Lord Voldemorts Knecht

Hermine quietschte vor Schreck, als Sirius sofort wie ein scharfer Hund vom Bett sprang.

Ihr Tränkemeister wirkte etwas erschöpft, doch von seiner angespannten Körperhaltung ging etwas Bedrohliches aus.

„Den habe ich unter der Peitschenden Weide gefunden", sprach Professor Snape und schob mit dem Fuß den Tarnumhang zur Seite. „Recht nützlich, Potter, ich danke ... Sie fragen sich vielleicht, woher ich wusste, dass Sie hier sind?" Er ließ seinen Blick durch die Runde gleiten. „Ich war eben in Ihrem Büro, Lupin. Sie haben heute Abend vergessen, ihren Trank zu nehmen, also wollte ich einen Becher vorbeibringen. Und das war ein Glück ... Glück für mich, würde ich sagen. Auf Ihrem Tisch lag eine gewisse Karte. Ein Blick darauf verriet mir alles, was ich wissen musste. Ich sah Sie durch den Tunnel laufen und verschwinden."

„Severus ‑", begann Lupin, doch dieser ließ ihn nicht zu Wort kommen.

„Ich habe den Schulleiter immer wieder gewarnt, dass Sie Ihrem alten Freund Black dabei helfen, in die Schule zukommen, Lupin, und hier ist der Beweis. Doch nicht einmal ich habe mir träumen lassen, dass Sie die Nerven hätten, diese alte Hütte als Versteck zu benutzen ‑"

„Severus, Sie machen einen Fehler", beschwor Lupin. „Sie haben nicht alles gehört ‑ ich kann es erklären – Sirius ist nicht hier, um Harry zu töten ‑"

„Zwei weitere Gefangene für Askaban heute Nacht", sprach Snape bedrohlich und seine Worte lösten bei Zoe heftiges Herzklopfen aus.

„P-P-Professor ...", begann Zoe heiser, doch ihr Hauslehrer brachte sie mit einem einzigen, strengen Blick zum Schweigen.

Dann sah er wieder Lupin an.

„Bin gespannt, wie Dumbledore das alles aufnimmt ... er war vollkommen überzeugt, dass Sie harmlos seien, Lupin ... ein zahmer Werwolf ‑"

„Sie Dummkopf!", fluchte Lupin leise. „Ist der Groll über einen Schülerstreich Grund genug, einen Unschuldigen nach Askaban zu bringen?"

Ohne ein magisches Wort schossen dünne Seile aus Snapes Zauberstab knebelten ihn und fesselten anschließend seine Hände und Beine, sodass Lupin das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte.

Sirius war reflexartig nach vorne gesprungen und wollte sich auf Snape stürzen, doch dieser war schneller gewesen und so zielte die Spitze seines Zauberstabs direkt auf Sirius' Stirn.

„Gib mir einen Grund", flüsterte Snape bedrohlich leise. „Gib mir nur einen Grund, es zu tun, und ich schwöre, ich werde es tun."

„NEIN!", Zoe drängte sich ohne auch nur mit der Wimper zu zucken zwischen die beiden.

Für einen Augenblick hatte sie alles vergessen. Ihre Ängste, ihren Schrecken und auch die Anwesenheit Freunde.

„Treten Sie sofort, zur Seite, Miss Dumbledore!", befahl Snape mit eisernem Zorn in der Stimme.

„Bitte nicht! Professor!"

„SOFORT!"

Zoe gehorchte, jedoch absolut widerwillig.

Widerstrebend tat sie einen kleinen Schritt zur Seite und flüsterte: „Er ist unschuldig!"

„Professor Snape, es ... es würde nichts schaden zu hören, was sie zu sagen haben, o-oder?", schlug Hermine vor und Zoe zuckte beim Klang ihrer Stimme zusammen.

„Miss Granger, auf Sie wartet bereits der Schulverweis", bellte Snape. „Sie, Potter und Weasley haben alle Regeln gebrochen und befinden sich in Gesellschaft eines verurteilten Mörders und eines Werwolfs. Auch wenn es das erste Mal in Ihrem Leben sein sollte, halten Sie den Mund."

„Er ist kein Mörder!", rief Zoe verzweifelt dazwischen.

„Aber wenn ‑ wenn es einen Irrtum gab ‑", fuhr Hermine fort.

„Sei still, du dumme Göre!", schrie Snape cholerisch und einige Funken stoben aus seinem Zauberstab.

Zoe wandte, unter einem hellen, schrillen Schrei, ihr Gesicht ab. Sie kannte Severus Snape nun schon beinahe ihr ganzes Leben lang, doch noch nie, hatte sie erlebt, dass er die Kontrolle über sich verlor oder gar aufbrausend geworden war. Professor Snape war eisern im Durchsetzen seiner Regeln, er war ihr gegenüber immer fair geblieben, doch vor allem, hatte er ihr immer zugehört.

Ihn nun derart zu erleben, schockierte Zoe zutiefst. Sie musste ihn einfach zum Zuhören bewegen. Verzweifelt blinzelte Zoe die Tränen weg und versuchte die Angst herunter zu schlucken, die ihr jedes Wort in der Kehle festhielte. Und so entkam ihr nur ein jämmerliches Schluchzen.

„Wie sehr habe ich gehofft, dich als Erster in die Finger zu kriegen ...", flüsterte Snape zu Sirius.

Dieser Tat jedoch gelassen, zuckte lässig in Rons Richtung und sagte: „Und jetzt bist du wieder der Dumme, Severus. Wenn dieser Junge seine Ratte ins Schloss bringen kann komme ich ohne Federlesen mit ..."

„Ins Schloss?", sagte Snape unheilvoll. „Ich glaube nicht, dass wir so weit gehen müssen. Sobald wir draußen vor der Weide sind, rufe ich die Dementoren. Sie werden hocherfreut sein, dich zu sehen, Black ... so entzückt, dass sie dir sichereinen kleinen Kuss geben wollen ..."

„Professor! Bitte ...", flehte Zoe und warf sich vor Verzweiflung auf die Knie. „Bitte nicht! Er ... Er ist doch mein Vater!"

Snapes Augen huschten für einen Augenaufschlag lange zu der Slytherin zu seinen Füßen und dann warf er einen vernichtenden Blick auf Sirius Black, während er weiterhin mit seinem Zauberstab zwischen dessen Augen zielte. Seine Kiefer mahlten Geräuschvoll und Zoe hatte ihren Tränkemeister noch nie so hasserfüllt gesehen. Dann verschwamm die Welt um Zoe in einem bunten Farbenmeer, weil sie die Tränen nicht weiter zurückhalten konnte, so dass sie auch die verwunderten Blicke ihrer Freunde nicht sehen konnte.

„D ... du musst mich anhören", krächzte Sirius schließlich. „Die Ratte ‑ schau dir die Ratte an ‑"

„Du jämmerlicher Lügner", presste Snape nur zwischen seinen Zähnen hindurch, die ganze Zeit über, hatte er nach einem Wort gesucht, welche dem ganzen Hass in ihm Ausdruck verleihen würden.

„Bitte!", klagte Zoe weinend. „Er sagt die Wahrheit! Wirklich! Ich weiß es, Sir!"

„STEH AUF!", fauchte Snape sie an. „Und sei still! Du hast ja gar keine Ahnung ..."

Durch das Schnippen seiner Finger flogen die Seilenden von Lupins Fesselung in seine Hände. Einen Moment sah sich Snape im Raum um und als er sprach war seine Stimme schon um ein vielfaches ruhiger: „Kommt mit, allesamt. Ich ziehe den Werwolf. Vielleicht haben die Dementoren auch ein Küsschen für ihn übrig."

Während sich Harry in einem Anfall von Wagemut in der Tür aufbaute und sich mit Snape stritt, wandte sich Zoe verzweifelt zu Hermine um.

„Was sollen wir nur tun?", fragte sie herzzerreißend.

Hermine biss sich sorgenvoll auf die Lippen, zuckte jedoch mit den Schultern.

„Professor Lupin hätte mich dieses Jahr schon hundert Mal umbringen können", rief Harry, als Snape in aufforderte aus dem Weg zu gehen und zog damit die Aufmerksamkeit der Mädchen auf sich. „Ich war oft mit ihm allein, er gab mir Unterricht gegen die Dementoren. Wenn er Black helfen wollte, warum hat er mich nicht schon längst erledigt?"

„Woher soll ich wissen, was im Hirn eines Werwolfs vor sich geht?", zischte Snape. „Aus dem Weg, Potter."

„Hermine!", rief Zoe in Panik, bedeckte die Augen mit den Händen und ließ sich in die Hocke fallen. „Denk nach! Denk nach!"

„Da gibt es nicht viel zu denken ...", hörte Zoe Ron zwischen Harrys und Snapes Streitgespräch rufen.

Die Gedanken in ihrem Schädel drehten sich blitzschnell. Aufregung, Zorn und Angst erfüllten ihr Herz. Wie hatte sie sich nur eine solch prekäre Lage bringen können und wie sollten sie dort alle wieder heil heraus kommen.

Und was würde geschehen, wenn Professor Snape seine Drohung wahr machte und ihren Vater den Dementoren übergab. Wimmernd kauerte Zoe am Boden und flehte stumm vor sich hin, als der verschwindend geringe Teil der Löwin in ihr erwachte.

Immerzu sagten man ihr, sie sei ihrer Mutter so ähnlich. Doch Gwendolyn war stark gewesen, sie war mutig gewesen und bereit sich allem entgegen zu stellen, was ihre Lieben bedrohte. Sie hatte sich sogar Du-weißt-schon-wen in den Weg gestellt. Und Zoe hatte sich immer gewünscht, auch nur einen Bruchteil von diesen Tugenden ihrer Mutter zu besitzen.

Und vielleicht war dies der Augenblick, in dem sie ihren Mut finden sollte.

„... aus dem Weg, Potter!", befahl Snape mit einer zornigen Endgültigkeit.

Zoe schlug entschlossen die Augen auf, zog ihren Zauberstab aus der Tasche und erhob sich im selben Moment, in dem Harry, der noch immer im Türrahmen stand, ebenfalls seinen Zauberstab erhob.

Erschrocken über das Bild, das sich ihr bot zögerte die Slytherin nur eine Sekunde zu lange.

Expelliarmus!"

Es gab einen ohrenbetäubenden Knall, der Zoe zusammenzucken ließ. Professor Snape riss es durch die Wucht des Zaubers von den Füßen, er krachte an die gegenüberliegende Wand und blieb bewusstlos liegen.

Zoes Mut hatte sich mit einem Mal wie ein Tropfen Regen im Ozean aufgelöst.

„Oh nein!", jammerte sie, als sie sich mit klopfenden Herzen umwandte.

Und nun erkannte sie, dass sowohl Hermine, wie auch Ron ihre Zauberstäbe erhoben hatten.

„Wir mussten etwas tun!", rief Ron geschockt über das, was er getan hatte.

„Was haben wir getan?", flüsterte Hermine ungläubig.

Zitternd überwand Zoe die letzten Meter bis zu ihrem Tränkemeister und kniete neben ihn nieder.

„Das hab' ich nicht gewollt", flüsterte sie mit Tränen in den Augen. „Professor?"

Doch dieser reagierte nicht auf Zoes zaghafte Berührungen.

Hermine erschien an ihrer Seite und wimmerte mit angsterfüllten Augen: „Wir haben einen Lehrer angegriffen ... wir haben einen Lehrer angegriffen ... Oh, wir kriegen gewaltigen Ärger."

„Er atmet noch", erklärte Zoe erleichtert und hob den Kopf von seiner Brust. „Aber er blutet."

Hermine beugte sich weiter herunter.

„Scheint nur eine Platzwunde zu sein ..."

„Dann wird er wieder in Ordnung kommen, oder Hermine?"

„Natürlich ...", antwortete diese leise, auch um sich selbst zu beruhigen.

„Ich sage nicht, dass ich Ihnen glaube!", sprach Harry mit energischer Stimme hinter ihnen.

Die beiden Mädchen wandten sich um und widmeten dem Geschehen wieder Aufmerksamkeit. Lupin hatte sich von seinen Fesseln befreit. Er, Sirius und Harry standen vor dem Bett auf dem Ron lag und Krätze umklammert hielt.

„Diesen ganzen Kram über einen Haufen Animagi und Krätze, der ein Zauberer sein soll ...", sagte Harry kopfschüttelnd.

„Dann ist es an der Zeit, dass wir es dir beweisen", sagte Lupin. „Ron, bitte gib mir Peter. Jetzt."

Vorsichtig erhob sich Zoe und trat gespannt einen Schritt näher an das Bett heran.

Rons Gesichtsausdruck wandelte sich zu entsetzten. Verzweifelt drückte er die Ratte noch fester an seine Brust.

„Hören Sie auf damit", flehte Ronald und sah Hilfe suchend zu Harry. „Wollen Sie sagen, er ist aus Askaban geflohen, nur um Krätze in die Hände zu kriegen? Das ist doch ..." Verzweifelt schnappte er nach Luft und versuchte seine Gedanken zu ordnen. „Gut, sagen wir, Pettigrew konnte sich in eine Ratte verwandeln ‑ es gibt Millionen von Ratten ‑ wie soll er wissen, hinter welcher er her ist, wenn er in Askaban sitzt?"

Lupin nickte anerkennend, sah von Ron zu Sirius und sagte: „Wenn ich's mir überlege, Sirius, dann ist das eine berechtigte Frage. Wie hast du eigentlich rausgefunden, wo er steckte?"

Sirius Hand huschte unter seinen Umhang und nahm das mitgenommen Stück Pergament hervor, dass er Zoe ebenfalls vor einigen Monaten gezeigt hatte und hielt es in die Höhe, damit Harry, Ron und Lupin es sehen konnten. Es war der Ausschnitt aus dem Tagespropheten mit dem Bild von Rons Familie.

Professor Lupin schien verblüfft.

„Wie hast du das in die Finger bekommen?", fragte er ungläubig.

„Fudge", antwortete Sirius lapidar. „Letztes Jahr, bei seinem Kontrollbesuch in Askaban, gab er mir seine Zeitung. Und da war Peter, auf der Titelseite ... auf der Schulter dieses Jungen ... ich hab ihn sofort erkannt ... wie oft hatte ich gesehen, wie er sich verwandelte. Und darunter hieß es, der Junge würde bald wieder nach Hogwarts zurückkehren ... wo Harry war ..."

„Mein Gott", flüsterte Professor Lupin leise. Seine Augen huschten immer wieder von der Ratte zurück auf den Artikel in seinen Händen. „Die Vorderpfote ..."

Nun wurde auch Ronald aufmerksam

„Was soll damit sein?", fragte er angespannt.

„Ihr fehlt ein Zeh", antwortete Sirius.

„Natürlich ... so einfach ... so gerissen ...", sprach Lupin leise vor sich hin. „Er hat ihn selbst abgehackt?"

„Kurz bevor er sich verwandelte", sagte Sirius. „Als ich ihn gestellt hatte, schrie er, dass die ganze Straße es hörte, ich hätte Lily und James verraten. Dann, bevor ich meinen Fluch sprechen konnte, hat er mit dem Zauberstab hinter dem Rücken die ganze Straße in die Luft gejagt und alle im Umkreis von zehn Metern getötet ‑ und schließlich ist er mit den anderen Ratten im Kanalloch verschwunden ..."

Professor Lupin sah Ron ernst an, bevor er zu ihm sprach: „Hast du es nie gehört, Ron? Das größte Stück, das sie von Peter gefunden haben, war sein Finger."

Der Rothaarige schüttelte abwehrend den Kopf, als wollte er es nicht wahr haben.

„Doch", sagte Zoe und trat zu Ron ans Bett, „Ronald, du hast es uns selbst erzählt! Erinnere dich!"

„Das macht ihn aber noch nicht zum Animagus", wehrte sich Ron verzweifelt. „Krätze ist wahrscheinlich mit einer anderen Ratte aneinander geraten. Er ist schon ewig in meiner Familie."

„Zwölf Jahre, um genau zu sein", schloss Lupin. „Hast du dich nie gewundert, warum er so lange lebt?"

„Wir ... wir haben uns gut um ihn gekümmert!", sagte Ron.

„Sieht im Moment aber nicht sonderlich gesund aus, oder? Ich vermute, er verliert Gewicht, seit er gehört hat, dass Sirius wieder auf freiem Fuß ist ..."

„Er hatte Angst vor diesem verrückten Kater!", sagte Ron und nickte zu Krummbein hinüber, der immer noch schnurrend auf dem Bett lag.

„Dieser Kater ist nicht verrückt", sagte Sirius Black heiser.

„Außerdem war Krätze vorher schon krank! ", erinnerte Zoe ihnen Freund. „Als wir in der Winkelgasse gewesen waren, da hast du deswegen schon ein Tonikum für ihn gekauft. Und sogar die Frau im Menagerie sagte dir, dass sei seltsam sei, dass er so alt ist."

Sirius Black, streckte seine sehnige Hand nach Krummbein aus, streichelte ihn zärtlich über den Kopf und sagte: „Er ist der klügste Kater, den ich kenne. Er hat Peter sofort durchschaut. Und als er mich traf, war ihm auch klar, dass ich kein Hund war. Es dauerte eine Weile, bis er mir vertraute ... schließlich schaffte ich es, ihm mitzuteilen, hinter wem ich her war, und er half mir ..."

Hermine wurde kreidebleich.

„Was wollen Sie damit sagen?", wisperte sie.

„Er wollte mir Peter bringen, aber es gelang nicht ... also hat Zoe mir die Passwörter für den Gryffindor-Turm gegeben ..."

„Du hast ihm geholfen?!", Harry war wie aus einer Trance gerissen und er sah Zoe anklagend an. „Wie konntest du ihm nur vertrauen?!"

Zoe wollte gerade den Mund öffnen, um sich zu erklären, da schnitt Sirius ihr das Wort ab.

„Sie gab mir die Chance, mich anzuhören!", sagte er sofort und stellte sich schützend vor die Slytherin. „Und sie hat –"

„Warum hat Peter seinen Tod wohl vorgetäuscht?", fragte Harry aufgebracht. „Weil er wusste, Sie würden ihn töten, wie Sie meine Eltern getötet haben!"

„Nein", versuchte Sirius zu erwidern. „Harry ‑"

„Und jetzt sind Sie gekommen, um ihn endgültig zu erledigen!"

„Das stimmt, aber ‑"

„Dann hätte ich Snape freie Hand lassen sollen!", rief er.

„Hör uns doch mal zu!", fauchte Zoe plötzlich.

Harrys Anklage hatte sie wütend gemacht. Wütend und verletzt. Überrascht sah er sie an, dann ergriff Lupin wieder das Wort: „Harry, begreifst du nicht? Die ganze Zeit dachten wir, Sirius hätte deine Eltern verraten und Peter hätte ihn gejagt und gestellt. Doch es war andersrum. Peter hat deine Mutter und deinen Vater verraten ‑ und Sirius hat Peter gejagt ‑"

„Das ist nicht wahr!", rief Harry laut und deutete auf Sirius, „er war ihr Geheimniswahrer! Er hat es gesagt, bevor ihr kamt, er hat gesagt, dass er sie getötet hat!"

Sirius Black stand einen Augenblick da und schüttelte nur abwesend den Kopf. Gespannte Stille hatte sich über alle Anwesenden gelegt, während sie gebannt auf die Antwort des Flüchtigen warteten.

„Harry ... es war praktisch meine Schuld", krächzte Sirius schließlich. „Ich habe Lily und James im letzten Moment dazu überredet, Peter an meiner statt als Geheimniswahrer zu nehmen ... ich bin schuld, ich weiß es ... in der Nacht, als sie starben ... war ich Peter besuchen gegangen, doch er war nicht zu Hause und es sah nicht nach einem Kampf aus ich bin sofort zu deinen Eltern ... und als ich ihr zerstörtes Haus und ihre Leichen sah ... war mir klar, was Peter getan haben musste ... was ich getan hatte ..."

Er wandte ihnen den Rücken zu und betrachtete die Wand. Wütend sah Harry ihn an, bis sein Blick schließlich wieder den von Zoe traf.

„Und du glaubst ihm das alles?!", fuhr er sie an.

Die Slytherin erwiderte den Blick ihres Freundes. Der verzweifelte Ausdruck in seinen Augen und das Zittern seines Körpers verstärkte seinen wütenden Ausdruck umso mehr. Zunächst nickte Zoe nur. Doch dann sagte sie leise: „Jedes Wort."

Sirius Black wirbelte so schnell auf der Stelle herum, dass sie alle zusammenzuckten. In seinem Gesicht lag ein Ausdruck freudiger Dankbarkeit.

„Harry", begann Zoe noch einmal. „Wenn er uns ‑ oder dich hätte töten wollen. Dann hätte er es längst getan. Hier, oder als du damals auf den Fahrenden Ritter gewartet hast."

Der Gryffindor sah sie verwirrt an.

„Du hast mir davon erzählt, im Krankenflügel, weißt du noch? Du dachtest es sei der Grimm."

„Das waren Sie?!", fragte Harry entsetzt an Sirius gewandt.

Dieser nickte und sprach: „Unsere erste Begegnung."

„Aber warum hast du das alles mit keinem Wort erwähnt, Zoe?", fragte Harry anklagend.

„Weil ... ich habe einen Unbrechbarer Schwur abgelegt habe", erklärte die Slytherin.

„Du hast ihr einen Unbrechbarer Schwur abgenommen?", fragte Lupin erbost an Sirius gewandt.

„Unsinn", widersprach dieser sofort. „Ich hab' doch nur so getan als ob. Wusste ja nicht, ob sie sonst sofort ihrem Großvater erzählt, wo ich mich aufhalte."

„Das war nur ein Trick?", fragte Zoe fassungslos.

„Natürlich!", antwortete Sirius mit einem schiefen Grinsen. „Tut mir leid."

Verwirrt schüttelte Zoe den Kopf, dann nahm sie den Faden wieder auf: „Und du glaubst uns ja jetzt noch nicht einmal, wo wir alle hier stehen. Meinst du, Harry, du hättest mir diese Geschichte geglaubt, wenn ich sie dir in Hogwarts erzählt hätte?"

„Nein", gab dieser ernst zu.

„Na, siehst du."

„Genug davon", sagte Professor Lupin schließlich und seine Betonung hatte etwas Endgültiges. „Es gibt nur einen sicheren Weg, um zu beweisen, was wirklich geschehen ist.

Ron, gib mir diese Ratte."

Ronald lag eingesunken auf dem Bett und blickte stumm von Lupin auf Harry. Dieser nickte schließlich.

„Was werden Sie tun, wenn ich sie Ihnen gebe?", fragte Ron angespannt.

„Ihn zwingen, sich zu zeigen", sagte Lupin ernst. „Wenn das wirklich eine Ratte ist, tut es ihr nicht weh."

Nur widerwillig übergab Ron seinem Lehrer Krätze. Dieser quiekte laut, und versuchte sich mittels Kratzen und Beißen zu wehren, doch Professor Lupin griff ihn geschickt im Nacken, sodass er sich nicht wehren konnte.

„Bereit, Sirius?", fragte er.

Sirius Black schnappte sich Professor Snapes Zauberstab, der auf dem Bett gelandet war und trat an Lupins Seite.

„Zusammen?", fragte er leise knurrend.

„Ich denke schon", antwortete Lupin und zielte mit seinem Zauberstabarm auf die Ratte in seiner Hand. „Ich zähle bis drei. Eins ‑ zwei ‑ DREI!"

Die Luft in dem kleinen Raum wurde von knisternder Magie erfüllt und Krätze wurde durch blendend, blauweise Blitze aus beiden Zauberstäben in die Luft getragen und verharrte dort einige Sekunden. Dann begann sich die Silhouette des Nagetiers zu vergrößern und zu verändern. Krätze quiekte angsterfüllt. Ron schrie protestierend auf, dann fiel die Ratte vom gleißenden Licht umhüllt zu Boden.

Hermine klammerte sich ängstlich an Zoes Arm und hielt den Atem an. Angewidert beobachtet sie, wie sich der Körper des Tieres zu einem menschlichen Kopf formte, aus der nach und nach Gliedmaßen wuchsen, als würde sie einer Pflanze beim Wachstum zusehen, bis sich der Körper allmählich in die Gestalt eines kleinen, pummligen Mannes wandelte, der sich auf dem Boden Wand. Sein dünnes, farbloses Haar lichtete sich auf dem Schädel zu einer Glatze und seine Kleidung war schäbig und verschlissen und erinnerte sehr an Krätzes Fell. Nach einer Weile hob er vorsichtig den Kopf, blickte zu ihnen hinauf und Zoe empfand, dass seine Spitze Nase und seine großen wässrigen Augen sehr an eine Ratte erinnerten.

„Ach, hallo, Peter", plauderte Lupin munter und durchbrach damit die ungläubige Stille, die sich über sie ausgebreitet hatte „Lange nicht gesehen."

Schnell atmend blickte der Mann durch die Runde und sein Blick blieb für einige Sekunden an der Tür hängen.

„S-Sirius ... R-Remus ...", begrüßte Peter Pettigrew sie mit schriller Stimme. „Meine Freunde ... meine alten Freunde ..."

„Wir hatten eine kleine Unterhaltung, Peter, über die Nacht, als Lily und James starben. Du hast vielleicht die Einzelheiten verpasst, während du dort auf dem Bett herumgequiekt hast", sprach Lupin sachlich.

„Remus", hechelte Pettigrew zitternd, „du glaubst ihm doch nicht etwa er hat versucht mich umzubringen, Remus ..."

„Das wissen wir", bestätigte Lupin, jetzt eine Spur kühler. „Peter, ich möchte ein oder zwei kleine Fragen mit dir klären, wenn du so ‑"

„Und jetzt ist er hier, um es noch einmal zu versuchen!", quiekte Pettigrew panisch und zeigte mit auf Sirius. „Er hat Lily und James umgebracht und jetzt wird er auch mich töten ... du musst mir helfen, Remus ..."

Zoe musterte Sirius aufmerksam, der Peter mit einem bedrohlicheren Blick fixierte, ohne eine weitere Regung in seinem Gesicht zu offenbaren. Auch Professor Lupin blieb ruhig und sagte: „Keiner hier wird versuchen dich zu töten, bevor wir ein paar Dinge geklärt haben."

„Geklärt?", fiepte Pettigrew angsterfüllt. Mit einem unruhigen Blick suchte er den Raum nach einer Fluchtmöglichkeit ab. Dann kreischte er mitleidserregend: „Ich wusste, dass er mich jagen würde! Ich wusste, dass er mir auf den Fersen war! Darauf habe ich zwölf Jahre gewartet!"

„Du wusstest, dass Sirius aus Askaban fliehen würde?", fragte Lupin misstrauisch. „Obwohl es bisher noch keiner geschafft hatte?"

„Er hat dunkle Kräfte, von denen unsereiner nur träumen kann!", behauptete Pettigrew mit einem schrillen kreischen, dass Zoe in den Ohren schmerzte. „Wie sonst ist er dort rausgekommen? Ich vermute, Du-weißt-schon-wer hat ihm ein paar Kniffe beigebracht!"

„Voldemort ‑ und mir Kniffe beibringen?", rief Sirius bellend aus und mit einem theatralischen Lachen

Zoe zuckte, wie Pettigrew beim Klang des Namens zusammen und Hermines Griff um ihren Arm wurde noch ein wenig fester.

„Was denn", fragte Sirius mit einem bedrohlichen Unterton seinen alten Freund. „Angst vor dem Namen des alten Herrn? Ich versteh dich wohl, Peter. Seine Leute sind nicht besonders gut auf dich zu sprechen, nicht wahr?"

Pettigrew wich Sirius' Blick unterwürfig aus. Sein Atem ging schnell und der Schweiß stand ihm auf der Stirn.

„Ich weiß nicht, was du meinst, Sirius", flüsterte er kläglich.

Sirius fletschte die Zähne und erinnerte einmal mehr an seine Animagus-Gestalt.

„Vor mir jedenfalls hast du dich nicht zwölf Jahre lang versteckt", erklärte er. „Du hast dich vor Voldemorts alten Anhängern versteckt. Ich hab in Askaban gewisse Dinge gehört, Peter ... sie glauben alle, du wärst tot, denn sonst müsstest du ihnen Rede und Antwort stehen ... ich hab sie im Schlaf schreien gehört. Klang, als ob sie glaubten, der Verräter hätte sie selbst verraten. Voldemort ging auf deinen Wink hin zu den Potters ... und das war auch sein eigenes Ende. Aber nicht alle Anhänger Voldemorts landeten in Askaban, oder? Es treibt sich immer noch eine Menge herum und wartet, bis es wieder an der Zeit ist.

Alle tun so, als hätten sie eingesehen, dass sie sich geirrt hätten ... wenn sie je Wind davon bekommen, dass du noch lebst, Peter ‑"

„Weiß nicht ... wovon du redest ...", unterbrach Pettigrew Sirius schrill und wandte sich zu Professor Lupin um. „Remus, du glaubst doch nicht etwa ‑ diesem Irren ‑"

Doch dessen Stirn kräuselte sich nachdenklich.

„Ich muss zugeben, Peter", antworte er gleichgültig, „es fällt mir schwer zu begreifen, warum ein Unschuldiger zwölf Jahre als Ratte leben sollte."

„Unschuldig, aber voller Angst!", kreischte Peter umso lauter. „Wenn Voldemorts Anhänger hinter mir her sind, dann doch nur, weil ich einen ihrer besten Männer nach Askaban gebracht habe ‑ den Spion, Sirius Black!"

Sirius mahlte geräuschvoll mit den Zähnen und knurrte: „Wie kannst du es wagen! Ich, ein Spion für Voldemort? Wann bin ich je um Leute herumscharwenzelt, die stärker und mächtiger waren als ich? Aber du, Peter ‑ ich werde nie begreifen, warum ich nicht gleich gesehen habe, dass du ein Spion bist. Du mochtest immer große Freunde, die für dich nach dem Rechten sahen, nicht wahr? Erst waren wir es ... ich und Remus ... und James ..."

Pettigrew fuhr sich mit dem Ärmel über sein schweißnasses Gesicht und schnappte nach Luft: „Ich, ein Spion ... du musst den Verstand verloren haben ... niemals ... weiß nicht, wie du so etwas sagen kannst ... Es war doch abzusehen, dass sie dich irgendwann ‑"

„Sprich es nicht aus!" zischte Sirius aggressiv und zitternd vor Wut.

Er war bedrohlich einen Schritt auf Pettigrew zu gegangen, den dieser wiederum sofort zurückwich."

„Lily und James machten dich nur zum Geheimniswahrer, weil ich es vorgeschlagen hatte. Ich dachte, es wäre ein perfekter Plan ... ein Bluff ... Voldemort würde gewiss hinter mir her sein, er würde sich nie träumen lassen, dass sie ein schwaches, unbegabtes Kerlchen wie dich nehmen ... das muss der größte Augenblick deines elenden Lebens gewesen sein, als du Voldemort eröffnet hast, du könntest ihm die Potters ausliefern."

Pettigrew nuschelte unverständliche Worte vor sich her, während seine Augen immer wieder zur Tür huschten. Einen Moment sahen sie ihn nur ungläubig an. Dann ließ Hermine plötzlich Zoes Arm los und richtete sich ein wenig auf.

„Professor Lupin?", fragte sie nervös. „Kann ‑ kann ich auch etwas sagen?"

„Natürlich, Hermine", antwortete Lupin sofort höflich.

„Nun – Krätze ‑ ich meine, dieser ‑ dieser Mann ‑ er hat drei Jahre lang in Harrys Schlafsaal geschlafen. Wenn er für Du-weißt-schon-wen arbeitet, wie kommt es dann, dass er niemals versucht hat, Harry etwas anzutun?"

Pettigrew wimmerte erleichtert und sprach: „Ganz genau! Ich danke dir! Siehst du, Remus? Ich hab Harry nie auch nur ein Haar gekrümmt! Warum sollte ich auch?"

Sirius lachte höhnisch und antwortete sofort: „Das will ich dir erklären! Weil du nie etwas für irgendjemanden getan hast ohne zu wissen, was dabei für dich herausspringt. Voldemort versteckt sich seit fünfzehn Jahren, es heißt, er sei halb tot. Du wolltest unter Dumbledores Nase doch keinen Mord begehen für einen Zauberer, der nur noch ein Wrack ist und all seine Macht verloren hat? Du musst ganz sicher sein, dass er der größte Quälgeist auf dem Spielplatz ist, bevor du zu ihm zurückkehrst. Warum sonst hast du eine Zaubererfamilie gesucht, die dich aufnimmt? Mit einem Ohr hast du auf die neuesten Nachrichten gelauscht, nicht wahr, Peter? Nur für den Fall, dass dein alter Beschützer seine Kraft wiedergewinnen würde und du gefahrlos zurückkehren könntest ..."

Pettigrew sah Black einen Moment an, mit bebender Unterlippe. Dann öffnete er den Mund, als wolle er sich verteidigen, doch just in dem Moment meldete sich Hermine wieder.

„Ähm ‑ Mr Black – Sirius?", sprach sie mit vorsichtig und mit zittriger Stimme fuhr sie fort, als Black sich überrascht umwandte: „Darf ich Sie fragen, wie ‑ wie Sie aus Askaban fliehen konnten ohne schwarze Magie?"

„Danke! Genau das, was ich ‑", keuchte Pettigrew dankbar, doch Lupin brachte ihn mit einem strengen Blick zum Schweigen.

Verwundert über diese banale Frage, sah Zoe erwartungsvoll ihren Vater an, der stirnrunzelnd vor Hermine stand und sich nachdenklich über den verfilzten Bart strich. Schließlich sagte er nach ein paar Sekunden langsam: „Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe ... Ich glaube, ich habe nur deshalb nicht den Verstand verloren, weil ich unschuldig war. Das war kein glücklicher Gedanke, also konnten ihn die Dementoren auch nicht aus mir heraussaugen ... aber er bewahrte mich davor, verrückt zu werden. Ich wusste immer, wer ich war ... das half mir, meine Kräfte zu bewahren ... und als dann alles ... zu viel wurde ... konnte ich mich in meiner Zelle verwandeln ... und ein Hund werden. Dementoren können nichts sehen, musst du wissen ..." Er machte eine kurze Pause und schüttelte sich vor Grauen, als er sich erinnerte. „Sie spüren den Menschen nach und nähren sich von ihren Gefühlen ... sie merkten, dass meine Gefühle weniger ‑ weniger menschlich, einfacher waren, wenn ich ein Hund war ... aber sie dachten natürlich, ich würde den Verstand verlieren wie alle andern dort drin, es kümmerte sie nicht. Doch ich war schwach, sehr schwach, und ich hatte keine Hoffnung, ich könnte sie mir ohne Zauberstab jemals vom Leib halten ... Doch dann sah ich Peter auf diesem Bild ... er war also mit Harry in Hogwarts ... in bester Lage, um handeln zu können, falls ihm zu Ohren gelangen sollte, dass die Dunkle Seite wieder an die Macht kam ..."

Pettigrew wimmerte kaum hörbar und seine Lippen bewegten sich stumm, als wolle er die Vorwürfe abstreiten.

„... bereit, in dem Moment zuzuschlagen, da er sich seiner Verbündeten sicher war ... und ihnen den letzten der Potters auszuliefern. Wenn er ihnen Harry brachte, wer würde es dann noch wagen zu behaupten, er hätte Lord Voldemort verraten? Sie würden ihn in Ehren wieder aufnehmen ... Du siehst also, ich musste etwas tun. Ich war der Einzige, der wusste, dass Peter noch lebte ..."

„Die Wachen sagen, er habe im Schlaf geredet", sprach Harry plötzlich und mehr zu sich selbst, als zu ihnen. „Immer dieselben Worte ... ‚Er ist in Hogwarts'."

Sirius Black sah Harry an, dann nickte er zustimmend und sagte: „Es war, als hätte jemand ein Feuer in meinem Kopf entfacht, und die Dementoren konnten es nicht ersticken ... es war kein Glücksgefühl ... ich war wie besessen ... doch das gab mir Kraft und klärte meine Gedanken. Nun, eines Nachts, als sie meine Tür öffneten, um mir das Essen zu bringen, huschte ich flink als Hund an ihnen vorbei ... es ist so viel schwieriger für sie, die Gefühle von Tieren zu erspüren, das verwirrt sie ... ich war dünn, ganz abgemagert ... so konnte ich durch die Gitter schlüpfen ... als Hund schwamm ich hinüber zum Festland ..."

Harry hielt dem Blick des vermeintlichen Verräters stand.

„Glaub mir", flehte Sirius. „Glaub mir, Harry. Ich habe James und Lily niemals verraten. Ich wäre lieber gestorben als das zu tun."

Erwartungsvoll sah Zoe Harry an. Für den Bruchteil einer Sekunde begegneten sich ihre Blicke, bis er schließlich wieder Sirius ansah und endlich nickte.

„Neiiiiiiiiiiiiiiiiiiiin!", kreischte Pettigrew plötzlich.

Verzweifelt schmiss er sich vor Sirius' auf die Knie, faltete fliehend die Hände vor der Brust, als sei Harry sein Schafrichter und schluchzte: „Sirius ‑ ich bin's ... Peter ... dein Freund ... du wirst doch nicht ..."

„Ich hab schon genug Dreck auf dem Umhang, ohne dass du ihn berührst", fauchte Sirius und stieß Pettigrew mit seinem Fuß von sich.

Dieser wandte sich verzweifelt seinen scheinbar stärksten Freund zu und quiekte „Remus! Du glaubst das doch nicht ... hätte Sirius dir nicht gesagt, dass sie den Plan geändert hatten?"

Professor Lupin hatte die Faust nachdenklich unters Kinn gedrückt und nickte sich selbst zaghaft zu. Doch dann sah er zu Sirius und sagte: „Nicht, wenn er glaubte, ich wäre der Spion, Peter. Ich vermute, deshalb hast du es mir nicht gesagt, Sirius?"

„Verzeih mir, Remus", sprach Sirius ernst.

„Keine Ursache, Tatze, alter Freund", entgegnete Lupin milde lächelnd. „Und du, vergibst auch du mir, dass ich dich für einen Spion gehalten habe?"

„Natürlich!"

Lupin begann die Ärmel seines Umhangs hochzukrempeln und schließlich tat Sirius ihm gleich. Verwirrt sah Zoe von ihrem Lehrer zu ihrem Vater, der plötzlich fragte: „Sollen wir ihn gemeinsam töten?"

„Ja, ich denke schon", antwortete Lupin trocken.

Entsetzt sah Zoe die beiden Erwachsenen an, nicht sicher, ob sie es tatsächlich ernst meinten. Pettigrew jedoch wand sich in Todesangst an Ron und keuchte: „Das könnt ihr nicht tun ... das werdet ihr nicht! Ron ... war ich nicht immer ein guter Freund ... ein gutes Haustier? Du lässt doch nicht zu, dass sie mich töten, Ron ... du bist auf meiner Seite, nicht wahr?"

„Ich hab dich in meinem Bett schlafen lassen!", erwiderte Ronald vollkommen angewidert.

„Lieber Junge ... gutes Herrchen ...", wimmerte Pettigrew und kroch auf das Bett zu, auf dem Ron sich nieder gelassen hatte. „Das lässt du nicht zu ... ich war deine Ratte ... ich war ein gutes Haustier ..."

„Wenn du als Ratte besser warst denn als Mensch", keifte Sirius dazwischen, „ist das kein Grund zu prahlen, Peter!"

Nachdem Peter begriffen hatte, dass Ron, der verzweifelt aus seiner Reichweite robbte, ihn nicht schützen würde. Da ließ er seinen Blick schnell durchs Zimmer springen. Einen Moment lang, blieb dieser an Zoe haften. Nur einen kurzem Moment, indem er das Gesicht verzog und sich schließlich an Hermine wandte: „Süßes Mädchen ... kluges Mädchen ... du ... du lässt es nicht zu ... hilf mir ..."

Doch auch Hermine wich vor Pettigrew flehenden Händen zurück, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand und Peter nur noch eine einzige Wahl blieb.

„Harry", wisperte er und drehte langsam den Kopf in dessen Richtung. „Harry ... du siehst genau wie dein Vater aus ... wie aus dem Gesicht geschnitten ..."

Das schien Sirius' Geduld endgültig zu Sprengen.

„Wie kannst du es wagen, Harry anzusprechen?", donnerte er. „Wie kannst du es wagen, ihn anzusehen? Wie kannst du es wagen, vor ihm über James zu sprechen?"

„Harry", murmelte Pettigrew verzweifelt.

Er ließ sich mit ausgestreckten Armen vor ihm auf den Boden fallen und begann laut und verzweifelt zu heulen. „Harry, James hätte nicht gewollt, dass sie mich töten ... James hätte verstanden, Harry ... er hätte mir Gnade erwiesen ..."

Professor Lupin und Sirius sprangen synchron hervor, packten Pettigrew an den Schultern und warfen ihn wie einen Käfer auf den Rücken. Ängstlich zuckend und schluchzend blieb dieser auf dem Boden liegen und allmählich ergriff die Angst auch Zoes Herz.

Was war, wenn sie es tatsächlich ernst meinten?

„Das werdet ihr nicht wirklich tun, oder?", fragte Zoe ängstlich und sah zu ihrem Vater auf.

Dieser schenkte ihr nur einen kurzen Moment Beachtung, bevor sich sein Blick wieder auf Pettigrew richtete, während er sprach: „Er hat Lily und James an Voldemort verkauft! Leugnest du das?"

„Sirius, Sirius, was hätte ich tun können?", wimmerte Peter zwischen seinen Tränen hindurch. „Der Schwarze Lord ... du hast keine Ahnung ... er besitzt Waffen, von denen du keine Ahnung hast ... ich hatte Angst, Sirius, ich war nie mutig wie du und Remus und James. Ich habe es nicht gewollt ... Er, dessen Name nicht genannt werden darf, hat mich dazu gezwungen ‑"

„Lüg nicht!", bellte Black. „Du hast Lily und James schon ein Jahr, bevor sie starben, ausgespitzelt! Du warst sein Spion!"

Pettigrew zuckte zusammen und legte seine Arme schützend vor sein Gesicht.

„Er ‑ er hat überall die Macht übernommen!", keuchte er. „W-was sollte es nützen, sich ihm zu verweigern?"

„Was sollte es nützen, gegen den übelsten Zauberer zu kämpfen, der je gelebt hat?", brauste Sirius auf. Sein Gesicht war zornesrot. „Nur unschuldiges Leben hätte man retten können, Peter!"

„Du verstehst das nicht!", winselte Pettigrew.

„Ich verstehe das nicht? Ich verstehe das nicht?", fauchte Sirius und beugte sich über seinen ehemaligen Freund. „Auch ich hatte untertauchen müssen, als er nach mir suchte – und ich wurde nicht verraten!"

„Ich war nie so stark, wie sie", wimmerte Pettigrew, „er hätte mich getötet, Sirius!"

„Dann hättest du sterben sollen!", donnerte Sirius. „Lieber sterben als deine Freunde zu verraten, wie wir es auch für dich getan hätten!"

Professor Lupin trat an Sirius' Seite und schirmte Pettigrew schließlich vor Zoes Blicken ab. Beide hatten ihre Zauberstäbe auf ihn gerichtet und schließlich sprach Lupin leise: „Dir hätte eins klar sein sollen, wenn Voldemort dich nicht getötet hätte, dann hätten wir es getan.

Adieu, Peter."

Zoes Magen zog sich ruckartig zusammen, aus den Augenwinkeln konnte sie erkennen, dass Hermine die Hände vors Gesicht geschlagen hatte. Just in dem Moment als ihr klar wurde, dass dies wirklich passieren sollte, da wurde ihr auch klar, dass es nicht richtig ist.

„Stopp!", schrie Zoe just in dem Moment, da Harry „NEIN!" rief.

Der Gryffindor drängte sich zwischen sie und „Tun Sie es nicht."

Erleichtert stellte Zoe fest, dass Sirius und Lupin ihn überrascht musterten. Schließlich war es Sirius, der als erstes seine Stimme wieder gefunden hatte.

„Harry, diese Kanallie ist der Grund, weshalb du keine Eltern mehr hast", schnarrte er. „Dieses sich windende Stück Dreck hätte auch dich ohne mit der Wimper zu zucken sterben lassen. Du hast ihn gehört. Seine eigene stinkende Haut war ihm mehr wert als deine ganze Familie."

„Ich weiß", schloss Harry erschöpft. „Wir bringen ihn hoch ins Schloss. Wir übergeben ihn den Dementoren ... er soll nach Askaban ... aber töten Sie ihn nicht."

„Harry!", fiepte Pettigrew und umschlang dessen Knie mit seinen Armen, „du ‑ ich danke dir ‑ das ist mehr, als ich verdiene –danke ‑"

„Lass mich los", fauchte Harry sofort und schüttelte den Verräter ab, der zitternd liegen blieb. „Das tue ich nicht für dich. Ich tue es weil ‑ ich glaube nicht, dass mein Vater gewollt hätte, dass sie ‑ zu Mördern würden ‑ nur wegen dir."

„Das ist die richtige Entscheidung, Harry!", sagte Zoe bekräftigend. „Er sollte für das büßen, was er getan hat – für den Rest seines Lebens."

Harry nickte zustimmend und schließlich ließen Lupin und Sirius die Zauberstäbe sinken.

„Du bist der Einzige, der das Recht hat, dies zu entscheiden, Harry", meinte Black. „Aber bedenke ... bedenke, was er getan hat ..."

„Er soll nach Askaban", wiederholte Harry, mit einem Blick auf Zoe „wenn jemand es verdient, dort zu sitzen, dann er ..."

Stille. Nur Peter Pettigrews pfeifender Atem war zu hören. Schließlich meinte Lupin: „Also gut. Geh beiseite, Harry."

Doch Harry zögerte noch einen Augenblick lang.

„Ich werde ihn fesseln, das ist alles, ich schwör's dir", sagte Lupin.

Harry trat zögerlich aus dem Weg und ging hinüber zu Zoe, die ihn freundlich anlächelte. Professor Lupin schnippte mit dem Zauberstab und dünne Seile schossen aus dessen Spitze und fesselten Pettigrew. Sirius trat näher an Peter heran und knurrte wie ein Hund: „Aber wenn du dich verwandelst, Peter, werden wir dich doch töten. Bist du einverstanden, Harry?"

Harry sah unsicher von Sirius zu Peter, der wie ein Häufchen Elend auf dem Boden kniete und nickte schließlich.

Das schien für Professor Lupin das Zeichen zu sein, die Führung zu übernehmen.

„Gut", sprach er. „Ron, ich kann Knochen nicht halb so gut heilen wie Madam Pomfrey, also ist es das Beste, wenn wir dein Bein einfach schienen, bis wir dich in den Krankenflügel bringen können."

Er trat zu Ronald hinüber und tippte sachte mit seinen Zauberstab gegen dessen Bein und sagte ‚Ferula'. Aus der Spitze seines Zauberstabs schoss eine Mullbinde heraus und wickelte sich sachte Rons Bein hoch und band es an eine Schiene.

Als der Zauber beendet war half Lupin seinem verletzen Schüler auf die Beine. Ron verzog das Gesicht, als er sein kaputtes Bein belastete sagte jedoch: „Schon besser, danke."

„Was ist mit Professor Snape?", fragte Hermine plötzlich.

Zoe sah nur widerwillig an die Stelle, an der ihr Zaubertranklehrer noch immer bewusstlos lag und verdrängte die Gedanken daran, welchen Ärger sie sich alle eingehandelt hatten. Professor Lupin kniete sich neben ihn und überprüfte seinen Puls.

„Er hat nichts Ernstes", meinte er schließlich beruhigend. „Ihr wart nur ein wenig ‑ ähm ‑ übereifrig."

„Er ‑ er wird also wieder komplett gesund werden?", fragte Zoe ängstlich.

„Natürlich", antwortete Lupin sachte, „er ist immer noch ohnmächtig. Vielleicht ist es das Beste, wenn wir ihn erst drüben im Schloss wieder aufpäppeln. Wir können ihn so mitnehmen ... Mobilcorpus."

Der Körper des reglosen Snape richtete sich vom Boden auf, als hätte ihn jemand an den Schultern hochgezogen und blieb einige Zentimeter über dem Boden aufrecht schwebend stehen während sein Kopf schlaff auf seiner Brust baumelte.

Professor Lupin nahm davon keine weitere Kenntnis. Er trat zu der Stelle, an der Snape den Tarnumhang hatte fallen lassen und stopfte sich ihn in die Tasche. Dann wandte er sich zu den anderen um und nickte, zum Zeichen, dass er bereit war.

Doch Sirius unterbrach ihn und deutete auf Pettigrew: „Und zwei von uns sollten sich an das hier ketten. Nur um sicherzugehen."

„Das mache ich", meinte Professor Lupin sogleich.

„Und ich", sprach Ron ernst und humpelte herbei und Zoe bewunderte ihn augenblicklich für seinen Mut.

Mit einem Schnippen von Sirius' Zauberstab materialisierten sich zwei schwere Handschellen aus dem Nichts und er verband Lupins rechten Arm und Ronalds linken Arm mit Peter Pettigrew, der jämmerlich wimmerte.

„Dann kann es also los gehen?", meinte Lupin ernst und sah in die Runde.

Nachdem sie alle zugestimmt hatten, sprang Krummbein vom Bett und lief allen voran die Treppe herunter. Und sie folgten ihm ohne ein weiteres Wort.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top