nach einem Platz, um zu übernachten. Da entdeckte ich eine Art Höhle, in der wir übernachten könnten. Wir hatten zwar keine Decken, aber für eine Nacht sollte es ohne gehen, oder?

Ich ging zu dieser und schaute hinein. Die Höhle war größer als gedacht und bot genug Platz um zwei, vielleicht sogar drei Menschen zu beherbergen.

Ich kletterte vorsichtig mit Natasha im Arm in die Höhle, legte sie hin uns setzte mich selbst hin.

Hier war es echt kalt, vielleicht sollte ich Natasha meine Jacke überlassen, schließlich schlief sie und so konnte sie sich nicht selber wärmen, also zog ich meine Jacke aus und legte Natasha diese über die Schulter.

Seufzend schloss ich die Augen und war sofort eingeschlafen.


NATASHA

Müde öffnete ich die Augen, um Momente später hochzuschrecken. Panisch sah ich mich um, wo zum Teufel war ich?

Es war dunkel, deshalb konnte ich nichts sehen, ich hörte aber ein leises Atmen.

Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Dunkelheit und meine Sicht klärte sich. Ich erkannte Clint, der leise atmend schlief, sowie die Höhle, in der wir uns befanden.

Plötzlich spürte ich einen brennenden Schmerz an meinen Fuß- und Handgelenken.

Ich stöhnte mit zusammengebissenen Zähnen auf, wieso musste das denn auch so wehtun?

Ich überlegte, was gestern, oder in der Zeit, in der ich geschlafen hatte, passiert war und plötzlich, als hätte jemand den Schalter zu den Erinnerungen umgelegt, kamen sie allesamt zurück, bis zu dem Part an dem ich eingeschlafen war.

Ich sah mich noch kurz um, bis ich ein bisschen zu Clint rückte.

Ich zuckte kurz zurück, seine Haut war eiskalt! Mir fiel jetzt erst die Jacke auf, die um meine Schultern gelegt wurde, seine Jacke! Clint hatte sie extra für mich ausgezogen, er hatte in Kauf genommen zu frieren!

Ein wohliger Schauer überrannte meinen Körper, und ich lehnte mich an ihn. Müde legte ich meinen Kopf an seiner Brust ab und genoss diese Position kurz, bevor ich mich wieder aufrichtete, um mir die Beine zu vertreten.

Ich fragte mich, wieso wir in einer Höhle und nicht draußen waren, also kletterte ich aus dem Höhlenspalt und stand wenig später auf einem Weg mit sehr großen Steinen.

Jetzt verstand ich, wieso wir nicht draußen übernachten konnten, man hatte einfach keinen Platz, die Steine säumten die komplette Lichtung und nur schemenhaft war ein Pfad zu erkennen.

Was mir auch auffiel, war die angenehme Wärme, die hier herrschte, im Gegensatz zu der Höhle, in der es arschkalt gewesen war.

Ich verstand aber auch, wieso Clint nicht draußen übernachten wollte, ich kannte ihn zu gut! Erstens wegen den Steinen, zweitens weil unsere Entführer oder sonst jemand uns nicht finden sollten. Weder er noch ich hatten Bock darauf noch einmal gefesselt zu werden, aber wir befanden uns fast auf einer Flucht!

Wenn uns jetzt noch einmal jemand in die Quere käme, wäre es sicher, dass jemand uns sucht, wenn nicht sogar mehrere oder sie steckten alle unter einer Decke!

Ich kletterte wieder in die Höhle und merkte hin und wieder, dass die Wunden an den Handgelenken anfingen zu brennen, es war äußerst schmerzhaft, aber ich hielt es aus!

Ich durfte mir nichts anmerken lassen, das wäre ein fataler Fehler! Wenn ich schwach wirken würde, würde ich vielleicht nie wieder auf eine Mission gehen können, da Fury dann dachte, ich wäre nicht geeignet oder so und das wollte ich auf keinen Fall riskieren! Ich liebte meinen Job, wenn man ihn so nennen konnte und genoss es unter Decknamen Missionen Auszuführen, oder neue Rollen anzunehmen, die ich während der Mission spielen sollte, wie auch diese hier, auch wenn bis jetzt alles schief gelaufen war, ich hatte noch Hoffnung das wir die Mission rechtzeitig ausführen könnten.

Ich setzte mich wieder zu Clint und wollte weiterschlafen, jedoch konnte ich es nicht. Ich war schon zu wach und zu aufgeregt, warum wusste ich nicht, das Gefühl überkam mich einfach.

Ich schüttelte leicht den Kopf, und schloss die Augen, machte sie aber Sekunden später wieder auf. Ich konnte einfach nicht schlafen, ich wollte weiter, ich fühlte mich hier nicht mehr sicher, aber ich wollte Clint nicht wecken. Ich streifte die Jacke ab und legte sie Clint wieder über die Schultern. Eine kalte Gänsehaut überkam mich, aber das war mir egal, ich wollte eh raus und die Wärme der Nacht genießen, tagsüber, und das wusste ich, würde es unerträglich heiß werden.

Ich kletterte also wieder aus der Höhle und setzte mich auf einen weißen großen Stein. Sofort zückte ich mein Handy und schaute nach Nachrichten, bekam aber sofort die Benachrichtigung, das ich keinen Empfang hatte.

„Scheiße!", fluchte ich laut, schlug mir aber direkt die Hände vor den Mund und sprang auf, bereit zu fliehen, wenn ich es musste.

Kurz horchte ich, ob ich die Aufmerksamkeit von unseren Entführern oder Clint auf mich gezogen hatte, dem war allen Anschein nach nicht so, also entspannte ich mich ein Stück und setzte mich wieder hin.

Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter mir, aus der Höhle kommend und wirbelte herum, erblickte aber bald darauf Clint, der aus dem Höhleneingang gekrochen kam. Müde gähnte er und setzte sich zu mir.

„Guten Morgen Tasha", begrüßte er mich mit leise und schwacher Stimme, wie es mir vorkam, konnte aber auch Einbildung und Paranoia sein.

„Guten Morgen Clint", grüßte ich zurück.

Gähnend schaute er in die Finsternis der Nacht und schüttelte den Kopf. Ich musterte ihn, ich konnte nicht viel erkennen, ich bemerkte aber, dass er sich komisch verhielt. Er war sonst nicht so leise, irgendwas stimmte nicht mit ihm.

Langsam ging die Sonne auf und ließ den Himmel in einem feurigem rot erstrahlen. Staunend betrachtete ich diesen Anblick.

„Wir sollten weiter!", meldete sich Clint auf einmal und ich nickte, also standen wir auf und gingen los.

Im Licht der aufgehenden Sonne sah ich Clints blasses Gesicht. Irgendwas stimmte nicht, vielleicht war er aber auch einfach nur erkältet? In der Höhle war es ja auch sehr kalt gewesen, vielleicht hatte er auch einfach schlecht geschlafen?

Ich ließ es darauf ankommen, wie er sich im Laufe das Tages verhielt.

Wir gingen noch ein bisschen, mittlerweile war die Sonne ganz aufgegangen und hüllte uns in ihrem goldenen Schein ein.

Mittlerweile taumelte Clint ein bisschen, ich machte mir langsam echt Sorgen um ihn, er sah echt nicht gut aus.

Wir kamen der steilen Klippe immer näher, an welcher wir langlaufen mussten, aber ich bezweifelte das Clint das in seinem Zustand schaffte, jedoch lief er zielstrebig immer weiter auf die Klippe zu, während ich stehenblieb.

„Clint, warte!", rief ich ihm zu, aber er reagierte nicht. Entweder hörte er mich nicht oder er wollte nicht hören.

„Clint!", rief ich wieder, aber er lief weiter auf die Klippe zu, ich fing an, aus dem Stand zu sprinten, so schnell wie meine Verletzung es zuließ.

Die Klippe kam immer näher und ich musste langsamer laufen.

Clint war immer noch ein Stück voraus, aber ich konnte ihn noch einholen, wenn ich jetzt vorsichtig war.

Der Rand der Klippe, an der wir langliefen, war nur einen Spalt groß, es war also sehr leicht herunterzufallen.

Mich schauderte es bei dem Gedanken, dass Clint da runterfiel.

Nein! Das dufte nicht passieren! Ich ging vorsichtig den Spalt entlang, an dem ich Platz hatte und hielt mich an der Wand fest, panisch sah ich, wie Clint schwankte und drohte, dort hinunterzukippen!

Ich lief noch schneller, riss mir den Finger auf, aber das war mir egal, und gerade noch rechtzeitig erreichte ich ihn, er setzte seinen Fuß an die falsche Stelle und fiel!

„Nein!", schrie ich und versuchte, seine Hand zu erreichen, die ich in letzter Minute auch noch zu fassen bekam.

Ich zog ihn vorsichtig wieder hoch, hielt mich dabei an einem der Felsen fest und hievte ihn weg von dem Abgrund.

„Was hast du dir dabei gedacht?", rief ich wütend aus als wir das Ende der Schlucht erreicht hatten, ich hatte ihn dabei die ganze Zeit fest gehalten. Clint sah mich müde an und schnell tastete ich nach seiner Stirn. Kein Fieber, was hatte er dann?

„E...Es tut mir leid!", stammelte er und ich seufzte.

„Was ist los?", fragte ich ihn und er wurde bedrückter, während er zu Boden schaute.

„Nichts, mir geht's gut!", erklärte er, aber ich sah ihn forschend an. Ich glaubte ihm kein Wort.

„Clint, du warst für mich da als es mir nicht gut ging, jetzt bin ich dran für dich da zu sein, Schwäche zeigen ist okay!", erklärte ich ihm und jetzt schaute er noch bedrückter zu Boden.

„Ich, also...", druckste er herum und plötzlich küsste er mich!

Ich war überwältigt und brauchte ein bisschen, um zu registrieren was gerade passierte, und langsam erwiderte ich den Kuss. Seine Lippen lagen sanft auf meinen, aber sie fühlten sich unnatürlich warm an. Als wir uns lösten, tastete ich noch einmal nach seiner Stirn, welche sehr warm geworden war.

„Weißt du Natasha, ich liebe dich! Ich liebe dich schon sehr lange, das ist mir die letzten Tage klar geworden!", erklärte er mir mit heiserer Stimme.

„Ich liebe dich auch, Clint!", antwortete ich ihm und strich ihm über die Wange, auch diese war sehr warm, wie sich rausstellte. Er hatte wirklich leicht Fieber, aber das war nicht dramatisch. Er verwickelte mich wieder in einen Kuss, dieses Mal etwas stürmischer und leidenschaftlicher.

„Du bist das Beste, was mir in der Zeit passiert ist!", flüsterte er und diese Worte rührten mich zu tiefst und eine ungewollte Freudenträne rollte mir über die Wange.

„Hey, nicht weinen, ich finde dein Lächeln schöner", flüsterte er und strich mir die Träne aus meinem Gesicht. Ich lehnte mich an, den Moment genießend.

„Wir sollten weiter gehen, wir müssen langsam einen Platz finden, wo wir unterkommen können! Außerdem müssen meine Wunden versorgt werden!", erklärte ich und Clint nickte, also gingen wir los.

                                                                                                           
Geschrieben von Amelie

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