eh so mit dem Regio zu der FeWo

Ich fahr ich fahr ich fahr
Und im ÖPNV mach ich immer neue Friends
Das ist meine Superpower, das weiß der, der mich kennt.
Leider kennen mich nicht so viele, denn ohne drauf zu zielen
entfremde ich mich wieder. So ist das, wenn man rennt.

Warum. Hab ich eigentlich keine BahnCard 50, ich unsparsamer Geizhals?
Warum hab ich trotz Deutschland-Ticket schon wieder. Den Regio mitgebucht?
Warum streck ich den Kopf aus dem Fenster vom Klo im Flixtrain
und kneif frech erfreut die Augen zusammen, weil dran stand:
max. 5 cm öffnen
?

Warum macht Zug-Mischkonsum so Spass?
Du trinkst RB und Wodka mit ACE und bist gerne im Grünen mit Grünem
Ich zieh' Züge. Und nehm den RB und den ICE und fahr mit dem Grünen durchs Grüne
- echt toll, wie im Flixtrain immer im Sommer die Fenster offen sind,
weil es keine Klimaanlage gibt. Klingt als wär ich im Heli. Und im Tunnel noch toller.

Und
Warum hat man aus den dreckigsten Flixtrainfenstern immer die klarsten Gedanken?
Geistesgegenwärtig helfe ich einer Omi, ihr Gepäck die steilen Stufen herunter zu wuchten. Frag grad noch, ob ich das kurz für sie tragen soll bis ans Ende des Bahnsteigs, da holt ihre Familie sie schon ab. Mit dem Auto. Und mich sympathisches Quirlchen spontan auch, und fahren mich dann bis vor die Tür meines Apartments.

„Nicht nötig.", sag ich, „Doch!", sagt die Mom mütterlich: „Es ist schon etwas einsam hier."
Stimmt schon. So am Ende des Gewerbegebietes, völlig am Rand vom Globus,
(da kann ich mir morgen früh alles zu Essen und - Alles! kaufen)
Die Tür meiner Ferienwohnung ist eine Glas-Balkontür.
Die direkt zur Straße führt.

Dachte erst, dass ich mich durchs provisorische Paravent beobachtet fühl,
aber: es ist sonst halt niemand hier. Ich bin schon mutig so, in der FeWo,
denk ich und
brech' direkt erstmal den zarten Schlüssel fast ab, schau mich dann in dem Einraum um
welcher ebenso so praktisch alles beinhaltet, wie die etwas illegal aussehende
Spülbecken-Trockenablage-Herdplatten-Kombi. Die auf der Waschmaschine steht.
Schon eine leichte Zumutung. Aber auch etwas anmutig, in seiner Dreieinigkeit.

Ich dusche, hänge nass gewordene Handtücher und Kleidung überall hin,
außer auf einen Wäscheständer. Und beschließe, die Waschmaschine direkt
als Wäschekorb zu benutzen. Ich beglückwünsche mich selbst zu dieser Idee,
wie wahrscheinlich der Spülherd-Erfinder sich zu seiner.
Ich räume meinen Koffer in den Kleiderschrank, breite mich aus, stöbere umher,
finde im Küchenschrank Balsamico und kippe ihn und das uralte, feuchtigkeitsfette
Salz auf mein Rest-Brot, esse, stelle eine Lampe um, lege einen Teppich anders hin.

Nur ich und die Stille, dann das Radio, aber nur das Radio.
Ich liebe es, ich fühl mich wie der erste Mensch
in dieser Ferienwohnung. Ich will jetzt mit niemandem reden.
Da ruft mich - mein Vater an, der nicht mal weiß, wo ich bin,
und labert mich eine halbe Stunde voll. Am Ende weiß er es immer noch nicht.
Direkt danach ruft mein Freund an, der weiß, wo ich sein soll, aber nicht,
dass ich schon eintraf.

"Warum hast du mich nicht gleich angerufen als du angekommen bist?"
"Weil ich es toll so fand." - "Toll!" - "Ja. Was hast du heute gemacht?"
"Angefangen dich zu vermissen. Ich bin erstmal direkt traurig geworden."
Er sagt es, als wäre das eine proaktive Tätigkeit, und das ist es auch.
"Liebes, dadurch komme ich aber auch nicht schneller wieder."

Daraufhin lacht er auf eine sehr geschockt-überrascht-enttäuschte Art, meint:
"Hey! Meine Emotionen sind valide! Sprich mir nicht meine Traurigkeit ab."
"Wollte ich nicht, sorry. Aber dieser absolut schlechte Satz war der beste Trost, den ich schaffe."
Er lacht, aber antwortet darauf nicht mehr. Ich halte kurz inne, dann setze ich hinzu:
"Wow. Das haben Väter und Opas bestimmt auch immer gedacht."

Dann sage ich ihm gute Nacht und dass ich ihn ganz dolle lieb hab,
bis ich nüchtern aufleg', so wie eine Mutter ihr Kind flüsternd ins Bett legt.
Es ist Sonntag, aber vielleicht feiert er bis zu ner After Hour in den Montag
Es ist Sonntag, ich mach ihm eine Playlist und schicke ihm ein süßes Bild,
versuche, einen digitalen Trost zu programmieren, und danach erst arbeite ich After Hours.

Man kann alles zelebrieren.
Wir haben nichts zu verlieren.

Ich kam 19:30 an, und nicht nochmal nach Draußen,
ich schau auf Maps, wo ich morgen früh überhaupt hin muss.
Ich kläre die letzten Kontakte und trimme die ersten Tabellen

Ich bin schon mutig, so
auf mich allein gestellt, und auf den letzten Drücker.

Und dann ist es nach Eins und ich schreib noch das hier.
Ich habe nicht mal gemerkt,
wie meine Musik irgendwann ausging.

Symbolisch-obligatorisch schließ ich die Balkontüre zu,
und lass mich auf das kleine komische Bettchen fallen,

letzter Check
Meine neue Freundin aus dem Flixtrain hat mir geschrieben,
und wünscht mir weiterhin viel Freude am Leben

und: eine schöne neue Woche.

Ich zelebrier wie ein Tier. 

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