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Dieser Sturkopf. Ich war erledigt. Dabei lief es in Hogwarts so gut. Wenn jedoch der Sommerball die Erwartungen nicht halten sollte, die er versprach, würde das meine Karriere ziemlich schnell beenden. Ich war die Festbeauftragte und wie wichtig Feste in Hogwarts waren, wusste ich, seit ich einen Fuß in dieses Gebäude gesetzt hatte.

Am nächsten Morgen war meine Verletzung verheilt, meine Ratlosigkeit versetzte mir jedoch einen Knacks. Ich besuchte Minerva.

"Warum hast du mir das nicht gesagt? Ich habe mich vor Severus total blamiert", fasste ich kurz zusammen.

Minerva musterte mich entschuldigend. "Ich habe gehofft, dass er sich nicht auf unsere Abmachung beziehen wird. Aber anscheinend habe ich die Situation falsch eingeschätzt. Es war ein totaler Glücksfall, ihn wieder als Lehrer zu bekommen. Dafür musste ich viele Federn lassen."

Da hatte ich keine Zweifel. Als Lehrer war er erfahren und vom Fach, das Menschliche kam dafür in allen Bereichen zu kurz. Ich hatte schon Schüler weinen sehen, nachdem er sie nur angesehen hatte. Er wusste, dass es niemanden mit seiner Gabe gab und das nutzte er aus, indem er sich von Minerva Freiräume versprechen lassen hatte.

"Sei es drum. Wir brauchen einen anderen Tanzpartner für dich. Bei Severus kommen wir nicht weiter", gab sie zu.

"Ist mir gar nicht aufgefallen", murmelte ich ironisch.

Anschließend ging ich ins Lehrerzimmer, um mir die Liste, die ich von den Lehrern gemacht hatte, nochmal anzusehen. Ich traf Elliot an. Wir waren ungefähr im gleichen Alter. Er war vor einem Jahr aus Australien zu uns gestoßen und hatte Filius abgelöst, der in den Ruhestand gegangen war.

"Guten Morgen, Elliot."

"Hallo Hermine. Sag mal, stimmt es, dass du gestern Abend in einem heißen Kleid durchs Schloss gelaufen bist?"

Ich errötete und grinste. "Wieso fragst du?" Elliot war ein witziger Typ und ich mochte ihn. Er war groß, dunkelblond, relativ gutaussehend und hatte in Hogwarts bei den meisten Kollegen schnell Anschluss gefunden.

"Ein paar Schüler wollen dich gesehen haben. Schade, dass ich dich nicht gesehen habe", raunte er mir zu.

Da wir uns gut verstanden, ließ ich ihm das durchgehen, machte jedoch auf unschuldig. "Wer sagt, dass ich ein heißes Kleid besitze?"

Elliot nahm zwei Kaffeetassen vom Beistelltisch und schenkte aus der Kanne Kaffee für uns ein. "Nicht meine Worte, obwohl ich es mir vorstellen kann. Ich gebe nur das wieder, was ich gehört habe, um dich zu warnen, falls Minerva es ebenfalls hört."

Er reichte mir eine der Tassen und ich genoss das warme Getränk, während ich mir überlegte, wie ich den Sommerball noch retten konnte. Vielleicht hätte ich mir mein Kleid für Elliot aufheben sollen. Severus hatte mir noch nie von selbst den Kaffee gereicht.

Im Gedächtnis überflog ich die Liste. Elliot stand nicht drauf, da er noch in der Probezeit war. Offiziell machte ihn das noch nicht zum Lehrer, sondern nur zum Praktikant.

"Ich hätte da eine Frage", sagte ich und überlegte, ob ich endlich eine Lösung gefunden hatte.

"Dann frag mal", entgegnete er freundlich.

"Wie du weißt, bin ich Festbeauftragte für den Sommerball. Hast du schon eine Begleitung für den Ball?"

"Leider nein. Ich war nicht sicher, ob ich kommen kann, und wollte mich nicht festlegen. Meine Schwester ist an Drachenpocken erkrankt und da wollte ich ihr wenn nötig unter die Arme greifen."

"Das ist sehr nett von dir. Aber wenn nicht nötig, würdest du zum Ball kommen?" Ich war plötzlich nervös. Dass ich bei Severus abgeblitzt war, stresste mich. Elliot könnte vielleicht meine Rettung sein. Ich musste nur dafür sorgen, dass seine Probezeit aufgehoben wurde und man ihn den Vorschriften entsprechend als Lehrer von Hogwarts anerkannte.

"Ich wäre schon ganz gerne bei diesem Ereignis dabei, aber festlegen will ich mich wirklich noch nicht", meinte er nachdenklich.

Das klang wie Musik in meinen Ohren. "Ich will nicht unhöflich sein, aber ich stecke in der Klemme."

Aufgeregt platzte ich mit allem heraus, was mir auf dem Herzen lag. Sogar meine peinliche Nummer mit Preston und Page vertraute ich ihm an. Elliot trug es gefasst. "Ich kann verstehen, warum du es gemacht hast. Du hast so hart gearbeitet. Das kann ich nicht behaupten. Meine Schulzeit war ziemlich unspektakulär. Wenn ich kann, helfe ich dir natürlich, eine Lösung zu finden."

"Das wäre super. Hättest du Lust, mein Tanzpartner zu sein?"

"Ich springe gerne solange ein, wie es meiner Schwester gut geht. Sollte es ihr schlechter gehen, muss ich dir leider absagen."

"Das ist nur fair", willigte ich erleichtert ein.

Elliot setzte noch eins drauf: "Vielleicht wird Severus ja doch noch weich, wenn er mitbekommt, dass du seine Hilfe nicht mehr brauchst."

"Severus interessiert sich nicht dafür, irgendjemand zu helfen", sagte ich resigniert.

"Ich glaube, er wird schnell merken, dass es ihm nicht gefällt, im Abseits zu stehen, wenn alle anderen sich amüsieren. Jeder redet nur noch von dem Ball und die Vorfreude ist ja bekanntlich die schönste Freude."

Ich lachte. Wenn ich mir Severus bei den Vorbereitungen für den Ball vorstellte, wofür andere sich monatelang Gedanken machten, war er in zwei Minuten fertig. "Da kennst du unseren Kollegen aber schlecht."

"Wollen wir wetten? Ich habe nicht an der Schlacht teilgenommen, aber ich bin ein guter Beobachter. Um die Probezeit musst du dir übrigens keine Sorgen machen. Die ist vor zwei Wochen abgelaufen."

"Wirklich?" Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich mochte mein Kleid und dass ich keine Gelegenheiten hatte, es anzuziehen, war ein Jammer. Ich freute mich sehr auf den Ball, damit ich es endlich ausführen konnte.

Am Abend zog ich mein Kleid noch einmal an und stellte mich vor den Spiegel. Ich sah ziemlich gut darin aus und Elliot war der optimale Begleiter für den großen Abend.

Was sagst du jetzt? Soll Severus doch bei seinen Kesseln bleiben.

Das ist die richtige Einstellung. Gib's ihm, Baby.

Triumphierend warf ich die Hände hoch und vollführte einen Freudentanz. Ich war die beste Festbeauftragte aller Zeiten. Ich war die neue Ballkönigin. Ich sah mich schon mit Elliot über die Tanzfläche gleiten.

Ratsch.

Ich hörte auf zu tanzen und erstarrte. Das konnte nicht mein Kleid sein.

Beunruhigt drehte ich mich in alle Richtungen. Ojeojeoje. Das war schlimmer als gedacht. Von meiner Brust bis zur Hüfte war ein langer gezackter Riss zu sehen. Panik war angebracht. Jetzt hatte ich zwar einen Tanzpartner, dafür aber kein Kleid mehr.

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1037 Wörter

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