Kapitel 21

Tut mir leid, dass so lange nichts mehr kam. Ich hatte erstens volle Hände zu tun und zweitens keine Ideen. Aber hier ist der nächste Teil und ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen
Once-00
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Christopher und Aurora haben sich nicht sehr lange mit Lilith unterhalten. Mit einer nachdenklichen Miene sind sie - ich vermute - in Christophers Arbeitszimmer gegangen, um sich über das Mädchen zu unterhalten. Nachdem Christopher alle Versuche aufgegeben hatte, in Liliths Geist einzudringen, war Aurora an der Reihe gewesen. Doch an ihrem überraschten und leicht unzufriedenen Blick erkannte ich, dass auch sie dem nicht gewachsen ist.
Ich war doch bei Miguel und Lilith geblieben, denn mir ist nur das Dasein der Ältesten unangenehm gewesen. Ich muss sagen, dass ich mich mit Lilith eigentlich ganz gut verstand. Und es amüsierte mich, ihre Gedanken zu lesen.
Um halb zehn, nachdem Miguel Lilith nach Hause gebracht hat und zurückgekehrt ist, kam Maximilian zurück. Und vor fünf Minuten hat uns Christopher ins Wohnzimmer zusammengerufen. Nur ist er, wie gewöhnlich, immer noch nicht aufgetaucht. Ich nehme an, er genießt es, andere warten zu lassen.
Innerlich seufze ich genervt, als der Älteste endlich den Raum betritt.
“Nun, Miguel, du hast dich nicht geirrt. Das Mädchen ist wirklich sonderbar. Sie ist kein Vampir, doch ihr Geist ist vor unserem Einfluss  geschützt. Sie ist der erste Mensch, dessen Gedanken ich nicht lesen kann.“, sagt er ziemlich unzufrieden.
“Mir geht es genauso.“, pflichtet ihm Aurora bei, doch ihre Stimme ist eher mit Interesse überfüllt.
“Ja, das ist überraschend.“, melde ich mich ebenfalls zu Wort.
Das Kluge an einer solchen Antwort ist, dass ich mein Können weder preiszugeben, noch zu lügen brauche.
Maximilian hebt erstaunt die Brauen, hält sich jedoch mit Kommentaren zurück.
Christopher wirft mir kurz einen Blick zu. Er dachte doch wohl nicht, ich würde noch mehr Misstrauen auf mich ziehen? Dann sieht er erhobenen Kinns in die Runde.
“Ich werde in der nächsten Nacht mit Alexandra sprechen. Du bleibst morgen hier, Miguel.“
Der junge Vampir verdreht seufzend die Augen. Dabei ärgert er sich so sehr, dass ich zufällig seine Gedanken aufschnappe. <Was soll ich schon bei den Alten hier machen?>
Ehrlich gesagt muss ich ihm sogar Recht geben. Spaß ist hier so gesagt verboten. Jede Versuchung bringt Strafen mit sich. Das lässt mich immer wieder fragen, ob es in den anderen Vampirhäusern ebenso aussieht.
“Unsere Besprechung ist beendet.“, schließt der Älteste und verlässt das Zimmer.
Aurora steht grinsend auf.
“Er kocht vor Wut.“, wispert sie uns zu und eilt ihm hinterher.
“Schön zu wissen.“, murmele ich.
Maximilian schaut kurz hinter sich und sieht Miguel und mich dann neugierig an.
“Der Geist des Mädchens ist wirklich so gut geschützt?“, fragt er.
Ich nicke ernst. Für mich war der Widerstand zwar gering, doch dafür musste ich mich ganz schön konzentrieren. Es wundert mich, wer ihr einen so starken Schutz aufgetragen hat. Auf meiner Reise durch die Länder ist mir zwar etwas Ähnliches zu Ohren gekommen, doch ich glaube kaum, dass Lilith überhaupt jemanden kümmert außer unseren Miguel. Jedoch interessiert mich Alexandras Meinung. Ich hörte, die beiden Anführerinnen geraten wieder in Uneinigkeiten. Wenn es einen Krieg gibt, wird Alexandra Lilith wandeln wollen, um sich zu vergewissern, ob das Mädchen denn nicht ein besonderer Vampir wird, das den Gegenclan zum Untergang bringen könnte. Ich kenne Alexandra. Sie ist so eine Person. Sie wird sich auch nichts daraus machen, wenn Lilith bei der Versuchung ums Leben kommt.
Ich stocke. Warum denke ich überhaupt so viel über das Mädchen nach?! Sie ist ein einfaches Menschenkind!
“Joshua, lebst du noch?“
Ich blicke hoch und finde Maximilian und Miguel mich verwirrt mustern. Da ich so tief in Gedanken versunken war, bin ich mir nicht sicher, wer von beiden nach meinem Wohle gefragt hat. Ehrlich gesagt sind sich die beiden Vampire so ähnlich, dass man meinen könnte, sie seien ferne Verwandte. Nicht wirklich in ihrem Aussehen, aber in ihrem Auftreten. Einfach in ihrer Art und Weise. Und je mehr ich mich mit beiden gleichzeitig aufhalte, desto mehr stört es mich.
“Alles in Ordnung. Ich überlege nur.“, erkläre ich und lehne mich zurück.
“Ziemlich angespannt, muss ich anmerken.“, entgegnet Maximilian. “Und was hast du über das Mädchen zu sagen?“
Ich lächele. “ Ich mag sie mehr als deine Diana.“
“Ich hab halt einen besseren Geschmack.“, mischt sich Miguel angeberisch ein.
“Mit solchen Aussagen gehst du lieber vorsichtiger um.“, rät ihm Maximilian bedrohlich kalt.
“Sonst?“, wirft der junge Vampir höhnisch zurück.
Ich stehe plötzlich auf und breite die Arme aus. “Still. Ansonsten wird Aurora wieder auftauchen.“
Miguel wirft genervt die Arme in die Höhe. “Sogar streiten darf man sich hier nicht!“
Ich verdrehe die Augen und gehe zum Fenster, um den leuchtenden Mondgarten zu betrachten.
“Miguel, es ist nur eine einzige Nacht. Außerdem. Möchtest du denn nicht erfahren, was die Anführerin von deinem Mädchen hält? Stell dir vor, sie trägt uns auf, sie zu töten.“, sage ich leise.
Ich verenge die Augen zu schmalen Schlitzen. Verdammt, diese Möglichkeit gibt es auch noch! Lilith darf nicht sterben, sie ist völlig harmlos. Sie würde nie auf die Idee kommen, und umzubringen. Ja auch wenn, wir sind immer noch stärker und schneller als Menschen.
Als ich zurückblicke, sehe ich, wie sich Miguels Gesicht verdüstert. “Sie kann Lilith doch nicht töten, nur weil ihr Geist für uns unantastbar ist!“
“SIE wird es auch nicht machen.“, entgegnet Maximilian bitter. “Höchstwahrscheinlich wirst sogar du selbst es tun müssen.“
Leider ist genau das Alexandras Gedankengang. Jede auch nur kleinste Bedrohung möchte die Vampirin vernichten. Unsere Anführerin handelt genauso wie Josephine. Deswegen hat ihre Zusammenarbeit vorerst auch so gut funktioniert. Wir alle sind grausam. Miguel wird einmal ebenso sein, wenn er nur genug gelitten hat.
Das erinnert mich an den Brief und ich taste instinktiv durch meine Hosentasche danach. Am Morgen wird man mich in der Stadt erwarten. Aber... das Mädchen... Ich muss wissen, was mit ihr geschehen wird. Ich kann dieses unschuldige Wesen Alexandra nicht überlassen. Offenbar wird meine Stellung im Rat warten müssen.

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