~KAPITEL 6~

CLINT

Ich schaute mich um, hier musste es doch irgendwo etwas geben, was mich befreien könnte, damit ich Natasha befreien konnte. Ich könnte auch versuchen, mich mit richtigem Händedrehen zu befreien, dass klappte allerdings nicht, da die Fesseln zu fest waren. Der Stuhl war auch zu stumpf, der konnte mir nicht helfen.

Da hinten war doch ein Regal, vielleicht war da etwas Hilfreiches drauf?

Ich versuchte, mich zu bewegen, dass funktionierte allerdings nur ein paar Zentimeter. Das könnte dauern.

Ich wusste sowieso nicht, wie lange wir schon hier waren. Hin und wieder schaute ich zu Natasha, sie versuchte sich zu befreien, doch die Fesseln waren einfach viel zu fest.

„Ganz ruhig Tasha, ich hol uns hier raus", rief ich ihr zu. Ich kämpfte mich weiter zu dem Regal.

Als ich da war, schielte ich auf das Regal und jubelte innerlich. Da lag ein Messer, genau vor meiner Nase. Ich fasste es zwischen meine Zähne und schnitt die Seile an meinen Händen durch.

Endlich hatte ich ein bisschen Bewegungsfreiheit an den Armen. Ich streckte mich kurz und schüttelte meine Hände aus. Meine Schultern taten weh, da ich sie dauerhaft angespannt hatte. Ich schnitt mit dem Messer die Fußfesseln auf und stand auf.

Ich knickte kurz ein, fasste mich aber relativ schnell wieder. Dumme Schwächeanfälle!

Ich ging schnell zu Natasha und befreite sie von dem Knebel und der Augenbinde. Sie blinzelte kurz, um sich an das Licht zu gewöhnen, während ich in die Hocke ging, um sie von den Hand- und Fußfesseln zu befreien. Das Aufschneiden dauerte länger als gedacht, da die Fesseln um einiges dicker waren als meine, aber nach einiger Zeit war ich endlich fertig. Natasha stand auf und streckt sich erstmal.

„Danke", murmelte sie und schaute sich um.

„Wieso sind wir hier?", fragte sie mich, aber ich schüttelte nur mit dem Kopf, da ich es selber nicht wusste.

„Keine Ahnung", antwortete ich auf ihre Frage. Da ertönte die Stimme von Kaufmann wieder, die uns auch erklärt hatte, dass wir in einem Escape Room waren.

„Okay das ging schnell und war sehr langweilig, bringen wir ein bisschen Schwung in die Bude. Hier ist eine Bombe, die in einer Stunde losgeht, also beeilt euch lieber! Sonst seid ihr bald einfach nur noch Matsche", rief Luca psychopathisch.

Ich und Natasha sahen uns panisch an, wir mussten hier raus! Sofort! Ich schaute mich hektisch in den Raum um, und überlegte. Wenn das hier ein Escape Room war, dann müssten hier doch Hinweise sein, oder? Vielleicht auch eine Geheimtür?

Ich tastete die Wände ab, aber außer ein paar losen Steinen in der Wand spürte ich nichts. Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

„Natürlich", rief ich und klatschte mir meine Hand gegen die Stirn. Natasha sah mich neugierig an.

„Was ist denn?", fragte sie mich.

„Da sind lose Steine in der Wand und wenn man die rauszieht...", erklärte ich während ich dies tat, „verstecken sie Hinweise", erklärte ich weiter und zog einen Zettel mit einem Buchstaben hervor.

Was das wohl zu bedeuten hat? Wird das jetzt so ähnlich wir Scrabble? Bei dem Spiel muss man ja auch Wörter mit Buchstabenkarten legen.

Natashas Augen vergrößerten sich, während sie sich an die Nase fasste. Danach fing sie auch an, die Wände zu durchsuchen.

Am Ende hatten wir acht Zettel zusammen gesammelt. Jetzt mussten wir nur noch die Zettel zusammenlegen und dann hätten wir es geschafft. Wir legten die Zettel nebeneinander auf den Boden, wir setzten uns ebenfalls hin.

„Was könnte das bedeuten?", fragte sie mich, aber ich zuckte nur mit den Schulten.

Vor uns lagen auf den Kärtchen nebeneinander gereiht IKENAWLDN. Ich legte es einfach mal irgendwie.

Raus kam Ikeawald oder Ikeawand, aber das passte nicht und es blieb immer eine Karte über. Ich wollte es wieder vermischen, als Natasha mich aufhielt.

„Warte, ich habe eine Idee!", rief Natasha aus und formte die ersten vier Karten und die überbleibende in Linke um. Jetzt stand dort Linke Wand.

„Tasha, du bist genial!", rief ich aus.

Ich ging sofort zu der Wand. Ich tastete sie ab und mir fiel eine fast durchsichtige Klinke auf. Wieso war mir die nicht aufgefallen? Ich drückte die Klinke runter, in der Hoffnung auf Freiheit, aber die Tür war verschlossen. Ich drehte mich um.

„Wir brauchen einen Schlüssel", erklärte ich ihr. Natasha nickte und sprang auf. Ich suchte die weiteren Regale ab, fand jedoch nichts. Plötzlich ertönte Kaufman wieder.

„Achtung, Achtung, die Bombe geht in 20 Minuten hoch, beeilt euch lieber!", lachte Kaufman.

Ich beeilte mich, den Schlüssel zu suchen. Wir wussten ja nicht mal welche Farbe der Schlüssel hatte oder wie groß er war.

Wir suchten schon echt lange und dann meldete sich Kaufman plötzlich wieder.

„Ihr habt noch zehn Minuten, viel Glück", rief er so laut das es in den Ohren klingelte. Natasha und ich sahen uns panisch an. Zehn Minuten noch und wir konnten uns von der Welt verabschieden.

Ich suchte immer weiter, sowie auch Natasha, aber es brachte nichts. Nach weiteren Minuten kam eine weitere Durchsage, die mal wieder von Kaufman kam und besagte, dass wir nur noch fünf Minuten hätten. Ich schaute mich weiter um, bis mein Blick an den Stühlen hingen blieb und ich langsam auf den Stuhl zuging.

Ich tastete das Metallbein ab und erfühlte eine Unebenheit im Metall. Ich kratzte ein bisschen daran und hielt einen kleinen silbernen Schlüssel in der Hand.

„Tasha, ich habe ihn!", rief ich, während ich zur Wand sprintete. Wo war die verflixte Tür noch gleich? Ich tastete immer weiter, während der Countdown langsam von Sechzig herunter zählte.

„Tasha, ich find die Tür nicht mehr", rief ich ihr panisch zu. Verdammt, wir hatten es fast geschafft und jetzt fand ich diese dumme Tür nicht mehr!

„30", meldete sich Kaufman wieder.

Natasha kam zu mir und ging direkt auf eine Stelle zu.

„25."

„Ich habe die Tür, gib mir den Schlüssel!", rief sie mir zu und ich sprintete zu ihr.

„15."

„Schneller!", schrie ich fast. Natasha schloss zitternd die Tür auf.

„5."

Sie drückte die Klinge runter.

„3."

Sie machte die Tür auf und wir sprinteten heraus.

„2", hörten wir gerade noch bevor wir draußen ankamen und der Raum in die Luft flog.

Ich hörte einen lauten Knall, der noch in meinen Ohren klirrte. Auch Natasha verzog ihr Gesicht.

Wir mussten hier weg, sofort! Ich und Natasha sprinteten sofort los, kamen aber in einen anderen Raum, anscheinend waren wir hier in einer Art Wohnblock da direkt nach dem Raum, ein langer Flur kam, den wir durchqueren mussten. Ich hörte hinter mir das gefährliche Knistern von den Flammen, die das Gebäude auf der Suche nach Sauerstoff durchzogen.

Hin und wieder stürzten brennende Balken von oben auf den Boden, denen ich und Natasha geschickt auswichen.

Die Balken kommen wahrscheinlich vom Dachgeschoss, überlegte ich. Aber dann mussten wir entweder extrem weit oben sein, oder das Gebäude war kleiner als ich dachte.

Wir sahen schon einen weiteren Gang, der uns vielleicht nach draußen bringen könnte, jedoch blieb Natasha kurz davor stehen, sodass ich gegen sie prallte. Ich sah sofort warum.

Zwei brennende Dachbalken waren runtergestürzt und versperrten uns den Weg.

„Komm mit, wir nehmen den anderen Weg!", rief Natasha mir mit brüchiger Stimme zu. Ich nickte und wir drehten wieder um, jedoch versperrten uns nach einigen Metern das Feuer den rettenden Ausweg.

Ich drehte mich wieder um und musste erst einmal kräftig husten, meine Nase, sowie meine Kehle und meine Augen brannten sehr stark.

„Halte dir dein T-Shirt über die Nase, das hilft!", rief sie mir zu und ich tat dies, sowie auch Natasha.

Es wurde danach nur bedingt besser, da ich schon zu viel Rauch eingeatmet hatte. Da viel mir etwas auf, dort war eine kleine Stelle zwischen den Balken, die nicht so hohe Flammen schlug, wie die anderen.

Ich ging näher zu der Stelle und betrachtete sie genauer. Wenn ich genug Anlauf hatte, könnte ich darüber kommen und Natasha retten, würde ich es jedoch nicht schaffen, wäre Natasha hier alleine und ich wäre tot.

Ich beschloss, darüber zu springen, also lief ich nach hinten, um Anlauf zu nehmen. Natasha schien meinen Plan zu verstehen, denn sie hielt mich zurück.

„Tu das nicht, Clint! Du könntest sterben!", rief sie flehend.

„Es tut mir leid, aber das ist mir egal! Wenn ich es schaffen würde, könnte ich uns in Sicherheit bringen, mein größter Wunsch wäre, das es dir gut geht, egal was mit mir passiert oder ich sterben würde!", rief ich mit gebrochener Stimme. Dann stieß ich Natasha leicht weg und sprang, nur um sicher wieder auf dem Boden hinter den Flammen zu landen.

Erleichtert atmete ich auf.

„Clint?", rief Natasha ängstlich.

„Mir geht's gut, keine Sorge!", rief ich ihr zu. Ich hatte es geschafft, jetzt musste ich mich nur noch auf die Suche nach einem Feuerlöscher machen.

Ich ging einen Gang entlang, den die Flammen schon verunstaltet hatten. Mehrere Holzteile lagen auf dem Boden, welchen ich geschickt auswich.

Hier muss es doch irgendwo einen Feuerlöscher geben, oder? Ich mein, in jedem Haus gibt es Feuerlöscher.

Am Ende des Ganges fand ich das gesuchte Stück auch. Ich löste den Feuerlöscher aus seiner Halterung und sprintete zurück zu Natasha, um den Weg freizumachen.

Natasha sah mich dankend an und übernahm die Führung, ich folgte ihr, während ich mit dem Feuerlöscher rumhantierte und brennende Teile zu löschen.

Natasha und ich rannten raus, als wir den Ausgang erblickten, der auch schon halb angebrannt war.

Als wir draußen waren, schnappte ich erst einmal nach Luft. Das tat richtig gut, dennoch musste ich immer wieder etwas husten, ich hatte doch nicht etwa eine Rauchvergiftung, oder?

Oh, bitte nicht, das wäre schlecht, sehr schlecht. Diese Mission ging nur schief!

Ich fragte mich, was Fury wohl über uns dachte. Wir hatten bis jetzt nichts erreicht, außer einen Scheintot, einer Entführung, Krankheiten und Verletzungen. Fury wäre wohl sehr enttäuscht wegen uns, was würde er nur sagen, wenn er erfuhr, dass wir gescheitert waren und die Mission nicht vollbringen konnten?

„Clint?", holte mich Natasha aus meinen Gedanken.

„Was? Sorry war gerade in Gedanken!", erklärte ich ihr, sie nickte nur.

„Alles gut, ich habe dich gefragt ob wir vielleicht verschwinden sollten", fragte sie mich.

Ich nickte, das war eine gute Idee. Ich war nicht sonderlich erpicht darauf, von der Feuerwehr oder sonst jemandem bei einem Brand entdeckt zu werden. Wir sprinteten also los, auf irgendeinen Weg.

„Sag mal, wo sind wir eigentlich?", fragte ich Natasha.

„Keine Ahnung, wir sollten vielleicht mal nach einem Ortsschild oder so Ausschau halten", schlug ich vor und sie nickte.

Wir gingen also irgendeinen Weg in eine wildfremde Stadt, wenn wir überhaupt in die Richtung einer Stadt unterwegs waren.

Ich schaute immer öfter über meine Schulter, ich fühlte mich nicht gerade wohl, im Dunkeln auf einer verlassenen Straße, die mehr einem Feldweg glich, zu laufen.

Ich schaute immer wieder über meine Schulter, um mich zu vergewissern das uns niemand verfolgte. Ich fühlte mich wirklich nicht wohl hier. Natasha schien das zu bemerken, denn sie lächelte mir aufmunternd zu.

„Alles gut, wir sind schon alleine hier, es hat uns doch niemand verfolgt", rief sie aufmunternd und ich nickte, schaute jedoch immer über die Schulter, wenn mir ein Schauer über den Rücken lief.

Wir liefen bestimmt schon über mehrere Stunden hier herum und hatten noch kein einziges Ortsschild entdeckt. Gab es hier etwa keine, oder was? Hätten wir nicht längst eines sehen sollen?

Andererseits waren wir hier auf einer komplett abgelegenen Straße, welche anscheinend kaum befahren war, ich schüttelte kurz den Kopf.

Langsam bildeten sich Kopfschmerzen, vom Rauch. Es waren diese unangenehm pochenden Kopfschmerzen.

Auf einmal hörte ich ein rascheln im Gebüsch und ich wirbelte sofort herum, während ich stocksteif stehen blieb.

Drei schwarz gekleidete Männer traten aus dem Gebüsch und starrten uns an.

Wer ist das?, schoss es mir durch den Kopf. Sind das vielleicht Männer von Kaufman oder sogar Kaufman?

Ich wusste, wir wurden verfolgt, ich hatte sowieso ein doofes Gefühl bei der Sache, hier im Dunkeln zu sein.

Die drei Männer kamen immer näher.

Sie wollten uns umbringen, schoss es mir wieder durch den Kopf.

                                                                                                                                
Geschrieben von Amelie


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