22. Schritt für Schritt

Severus stand der Schock deutlich im Gesicht geschrieben, aber schnell hatte er sich wieder im Griff. Hermine war gerade einmal 10 Minuten alleine gewesen und hatte sich schon verliebt? In einen der beiden Männer, die sie ihm jetzt vorstellen wollte?

„Da bin ich wieder", verkündete Hermine strahlend. „Darf ich euch Severus vorstellen? Sev das sind Edmund Johnson und Jeremy Yang", machte sie die Herren miteinander bekannt. Er musterte sie eine Weile, legte besitzergreifend einen Arm um Hermines Taille und zog sie an sich. „Guten Abend. Es freut mich sehr die Freunde meiner Frau kennenzulernen. Ich habe gehört, dass sie sie unterstützt haben, als sie sich mit Menschen wie diesem Adam abgeben musste. Dafür danke ich Ihnen von Herzen", begrüßte er die jungen Männer und reichte jedem die Hand.

Noch bevor sie sich unterhalten konnten setzte die Musik ein. „Oh mein Gott. Das ist ja wohl Schicksal. Minchen darf ich um diesen Tanz bitten", verbeugte sich Jeremy vor ihr. „Liebend gern", antwortete sie strahlend und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche ziehen. Edmund lachte leise vor sich hin als er sie beobachtete. „Nehmen Sie es Hermine und Jer nicht übel. Aber das ist ihr Lied. Jer war schon in Hermine verliebt, da hatte sie gerade das aller erste Mal das Klassenzimmer betreten und zu diesem Lied hat er ihr dann seine Liebe gestanden. Aus ihnen ist nie etwas geworden, da niemand mit Aiden konkurrieren konnte, aber trotzdem ist es ihr Lied", berichtete er grinsend. „War sie denn irgendwann mal in einen Jungen verliebt?", sah Severus seine Chance um näheres herauszufinden. „Hermine? In einen von uns? Nein. Wie schon gesagt, niemand konnte Aiden das Wasser reichen", antwortete Edmund.

„Wem konnte man nicht das Wasser reichen?", fragte Evelyn. „Aiden!", brummte Edmund verstimmt. „Stimmt Hermine war immer sehr von diesem Jungen eingenommen. Ist das heute immer noch so?", fragte sie mit einem fiesen Grinsen. „Oh Aiden spielt immer noch eine tragende Rolle in Hermines Leben. Ich finde ihn auch sehr sympathisch und kann verstehen, warum er ihr in ihrer Kindheit so wichtig war", antwortete Severus freundlich. Evelyns Lächeln wirkte sehr gekünstelt, als ihr klar wurde, dass ihr Seitenhieb nicht funktioniert hatte. „Wie kommt das eigentlich, dass Sie Hermine geheiratet haben? Sie sind doch um einiges Älter", wollte sie nun interessiert wissen.

„Ich bin sogar 20 Jahre älter und wir haben viel miteinander durchgemacht", begann er zu berichten. „Das kann man wohl sagen", lachte Hermine hinter ihm. „Du warst ein Tyrann und trotzdem hast du mir unzählige Male das Leben gerettet", lächelte sie ihn liebevoll an. „Ein Tyrann? Na ich würde es die nötige Strenge nennen. Ihr wart doch wie ein Sack Flöhe. Immer habt ihr euch in Gefahr gebracht und nebenbei musste ich auch noch meinem regulären Job nachgehen. Ich hatte eigentlich gar keine Zeit deine schöne Haut zu retten", schimpfte er, jedoch mit einem Glitzern in den Augen. „Pah! Ich hätte mich mit sinnvolleren Dingen beschäftigt, wenn mein feiner Lehrer mich vielleicht beachtet hätte!", konterte sie. „Jetzt willst du mir die Schuld darangeben, dass du dich in den meisten Schuljahren fast in den Tod gestürzt hast. Meine Liebe, wenn du es dieses Jahr versuchst, dann kette ich dich in unserer Wohnung an. Ich will meiner Frau nicht schon wieder den Hintern retten müssen", drohte er.

Mittlerweile hatten die Beiden die Aufmerksamkeit des gesamten Saales. „Wie soll ich denn bitte meinen Abschluss schaffen, wenn der feine Herr Professor mich nicht in den Unterricht lässt? Ich muss schließlich dein Zeugnis schlagen", empörte sie sich und tippte ihm gegen die Brust. „Du bist doch eh der Albtraum der gesamten Lehrerschaft. Wegen dir lernt doch keiner der Schüler mehr, da sie sich auf dein Wissen verlassen", antwortete er schmunzelnd. Doch der Satz hatte gesessen. Sie sah ihn aus großen verletzten Augen an. „H-hä-hättest du l-li-lieber eine Frau, die...", weiter kam sie nicht, da ihre Stimme brach. Severus bemerkte mit Entsetzen seinen Fehler.

„Nein bei Merlins Bart! Ich will dich so wie du bist. Ich liebe die Diskussionen mit dir. Du langweilst dich nicht, wenn ich dir Stundenlang von meiner Arbeit erzähle, nein du kannst mir sogar helfen. Ich bewundere dein enormes Wissen und freue mich über deinen Informationsdurst. Damit ist doch in keinster weiße dein Intellekt gemeint. Ich wollte damit doch nur sagen, weil du alles weißt, machen sich deine Mitschüler nicht mehr die Mühe selber etwas im Unterricht beizutragen. Mein kleiner Engel, ich werde der stolzeste Ehemann, Schuldirektor und Professor, wenn du das beste Abschlusszeugnis, seit die Schule gegründet wurde, in den Händen hältst. Das verspreche ich dir. Ich würde dich für nichts in der Welt mehr eintauschen wollen", korrigierte er seinen Fehler auch sogleich. Dann zog er sie an sich und küsste sie sanft.

„Tut mir leid", nuschelte sie und schmiegte sich an ihn. „Du brauchst dich für gar nichts entschuldigen", murmelte er in ihr Haar und schob sie dann von sich. „So und da ich so ein fürchterlicher Tyrann bin, verlange ich das Recht auf den nächsten Tanz und du wirst heute Abend noch viel Spaß haben", lächelte er sie an. Zärtlich strich er ihr eine Träne aus dem Augenwinkel. „Der nächste Tanz gehört nur dir!", antwortete sie, dabei strahlte sie ihn an. Galant führte er sie auf die Tanzfläche und begann sich mit ihr zu drehen.

Das Getuschel ging auch sofort los. „Die Granger ist verheiratet! Habt ihr mitbekommen, dass er ihr Lehrer ist? Das ist der Freak von damals! Der Typ könnte ihr Vater sein. Stellt euch die mal im Bett vor, iiiihh! Ach die hat ihn doch eh nur des Geldes wegen geheiratet. Er will sich damit ein bisschen seiner Jugend zurückholen." Doch die Snapes hatten dieses gemeine Getratsche ausgeblendet und genossen den Tanz. Es war einfach schön sich im Einklang zu bewegen, nur die Körper sprechen zu lassen und sich anzusehen.

Nach dem Tanz führte Severus seine Frau wieder zu ihren Freunden und sie unterhielten sich den Rest des Abends. Er beobachtete die ganze Zeit ihren Umgang mit den beiden jungen Männern, aber er fand nicht heraus, wem der Beiden sie zugeneigt war. Es wurmte ihn, da es ihn brennend interessierte, was Hermine an einem Mann begehrte. Er wollte wissen, was sie dazu veranlasste einem Mann ihr Herz zu schenken. Doch auch, als sie sich mit einer freundschaftlichen Umarmung bei Edmund und Jeremy verabschiedete, war er immer noch nicht weiter.

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Zuerst ging Hermine ins Badezimmer. Severus setze sich in der Zeit mit einem Glas Whiskey auf die Couch. Er ließ sich den Abend noch einmal in jeder Einzelheit durch den Kopf gehen, aber ihm fiel einfach kein junger Mann ein, dem Hermine mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätte, als den Anderen. Sie war eigentlich die gesamte Zeit an seiner Seite.

„Worüber zerbrichst du dir den Kopf? Du siehst so ernst aus", fragte Hermine, als sie zu ihm ins Wohnzimmer kam. „Es ist nicht so wichtig", winkte er ab und nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. „Du würdest nicht so ein Gesicht machen, wenn es dir nicht ernst wäre", antwortete sie. „Es ist wirklich nichts. Wieso bist du denn nochmal heruntergekommen", versuchte Severus vom Thema abzulenken. „Ich wollte dir nur sagen, dass das Bad jetzt frei ist", lächelte sie ihn an. „Sag schon, was bedrückt dich", stichelte sie weiter.

Ein frustrierter Seufzer entfuhr Severus. Doch er schwieg. „Gut, wenn du es mir nicht sagen willst, dann kann ich dir auch nicht helfen. Ich werde jetzt ins Bett gehen. Wenn du doch reden willst, dann weißt du, wo du mich findest", meinte sie und stand auf. Als sie an der Tür war ließ sie seine Stimme stoppen. „Ich überlege, welcher der Männer auf diesem Fest dein Herz gewonnen hat. Mir fällt einfach keiner ein, der gut genug für dich wäre", gab er leise zu. Sie schmunzelte und lehnte sich in den Türrahmen. „Weißt du wirklich nicht in welchen der Männer ich mich verliebt habe?", fragte sie und beobachtete ihn belustigt.

Noch einmal rief er sich jeden Mann ins Gedächtnis, den er heute Abend kennengelernt hatte, aber es war kein sinnvoller dabei, also schüttelte er nur den Kopf. „Ich habe mich in einen außergewöhnlichen Mann verliebt. Er ist intelligent, belesen, erfahren, mutig, beeindruckend, verheiratet und ein Tyrann und er heißt Severus Snape", lachte sie, winkte noch einmal und verließ dann den Raum. Es war besser ihn mit dieser Erkenntnis erst einmal alleine zu lassen.

Völlig geschockt saß Severus auf dem Sofa. Er zweifelte an seinem Gehör. Hermine hatte soeben nicht gesagt, dass sie sich in ihn verliebt hatte. Das konnte doch nicht sein. Er war 20 Jahre älter. Er hatte sie gequält. Er war kein Mann zum Verlieben. Das war er noch nie gewesen. Er hatte überhaupt nichts liebenswertes an sich und mit seiner Vergangenheit konnte er doch sowieso keine Frau für sich gewinnen. Er hatte gemordet! Das ist jetzt nichts, bei dem eine Frau einem um den Hals fällt. Wieso hatte sie sich in ihn verliebt? Was sah sie in ihm? Und was noch sehr interessant war, was empfand er für sie.

Severus stand auf und goss sich sein Glas wieder voll. Was empfand er für Hermine Snape? Sie war seine Ehefrau daher hatte er ihr gegenüber ein gewisses Pflichtgefühl und musste ihr Loyal sein. Er mochte es, wenn andere Männer sich ihr näherten. Aber war das Eifersucht, weil er Gefühle für sie hatte oder einfach nur das Verlangen zu beschützen, was einem gehört? Er hatte sie gerne in seiner Nähe und unterhielt sich mit ihr. Aber lag das an Gefühlen oder eher an der jahrelangen Einsamkeit? Er begehrte sie, aber sie war eine junge Frau. Wollte er einfach nur mit ihr Sex haben oder wollte er sich mit ihr vereinen?

Absolut verwirrt und ratlos tigerte er durch das Wohnzimmer. Er hatte sie schon immer beschützt, aber verteidigte er sie deshalb weiter oder lag es einfach daran, dass er sie nicht leiden sehen konnte? Er wischte sich mit einer Hand durch das Gesicht. Stunden lief er auf und ab und kam zu keiner Entscheidung. Er beschloss nach oben zugehen.

Als er an ihrer Schlafzimmertür vorbeikam blieb er stehen und dachte nach. Leise öffnete er ihre Tür und ging hinein. Er stand in den Schatten und beobachtete die schlafende Frau, dann riss er sich von ihrem Anblick los und ging ins Bad. Doch auch jetzt ließen seine Gedanken in nicht n Ruhe. Nachdem er sich umgezogen hatte, führten seine Beine ihn wieder in ihr Zimmer. Dieses Mal setzte er sich neben sie auf die Bettkante und strich ihr sanft ein paar Strähnen aus der Stirn. Das letzte Mal, als er geliebt hatte, wurde ihm das Herz gebrochen. Leise seufzte er, dadurch wachte Hermine auf.

„Sev?", fragte sie mit verschlafener Stimme. „Schlaf weiter meine Schöne", wisperte er ihr entgegen. „Du hast die ganze Zeit gegrübelt oder?", gähnte sie. „Ja", antwortete er. Es war schließlich die Wahrheit und die hatte sie verdient. „Welche Gedanken quälen dich?", wollte sie wissen und rutschte zur Seite, damit er auch unter die Decke schlüpfen konnte, was er auch tat. „Ich verstehe nicht, was du in mir siehst", brummte er. Ein leises Kichern drang an seine Ohren, dann kuschelte sich ein weicher Körper an seine Seite. „Was ich in dir sehe willst du wissen. Das kann ich dir beantworten. Wo fange ich nur an? Fangen wir damit an, dass ich mich sehr sicher in deiner Gegenwart fühle, so als könnte mir niemals etwas passieren. Ich bekomme Herzrasen, wenn du in meiner Nähe bist und Blitz durchzuckt mich, wenn du mich berührst. Wenn mein Blick auf deine Lippen fällt, dann habe ich das Verlangen sie zu küssen, denn deine Küsse schmecken wie das reinste Ambrosia. Das einmal auf das Körperliche bezogen. Dann bewundere ich dich für deine enorme Intelligenz und deine fachliche Versiertheit. Ich bin wie gefesselt, wenn ich dich beim Brauen eines Trankes beobachten kann. Für deine Vergangenheit zolle ich dir den größten Respekt und bete dich für deine unheimliche Kraft und für deinen Mut an. Ich selber hätte nicht einmal die Hälfte von dem durchstehen können, was du geschafft hast. In meinen Augen hast du die Welt im Alleingang gerettet. Du bist mein Held, mein Beschützer, mein Lehrer, mein Vorbild und Idol. Ich kann dir sagen, dass es keine Liebe auf den ersten Blick war, sondern eine die sich in mein Herz geschlichen hat. Sie hat sich dort eingenistet und ist gewachsen. Jetzt schlägt mein Herz umso stärker für dich und zwar nur für dich. Ich weiß, was du schreckliches tun musstest, aber das macht dich in meinen Augen nur noch beeindruckender. Ich heiße es nicht gut, aber ich weiß, warum du es tun musstest oder getan hast und ich bin glücklich, dass es dich nicht völlig zerstört hat. Ich verlange auch nicht, dass du mich liebst. Ich schenke dir einfach nur mein Herz und erwarte keinerlei Gegenleistung... Wobei doch eine Gegenleistung verlange ich dann doch", meinte sie.

„Und die wäre?", fragte er unsicher. Normalerweise hieß das für ihn nichts Gutes. „Ich verlange, dass du jetzt aufhörst, dir den Kopf zu zerbrechen und endlich schläfst", lachte sie und schloss ihre Augen. „Ich werde mein Bestes geben", versprach er und zog sie enger an sich. Er sah noch an die Decke und rang mit sich.

„Du hast auch enorm viel durchgestanden. Ich bin sehr stolz eine so tapfere und mutige Frau zu haben. Hermine, ich kann dir noch nicht sagen, was ich für dich empfinde, weil es mir selber noch nicht klar ist, aber ich kann dir sagen, dass du mir sehr wichtig bist und ich Gefühle für sich habe. Ich weiß nur noch nicht welcher Art", sagte er dann doch noch. „Das ist mehr als ich erwartet habe", antwortete sie träge, bevor sie einschlief.


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