Das Turnier

Nach einer langen unerholsamen Autofahrt kamen wir endlich an.
Das Gelände war viel schöner hergerichtet als beim letzten Mal und es tummelten sich so viel mehr Menschen dort rum.
Es war nunmal die Juniorenmeisterschaft, für die Till und ich uns Qualifiziert hatten.
Ich war aufgeregt. Es tummelten sich schon auf dem Parkplatz so viele blitzeblank gestriegelten Pferde rum, wovon eins teurer aussah als das andere.
Die Reiter sahen alle versnobt aus und ich wusste wie sie übereinander herzogen.
An solchen Tagen erinnerte ich mich gerne an die Worte von Sabine.
Damals mit 12 machten mir diese Blicke und das Getuschel viel aus, aber mittlerweile war ich es gewohnt und das Einzige was mich fertig machte war meine Nervosität, die an diesem Tag unausstehlich war.
Ich zupfte aufgeregt an meiner Kaderjacke als wir den Parcours abgingen. Es waren so viele Hindernisse und ich hatte ein bisschen Angst es zu versemmeln. Asterix und Obelix waren nicht das erste Mal auf einer Juniorenmeisterschaft und sie kannten das alles - ich nicht.
Till kannte das alles auch und war total locker drauf. Im Gegensatz zu mir unterhielt er sich ganz entspannt mit der Konkurrenz, ich war zu schüchtern dafür.
Ich verfolgte ihn die ganze Zeit wie ein Schatten, den er nicht los bekam. Ich wollte einfach nicht alleine sein, er bewegte sich aber so viel. Während er die ganzen Mädels abcheckte, stand ich immer im Hintergrund und zupfte an seiner Jacke wie ein kleines Kind.
»Du bist unglaublich«, lachte er.
»Was denn?«, fragte ich und senkte beschämt meinen Kopf zu Boden.
Er legte seine Hände an mein Gesicht und drückte es leicht zusammen, sodass meine Wangen ganz lustig aussahen.
»Wie kann so ein hübsches Mädchen wie du nur so schüchtern sein?«
Er lachte und mit einer gekonnten Drehung lag sein Arm auf meiner Schulter und wir bewegten uns in Richtung der Stallungen.
Hübsch - ich? Hatte er das ernsthaft gesagt?!
Wie kam ich nur zu so einer Ehre?!
Ich wusste nicht was ich davon halten sollte, aber ich mochte, dass der große hübsche Till sowas über mich dachte.

Arm in Arm gingen wir zu Don, der genüsslich an seinem Heu knabberte.
Er war der Erste der mit Till startete, dann kam Penny und zum Ende wieder Don.
Ich startete Asterix, Obelix und dann wieder Asterix.
Wir mussten 3 Prüfungen absolvieren, die ausgerechnet an einem Tag waren. Sonst waren sie immer über mehrere Tage verteilt, aber aus organisatorischen Gründen war es in diesem Jahr nicht so. Das bedeutete für uns einen anstrengenden Tag, der aber mit einer ausgelassenen Aftershowparty belohnt werden sollte.

Till ritt gut und Don war in der besten Verfassung. Ihr erster Ritt war fehlerfrei und sie belegten vorerst den 1.Platz.

Dies sollte aber nicht so bleiben, denn Penny war nicht in bester Form und sie brauchten ziemlich lange für den zweiten Parcours. Das Resultat - sie rutschten auf den 2.Platz.

Asterix und Obelix waren super drauf und die ersten beiden Ritte liefen wirklich gut. Die einzige Behinderung war ich. Meine Nerven lagen wirklich blank und mir war richtig schlecht vor Aufregung. Till musste mich immer wieder beruhigen und sprach mir Mut zu.
Nach der zweiten Runde lag ich sogar auf Platz 1. Ich hatte an dem Tag nur großes Glück, reiterliches können sah man bei mir an diesem Tag kaum.
Ich wusste, dass Asterix und Obelix mir viele Fehler verziehen. Wäre ich Conti oder Catchi geritten, hätte ich viele Sprünge verpatzt und die Stangen gerissen oder noch schlimmer, sie hätten verweigert und ich wäre auf den Boden geflogen.

Tills letzte Runde riss nochmal alles rum und mit Bestzeit bestieg er wieder den Thron. Er war ein wirklich unbeschreiblich guter Reiter und ich beneidete ihn ein bisschen.
Nicht weil ich schlechter war, denn ich war keine Spur schlechter als er. Ich war mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser!
Ich benedeite ihn wegen seiner Gelassenheit, seine Ergebnisse waren deshalb viel besser als meine, weil er einfach entspannter an solche Sachen ran ging. Ich war ein einziges Wrack.

Meine letzte Runde war katastrophal. Ich war nochmal so aufgeregt und bevor ich einritt drehte ich fast durch.
»Oh mein Gott Till ich schaffe das nicht!«, meinte ich aufgeregt.
»Conni du kannst das! Du bist so eine gute Reiterin. Hättest du nicht so ein dünnes Nervenkostüm, würdest du mich auf jedem Turnier sowas von abziehen!«
»Aber was ist wenn Asterix verweigert und ich im hohen Bogen im Wassergraben lande?!«
Er lachte und meinte amüsiert: »Constanze Luise Fiedler, du fällst garantiert nicht in den Graben! Du bist noch nie in den Graben gefallen - du bist im generellen noch nicht oft runtergefallen.«
Er hatte recht, ich war das eine Mal von Rübchen gefallen, das Mal als ich ihn neu hatte, dann bin ich einmal von Rocky gefallen, aber sonst nie. In 5 Jahren bin ich nie schwer gefallen und meine Sorgen waren eigentlich total unberechtigt. Aber ich war wirklich aufgebracht und fing fast an zu weinen.
Till nahm mich tröstend in den Arm und tätschelte mein Kopf.
Eine kleine Angstträne lief meine Wange hinunter und er fing sie direkt auf.
»Jetzt mal nicht so hier! Du steigst jetzt auf dein Pferd und haust sie alle vom Hocker. Wenn du das nicht tust, kannst du dich auf extra Stunden einstellen und Stalldienst - Stalldienst auf Lebzeiten!«, sagte er lachend und gurtete nochmal Asterix' Sattel nach. Dann stellte ich mich neben mein Pferd und streckte mein Bein nach hinten aus. Till warf mich hoch und klopfte Asterix den Hals.
»So und jetzt reitest du so gut wie im Training und schmeißt mich verdammt nochmal vom Thron.«
Mit diesen Worten ritt ich auf den Platz.
Meine Hände zitterten und ich schwitzte. Die Zuschauer warteten gespannt und ich wurde immer nervöser.

Ich bekam mein Startsignal und ritt los.
Schon den ersten Sprung habe ich beinahe gerissen und es wurde nicht besser.
Fast jeden Sprung nahm ich zu knapp und die Wendungen waren zu eng. Asterix war der, der alle Fehler ausbügelte und mich nicht ganz so schlecht aussehen ließ.
Die vorletzte Stange riss ich dann doch noch und rutschte auf den 3.Platz.
Ein wenig enttäuscht ritt ich dann vom Platz, wo Till direkt auf mich wartete und Asterix in Empfang nahm. Ich sprang runter und nahm niedergeschlagen den Helm ab.
Till legte wieder seinen Arm und meine Schulter und ging mit mir zu Asterix' Box.
Er war derjenige, der Asterix fertig für die Box machte und ich saß nur wie ein missmutiger Klops dort neben und bemitleidete mich selbst.
»Ach das ist doch scheiße«, meinte ich und warf ein bisschen Stroh vor mich hin.
»Ach komm das war doch gut. Lass dich jetzt nicht so hängen. Komm lieber mit mir zurück zum Platz um die restlichen Ritte noch zu sehen.«
Er stand wieder mit so einem charmanten Lächeln an der Boxentür und streckte mir seine Hand entgegen.
Ich ergriff sie und er zog mich hoch.
Zusammen gingen wir also zum Platz und schauten noch die letzten beiden Ritte zu.
Es war gefährlich für mich, denn wenn die letzte Reiterin besser ritt als ich, stieg ich ab.

Unsere Befürchtung wurde Realität - ich landete auf den 4. Platz.
Ich war frustriert und Tränen liefen wieder über meine Wangen.
Till nahm mich wieder tröstend in den Arm und meinte: »Ach das macht doch nichts! Hör schon auf zu weinen.«
Hätte er gewusst wie sehr Mama sich ärgerte und was ich mir anhören musste, hätte er garantiert verständnisvoller reagiert.
Mama war nämlich keine gute Verliererin und das Schlimmste war, dass sie dies an mir ausließ.

Für Till freute ich mich aber riesig und als er dort auf dem Siegertreppchen stand war all mein Kummer verflogen.
Er war wirklich Juniorenmeister geworden.
Ein paar Mädels gingen nach der Siegerehrung direkt zu ihm und wollten seine Nummer haben. Er wimmelte sie schnell ab und ging zu mir.
»Komm lass uns fertig für die Aftershowparty machen.«
Er zog mich hinter sich her und wir gingen zum LKW.

Mama klopfte Till lobend auf die Schulter und mir warf sie nur einen kleinen vorwurfsvollen Blick zu.
Ich machte mir nichts draus und folgte Till einfach in den LKW.
Die Turnierkleidung war schnell unten und ich zog mir ein knielanges weißes Blusenkleid mit einem schönen Blumenmuster an.
Till und ich stießen beim umziehen die ganze Zeit aneinander und wir witzelten wie ein altes Ehepaar. Er pikste mir in die Seite und ich gab ihm einen Klaps auf den hintern.

An dem Tag war er einfach super unterstützend und wir verstanden uns so gut.
Ich wünschte mir, dass es jeden Tag so gewesen wäre wir an diesem. Es war toll.

Ich war als erstes fertig und wollte schon nach draußen. Till konnte sich noch nicht entscheiden was er anzog und stand noch in Boxershorts da.
»Beeil dich, wir gehen nicht auf die Fashionweek«, witzelte ich und öffnete die Tür nach draußen.
»Hallo? Du redest hier mit dem Juniorenmeister, ich muss gut aussehen. Alle werden nur Augen für mich haben und wenn du gnädig zu mir bist lass ich dich von meinem Ruhm profitieren«, lachte er und machte eine lächerliche Tanzgeste.
»Du bist ein Spinner«, lachte auch ich und ging nach draußen.

Vor unserem LKW standen zwei Mädchen, die aufgeregt zu mir kamen.
Ich kannte die beiden nur vom sehen und wusste nicht einmal wie sie hießen. Sie kannten aber meinen Namen und überwältigten mich sofort mit ihren Fragen.
»Hey Conni! Ist Till da drinnen?«, fragte die einen mit glitzernden Augen.
»Ja«, meinte ich und verdrehte ein wenig die Augen.
»Bist du seine Freundin?«, fragte die andere als ob es sie was anginge.
»Nein bin ich garantiert nicht. Aber ich würde jetzt auch gerne in Ruhe gelassen werden.«
»Ist in Ordnung, wir warten einfach hier auf Till!«
Boah was für lästige Hühner das waren.
Ich wusste, dass er gut aussah und toll war, aber was die Mädels machten war einfach nur peinlich. Wie konnte man nur so eine Klette sein?

Als Till dann nach einer gefühlten Ewigkeit endlich raus kam, hatte er ein weißes Hemd und eine Jeans an. Dazu hatte er eine Sonnenbrille auf der Nase.
Er sah so gut aus und ich musste mich richtig zusammenreißen.
Er stellte sich neben mich und seine Hand legte er an meine Taille.
»Na hübsche«, meinte er und gab mir einen kleinen Kuss auf den Scheitel.
Ich war irritiert.
Was bitte sollte das gerade?! Was fiel ihm ein?
Am liebsten hätte ich ihn eine gedonnert, aber als ich die Gesichter der Mädels sah, ließ ich es einfach passieren.
Sie bekamen ihre Münder gar nicht mehr zu vor Empörung und drehten sich sofort um und gingen. Dabei tuschelten sie Dinge wie »Wusste ich es doch!« und »So eine Schnäpfe!«

»Toll danke! Jetzt denken sie, dass ich sie angelogen hätte als ich sagte, dass ich nicht deine Freundin bin.« Ich schnaufte.
»Ich habe nicht gesagt, dass du meine Freundin bist! Ich habe einer guten Freundin nur ein Kompliment gemacht, da ist doch nichts dran«, sagte er lachend und ging voraus.
Ich fragte mich wirklich was seine Mission war - so ein Idiot! Schon den ganzen Tag war er so merkwürdig nett zu mir gewesen. Ich war verunsichert, ging aber trotzdem übermotiviert mit ihm in den Festsaal.

Dort waren nur versnobte Schnösel, die mit einem Glas Sekt auf ihr Vermögen anstießen.
Das kannte ich doch alles schon von früher und  ich wollte am liebsten wieder gehen.
Till aber überredete mich wenigstens ein bisschen zu bleiben.
Ich stand also die ganze Zeit neben Till und führte Gespräche mit Züchtern, Trainern, Sponsoren, Mitreitern und anderen Eltern.
Es war sterbenslangweilig und der Sekt schmeckte ja nicht mal gut.
Um Till stritten sich verschiedenste Presseleute und ich störte dort nur.

So gegen 20 Uhr war dann das Langweiligste geschafft und die Stimmung lockerte sich.
Die klassische Musik wurde gegen Pop getauscht und wir tanzten alle ausgelassen.
Als dann noch die aus dem bayerischen Kader mit Vodka, Bier und Schnaps um die Ecke kamen, hatten Till und ich den Spaß unseres Lebens.
Wir Jugendlichen verzogen uns in eine hintere Ecke und kippten einen Shot nach den nächsten in uns rein.

Nach einiger Zeit entdeckte ich meine Mutter mit meinem Vater reden und ich stürmte auf sie zu.
»Hey Schätzchen!«, meinte er als er mich sah und gab mir einen dicken Kuss.
Till tauchte hinter mir auf.
»Herzlichen Glückwunsch zum Sieg«, meinte Papa und schüttelte Tills Hand.
»Vielen Dank Herr Fiedler, schön Sie wieder zu sehen«, sagte er so ungewohnt höflich.
Ich glaube seitdem Till wusste wie reich mein Vater war, hatte er einen riesigen Respekt vor ihm.
»Schön dich angezogen zu sehen«, meinte mein Vater schmunzelnd und löste langsam den festen Händedruck.
Till war dies sichtlich unangenehm und er kratzte sich verlegen am Hinterkopf.
Das war aber nun mal der Humor meines Vaters und wir lachten verlegen.

Nach einem längerem Gespräch verabschiedeten Till und ich uns von meinen Eltern und wollten wieder zu den anderen gehen.
»Ach Conni noch eins«, hielt Mama uns auf, »trink nicht zu viel, morgen ist Schule. Seid bitte um 23:15 Uhr am LKW.«
»Keine Sorge Mama, hier gibt es ja nur Sekt«, versuchte ich sie zu beruhigen.
»Jaja Conni ich kenne solche Feiern, ich war auch mal jung«, lachte sie und ließ uns gehen.

»Du hast nicht gesagt, dass dein Vater auch da ist«, meinte Till als wir wieder bei den anderen standen.
»Ich wusste es nicht, aber mir gefällt es auch nicht«, sagte ich ein wenig besorgt und schaute immer mal wieder rüber zu meinen Eltern.
»Ach komm Conni, mach dir nicht so viele Gedanken und genieß lieber den Abend mit den hier.«
Er drückte mir den nächsten Shot in die Hand, den ich sofort runter kippte.
Der Alkohol brannte in meinem Hals, aber es störte mich nicht und ich griff sofort zum nächsten.
Dann zog ein Mädchen mich auf die Tanzfläche und wir legten ein paar heiße Tanzmoves auf's Parkett. Die Jungs pfiffen uns zu und jubelten. Ich fühlte mich richtig wohl mit dieser Aufmerksamkeit und liebte es von den Jungs beäugt zu werden.

Gegen 22 Uhr brauchte ich eine kurze Pause vom Alkohol und ging raus. Drei der Jungs folgten mir und fingen an mit mir zu reden.
»Na kleines, ich hab dich reiten gesehen. Du kannst mich ja mal so reiten«, meinte einer der drei.
Die anderen lachten nur schäbig.
Ich hielt gar nichts von diesem Benehmen und antwortete nicht.
»Ey hast du nicht gehört«, meinte der andere und griff nach meinem Arm.
»Lass mich in Ruhe«, sagte ich zu ihnen.
»Was ist wenn nicht«, meinte der betrunkenste von den drein und sah mir scharf ins Gesicht.
Ich antwortete wieder nicht. Ich wollte mich einfach nicht darauf hinab lassen und drehte mich weg.
Er packte mich am Arm und drehte mich zu ihm.
»Ich rede mit dir!«, sagte er aggressiv.
Ich bekam Panik und als er mich nicht loslassen wollte spuckte ich ihm einfach mitten ins Gesicht.
Er ließ von mir ab, aber wurde nur noch so viel wütender.
»Du Schlampe! Was fällt dir nur ein!«
»Lass sie, übertreib es nicht«, meinte einer seiner Freunde.
»Komm lass abziehen«, sagte der andere und zog an seinem Arm.
»Oh nein! Diese Hure wird jetzt bekommen was sie verdient!«, meinte er wütend und holte gerade zum Schlag aus.
Ich bekam richtig Angst, aber zu meinem Glück hatte Till das Geschehen mitbekommen und eilte mir zu Hilfe.
»Ey Max!«, rief er als er von hinten angelaufen kam.
»Misch dich nicht ein, das ist nicht deine Sache! Zieh ab Till!«
»Lass sie in Ruhe!«, rief er beschützerisch.
»Verpiss dich und halt die Schnauze. Diese Schlampe hat selbst schuld!«
Max' Freunde versuchten ihn immer wieder zu beruhigen, aber er wurde nur noch wütender.
»Nenn sie nicht so!«, rief Till wütend und man merkte richtig, dass dieser Max einen wunden Punkt traf.
»Oho sonst was?«, meinte er provokant und kam einen Schritt auf Till zu.
Ich versuchte dies zu unterbinden und meinte: »Hört sofort auf damit!«
»Schlampen sollten die Fresse halten!«, keifte er provokant in meine Richtung und Till reagierte natürlich sofort darauf.
»Ich habe gesagt du sollst sie nicht so nennen!«, rief er und schlug Max mit der Faust direkt ins Gesicht.
Der ließ dies natürlich nicht auf sich sitzen und schlug zurück.
Es artete in einer Schlägerei aus und sie wälzten sich über den Boden.
Till war oben und hielt Max' Gesicht grob fest.
»Entschuldige dich bei ihr!«
Max reagierte nicht und Till wiederholte sich: »Ich habe gesagt entschuldige dich bei ihr! SOFORT!«
Mittlerweile waren viele Schaulustige dazu  gekommen und sahen zu wie die beiden sich hauten. Solche Idioten!
»Komm lass gut sein Till, es reicht!«, meinte ich panisch und wollte einfach gehen.
»Nein Conni, er entschuldigt sich jetzt bei dir, niemand nennt dich Schlampe! Schon gar nicht so ein Betrunkener Idiot, der keinen Korb verträgt!«
Schwer atmend begann Max zu reden: »Bei solchen Schlampen entschuldige ich mich nicht!«
Das reichte Till, er holte noch ein letztes Mal aus und schlug nochmal richtig fest zu.
»Wenn du sie noch einmal auch nur falsch ansiehst, dann schwöre ich dir, du wünscht dir niemals geboren zu sein! Hast du mich verstanden?!« So wütend habe ich Till noch nie erlebt. Ich half ihm vom Boden aufstehen und
Max' Freunde halfen Max hoch, der mit blutiger Nase und einem zerbeulten Gesicht der ganz klare Verlierer war. Dies wollte er aber nicht so hinnehmen und rief nochmal: »Die ist sowieso hässlich! Schaut euch diese Schlampe doch an, mit ihr will doch keiner was haben!« Er lachte. Er war aber der Einzige der dies tat. Seine Freunde fanden das weniger lustig und entschuldigten sich bei mir.
Ich nahm dies einfach so hin und beruhigte Till. Bevor er nochmal zuschlagen konnte, nahm ich ihn am Arm und zog ihn in Richtung des LKW's.

Ich ging mit ihm rein und setzte ihn erstmal auf's Bett.
»Was tust du nur für dumme Sachen?!«, fragte ich aufgebracht und holte ein Erste-Hilfe-Set raus um seine aufgeplatzte Lippe und die blutige Nase zu versorgen.
»Er hat kein Recht dazu dich so zu nennen!«, meinte er wieder so beschützerisch wie zu vor und schaukelte sich wieder hoch.
»Psst ist in Ordnung - beruhige dich. Ich kenne dich einfach nicht so und ich hatte Angst um dich«, meinte ich fürsorglich und tupfte ein wenig Desinfektionsmittel auf seine offene Wunde, woraufhin er verschmerzt das Gesicht verzog.
»Conni, ich mag nicht wenn man sowas über dich sagt. Er hat schon den ganzen Abend solche abwertenden Kommentare über dich gemacht und ich hasse solche Typen! Ich wollte dich doch nur beschützen«, meinte er ruhig und griff nach meiner Hand.
»Du bist so ein Idiot«, meinte ich mit einem brüchigem Lächeln. »Das hast du jetzt davon - eine aufgeplatzte Lippe, eine blutige Nase und das Auge wird auch blau werden! Das hättest du nicht tun sollen!«
»Ich musste Conni!« Er schaute mich wie ein Welpe an und ich schaute runter zu ihm.
»Nein Till! Das hättest du auch anders klären können. Das kann ernste Konsequenzen nach sich ziehen!«, sagte ich ja fast schon wie eine Mutter.
»Und wenn schon, ich habe eine hübsche Freundin mit einem super reichen Anwalt als Vater«, sagte er um die Stimmung aufzulockern.
»Haha, sehr lustig. Aber ich meine es ernst, tu sowas nie wieder, okay?!«
»Habe ich jemals erwähnt wie sehr ich es liebe wenn du so mit mir sprichst?«, meinte er auf einmal ziemlich charmant und stand auf.
»Hab ich schonmal erwähnt wie hübsch ich dich eigentlich finde«, sagte ich flirtend und zwirbelte mein Haar um meinen Finger.
Oh mein Gott, was tat ich nur da?! Sowas sah mir überhaupt nicht ähnlich!

»Nur fürs Protokoll, ich würde liebend gerne etwas mit dir haben«, meinte er und kam ein Schritt näher.
Ich wich ein wenig zurück, denn ich hatte keine Ahnung was ich davon halten sollte.
Er ließ aber nicht nach und kam wieder näher. Er lehnte sich mit einem Arm gegen die Wand, die hinter mir war, und mit der anderen strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht.
Er setzte zum Kuss an und ich lies es passieren.
Mein Herz klopfte wie wild und alles in mir drehte durch.
Er schmeckte nach Alkohol.

Bei dieser wilden Knutscherei sollte es nicht bleiben. Er zog mich aus und wir kamen uns ziemlich nahe - wenn ihr versteht was ich meine.
So nah kam mir noch nie jemand zuvor und ich zögerte kurz, aber Till war so ein toller Typ und gab mir so viel Sicherheit.
Es war toll - nein, es war überwältigend.
An diesem Tag vergaß ich alles was jemals zwischen Till und mir war und liebte ihn so viel mehr als sonst. Ich dachte dies war ein Neuanfang zwischen ihm und mir.

Um 23:15 Uhr saßen wir dann beide angezogen und angeschnallt auf unseren Plätzen. Es schien so als wäre nichts passiert. Mama und Papa kamen 5 Minuten später und luden schnell noch unsere Pferde ein.
Dann sagte Papa noch tschüss und Mama fuhr los.
Ich lehnte die ganze Nacht an Till. Mir war ein bisschen schlecht von dieser ganzen Alkoholmenge und ich schlief nur wenig.
Till achtete sehr auf mich und hielt mich fest im Arm oder deckte mich immer wieder neu zu, wenn ich meine Decke verlor.
Er schlief noch weniger als ich und er hatte es definitiv viel unbequemer.
Er streichelte mir fast die ganze Zeit fürsorglich durch die Haare und ich drückte mich immer näher an seinen Körper.
Selbst Mama fiel sein beschützerisches Verhalten auf und sie schmunzelte leicht als sie uns so kuschelnd neben sich sah. Sie dachte sich natürlich auch so ihren Teil dazu.

Wir fuhren die ganze Nacht durch und kamen erst am nächsten Morgen zuhause an...

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