4-vertrauen

Manchmal schaut man einen Menschen an. Einen Menschen, den man schon so oft angeschaut hat, den man schon lange kennt. Man hat diesen Menschen immer wieder unterschiedlich angeschaut :
- mit Liebe
- mit Dankbarkeit
- mit Vertrauen
- mit Verständnis
- wissend
- entschuldigend
- vorwurfsvoll
- vernichtend
- ängstlich
- enttäuscht
- verletzt
- traurig
- fröhlich
- glücklich
- verwirrt
- freundlich
- mahnend
- erschrocken
- entsetzt
- vergleichend
- verständnislos
- gleichgültig
- grinsend
- lachend
- weinend...
Diesen einen Menschen, von dem man dachte, über ihn Bescheid zu wissen.

Aber in diesem einen Augenblick ist es anders, denn in diesem Augenblick passiert etwas, was die Sichtweise auf diesen Menschen komplett verändert. Man sieht den Menschen mit anderen Augen. Man realisiert, dass man ihn nie wirklich kannte, dass man eigentlich Nichts über ihn weiß, sein wahres Ich nicht kennt. Es wird einem klar, dass alles eine einzige große Lüge war, man beginnt zu zweifeln, ob je auch nur irgendetwas der Wahrheit entsprach. Man bemerkt, dass man diesen einen Menschen nie wirklich einschätzen konnte; dass dieser eine Mensch so vieles -wenn nicht gar alles- über einen weiß und man selbst völlig ahnungslos ist; dass man die ganze Zeit einer Person vertraut hat, die so, wie man sie glaubte, zu kennen, nie wirklich existiert hat.

Und dann fängt man an, sich zu fragen: warum?
Warum hat man das die ganze Zeit nicht bemerkt?
Warum kam das alles so echt rüber?
Warum kann man nicht ein einziges Mal Glück haben?

Und die größte aller Fragen: Warum kann ein Mensch so herzlos sein und einem das antun?

Aber all das sind Fragen, auf die man keine Antwort weiß, wahrscheinlich nie eine bekommen wird.

Es spielt im Endeffekt keine Rolle, wie man sich nun fühlt: verraten, ausgenutzt, enttäuscht, verletzt, traurig, wütend, entsetzt, oder ob man vielleicht gar nichts fühlt, ob man einfach leer ist. Vielleicht ist man wütend auf sich selbst, weil man nichts davon mitbekommen hat; vielleicht fühlt man aber auch alles gleichzeitig.
Ganz egal, was man fühlt, eine Wunde wird bleiben. Und das für immer. Man kann sich einreden, diesen Menschen zu vergessen,aber letztendlich wird das nie komplett funktionieren, denn "Die Zeit heilt keine Wunden, sie lehrt uns nur, damit zu leben".

Trotzdem sollte man nie aufhören, Menschen zu vertrauen. Man wird oft genug verletzt werden, ja, aber irgendwann wird ein Mensch kommen, der den ganzen Schmerz wert war.

"Man muss schlechte Erfahrungen machen und schlechte Menschen, falsche Menschen kennenlernen, um die guten und richtigen schätzen zu können."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top