Talent, Schreiben und die Arbeit, die ich investiert habe.
Heute möchte ich mal mit euch über ein kleines Thema reden, welches viele wahrscheinlich betrifft. Ich sehe sowas häufig und hab früher selber so gedacht. "Ich kann nicht so gut schreiben, wie du/ Ich wünschte, ich würde so einen Schreibstil wie du haben!/ Du bist so unglaublich talentiert!"
Nein. Wisst ihr, warum Leute solche Kommentare bekommen? Weil sie lange Zeit geübt haben. Ich bekomme solche Kommentare auch manchmal, dass Leute sich wünschten, sie könnten auch so gut schreiben wie ich, oder dass sie neidisch auf meinen Schreibstil sind - aber das ist Unsinn.
Fürs Schreiben hat man kein Talent. Man kann sich alles antrainieren. Als ich angefangen habe zu schreiben, war alles von mir schlecht. Schlechter als schlecht. Es war höchstens Brennmaterial. Aber ich hab nicht aufgegeben, weil es mir Spaß gemacht hat. Das ist nämlich auch das wichtigste, wenn man sich irgendwo verbessern will - Spaß dabei haben.
Der Grund, wieso ich nie wirklich gut Zeichnen oder Malen werden, ist, dass ich dabei nicht wirklich Spaß habe, um es auch stundenlang am Stück zu Üben. Schreiben ist bei mir aber das genaue Gegenteil - ich liebe es!
Wenn ich die Möglichkeit hätte, würde ich mein ganzes Leben lang einfach nur schreiben und ein Buch nach dem nächsten schreiben.
Mittlerweile schreibe ich seit fast acht Jahren und das merkt man eben. Ich habe einen komplett anderen Schreibstil, als noch in meinen Anfängen, habe endlich Ahnung, wie ich etwas tue und trotzdem hab ich nicht ausgelernt - wenn ich dann Bücher lese, von Leuten wie Rowling, Lewis oder Stiefvater, dann sehe ich trotzdem, dass ich noch einen weiten Weg vor mir habe.
Viele meiner Leser haben schonmal behauptet, mein Schreibstil würde Rowlings sehr ähneln und ich würde tolle Fortsetzungen/Vorgänger zu ihren Büchern schreiben. Natürlich nehme ich das als unglaubliches Kompliment an, auch wenn nur eines davon wahr ist.
Ja, mein Schreibstil ähnelt Rowlings sehr, aber das auch nur, weil sie damals meine einzige Inspirationsquelle war. Als ich angefangen habe zu schreiben, habe ich nur Harry Potter gelesen, immer und immer wieder. Ich hielt die Bücher für das Non Plus Ultra und tue das immer noch, weiß aber mittlerweile auch, das sie viele, viele Schwächen haben. Kein Buch ist perfekt.
Wenn ich meinen Schreibstil nun mit Rowlings vergleiche, dann sehe ich aber, dass ich mich weiterentwickelt und meine eigene Art gefunden habe. Ich schreibe lange nicht mehr so, wie ich es vor fünf Jahren noch tat, oder auch nur vor drei.
Vor drei Jahren hab ich auf Wattpad angefangen und meine erste Geschichte auf dieser Seite ist schon lange wieder runtergenommen worden. Ich war schlecht und trotzdem so von mir überzeugt!
Meine erste Geschichte hier war eine Harry Potter Fanfiction, ich hab mit dem Ich-Erzähler geschrieben, hab mit POVs gearbeitet und gleich im ersten Kapitel eine Aufwach - und Spiegelszene verwendet. Und trotzdem war ich so von mir überzeugt, dass ich den derbsten Shit produzieren würde und irgendwann ein Top-Autor werden.
Nun, der Auffassung bin ich immer noch (lasst mir meine Hoffnung), jedoch weiß ich nun, dass ich mich wirklich verbessert habe. Um euch mal zu zeigen, was ich meine, will ich euch ein paar Vergleiche aufzeigen.
Das hier ist ein Auszug aus dem ersten Kapitel meiner ersten FF hier, All was well, die ich gerade überarbeite. Damals war ich noch sehr schlecht, wie ihr sehen werdet.
27. August 2021 - Dominique P.o.V.
"DOMINIQUE ELISABETH WEASLEY!", schrie meine Mutter, einmal wieder komplett übertrieben, durch das ganze Haus. "Was?", rief ich grummelig zurück. Es waren Sommerferien und meine Mutter hatte nichts besseres zu tun als um 8 Uhr die halbe Nachbarschaft zusammen zubrüllen. "Was 'eißt hier Was, junge Dame? Du solltest endlisch aufstehen. Wir wollen diesmal pünktlisch losfahren und nischt wieder Stunden auf disch warten müssen. Also los!" Das konnte nur bedeuten das die Hogwarts-Briefe angekommen waren!
Rein aus jugendlichem Protest wollte ich einfach liegen bleiben, doch insgeheim musste ich meiner Mutter Recht geben. Ich war wirklich viel zu unpünktlich und ausserdem wollte ich den Brief öffnen. Man bekam schließlich nicht jeden Tag Post aus Hogwarts. Also schlug ich meine Bettdecke zurück und öffnete die Vorhänge vor meinem Fenster. Das Meer rauschte und der Wind schlug gegen die alten Fensterscheiben. Ich liebte meinen Ausblick, konnte ihn aber nicht oft genug bewundern. Mit fast schon übernatürlicher, nur für mich gedacht natürlich, Geschwindigkeit machte ich mich ausgehbereit, wie meine Mutter es immer nannte. Als ich mein Zimmer durchquerte warf ich einen kurzen Blick in den Spiegel. Wie immer sah mein sonst so schönes rotes Haar durchgewuschelt , meine braunen Augen waren mal wieder zu unausgeschlafen aus. Ich betrachtete mich kurz, nahm dann meinen Zauberstab von der Anrichte und glättete meine Haare wie gewohnt. Ich schminkte mich nicht, eigentlich nie. Ich hielt nicht viel davon, es machte das Aussehen irgendwie unnatürlich.
Da. Seht ihr, was ich meine? Seht ihr, wie unglaublich schlecht ich damals war, wie viele Klischees ich benutzt habe, wie unerfahren ich geschrieben habe? Ich habe keinen Plan gehabt - habe einfach geschrieben, weil ich Freude daran hatte und das war nicht gerade intelligent, wie ihr euch denken könnt. Das, was ich fabriziert habe, kann mit zwei zusammengekniffenen Augen noch als okay-isch bezeichnen, aber gut ist weit entfernt
Und jetzt mal den Vergleich zum überarbeiteten ersten Kapitel.
„Lily! Komm schnell, die Hogwartsbriefe sind da!", rief Albus Potter durch das Haus und seine jüngere Schwester hob überrascht den Kopf, sodass ihr feuerrotes Haar in dem Zopf umherschwang. Mit blitzenden Augen warf sie ihr Buch beiseite und sprang auf, um die Treppe herunterzurasen. Ihr älterer Bruder stand bereits in der Küche und hatte den Briefumschlag abgerissen, nur um mit begierigen Augen den Inhalt ebenjenen zu durchforsten. Eine kleine Eule saß vor dem Küchenfenster und beobachtete die beiden jüngsten der drei Potter-Kinder mit großen Augen, während Lily vor dem Stuhl zu stehen kam und ihren eigenen Brief aufriss.
„Irgendwas Besonderes bei dir?", fragte ihr Bruder mit einem Grinsen und Lily schüttelte den Kopf. „Nö, nur das Übliche."
„Also wieder keine Vertrauensschülerin", zog er sie auf und Lily schlug ihm auf die Brust. „Ich will gar keine mehr werden", sagte sie hochnäsig. „Dann könnte ich ja keinen Unfug mehr anstellen." Albus lachte leise. „Ja, das machen du und dein Freund ja am liebsten."
„Er ist nicht mein Freund!", rief sie aus, denn sie wusste genau, von wem Albus sprach. „Scorpius ist mein bester Freund, nicht mehr. " Der zweite Sohn der Potters grinste schief und blickte dann auf seine kleine Schwester hinab. „Ach, ist das so? Immer, wenn wir alleine sind, dann redet er nur über dich." Lilys Wangen wurden rosa und sie wandte sich mit einem Schnauben um. „Na, und? Beste Freunde machen das nun mal."
Das ist jetzt auch schon wieder fast ein Jahr alt, das Kapitel hab ich damals im September letzten Jahres geschrieben. Dennoch ist es eine Verbesserung und das kann man deutlich erkennen.
Aber ich hab noch mehr. Bevor ich auf Wattpad angefangen habe, habe ich ganz tolle Klischee-Fantasy-Sachen geschrieben und einiges davon hab ich immer noch rumflattern.
Sie lesen nun einen Ausschnitt aus dem ersten Kapitel meines verworfenen Werkes "Der Drachenritter".
Ein Blitz zuckte über dem Drachengebirge auf und ein lautes Donnergrollen ließ den Himmel erzittern. Große Steinstatuen zierten die Gipfel der groben, dunklen Riesen. Die Steingebilde zeigten die Gestalten uralter Drachen. Sie schienen im Licht der Blitze lebendig zu sein. Man erzählt das in dunklen Nächten mit wolkenverhangenen Himmel die Augen der Statuen zu leuchten (schienen) und verirrten Wandersleuten den Weg aus dem Drachengebirge zu zeigen. Diese Drachen waren die ersten Drachen die auf der Welt erschienen. Sie alle hatten die unterschiedlichsten Formen, Farben und Kräfte. Sie beherrschten die neun Elemente und erschufen, wie die Legende sagt, die Naturgewalten. Drachen waren heilige Wesen die hunderte von Jahre alt werden können. Wieder zuckte ein Blick und diesmal schlug er neben einem der Drachen ein. Dieser war hellgelb und hatte einen blitzförmigen Schweif. Sein Kopf hatte eine gewundene Form und das Maul stand weit offen. Eigentlich hätte der Blitz getroffen, doch er hat einen Bogen zum die Statue gemacht.
Na, ist das nicht cringy? Diese wunderschönen Parataxe, keine Atmospshäre und alles voll Klischees? Ach, toll, gell? Das Buch hat übrigens nur einen Prolog, ein erstes Kapitel (in dem Prota-Dude von einer Elfe ein magisches Schwert bekommt) und ein mittendrin Kapitel, weil ich eine tolle Kampfszene schreiben wollte.
Ich hatte vor diesem Meisterwerk sogar noch etwas geschrieben gehabt, allerdings sind alle Beweise daran schon vernichtet. Es war eine Elementenpantsche, mit vier Protas aus unserer Welt (die sogar passende TShirts zu ihren Elementen getragen haben!), die in eine magische Welt kommen und dann dort voll die Elemente bändigen müssen und Helden sein müssen. Das Übliche also, so ganz ohne Innovation.
Ich konnte damals einfach nicht schrieben und hab es trotzdem nicht aufgegeben - weil jeder sich verbessern kann, wenn er es nur weiterversucht.
Ich lese manchmal von Usern, dass sie ihr Buch nicht schreiben, weil sie es sowieso nicht können/ oder nicht so gut sind, wie andere/ oder weil sie glauben, dass sie es nicht hinbekommen. Bullshit!
Macht es einfach! Wenn ich damals so einen schrecklichen Stizzle fabriziert habe und heute wirklich ausgereifte Werke schreiben kann, die nicht nach einer reflektierten Frage auseinander brechen, dann kann jeder das!
Und ich bin nicht mal das beste Beispiel, weil ich immer noch einen langen Weg zu gehen habe.
Aber wenn ihr wirklich, wirklich Spaß am Schreiben habt und eure Geschichten erzählen wollt - dann macht es. Ich habe acht Jahre gebraucht, um dort zu stehen, wo ich heute bin. Das könnt ihr auch. Ich glaube an euch.
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