Kapitel 19 - Malfoy Manor

Das letzte Essen in Hogwarts war immer etwas ganz besonderes. Am letzten Schultag waren viele Lehrer nachsichtig und ließen den Nachmittagsunterricht entfallen, daher hatten die Schüler schon nach diesem Essen frei. Die Hauselfen legten sich noch ein Mal richtig ins Zeug und schufen ein Festessen, welches die Schüler sichtlich genossen. Auf den mit Tannenzapfen-gestecken und Adventskränzen geschmückten Tischen türmten sich Braten, verschiedene Soßen, Suppen, Salate und natürlich auch Kannen voller Tee. Obwohl es erst Mittag war, war das Licht im Raum gedämpft worden und die in der Luft schwebenden Kerzen waren die einzige Lichtquelle. All dies lies den Raum weihnachtlich wirken, besonders auch die rot-grünen Servierten und Dumbledores dazu passender Umhang. Der Schulleiter hatte den Schülern gerade noch eine frohe Weihnachtszeit und schöne Ferien gewünscht, doch mehr als dies, und die Tatsache, dass die Schüler in den Ferien auf sich aufpassen sollten, brachte auch er nicht über die Lippen. Er war sich der Gefahr nur zu bewusst und wollte, nachdem hoffentlich alle Schüler ihre Taschen gepackt hatten und nach Hause gefahren waren, mit den Arbeiten beginnen, die er vorhatte. Außerdem musste er seinen alten Freund Horace Slughorn finden, von ihm wusste er nur, dass er sich vor den Todessern versteckte, und nie lange an einem Ort war.

Die Schüler waren nicht in Gedanken versunken, so wie ihr Schulleiter, sondern durch das bevorstehende Weihnachtsfest aufgeheitert. Das Essen wurde großzügig verspeist, während man im Stimmengewirr immer wieder die Frage nach Treffen oder Briefen hörte. Auch wenn die Weihnachtsferien kürzer waren als die Sommerferien, wollte man ja schließlich in Kontakt bleiben. Daphne war auch eine dieser Personen, und wollte sich gleich die Adresse von Susette geben lassen. „Das ist schwierig, gib du mir lieber deine Adresse." sagte Susette, zwischen zwei großen Bissen von einem Maiskolben. „Warum ist das schwierig?" fragte das braunhaarige Mädchen nach und nahm, anders als Susette mit ihrem Maiskolben, Messer und Gabel in die Hand um ihr Steak zu schneiden. „Ich komme über die Ferien bei jemand anderem unter, da ich im Moment nicht in mein Haus hinein komme." erzählte die blonde Slytherin dann. „Und wo wohnst du dann?" fragte Daphne entgeistert. „Das darf ich dir eben nicht sagen, aber ich verspreche, ich schreibe dir. Und wenn du gleich zurückschreibst kann Mystral deinen Brief direkt wieder mitnehmen." Susette legte den abgeknabberten Maiskolben auf den Teller, wischte ihre Hände ab und nahm einen großen Schluck Kürbissaft. „Ich verspreche es, ich schreibe dir!" wiederholte Susette noch ein Mal und musste bei dem Anblick Daphnes fragendem Gesichtsausdruck ein wenig Lachen. „Na gut." gab sie endlich zu und biss in ein saftiges Stück Fleisch. „Aber pass auf, dass du nicht so viel schreibst wie du sprichst. Sonst wird der Brief für Mystral zu schwer!" fügte Susette noch lachend hinzu und bekam direkt einen Stupser in die Seite zurück.

„Wo auch immer du unterkommst, du hast Dumbledore gehört: Pass auf dich auf, ja?" fragte Daphne, als sie am Bahnsteig des Hogwarts-Expresses in London standen. Die ganze Zugfahrt hatte das Mädchen versucht Susette ihren Aufenthaltsort zu entlocken und selbst die anderen Slytherins in ihrem Abteil hatten nach der Hälfte der Fahrt nur noch die Augen verdreht und versucht ihre Stimme zu ignorieren. Crabbe und Goyle hatten sich sogar tatsächlich verzauberte Ohrenstopfen in ihre Ohren gesteckt um in Ruhe schlafen zu können, doch alle anderen hatten den nötigen Respekt um ihr Geplapper einfach auszuhalten. Gut, Pansy war hin und wieder ausfallend geworden, aber daran hatte sich Daphne in ihren ganzen Jahren auf Hogwarts schon gewöhnt. Nun standen sie am Bahnsteig in London und alle anderen Schüler fielen ihren Eltern in die Arme, die am Bahnsteig warteten oder gingen selbstständig durch die Wand hindurch zum normalen Teil des Bahnhofes, um von dort aus nach Hause zu gelangen. Susette wartete hier am Bahnsteig auf Draco, welcher sich beim Aussteigen genügend Zeit lies. Desto weniger Personen am Bahnsteig waren, desto besser. Es dauerte eine ganze Weile bis kaum noch jemand zu sehen war und Draco mit einem großen Koffer in der Hand aus dem Zug stieg. „Interessante Art um nach Hogwarts oder davon weg zu kommen. Aber eine Kutsche hat deutlich bequemere Sitze." sagte Susette, als er ausgestiegen war. „Ich finde dieser Zug ist die erbärmliche Art uns von anderen Transportmitteln nach Hogwarts fern zu halten. Es gäbe so viele Möglichkeiten." sagte Draco nur und strich sich durch seine gegelten Haare. „Und wie geht es nun weiter?" fragte Susette, irgendwie mussten sie schließlich zum Herrenhaus der Familie Malfoy kommen. Draco grinste. „Wir machen kurz einen Ausflug in die Muggelwelt, aber dann sind wir schon fast da." Susette verstand nicht ganz, was der Junge meinte, aber sie folgte ihm brav hindurch, durch eine verzauberte Wand. Und schon waren sie am Bahnsteig, auf dem geschäftig aussehende Menschen in Anzügen herum wuselten. Es war Abends, trotzdem herrschte hier reger Betrieb und Susette musste aufpassen, den jungen Malfoy nicht zu verlieren. Kaum waren sie aus dem Bahnhof raus, kam ihnen die nächste Menschenmenge entgegen. Während Susette noch darauf achtete, nicht von den vielen Leuten zerquetscht zu werden, öffnete Draco bereits die Hintertür eines Oldsmobile 88, eines schwarz lackierten, in der Sonne glänzenden, Oldtimers. „Wir fahren wirklich mit einem Auto?" fragte Susette ungläubig. „Ist das nicht ein bisschen zu... muggelartig für die Familie Malfoy?" Draco schmunzelte nur, als er Susettes und seinen Koffer im Kofferraum verstaute und sich auf den zweiten Rücksitz setzte. Kaum hatte er die Tür geschlossen, fuhr der Oldtimer auch schon wie von selbst los und nahm schnell an Geschwindigkeit zu. „Keine Sorge, uns sieht niemand. Und der Wagen kann auch ganz gut von selbst fahren." sagte er, doch damit hatte er ein wenig Unrecht. Denn die chaotische Fahrweise, die der Oldtimer an den Tag legte, erinnerte leicht an den fahrenden Ritter. Schnell quetschte das Auto sich zwischen dem Verkehr hindurch, bis sie auf einer weniger befahrenen Straße Richtung zur Grafschaft Wiltshire fuhren. Hier nahm das Auto noch ein Mal richtig an Tempo auf und die beiden Insassen wurden in die Sessel gedrückt. Draco seufzte, als der Wagen endlich stehen blieb. Sein Vater holte ihn nie ab, kein Wunder, bei diesem Auto. Aber er selbst schickte diesen hyperaktiven Haufen Schrott ja schließlich zu ihm, es gab sicherlich andere Methoden um aus der Londoner Innenstadt hier her aufs Land zu kommen. Susette staunte nicht schlecht, als Draco ihr die Tür öffnete und sie ausstieg. Das Herrenhaus ragte riesengroß hinter der Hecke und dem schmiedeeisernen Tor hervor. So groß hatte sie sich das Anwesen der Malfoys nicht vorgestellt, aber es gab einen Eindruck ihres Reichtums. Draco hatte bereits die Koffer aus dem Wagen genommen und gab ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass seine Dienste nicht mehr erwünscht waren. So schnell wie der Wagen gekommen war, war er auch schon wieder verschwunden. Er parkte sich nun selbst in einer Art magischer Lagerhalle, die noch ein Mal ein gutes Stück vom Herrenhaus weg lag, schließlich gab es einfach Dinge, die man nicht in seiner näheren Umgebung haben wollte. Ob dies nun gefährliche schwarz-magische Artefakte waren, oder nervige Autos.

Kaum war Draco in die Nähe des Tors gekommen, öffnete es sich ganz von alleine und gab den Blick frei auf eine bezaubernde Gartenanlage. Nichts konnte die unglaublichen Rosengärten toppen, die beinahe vor Susettes Haus lagen und eigentlich zu Beauxbatons gehörten, aber diese vielen weißen Rosen waren dennoch beachtlich. Man sah fast schon wie viel Hingabe diese Zucht erforderte. Susette war noch gar nicht fertig die Blumen zu bestaunen, die den Kiesweg säumten, als sie hinter den Blumen eine Art Gesicht erkannte. Kaum hatte sie die Stirn fragend gerunzelt und wollte Draco darauf ansprechen, da schlug ein weißer Pfau auch schon sein Rad und warf dem Mädchen einen triumphierenden Blick zu. Das Anwesen der Malfoys war wirklich beeindruckend, in jeder Hinsicht. Die Tür zur Eingangshalle öffnete sich diesmal nicht von selbst, sondern ein kleiner Hauself öffnete die schwere Tür. „Willkommen zu Hause, Sir." piepste die Stimme und verbeugte sich tief. Draco schien den Hauselfen gar nicht zu beachten, als er ihm seinen Koffer gab und Susettes gleich neben der kleinen Kreatur abstellte. „Bring den Koffer in eines der Gästezimmer." gab der weißblonde Jung zu verstehen. Susette schenkte dem Hauselfen immerhin noch ein Lächeln, bevor er den Dracos viel zu schweren Koffer aus der Tür und die gewaltige Treppe hinauf trug. Kaum war er verschwunden, kam er auch schon wieder und nahm, ganz außer Atem, Susettes Koffer in beide Hände, dann verschwand er wieder. Susette war derweilen mit der Betrachtung der vielen Portraits beschäftigt, auf denen sie hübsche Frauen und gestandene Männer entgegenblickten. In jedem einzelnen Gesicht konnte man die scharfen Konturen erkennen, die sich auch in Dracos Gesicht wiederfanden. Für Susette war diese Halle faszinierend, während Draco ihr ein wenig verwundert dabei zu sah. Für jemanden, der das Manor noch nie gesehen hatte, war es sicher spannend, doch Draco war hier aufgewachsen. Er kannte jeden einzelnen Winkel dieses Gebäudes und wahrscheinlich sogar jedes Staubkorn in den vielen ungenutzten Zimmern. Es war sicher ein elegantes Haus, aber für ein Einzelkind auch unglaublich langweilig und leer. „Ja, Armand Malfoy war ein bewundernswerter Mann." hörte Susette nun eine ertappende Stimme hinter ihr und sofort wirbelte sie herum. Durch eine schwere Tür war ein Mann gekommen, der unverkennbar Dracos Vater war. Er hatte das gleiche, spitze Gesicht, die gleiche blasse Haut und die gleichen kalten, grauen Augen wie. Ebenfalls unverwechselbar waren die hellblonden Haare, die seinem Vater allerdings bis über die Schultern reichten. Sein gepflegtes Äußeres passte perfekt zu diesem Herrenhaus und die Farbe seiner Kleidung schmiegte sich an die gesamte Inneneinrichtung. „Guten Tag, Vater." sagte Draco nun und begrüßte seinen Vater. „Wen hast du uns da mitgebracht?" fragte dieser allerdings nur zurück und trat ein paar Schritte in den Raum hinein. Sein Gehstock, welcher ihn noch edler wirken lies, klackte bei jedem Schritt auf den Boden. „Susette Argent, Vater. Sie ist eine Freundin und hat keine Unterbringung für die Ferien. Unsere Schule wäre kaum ein geeigneter Ort gewesen." stellte Draco das blonde Mädchen vor. „Sicher, sicher." murmelte der Mann nur und trat einen weiteren Schritt auf Susette zu, sodass er sie nun gänzlich mustern konnte. „Argent, interessant." sagte er dann und beäugte das Mädchen weiter. Der weißblonde Mann hatte natürlich sofort geschaltet und ihm war eingefallen, dass die Familie zwar keine der unantastbaren achtundzwanzig war, aber dennoch reinblütig. Die Familie Argent war weit entfernt mit der Familie Yaxley, die sich durchaus in diesem Verzeichnis wirklicher reinblütiger Familien befand. Wahrscheinlich wusste dieses kleine, blonde Mädchen ihre Abstammung nicht ein Mal, doch Dracos Vater war dieses Thema als Reinblut nun mal besonders wichtig. „Nun gut." sagte er zu dem Mädchen, welches immer noch in ihrer Slyther-Uniform steckte, was bei Dracos Vater ebenfalls zum guten Eindruck beitrug. „Mein Name ist Lucius Malfoy." sagte er und gab ihr die Hand. „Ein Gästezimmer wird für dich vorbereitet, Miss Argent. Es ist dir erlaubt hier die Ferien zu verbringen, aber – es wird nicht herumgeschnüffelt." sagte Lucius und sah in ihre braunen, fast schwarzen Augen. Sie bekam Gänsehaut. „Wir werden ganz bald noch weitere Gäste haben und ich bitte darum, uns nicht zu stören." sagte er dann.

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