Weasleys Zauberhafte Zauberscherze

Am nächsten Tag halfen die Mädchen Mrs Weasley bei der Hausarbeit, die im Fuchsbau scheinbar niemals endete. Um Punkt zwölf machten sich dann Arthur, Ron und die Zwillinge mittels Kamin auf den Weg zu Harry. Da Mr Weasley im Zaubereiministerium arbeitete, war es ihm möglich gewesen den Kamin der Dursleys für einige Stunden ans Flohnetzwerk anschließen lassen, damit sie Harry auf bequemen Weg abholen konnten.

Doch anstatt wie üblich, nach etwa einer halben Stunde zurück zu sein, tickte die Uhr erbarmungslos weiter und nach circa einer Stunde wurde Ronalds Mutter nervös. Immer wieder sah sie auf die Uhr im Wohnzimmer, deren Zeiger sich nur träge bewegten und allmählich zeichnet sich Sorge im Gesicht der siebenfachen Mutter ab.

„Was dauert da nur so lange ...", sprach sie mehr zu sich selbst nach dem unzähligsten Blick auf die Uhr.

„Mach dir keine Sorgen, Mum", sagte Ginny routiniert, während sie einen selbstgestrickten Pullover zusammenlegte.

„Vielleicht war Harry noch nicht mit dem Packen fertig?", meinte Zoe und sah von Verwandlung Heute auf und ohne ihre eigenen Worte zu glauben.

Harry hasste es, bei den Dursleys zu sein. Er war sicher schon seit Tagen für die Abreise bereit. Mrs Weasley seufzte leise und widmete sich wieder der Wäsche.

Es dauerte noch eine ganze Weile, bis Tumult in der Küche ausbrach.

„Das scheinen sie zu sein", sprach Ginnys Mum erleichtert und füllte das Bügeleisen mit neuen Kohlen auf.

„Gehen wir rüber?", fragte Hermine, schlug ihr Leseband ein und klappte das Buch zu.

„Gerade noch einen Moment", bat Zoe, die den Absatz zunächst zu Ende lesen wollte.

Aus dem Zimmer nebenan war freudiges Lachen und lautes Johlen zu hören, das nach einem leisen Plop zu einer hitzigen Diskussion anschwoll.

„Da stimmt doch etwas nicht", sprach Mrs Weasley besorgt und ließ das Bügeleisen mit einem Wink ihres Zauberstabes in der Luft erstarren, um nach den Rechten sehen zu können.

Auch Hermine und Ginny sprangen nun auf und folgten Rons Mum hinaus. Ein wenig träge drückte Zoe sich ein Eselsohr in ihr Magazin, legte es beiseite und ging den anderen hinterher. In der Küche angekommen, verlange Mrs Weasley bereits energisch, von den Vorkommnissen zu erfahren.

Die Mädchen lugten an Rons Mum vorbei und Zoe erkannte, dass sie alle zurückgekehrt waren.

„Sag mir, was los ist, Arthur", wiederholte Mrs Weasley mit verlangendem Unterton.

Mr Weasley versuchte sie offensichtlich zu besänftigen: „Ach nichts, Molly, „Fred und George haben nur – aber ich hab schon mit ihnen geschimpft –"

„Was haben sie diesmal wieder ausgefressen?", rief Mrs Weasley zornig aus. „Wenn es irgendwas mit Weasleys Zauberhaften Zauberscherzen zu tun hat –"

„Warum zeigst du Harry nicht, wo er schlafen kann, Ron?", sprach Hermine auffordernd und zog betont die Brauen nach oben.

Doch Ron runzelte nur die Stirn, schüttelte den Kopf und antwortete: „Er weiß, wo er schläft. In meinem Zimmer, da hat er auch letztes Mal –"

„Wir können zusammen hochgehen", sprach Hermine dringlich und da erst fiel der Knut bei Ronald.

„Oh", meinte er nickend und griff nach Harrys Koffer, „gute Idee."

„Ja, wir kommen auch mit", sprach George sofort, doch er wurde von seiner Mutter aufgehalten.

„Ihr bleibt, wo ihr seid!", fauchte sie wütend.

Zoe machte auf dem Absatz kehrt und lief Ginny durch den schmalen Flur hinterher. Die Jüngste führte sie die Treppe hinauf und warf einen prüfenden Blick über die Schulter, ob Hermine, Ron und Harry ebenfalls folgten. Nachdem sie das erste Podest erklommen hatten, hallte die donnernde Stimme von Mrs Weasley zu ihnen hinauf.

„Was bedeutet Weasleys Zauberhafte Zauberscherze?"

Ron und Ginny kicherten begannen zu kichern, doch es war Ron, der Harry leise erklärte: „Mum hat beim Putzen in Freds und Georges Zimmer einen Stapel Bestellformulare gefunden. Ellenlange Preislisten für das Zeug, das sie erfunden haben. Scherzartikel, du kennst das ja. Falsche Zauberstäbe und Süßigkeiten mit eingebauter Überraschung, 'ne ganze Menge davon. Einfach genial, ich hätte nie gedacht, dass sie so erfinderisch sind ..."

„Schon seit langem hören wir es aus ihrem Zimmer ständig knallen", fügte Ginny hinzu, „aber wir wären nie darauf gekommen, dass sie dieses Zeug wie am Fließband herstellen. Wir dachten, sie stehen einfach auf Krach."

„Nur, das meiste davon – na ja, eigentlich alles – war ein wenig gefährlich", gab Ron zu, „und dann, musst du wissen, wollten sie es auch noch in Hogwarts verkaufen. Da ist Mum an die Decke gegangen. Sie hat ihnen verboten, an den Sachen weiter zu basteln, und hat alle Bestellformulare verbrannt ... Sie ist ohnehin sauer auf die beiden. Sie haben nicht so viele ZAGs gekriegt, wie sie erwartet hat."

„Und dann hat es diesen Riesenkrach gegeben", fuhr Ginny fort, „weil Mum will, dass die beiden sich im Zaubereiministerium bewerben, wo Dad arbeitet, aber sie meinten, sie wollten eigentlich nur einen Scherzartikelladen aufmachen."

Just in dem Moment, da Ginny ihren Satz beendete, hatte sich die Tür auf dem zweiten Treppenabsatz geöffnet und Percy streckte seinen Kopf heraus. Er sah genervt aus und blickte sie durch seine große Hornbrille hindurch mahnend an.

„Hallo, Percy", begrüßte Harry ihn sofort.

„Ach, hallo, Harry", sprach dieser. „Ich wollte nur wissen, wer so viel Lärm macht. Ich versuche hier drin zu arbeiten, musst du wissen – ich muss fürs Büro noch einen Bericht schreiben – und es ist ziemlich schwer sich zu konzentrieren, wenn ständig Leute die Treppe rauf- und runterpoltern."

„Wir poltern nicht", meckerte Ron sofort verärgert. „Wir gehen. Verzeihung, wenn wir die streng geheime Arbeit des Zaubereiministeriums gestört haben."

„Woran arbeitest du denn?", hakte Harry neugierig nach.

„An einem Bericht für die Abteilung Internationale Magische Zusammenarbeit", antwortete Percy mit einem wichtigtuerischen Schnauben „Wir versuchen die Kesseldicken endlich zu vereinheitlichen. Manche von diesen –" Er hielt empört inne, als Zoe zu kichern begann und bedachte sie mit einem scharfen Blick.

„Tschuldigung", nuschelte sie sofort und versuchte enrst dreinzublicken.

Über das Zucken ihrer Mundwinkel sah Percy großzügig hinweg, damit er fortfahren konnte.

„Manche von diesen ausländischen Importkesseln sind doch eine Spur zu dünn – die Tropfrate steigt jährlich um drei Prozent –"

„Dieser Bericht wird die Welt verändern", meinte Ron gelangweilt. „Kommt sicher auf die Titelseite des Tagespropheten, dieses Kesseltropfen."

Percy errötete unübersehbar und antwortete: „Mach du nur deine Witze, Ron, aber wenn wir nicht eine internationale Regelung durchsetzen, wird der Markt eines Tages womöglich von dünnbödigen Billigprodukten überschwemmt, die eine ernste Gefahr für –"

„Ja, ja, ist schon gut", meinte Ron unwirsch und ließ seinen Bruder einfach stehen.

Dieser schnaubte missbilligend und warf die Tür mit Schwung ins Schloss. Die Stufen unter Zoes Füßen vibrierten leicht und schließlich folgten sie Ron drei weitere Treppen hinauf, bis sie endlich sein Zimmer erreicht hatten. Doch noch bevor sie eingetreten waren, drang Mrs Weasleys schrille Stimme durchs ganze Haus.

Hermine und Zoe sahen sich einen Moment mitfühlend an.

„Scheint so", meinte Harry leise, „als hätte sie nun von den Toffeebohnen erfahren."

„Toffeebohnen?", fragte Zoe stirnrunzelnd.

„Sie sind ihnen aus der Tasche gefallen – naja, zumindest sollte es wohl so aussehen, als wäre es so gewesen", erklärte Harry und unterdrückte ein Kichern. „Ihr wisst ja, dass mein Cousin diäten muss und er hat eines der Bonbons vom Boden aufgehoben und gegessen."

Ginnys Augen weiteten sich vor Entsetzen und Hermine schnappte nervös nach Luft.

„Was ist dann passiert?", wollte sie wissen.

„Nun ja", fuhr Harry amüsiert fort, „seine Zunge fing unkontrolliert an zu wachsen, und meine Tante und mein Onkel sind fast durchgedreht. Euer Dad wollte natürlich sofort helfen, doch sie ließen es nicht zu und dann musste ich leider auch schon gehen ..."

„Ist denn mit deinem Cousin alles in Ordnung?", fragte Hermine besorgt.

Doch Harry zuckte nur mit den Schultern und sprach: „Denke schon, sonst wär Mr Weasley nicht hier, oder?"

„Aber das war wirklich gefährlich!", meinte Zoe und sah ihre Freunde der Reihe nach an. „Er ... er hätte ersticken können. Sie dürfen doch nicht einfach, ihre Erfindungen an Menschen testen."

„So sind eben Fred und George", meinte Ron gleichgültig und stieß die Tür seines Zimmers auf. „Da machst du nichts dran."

Sie gingen hinein und während Ron die Tür hinter seinen Freunden schloss sah sich Zoe interessiert um. Es war das erste Mal, dass Zoe in Ronalds Zimmer war und ihr fielen gleich die Unterschiede zu Ginnys auf. Es wirkte zwar ebenso vollgestopft, doch wesentlich unordentlicher und ohne erkennbare Struktur. Poster von Rons Lieblingsquidditchmannschaft, den Chudley Cannons, zierten die Wände und Decke und Zoe musste den Blick von den halsbrecherischen Manövern abwenden, die sie darauf veranstalteten. Dachschrägen ließen den Raum noch kleiner wirken, als er eigentlich war und auf dem Fensterbrett des einzigen Fensters befand sich ein Aquarium, in dem ein riesiger Frosch vor sich hindöste. Daneben, auf einem schmalen Regal, stand ein Eulenkäfig, in der Rons winzige Eule aufgeregt kreischend umhersprang.

„Schnauze, Pig", sagte Ron, als er sich zwischen vier aneinander gequetschte Betten vorbeizwang und fügte beinahe entschuldigend hinzu: „Fred und George schlafen auch hier, weil Bill und Charlie ihr Zimmer bekommen haben. Percy behält sein Zimmer für sich alleine, weil er ja arbeiten muss."

„Ähm", begann Harry verwirrt und folgte Ron mit dem Blick, „warum nennst du diese Eule Pig?"

„Weil Ron doof ist", warf Ginny sofort ein. „Sein richtiger Name ist nämlich Pigwidgeon."

„Ja, und das ist überhaupt kein doofer Name", meinte Ron verdrießlich. „Ginny hat ihm den Namen gegeben. Sie findet ihn süß. Und ich wollte ihn noch ändern, aber es war zu spät, er hörte auf überhaupt nichts anderes mehr. Also heißt er jetzt eben Pig."

„Ich finde den Namen gar nicht komisch", sagte Zoe und nahm auf einem der Betten Platz. „Und Pig klingt doch auch ulkig."

„Aber willst du ihn nicht einmal raus lassen?", fragte Hermine und betrachtete die kleine Eule nachdenklich. „Er wirkt ein wenig aufgedreht."

Ronald lachte trocken und öffnete die Käfigtür.

„Ich muss ihn hier oben behalten", erklärte er, „weil er Errol und Hermes ständig ärgert. Mich übrigens auch, kann ich dir sagen."

Aufgedreht flatterte Pigwidgeon abwechselnd um ihre Köpfe herum und fiepte dabei schrill. Ron hielt seinem Tier jedoch versöhnlich einen Eulenkeks hin, die der Vogel ihm im Flug aus der Hand schnappte.

„Und wo ist Krummbein?", wollte Harry wissen und sah Hermine an.

„Draußen im Garten, glaub ich", antwortete sie und warf einen prüfenden Blick aus dem Fenster. „Er hat noch nie einen Gnomen gesehen und jagt sie wie die Mäuse."

„Rons Mum lobt ihn jedes Mal überschwänglich, wenn er wieder einen erlegt hat", sprach Zoe und rückte auf, damit Harry sich neben sie setzten konnte.

Dieser schmunzelte leicht und ließ sich ebenfalls auf das Bett fallen und meinte: „Wie lange seid ihr schon hier?"

„Seit gestern", antwortete Zoe. „Mr Weasley hat den Kamin der Grangers ans Flohnetz anschließen lassen und er kam uns dann abholen."

„Das hat bei uns allerdings ohne Zwischenfälle geklappt", warf Hermine ein.

Es folgte ein kurzes Schweigen, während sie dem dumpfen, von unten kommenden Gekreische lauschten. Schließlich nahm Harry wieder den Faden auf und fragte Ron: „Percy gefällt die Arbeit, nicht wahr?"

„Gefallen?", wiederholte dieser ungläubig. „Ich glaube, er würde gar nicht mehr nach Hause kommen, wenn Dad es nicht verlangen würde. Er ist wie besessen. Frag ihn ja nicht nach seinem Chef. ‚Mr Crouch sagt dieses, Mr Crouch sagt jenes ... wie ich immer zu Mr Crouch sage ... Mr Crouch ist der Meinung ... Mr Crouch hat mich beauftragt ...'

Bald geben sie noch ihre Verlobung bekannt."

„Hast du einen schönen Sommer verbracht, Harry?", warf Hermine ein, um Ronalds Monolog zu beenden. „Und sind die Fresspakete auch angekommen?"

„Ja, vielen Dank", meinte dieser sofort und schaute dankbar in die Runde. „Diese Kuchen haben mir das Leben gerettet."

„Hat deinem Cousin die Diät wenigstens etwas gebracht?", wollte Zoe wissen.

Harry bedachte Zoe mit demselben Blick, mit dem Ron ihn selbst noch vor einer Minute angesehen hatte.

„Also wenn man meiner Tante glauben mag, ja", antwortete er. „Aber ich konnte keine Besserung feststellen."

„Geschieht ihm ganz recht", meinte Ronald gehässig und fing sich damit einen tadelnden Blick von Hermine ein. „Stimmt doch! Wer so ein Ekel ist, oder etwa nicht, Harry?"

Dieser wechselte geschickt das Thema, indem er fragte: „Und was gibt's Neues in Hogwarts, Zoe?"

Die Vierzehnjährige schnaubte vergnügt und antwortete: „Nichts ... Ist ganz schön öde dort in dem riesigen Schloss so alleine. Ich hab euch echt vermisst!"

Harry lächelte erfreut.

„Also ich wäre liebend gerne bei dir im Schloss geblieben", meinte er ehrlich. „Aber ich find's auch echt toll, dass du mit zur Weltmeisterschaft kommst!"

„Ja, vielleicht kannst du dich nach dem Spiel endlich für Quidditch begeistern", äußerte Ron optimistisch und sie lachten gemeinsam.

„Das glaube ich kaum, aber es wird wohl trotzdem eine spannende Veranstaltung werden, nicht?", sagte Zoe. „Ich bin noch nie an einem Ort mit so vielen Menschen gewesen."

„Das wird mit Abstand, das unglaublichste Ereignis in diesem Jahr!", fieberte Ron los. „Ich hab schon die ganze Zeit alle News in ‚Quidditch heute' verfolgt. Charlie bekommt sie immer noch hierher geliefert und ich reiß mir sie unter den Nagel, bevor Mum sie weiterschickt."

„Und ich hab den ganzen Sommer, wie unter einer Glaskuppel gehockt", klagte Harry. „Alles, was ich mitbekommen hab, stammt von euch."

„Und hast du was von –?", begann Ron, doch er verstummte augenblicklich, als er Hermines mahnenden Blick traf und Zoe war sofort klar, dass er nach Sirius fragen wollte.

Erst am Ende des vergangenen Schuljahres hatten sie Sirius Black zur Flucht verholfen. Doch nur sie vier und Zoes Großvater wussten um die Wahrheit, denn alle anderen hielten ihn weiterhin für einen geflohenen Massenmörder.

Eine peinliche Stille folgte und Ginny sah abwägend von Ron zu Harry. Bevor sie jedoch eine Frage hatte stellen können, warf Hermine ein: „Sie haben aufgehört zu streiten. Sollen wir runtergehen und deiner Mum mit dem Abendessen helfen?"

Ronald stimmte sofort zu und so erhob sich Zoe wieder und folgte den anderen hinab in die Küche.

Dort war Mrs Weasley bereits am Kochen und sie hatte ganz offensichtlich furchtbar schlechte Laune.

„Wir essen draußen im Garten", sprach sie mürrisch zu ihnen, als sie bemerkt wurden. „Hier drin haben wir einfach keinen Platz für zwölf Leute. Könntet ihr die Teller raustragen, Mädchen? Bill und Charlie decken die Tische. Ihr beide nehmt bitte Messer und Gabeln", meinte sie zu Ron und Harry.

Ginny, Hermine und Zoe gehorchten, schnappten sich die kunterbunt zusammengewürfelten Teller und trugen diese hinaus, während Mrs Weasley hinter ihnen schon wieder über die Zwillinge schimpfte.

„Mum ist richtig besorgt um die beiden", erklärte Ginny, nachdem sie aus der Hörweite ihrer Mutter waren. „Sie haben nicht so viele ZAG's bekommen und machen auch keine Anstalten, sich zu bessern."

Zoe zog nachdenklich die Brauen zusammen.

„Es ist ja nicht so, als wären sie dumm ...", versuchte Ginny zu erklären. „Sie haben halt nur keine Lust auf's lernen."

„Sie sollten sich wirklich etwas mehr anstrengen", hielt Hermine Mrs Weasley bei.

„Aber sie haben mit ihren Scherzartikeln echt gute Ideen."

„Selbst wenn sie diesen ganzen Kram weiter verfolgen wollen", beharrte Hermine. „Müssen sie gut aufpassen, um ihr Handwerkszeug zu erlernen."

„Die Herstellung dieser Artikel ist sicher nicht leicht", stimmte Zoe zu.

Doch Ginny lachte nur und meinte: „Ich finde es dennoch erstaunlich, was sie alles jetzt schon hinbekommen haben."

„Ich denke –", begann Hermine, wurde jedoch durch einen heftigen lauten Knall und anschließendem Gejohle unterbrochen.

Die drei Mädchen zuckten zusammen und als sie voraus sahen, erblickten sie einen unritterlichen Kampf zwischen Bill und Charlie. Die Brüder ließen zwei ramponierte Tische in der Luft schwebenden und versuchten einander zum Absturz zu bringen. Dabei wurden sie lautstark von Fred und George angefeuert. Ginny lachte vergnügt und Hermine kaute sich missbilligend auf den Lippen.

„Scheint so, als hatten sie Zeit genug, um sich Unsinn abzuschauen", flüsterte Hermine in Zoes Richtung, sich nicht schlüssig, ob sie über das Schauspiel lachen durfte.

Just in dem Moment, da Bills Tisch Charlies ein Bein abschlug, holten auch Ron und Harry sie ein. Die Jungs gesellten sich belustigt zu ihnen und sahen ebenfalls zu, als plötzlich eine Stimme über ihren Köpfen bellte: „Hört auf damit!"

Zoe wandte sich zum Haus um, und erkannte, dass sich Percy aus seinem Zimmerfenster im zweiten Stock herausgelehnt hatte.

„Verzeihung, Perce", rief Bill schmunzelnd hinauf. „Wie steht's mit den Kesselböden?"

„Ganz übel", antwortete ihm sein Bruder übellaunig und schloss das Fenster.

Sachte ließen Bill und Charlie die Tische auf dem kurzen Gras landen und Bill zauberte das abgefallene Bein wieder an die Platte.

„Achtung, Mädels", warnte er sie anschließend und schwang seinen Zauberstab.

Die Teller wurden Zoe aus der Hand gerissen, schwebten zielsicher zu den Tischen hinüber und verteilten sich gleichmäßig.

„Was ist mit uns?", fragte Ron auffordernd, der noch immer das Besteck in den Händen hielt, als Bill Anstalten machte, sich um die Stühle zu kümmern.

„Du kannst dich ruhig ein bisschen bewegen", antwortete Bill neckisch und so mussten die Jungs von Hand eindecken.

Um Punkt sieben Uhr stand eine Armada von Töpfen und Schüsseln, die mit Mrs Weasleys leckeren Speisen gefüllt waren, bereit. Alle neun Weasleys, Harry, Hermine und Zoe hatten sich eingefunden und saßen nun zusammen bei Tisch.

Zoe genoss dieses familiäre Beisammensein unter dem klaren, blauen Himmel und einmal mehr wurde sie daran erinnert, wie sehr ihr ihre eigene Familie fehlte. Doch wenn die Weasleys eine Eigenschaft hatte die sie auszeichnete, dann war es Herzlichkeit, denn nicht einen Augenaufschlag lang, hatten auch nur einer von ihnen Zoe, oder auch Harry und Hermine, das Gefühl vermittelt nicht dazuzugehören.

Zoe tat sich reichlich Salzkartoffeln, Salat und Schinkenpastete auf den Teller und ließ dann ihren Blick durch die Runde schweifen. Am Kopfende saß Mr Weasley und daneben Percy, der seinem Vater allem Anschein nach über seinen Kesselboden-Bericht informierte, und Zoe musste bei jeder Erwähnung seines Chefs – Mr Crouch – schmunzeln, weil sie an Rons Worte erinnert wurde.

Die Zwillinge waren mit Charlie in ein Gespräch vertieft, auf das Mrs Weasley – den verstohlenen Blicken nach zu urteilen, die sie den dreien immer wieder zuwarf – im Auge hatte. Und Ron, Hermine, Harry und Ginny zu ihrer Rechten unterhielten sich über das morgige Spiel.

Zoe versuchte diesen friedlichen Moment für immer in ihre Gedanken zu bannen. Versuchte die klare Luft und das idyllische Zirpen der Grillen zu verinnerlichen und auch das Gefühl von Geborgenheit zu bewahren. Und mit einem Mal war Zoe Mrs Weasley unglaublich dankbar, für deren Einladung.

„Lass es dir schmecken, Liebes", sagte Rons Mutter, die offenbar bemerkt hatte, dass Zoe noch nichts von ihrer Portion angerührt hatte.

Und so bedanke sich die Slytherin und widmete sich ihrem Essen, welches vorzüglich schmeckte und lauschte den Tischgesprächen, als die Unterhaltung am Kopfende mit einem Mal ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.

„Ist dir klar, dass Bertha Jorkins jetzt schon seit über einem Monat vermisst wird? Die Frau, die nach Albanien in den Urlaub fuhr und nicht zurückkam?", sprach Percy geringschätzend.

„Ja, ich hab Ludo nach ihr gefragt", erklärte Mr. Weasley stirnrunzelnd. „Er meint, Bertha sei schon öfter vermisst worden – obwohl ich zugeben muss, wenn es jemand aus meiner Abteilung wäre, würde ich mir Sorgen machen ..."

„Bertha ist ein hoffnungsloser Fall, gewiss. Wie ich höre, wurde sie seit Jahren von Abteilung zu Abteilung geschoben und richtete mehr Schaden als Nutzen an ... und trotzdem, Bagman sollte versuchen sie zu finden. Mr Crouch interessiert sich persönlich dafür – sie hat früher bei uns gearbeitet, weißt du, und ich glaube, Mr Crouch war ganz angetan von ihr – aber Bagman lacht immer nur und sagt, sie hätte wahrscheinlich die Landkarte falsch gelesen und sei in Australien statt in Albanien gelandet. Allerdings", Percy seufzte theatralisch und nahm einen großen Schluck von seinem Holunderblütenwein, „wir haben in der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit genug am Hals und können nicht auch noch Leute aus anderen Abteilungen suchen. Du weißt ja, nach der Weltmeisterschaft müssen wir ein weiteres Großereignis organisieren."

Zoe hob instinktiv den Kopf, weil in Percys Stimme etwas Geheimnistuerisches lag und ihre Blicke trafen sich für einige Sekunden. Dann wandte er sich wieder seinem Vater zu, hob die Stimme ein wenig an und sagte: „Du weißt schon, wovon ich rede, Vater. Diese Topsecret-Geschichte."

Ron, der ihr schräg gegenübersaß, rollte genervt mit den Augen und beugte sich zu ihnen vor, um zu sagen: „Seit er angefangen hat zu arbeiten, will er uns dazu bringen zu fragen, was das für ein Ereignis ist. Wahrscheinlich eine Ausstellung für dickwandige Kessel."

Zoe kicherten leise, wobei ihre Gedanken wieder zu ihrer alten Heimat drifteten. In Albanien hatte sie sich so wohl gefühlt. In Albanien, war ihre Welt noch behütet und heil gewesen. Das war nun bereits eine gefühlte Ewigkeit her.

„Also Bill, wirklich!", sprach Mrs Weasley. „Das ist doch kein Stil, für ein seriöses Geschäft. Ein Ohrring mit einem fürchterlichen Riesenzahn dran, wirklich, Bill, was sagen sie in der Bank?"

Der Älteste blieb jedoch gelassen und antwortete ruhig: „Mum, keiner in der Bank schert sich einen Pfifferling darum, wie ich mich anziehe, solange ich genug Schätze reinbringe."

„Und dein Haar", rief Mrs Weasley aus und strich unbewusst über ihren Zauberstab, „sieht allmählich aus, mein Lieber. Ich wünschte, du würdest mich mal kurz da ranlassen ..."

„Mir gefällt es so", mischte sich Ginny ein und schenkte ihrem Bruder ein warmes Lächeln. „Du bist so altmodisch, Mum. Außerdem ist es nicht halb so lang wie das von Professor Dumbledore ..."

Er warf Zoe einen verschwörerischen Blick zu, dann begannen sie beide zu Kichern.

Mrs Weasley schnaubte missbilligend und beschwor einige Kerzen herauf, um die aufkeimende Dunkelheit zu vertreiben. Während sie Erdbeereis zum Nachtisch aßen, schwirrte eine Flotte von Motten um das warme Kerzenlicht und Zoe lag der Duft des nahegelegenen Kräutergartens in der Nase.

Das leise, hysterische Lachen einiger Gnome mischte sich unter das Grillenkonzert, die sich anscheinend einen Spaß daraus machten, Krummbein von einem Busch zum nächsten zu locken, in der Hoffnung, einen der Gnome zu erwischen.

Zufrieden und satt ließ sich Zoe schließlich in den Stuhl zurückfallen und rieb sich den gefüllten Bauch. Als die Weasleys allesamt in ein Gespräch vertieft waren, lehnte Ron sich leicht zu Harry hinüber und flüsterte so leise, dass Zoe die Ohren spitzen musste: „Wie steht's – hast du in letzter Zeit was von Sirius gehört?"

Doch auch Harry sah zunächst in die Runde, bevor er sagte: „Jaah, zweimal. Er hört sich gut an. Ich hab ihm vorgestern geschrieben. Vielleicht antwortet er noch, während ich hier bin." Dann sah er Zoe an und hakte nach: „Hat er sich bei dir auch gemeldet."

Die Slytherin nickte nur als Antwort, weil sie sich zu sehr darüber sorgte, dass einer der anderen ihr Gespräch belauschen könnte. Dabei erinnerte sich an den Brief in dem Geheimfach ihres Koffers, den sie noch versenden wollte.

Ronald hatte den Mund gerade für eine weitere Frage geöffnet, als Mrs Weasley, nach einem Blick auf ihre Armbanduhr, erschrocken ausrief: „Schon so spät! Ihr solltet schon längst im Bett sein, die ganze Bande, ihr müsst morgen in aller Frühe aufstehen, damit ihr zum Endspiel kommt. Harry, wenn du mir die Liste mit deinen Schulsachen rauslegst, besorge ich sie dir morgen in der Winkelgasse, ich muss sowieso hin. Nach der Weltmeisterschaft ist vielleicht keine Zeit mehr, das letzte Mal hat das Endspiel fünf Tage gedauert."

„Fünf Tage?", rief Zoe, die sich gerade von ihrem Stuhl erhoben hatte, erschrocken aus.

„Uff – diesmal hoffentlich auch!", meinte Harry sofort begeistert.

„Nun, ich persönlich kann darauf verzichten", sprach Percy überheblich. „Mich schaudert, wenn ich daran denke, wie mein Eingangskorb aussähe, wenn ich fünf Tage nicht ins Büro ginge."

„Ja, vielleicht würde wieder jemand Drachenmist reinwerfen, Perce?", sprach Fred unüberhörbar und lachte.

Percys Ohren färbten sich augenblicklich rot und er erklärte verteidigend: „Das war eine Düngerprobe aus Norwegen! Nichts Persönliches!"

Dann wandte er sich um, und ging Richtung Haus davon und als er außer Hörweite war, feixte Fred: „War es doch! Wir haben sie geschickt."


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