Kapitel 26

So, wenn ich diese Story bis zum Jahresende zu beenden schaffe - was ziemlich unwahrscheinlich ist -, schreibe ich euch dann eine Überraschungsgeschichte^^
Once_00
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Ich blicke sie finster an. “Wenn Miguel nicht bald etwas Blut bekommt, wird er Lilith überfallen. Er ist schon aus dem Haus geflüchtet, weil er die Nähe zu dem Mädchen nicht zu ertragen schafft. Wir sollten Lilith nach Hause bringen, ehe etwas Schlimmes geschieht.“
Der Blick der Ältesten wird hart. “Stell die Flasche zurück, Joshua. Oder zweifelst du an Christophers Befehlen?“
“Wir dürfen nicht zulassen, dass Miguel Lilith beißt! Der ganze Clan ist hier! Wenn ihn jemand Alexandra meldet, wird er verbannt!“, entgegne ich aufgeregt.
Aurora schnaubt. “Du sorgst dich zu viel um andere. Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten, Joshua. Schließlich könnte jemand auch dich melden.“
Die Drohung in ihren Worten entgeht mir keinesfalls. Jedoch macht sie mir nichts aus. Schließlich hätte ich auch selbst den Clan verlassen können.
“Ihr treibt hier böse Spiele, Aurora. Doch ich möchte nicht mitmachen. Wem auch immer du in die Hand spielst, Alexandra oder Christopher, ich werde dich nicht als Vorbild nehmen. Lass mich durch.“
Aurora hebt eine Augenbrau. “Seit wann bist du so mutig? Wir haben dich wohl zu lange nicht mehr bestraft, dass du alle Angst vergessen hast. Ich wiederhole: Stell. Die Flasche. Zurück.“
Ich halte ihrem Blick mit eisernem Willen stand und umklammere die Flasche fester, wobei ich stark aufpassen muss, das Glas nicht zu zerbrechen. “Nein.“
Die Vampirin knurrt. “Sei vernünftig. Wir wollen hier doch nicht wie kleine Kinder die Flasche hin und her ziehen. Gäste bedeuten noch lange nicht, dass du tun und lassen kannst, was du willst.“
“Auch wenn ihr das Mädchen umbringen wollt“, flüstere ich kalt. “soll es nicht auf Miguels Gewissen lasten.“ Ich seufze. “Rufe Christopher, Aurora. Ich schätze, du weißt sehr wohl, dass ich ihm bereits ein Versprechen gegeben habe.“
Die Älteste knurrt erneut. Doch diesmal steht das Glück auf meiner Seite, wie ich es nach ihren nächsten, unzufriedenen Worten feststelle. “Beeile dich. Ich werde Christopher bescheid sagen.“
Schnellen Schrittes verlasse ich die Küche. Obwohl ich Lilith im Flur zu sehen erwarte, befindet sie sich gar nicht dort und ich habe nur zwei Gründe für diese Tatsache. Entweder ist sie ins Wohnzimmer zurückgekehrt, oder sie war Miguel suchen gegangen. Und auch wenn es das schlechte Gefühl in mir nur weiter ausbreiten lässt, nehme ich trotzdem den Zweiten an.
Dieser verdeutlicht sich, sobald ich die Tür in den Garten offen stehen sehe. Behutsam stelle ich die Flasche mit Blut auf dem Boden ab. Es kostet mich einige Mühe, mich zusammenzureißen und nicht auf die Vampirgeschwindigkeit überzugehen. In der Ferne höre ich Stimmen heraus, die mich nur zur größeren Eile hetzen. So erreiche ich ziemlich schnell die hinterste Ecke.
“MIGUEL, HALT!!!“, brülle ich entsetzt, aber viel mehr mit gebieterischer Kälte.
Der Vampir beugt sich über Lilith, die schlaff in seinen Händen liegt. Ich laufe noch immer auf sie zu, nur dauert es nicht mehr so lange, da ich auf schnelleres Tempo übergangen bin. Gewaltig reiße ich seinen Kopf nach hinten und halte ihn fest, wobei ich seinem wilden, verwirrten Blick begegne, das nur noch nach mehr Blut zu verlangen scheint. Ich dringe sofort in seinen Geist ein und versuche, das in ihm aufgeweckte Monster zu beruhigen, ihm die Situation klarzumachen.
Als ich seine Gedanken verlasse, lässt der Vampir Lilith augenblicklich los, sodass ich es kaum schaffe, sie aufzufangen. Bestürzt sieht er mich an.
“Ohhhh Mist, was habe ich getan?!“, ruft er entsetzt, doch das Knurren in seiner Stimme lässt keine Zweifel daran, dass ihn der Blutgeruch nicht klar denken lässt.
Und während seine Augen abwechselnd von mir zum Mädchen wandern, verlieren sie immer mehr an Menschlichkeit. Ich seufze. Es macht keinen Unterschied, ob ich ihm etwas einrede oder nicht - solange Lilith hier und er nicht satt genug ist, wird Miguel nicht wirklich bei sich sein.
“Sie ist meins.“, knurrt der Vampir mich feindselig an und sieht das Mädchen hungrig an.
Ich trete einen Schritt zurück und schüttele leicht den Kopf. “Das möge vielleicht stimmen. Jedoch nicht als Essen.“
Prüfend betrachte ich Lilith in meinen Armen. Da ich ihren Herzschlag hören kann, was mich deutlich erleichtert, muss sie nur ohnmächtig sein.
Miguel tritt langsam einen Schritt auf mich zu. “Du hast kein Recht, das zu entscheiden.“
Ich schnaube verächtlich. Der Vampir ist noch viel zu jung, um mich des Rechten zu belehren. Soll er doch erst einmal über dreihundert sein, dann schauen wir. “Und ob ich dieses Recht habe. Bleibe freiwillig fern von ihr, Miguel, oder du wirst dazu gezwungen werden. Stelle mich nicht auf die Probe. Du hast mir hier nichts zu sagen.“
Und wo bleibt Christopher?
Ich kehre Miguel den Rücken zu, mit der Hoffnung, er würde mich nicht von hinten überfallen, und beeile mich, die Villa zu erreichen. In der Tür erblicke ich Christopher, was mich ziemlich wütend macht, denn ich habe sein Kommen erwartet. Ich habe ihm das Versprechen gegeben, das Mädchen umzubringen, also sollte er Miguel gefälligst von dieser Tat abhalten.
“Sie ist bewusstlos.“, erkläre ich beim Näherkommen, ohne dass der Älteste etwas zu fragen schafft.
Er nickt bedächtig.
“Bringe sie runter in Auroras Zimmer.“, befehlt er mir so kalt wie immer. “Dann gehst du wieder hoch, verstanden? Du sollst dich von dem Mädchen fernhalten. Wie oft soll ich es noch wiederholen?“
Ich werfe ihm einen finsteren Blick zu und gehe an ihm vorbei.
“So oft, bis mir offenbar die Ohren abfallen. Oder bis eine Bestrafung folgt.“, murmele ich.

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