Nun, da ihn der Schnee von Susette losgerissen hatte, war Draco wieder bei klarem Verstand. Dennoch hatte er nicht mehr vor sie, kalt wie er war, einfach abzuweisen, auch wenn er Slytherins Eisprinz war. „Du zu erst." sagte er nur mit seiner leicht rauen Stimme, er konnte immer noch danach entscheiden, ob das Mädchen es überhaupt wert, so viel über ihn zu wissen. Gefühle vertraute er niemandem an, weder Crabbe und Goyle, noch seinem Vater oder seiner Mutter. Und im Grunde war sein Geheimnis, die Gefühle, die er über eine bestimmte Sache hegte. Susette nickte jedoch auf seine Antwort hin nur. „Aber ich brauche dafür einen großen Raum, wo uns niemand sieht. Also wirklich groß..." überlegte Susette. Draco nickte nur, er hatte schon eine Idee, wo sie so etwas finden würden. Er wollte bereits losgehen, da hielt Susette ihn am Unterarm fest. „Draco, ich vertraue dir." sagte sie noch und sah ihn ernst an. Ein weiteres stummes Nicken folgte, doch sie wusste, was dies bedeutete.
Es dauerte nicht lange, da standen Susette und Draco auch schon vor einer großen, dunklen Tür. „Was ist das für ein Raum?" fragte das blonde Mädchen, als sie mit ihren Fingerspitzen über das alte Holz fuhr. „Ein ganz besonderer." antwortete Draco nur und öffnete die Tür, die keinen einzigen Ton von sich gab. Die beiden Schüler traten ein und sahen nicht, wie die Tür von außen unsichtbar wurde und nur noch die Steinwand zurückblieb. Innen jedoch war ein großer Raum entstanden, es standen tatsächlich einige alte Möbel darin, aber dennoch war genug Platz für Susettes Vorhaben. Draco sah sich ebenfalls im Raum um, der Raum der Wünsche war einfach wunderlich. Er kannte den Raum nur durch die Verfolgung von Harry Potter und seinen kleinen Freunden, aus dem letzten Jahr. Doch er sah ein wenig anders aus, der Raum konnte sich wirklich verändern. So sehr er Hogwarts manchmal auch hasste, es gab immer wieder Dinge die ihn zum staunen brachten. Er drehte sich zu Susette um. „Und?" flüsterte er nur, seine Augen blitzten wie die einer Schlange und in ihnen lag fast schon etwas hypnotisches. Doch Susette lächelte nur, trat einen Schritt zurück. Es war ihre erste Verwandlung, tatsächlich hatte sie vorher ihre Animagus-Form noch nicht ausprobieren können. Es gab schlichtweg einfach keinen Ort, an dem sie niemand sehen konnte und genug Platz für einen Drachen war. Zum Glück hatte sie sich mit dem Thema beschäftigt, schon lange bevor sie den Trank gebraut hatte. Sie hatte Bücher gewälzt, alle die es über Animagi gab und hatte eine leichte Vorstellung, wie man sich verwandelte. Sie deutete mit ihrem Zauberstab auf das zweite Herz in ihrer Brust, auch wenn die Herzen kaum noch zu unterscheiden waren. Sie schlugen schließlich endlich im Gleichklang. Dennoch schaffte sie es, mit geschlossenen Augen konzentrierte sie sich so stark, dass sie eine Veränderung in ihrem Körper wahrnahm. Es kribbelte, als sich ihre Gliedmaßen veränderten und als sie die Augen wieder öffnete, traute sie kaum sich zu bewegen. Auch Draco riss die Augen auf, seine Überraschung konnte er nun wirklich nicht mehr verstecken. Ein bisschen Angst sah man dem, eigentlich sehr gefassten, Jungen auch an. „Bei Merlins Bart!" entfuhr es ihm nur. Er hatte alles mit angesehen, wie aus dem hübschen Mädchen ein richtiger Drache entwickelt hatte. Der Slytherin versuchte sich an den Unterricht in Pflege magischer Geschöpfe zu erinnern, wenn er damals richtig aufgepasst hatte, war sie ein Peruanischer Viperzahn. Die relativ kleine Größe von knapp fünf Metern passte auf jeden Fall, ebenso das schwarze Zackenmuster auf dem glattschuppigen Panzer. Diese Drachenart war jedoch ansonsten kupferfarben, wobei Susettes Schuppen die Farbe ihres honigblonden Haares angenommen hatten. Draco schmunzelte in sich hinein, man konnte das Mädchen auch in ihrer Animagus-Form noch an ihrer leicht roten Nase erkennen, denn diese hatte der Drache auch. In Verwandlung hatte McGonagall an sich selbst verdeutlicht, dass Animagi immer Auffälligkeiten ihrer Person auf ihr Tier übertragen. Sie selbst zeigte dabei ein quadratisches Muster, welches sich in ihrer Tiergestalt um ihre Augen rankte. Es war deutlich zu sehen, dass dieses von ihrer Brille zu kommen schien. In Susette kam nun auch etwas Leben, sie streckte sich und lief ein Mal im Kreis herum. Sie fühlte sich viel stärker als vorher, auch wenn sie ein eher kleinerer Drache war, hatte sie doch deutlich mehr Muskeln als ihre Menschengestalt. Generell war das Körpergefühl ein ganz anderes, mit der Zeit löste sich auch das Kribbeln auf und ebenso das unangenehme Gefühl, welches sie bekommen hatte, als sich ihre Kleidung mitverwandelte. Susette wagte ein kleines Experiment und atmete so stark aus wie sie konnte, sie presste die Luft beinahe schon aus sich heraus – und das was sie erwartet hatte geschah: Feuer kam aus ihrem Rachen und setzte einen der Sessel in Brand, welcher am Rande des Raumes stand. Doch Draco war sofort zu Stelle und löschte die samtenen Kissen, ebenso wie das edle Holz, aus dem das Möbelstück gemacht war. Er selbst hatte sich wieder etwas beruhigt und ein Lächeln aufgesetzt. Für einen Moment hatte ihn Susettes Gestalt völlig aus der Bahn geworfen, aber nun hatte er sich wieder gefangen und trat sogar an sie heran um seine Finger über ihren schuppigen Panzer gleiten zu lassen. Wann kam man schließlich so nah an einen Drachen heran? Sogar durch den Panzer spürte Susette seine Kälte und verlor kurz die Konzentration, was direkt zu einer Rückverwandlung führte. Sie musste wohl noch deutlich mehr üben, aber das war ihr schon klar gewesen.
Nun stand das Mädchen wieder vor Draco, der immer noch die Bewegung vollführte, und für den die erneute Verwandlung ein wenig zu schnell eingetreten war. Schnell zog er die Hand zurück, die gerade noch Susettes Schlüsselbein berührt hatte. „Das hatte ich wirklich nicht erwartet." sagte Draco nach einiger Zeit. „Und deshalb gibt Snape dir Unterricht?" fragte er dann. Susette schüttelte leicht den Kopf, sodass ihre blonden Haare wippten. „Nicht allein deswegen. Der Animagus-Trank ist unglaublich schwierig zu brauen und ich habe ihn ziemlich gut hinbekommen, da hat Snape mir Privatunterricht angeboten. Ich dachte, er will nur sein Wissen weitergeben, er sagte ich habe Talent." dann stockte sie. „Doch ich glaube es geht um mehr. Er wusste als einzige Person, dass ich mich in einen Animagus verwandeln werde und hat es zugelassen – als ich ihm dann aber sagte, mein Animagus wäre ein Drache, ist er aus der Krankenstation gestürmt. Irgendetwas hat das bei ihm ausgelöst, als wäre ihm etwas eingefallen." sagte Susette. „Irgendetwas daran ist seltsam, aber ich mag den Unterricht bei ihm wirklich. Bei wem sollte ich sonst schwarz-magische Tränke lernen?" Draco zog leicht den Mundwinkel hoch. „Es ist logisch jemanden wie dich zu fördern." sagte er dann leise. „Der Animagus-Trank muss dir ja perfekt gelungen sein." Susette lächelte und presste ein leises „Danke." hervor. Sie wusste, dass sie es geschafft hatte und auch, dass sie ziemlich gut war in diesem Fach. Aber dies von jemand anderem zu hören, machte sie ein wenig stolz. Sie konnte nicht besonders gut Komplimente annehmen, meistens nuschelte sie nur etwas und wurde rot dabei, auch wenn das Gesagte voll und ganz stimmte.
„Du schuldest mir noch ein Geheimnis." sagte sie dann, aus Neugier, aber auch um vom Thema abzulenken. Draco seufzte und ging einige Schritte, nur um sich in den Sessel fallen zu lassen, den er gerade eben noch vor dem Feuer bewahrt hatte. Susette setzte sich schräg gegenüber auf das Sofa und musste zugleich zugeben, wie weich es doch war. Dieser Raum war wirklich etwas Besonderes. Draco räusperte sich. „Als ich dich mit Draco in den Unterrichtsraum gehen gesehen habe, dachte ich mir schon, dass er dir Unterricht gibt. Du musst wissen, dass meine Eltern Todesser sind und Snape ebenfalls. Dadurch kenne ich ihn ein wenig, er hat mich selbst Okklumentik gelehrt und auch ein paar andere Sachen." sagte er und machte dann eine Pause. „Ich stehe vor der Entscheidung selbst ein Todesser zu werden und ich dachte, da ich mir für diese Zeit eingeräumt habe, hat Snape im Auftrag von Lord Voldemort jemand anderen gewählt." Draco atmete lange aus. „Das ist es, was ich dir nicht sagen wollte." Draco dachte, es würde sich gut anfühlen, sich alles von der Seele geredet zu haben. Doch nun hatte er viel mehr Angst, was sein Gegenüber dachte. Nicht das ihm ihre Meinung irgendwie wichtig wäre, das ganz bestimmt nicht, als ob er so etwas denken würde. Aber sie könnte es jemand anderem erzählen und dann hätte er seine Eltern schon enttäuscht, bevor er ihnen überhaupt eine Rückmeldung gegeben hatte. Aber eigentlich machte er sich bei Susette keine großen Sorgen, sie schien ein ziemliches Interesse für die Schwarze Magie zu hegen. Das hieß zwar nicht, dass Susette direkt ein Sympathisant Voldemorts war, aber vielleicht war sie den Todessern ja auch nicht abgeneigt. Und so war es auch. Susette hatte auf Beauxbatons nicht viel von Lord Voldemort mitbekommen, sie wusste nur wie die meisten anderen Schüler auch, dass sich etwas zusammen braute. Sie wusste kaum etwas über diese Person, nur, dass er ein schwarz-magischer Zauberer war und sich eine Armee aufbaute. Welche Ideale er hatte, davon hatte sie keinen blassen Schimmer. Sie hielt sich bei diesem Thema eher unauffällig im Hintergrund, ihre neutrale Meinung war auf beiden Seiten nicht gerne gesehen. Susette hatte sich in letzter Zeit einfach mit anderen Sachen beschäftigt. „Ich habe auf keinen Fall vor, dir irgendeinen Platz wegzunehmen." sagte Susette dann und lächelte. „Die Entscheidung liegt immer noch bei dir, aber wenn du mit mir darüber reden willst, bin ich immer da." Draco nickte, ihm war diese Art des Gesprächs wirklich nicht ganz geheuer, solche Phrasen hatte er immer verabscheut. Doch er nickte nur, schließlich wollte sie nur, dass er sich besser fühlte. Und das tat er auch, zu seiner Überraschung. Seine Anspannung war nach und nach von ihm abgefallen und als Susette sich nicht direkt gegen die Todesser positioniert hatte, oder ihn direkt verurteilt hatte, war sie komplett verschwunden gewesen. Es war still, als er auf stand und gehen wollte. Kaum war er an der Tür angekommen, packte ihn allerdings etwas am Arm und hielt ihn dazu an, stehen zu bleiben. „Draco?" fragte Susette, die direkt hinter ihm war. Sie zog ihn am Arm näher zu sich und sah ihm in die Augen. Sie hatten die gleiche Farbe, wie der graue Himmel eben gehabt hatte, als es begonnen hatte zu schneien. „Was in diesem Raum passiert, bleibt in diesem Raum, ok? Wir verraten einander nicht!" sagte Susette, doch Draco hatte sich schon wieder selbst verloren. Ohne eine Antwort ging Susette nun an ihm vorbei, er schien noch etwas verwirrt zu sein, aber sie hatte die Hoffnung, dass man ihm trauen könnte. Kaum hatte Susette die Tür geöffnet, hatte auch Draco schnell seinen Kopf geschüttelt um die Gedanken zu vertreiben – was war nur los mit ihm? Hinter dem blonden Mädchen schlüpfte er schnell durch die Tür, die hinter den beiden direkt wieder verschwand und für niemanden mehr sichtbar war. Doch Draco hatte übersehen, dass Susette stehen geblieben war und prallte gegen sie. Erst als er den Kopf hob, erkannte er warum. Den Gang entlang kam gerade eine Gruppe Schüler, vorneweg Potter, Granger und Weasley, was schon Strafe genug gewesen wäre. Ein gutes Stück hinter ihnen, aber auch noch in Sichtweite liefen einige Slytherins, von denen der Eisprinz Crabbe, Goyle und Parkinson erkannte, welche lautstark mit einem anderen schwarzhaarigen Slytherinmädchen über die vor ihnen laufenden Gryffindores lästerte – so lange bis sie Draco und Susette bemerkten. Alle blieben stocksteif stehen, als wären sie gerade von einem Gefrierzauber getroffen worden, und sahen sich an. Die Slytherins hatten Draco und Susette natürlich sofort erkannt und ebenfalls wie die drei Gryffindores zusehen können, wie die Tür zum Raum der Wünsche langsam hinter ihnen verschwand. „Wo kommt ihr denn her?" traute sich Hermine nun zu fragen, was alle von ihnen dachten und zog dabei auch noch ein schadenfrohes Gesicht, welches Susette tatsächlich an Pansy erinnerte. „Ach, friss Schnecken, Schlammblut!" zischte Draco ihr nur zu und ging in die andere Richtung davon.
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