Kapitel 13

CLINT

Ich sah hinüber zu Natasha. Sie sah echt müde aus. Es war auch echt viel in den letzten Tagen gewesen, was ganz schon auf die Psyche ging.

Ich sah immer wieder heimlich hinüber zu Natasha. Sie aß nur langsam und ihre Augen waren halb geschlossen, als könne sie jeden Moment vorn überkippen und ins Essen fallen.

„Alles in Ordnung?", fragte ich.

Natasha seufzte leise und nickte, obwohl ihre Augenringe und die Art, wie sie ihren Kopf stützte, etwas anderes verrieten. Ich konnte spüren, dass sie versuchte, stark zu sein, aber es war offensichtlich, dass sie Ruhe brauchte.

„Du siehst wirklich erschöpft aus", bemerkte ich sanft. „Vielleicht solltest du nach dem Essen eine Pause machen und ein bisschen schlafen. Ich kann den Abwasch übernehmen."

Natasha zögerte einen Moment, bevor sie nickte. „Vielleicht ist das keine schlechte Idee", murmelte sie leise. „Danke, Clint."

Ich lächelte und stand auf, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Natasha stützte sich schwer auf die Krücken. Während sie ging, konnte ich nicht anders, als mir Sorgen um sie zu machen. Die letzten Ereignisse hatten sie wirklich mitgenommen, und ich wusste, dass ich für sie da sein musste, egal was passierte.

Sie humpelte mit den Krücken zum Sofa, wo sie sich hinlegte.

Ich warf eine Decke über sie und setzte mich dann auf die Sofakante.

„Mach die Augen zu, Süße", sagte ich und strich ihr sanft mit meinem linken Zeigefinger über die Wange. „Morgen geht es nach Hause."

Ein schwaches Lächeln wanderte auf ihre Lippen und ich musste es erwidern.

„Ich weiß gar nicht, was ich ohne dich machen würde", sagte sie leise und ich lächelte.

„Vermutlich ziemlich in der Klemme stecken."

Natasha schmunzelte leicht und schloss dann langsam die Augen. Ihr Atem wurde ruhiger, als sie sich langsam in den Schlaf sinken ließ.

Ich beobachtete sie einen Moment lang still, bevor ich aufstand und mich daran machte, den Abwasch zu erledigen. Die Stille im Raum war fast beruhigend, aber zugleich auch beunruhigend.

Während ich das Geschirr abwusch, dachte ich über die vergangenen Tage nach.

Es war ein wahrer Wirbelwind aus Emotionen, Gefahren und unerwarteten Wendungen gewesen. Doch trotz allem hatten Natasha und ich uns durchgekämpft, Seite an Seite. Sie war meine Partnerin, meine Verbündete, und ich würde alles tun, um sicherzustellen, dass sie geschützt war.

Seufzend ließ ich mich schließlich in einem gemütlichen Sessel nieder und öffnete auf einem Tablet die SHIELD-Software, in die sich niemand hacken konnte.

Was ich dort wollte? Mehr über Luca Kaufman herausfinden, unseren ersten Entführer. Er hatte mich gekannt, ebenso Natasha, obwohl wir noch nie zuvor mit ihm zutun gehabt hatten.

Die Informationen über Luca Kaufman waren spärlich, aber ich wusste, dass es einen Grund dafür geben musste, dass er uns entführt hatte.

Vielleicht war er ein Auftragskiller oder ein Agent eines rivalisierenden Geheimdienstes. Ich würde alles in meiner Macht Stehende tun, um herauszufinden, was sein Motiv war und ob er Teil eines größeren Plans war.

Während ich in den SHIELD-Datenbanken nach Informationen über Luca Kaufman suchte, fiel mir ein, dass ich auch nach Verbindungen zu anderen potenziellen Feinden suchen musste. Beispielsweise zu Alfio Ferri und seinem Assistenten.

Es war wichtig, keine Details zu übersehen, die uns helfen könnten, die Situation besser zu verstehen und uns vor weiteren Angriffen zu schützen.

Als ich tiefer in die Daten eintauchte, stieß ich auf einige Hinweise, die darauf hindeuteten, dass Kaufman möglicherweise mit einer internationalen Terrororganisation in Verbindung stand. Das würde auch erklären, warum wir ein zweites Mal, vermutlich von anderen Leuten entführt worden. Vielleicht gehörten sie zu dieser Terrororganisation.

Diese Organisation war für ihre skrupellosen Methoden bekannt und hatte schon mehrere Anschläge auf Regierungen und Einzelpersonen verübt, aber auch auf Agenten.

Ich schlussfolgerte, dass diese Leute gewusst haben müssen, dass jemand hinter ihnen her war, und wollten uns aus dem Weg schaffen.

Mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken, dass Natasha und ich möglicherweise in den Fokus einer solchen gefährlichen Organisation geraten waren.

Doch gleichzeitig stärkte mich diese Erkenntnis in meinem Entschluss, alles zu tun, um Natasha zu schützen und diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die versuchten, uns zu schaden.

Nachdem ich genug Informationen gesammelt hatte, schaltete ich das Tablet aus und lehnte mich in meinem Sessel zurück.

Die Gedanken rasten in meinem Kopf, während ich darüber nachdachte, wie wir weiter vorgehen sollten. Erst einmal sollten wir zurück in die Staaten reisen. Hoffentlich würde SHIELD morgen auch wirklich da sein und uns nicht noch einen Tag hier schmoren lassen.

Bei dem Gedanken daran, dass wir vermutlich wieder mit dem Privatjet flogen, musste ich an Natashas Flugangst denken. Hoffentlich würde sie das morgen gepackt bekommen.

Mit einem besorgten Blick stand ich auf und ging zurück zum Sofa, wo Natasha schlief. Sie sah so friedlich aus im Schlaf. Keiner würde, wenn er sie so sehen würde, denken, sie wäre eine Auftragskillerin, zumindest eine ehemalige.

Ein Lächeln wanderte über mein Gesicht. Ich strich ihr eine rote Locke aus dem Gesicht, als sie sich plötzlich regte.

„Hey, Shhh, alles gut, ich wollte dich nicht wecken, schlaf weiter", flüsterte ich ihr zu.

„Clint ...", murmelte sie. „Ich hab Bauchschmerzen..."

„Bauchschmerzen?", fragte ich überrascht. Damit hätte ich nicht gerechnet. „Tut es sehr weh?"

Sie nickte.

Na toll, dachte ich. Hoffentlich geht es ihr morgen besser.

Ich eilte in die Küche und bereitete ihr eine Wärmflasche vor. Vielleicht hatte sie etwas Falsches gegessen, möglicherweise war eines der Lebensmittel hier im Haus doch nicht mehr gut gewesen. Doch wissen konnten wir nicht, was es war. Klar war aber: Ich wollte Natasha nicht leiden sehen.

Warum dauert das denn so lange, fragte ich mich ungeduldig, während ich darauf wartete, dass das Wasser heiß wurde.

Als das Wasser endlich heiß war, füllte ich es in die Wärmflasche und kehrte damit ins Wohnzimmer zurück.

Für einen Moment erstarrte ich. Natasha weinte. Ich hatte bisher nicht einschätzen können, wie schlimm die Schmerzen waren, doch nun wusste ich es.

Schnell setzte sich mich neben sie, zog sie auf meinen Schoß und legte die Wärmflasche auf ihren Bauch, bevor sich meine Arme um sie schlang und sie sanft an mich drückte.

Natasha schloss die Augen und ich strich ihr sanft mit einer Hand über den Kopf.

„Clint?", fragte sie nach einer Weile.

„Hm?"

„Kannst du mich bitte ins Bett bringen?" Ihre Stimme war nur ein Flüstern.

„Natürlich." Ich nickte und stand vorsichtig auf, dabei hielt ich Natasha fest an mich gedrückt, um sicherzustellen, dass sie sich nicht verletzte.

Mit behutsamen Schritten trug ich sie ins Schlafzimmer und legte sie sanft auf das Bett. Die Wärmflasche platzierte ich behutsam wieder auf ihrem Bauch.

„Versuch zu entspannen", sagte ich leise, während ich ihr eine Decke über den Körper legte. „Ich bleibe hier, bis du einschläfst."

Natasha lächelte schwach und nickte. Sie kuschelte sich in die Decke und schloss die Augen.

Ich setzte mich neben sie auf das Bett und strich ihr beruhigend über die Stirn, während sie langsam zur Ruhe kam.

Nach einer Weile hörte ich ihr ruhiges Atmen und wusste, dass sie eingeschlafen war.

Vorsichtig stand ich auf und deckte sie noch einmal sorgfältig zu, bevor ich leise das Zimmer verließ.

Wieder im Wohnzimmer angekommen, ließ ich mich erschöpft auf das Sofa sinken. Die Ereignisse der letzten Tage hatten auch mich ziemlich mitgenommen. Doch trotz der Müdigkeit fühlte ich mich erleichtert, dass Natasha jetzt zumindest schlief und hoffentlich von ihren Schmerzen erlöst war.

Doch leider war dem nicht so. Denn am nächsten Morgen, unserem Abreisetag, wachte sie immer noch mit Bauchschmerzen auf, zwar waren diese nicht mehr so stark, doch als ich sie morgens schwach ins Badezimmer auf ihren Krücken humpeln sah, wusste ich, dass es ihr nicht wirklich gut ging.

Ich räumte das Haus auf und putzte alles, bevor ich noch ein paar Schmerztabletten in einen Rucksack stopfte, sowie Wasser und etwas zu essen.

Dann betrat ich Natashas Zimmer, in dem sie total schlapp auf dem Bett saß und in die Leere starrte.

„Hey Süße. Unser Pilot hat angerufen. Er ist in einer halben Stunde am Aeroporto di Torino-Aeritalia, dem Privatflugplatz."

Sie nickte langsam und erhob sich, stützte sich auf die Krücken und humpelte dann aus dem Zimmer.

Ich folgte ihr in die Garage, wo ein schwarzer SUV stand, mit dem wir zum Flugplatz fahren würden.

Ich hatte auf den Beifahrersitz eine Decke ausgebreitet, in die ich Natasha einwickelte, sobald sie sich daraufgesetzt hatte.

„Wir fahren ein Stück", sagte ich, als ich ihr half, sich anzuschnallen.

Danach kletterte ich hinters Steuer und wir verließen die hübsche Villa. Wenn ich ehrlich war, fand ich sie sehr schön und konnte mir sehr gut vorstellen, darin zu wohnen.

Mein Blick wanderte zu Natasha, die ihre Augen geschlossen hatte. Sie hatte immer noch Schmerzen, die Arme.

Als wir auf dem Weg zum Flugplatz waren, versuchte ich, die Fahrt so sanft wie möglich zu gestalten, um Natasha nicht zusätzlich zu belasten.

Ich konnte sehen, wie sie versuchte, ihre Schmerzen zu unterdrücken, und es brach mir das Herz, sie so zu sehen

„Alles in Ordnung?", fragte ich leise, während ich einen kurzen Blick auf sie warf.

Natasha nickte schwach. „Es geht schon."

Ich seufzte leise und konzentrierte mich wieder auf die Straße.

Es war schwer zu akzeptieren, dass ich nichts weiter tun konnte, als ihr Beistand zu leisten und sie zu unterstützen.

Als wir schließlich den Flugplatz erreichten, half ich Natasha aus dem Auto und wir konnten unseren Piloten auf der Start- und Landebahn landen sehen.

Ich spürte, wie Natasha sich anspannte und legte einen Arm um sie, während wir auf das Flugzeug draufzuliefen.

„Hey, Tasha. Alles wird gut, okay? Ich bin bei dir. Du brauchst keine Angst zu haben", versuchte ich sie zu beruhigen.

„Sagst du so einfach", flüsterte sie und ich spürte, wie sie begann zu zittern.

„Hey, Shhh, ich bin doch da", sagte ich und nahm sie in meine Arme. Ich drückte sie eng an mich. „Ich liebe dich, Tasha."

„Ich dich auch."

Besorgt sah ich auf meinen Rotschopf. Wenn sie schon vor dem Flugzeug kräftig zitterte und ziemliche Angst hatte, wie sollte es denn erst werden, wenn wir drinnen saßen?

Auf jeden Fall würde ich für sie da sein, das schwor ich mir.

                                                                                                  
Geschrieben von Alexandra

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