Kapitel 24 - Auf der Flucht

„Was ist denn los mit dir?" fragte Draco verwirrt, als er von Susette leise die Treppe hinauf geschleift wurde. Gerade war Snape noch in den Salon gerauscht und hatte erzählt, dass ein Hauself ausdrücklich nach seinem Meister Mr. Malfoy Junior verlangte und nun zog Susette in hinauf in ihr Zimmer. Als die Tür geschlossen war und Draco die Kerzen am Kronleuchter entzündet hatte, sah er sie erst richtig. Sie trug ihre Schlafsachen und ihre sonst so wallenden blonden Haare sahen zerwühlt aus. Doch sie achtete gar nicht darauf und ging direkt zu ihrem Koffer, um in den letzten noch nicht ausgepackten Sachen herum zu wühlen. „Susette, was soll das? Ich habe wirklich etwas Wichtiges zu tun, Vater hat dir doch von dem Besuch erzählt..." zischte Draco nun leicht säuerlich. „Was hast du überhaupt unten gemacht? Und wieso schickt mich Snape so umständlich zu dir?" Seine Stimme wurde lauter, während er Sprach. Susette schien das gefunden zu haben, nachdem sie suchte. Als sie aus der Hocke aufstand, erkannte der junge Malfoy, wie verschreckt ihr Gesichtsausdruck war. Eine einzelne Träne war auf ihrer Wange getrocknet und ihre Augen verrieten ihren innerlichen Schmerz. „Ich muss hier weg, Snape hat es mir verdeutlicht. Ich kann hier einfach nicht bleiben, die Gefahr durch die Todesser ist zu groß." sagte Susette, ihre Stimme zitterte leicht als sie ihn ansah. „Warum denn das?" fragte dieser nur. Er wollte sich sicher nicht länger als nötig hier aufhalten, schließlich war er das erste Mal bei einer Versammlung der Todesser dabei und wollte seine Eltern nicht blamieren. „Hattest du nicht von deiner Neutralität gepredigt? Das sieht mir nicht gerade danach aus!" fügte Draco noch hinzu, sichtlich nicht von dem Drama begeistert. Hätte er sie doch nur nicht mitgebracht, innerlich verfluchte er sich selbst und wusste doch, dass er es, wenn er die Zeit zurück drehen könnte, noch mal tun würde. „Draco, sie haben meine Mutter und ihre Freundin von ihr getötet, einfach so. Ich bin vielleicht an dunkler Magie interessiert, aber ich bin kein Monster. Und Snape ist sich sicher, dass dies hier kein sicherer Ort ist." sagte Susette und versuchte sich erneut zu beruhigen. Ihr Puls war immer noch immens schnell und sie fühlte sich als einfach nur noch unwohl in ihrer Haut. „Ich kann wirklich nicht mit den Mördern meiner Mutter unter einem Dach leben ohne auf sie los zu gehen und das wäre mit Sicherheit mein Ende." fügte sie dann noch hinzu. „Woher weißt du das?" fragte Draco, betont ruhig und strich sich durch seine perfekt gemachten Haare. „Snape war bei ihrem Tod anwesend. Er hat mir seine Erinnerungen gezeigt." sagte Susette. „Bitte, Draco, ich werde gehen und ich flehe dich an mit mir zu kommen. Hogwarts ist vielleicht schon gesichert und wenn nicht, dann wird es das bald sein." versuchte Susette den Jungen zu überzeugen. Sie hätte nie gedacht, dass sie nun doch nach Hogwarts zurück wollte um dort die Ferien zu verbringen. Aber sie hielt es für den einzigen sicheren Ort, den sie kannte. „Ich kann nicht mitkommen." sagte Draco. „Warum nicht?" fragte Susette ihn. „Weil ich gerade eben meine Entscheidung bekannt gegeben habe. Mein Vater ist bei Lord Voldemort in Ungnade gefallen und nur das konnte ihm vor einem Aufenthalt in Askaban retten. Ich kann nicht einfach verschwinden..." versuchte er seine missliche Lage zu erklären und enthüllte dabei seinen linken Arm, der mit dem dunklen Mal markiert worden war. „Deine Entscheidung? Ich glaube deine Entscheidung hast du schon vor einer ganzen Weile getroffen, aber du wolltest deine Familie nicht im Stich lassen." sagte Susette dann. „Dein Vater und deine Mutter kommen gut alleine klar. Du hast mir doch die ganzen magischen Artefakte gezeigt – die bekommt man alle nicht einfach in einem Laden. Was sie dafür auf sich genommen haben, wird sie auch vor dem dunklen Lord retten, wenn sie sich denn retten müssen." Susettes Stimme war nun klar und deutlich geworden, ihre Hände zitterten auch nicht mehr und ihr Herzschlag war zwar hörbar schnell, aber nicht mehr im kritischen Bereich. „Es geht hier um dich und darum, wie tief du in die Grausamkeiten dieser Schreckensherrschaft hineingezogen wirst. Ich habe mich lange neutral verhalten, aber das war ein Fehler. Ich möchte nicht in einer Welt leben, in der Mord an der Tagesordnung steht." beendete Susette ihre kleine Rede. „Vertrau mir." sagte sie noch, wobei ihre Stimme beinahe abbrach. Draco sah sie einen Moment lang an. Sie hatte recht gehabt, er hatte sich eigentlich schon gegen die Todesser entschieden. Er hatte gewusst wie viele Morde Lord Voldemort begangen hatte, doch wie viel Schaden würde er anrichten, wenn er ging? Die Entscheidung, die er nun zu treffen hatte, war deutlich schwerer als seine Erste. Er atmete hörbar ein und aus. „Das tue ich." sagte er dann und erkannte in Susettes von Trauer durchzogenem Gesicht eine leichte Regung. „Und wie kommen wir hier hinaus?" fragte er dann, nachdem er sich geräuspert hatte. „Der Salon ist neben der Eingangshalle, diesen Ausgang können wir vergessen." gab er zu. „Ich habe einen Plan, er ist vielleicht riskant, aber es ist ein Plan." Susette hielt nun eine verkorkte, kleine Flasche in die Luft. Darin blubberte eine dunkelrote Flüssigkeit vor sich hin, als wäre sie ein kleiner Geysir. Draco zog nur eine Augenbraue hoch. „Es ist ein Trank den ich bei Snape im Unterricht gebraut habe. Er zwingt mich dazu meine Animagusform anzunehmen und je nach dem wie gut er gebraut ist, behalte ich sie auch eine Weile. Ich kann meine Form ja kaum länger als ein paar Sekunden halten, zum Fliegen etwas unpraktisch." Susette lächelte leicht, so sehr wie ihre unterbewussten Gedanken es eben zuließen. „Fliegen?" fragte Draco nach. „Genau. Ich nehme mal an, du hast deinen Besen auch in Hogwarts gelassen? Dann musst du wohl mit meinen Schuppen vorlieb nehmen." Draco nickte nur langsam. Was hatte Susette sich da für einen Plan überlegt? Leider hatte er wirklich seinen Besen bei Madam Madam Hooch gelassen, die sich permanent für weitere Quidditch-Spiele einsetzte, trotz dieser Zeiten. Und so hatte sie auch einige Besen für eine Reparatur an sich genommen, da sie einen alten Freund, einen Meister dieser Dinge, besuchen wollte. Das war nun natürlich unpassend, denn Draco hatte nur das leichte Ziehen nach links ausgleichen wollen, ein unglaublich kleiner Fehler, den sein Besen besaß. Susette hatte ihren Besen ebenfalls abgegeben, es war nicht mehr das neuste Modell und sie brauchte ihn nicht für Qudditch-Training, da konnte sie die Ferien wohl ohne ihn auskommen und gleichzeitig die Bremskraft verbessern lassen, hatte sie gedacht. Nun musste sie sich eben einer weitaus schwierigeren Variante des Fliegens stellen. „Nimmst du meinen Zauberstab?" fragte sie Draco noch und hielt ihm ihr wertvollstes Gut hin. Er nickte nur, während er den Stab aus feinem Weidenholz in seine Hände nahm und ihn mit seinem eigenen zusammen verstaute. „Pass auf dich auf." sagte Draco noch, während Susette schon das Fenster geöffnet hatte und nun auf der Fensterbank stand. Sie nickte nur noch ein Mal, dann öffnete sie den Korken und ehe der Trank überschäumen konnte, hatte sie schon einen großen Schluck davon genommen. Sie verzog angewidert das Gesicht, sie hätte sich anhand der Zutaten schon erschließen können, wie sauer das Gemisch war. Ein weiterer Schluck und die Flasche war leer, Susette lies sie einfach auf den Boden fallen, bevor sich ihre Haut schon begann in Schuppen zu verwandeln. Das Gefühl kam ihr bekannt vor, doch es entwickelte sich schneller als bei ihren eigenen Verwandlungen. Als sie das Gefühl hatte, sie wuchs rapide, lies sie sich aus dem Fenster fallen. Draco sprang mit einem Satz auf das Fensterbrett und sah nach unten, wie hatte er dem Plan nur zustimmen können. Es war doch fiel zu riskant. Doch als er nach unten blickte, sah er nur große, ausgebreitete Schwingen in der Nacht. Susette als Drache schwebte tatsächlich ein ganzes Stück unter dem Fenster des Gästezimmers. Sie schlug mit den Flügeln, hielt sich allerdings auf einem Fleck. Draco stieß nur ein Zischen aus, er war angespannt. Ihm gefiel die ganze Sache nicht, so hatte er sich eben noch das dunkle Mal in den Arm einbrennen lassen und nun würde er den dunklen Lord verraten. Aber das war mehr ein Hintergedanke, im Grunde waren ihm die Todesser egal. Ein letzter Gedanke an seine Eltern wanderte durch seinen Kopf, doch dann lies auch er den stabilen Fensterrahmen los und sprang in die Nacht.

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