~KAPITEL 3~
NATASHA
Ich legte mich wieder ins Bett, schlang die Decke um mich und warf rasch noch einen Blick auf die Uhr, die auf meinem Nachttisch stand und Leuchtziffern hatte. Dadurch, dass es draußen noch dunkel war, musste es noch relativ früh sein.
Die Uhr verriet mir, dass es gerade einmal vier Uhr morgens war. Verflucht, warum hatte mich mein Körper nicht noch etwas schlafen lassen? Vielleicht wäre dann auch mein Fieber weggewesen.
Ich seufzte leise und legte die Decke auch über meine Schultern. Mir war plötzlich wieder eiskalt und sogar die Decke wollte mich nicht wärmen. Verflucht! Wie sollte ich denn so wieder einschlafen.
Ich spürte, wie eine Träne sich aus meinem Auge löste und über meine Wange lief, bevor sie auf mein Kopfkissen tropfte. Eine weitere folgte ihr und noch eine.
Ich schloss die Augen und klammerte mich an mein Kissen. Ich wollte doch nur schlafen, verdammt! Nichts anderes. Ich war so hundemüde und zudem fühlte ich mich total erschöpft.
Leise weinte ich weiter, bis ich plötzlich eine Bewegung wahrnahm. Sofort hielt ich inne und lauschte. Es war stockdunkel im Zimmer, ich konnte nicht sehen, was vor sich ging, doch ich spürte, wie sich jemand auf meine Bettkante setzte und sanft über meine Wange strich.
„Natasha? Was ist los?", fragte Clint mit besorgter Stimme.
Hoffentlich bemerkte er nicht, dass ich Fieber hatte. Dann würde er mich bestimmt nach Hause schicken und die Mission allein erledigen wollen.
„Tasha. Sag, was los ist." Er schaltete die Nachttischlampe an und konnte damit mein verweintes Gesicht sehen, und vermutlich auch, dass ich geschwitzt hatte.
„Du siehst ja gar nicht gut aus", sagte Clint, sprang auf und holte ein Tuch, welches er mit kaltem Wasser befeuchtete. Dann kam er wieder und wischte mir mit dem Tuch den Schweiß von der Stirn, ganz sanft.
„Natasha, was ist los?", wiederholte er seine Frage, nachdem er das Tuch beiseitegelegt hatte.
Ich setzte mich schwach auf und schniefte. Ich würde Clint nicht von meinem Fieber erzählen, aber vielleicht konnte ich ihm sagen, dass ich nicht einschlafen konnte, dann würde er bestimmt nicht darauf kommen, dass ich eigentlich krank war.
„Hey, du bist ja ganz warm", stellte Clint plötzlich fest, als er über meine Wange strich. Sanft legte er einen Arm um mich und ich war ganz tief in mir froh darüber. Vorsichtig lehnte ich mich an ihn und schloss meine Augen.
„Du hast Fieber, aber das wusstest du schon, hm?", fragte Clint nach einiger Zeit und sah mich ernst an. „Warum hast du nichts gesagt?"
„Du hast geschlafen. Und ich will auf diese Mission gehen", antwortete ich mit zittriger Stimme.
Clint löste sich aus der Umarmung, stand auf und kniete sich vor mich auf den Boden, um mich besser ansehen zu können. „Natasha. Gesundheit geht vor. Wenn es dir nachher besser geht, dann kannst du mitkommen, aber ich will nicht, dass du mir auf der Gala umkippst. Und wenn es dir nicht gut geht, kannst du mich jederzeit wecken, verstanden?"
Ich nickte langsam. Clint hatte ja recht. Ich wäre kein Nutzen für die Mission, wenn ich mittendrin umkippen oder mich übergeben würde.
Langsam ließ ich mich nach vorne fallen, schlang meine Arme um Clints Hals und klammerte mich an ihn. Ich brauchte jetzt ganz dringend seine Nähe.
CLINT
Ich machte mir große Sorgen um Natasha, als sie sich an mich klammerte. Ihr Körper war verdammt warm. Ich wusste, dass sie diese Mission unbedingt erledigen wollte, doch sie war mir wirklich keine große Hilfe, wenn sie krank war.
Vorsichtig stand ich auf, hob sie in meine Arme und trug sie zu meinem Bett, legte sie dort in mein Bett und deckte sie erst mit meiner und dann ihrer eigenen Decke zu. Es war sowieso ziemlich warm hier in Italien und ich musste nicht unbedingt mit Decke schlafen.
Ich legte mich neben sie und nahm sie wieder in meine Arme. Ich hoffte inständig, dass sie schnell wieder einschlief und sich damit ausruhte.
„Hey, mach die Augen zu, Tasha. Ich bin hier bei dir, wenn etwas ist. Aber du brauchst jetzt ganz viel Ruhe und vor allem Schlaf", flüsterte ich ihr zu und strich ihr sanft über die Wange.
Natasha nickte, und schloss die Augen. Im Nu war sie eingeschlafen und auch ich schloss noch einmal die Augen, um noch etwas Schlaf zu kriegen.
Später am Morgen, genauer gesagt gegen zehn Uhr, stand ich auf. Natasha schlief, und das war auch gut so. Sie hatte endlich Ruhe gefunden und ich hoffte, dass dies auch noch länger anhalten würde.
Ich machte mich schnell im Bad fertig, fuhr mir mit meinen Fingern durch das zerzauste Haar, wusch mein Gesicht und putzte die Zähne. Alles so leise wie möglich, um meine Partnerin nicht zu wecken.
Schließlich trat ich aus dem Bad und begab mich allein zum Frühstück. Bereits in der Lobby roch es herrlich nach Brötchen und italienischen Spezialitäten.
„Buongiorno", begrüßte mich ein Kellner auf Italienisch und ich erwiderte es, so gut war mein Italienisch allerdings nicht.
„Sie können sich dort vorne an den Tisch setzen", sprach der Kellner in gebrochenem Englisch und wies auf einen kleinen, runden Tisch mit weißer Tischdecke.
Ich nickte und setzte mich an den Tisch, auf dem bereits eine Kaffeekanne und Geschirr stand.
Kaffee, dachte ich, das brauche ich jetzt!
Schnell kippte ich den gut riechenden Kaffee in meine Tasse und nahm einen großen Schluck. Ein Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht auf. Das war der beste Kaffee, den ich je getrunken hatte.
„Mann, pass doch auf, Chester!", hörte ich plötzlich eine männliche Stimme durch den halben Frühstückssaal rufen. Sie hatte einen italienischen Akzent und klang nicht sehr tief für einen Mann.
Ich drehte mich unauffällig auf meinem Stuhl um und entdeckte einen kleinen Mann mit Schnauzbart und kurzgeschnittenen, braunen Haaren, dessen weißes Hemd völlig mit Kaffee überschüttet war. Er blickte wütend zu einem muskulösen, großwüchsigen Mann hoch, der ein schwarzes Hemd trug und sehr ernst aussah.
Bestimmt der Bodyguard oder der Sohn.
„Entschuldigen Sie, Mr Ferri, ich bin über eine Welle im Teppich gestolpert", sagte der Kleiderschrank und fuhr sich durch sein schwarzes, schulterlanges Haar.
Ferri? War das nicht der Mann, mit dem sich Luca Kaufman treffen wollte? Aber wenn Alfio Ferri in Italien lebte, schließlich war er ein italienischer Geschäftsmann, warum war er dann hier im Hotel? Oder lebte er vielleicht gar nicht mehr hier?
Fragen über Fragen bildeten sich in meinem Kopf und ich wollte sie alle beantwortet haben.
„Eine Welle im Teppich?", fragte Ferri ungläubig. „Hier ist keine Welle im Teppich. Passen Sie einfach auf, wo Sie hintreten, Chester! Ich bezahle Sie nicht dafür, mich mit Kaffee einzusauen."
„Verstanden, Sir." Der Mann, anscheinend hieß er Chester, stellte die nun leere Kaffeetasse auf einem Tablett ab und begleitete Ferri hinaus zu den Fahrstühlen. Bestimmt zog sich dieser um.
Ich wandte mich wieder meinem Kaffee zu. Dass Alfio Ferri sich ausgerechnet in diesem Hotel aufhielt, könnte ein Vorteil sein. Ich könnte ihn zu Luca Kaufmans Machenschaften ausquetschen. Doch bevor ich dies tat, sollte ich nach Natasha sehen.
Ich frühstückte also schnell und begab mich dann in Richtung des Zimmers. Ich stieg gerade in den Fahrstuhl, als kein anderer als Chester zu mir in den Fahrstuhl stieg und Etage Drei drückte. Aha. Ferri wohnte also im dritten Stock, ein Stockwerk unter meinem und Natashas Zimmer.
Ich räusperte mich: „Ich habe vorhin mitbekommen, wie Ihr Chef sie angemotzt hat. Er war nicht gut gelaunt, hm?"
„Das können Sie laut sagen. Ich bin sein Bodyguard. Ich habe den Job bei ihm bloß angenommen, weil ich dringend Geld brauche. Und er hat mir eine hohe Summe geboten. Doch ständig hat er etwas zu meckern. Immer geht es: ,Chester, ich brauche dies und das', oder ,Chester, was haben Sie jetzt schon wieder getan?' Obwohl ich nichts getan habe. Und außerdem bin ich nicht sein Diener, sondern dafür da, ihn zu beschützen. Doch warum erzähle ich Ihnen das eigentlich? Es geht Sie schließlich nichts an." Er stieg aus, als sich die Türen in der dritten Etage öffneten. Ich war allerdings sehr erfreut, dass er so munter aus dem Nähkästchen geplaudert hatte. Doch das sagte ich ihm natürlich nicht.
Die Fahrstuhltüren schlossen sich und brachten mich in den vierten Stock, wo ich ausstieg, und die Schlüsselkarte zückte. Ich steckte sie ins Schloss und die Tür öffnete sich mit einem leisen Klicken.
Ich trat ein und legte die Karte auf ein Regal, entledigte mich meiner Schuhe und sah dann zu meinem Bett. Ein Lächeln huschte über mein Gesicht. Natasha schlief noch.
Ich setzte mich in einen gemütlichen Sessel und checkte die News in meinem Handy, doch außer ein paar belanglosen Nachrichten von meinen Freunden, gab es nichts neues.
Plötzlich nahm ich eine Bewegung im Bett wahr. Natasha regte sich.
Ich setzte mich auf die Bettkante, um zu sehen, wie es meiner Partnerin ging. Hoffentlich würde sie bald gesund werden.
Geschrieben von Alexandra
Ich hoffe, euch gefällt dieses Kapitel, dann lasst doch gern ein Vote da ^^
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