Mad-Eye Moody
Als sich Zoe am ersten Morgen aus dem Bett schälte, hätte ihre Stimmung nicht besser sein können. Auch ihre Zimmergenossinnen waren bestens gelaunt, hatten sie doch die gemeinsame Zeit miteinander so sehr vermisst, dass sie das frühe Aufstehen gar nicht abschreckte.
Fröhlich schnatternd folgten Zoe den anderen Slytherins hinauf in die Große Halle, um zu frühstücken. Doch schon am Eingangsportal wurde sie sogleich von Hermine abgefangen.
„Warum hast du mir nichts davon erzählt?", fragte die Gryffindor vorwurfsvoll und zog damit die Aufmerksamkeit der umstehenden Slytherins auf sich.
„Ich hab selbst nichts vom Turnier gewusst!", verteidigte sich Zoe sofort.
Hermine sah sie perplex an, dann erwiderte sie: „Aber das meine ich doch gar nicht."
„Was denn sonst?"
„Dass – genau unter uns", sagte Hermine und blähte die Nasenflügel auf, „mehrere Dutzend Hauselfen versklavt werden."
Tracey und Daphne warfen sich verwunderte Blicke zu und nun runzelte auch Zoe die Stirn.
„Ääääh, was?", wollte Zoe wissen.
„Na die Hauselfen", wiederholte Hermine energisch, „sie bereiten unser Essen zu, schüren das Feuer, machen die Betten –"
„Wer denn sonst?", wollte Daphne voller Unverständnis wissen.
„Aber werden sie denn dafür bezahlt, für all das, was sie für uns tun?!"
„Hauselfen werden nicht bezahlt!", mischte sich nun auch Daphnes kleine Schwester ein, die das Gespräch mitverfolgt hatte.
„Warum nicht? Sie sind keine niedere Krea-"
„Na, weil sie Hauselfen sind!", antwortete Astoria angriffslustig und just in dem Moment fiel Zoe ein, dass die reinblütige Familie Greengrass sicher ebenfalls im Besitz eines Hauselfen war.
Hermine wollte gerade etwas erwidern, als Zoe dazwischen fuhr und versuchte, die Situation zu beschwichtigen.
„Ihr könnt ja schon mal vorgehen", sagte die Slytherin zu ihren Hausgenossinnen, „ich komme gleich nach."
Mit einem Ausdruck, als sei Hermine vollkommen übergeschnappt, wandten sich die Slytherins um und betraten die Große Halle. Zoe zog Hermine, die den drei Mädchen kopfschüttelnd nachsah, zur Seite.
„Das ist einfach unglaublich!", wetterte die Gryffindor. „Mit welcher Selbstverständlichkeit diese armen Wesen wie Sklaven behandelt werden."
„Hermine, was soll denn das?", wollte Zoe wissen.
„Ich kann diese Ungerechtigkeit einfach nicht mehr dulden!", brachte sie hervor und sah ihre Freundin vorwurfsvoll an. „Denk doch nur mal an die arme Winky. Mr Diggory hat sie wie Dreck behandelt."
„Aber den Hauselfen hier in Hogwarts geht es gut!", betonte Zoe und konnte den Gedankengang von Hermine nicht ganz nachvollziehen. „Und dem Elfen der Greengrass' sicher auch!"
„Es kann ihnen nicht gut gehen, wenn sie ihr Leben lang als Diener gehalten werden und weniger wert sind, als ein Hofhund! Sie sollten für ihre Dienstleistungen bezahlt werden, Erholungsurlaub erhalten und einfach nur frei sein tun zu –"
„Hauselfen wollen nicht frei sein!", erklärte Zoe beharrlich.
„Dobby schon!"
„Dobby ist ... naja ... anders. Und jetzt seien wir mal ehrlich: Wer wollte nicht weg von den Malfoys?"
Hermine verkniff sich ein Lächeln, doch ihre braunen Augen sahen noch immer voller Unverständnis drein.
„Eigentlich wollte ich dich fragen", begann Hermine und ihre Stimme wurde ein bisschen weicher, „ob du nach dem Frühstück mit mir in die Bibliothek kommst."
„Vor dem Unterricht?", fragte Zoe überrascht. „Wozu."
Hermine seufzte leise.
„Naja, weil ich recherchieren möchte, um zu erfahren was ich tun kann, um mehr Elfenrechte einzufordern."
Ihre Freundin hob die Brauen.
„Was willst du denn damit bezwecken?", fragte die Slytherin ungeduldig.
„Ihre Situation verbessern!", betonte Hermine und Zoe stöhnte und warf genervt den Kopf in den Nacken.
„Nein, Hermine, das halte ich für Quatsch ..." Sie konnte dem missbilligenden Blick ihrer Freundin standhalten. „Außerdem ist heute der erste Schultag! Ich will auf keinen Fall zu spät kommen."
„Du hast Recht", lenkte Hermine ein und sah auf die Uhr über den, noch leeren Stundengläsern, die ihre Hauspunkte darstellten. „Ich muss mich wirklich beeilen. Wir sehen uns dann heute Mittag, Zoe?"
„Klar, zum Mittagessen", bestätigte die Slytherin und sah dabei zu, wie Hermine sich hektisch durch eine Gruppe Hufflepuffs drängte.
„Bis später!", rief sie noch einmal hinterher und war dann aus Zoes Blick entschwunden.
Ungläubig schüttelte diese den Kopf über ihre Freundin, dann steuerte sie den Haustisch der Slytherins an. Tracey hielt Zoe schon mit einem Augenrollen ihren Stundenplan hin und sagte: „Erste Stunde Geschichte der Zauberei. Das Schuljahr fängt ja super an!"
Zoe kannte keinen Schüler, der dieses Fach mochte. Es war mit Abstand der langweiligste Unterricht an ihrer Schule. Und ihr Lehrer, Professor Binns, schaffte es obendrein noch, den sowieso schon öden Stoff so monoton vorzutragen, dass seine Schüler manches Mal nicht feststellen konnten, wann seine Sätze endeten.
Dass die Doppelstunde am heutigen Tag schneller verging, als üblich war allein der Tatsache verschuldet, dass es ihr erster Schultag war und sie alle voller Energie und Tatendrang waren.
Der anschließende Unterricht unter freiem Himmel konnte nur besser werden. Mit etwas Abstand zockelte Zoe hinter Draco und seiner Gang her und amüsierte sich köstlich darüber, dass Gregory gleich zweimal auf seinem Hintern landete, weil er auf dem nassen Gras ausrutschte. Umso vorsichtiger tat die Slytherin einen Schritt nach dem anderen, während sie sich darüber sorgte, welche Teufelskreaturen Hagrid dieses Mal für sie angeschleppt hatte. Der Wildhüter hatte eine seltsame Vorstellung von umgänglichen Tierwesen. Er liebte alles, was große Fangzähne und Giftstacheln besaß oder zumindest Feuer speien konnte. Ein kleiner Funken Hoffnung hegte die Slytherin dennoch, dass sie in diesem Jahr vielleicht Einhörner oder Mondkälber thematisieren würden – immerhin hatte diesmal kein beißendes Buch auf der Schulliste gestanden.
Als sie Hagrids kleine Holzhütte erreichten, wartete dieser bereits mit den Gryffindors auf den Rest der Klasse. Vor seinen Füßen standen mehrere offene Holzkisten, die das Interesse von Hagrids großen Saurüden geweckt hatte. Schwanzwedelnd warf sich dieser immer wieder ins Halsband, um einen Blick in das Innere der Kisten zu werfen, während Hagrid ihn ohne Schwierigkeiten zurückhielt.
Etwas zögernd trat Zoe als Letzte herbei und mischte sich unter die Gryffindors, nicht sicher, ob sie wirklich wissen wollte, was in den Kisten steckte. Das merkwürdige Rasseln und die gelegentlichen Explosionen, bestärkten ihren Wunsch nur noch zusätzlich.
„Frisch ausgebrütet", erklärte Hagrid strahlend, als sie vollzählig waren, „jetzt könnt ihr sie selbst großzieh'n! Dachte, wir machen so was wie'n Projekt draus!"
Draco, der einen Blick in eine der Kisten geworfen hatte verzog angewidert das Gesicht und meinte: „Und warum eigentlich sollen wir die großziehen?"
Hagrid sah verwirrt drein und Gregory und Vincent unterdrückten ein Kichern.
„Ich meine, wozu sind die denn nütze?", fragte Draco. „Was ist der Witz dabei?"
Etwas verlegen strich der Wildhüter sich durch den Bart, während er nach einer Antwort suchte, dann erklärte er kurz: „In'ner nächsten Stunde, Malfoy. Heut füttert ihr sie nur. Probiert doch mal'n paar verschiedene Sachen aus – ich hab sie noch nie gehabt, weiß nich, was sie lecker finden – hab Ameiseneier und Froschlebern und'n Stück Ringelnatter – nehmt einfach von allem etwas."
Zoe reckte den Hals, um zu sehen, welches Tierwesen sich in den Kisten befanden und ihre Befürchtung wurde mehr als bestätigt. Angewidert wandte sie sofort den Blick ab von den wurmartigen, schleimigen Kreaturen.
„Was ist das denn?", fragte sie leise.
Hermine antwortete mit gerümpfter Nase: „Knallrümpfige Kröter."
Die Kröter sahen schrecklich missgestaltet aus. Wie ein Schalentier ohne Panzer. Von fahler Farbe und rund fünfzehn Zentimeter groß. Blindlings krabbelten sie wild übereinander durch die Kisten. Man konnte an ihren langen dünnen Körpern keinen Kopf erkennen, nur gelegentliche Stacheln und eine Öffnung am Rumpf, aus denen sie ab und an Funken stoben oder regelrecht explodierten.
Ungläubig sah Zoe zu Hagrid auf, der gerade voller Eifer die Futtereimer herumreichte und ihnen Anweisungen gab. Ein Gestank von verwesendem Fisch schwappte zu ihr herüber und Zoe war sich nicht sicher, ob dies von den Krötern oder deren Futter kam.
Harry pickte sich ein Stück Ringelnatter aus dem Eimer und Ron nahm sich mit spitzen Fingern Froschleber und reichte es den Mädchen dann weiter.
„Nein, danke", sagte Zoe und sah den Jungs dabei zu, wie sie die Fleischstücke in die Kisten warfen.
„Fressen sie etwas?", fragte Hermine und beobachtete die Kröter kritisch.
Zoe sah wieder angewidert in die Kiste, während das Stück Ringelnatter allmählich zwischen den schleimigen Körper nach unten glitt und schauderte unwillkürlich.
„Sieht nicht so aus, als hätten sie ein Maul, oder?", sagte Ron mit finsterer Miene.
„Na wenigstens das", sprach Zoe, „dann können sie zumindest nicht beißen."
Just in dem Moment schrie Dean Thomas auf und sie drehten sich zu dem Gryffindor um. Hagrid eilte sofort zu ihm, während Dean mit schmerzverzerrtem Gesicht seine rechte Hand festhielt. Daran entwickelte sich gerade eine kastaniengroße Brandblase.
„Mich hat's erwischt!", sagte er und sah verärgert zu dem Wildhüter auf. „Sein Rumpf ist explodiert!"
„Hmh, ja, kann passieren, wenn sie losknallen", stellte Hagrid nüchtern fest und nickte.
„Sieht ganz so aus, als bräuchten sie keine Mäuler, um gefährlich zu werden", meinte Ron und entfernte sich ein wenig von den Krötern.
„Uuärrh!", kreischte Lavender Brown plötzlich neben ihnen und zog die Hand aus der Kiste. „Uuärrh, Hagrid, was ist das für ein spitzes Ding auf dem da?"
Hagrid kam zu ihr, sah über ihre Schulter auf die Kröter und auf seinem Gesicht bildete sich ein stolzes Lächeln, als er sagte: „Hmh, ja, 'n paar von denen ha'm Stacheln. Ich glaub, das sind die Männchen ... die Weibchen haben so was wie'n Saugnapf am Bauch ... ich glaub, das könnte zum Blutsaugen sein."
Zoe schüttelte es vor Ekel und Draco pfefferte seine Froschleber in die Kiste und erhob sich aus der Hocke.
„Schön", meinte er trocken, „jetzt weiß ich, warum wir sie unbedingt hätscheln sollten. Wer will nicht ein Haustier, das Brennen, stechen und Blut saugen zugleich kann?"
Hagrid Gesichtszüge entgleisten.
„Nur weil sie nicht hübsch sind", sprach Hermine sofort und verschränkte die Arme vor der Brust, „heißt das noch lange nicht, dass sie nicht nützlich sind! Drachenblut hat sagenhafte magische Wirkungen, aber einen Drachen als Haustier willst du trotzdem nicht, oder?"
Zoe sah, wie sich Ron und Harry verschwörerische Blicke zuwarfen und musste augenblicklich an Nobert denken. Hagrid hatte während ihres ersten Schuljahres tatsächlich versucht, einen jungen Drachen in seiner Holzhütte aufzuziehen.
Der Wildhüter schenkte Hermine ein dankbares Lächeln, doch Zoe wurde einfach die Befürchtung nicht los, dass diese Kröter vermutlich keinen nennenswerten Nutzen hatten und einfach nur eklig waren. Hermines Einwurf hatte jedoch zumindest Draco zum Schweigen gebracht und so sah die Slytherin ihren Freunden den Rest der Stunde dabei zu, wie sie Hagrids Zutaten in die Kisten warfen.
„Na, wenigstens sind diese Kröter klein", meinte Ron, als sie nach dem Unterricht hinauf zum Schloss gingen.
„Das sind sie jetzt noch", sprach Hermine genervt, „aber sobald Hagrid rausgefunden hat, was sie fressen, werden sie sicher zwei Meter lang."
Ron grinste amüsiert und antwortete: „Na und, das macht doch nichts, wenn sie am Ende die Seekrankheit oder so was heilen können!"
Hermine verdrehte die Augen.
„Du weißt ganz genau, dass ich das nur gesagt habe, um Malfoy abzuwürgen. In Wahrheit denke ich, dass er Recht hat. Das Beste wäre, die alle totzutreten, bevor sie anfangen, über uns herzufallen."
„Also ich würde so'was ja normalerweise nicht sagen", meinte Zoe, als sie die Große Halle für das Mittagessen betraten, „aber ich hoffen wirklich, dass die Viecher bis zur nächsten Stunde verhungert sind."
Zoe folgte ihren Freunden an den Gryffindortisch und ließ sich zwischen Harry und Hermine nieder. Ihre Freundin hatte bereits begonnen, sich Lammkoteletts, Rosenkohl und Kartoffeln auf den Teller zu schaufeln und alles herunter zu schlingen.
Die Slytherin starrte ihre Freundin schockiert an und fragte: „Was ist denn mit dir los?"
„Ähem", meinte Ron, der ihr Gegenüber saß, „ist das dein neuer Feldzug für die Elfenrechte Dass du futterst bis zum Erbrechen?"
„Nein", antwortete die Gryffindor mit vollem Mund, „ich will nur schnell in die Bibliothek kommen."
„Wie bitte?", hakte Ron ungläubig nach. „Hermine – wir sind gerade mal den ersten Tag hier! Wir haben noch nicht mal Hausaufgaben!"
Doch diese zuckte nur mit den Schulter, leerte ihren Teller, sprang auf und sprach: „Bis zum Abendessen! Zoe, wir sehen uns in Arithmantik!"
Noch im Laufschritt schwang Hermine ihre Tasche über die Schulter, durchquerte die Große Halle und schlüpfte durch die Türen, als gerade eine kleine Gruppe Ravenclaws hereinkamen.
„Was ist denn in die gefahren?", fragte Ron fassungslos und sah seiner Freundin nach.
„Bestimmt recherchiert sie wieder für die Rechte der Hauselfen", spekulierte Zoe.
„Im Ernst?", wollte Ron wissen.
Die Slytherin nickte und entgegnete: „Sie hat mich heute Morgen schon dazu überreden wollen ihr zu helfen."
„Und du hast es abgelehnt?", fragte Harry überrascht und nahm sich einen Nachschlag.
„Weil es quatsch ist", versuchte Zoe zu erklären, „niemand braucht die Hauselfen von Hogwarts zu befreien. Es geht ihnen gut und das würde sie nur unglücklich machen."
„Aber was ist mit den anderen?", fragte Harry und fing sich einen kritischen Blick von Ron ein. „Elfen wie Dobby, oder Winky ..."
„Du hast doch selbst gesehen, dass für Winky eine Welt zusammengebrochen ist, als Mr Crouch ihr mit Kleidung gedroht hat", warf Zoe ein.
„Und was Dobby betrifft", sagte Ron und betrachtete Harry, „er ist nicht normal. Er hat versucht dich umzubringen!"
„Er wollte mich schützen", korrigierte Harry.
„Indem er dich vom Besen haut, Mann!"
Zoe lachte schnauben und schob ihren Teller von sich.
„Lassen wir Hermine einfach", meinte sie schließlich. „Damit fühlt sie sich eben nicht untätig."
Die Jungs stimmten der Slytherin zu und genossen währenddessen ihren Nachtisch.
„Wir sollten bald losgehen, für Wahrsagen müssen wir hoch in den Nordturm", meinte Harry irgendwann und sah bedröppelt drein. „Mal sehen, wie oft mir heute Unheil prophezeit wird ... Hast du jetzt Kräuterkunde, Zoe?"
Die Slytherin leerte ihr Glas mit Kürbissaft und antwortete dann: „Nein, Arithmantik. Kräuterkunde steht erst morgen auf dem Plan."
„Viel Spaß dabei", sagte Ron schadenfroh, als sie sich erhoben.
„Warum?", wollte Zoe sofort wissen und eine ungute Vorahnung kroch ihr Rückgrat hinauf.
„Ihr dürft Bubotubler-Eiter ernten", antwortete Harry grinsend.
Gemeinsam verließen sie die Große Halle und Zoe entspannte sich wieder ein bisschen.
„Naja, schlimmer als die Kröter dürfte es nicht werden", meinte sie hoffnungsvoll.
Die Jungs lachten bestätigend und verabschiedeten sich von ihrer Freundin und Zoe schlug den Weg zum Klassenzimmer ein.
Professor Vektor ließ jedoch die erste Stunde langsam angehen. Sie wiederholten ein paar Grundregeln und machte Übungen zu den Themen des vergangenen Schuljahres, um diese wieder aufzufrischen, da diese die Basis für die kommenden Aufgaben sein würden.
Zoe gingen die Rechnungen gut von der Hand und als es zum Ende der Stunde läutete erließ Professor Vektor ihnen sogar die Hausaufgaben.
„Schauen Sie sich den Stoff noch einmal an, wenn Sie darin unsicher sind", betonte sie ernst. „Für die nächste Stunde müssen die Regeln sitzen!"
Zoe packte eilig ihre Sachen zusammen und schloss sich dann Tracey, Daphne und Hermine an.
„Ich hätte nie gedacht", sagte Tracey zu Hermine, als sie den Korridor entlang gingen, „dass ich mal erlebe, dass ausgerechnet du zu spät zum Unterricht kommst!"
„Fast zu spät!", korrigierte Hermine verlegen. „Immerhin hat Professor Vektor noch nicht angefangen ..."
„Was hast du getrieben?", wollte Tracey wissen.
„Ich war in der Bibliothek, um für mein Elfenrechte-Projekt zu recherchieren", erklärte die Muggelstämmigen, „ich denke, ich werde eine Art Bund gründen und ein paar Mitglieder mobilisieren."
Daphne lachte spitz.
„Was ist daran komisch?"
„Wer werden die Mitglieder sein? Du und Zoe?", meinte die Slytherin belustigt.
„Ich denke!", erklärte Hermine ruhig, „wenn ich erst mal ein paar Flyer verteile und auf die vorhandenen Missstände hinweise, werden einigen die Augen aufgehen."
Daphne sah die Gryffindor mit einem bemitleidenswerten Blick an. Es kam Zoe gerade gelegen, dass Ron und Harry ihnen just in diesem Moment über den Weg liefen und so konnte sie vom Thema ablenken.
„Na", sprach sie zu den beiden, „wie war Wahrsagen?"
Harry runzelte die Stirn.
„Professor Trelawney hat in Harry gelesen, dass er im Winter geboren ist", sagte Ron kichernd.
„Traurig, dass sie das nicht wusste", gab Zoe amüsiert zurück, „das muss doch in ein paar Dutzend Artikeln über den ‚Jungen der Überlebte' gestanden haben."
„Je mehr Voraussagen sie macht, desto besser wird ihre Trefferquote", äußerte Hermine herablassend.
„Wir müssen auch noch ein eigenes Horoskop erstellen", fügte der Schwarzhaarige augenrollend hinzu.
„Das wird uns das ganze Wochenende kosten, sag ich dir ...", grummelte Ron.
Hermine, die im vergangenen Jahr Wahrsage abgewählt hatte, nachdem sie Professor Trelawney als Hochstaplerin abgetan hatte, sagte strahlend: „'ne Menge Hausaufgaben? Professor Vektor hat uns jedenfalls überhaupt keine gegeben!"
Ihre Worte wirkten bei Ron wie Öl in Feuer.
„Ist ja ganz toll von Professor Vektor", fauchte er missgelaunt.
Danach folgten sie stumm dem Strom der Schüler, die in die Eingangshalle drängten und verloren dabei Tracey und Daphne aus den Augen, als sich eine feixende Stimme über dem Gemurmel der anderen erhob.
„Weasley! Hey, Weasley!"
Zoe blieb stehen, um sich nach Ron umzusehen, denn sie hatte Dracos Stimme sofort erkannt und seine Tonlage ließ nichts Gutes vermuten.
„Komm", meinte Zoe zu Ron, weil sie keine Lust auf Ärger hatte, „ignoriert ihn einfach!"
Doch Ronald, schon wegen Wahrsagen schlecht gelaunt, hatte sich bereits umgewandt und antwortete schroff: „Was gibt's?"
„Dein Dad steht in der Zeitung, Weasley!", sprach Draco möglichst laut und wedelte mit dem Tagespropheten in der Luft, um damit viel Aufmerksamkeit zu erregen.
„Hör dir das an!", sagte er und las laut vor: „Weitere Pannen im Zaubereiministerium - Es scheint, als sei die Pannenserie im Zaubereiministerium noch längst nicht zu Ende. Das Ministerium, erst jüngst heftiger Kritik ausgesetzt wegen der mangelhaften Kontrolle der Besucher während der Quidditch-Weltmeisterschaft und immer noch nicht in der Lage, das Verschwinden einer seiner Hexen zu erklären, wurde gestern in neue Verlegenheit gestürzt durch das merkwürdige Gebaren von Arnold Weasley vom Amt gegen den Missbrauch von Muggelartefakten."
Draco machte eine dramatische Pause und sah kurz auf. Die Schüler um sie herum waren nun auch stehen geblieben, um zuzuhören. Rons Ohren begannen rot anzulaufen.
„Stell dir vor", sagte Draco und grinste den Rothaarigen angriffslustig an, „die haben nicht mal seinen Namen richtig geschrieben, Weasley, als ob er eine komplette Null wäre!"
„Gib das her, Draco!" Zoe hatte sich zwischen ihren Freunden durchgedrängt, war auf den Slytherin zugesprungen und versuchte diesem den Propheten aus der Hand zu reißen. Doch Vincent und Gregory schubsten sie einfach zurück, sodass Harry sie auffangen musste.
„Arnold Weasley", fuhr Draco klar und deutlich fort, „der vor zwei Jahren wegen des Besitzes eines fliegenden Autos angezeigt wurde, war gestern in eine Rangelei mit mehreren Gesetzeshütern der Muggel („Polizisten") verwickelt. Der Grund waren einige höchst angriffslustige Mülleimer. Mr Weasley war offenbar einem gewissen „Mad-Eye" Moody zu Hilfe geeilt, einem in die Jahre gekommenen Ex-Auroren, den das Ministerium in den Ruhestand versetzt hatte, als er den Unterschied zwischen einem Händedruck und einem Mordversuch nicht mehr zu erkennen vermochte. Es wird niemanden überraschen, dass Mr Weasley bei seiner Ankunft in Mr Moodys schwer bewachtem Haus feststellte, dass Mr Moody wieder einmal falschen Alarm geschlagen hatte. Mr Weasley war gezwungen, mehrere Gedächtnisse zu verändern, weigerte sich jedoch, auf die Frage des Tagespropheten zu antworten, warum er das Ministerium in ein so würdeloses und möglicherweise peinliches Geschehen verwickelt hatte.
Und hier ist ein Bild, Weasley!", kommentierte Draco und hielt die Zeitung in ihre Richtung. „Ein Bild deiner Eltern vor ihrem Haus – wenn man das überhaupt Haus nennen kann! Deine Mutter könnte auch ein paar Pfunde weniger vertragen!"
Ron zitterte vor Zorn und Zoe konnte es ihm nachfühlen. Mrs Weasley war mit Abstand die warmherzigste und führsorglichste Person, die sie kannte und Dracos herablassende Verhöhnung machte auch sie unglaublich wütend.
Mit einer überraschenden Kraft warf sich die Slytherin gegen Dracos Bodyguards und bekam fast einen Zipfel der Zeitung zu fassen. Doch die Slytherins blieben standhaft.
„Zoe, komm!", meinte Hermine und packte sie am Umhang, während Harry Ron zum Gehen drängte und folgte ihr nur widerwillig.
Malfoy lachte arrogant über Harrys Verwünschungen und höhnte: „Ach ja, du warst doch im Sommer zu Besuch bei denen, oder, Potter. Also sag mal, ist seine Mutter wirklich so fett oder sieht es auf dem Bild nur so aus?"
Harry, der Ron vor sich her geschubst hatte, wandte sich um und zischte zurück: „Und was ist mit deiner Mutter, Malfoy? Warum macht sie ständig ein Gesicht, als ob sie Mist unter der Nase hätte? Hat sie immer schon so ausgesehen, oder ist es erst, seit es dich gibt?"
Dracos Gesichtszüge schlugen um und ein Hauch von Rosa zeichnete sich in seinem blassen Gesicht ab. Er ließ die Zeichnung sinken und sagte leise: „Wag es bloß nicht, meine Mutter zu beleidigen, Potter."
„Dann halt dein dreckiges Maul", rief Harry und wandte sich, nun ebenfalls zum Gehen um.
Zoe, warf einen verhassten Blick zurück auf Malfoy und sah gerade noch, dass dieser den Zauberstab gezückt hatte.
„Runter!", rief sie, warf die Hände über den Kopf und duckte sich weg.
Ein roter Lichtblitz zischte knapp an Harrys Gesicht vorbei und er griff ebenfalls nach seinem Zauberstab. Aber so schnell hätte der Gryffindor ihn gar nicht sein können, denn Draco zielte bereits erneut auf ihn, doch seinen nächsten Zauber sollte er nie aussprechen.
„O nein, das machst du nicht, Freundchen!", rief eine wütende Stimme und ein leiser Knall schallte durch die Eingangshalle.
Harry wirbelte herum und gab Zoe somit Blick frei auf das, was vor ihnen lag. Die Schülermenge hatte sich beim Ausarten des Streits an die Wände gedrückt und nun lag in der Mitte der feien Fläche ein kleines, weißes Frettchen auf dem gepflasterten Boden.
Eine Totenstille umgab sie plötzlich nur unterbrochen von dem leisen Klonk Klonk von Mad-Eye Moodys Holzbein machte, währenddessen dieser die Marmortreppe hinab stieg.
Er kam auf sie zu und blieb schließlich vor Harry stehen. Sein menschliches Auge blickte ihn an, während von dem magischen nur das Weiße zu sehen war.
„Hat er dich erwischt?", fragte Moody Harry zähneknirschend.
Dieser starrte ihn völlig perplex an, bevor er antwortete: „Nein, „ging daneben."
„Lass es liegen!", bellte Moody so plötzlich, dass Harry zusammenzuckte und irritiert „Was denn?", fragte.
„Nicht du", antwortete der Ex-Auror und deutete hinter seinen Rücken, „er!"
Zoes Blick fiel wieder auf das Frettchen, das vor ihnen auf dem Boden lag, und das Vincent gerade hatte aufheben wollen. Und da dämmerte es der Vierzehnjährigen plötzlich. Moodys magisches Auge konnte aus seinen Hinterkopf hinaus sehen.
Vincent blieb wie versteinert stehen und schaute seinen Lehrer mit aufgerissenen Augen an. Doch als dieser sich umwandte und auf ihn, Gregory und das Frettchen zuhielt ergriff die beiden Panik. Die Jungs stolperten zurück und das Frettchen kreischte verängstigt.
„Hier geblieben!", donnerte Moody.
Dann richtete er den Zauberstab auf das Tier und es wirbelte einige Meter in die Luft. Im Anschluss klatschte das Frettchen auf den Boden und Moody ließ er erneut in die Höhe fliegen. Erschrocken schlug sich Hermine die Hand vor dem Mund.
„Was ist?", wollte Zoe wissen, als das Frettchen wieder auf dem Boden aufklatschte.
„Hast du's nicht gesehen?", wimmerte Hermine.
„Was gesehen?", wollte Zoe wissen und nun fielen ihr die entsetzten Gesichter der Schaulustigen um sie herum auf. „Ist das ...?", fragte sie erschrocken, doch die Frage blieb ihr im Hals stecken.
„Ich mag Leute, die angreifen, wenn ihnen der Gegner den Rücken zukehrt, überhaupt nicht", brummte Moody, während er das Tier immer und immer wieder in die Luft hob „Widerlich, feige, gemein ist das ..."
Starr vor Entsetzten konnte Zoe nur dabei zusehen, wie das Frettchen verzweifelt mit seinen Beinen in der Luft strampelte und Moody es immer und immer wieder auf den Boden schlug während er sagte: „Tu – das – nie – wieder –"
„Professor Moody!"
Zoe war beinahe erleichtert, als Professor McGonagall am Absatz der Marmortreppe erschien, mit einem Stapel Bücher auf den Armen, und misstrauisch zu der Szenerie in der Eingangshalle hinabsah. Moody schien sich jedoch keiner Schuld bewusst zu sein und antwortete schlicht: „Hallo, Professor McGonagall."
Die stellvertretende Schulleiterin schien etwas zu wittern, angesichts der verzerrten Gesichter, der Schüler um sie herum.
„Was ... was tun Sie da?", fragte sie und beobachtete das Frettchen genau.
„Unterrichten", antwortete Moody.
„Unter-", begann sie, „Moody, ist das ein Schüler?"
Als der Ex-Auror nickte ließ Professor McGonagall vor Fassungslosigkeit die Bücher fallen und zückte ihren Zauberstab. Eilig hastete sie einige Stufen hinunter und kreischte: „Nein!"
Ihr Zauberstab wutschte durch die Luft und mit einem lauten Knall verwandelte sich das Frettchen zurück in Draco, der zusammengesunken und sichtlich mitgenommen für einige Sekunden auf dem Boden liegen blieb; den Kopf rot, das Gesicht schmerzverzerrt und Tränen stand ihm in den Augen. Er sah so elendig aus, dass Zoe fast mit ihm Mitleid gehabt hätte – wäre er nicht so kurz zuvor noch so ein unausstehlicher Widerling gewesen.
„Moody", rief die Verwandlungslehrerin zornig, als sie versichert war, dass Draco sich aufrappelte, „wir setzen Verwandlungen niemals zur Bestrafung ein! Das hat Ihnen Professor Dumbledore doch sicher gesagt?"
Unberührt kratzte sich Mad-Eye am Kinn und steckte seinen Zauberstab weg.
„Hat er vielleicht mal erwähnt, ja", sagte er, „aber ich dachte, ein kurzer Schock, der richtig wehtut –"
„Wir geben Strafarbeiten, Moody! Oder sprechen mit dem Leiter des Hauses, dem der Missetäter angehört!", donnerte Professor McGonagall.
„Das werd' ich schon noch tun", murrte Moody und betrachtete Draco inständig.
Der Slytherin erwiderte den Blick aus wässrigen Augen und murmelte etwas, dass Zoe nicht hören musste, um es zu verstehen: ‚Wenn mein Vater davon erfährt.'
Diese Drohung schien Moody den Rest zu geben.
Unerwartet flink humpelte er auf Draco zu und sprach bedrohlich: „Ach ja? Gut, ich kenn deinen Vater schon sehr lange, Junge ... sag ihm, dass Moody seinen Sohn jetzt scharf im Auge behält ... sag ihm das von mir ... und euer Hauslehrer ist sicher Snape?"
„Ja", antwortet Draco und seine Mundwinkel zuckten.
„Noch ein alter Freund", murrte Moody. „Ich freu mich schon die ganze Zeit auf ein Pläuschen mit Snape ... komm mit, du ..."
Er schnappte sich Draco und zog diesen hinter sich her. Gemeinsam schlugen sie den Weg in die Kerker ein und das Letzte, was Zoe von den beiden sah, war Dracos verängstigter Blick, der Vincent und Gregory galt.
Einen Moment sah Professor McGonagall ihnen missbilligend hinterher, dann war sie daran die Situation zu entschärfen. Mit einem Schwung ihres Zauberstabs, flogen die Bücher ihr zurück in den Arm und sie mahnte die Schüler wieder ihrer Sache nachzugehen.
Etwas verwirrt, folgte Zoe schließlich Hermine in die Große Halle. Wortlos nahmen sie am Gryffindortisch platz und das Geschehene verbreitete sich wie ein flüsterndes Lauffeuer in der Halle. Noch immer schockiert, ließ Zoe den Blick über ihre Freunde schweifen, dann brach die Paralyse, als Harry nach dem Essen griff.
„Im Augenblick will ich noch kein Wort von euch hören", mahnte Ron, als Harry ihn fragend angesehen hatte.
„Warum nicht?", wollte Hermine verwundert wissen.
„Weil ich das für immer in mein Gedächtnis einbrennen will", antwortete Ron, legte beide Hände an die Schläfen und schloss die Augen „Draco Malfoy, das sagenhafte hopsende Frettchen ..."
Sowohl Harry, als auch Hermine lachten. Doch Zoe war irgendwie nicht nach Lachen zumute.
„Eigentlich ist das nicht so witzig", versuchte sie zu erklären, „also nicht, dass es Draco nicht verdient hätte ... Aber ... war das – legal?"
„Wen interessiert's?", sagte Ron und hielt die Augen geschlossen. „So 'ne Abreibung hat er schon seit der ersten Klasse verdient!"
„Dabei hätte er Malfoy aber ernsthaft verletzen können", lenkte Hermine ein und hielt Harry ihren Teller hin, damit dieser ihr Rinderschmorbraten drauf tat. „Eigentlich war es gut, dass Professor McGonagall eingeschritten ist –"
„Hermine", sprach Ron vorwurfsvoll und öffnete die Augen „Du zerstörst gerade den schönsten Moment meines Lebens!"
Die Gryffindor schüttelte nur den Kopf und begann dann wieder in atemberaubender Geschwindigkeit zu essen.
„Erklär mir ja nicht, du willst heute Abend wieder in die Bibliothek?", fragte Harry und zog die Brauen in die Höhe.
„Allerdings", antwortete Hermine kauend, „'ne Menge zu tun."
„Aber du hast uns doch gesagt, Professor Vektor –"
„Es geht nicht um Hausaufgaben", sagte sie ungeduldig. „Kommst du heute mit, Zoe?"
„Nope", meinte die Slytherin schlicht und ließ ihren Blick über den Tisch gleiten, um Appetit zu bekommen.
Der Schreck saß ihr noch zu sehr in den Knochen, als dass sie jetzt etwas hätte essen können.
„Na dann", sagte Hermine ein paar Minuten später. „Sehen wir uns erst morgen wieder. Bis nachher, Jungs."
Sie erhob sich eilig und lief aus der Großen Halle, ohne auch nur einmal zurückzublicken.
„Willst du nichts essen?", fragte Harry nach einer Weile, als ihm auffiel, dass Zoes Teller noch immer leer geblieben war.
Diese schüttelte nur den Kopf und meinte: „Ich hole mir für später eine Pastete mit."
Und just in dem Moment, als sie nach der Schale griff, schmiss sich einer von Rons Zwillingsbrüdern zwischen sie.
„Moody!", keucht er beeindruckt. „Wie cool ist er?"
„Ultracool", antwortete George und setzte sich auf dem freien Platz gegenüber von Fred.
„Supercool", bestätigte Lee Jordan die beiden und quetschte sich zwischen George und einen Erstklässler.
„Da bin ich mir nicht mehr so sicher ...", meinte Zoe leise und die drei sahen die Slytherin an, als hätte sie den Verstand verloren.
„Wir hatten ihn heute Nachmittag", erklärte Lee und sah beeindruckt aus.
Das machte auch Harry neugierig.
„Und wie war's?", wollte dieser wissen.
Die Zwillinge warfen sich bedeutungsschwere Blicke zu. Dann antwortete Fred: „So 'ne Stunde hab ich noch nie erlebt!"
„Er weiß es, Mann", sprach Lee, starrte ins Leere und nickte bestätigend.
Nun lehnte sich auch Ron vor, um mehr von dem Gespräch mitzubekommen.
„Weiß was?", hakte der Rothaarige nach.
„Weiß, wie es ist, dort draußen zu sein und es zu tun", antwortete George energisch.
„Was zu tun?", fragte Harry.
„Gegen die schwarzen Magier zu kämpfen", erklärte Fred, als sei es das Selbstverständlichste der Welt.
„Er hat alles erlebt", sprach George.
„Naja", meinte Zoe weniger beeindruckt, „das war sein Job, als Auror, oder?"
„Irre", bestätigte Lee.
Ronald zog seinen Stundenplan hervor und sagte dann enttäuscht: „Wir haben ihn erst am Donnerstag!"
„Freut euch drauf!", beschwor Fred und erhob sich wieder vom Tisch.
„Ihr werdet beeindruckt sein", meinte George und folgte zusammen mit Lee seinem Bruder.
Als Ron seinen Plan auf den Tisch legte, sprang Zoe ein Wort sofort ins Auge: Zaubertränke.
Nervös biss sich die Slytherin auf die Lippen. Schon bald würde sie zusammen mit den Gryffindors zum ersten Mal in diesem Jahr Zaubertränke haben und damit würde sie ihrem Hauslehrer endgültig nicht mehr aus dem Weg gehen können ...
Nachdem Zoe ihren Brief an Sirius endlich in die Eulerei gebracht hatte, verbrachte sie die Freizeit am Abend mit einem Schachduell gegen Theodore. Mit jeder Stunde, die Theo hier in Hogwarts war, schien seine Laune besser zu werden und schließlich schlug er sie gleich drei Mal hintereinander.
Gerade, als sie damit begannen, die Figuren wieder in die Box zu scheuchen öffnete sich knirschend die Steinwand zum Gemeinschaftsraum und Draco kam herein. Wütend warf er seine Schultasche in die Ecke, setzte sich an einen der Tische und kramte Feder und Pergament hervor.
„Draco, alles in Ordnung mit dir?", fragte Pansy, sprang vom Lehnsessel auf und ging zu ihm hinüber.
„Lass mich in Ruhe!", fauchte Draco unfreundlich, kippte den Inhalt seiner Tasche aus und Griff nach Pergament und Feder. „Ich schreib meinem Vater. Der kann was erleben!"
„Mit Moody solltest du dich nicht anlegen", sagte Theodore leise und klappte das Schachbrett zusammen.
Draco erstarrte über seinem Pergament. Einige Sekunden lang, dachte Zoe er würde sich eine Formulierung überlegen, doch dann ließ er die Feder fallen, stand auf und kam bedrohlich auf Theodore zu.
„Meinst du ich hab Angst?", zischte Draco, als er ihren Tisch erreicht hatte. „Vor diesem einbeinigen Krüppel?"
Gebannt sah Zoe von Theo zu Draco und wieder zurück. Ihr war sofort klar, dass Draco nach seiner öffentlichen Blamage nur zu gerne einen Grund gefunden hätte, um seiner Wut Luft zu machen. Es war Theodore anzusehen, dass er es bereut hatte, überhaupt etwas gesagt zu haben, aber schließlich lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und schaute zu Draco auf.
„Du weißt, dass Askaban die Hälfte seiner Häftlinge Mad-Eye Moody verdankt?", sprach Theo leise.
„Und keiner von ihnen ist ein Malfoy", höhnte Draco überheblich.
„Seid ihr über solcherlei Dinge erhaben?"
„Moody ist nur noch ein alter Mann!"
„Er hat meinen Onkel erledigt", gab Theo ernst zurück.
„Dann war dein Onkel eben ein Idiot!", provozierte Draco.
Das war genug für Zoe. Wütend erhob sie sich. Ihre Hand glitt in die Tasche ihres Umhangs und umklammerte fest ihren Zauberstab, bevor sie sagte: „Wie viele Familien willst du heute eigentlich noch beleidigen, Draco?"
„Setz dich wieder!", befahl dieser ihr, ohne seinen Blick von Theodore zu nehmen.
„Spinnst du?", schrie Zoe zurück. „Du hast mir gar nichts zu sagen!"
„Dann halt dich da eben raus!"
„Und ich nehm' schon gar keine Befehle, von einem garstigen, kleinen Frettchen an!", fauchte Zoe zurück.
Draco zog seinen Zauberstab und nun mischte sich auch einer der Vertrauensschüler ein.
„Steck den sofort wieder ein, Malfoy!", befahl Connor O'Sullivan.
„Tu's doch, Draco!", flüsterte Zoe provokant. „Ich würd's Moody liebend gerne erzählen, du weißt ja, dass er ein guter Freund von meinem Großvater ist."
Der Malfoy funkelte sie zornig über seinen Zauberstab hinweg an.
„Ich find dich auch viel süßer, als Frettchen", summte Zoe zuckersüß.
Dracos Gesichtszüge zuckten, doch bevor er etwas hätte tun können, sprach Connor: „Ich sag's nicht noch einmal, Malfoy!"
Der Slytherin bebte vor Zorn, er ließ jedoch schließlich seinen Zauberstab sinken. Dann ging er wortlos hinüber zum Tisch, packte seine Utensilien zusammen, schulterte die Tasche und verschwand in Richtung der Jungenschlafsäle.
„Du kleines Biest!", fluchte Pansy Zoe im Vorbeigehen ins Ohr und folgte dem Slytherin aufgelöst.
Connor löste die Traube der Schaulustigen auf, die sich um sie herum gebildet hatte und allmählich kehrte wieder Ruhe in den Gemeinschaftsraum ein.
Kopfschüttelnd ließ sich Zoe ihren Stuhl sinken, während Theodore schweigend den Rest des Zauberschachs in seinem Etui verstauten. Als er fertig war, sah er zu Zoe auf, die noch immer geistesabwesend vor sich auf den Tisch starrte.
„Danke", sagte der Slytherin und auf seinem Gesicht zeichnete sich so etwas wie ein Lächeln ab.
Zoe sah auf und winkte schließlich ab,
„Nicht dafür, Theo."
Und nun war es ganz sicher ein Lächeln.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top