Kapitel 7
Ich stand vor der Tür und wartete. Ladislao fuhr mit einem schwarzen Sportwagen aus der Garage, welcher mich staunen ließ. Ich betrachtete beeindruckt das Meisterstück und setzte mich auf den Beifahrersitz.
"Geiles Gefährt", grinste ich ihn an.
"Ich weiß", meinte er nur und konzentrierte sich auf die Straße.
Die Fahrt verlief eher ruhig. Wir redeten nicht. Er verlor kein Wort über die vorherige Situation. Ich wollte nicht diejenige sein, die ihn darauf ansprach. Folglich ließ ich es auch sein. Nach einer Weile hielt er vor einem Gebäude an, was ziemlich luxuriös wirkte. Von außen funkelte das Haus in Neonlichtern. Am Eingang standen viele Reporter und Sicherheitsleute.
"Was ist hier los?", fragte ich ihn überrascht.
"Na, mein Freund ist ein bekannter Mann und die Eröffnung wird halt groß gefeiert", erklärte er mir mit den Achseln zuckend und fuhr genau vor den Eingang zum Club.
"Hm, okay", murmelte ich nur und wollte aussteigen, als er mich am Arm zurück hielt.
"Warte", befahl er mir, stieg selber aus, lief um den Wagen und stellte sich vor meine Tür, wobei die ganzen Reporter uns einkreisten und dauernd Fragen stellten.
Ladislao öffnete meine Tür. Ich setzte einen Fuß heraus, ergriff die Hand, die er mir entgegenstreckte, stand elegant mit einem Ruck auf und stellte mich neben ihn.
"Schön machst du das", lächelte er mich schelmisch an.
Händchen haltend liefen wir in den Club, nachdem er seinen Autoschlüssel abgegeben hatte. Wir traten durch die Tür und ein mit Spiegeln versehener Korridor erstreckte sich vor uns. Die Musik dröhnte, die Bässe vibrierten durch meinen Körper. Der Laden war ziemlich voll. Viele tanzten, tranken oder machten auf den Sitzen rum.
Die Tanzfläche überwunden kamen wir an die Bar. Ladislao bestellte irgendwelche Drinks. Mir war es egal, ich kippte es mit einem Mal herunter. Die Flüssigkeit brannte sich durch meine Kehle. Scheiße, war das hart! Der Gentleman lachte mich dabei natürlich aus.
"Lach nicht!", sah ich ihn gespielt böse an. "Mach das mal selber."
Er ließ es mich nicht zwei Mal sagen und trank sein Glas auf Ex. Ich sah wie er sein Gesicht verzog und musste kichern, was er bemerkte.
"Ach, das war doch nichts", meinte er versucht gleichgültig.
"Ja, ja, ich sehe schon", lachte ich laut.
"Hey, mein Freund, ich freue mich wirklich, dich zu sehen", hörte ich jemanden zwischen unseren Köpfen brüllen.
Der Mann trat in die Mitte von uns.
"Carl, Glückwunsch", drehte sich Ladislao zu ihm und sie umarmten sich oder taten eben das, was bei Männern als Umarmung galt, sie schlugen sich ihre Rücken krumm.
"Machst du uns bekannt?", fragte dieser Carl und sah mich dabei lächelnd an.
Er sah sympathisch aus und war nicht so groß, wie ich es von Ladislaos Bekanntschaften gewohnt war. Er war eher der dunklere Typ. Wenn man ihn ansah, musste man ihn wegen seiner offenen und herzlichen Art mögen.
"Crystal, die Verlobte", stellte ich mich selbst vor und schüttelte seine Hand.
"Freut mich, schöner Name, Crystal", versuchte er ihn auf seiner Zunge. "Na, dann! Ich muss weiter. Habt auf jeden Fall Spaß."
"Wirklich nett dein Freund", sagte ich als Carl weggelaufen war.
"Ja, das ist er", bestätigte mir Ladislao.
Danach tranken wir still unsere Getränke. Dieses Mal gingen wir es langsamer an und schlürften genüsslich an unseren Drinks. Er war vertieft in seinen Gedanken und sah nur in sein Glas. Ich nutzte die Gelegenheit, um ihn mir besser anzusehen. Er hatte einen ziemlich breiten Körper. Man würde Angst vor ihm kriegen, wenn man ihm im Dunkeln begegnen würde. Hatte ich immerhin aus erster Hand erfahren. Seine Arme sahen stark aus. Die Hände knochig, wobei die Knöchel gut sichtbar hervortraten. Zur seiner Hüfte hin wurde sein Oberkörper schmaler.
Ich sah wieder hoch zu seinem Gesicht. Markante Gesichtszüge, hohe Wangenknochen, die Haare kurz geschoren, etwas längerer Bart, jedoch nicht allzu lang, eine gerade Nase und volle Lippen. Mein Blick blieb lange an seinen Lippen hängen. Ich fragte mich, wie es wäre, sie auf meinen zu spüren. Meine waren nicht so voll und weich, wie ich mir seine vorstellte. Ich hatte eher schmale Lippen. Sein Mund bewegte sich, aber ich war zu abgelenkt, um ihn zu verstehen. Er sah mir an, wo mein Blick hing und kam mit seinem Gesicht näher. Wollte er mich küssen? Wollte ich das? Klar, ich habe ihn im Schrank angemacht. Aber wer macht das denn nicht, wenn so etwas Hübsches vor einem steht?
"Hörst du mir überhaupt zu?", hörte ich ihn fragen, als ich endlich aus meiner Starre aufgewacht war.
"Ja?"
"Möchtest du tanzen oder so? Wir sind nicht zum Langweilen her gefahren."
"Warum nicht?", lächelte ich ihn an.
Irgendwie war es komisch, sich mit ihm normal zu unterhalten. Aber ich fand es ganz gut. Ich genoss seine Anwesenheit. Wir haben uns zwar schlecht kennengelernt, dennoch fing ich an, ihn zu mögen. Wir liefen in die tanzende Menge und passten uns dem Rhythmus an. Ich bewegte mich eher weniger, hatte keine Lust zu tanzen.
"Ich habe es mir anders überlegt, können wir uns wieder setzen?", fragte ich ihn deshalb.
"Ja, bitte. Habe gerade auch keinen Bock."
So kam es, dass wir wieder zu unserem Platz zurück liefen und uns anschwiegen. Ich wusste nichts über ihn. Das wollte ich jetzt ändern.
"Wie alt bist du eigentlich?", fing ich unser Gespräch an.
"Wieso fragst du?", lachte er los.
"Nur so. Hab' mich gefragt."
"Achtundzwanzig", grinste er mich an.
Was?
"Du bist neun Jahre älter als ich."
"Ich weiß", meinte er gleichgültig.
Woher denn? Etwa von Camilla? Ich hatte nur ihr mein Alter und alles andere verraten.
"Hm", gab ich nachdenklich von mir. "Deine Lieblingsfarbe?"
Ladislao lachte auf meine Frage hin lauthals los.
"Was wird das? Hast du etwa Interesse an mir?"
"Nein, du Idiot", entfuhr es mir genervt. "Ich gehe mal zur Toilette."
Als ich gerade aufstehen wollte, zog er mich zu sich.
"Nicht in dem Ton, nicht diese Wortwahl, Kleines! Pass auf, wie du mich ansprichst!", zischte er, ließ meinen Arm wieder los, wandte sich von mir ab und bestellte ein Getränk.
Ich sah ihn schockiert an, denn ich hatte ihn nicht ernsthaft als einen Idioten bezeichnen wollen. Das war doch nur gespielt gewesen. Wie konnte man in jeder Sekunde seine Laune ändern? Gerade war doch noch alles easy zwischen uns. Plötzlich wurde er wieder wütend. Wenn man das wütend bezeichnen konnte. Barsch setzte er welche Anordnungen und wurde danach wieder ruhig. Er tat dann so, als wäre das davor nicht passiert. Ich schüttelte meinen Kopf, lief den Schildern folgend zu den Toiletten und schloss mich in eine Kabine. Zum Glück war es hier nicht so laut. Mir war die Lust gänzlich vergangen. Ich wollte einfach wieder zurück und mich in meinem Bett verkriechen. Was dachte er sich? Dass er mich so behandeln konnte, wie er wollte? Ich musste mir etwas einfallen lassen. So nämlich wollte ich diese Beziehung nicht weiterführen. Ich raffte mich zusammen und lief wieder zu meinem Platz. Ihn sah ich nicht mehr dort, was mir gerade willkommen war. Alleine saß ich an der Bar und sah den Menschen wieder einmal zu. Jeder sah irgendwie irre aussah. Wie sie dort tanzten und sich schnell und zackig bewegten. Komisch, wer auf sowas kam und diesen Tanz erfunden hatte.
"Nicht nur zuschauen", quatschte mich ein Besoffener an. "Lass uns tanzen, Baby."
Seine Fahne konnte man wahrscheinlich meilenweit riechen. Mein Magen verdrehte sich.
"Hau ab! Bin mit meinem Verlobten hier."
Zu irgendetwas musste diese Tatsache ja gut sein.
"Das sagen sie doch alle!", brüllte er über die Musik hinweg und machte sich näher an mich heran.
Er kam direkt vor mir zu stehen und legte seine Hände hinter mir an die Bartheke, wobei er mich zwischen seine Arme nahm.
"Na, Baby, hast du nicht Lust auf was Tolles", grinste er mich dreckig an.
Sein Mundgeruch stieg mir in die Nase. Boah, war das eklig.
"Nein, und jetzt geh einfach", funkelte ich ihn böse an.
"Widerstand. Das gefällt mir."
"Bist du Krank? Geh weg von mir."
Obwohl ich verzweifelt versuchte, ihn von mir wegzuschieben, schaffte ich es nicht, da er zu schwer war. Der Typ kam mir immer näher. Ich hielt das nicht mehr aus, aber ich wollte auch nicht die ganze Aufmerksamkeit auf uns lenken.
"Komm mit!", forderte ich ihn auf.
"Endlich, du Schlampe. Du willst es doch auch."
"Lass uns rausgehen", zwinkerte ich ihm zu, nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her.
Ich lief kreuz und quer bis ich einen Hinterausgang fand. Zumindest etwas ähnliches. Wir standen hinter dem Club vor den Müllcontainern. Ein Drahtzaun erstreckte sich um uns. Der Typ fasste mich an meiner Hüfte, drehte mich zu ihm und begann meinen Hals abzuschlecken. Ich hielt seine Nähe einfach nicht mehr aus, schnappte mir seinen Arm, drehte ihn blitzschnell um und drückte ihn mit seinem Gesicht an die Hauswand.
"Hör mir jetzt gut zu", zischte ich in sein Ohr. "Wenn eine Dame dir sagt, dass du verschwinden sollst, dann tust du das auch gefälligst."
Ich packte ihn an seinen Haaren und schleuderte sein Gesicht gegen die Wand. Der Mann sank zu Boden. Er war schon ordentlich gefüllt durch den Alkohol und nun war er bewusstlos. Da ich schon wegen Ladislao genervt war, trat ich ihm noch heftig in den Magen und schnaubte. In dem Moment ging die Tür auf. Ein mir allzu bekannter Mensch trat heraus und sah sich schmunzelnd die Szene vor seinen Augen an. Was hatte er wieder gute Laune?
"Also ich habe einen anderen Anblick erwartet", kommentierte Ladislao.
"Oh, mein geliebter Verlobter ich würde dich doch niemals betrügen", sagte ich mit einer vorgetäuschten lieben Stimme.
Schlagartig änderte sich jedoch sein Gesichtsausdruck. Die Stimmung sank zu Boden. Wo er doch gerade lächelte, sah er mich nun aus Kulleraugen an. Was stimmte nicht? Hatte ich was Falsches gesagt? Er sah verletzt aus, was er zu verbergen versuchte, indem er blinzelte und weg sah. Er versuchte sein Pokerface aufrecht zu erhalten, aber ich sah ihm seine Versuche, sich zu verstecken, an. Ich konnte nicht begreifen, was nicht stimmte, weshalb ich mich ihm näherte und zögernd an seine Wange fasste. Er sah auf und unsere Blicke trafen sich. Schmerz und Trauer waren in seinen Augen eingeschrieben.
Mein Leben war nie leicht gewesen, doch was mir immer am meisten fehlte, war einer, der mich einfach mal drückte und mir einen Halt gab. Ich sah, dass Ladislao jemanden brauchte, der ihm genau das erfüllte. Mit der Hand an seiner Wange fuhr ich weiter herunter zu seinem Hals und umarmte ihn fest. Ich schloss meine Arme um seinen Nacken. Er erwiderte nichts, aber ich gab nicht nach und drückte ihn noch mehr an mich. Langsam legten sich zwei starke Arme um meine Taille und im nächsten Moment spürte ich einen Druck um meine Mitte. Er zog mich dicht an sich und vergrub sein Gesicht in meinem Hals. Ich bemerkte, wie er wieder meinen Duft einsog, wie auf der Verlobungsfeier.
In dem Moment fühlte ich eine enorme Geborgenheit. In seinen Armen kam mir alles so einfach und unbedeutend vor, als gäbe es keinen Unheil auf der Welt. Ich fühlte mich wohl. War das ein friedvolles Gefühl?
Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir dort so standen, aber ich wollte, dass dieser Moment ewig blieb.
"Was machen wir nur?", murmelte er gegen meine Haut.
"Ich weiß es nicht", flüsterte ich zurück.
Ich wusste es wirklich nicht. Was waren das für Emotionen? Vor allem was zur Hölle hatte mich geritten, dass ich ihn umarmte? Ladislao drückte mich ein letztes Mal fest an sich, bevor er sich entfernte.
"Lass uns nach Hause gehen", sagte er mit einem Lächeln.
***
Nach meinem Traum musste ich immer wieder an James denken. Mein Schatz. Konnte man einen Menschen mehr als sich selbst lieben? Tja, ich tat es. Auch wenn dieser bereits tot war. Wie war man tot, wenn andere noch an Einen dachten? Unser Körper hörte auf zu funktionieren. Aber wo war unsere Seele? Das Metaphysische im Mensch? War James doch hier irgendwo, bloß konnte ich ihn nicht sehen oder bemerken?
Ich spürte ihn in mir. In meinem Herzen. Dort war er immer da. Das wusste ich.
Ich sah gerade aus meinem Fenster. Hatte vorhin meinen Mann mit seiner Neuen wegfahren sehen. Beide waren mir egal. Was ich wollte, konnte ich nicht mehr haben.
Die Tür öffnete sich und mein Lieblingsmensch kam herein. Alfonso.
"Mein Schätzchen, wie geht's dir?", fragte er.
Natürlich antwortete ich nicht. Er kam auf mich zu und hob mich vom Rollstuhl hoch. Nein, was kam jetzt wieder? In dem Moment hätte ich echt schreien können. Ich hasste es, wenn er mich berührte. Er legte mich auf das Bett und zog mir die Hose von meinen Beinen. Nein, nein, nein. Nein! Das wollte ich nicht. Nicht nachdem meine Erinnerung an James' Berührungen so frisch war. Alfonso legte sich auf mich und schob meine Beine auseinander. Ich roch seinen ekligen Atem und drehte meinen Kopf weg. Ich konnte nicht wieder so tun, als würde das mich kalt lassen. Als würde es mir nichts bedeuten.
"Mach nur, denn deinen Kopf brauche ich nicht", grinste er mich dreckig an und lachte wie ein Irrer. "Heute nicht."
Plötzlich schnellte mein Körper vor. Er drang fest und hart in mich. Ich wollte mich übergeben.
"Ich kann dich so hart durchnehmen, wie ich will. Es ist egal", flüsterte er erregt.
In dem Moment wurde mir klar, dass ich es dieses Mal nicht schaffen würde. Ich konnte nicht. Gestern in der Nacht hatte ich von meiner Liebe und unserem ersten Kuss geträumt. Ich konnte so nicht die Erinnerung verschmutzen. Dieser Ekel sollte mich nicht anfassen. Ich gehörte nur einem Mann. Meinem James.
Alfonso erdrückte mich unter seinem Gewicht. Sein Körper lag wie eine große Last auf mir. Eine Last, die ich nie auf mich nehmen wollte. Er musste weg von mir. Er musste einfach! Ich haute ihm mit flachen Händen an seine Arme, seine Schultern oder wo ich ihn auch sonst nur erwischen konnte.
"Du hattest das lange nicht mehr gemacht", lachte er. "Aber solltest doch wissen, dass ich es so lieber habe, wenn du dich wehrst."
Ich zog ihm wie Krallen meine Nägel durch seine Wange. Durch den Schwung kratzte ich ihn blutig.
"Ah!", stöhnte er schmerzvoll auf und in dem Moment verpasste er mir eine Ohrfeige.
Er setzte sich etwas auf und dabei glitt sein erregtes Glied aus mir heraus.
"Na, warte, du Hure!"
Er packte mich an meinen Haaren, zog an ihnen, dass ich Angst hatte, er würde sie mir herausreißen. Er schlug mir nochmal kräftig ins Gesicht und drückte es ins Kissen. Dann versuchte er mich mit Gewalt umzudrehen. Ich spürte Tränen aufsteigen. Meine Kraft verließ mich langsam. Ein Gefühl von Schwäche überkam mich. Ich hatte mich gewehrt, ich wollte dem ein Ende setzen.
Schließlich hatte er es geschafft, mich umzudrehen. Er ritt mich so brutal dass ich jedes Mal mit meinem Kopf gegen das Bettgestell knallte. Mir wurde schwummerig, ich drohte wegzukippen. Ein Schwindelgefühl erfasste mich, ich wollte kotzen. Meine Würde wurde begraben. Mein Stolz wurde mir genommen.
Ich habe einen Mann in meinem Leben geliebt. Einen Mann. Er wurde mir als mein größter Fehler eingestuft. Meinetwegen starb meine Liebe. Lebenslang sollte mich die Schuld plagen. Dazu kam diese Folter.
Er ließ nicht von mir ab. Er bestieg mich noch weiter, noch härter. Es hörte einfach nicht auf. Ein Brüllen drang aus meiner Kehle. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Irgendwer musste mich doch hören. Irgendwer musste doch diesen Bastard von mir herunter bekommen. Mein Schrei wurde immer lauter. Ich schrie meinen Kummer, meine Schmerzen heraus. Die Laute klangen bestialisch, das war nicht mehr menschlich. Genau so wie das ganze Leid, das ich ertragen musste. Das konnte einfach kein Mensch aushalten. Wo blieb die Fairness? Mein Leben war nicht gerecht. Ich war nur noch am Schreien. Hörte mich niemand? War ich so unbedeutend? Alfonso spürte ich nicht mehr hinter mir. Was machte er? War er weg? Hände fassten mich an meinen Armen, was mich noch mehr zum Schreien brachte. Er sollte endlich weg sein, mich in Ruhe lassen. Ich versuchte die Hände von mir wegzuschieben. Seine dreckigen Hände. Er sollte mich nicht berühren. Nie wieder!
"Angelie, ich bin es!", drang eine Stimme zu mir. "Ich bin es! Marina! Komm zu dir!"
Was? Mein verschwommenes Blickfeld klärte sich langsam auf.
"Marina?", brach ich zusammen.
Ich spürte, wie sie mich hin und her wiegte und mich behutsam streichelte. Tränen durchnässten ihr Hemd. Ich schluchzte, heulte, wimmerte, winselte und zur aller Letzt bereute und verfluchte ich den Tag, an dem ich geboren wurde. War es so schlimm, verliebt zu sein? Musste ich so einen hohen Preis dafür zahlen? Für die schönste Zeit meines Lebens? Hieß es nicht, dass Liebe etwas Wunderbares wäre? Warum tat sie dann weh? Warum war es am schlimmsten, den Geliebten zu verlieren? Was hatte ich nur für ein erbärmliches Leben? Meine Liebe meinetwegen tot. Vergeben an einen Mann, den ich nie geliebt hatte. Einsam und allein gefangen in meiner persönlichen Hölle.
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