Lilien und Kastanienblüten
Die Wochen vergingen und jeder Tag wurde für Zoe länger.
Vorgestern erst hatte sie eine Urlaubskarte von Hermine bekommen, die von ihrem fabelhaften Urlaub berichtete: Von den weißen Wildpferden, den schwarzen Stieren und den Flamingos auf den Ebenen. Vom warmen, angenehmen Wetter und dem gediegenem Mittelmeer. Noch zehn Tage würde Hermine in der Camargue bleiben und dann sollte Zoe zu ihr kommen. Die Dreizehnjährige freute sich schon riesig auf diese Zeit.
Alleine und vollkommen durchnässt, weil sie im schwarzen See schwimmen gewesen war, machte sie sich schließlich auf den Weg zurück ins Schloss, während die warmen Sonnenstrahlen bereits ihr schulterlanges, blondes Haar trockneten. Auch von Harry hatte sie bereits eine Eule erhalten und die Slytherin hatte sich fest vorgenommen heute ihren beiden Freunden zurückzuschreiben.
Als sie das Schulleiterbüro betrat, war dieses jedoch verlassen. Ihr Großvater hatte während der Ferien immer wieder Hogwarts verlassen, um allerlei Geschäfte zu erledigen. Er war nicht nur eine gefragte Person im Ministerium, sondern auch im Zaubergamot, dem obersten Gericht der britischen Zauberergemeinschaft und zudem hatte er noch jemanden für die Stelle des Verteidigung gegen die dunklen Künste finden müssen. Ob dies ihm bisher gelungen war, wusste sie allerdings noch nicht.
Zoe nahm sich ein hohes Messinggefäß von einem der Schränke ihres Großvaters, füllte dieses mit Wasser und stellte behutsam den Bund wilder Lilien hinein, die sie heute am See gepflückt hatte. Einen Moment betrachtete sie die bunte Mischung aus lilanen, weißen und gelben Blüten und war zufrieden. Ihre Eltern hätten sich sicher über diese kleine Aufmerksamkeit gefreut.
Zoe seufzte melancholisch. Genau heute waren ihre Zieheltern schon seit zwei Jahren verstorben und ihr Großvater hatte ihr versprochen, dass sie heute zum ersten Mal das Grab von Jim und Evelyn besuchen würden. Noch immer war Zoe traurig darüber, wenn sie an ihren Verlust dachte, doch langsam war die Zeit gekommen, in der sie akzeptieren und verstehen konnte, dass sie ihre Eltern nie wieder sehen würde. Und die Erinnerung daran, welch liebevolle und wunderbare Menschen sie waren, tat nicht mehr so weh, als sei diese Wunde frisch geschlagen worden und die Angst saß nicht mehr so tief ihn ihr, dass sie all diese Erinnerungen an sie einfach verlieren konnte.
Die Zeit heilte die Wunden, doch die Narben blieben bestehen.
Zoe rückte die einzelnen Blüten noch einmal zurecht, damit diese keine Blätter verloren und ging dann schnurstracks in ihr eigenes Zimmern, das hinter dem kreisrunden Büro ihres Großvaters lag, um sich trockene Kleider zu nehmen und anschließend ein Vollbad zu genießen. Vor dem Spiegel klaubte sie sich noch Reste von Algen und Seetang aus den Haaren und glitt schließlich leicht seufzend in das warme und nach Vanille duftende Schaumbad.
Es hatte gut getan, sich an diesem heißen Tag im See abzukühlen, doch genauso entspannend war nun das warme, duftende Bad, das den modrigen Geruch des Seewassers von ihr wegspülte. Die wohltuende Wärme machte sie schläfrig und schließlich begann Zoe wegzudösen und träumte von den frechen Grindelohs, die sie im See beobachtete hatte und die schließlich von dem Wassermenschen zurückgerufen wurden
Doch dann kam einer der Wassermenschen an die Wasseroberfläche. Sein Gesicht war grünlich und er machte einen kriegerischen und furchteinflößenden Eindruck auf Zoe. Schließlich zeigte er auf den Grindeloh, der bei Zoe am Ufer saß und meinte: „Das habe ich ja noch nie erlebt! Ich kann mir einfach nicht erklären, wie er ausgebrochen sein kann!"
Der Grindeloh klammerte sich mit seinen langen, spindeldürren Fingern an Zoes Arm fest und duckte sich neben ihr, als wolle er den Blicken des Wassermenschen entkommen.
Verwirrt sah Zoe auf das unruhige Wasser, als ein zweiter Wassermensch brodelnd aus den Tiefen des Sees kam und mit einer vertrauten Stimme zu dem ersten sagte: „Das ist wahrlich seltsam und es muss sofort nach der Ursache geforscht werden, Cornelius."
Die beiden Wesen kamen näher und mit der kleiner werdenden Distanz zwischen ihnen, wurde der Grindeloh immer nervöser und versuchte sich hinter Zoe zu verstecken.
„Das hat zunächst Zeit", meinte der ersten der beiden Meermenschen mit grimmiger Miene. „Die Sicherheit geht vor! Wir müssen sehen, dass wir ihn schnellstmöglich eingefangen bekommen. Zu viel Zeit ist nun schon vergangen, ohne eine Spur von ihm."
Der Grindeloh zerrte an Zoe, hopste und sprang panisch um sie herum und schließlich stieß er mit seinem gehörten Schädel an ihren Kopf.
Ein leiser Schmerzenslaut entkam ihrer Kehle und Zoe schlug die Augen auf, als sie sich den Kopf am Wasserhahn gestoßen hatte. Offensichtlich war sie eingeschlafen.
„Wie viel Zeit?"
„Bereits fünf Tage ‑ wer weiß schon, wo er sich gerade versteckt hält. Ich hatte gehofft, wir fassen ihn, ohne großes Aufsehen, doch wie es scheint, werden wir auch die Bevölkerung informieren müssen."
Verwirrt blinzelte Zoe, als sie die Stimmen weiterhin hörte und rieb sich den schmerzenden Kopf.
„Ich wollte, dass Sie es jedoch zuvor von mir selbst erfahren. Wir werden auch den Muggelpremierminister unterrichten und Schutzvorkehrungen für den Jungen treffen. Die Wachen berichteten er habe seit ein paar Wochen immer wieder im Schlaf geredet und er sagte immer wieder, dass er hier sei."
„Dennoch, Cornelius, ich halte Ihre Theorie für etwas absurd."
„Absurd oder nicht. Wir müssen zusehen, dass wir den größt möglichen Schutz gewährleisten. Die Leute behaupten er wäre verrückt. Doch bei meinem letzten Besuch habe ich selbst mit ihm gesprochen und auf mich machte er keinesfalls den Eindruck, verrückt zu sein. Unberechenbar, ja ‑ aber nicht verrückt ..."
„Das habe ich bereits vor dreizehn Jahren festgestellt."
Die fremde Stimme schnaubte.
„Das weiß ich sehr wohl ... Ich erinnere mich an die haarsträubende Geschichte. Ich konnte nie verstehen, dass Sie sie geglaubt haben. Alle Beweise sprachen gegen ihn."
Zoe zog den Stöpsel der Wanne und das gurgelnde Rauschen des Wassers machte ein weiteres Belauschen der Stimmen unmöglich. Neugierig beeilte sich Zoe mit dem Abtrocknen und schlüpfte flink in die frischen Kleider an. Als sie mit noch feuchten Haaren aus dem Bad trat, den schmalen Flur entlangging und schließlich in das Schulleiterbüro trat, sah sie ihren Großvater, der gerade einen Mann in ähnlichem Alter verabschiedete. Doch als dieser Zoe bemerkte hielt er inne. Dieser untersetzte Mann im Nadelstreifenanzug hatte fades, graues Haar, trug einen grünen Bowler in der Hand und betrachtete Zoe interessiert. Dumbledore, der ihm verabschiedend die freie Hand geschüttelt hatte, folgte seinem Blick und wandte sich um.
„Sie kennen meine Enkeltochter noch nicht, Cornelius", sagte ihr Großvater und Zoe folgte der unausgesprochenen Aufforderung, kam hinzu und begrüßte den Gast. „Zoe das ist Mr Fudge, Zaubereiminister."
„Guten Tag", sprach Zoe artig und schüttelte dem Minister die Hand.
Dieser lächelte freundlich und sagte: „Unheimlich, die die Zeit vergeht. Wie alt bist du, Zoe?"
„Dreizehn", antwortete sie gehorsam und ließ seine Hand los.
„Dreizehn", wiederholte er grübelnd und fügte schalkhaft hinzu, „und ein hübsches Mädchen obendrauf ‑ passen Sie gut auf sie auf, Albus!"
Dieser lächelte nur milde und der Minister fuhr fort, während er sich zum Gehen wandte: „Ich melde mich bei Ihnen, Albus, sobald es Neuigkeiten gibt."
„Ich bitte darum", sprach Dumbledore und geleite ihn zur Tür.
Mit einem Wort des Abschieds verschwand Mr Fudge und Dumbledore sah ihm einen Moment lang nach, bevor er sich wieder zu Zoe umwandte. Ihr entging sein sorgenvolles Gesicht nicht.
„Ist etwas passiert?", fragte sie und sah ihn ängstlich an.
Ihr Großvater zögerte, dann erzählte er schließlich: „Es gab einen Ausbruch aus Askaban und Cornelius wollte meinen bescheidenen Rat dazu hören."
Zoe sah ihn überrascht an. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass es jemals jemand geschafft hatte aus dem Zaubereigefängis auszubrechen. Es galt als absolut sicher.
„Wie ist das möglich?", wollte sie wissen.
„Das müssen sie erst noch herausfinden", antwortete Dumbledore geduldig. „Bist du fertig?"
Verdutzt hielt Zoe inne, bis sie sich daran erinnerte, was sie heute noch vorhatten. Dann nickte sie zustimmend.
„Mit nassen Haaren, möchtest du gehen?", fragte ihr Großvater schmunzelnd und hob den Zauberstab um ihre Haare zu trocknen.
Als dies nach ein paar Minuten erledigt war schickte er seine Enkelin erneut ins Badezimmer, um den blonden Schopf zu bändigen. Nur widerwillig folgte Zoe dieser Anweisung, vertrödelte weitere Minuten mit der Suche ihres Kammes und band ihre Haare schließlich zu einem schlichten Pferdeschwanz zusammen.
Als sie erneut das Büro ihres Großvaters betrat, stand dieser vor einer steinernen Schale vor seinem Schreibtisch und ließ einen silbrigen Faden von seinen Zauberstab hinein gleiten. Fasziniert trat Zoe näher heran und betrachtete neugierig die runenverzierte Schale. Darin schwamm, weder flüssig noch fest eine Substanz, die Quecksilber ähnelte und von der ein mystisches Leuchten ausging.
„Was ist das?", fragte Zoe fasziniert und beobachtete ihren Großvater dabei, wie er die Spitze seines Zauberstabs an seiner Schläfe ansetzte und einen weiteren, silbernen Faden aus seinem Kopf zog und ihn in das Becken gleiten ließ.
„Das ist mein Denkarium", sagte er, hob die Schale vom Tisch und trug sie hinüber zu einem großen, alten Schrank, dessen Türen noch offen standen, „es dient der Ablage von Gedanken. So kann man sich einen besseren Überblick über die Dinge schaffen und den Kopf wieder frei für Neues bekommen."
Zoes Blick folgte der Schale mit großen Augen.
„Du kannst deinen Gedanken dort hineintun? Und sie dann wieder in deinen Kopf machen?", fragte sie erstaunt.
„Das ist die Funktion", sagte Dumbledore sachlich und schloss den Schrank sorgfältig.
„Wow!", meinte Zoe beeindruckt. „Wo hast du das her?"
„Es gehört der Schule. Man sagt, die Gründer haben es bei dem Spatenstich zum Bau des Schlosses gefunden."
Zoe hielt dem prüfenden Blick ihres Großvaters stand und drehte sich einmal um ihre eigene Achse und sprach schließlich: „Ich bin fertig!"
„Sehr schön", sagte Dumbledore, „dann können wir aufbrechen."
„Genau!"
„Hast du nicht noch etwas vergessen?", fragte ihr Großvater kritisch.
Sein Blick ging hinüber zu der Anrichte, wo Zoe die wilden Lilien abgestellt hatte. Verlegen biss sich die Dreizehnjährige auf die Lippen.
„Ups." Ging hinüber, nahm die Blumen aus dem zylindrischen Gefäß und trat erwartungsvoll neben den Kamin.
„Schön", sprach Dumbledore ohne sich in Bewegung zu setzten, „was hältst du davon, wenn wir heute Apparieren?"
Zoe sah ihren Großvater zweifelnd an und fragte: „Von hier aus?"
„Ja."
„Aber es liegt doch eine Appariersperre auf Hogwarts?!"
„Was nützt es denn, Schulleiter von Hogwarts zu sein, wenn ich nicht wenigstens ein paar wenige Privilegien genießen dürfte", gluckst Dumbledore belustigt. „Die Frage lautet also nicht, ‚ob wir es könnten' sondern: Ob du es dir schon zutraust, Zoe."
Sie sah ihn an, hin- und hergerissen zwischen Faszination und Beunruhigung.
„Ist es denn ... schlimm?", fragte sie zögernd und entfernte sich dennoch vom Kamin.
„In meinem Beisein? Ich behaupte mal 'nein'. Trotz allem, ist es eine eigenartige Erfahrung und du könntest dich danach ein wenig unwohl fühlen."
Einige Sekunden musste Zoe noch überlegen, dann hatte sie sich entschieden. Entschlossen nickte sie und ergriff die Hand ihres Großvaters. Dieser lächele galant.
„Bereit?", fragte er schließlich.
Zoe atmete einmal tief durch, ihr Griff um den Blumenstrauß wurde fester. Dann sprach sie: „Bereit!" Und einen Augenaufschlag später waren sie verschwunden.
Sie landeten sanft auf weichen, grünen Gras. Trotzdem klammerte sich Zoe erschrocken an den Ärmel der Roben ihres Großvaters fest und schnappte überrascht nach Luft. Es hatte sich angefühlt, als sei ihr Körper durch einen engen trichterförmigen Schlauch gepresst worden und all die Luft in ihren Lungen wurde herausgedrückt. Jetzt jedoch fühlte sie sich für einen Moment ein wenig schummrig und sie zitterte noch vor Aufregung.
„Alles in Ordnung?", fragte ihr Großvater sanft und nach anfänglichem Zögern nickte Zoe.
Sie warf einen kritischen Blick auf die Blume, doch auch sie waren unversehrt. Dann erst ließ sie vorsichtig die Hand ihres Großvaters los.
„Ist das nicht eine wundervolle Gegend?", sprach Dumbledore heiter. „Sieh nur, wie die Sonne im Gras funkelt! Da muss ich mich glatt beherrschen, mich nicht meiner Schuhe zu entledigen und Barfuß über die Wiese zu laufen."
Zoe kicherte leise und während sie sich das Gefühl des Grases unter ihren eigenen Füßen vorstellte, wackelte sie mit den Zehen. Dabei sah sie sich nun ebenfalls um. Gemeinsam waren sie am Rande des kleinen Dörfchens Ballasalla südlich einer winzigen Insel in der irischen See gelandet. Die Sonne schien warm auf sie herab, doch der Küstenwind wehte ihnen eine angenehme Brise um die Nase.
Es war der Heimatort ihrer Zieheltern gewesen. Hier hatten diese ihre Kindheit und den Anfang ihres gemeinsamen Lebens begonnen, bevor sie nach Albanien ausgewandert waren. Und es war der Ort, an dem alles für sie begann und an dem es auch endete.
Die kleinen Häuser, die zu ihrer Rechten lagen sahen friedlich und unscheinbar aus und Zoe fragte sich einen Moment lang, was sie für ein Leben geführt hätte, wenn Jim und Evelyn einfach hier wohnen geblieben wären. Dann wäre Zoe womöglich genauso friedlich aufgewachsen und vielleicht wären ihre Eltern dann noch am Leben.
„Es ist dort drüben", sagte Dumbledore liebevoll, deutete nach Vorne und ging voraus.
Eine kleine Trockenmauer umsäumte den baumlosen und menschenleeren Friedhof und als sie näher kamen verschwanden kleine Eidechsen zwischen den Spalten der Steine. Mit jedem Schritt jedoch wurde Zoe das Herz schwerer. Sie hatte selbst den Wunsch gehegt, das Grab ihrer Eltern zu besuchen, doch nun, wo sie fast da waren, war sich nicht mehr sicher, ob sie es sehen wollte.
Dumbledore ging voraus, mit bedachten Schritten, wie es Zoe vorkam. Nicht zu schnell und auch nicht zu langsam und schirmte ihren Blick auf die unzähligen Grabsteine zunächst ab. Doch als er stehen blieb, wusste Zoe nicht ob sie es nun wirklich sehen wollte.
Einen Moment lang geschah gar nichts. Auch sagte ihr Großvater nichts, sondern wartete einfach bis sie bereit dazu war und nur einige Sekunden später, fasste Zoe sich ein Herz und trat einfach an seine Seite.
Der Rosenquarz sah noch jung und unverblasst aus und strahlte mit einer warmen, kräftigen Farbe und erinnerte Zoe augenblicklich an die Liebe und Fürsorge ihrer Eltern. Einen passenderen Stein hätte es für sie gar nicht geben können. Als Zoes Blick auf die kupfernen Lettern fiel, die Name, Geburts- und Todesdatum ihrer Eltern preis gaben füllten sich ihre Augen jedoch mit Tränen.
Dabei war die Dreizehnjährige so sicher gewesen, dass sie nicht hatte weinen müssen. Sie hatte sich dafür bereit gefühlt, immer wieder, als sie sich im Kopf ausgemalt hatte, wie es sein würde, wenn sie am Grab ihrer Eltern stehen würde. Doch nun, da sie hier war und wahrhaftig vor diesem Denkmal stand fühlte Zoe sich auf einmal weder stark noch erwachsen. Ganz im Gegenteil, sie war ihr kleines Mädchen ‑ und ihre Eltern fehlten ihr so sehr. Noch immer ...
Sie schniefte Leise, ließ die Tränen unbeachtet hinab fallen und spürte die tröstende Hand ihres Großvaters auf ihrer Schulter.
„Werde ich je aufhören sie zu vermissen?", fragte sie nach einer Weile, als ihre Stimme zurückgekehrt war.
„Nein", sprach ihr Großvater leise und mitfühlend, „denn du wirst auch nie aufhören, sie zu lieben."
Zoe wischte sich die restlichen Tränen aus dem Gesicht und legte vorsichtig die wilden Lilien auf die trockene Erde.
„Ich frage mich immer wieder ... warum?", sagte Zoe leise. „Warum ist das passiert? Warum ausgerechnet sie?"
„Ich wünschte, ich könnte dir darauf eine Antwort geben, Zoe", antwortete Dumbledore und klang nun auch traurig.
„Warum ich ... Und warum habe ich zwei Mal meine Eltern verloren ..."
Albus Dumbledore schwieg betroffen und eine Weile sagte auch Zoe nichts mehr. Die strahlende Sonne verschwand hinter Wolken und nun wurde der kühlende Wind zu einer frischen Brise.
„Ist meine leibliche Mutter auch hier begraben?", fragte Zoe plötzlich und riss ihren Großvater offensichtlich aus den Gedanken, denn dieser Antwortete erst nach einer kleinen Ewigkeit: „Nein."
„Achso", sagte Zoe traurig.
Albus Dumbledore sah auf seine Enkeltochter hinab, die traurig den Kopf hängen ließ und es kostete ihn einiges an Überwindungskraft, seine eigenen Bedürfnisse hinten an zu stellen.
„Möchtest du sie ebenfalls besuchen?"
Zoe sah abschätzend zu ihm hinauf aus geröteten Augen und sie nickte vorsichtig. Dumbledore lächelte zaghaft und hielt ihr den Arm entgegen. Die Dreizehnjährige jedoch zögerte zunächst. Dann wandte sie sich um, zog eine einzelne, weiße Lilie aus dem Bund heraus, den sie auf dem Grab ihrer Zieheltern abgelegt hatte und drehte sich ihrem Großvater wieder zu. Vorsichtig griff sie nach seinem Arm und ihr leises: „Bereit!" war dieses Mal weniger entschlossen als zuvor gewesen.
Doch mit einem leisen Plop waren sie kurz darauf verschwunden.
Fast zeitgleich erschienen sie wieder in einem kleinen Zaubererdorf namens Godric's Hollow und dieses Mal war Zoe nicht so überrumpelt gewesen von dem Gefühl des Apparierens.
Eigentlich war es auch gar nicht so schlimm, sondern lediglich gewöhnungsbedürftig. Ob es ihr nach ein paar Mal überhaupt noch auffallen würde?
Sie waren genau vor einem schmiedeeisernen Tor gelandet und Zoe erkannte gleich, dass es ein alter Friedhof war. Sie folgte ihrem Großvater durch den Eingang und musste gleich feststellen, dass hier ‑ außer ihnen ‑ keine Menschenseele anwesend war. Folgsam trottete Zoe weiter und bemerkte dabei, dass die Schritte ihres Großvaters immer langsamer wurden.
Als sie das erste Mal ihren Nachnamen las, auf dem Grab von Percival & Kendra Dumbledore wurde Zoe erst richtig bewusst, wie viele Verwandte sie nie kennen gelernt hatte. Das Grab ihrer Urgroßeltern jedoch war sichtlich alt und verwittert. Neben ihnen lag ihre jüngste Tochter, Ariana Dumbledore, welche laut Datum kurz nach ihrer Urgroßmutter verstorben war. Dann folgte ein weiteres Grab mit einem bekannten Namen: Kathleen Joanne Prewett und dann war Zoe in ihren Großvater hineingelaufen.
Eine Entschuldigung murmelnd drängte sie sich an ihm vorbei und sah den anthrazitfarbenen Stein, der bereits etwas Moos angesetzt hatte. In ihn war eine große steinerne Pergamentrolle gemeißelt, die beidseitig von zwei heraldischen Greifen gehalten wurde und auf diesem steinernen Pergament stand in goldenen Lettern:
in magni nominis umbra
Gwendolyn Kendra Dumbledore
22.04.1960 ‑ 25.09.1981
Eine Ewigkeit schien zu vergehen, in der beide das Grabmal einfach nur betrachtet hatten. Dumbledore, weil er mit den Gedanken in seinem Innern beschäftigt war und Zoe, weil sie seine Anspannung fühlte und das Unbehagen.
Traurig betrachtete sie das Datum und stellte fest, dass ihre leibliche Mutter gerade einmal einundzwanzig geworden war und dass Zoe eigentlich nichts über sie wusste. Nichts, außer dass sie einander wirklich ähnlich sahen.
Ein bisschen wehmütig legte sie die weiße Lilie auf den dunklen Grabstein nieder der Gedanke wie ein kleiner Niffler in ihrem Magen wühlte. Ob sie ihn einfach danach fragen sollte?
Ihr Großvater hinter ihr regte sich plötzlich wieder. Er hatte seinen Zauberstab gezückt und aus dessen Spitze wuchs eine verästelte Blüte heraus, mit unzähligen, kleinen weißen Blüten. Er pflückte sie ab, als würde er sie vom Baum brechen und legte die Kastanienblüte neben die Lilie auf das Grab. Bedacht und mit so viel Zärtlichkeit, dass Zoe es gar nicht übersehen konnte.
Und dann fasste Zoe sich einfach ein Herz.
„Wie ist sie gestorben?", fragte sie leise.
Ihr Großvater antwortete nicht sofort und Zoe war sich nach einer Weile gar nicht mehr sicher, ober er ihre Frage gehört hatte. Nach einer kurzen Pause sagte er schließlich: „In einem Duell gegen Voldemort."
Zoe zuckte unwillkürlich beim Klang des Namens zusammen, dann wandte sie sich überrascht zu ihrem Großvater um. „Sie hat gegen ihn gekämpft?!"
Dumbledore nickte traurig und Zoe kam nicht umhin stolz auf ihre Mutter zu sein. Natürlich wusste sie aus Erzählungen, dass auch ihre Eltern Verluste des Kampfes gegen Du-weißt-schon-wer waren. In jener Zeit, als viele Familien auseinandergerissen wurden, doch dass ihre Mutter sich sogar mit ihm duelliert hatte, damit hatte Zoe nicht gerechnet und es machte sie umso stolzer.
„Albus?!"
Sie beide wandten sich überrascht um, und eine kleine, alte Frau mit schlohweißem Haar kam ihnen entgegen. Und auf ihrem alten, faltigen Gesicht lag ein ehrliches Lächeln.
„Tatsächlich, Albus, du bist es!", sagte sie, als sie ihn erreicht hatte und ihr Großvater umarmte die alte Dame freundlich, wofür er sich hinunter beugen musste.
„Bathilda, wie schön dich zu sehen!", sprach er als er sie losließ. „Du siehst gut aus."
Die alte Dame knuffte Dumbledore und sagte lapidar: „Alter Charmeur! Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich in diesem Leben noch einmal sehe. Und schon gar nicht, dass es hier sein würde."
Ihr Großvater erwiderte nichts und die alte Hexe sprach unbeirrt weiter.
„Aber du hast ja auch noch genügend andere Dinge zu tun", sie seufzte leicht. „Ja, ich hingegen bin nun an einem Punkt in meinem Leben angekommen, da ich mehr Zeit mit den Toten als mit den Lebenden verbringe ..."
Zoe lugte interessiert an ihrem Großvater vorbei, um einen Blick auf die alte Stimme zu erhaschen und Bathilda sah entzückt aus, als sie das Mädchen sah. Sie schob Albus zur Seite und er wich höflich einen Schritt zurück.
„Meine Güte, Albus, das ist doch nicht die kleine Zoe?"
„Nun, sie ist schon etwas größer geworden", sagte Dumbledore nun sichtlich amüsiert.
„Eine richtige junge Dame", sprach Bathilda und reichte Zoe die Hand zum Gruß. „Bathilda Bagshot, Liebes. Sag' ruhig Hilda."
„Hallo", meinte Zoe ganz verblüfft und schüttelte die alte, runzelige Hand.
„Und wie sehr sie Gwendolyn ähnelt, nicht Albus?"
„Ja", sagte dieser leiser, als wollte er es nicht aussprechen, und mit so viel Melancholie in der Stimme, dass es Bathilda auffiel.
Sie ließ Zoes Hand los und wandte sich wieder um, da fiel ihr Blick auf den Grabstein und die Blumen darauf. Sie seufzte leise und legte Albus eine Hand auf dem Arm und tätschelte ihn tröstend.
„Nach all diesen Jahren noch?", fragte sie ihn.
„All diese Jahre haben nichts geändert", antwortete Dumbledore und sah sie an.
Zoe konnte Bathildas Gesicht nicht sehen, weil diese mit dem Rücken zu ihr stand, doch als sie sprach, da war ihre Stimme lehrerhaft und liebevoll: „Natürlich haben sie das! Sie haben dich geändert!"
Er antwortete nicht, drückte stattdessen nur ihre Hand und fragte nach einer Weile, sollen wir dich noch nach Hause bringen?"
„Ach Albus!", sagte sie erbost. „So alt bin ich nun auch wieder nicht!" Ihr leises Lachen ließ durchscheinen, dass sie nicht wirklich böse war und schließlich hakte sie sich bei Zoes Großvater ein und gemeinsam gingen sie den Weg hinab Richtung Eingang.
Zoe warf einen letzten Blick auf das Grabmal und die Kastanienblüte, die ihr Großvater dort abgelegt hatte, ohne deren Bedeutung zu kennen und folge den beiden dann.
Sie lauschte gespannt, den netten Plaudereien von Bathilda Bagshot, die sich offenbar sehr über das Treffen mit Dumbledore freute und ihn so schnell nicht gehen lassen wollte.
Sie blieben noch einige Zeit vor dem Friedhof stehen und sprachen über alte und neue Zeiten. Stolz erzählte Bathilda Zoe, dass die Familie Dumbledore einst ihre Nachbarn gewesen waren und sie ihren Großvater schon als kleinen, strebsamen Jungen kannte. Und wie traurig sie darüber war, als Albus seine Weltreise antrat, weil sie damals schon wusste, dass er nicht zurückkommen würde.
Als Bathildas letzte Geschichte endete und sie Zoe und ihren Großvater endlich mit ihrem Segen ziehen ließ, stand die Sonne schon tief am Himmel. Albus sah ihr noch nach, bis er gesehen hatte, dass sie in ihrem Haus verschwunden war, welches am Ende der Straße stand dann lächelte er Zoe freundlich an.
„Phantastische Frau. Sie hat eines deiner Schulbücher geschrieben", sagte Dumbledore und reichte Zoe seinen Arm.
„Welches?", fragte Zoe neugierig.
„Geschichte der Zauberei."
Zoe war glatt ein wenig enttäuscht. Ausgerechnet für das langweiligste Fach. Gehorsam griff sie nach dem Arm ihres Großvaters und einen Augenaufschlag später waren sie bereits wieder in Hogwarts.
Die nächsten Tage waren furchtbar langweilig und ereignislos.
Außer auf weiteres Warten auf die Antworten ihrer Freunde und Hausaufgaben machen hatte Zoe die Zeit totgeschlagen.
Besonders der Aufsatz über Wendeline die Ulkige war besonders zäh geworden, weil das Recherchieren in dem trockenen Buch mehr anstrengte als Spaß machte. Schließlich fand Zoe heraus, dass diese im Mittelalter Gefallen an der Hexenverfolgung fand und sich schließlich 47 Mal in verschiedenen Verkleidungen von Muggeln fangen und verbrennen ließ.
Natürlich war ihr dabei nie etwas zugestoßen, weil sie die Flammen rechtzeitig mit einem Gefrierzauber unschädlich gemacht hatte.
Und dennoch. Zoe konnte nicht verstehen, was an so einem Blödsinn tatsächlich so erwähnenswert war, dass das Thema sogar in ihre Schulbücher gefunden hatte.
Ihre restliche Freizeit verbrachte Zoe im Schloss, das nun angenehm kühl war. Sie suchte sich oft eine gemütliche Ecke von der aus sie auf die Ländereien sah und las. Entweder in Verwandlung Heute, oder im Handbuch zur Animagusausbildung, dass sie aus den Tiefen ihres Koffers ausgegraben hatte.
Dieses Lehrbuch, in dem es um Animagi ging, hatte Zoe sich bereits letztes Schuljahr ausgeliehen. Seit die Dreizehnjährige ihrer Verwandlungslehrerin dabei zugesehen hatte, wie sich diese vor ihren Augen in eine Katze verwandelt hatte, war Zoe besessen von dem Gedanken.
Unbedingt wollte sie auch zu einem Animagus werden. Leider war dieser zusätzliche Lehrgang nur für Personen, die bereits ihren Schulabschluss hatten und so blieb der jungen Slytherin nichts anderes übrig, als sich mit der Theorie und ihren Tagträumen zu beschäftigen. Und so kam es, dass sie das kleine Taschenbuch bereits zum zweiten Mal verschlang.
Während sie so dasaß und las kamen ab und an die Geister Hogwarts vorbei und grüßten sie freundlich. Oder Filch, der das Schloss in den Ferien auch nicht verließ, schlurfte durch die Gänge und hielt ein Auge auf sie.
Eigentlich war es Zoe gar nicht wirklich aufgefallen, weil es sich so anders anfühlte, dennoch gab es keinen Tag in Hogwarts an dem sie vollkommen alleine gewesen wäre. Seit ihrem gemeinsamen Ausflug hatte auch ihr Großvater das Schloss kaum mehr verlassen. Allerdings hatte er heute noch einen Termin und deswegen für Zoe etwas ganz Besonderes geplant. Gleich nach ihrem gemeinsamen Frühstück, erzählte er ihr davon.
„Ich habe noch ein Versprechen einzulösen."
Zoe sah nachdenklich auf, grübelte einige Sekunden und fragte dann: „Was für ein Versprechen?"
„Hattest du nicht am letzten Weihnachtsfest eine Einladung erhalten?", fragte Dumbledore, ohne wirklich erfreut darüber zu sein.
„Jaaah", sprach Zoe, der bei dieser Erkenntnis der Mund offen stehen blieb, „ich kann Onkel Aberforth besuchen?"
„Ja", sagte Dumbledore schließlich, „ich werde dich nach Hogsmeade begleiten, bevor ich abreise. Aber es sind einige Regeln zu beachten, bei diesem Ausflug."
Stirnrunzelnd trat Zoe näher heran und ließ sich auf einen der Sessel fallen, die ihrem Großvater gegenüber standen.
„Was denn?", fragte sie.
„Du wirst bei ihm bleiben, keine Alleingänge, verstanden?"
Zoe nickte zustimmend, jedoch ohne es zu verstehen. Schließlich hakte sie nach: „Warum?"
„Der Häftling, über den wir neulich sprachen ist noch immer auf freiem Fuß. Und es kann durchaus sein, dass ein Zaubererdorf aufsucht, um sich einen Zauberstab zu beschaffen. Ich möchte nicht, dass du irgendwo alleine herumläufst, wo du schutzlos wärst."
„Okay ...", sagte Zoe schließlich. „Glaubst du wirklich, er könne nach Hogsmeade kommen?"
„Er könnte überall hinkommen Es gibt derzeit keine Spur von ihm und niemand weiß, wo er sich aufhält." Ihr Großvater machte eine kurze Pause und sah seine Enkelin streng über den Rand seiner halbmondförmigen Brille an.
„Ich bleib bei Onkel Aberforth", sprach Zoe ernst. „Was noch?"
„Und", sagte Dumbledore schließlich. „Kein Aufenthalt im Eberkopf!"
„Verstanden!", meinte Zoe, die zwar nicht einsah, warum sie nicht in den Pup ihres Großonkels gehen sollte, aber so waren Erwachsenenregeln halt manchmal.
Zudem freute sich Zoe viel zu sehr auf das Treffen, als dass sie es nun mit einer Diskussion hätte aufs Spiel setzten wollen.
„Sehr gut", sagte ihr Großvater und lächelte ein Lächeln, das ein wenig unecht wirkte, „dann mach dich fertig, ich bringe dich in einer Stunde hinüber."
Das ließ sich Zoe nicht zweimal sagen. Jubelnd hüpfte sie aus dem Sessel und lief in ihr Zimmer, suchte in ihrem Schrank, nach ihren Lieblingskleidern und verschwand schließlich im Bad zum Zähneputzen. Endlich würde mal etwas in diesen langweiligen Ferien passieren und sie konnte gleich heute Abend ihren Freunden von diesem Erlebnis erzählen.
Zoe war noch nie in Hogsmeade herumgelaufen. Die Schüler kamen mit dem Hogwartsexpress zwar am Bahnhof an, doch sie wurden dann mittels Booten oder Kutschen sofort nach Hogwarts gebracht. Zeit für einen kleinen Bummel gab es nicht.
Das Dorf lag unweit vom Schloss entfernt und nach einem kleinen Fußmarsch erreichten sie es schon. Es lag geschützt in der bergigen Umgebung und grenzte mit einer Seite an den großen See von Hogwarts. Den Erzählungen älterer Schüler nach, hatte das kleine Zaubererdorf, dass das einzige Dorf in Schottland war, in dem ausschließlich magische Menschen lebten, viel zu bieten und Zoe freute sich mit jeden Schritt mehr darauf.
Als sie am Dorfrand ankamen, konnte sie schon Aberforth Pfeife rauchend an einen alten Pfosten gelehnt erkennen. Jauchzend verließ sie die Seite ihres Großvaters, lief auf ihnen zu und umarmte ihn stürmisch.
Zoe hatte Aberforth zuvor nur wenige Male in ihrem Leben getroffen und dennoch hatte dieser herzliche, wenn auch manchmal etwas mürrische, Mann seit ihrer ersten Begegnungen einen Platz in ihrem Herzen. Sie mochte ihm, weil sein Umgang mit ihr immer seine Zuneigung und Wertschätzung offenbarte, auch wenn sein Anblick das nicht immer vermuten ließ.
Aberforth war genauso groß, wie sein Bruder, jedoch um einiges dünner. Er wirkte ein wenig vernachlässigt und im ersten Moment, sah man zwischen den Brüdern keine große Ähnlichkeit. Dafür musste man schon genauer hinsehen. Die hellen und wachen Augen waren nur ein kleiner Hinweis dafür.
Aberforth machte seine Pfeife aus, steckte sie in die Tasche und erwiderte die Umarmung.
„Unglaublich, wie groß du schon geworden bist!", sagte er und betrachtete Zoe liebevoll. „Als ich dich das letzte Mal sah, warst du so groß, wie ein Zwerg."
„Ich bin gar nicht so viel gewachsen, letztes Jahr!", sagte Zoe und kicherte amüsiert.
„Ich sehe dich einfach viel zu selten", antworte Aberforth ein wenig grimmig. „Liegt aber nicht an mir!"
„Unterlasse doch bitte diese Seitenhiebe", sprach Dumbledore ausdruckslos, als er sie ebenfalls erreicht hatte.
Aberforth begrüßte seinen Bruder nur mit einem bärenhaften Brummen.
„Und denk an meine Worte", sprach Dumbledore mit Nachdruck. „Ich würde sagen, wir treffen uns hier wieder. Um sechs Uhr."
Aberforth nickte nur und Zoe verabschiedete sich artig.
„Bis später!", sagte sie frohmütig, als sie ihren Großvater losließ.
Dieser tat dies nur widerwillig.
„Denk bitte an unsere Abmachung!", erinnerte er Aberforth ein letztes Mal.
„Jaaaa, jaaaa ... ihr wird schon nix passieren bei mir!" Und mit den Worten wandte sich sein Bruder von ihm ab.
Zoe winkte ihrem Großvater ein letztes Mal zu und hüpfte dann an Aberforths Seite, den Weg hinab, während sie wie ein Wasserfall sprudelnd alles Mögliche erzählte und sah dabei glücklich aus.
Albus Dumbledore hingegen sah ihnen besorgt nach. Es gefiel ihm überhaupt nicht, Zoe ausgerechnet jetzt in die Obhut seines leichtfertigen Bruders zu geben. Er hatte sogar versucht dieses Treffen abzusagen, doch dem aufbrausenden Aberforth hatten mal wieder die richtigen Worte auf der Zunge gelegen, um ihn umzustimmen.
Zudem hatte er Zoe nicht enttäuschen wollen, die bereits mehrmals gefragt hatte, ob sie ihren Großonkel besuchten durfte. Ganz davon abgesehen, war Zoe zumindest bei seiner heutigen Abwesenheit in Gesellschaft eines einigermaßen fähigen Zauberers. So konnte er zumindest den Besuch bei Fudge hinter sich bringen, ohne sich über Zoes Aufenthalt Sorgen zu machen. Ganz sorgenfrei, würde er dabei trotzdem nicht bleiben.
Missbilligend atmete der Schulleiter Hogwarts' einmal tief durch und im nächsten Augenblick, war er fast lautlos disappariert.
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