Ende und Anfang
Ich habe lange überlegt, wie ich dieses Buch anfangen soll, an welchem Punkt meiner Geschichte ich starten soll zu erzählen, wie ich zu mir selbst nach dem scheitern meiner Ehe zurück gefunden habe und was ich aus all dem, was bis dahin passiert ist gelernt habe. Irgendwie erscheint es mir aber nicht als richtig, einfach nur ein weiteres Selbstfindungsbuch zu schreiben, was sich bei den unzähligen anderen einfügt und eigentlich nichts großartig besonderes ist.
Natürlich hatte ich immer das Gefühl, dass ich dieses Buch für mich selbst als Hilfe schreiben würde, schließlich hatte ich doch schon stundenlang das Internet durchforstet und nach Büchern gesucht,bei denen Angehörige von Spielsüchtigen über ihre Erlebnisse berichteten und war nie richtig fündig geworden, niemand schien den Schmerz den ich durch alles was passiert war so zu verstehen, dass er darüber ein Buch geschrieben hätte oder vielleicht traute sich einfach niemand über diese Art des scheiterns, die eigentlich kein scheitern war und sich trotzdem so anfühlte zu berichten.
Schnell hatte ich mir vorgenommen, diese Lücke zu schließen, aus meinen Erfahrungen und Erlebnissen dieser kurzen Ehe zu berichten und mich selbst damit ein Stückweit zu heilen aber irgendwie stelle ich immer wieder fest, es ist nicht das, was ich schreiben möchte. Ich möchte meinem noch Ehemann nicht mehr den Raum in meinem Leben geben, das er weiterhin der zentrale Mittelpunkt meines seins ist.
Er soll nicht mehr die Bühne erhalten, die ich ihm die letzten Jahre geboten habe und an der er sein Laientheater weiter fortführen konnte wenn doch ich wusste, dass er derjenige war, der zentral damit zutun hatte, dass meine persönliche Entwicklung angestoßen wurde und ich für mich selbst ein besserer Mensch werden wollte. Ich für mich selbst ein besseres ich kreieren wollte.
Natürlich haben die Dinge, die passiert sind und auch immer noch passieren in einer gewissen Art und Weise immer ihren Hintergrund in meiner letzten Beziehung, viele Sachen habe ich einfach nur getan, weil ich das Gefühl hatte, mir selbst etwas beweisen zu müssen und meinen Selbstwert aufstocken zu müssen und trotz dessen kann ich sagen, dass die Entwicklung, die ich auch aktuell noch mache genau das ist, was ich nach diesem Scheitern brauchte um festzustellen, dass ich als Person genug bin und jeder, der das nicht verstehen möchte nichts in dem weiteren Verlauf meiner Geschichte zu suchen hat und das Rampenlicht für diese Personen schneller erlischt, als es vorher noch der Fall gewesen wäre. Ich leide viel, leide lange und akzeptiere Dinge, mit denen ich eigentlich nicht leben kanm oder die mir nicht gut tun nur um eine Person länger in meinem Leben zu halten.
Habe Angst vor Abschlüssen und Enden und suche lieber Ausreden doch ich weiß, das einer meiner zentralen Lerneffekte sein muss, dafür zu sorgen, dass der letzte Vorhang frühzeitig fällt.
Ich habe im letzten Jahr festgestellt, dass es Menschen in meinem Leben gibt, denen ich nur bis zu einem bestimmten Grad trauen kann und wieder andere, bei denen ich niemals gedacht hätte, dass Sie solch einen zentralen Punkt in meinem Leben spielen würden. Ich möchte mit diesem Buch Freundschaft, Liebe und Glück vermitteln und all meine Höhen und Tiefen teilen, die ich seit 2021 erlebt habe egal wie sehr sie mich in meiner Entwicklung zurück geschmissen oder voran gebracht haben und egal wie viele Selbstzweifel mich geplagt haben.
Ich möchte vermitteln, wie wichtig Freundschaft ist und wie sehr die wichtigsten Menschen in dem eigenen Leben dafür sorgen, das eine Seele wieder heilen kann. Wie selbstlos Freundschaften sind, wenn es die richtigen Menschen sind mit denen man sich umgibt und wie sehr man sich selbst im Weg stehen kann, wenn man viel zu sehr mit dem Kopf denkt anstatt einfach mal seinen Bauch und sein Herz entscheiden zu lassen und ich kann aktuell sagen, dass die Momente, in denen ich meinen Bauch habe entscheiden lassen, die Momente waren, die ich nie in meinem Leben vergessen will und werde. Das letzte Jahr hat viele Lehren für mich bereit gehalten und ich wurde oft für mein Dating verhalten verurteilt, weil niemand verstehen konnte, warum ich genau dieses aktuell so exzessiv auslebe.
Vielleicht hat dieses Unverständnis dieser Personen damit einher gerührt, dass Sie nicht verstanden haben, dass ich das typische Dating, so wie wir es heutzutage oder generell kennen, nie wirklich erlebt habe und ich jetzt der Meinung bin, dass ich etwas verpasst hätte und alles in schnellster Zeit nachholen musste. Vielleicht hatte die Trennung doch tiefere Narben in mir hinterlassen, die ich selbst mit der Bestätigung anderer Männer versuchte habe zu heilen. Ich weiß es nicht, doch was ich jetzt aktuell sagen kann ist, dass ich nichts anders machen würde.
Ich weiß nicht, ob jemand jemals meine Gedanken lesen wird und ob ich danach vielleicht noch viel mehr verurteilt werden könnte, aber ich selbst stehe zu meinen Entscheidungen und zu meinen Erlebnissen und selbst wenn genau das passieren würde kann ich mit vor Stolz geballter Brust sagen, das ich meinen Spaß hatte und im Laufe meiner Reise genaustens definieren kann, was ich von meinem Partner sowohl charakterlich als auch sexuell erwarte.
Natürlich habe ich Angst davor, dass sich ein Bild in meinem Kopf viel zu sehr festigt und ich irgendwann auf der Suche nach etwas bin, was ich so wie ich es suche nicht finden kann, aber letztendlich würde auch das mich einer Erfahrung bereichern und genau so habe ich mein Abenteuer auch gestartet, als ich und mein aktuell Noch-Mann uns im Juli 2021 endgültig getrennt haben.
Natürlich hat es mir weh getan, aber wenn man sich das erste Mal - so wie wir - Ende Januar getrennt hat und auch danach eigentlich nur noch eine stetige Berg und Talfahrt folgte, in der wir, oder besser gesagt überwiegend ich, versucht habe alles daran zu setzen, dass wir diese Spielsucht seinerseits besiegen können und eine gemeinsame Zukunft nicht völlig unwahrscheinlich scheint, war das Maß nach einem Streitgespräch am Telefon übergelaufen.
Ich hatte ihm in diesem Gespräch, getrennt gelebt haben wir bereits seit Ende Januar, mitgeteilt, dass er mich in meiner Entwicklung, mit meinen Wünschen und Träumen und Erwartungen, die ich an eine Ehe habe eigentlich nur aufhielt und wollte, dass wir einen gemeinsamen Weg zueinander finden würden. Sagte ihm, dass ich für ihn gerne in den nächsten Jahren auf den Kauf eines Eigenheims und den Kinderwunsch meinerseits, der sich doch langsam einstellte, verzichtete weil es mit der finanziellen Lage sowieso nicht Möglich war, aber von ihm erwartete - schließlich war die Situation mit getrennten Wohnungen und ähnlichem sowieso schon schwierig genug - dass wir uns einen Plan zurecht legten, was wir uns in dem nächsten halben Jahr vorstellten, wie es weiter gehen sollte.
Fairerweise muss man sagen, dass ich gerade bei dem Thema Familie und Ehe schon immer sehr gradlinig war und wollte, dass alles in seinen geregelten Bahnen lief. So war für mich schon vor Jahren klar, dass ich kein Kind bekommen würde, bevor ich nicht verheiratet war. Wie sollte man dann überhaupt weiter kommen, wenn man als Ehepaar versuchte sich zusammen zu raufen aber nicht einmal mehr zusammen lebte? Alles, was ich zu diesem Zeitpunkt wollte, war ein Strohhalm, an den ich mich klammern konnte, ein "Hey, wir schaffen das gemeinsam, werden uns wieder eine gemeinsame Wohnung suchen und ich werde alles daran setzen, meine Spielsucht für mich, für dich und für uns zu besiegen."
Bekommen hatte ich stattdessen eine Tirade voller Vorwürfe und das Ende eines Gespräches, in dem er mir mitteilte, wenn er so schlecht für mich wäre, würde er mich frei geben.
Wenn man das so ließt, denkt man sich als Außenstehender vermutlich, dass mein Mann ein echt armer Kerl ist, schließlich hatte ich ihn damit konfrontiert, dass er mir und meiner Entwicklung im Weg stand, aber ich kann garantieren, dass dem nicht so ist. Für mich hatten diese letzten theatralischen Wörter, sein Segen mich freizulassen, dafür gesorgt, dass der Tropfen auf dem heißen Stein gefallen war und sich letztendlich ein Schalter in meinem Kopf umlegte der mir sagte, das ich damit aufhören musste zu leiden. Damit aufhören musste, mir selbst diese Schmerzen, die ich seit einem Jahr in meinem Herzen spürte selbst zuzufügen. Wenn er es so sehen wollte, dann eben nicht hatte ich zu meiner Mutter in dem Telefonat, welches ich danach mit ihr führte gesagt und kann mit behaupten, dass es seitdem keine richtige Rück-Rückkehr mehr gab, zu dem, was es jedoch gab, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt berichten.
Ironischerweise waren meine Freundinnen zu dem Zeitpunkt, an dem ich dachte, ich bin wirklich durch - was ich auch war, jedoch glaubte außer mir keiner daran, schließlich hatte ich das in den letzten Wochen und Monaten schon öfter gesagt - schon so weit in alles, was passierte involviert, dass Sie mir den nächsten Schritt meines Mannes voraussagen konnte und vermutlich sogar wussten, was er tun würde, ohne dass er es selbst zu diesem Punkt wusste und es kam, wie es kommen musste, sie behielten recht.
Nach einigen Tagen Funkstille meldete er sich bei mir, man muss natürlich dazu sagen, das für die darauffolgende Woche von mir ein gemeinsamer Urlaub in Polen geplant war und wie es meine Freundinnen so schön nannten war das der Schrei danach, dass der Urlaub für ihn nicht flöten gehen würde. Er hoffte, dass wir uns wieder zusammen raufen würden und ich ihn die darauf folgende Woche mit in den Urlaub nehmen würde. Natürlich hatte er in dieser Woche viele Möglichkeiten nachzudenken, schließlich saß er in seinem Urlaub alleine zu Hause während ich meinen um eine Woche verschoben hatte und mich damit, dass ich nicht an meinem eigentlichen Standort saß sondern jeden Tag nach Hamburg fuhr um dort zu arbeiten die perfekte Möglichkeit mich abzulenken.
Viele von euch würden jetzt lauthals Schreien, dass das schlimmste, wenn das Herz leidet ist, sich abzulenken, aber ich bin da anderer Meinung und mein Herz hat zu dem Zeitpunkt nicht mehr so gelitten, wie es Wochen und Monate vorher der Fall gewesen war. Das was ich brauchte, war die Rückendeckung-/Stärkung meiner Familie und meiner Freunde und die Ablenkung das wichtigste, was ich benötigte um mich in meiner Entscheidung zu festigen. Hätte ich so wie er zu Hause gesessen, hätte mir genau das vermutlich ein weiteres Mal das Genick gebrochen und es wäre alles von vorne los gegangen.
Letztendlich bin ich standhaft geblieben, wollten den Urlaub für 5 Tage alleine antreten und für mich selbst nutzen um mich zu norden, doch inzwischen bin ich froh, dass meine Mutter mich nicht hatte alleine fahren lassen. Die Tage wären, so ehrlich kann ich inzwischen selbst sein, schlimm geworden und ich hätte viele Erkenntnisse so nicht treffen können und wüsste auch nicht, ob ich die ganzen Nachrichten, die ich Nachts erhalten habe, immer noch unbeantwortet gelassen hätte. Meine Mutter war in dieser Woche mein Schutzengel, mein Seelentröster, meine Therapeutin und eine Freundin. Sie hatte versucht trotz der Situation in der ich war, das Beste aus dem Urlaub zu machen und das hatte sie auch geschafft - danke Mama, dass du das getan hast!
Da der Urlaub von Montags bis Freitags gebucht war, hatte ich mich für den Freitagabend mit meinem besten Freund verabredet, er hatte so wie ich auch die darauffolgende Woche Urlaub und war ziemlich versessen darauf, mit mir ein paar Tage weg zu fahren, vielleicht rührte das aus seiner eigenen Situation in der er sich befand, jedoch vermute ich bis heute noch, dass er nur seine Flug-Jungfräulichkeit endlich hinter sich lassen wollte und so, wie ich hier sitze, kann ich sagen, dass dieser Urlaub, den wir mit einem Glas Wein im Kopf, Freitagabends gebucht haben nur um in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Flieger gen Süden zu sitzen der Moment war, in dem meine Reise zurück zu mir selbst begonnen hatte und ich wusste, dass ich diesmal diejenige war, die alles auf schwarz setzte und mit voller Kraft voraus auf ein Leben zusteuerte, wie ich es bisher nicht kannte.
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