Hermines Nachlass
Am Sonntagmorgen erwachte Zoe in aller Frühe. Sie hatte einen unruhigen Schlaf gehab und ihre Augen waren von den getrockneten Tränen verkrustet. Als die Erinnerung des vergangenen Abends wieder an ihren Geist drang verspürte die Vierzehnjährige überhaupt keine Motivation, um das Bett zu verlassen. Doch als sie sich dem gleichmäßigen Atem der anderen Mädchen bewusst wurde, beschloss sie, dass es die beste Zeit war, um aufzustehen. So konnte sie den beiden wenigstens eine Weile aus dem Weg gehen. Leise zog sie sich um und stahl sich in den Waschraum, um im Anschluss hinauf zur Großen Halle zu gehen, wo sie darauf hoffte auf Harry, Ron und Hermine zu treffen.
Doch als sie den Gryffindortisch erreichte, fand sie nur Ron mit Seamus und Dean vor. Die Slytherin setzte sich zu ihren Jahrgangskollegen und goss sich einen Tee ein.
„Wo hast du Harry gelassen?", fragte sie den Rothaarigen.
„Schläft bestimmt noch", sagte er achselzuckend.
„Und Hermine?", hakte Zoe nach und sah sich am spärlich besetzten Gryffindortisch um.
„Ist wieder hoch zum Turm."
„Warum?", wollte Zoe verdutzt wissen.
„Keine Ahnung!", fauchte Ronald genervt. „Ist das etwa ein Verhör?!"
Zoe zuckte durch seine unberechenbare Reaktion zusammen und sah ihren Freund verwundert an. Was war nur im Moment los mit allen?
„Bist du schlecht drauf?", wollte sie wissen.
„Nein, alles bestens!", log Ron und drehte sich demonstrativ zu Dean und Seamus um.
Zoe warf den beiden Jungs einen fragenden Blick zu, doch diese zuckten nur mit den Schultern und fuhren mit ihrem Gespräch fort. Widerwillig widmete sich Zoe ihrem Tee. Sie hatte gehofft hier, bei den Gryffindors ein wenig Trost zu finden, und nun fühlte sie sich genauso unwohl, als würde sie am Slytherintisch zwischen Daphne und Tracey sitzen. Inständig hoffte Zoe darauf, dass Hermine und Harry gleich zu ihnen stießen.
Doch die beiden kamen nicht. Zoe trank schließlich ihren Tee aus, biss noch einmal in ihren Toast und verabschiedete sich von den Gryffindors, ohne zu wissen wo sie nun hingehen sollte. Am Eingang begegnete sie Tracey, Daphne und Blaise und der Dunkelhäutige war der Einzige von ihnen, der ihr einen guten Morgen wünschte. Betreten blieb sie einfach in der Eingangshalle stehen und betrachtete die Stundengläser mit ihren Hauspunkten. Alle vier Häuser lagen noch etwa gleich auf, nur Hufflepuff führte um ein paar Punkte. Unweigerlich musste Zoe an Cedric denken. Ob er genauso über Harry dachte, wie ihre Freundinnen?
Vielleicht würde er sie nun zukünftig auch nicht mehr grüßen, weil sie mit Harry befreundet war.
„Zoe!"
„Da bist du ja", sagte die Slytherin erleichtert und war zeitgleich über Hermines herzliches Lächeln glücklich.
„Ich wollte auf Harry warten, aber er kommt heute Morgen wohl nicht so richtig in die Puschen. Es gab gestern noch eine kleine Feier im Gryffindorturm", erklärte Hermine.
„Dann haben sie Harrys Teilnahme tatsächlich bestätigt?", fragte Zoe verblüfft.
„Offensichtlich ... Hast du schon gefrühstückt?"
Die Slytherin schüttelte den Kopf.
„Sollen wir uns ein paar Brote machen und eine Runde um den See spazieren?", fragte Hermine.
„Klasse Idee", stimmte Zoe sofort zu, „ich hab heute eigentlich keine Lust auf alle anderen.
„Was ist passiert?", fragte die Gryffindor, als sie zurück in die Große Halle schlenderten.
Zoe erzählte ihr, während sie sich Toastbrote schmierten und diese sorgfältig in Servietten wickelten, von der Reaktion der Slytherins über Harrys Nominierung und ihren Streit mit Daphne und Tracey. Ihr war dabei jedoch nicht entgangen, dass Hermine sich ohne Rücksicht an den ersten Platz am Gryffindortisch gesetzt hatte. Erst als Zoe mit ihrer Geschichte endete, warf Hermine einen finsteren Blick zu Ron hinüber.
„Ich hab so die Befürchtung", sprach sie, „dass die Slytherins nicht die einzigen sind, die so denken."
„Glaubst du denn, er könnte sel-"
„Nein", sagte Hermine sofort und schüttelte den Kopf, „selbst wenn er es über die Alterslinie geschafft hat, hätte der Pokal doch niemals vier Kandidaten ausgespuckt. Er ist ein uraltes und mächtiges magisches Relikt. Harry hätte ihn doch niemals überlisten können."
„Daran hab ich noch gar nicht gedacht", gab Zoe zu. „Aber du hast vollkommen Recht!"
„Stellt sich nur noch die Frage, wer das getan hat?"
„Und warum", ergänzte Zoe.
Die beiden Mädchen starrten sich verschwörerisch an. Dann begann Hermine eilig weitere Toastbrote zu schmieren.
„Wir müssen ihn abfangen", sagte die Gryffindor und stapelte die Brote.
„Wen?", fragte Zoe irritiert und steckte sich noch einen frischen, grünen Apfel in die Tasche.
„Harry. Wir müssen mit ihm reden! Es gibt noch einiges zu tun", sprach ihre Freundin.
„Einiges?"
„Na klar."
Die Mädchen erhoben sich vom Tisch und gingen hinaus in den Eingangsbereich.
Hermine senkte ihre Stimme, als sie sagte: „Findest du nicht, er sollte Sirius schreiben?"
„Oh, ja, gute Idee!", gestand Zoe, weil sie daran gar nicht gedacht hatte.
Sie mussten nicht lange warten. Harry kam schon nach kurzer Zeit alleine die Treppe herunter. Hermine begrüßte ihn mit einem einladenden Lächeln.
„Hallo", flötete sie und hielt ihm ein paar Toastbrote hin. „Das hier ist für dich ... hast du vielleicht Lust auf einen Spaziergang?"
Der Gryffindor nahm das Angebot sofort dankbar an und sie schlenderten hinaus und betraten den Rasen, der sie hinab zum See führen würde. Von Weitem schon konnte man das Schiff der Durmstrangs sehen, dass sich im Wind sanft hin und her schaukelte.
Harry ging stumm und niedergeschlagen neben ihnen her, während Hermine ein wenig Smalltalk hielt, das Wetter lobte und von all den B.ELFE.R-Steckern, die sie in den letzten Tagen verteilt hatte, erzählte. Irgendwann jedoch, konnten sie Harrys beflissene Miene jedoch nicht weiter ignorieren.
„Jetzt lass doch den Kopf nicht so hängen Harry!", sagte Hermine.
„Genau", stimmte Zoe ein und hakte sich bei dem Schwarzhaarigen unter, „freu dich doch darüber, dass du Champion bleiben darfst!"
„Ich wäre froh", sagte er sofort und sah die beiden stirnrunzelnd an, „die ganze Sache gestern wäre nicht passiert!"
„Was haben sie denn gesagt, als ihr in dem Kämmerchen wart?", wollte Zoe wissen.
„Karkaroff hat einen riesen Aufstand gemacht. Er meintet ich würde betrügen und dass er und die Durmstrangs augenblicklich zurückreisen. Und Madame Maxime hat verlangt, dass ..."
„Was hat mein Großvater gemeint?", unterbrach Zoe ihn und sah ihren Freund ernst an.
Harry, der sich beinahe in Rage geredet hatte, atmete einmal tief durch, dann erzählte er: „Ich glaube, er war der Einzige, der mir geglaubt hat. Er und Professor Moody. Moody vermutet, dass der Kelch manipuliert wurde, damit er denkt, es gäbe vier Schulen für die ich der einzige Kandidat war."
„Klingt plausibel", sagte Zoe nachdenklich.
„Aber", sprach Hermine, „dass hätte kein Schüler hinbekommen! Den Feuerkelch verwirren ... Dafür bedarf es sicher eine fortgeschrittene magische Ausbildung."
„Karkaroff hat Dumbledore unterstellt, mit mir unter einer Decke zu stecken", meinte Harry nachdenklich, „als wäre es Absicht, dass Hogwarts zwei Champions habe."
„Dann hätten sie aber besser einen weiteren Siebtklässler genommen, oder?", fügte Zoe schmunzelnd hinzu.
„Sag das Karkaroff, nicht mir", antwortete Harry schroff.
„Warum stellen sie den Kelch nicht noch einmal auf, bis die Durmstrangs und Beauxbatons auch zwei Kandidaten haben?", wollte Zoe wissen, doch Hermine machte ein schnalzendes Geräusch mit ihrer Zunge.
„Der Feuerkelch wird schon erloschen sein. Er entzündet sich erst wieder zu Beginn des nächsten Turniers."
Sie verfielen in nachdenkliches Schweigen. Schließlich sagte Harry: „Der Einzige, der von meiner Teilnahme total begeistert war, ist Bagman. Komischer Typ, irgendwie ..."
„Könnte er den Kelch manipuliert haben?", fragte Zoe grübelnd.
„Welchen Vorteil hätte Bagman davon?", überlegte Hermine laut.
„Naja", grübelte die Slytherin, „vielleicht will er Hogwarts zum Sieg verhelfen."
„Das halte ich für unwahrscheinlich", antwortete die Gryffindor sofort und wandte sich wieder zu Harry. „Warum haben sie dich eigentlich zugelassen? Sie hätten genauso gut sagen können, dass Cedric der erste und damit der wahre Champion ist, oder nicht?"
„Mr Crouch hat gesagt, ich müsse teilnehmen weil so etwas, wie ein magischer Vertrag entstand, von dem ich nicht zurücktreten kann."
Die Mädchen sahen einander düster an.
„Glaubt mir", sprach Harry energisch, „es wäre mir tausendmal lieber, wenn Cedric der einzige Champion wäre!"
„Das wissen wir doch", sagte Zoe sachte, doch Harry schnaubte nur.
„Weder Krum, noch Fleur, nicht einmal Cedric glauben mir, dass ich meinen Namen nicht selbst eingeworfen habe. Niemand glaubt mir. Nicht mal Ron!"
„Wir glauben dir, Harry!", betonte Zoe sofort.
Er sah seine beiden Freundinnen abwechselnd an.
„Wirklich?", fragte er.
„Hör mal, natürlich war mir klar, dass du dich nicht selbst ins Spiel gebracht hast", sagte Hermine eindringlich. „Du hättest dein Gesicht sehen sollen, als Dumbledore deinen Namen ausgerufen hat! Die Frage ist nur, wer hat den Zettel wirklich eingeworfen? Denn Moody hat Recht, Harry ... ich glaube nicht, dass es ein Schüler getan hat ... keiner von uns hätte es geschafft, den Kelch zu täuschen oder über Dumbledores Linie –"
„Habt ihr Ron gesehen?", unterbrach Harry plötzlich Hermine.
Diese zögerte kurz, tauschte einen Blick mit Zoe und antwortete dann knapp: „Ähm ... ja ... er war beim Frühstück ..."
„Glaubt er immer noch, dass ich meinen Namenszettel selbst eingeworfen habe?"
„Hmh ... nein, ich denke nicht ... nicht wirklich", druckste die Gryffindor herum.
„Was soll das heißen, nicht wirklich?"
„Oh, Harry, ist das nicht klar?", sprach die Muggelstämmige und sah ihren Freund traurig an. „Er ist neidisch!"
Ungläubig sah Harry Hermine an. Dann blickte er zu Zoe, die nur mit den Schultern zuckte.
„Neidisch?", wiederholte er. „Neidisch auf was? Will er sich vielleicht vor der ganzen Schule zum Deppen machen?"
Hermine seufzte und versuchte zu erklären: „Sieh mal, immer bist du es, der alle Aufmerksamkeit bekommt, das weißt du doch. Natürlich, du kannst nichts dafür -"
Der Gryffindor hatte den Mund bereits zu einem Protest geöffnet, doch Hermine fuhr fort: „Mir ist klar, du legst es nicht darauf an ... aber – na ja – Ron hat so viele Brüder, mit denen er sich zu Hause messen muss, und du bist sein bester Freund und bist richtig berühmt – wenn Leute auf dich zukommen, wird er immer beiseite gedrängt, und er steckt es weg und sagt nie ein Wort, aber ich glaube, das war ihm nun doch zu viel ..."
„Großartig", meinte Harry verbittert.
„Er wird sich schon wieder einkriegen", sagte Zoe und drückte ihren Freund leicht. „In ein paar Tagen ist alles vergessen ..."
„Wirklich großartig", wiederholte Harry nun wütend und wandte sich an Hermine. „Richte ihm von mir aus, dass ich jederzeit mit ihm tausche. Du kannst ihm ja sagen, er darf es gerne mal selbst ausprobieren ... wo ich auch hinkomme, ständig glotzen mir die Leute auf die Stirn ..."
„Ich richte ihm gar nichts aus", entgegnete Hermine empört.
Harrys Blick richtete sich hilfesuchend zu Zoe.
„Und ich auch nicht!", pflichtete diese ihrer Freundin bei.
„Sag es ihm selbst", verlangte die Gryffindor, „nur so könnt ihr die Sache zwischen euch klären."
„Ich lauf ihm doch nicht nach und helf ihm, erwachsen zu werden!", rief Harry und löste sich von Zoe.
Diese wirbelte herum, als ein unruhiges Flattern aus dem Baum hinter ihnen erklang. Doch es waren nur ein paar Eulen, die von Harrys lauter Stimme während ihres Mittagsschlafes gestört wurden. Der Gryffindor sah den Vögeln kurz nach. Dann nahm er das Gespräch wieder auf: „Vielleicht glaubt er mir erst dann, dass ich es nicht zum Spaß mache, wenn ich mir den Hals breche oder -"
„Das ist nicht komisch", sprach Hermine beunruhigt. „Das ist überhaupt nicht komisch."
Harry starrte mit aufgewühlter Miene hinüber zum See. Etwas Verbittertes lag darin und Zoe fühlte sich zeitgleich so machtlos.
„Weißt du schon, worum es in der ersten Aufgabe geht?", wollte Zoe wissen.
Harry schüttelte nur den Kopf. Nach einer Weile sagte er: „Crouch meinte nur, sie wollen unseren Mut auf die Probe stellen."
„Na da hast du doch gute Karten", sprach Zoe aufmunternd.
„Und wir dürfen keinerlei Hilfe annehmen. Weder von Lehrern, noch von Freunden."
„Sie können uns aber kaum verbieten, noch miteinander zu reden", sagte Hermine sofort.
Harry sah nur betrübt zu Boden und er tat Zoe so ungemein leid. Doch da erinnerte sie sich an das Gespräch mit Hermine, dass sie eben noch in der Eingangshalle geführt hatten.
„Harry", sprach Zoe leise, „wir haben eben schon darüber gesprochen – du weißt, was wir tun müssen, sobald wir wieder im Schloss sind?"
Der Schwarzhaarige fuhr herum und nickte entschlossen.
„Allerdings, Ron einen saftigen Tritt in den –"
„An Sirius schreiben", unterbrach Zoe ihn. „Du musst ihm sagen, was passiert ist. Er hat dich gebeten, ihn über alles, was in Hogwarts geschieht, auf dem Laufenden zu halten ... mir kommt es vor, als hätte er beinahe erwartet, dass so etwas passiert."
Stirnrunzelnd sah er von Zoe zu Hermine, die bestätigend nickte und bereits in ihrer Tasche kramte.
„Hier", sagte sie, „ich hab ein Blatt Pergament und eine Feder mitgebracht –"
„Nun beruhige dich doch", sprach Harry zu Hermine und winkte ab.
Dann sah er sich stattdessen um, ob jemand in ihrer Nähe war, der sie belauschen konnte. Erst als er sicher schien, dass sie alleine waren, wandte er sich erneut den Mädchen zu.
„Er ist wieder ins Land gekommen, nur weil meine Narbe geziept hat. Wahrscheinlich kommt er gleich mit Riesenkaracho ins Schloss gerauscht, wenn ich ihm sage, dass mich jemand ins Trimagische Turnier geschmuggelt hat –"
„Das würde er sicher von dir erfahren wollen", betonte Hermine. „Und er wird es ohnehin rausfinden –"
„Wie?"
„Aus der Zeitung, vielleicht?", sagte Zoe rhetorisch und zog die Brauen hoch.
Einen Moment sah der Gryffindor verwirrt drein. Dann begann Hermine zu erklären: „Harry, das wird doch kein Geheimnis bleiben. Dieses Turnier ist berühmt, und du bist berühmt, ich wäre wirklich überrascht, wenn der Tagesprophet nichts darüber bringen würde, dass du teilnimmst ... du stehst doch schon in jedem zweiten Buch über Du-weißt-schon-wen ... und Sirius würde es lieber von dir selbst erfahren, da bin ich mir sicher."
„Sie werden ganz sicher von dem Turnier berichten. Zumal es nun zum ersten Mal in der Geschichte vier Champions gibt. Stell dir vor, er liest dann auch noch in der Zeitung, dass du der vierte bist –"
„Schon gut, ich schreib ihm", gab Harry geschlagen zurück.
Er überwand die letzten Schritte bis zum Ufer des Sees und warf den Rest seines Toasts auf das Wasser. Sie sahen dem Brot eine Zeit lang dabei zu, wie es auf den See hinaus trieb und irgendwann von einem riesigen Fangarm in die Tiefe gezogen wurde.
„Lasst uns zurück zum Schloss gehen", sagte Harry schließlich tonlos.
Sie steuerten direkt die Eulerei an und als sie die Treppen zu dessen Turm hinauf stiegen, blieb der Gryffindor einen Moment verwundert stehen.
„Wessen Eule soll ich denn losschicken?", fragte er und ging dann weiter. „Er hat doch geschrieben, ich solle Hedwig nicht mehr nehmen."
„Frag doch Ron, ob er dir nicht –"
„Ich frag Ron gar nichts, Zoe", erwiderte Harry genervt.
„Dann leih dir eine von den Schuleulen, die sind für alle da", empfahl Hermine.
Als sie oben angekommen waren, übergab Hermine dem Gryffindor Pergament, Feder und Tintenfass und er lehnte sich an eine Fensterbrüstung. Eine Weile sah er hinaus. Dann sagte er: „Ich weiß nicht was ich schreiben soll ..."
Zoe, die gerade Hedwig gekrault hatte ging zu Harry hinüber und sah ihm über die Schulter. Alles was er auf das Pergament gekritzelt hatte, war ‚Lieber Sirius'.
„Naja", sagte die Slytherin, „schreib ihm, dass du gestern ein Trimagischer Champion geworden bist und nicht weißt, wer deinen Namen überhaupt in den Feuerkelch geworfen hat."
„Und vielleicht", ergänzte Hermine, „dass Hogwarts einen weiteren Champion hat."
Harry tauchte erneut seine Feder ins Tintenfass und begann zu schreiben. Es reichte für einen kurzen Brief und schließlich setzte er noch Grüße von ihnen dreien darunter.
„Fertig. Gut so?", fragte er Zoe, die ihm die ganze Zeit über die Schulter geschaut hatte.
„Denke schon", antwortete die Slytherin nachdenklich.
Harry faltete das Pergament sorgfältig zusammen und prompt kam seine Schneeeule herbeigeflogen und nahm auf seiner Schulter Platz.
„Sie ist so süß!", meinte Zoe und betrachtete den schönen Vogel, der gerade das Bein ausstreckte, damit Harry seinen Brief befestigen konnte.
„Ich kann dich nicht nehmen", sprach Harry zu ihr und sah sich nach einer Schuleule um. „Ich muss eine von deinen Kolleginnen schicken ..."
Hedwigs bernsteinfarbene Augen sahen ihn vorwurfsvoll an und als Harry eine der Schleiereulen ansteuerte. Dann flog sie mit einem protestierenden Kreischen davon.
„Autsch!", zischte Harry und rieb sich die Stelle, an der sich die Krallen seiner Eule in die Schulter gebohrt hatten.
Er sah Hedwig mit einem verständnislosen Blick nach und band dann den Brief am Bein der Schleiereule fest. Diese flog sogleich los.
„Perfekt!", sagte Zoe, die der Schuleule noch nachgesehen hatte, bis diese ihrem Blick entschwand. „Ich bin schon gespannt, was er antworten wird."
„Das wird wohl eine Weile dauern", meinte Harry und ging hinüber zu Hedwig. „Wer weiß, wo er sich gerade herum treibt."
Er streckte die Hand nach der Schneeeule aus, um sie zu streichen, doch diese wich ihm mit einem beleidigten Schnabelklacken aus und flog hinauf ins Dachgebälk. Demonstrativ kehrte sie ihnen den Rücken zu.
„Erst Ron und dann auch noch du", rief Harry ihr wütend hinterher. „Ich kann doch nichts dafür."
Gemeinsam verbrachten sie den Rest des Tages damit, durch das Schloss zu wandern und darüber zu spekulierten, was die erste Aufgabe im Turnier sein würde. Zoe ging so spät wie möglich zurück in ihren Gemeinschaftsraum und verschwand ohne Umwege direkt in ihrem Himmelbett. Die Slytherin war froh, als am Montag wieder der Unterricht begann. Daphne und Tracey waren ihr gegenüber weiterhin reserviert und sie fühlte sich in der Anwesenheit der beiden Slytherins etwas unwohl. Deswegen verbrachte Zoe mehr Zeit mit Hermine.
Sie half der Gryffindor bei der Herstellung weiterer B.ELFE.R-Anstecker, denn in Hufflepuff gab es plötzlich eine erhöhte Nachfrage. Hermine war unheimlich stolz darüber, dass ihre Missionierung endlich Früchte trug und Cadwallader aus Hufflepuff, sie dabei unterstützte. Nun plante Hermine bereits das Layout ihrer Flyer, die sie, sobald sie den Kopierzauber beherrschte, im Schloss verteilen wollte. Auch Harry leistete ihnen nun oft Gesellschaft. Ron war leider nicht der Einzige geblieben, der nicht mehr mit ihm redete. Die Stimmung zwischen ihm und den Hufflepuffs war eisig geworden, da sie offenbar der Meinung waren, dass Harry ihrem Champion den Ruhm stahl. Sogar Ernie Macmillan und Justin Finch-Fletchley, mit denen Harry sich sonst gut verstand, ignorierten ihn nun und die ununterbrochenen hämischen oder bösartigen Sprüche auf den Korridoren, taten ihr Übriges.
Aus diesem Grund erwähnte Zoe ihm gegenüber auch gar nicht, warum sie ihre Slytherinfreundinnen mied. Sie wollte Harrys derzeit sowieso schon unangenehme Situation, nicht noch weiter verschlimmern, denn er würde sich sicher schlecht fühlen, wenn er wusste, dass er der Grund war, warum sich die Mädchen gestritten hatten. Harry war ohnehin seit der Championauswahl dünnhäutig geworden, was zweifellos an seinem Streit mit Ron lag. Zoe wusste nicht so recht, wie sie ihren Freund aufheitern konnte, der ständig Trübsal blies. Ganz Hogwarts, so schien es ihm zumindest, hatte sich gegen ihn verschworen. Alle bejahten und unterstützen Cedric Diggory, als Hogwarts-Champion. Cedric war volljährig, war beliebt und mit seinem dunklen Haar, der geradlinigen Nase und den grauen Augen ungewöhnlich hübsch – er gab einfach den besseren Champion ab. Die Mädchen liefen ihm scharenweise zwischen den Schulstunden hinterher, giggelte oder flüsterten. Zoe beobachtete das Phänomen missbilligend und hoffte darauf, dass dieses dämliche Verhalten nach ein paar Tagen verschwinden würde.
Doch nicht nur Cedric war begehrt. Wer es nicht auf den Hufflepuff abgesehen hatte, der interessierte sich mit großer Wahrscheinlichkeit für Viktor Krum. Er wurde oft auf dem Weg zum Unterricht angehalten, um Autogramme zu geben. Dabei beschrieb er nicht nur Pergamente, sondern auch Taschen, Schulmappen und Zoe hatte sogar einmal beobachtet, wie er auf den Arm einer Fünftklässlerin unterschrieb, was ihm sichtlich unangenehm gewesen war.
Als hätten Zoes Gedanken ihn heraufbeschworen, betrat Viktor Krum die Bibliothek und nahm an einem Tisch in der Ecke Platz. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann folgten die ersten Grüppchen von Mädchen, dieses Mal Ravenclaws, und besetzten den Tisch neben ihm.
Zoe warf einen kritischen Blick zu ihnen hinüber. Als das Getuschel anschwoll, eilte Madame Pince herbei und rüffelte sie, sodass es für den Moment wieder ein wenig ruhiger wurde.
Schließlich klappte Harry sein Buch zu stand auf und sagte: „Ich geh in den Gemeinschaftsraum ... noch ein bisschen für Flitwick üben ..."
„Sollen wir mitkommen?", fragte Hermine sofort, bedacht darauf, leise zu sein.
Doch Harry schüttelte nur den Kopf, verabschiedete sich von den beiden und verschwand hinter einem Bücherregal.
Als er weg war seufzte Hermine leise. Dann sah sie sich nach der Bibliothekarin um, die nicht in der Nähe war, beugte sich zu Zoe herüber und meinte: „Er ist ganz schön schlecht drauf im Moment ..."
„Naja, kein Wunder, oder?", erwiderte Zoe.
Hermine nickte bestätigend.
„Er hat den Aufrufezauber bei Flitwick gar nicht hinbekommen. Als Einziger ... naja fast ... Neville hat es auch nicht geschafft."
Die Slytherin erinnerte sich an die letzte Zauberkunststunde zurück. Es war lustig gewesen all die Dinge aufzurufen. Sie hatten Tafelschwämme, Papierkörbe, Federkiele und Taschen durch die Klasse fliegen lassen. Zoe hatte es bereits in der Mitte der Stunde geschafft, einen manierlichen Aufruf zu machen. Mitfühlend verzog sie das Gesicht und flüsterte dann zu Hermine: „Das wird schon wieder, wenn der ganze Trubel vorbei ist. Er kann sich im Moment sicher nicht konzentrieren."
„Und der Ärger mit Ron drückt ihn noch mehr runter ..."
„Meinst du, wir sollten mal mit Ronald reden?", wollte Zoe wissen.
Ihr Geflüster ging in dem Lachen der Ravenclawmädchen unter und Zoe hörte bereits die zornigen Schritte der Bibliothekarin. Einige Sekunden später bekamen die Mädchen eine weitere Abmahnung mit der Androhung eines Platzverweises.
Als Madam Pince wieder an ihrem Pult war, flüsterte Hermine zurück: „Hab ich schon versucht ... Ron ist so ein Sturkopf ..."
Die beiden schwiegen eine Weile betroffen, bis Zoe traurig meinte: „Dann müssen wir wohl erst mal warten, wie es weiter geht."
Hermine nickte, seufzte leise und schrieb wieder die Ausführungsanleitung des Kopierzaubers ab.
In Pflege magischer Geschöpfe nutzte Draco gleich die erste Gelegenheit die sich ihm, seit der Wahl der Champions, bot, um sich über Harry lustig zu machen. Sie hatten kaum Hagrids Hütte erreicht, an der die Gryffindors bereits warteten, da johlte er hämisch zu seiner Gang: „Aaah, seht her, Jungs, der Champion persönlich."
Vincent und Gregory lachten und klangen ziemlich hohl dabei. Zoe unterdrückte den Impuls ihren Zauberstab zu ziehen und den Dreien einmal einen fiesen Fluch auf den Hals zu jagen.
„Habt ihr eure Autogrammbücher dabei?", fragte Draco. „Dann holt euch besser gleich eine Unterschrift, ich bin mir nicht sicher, ob er noch lange unter uns weilt ... die Hälfte der Turnier-Champions ist umgekommen." Er machte eine theatralische Pause und Zoe nutzte diese, um sich zu ihren Gryffindorfreunden zu gesellen. „Wie lange, glaubst du, hältst du es aus, Potter? Zehn Minuten in der ersten Runde, schätze ich."
Einige der Slytherins lachten höhnisch, doch sie verstummten jäh in dem Augenblick, da Hagrid hinter seiner Holzhütte hervorkam. Auf den Armen trug er ein paar der Holzkisten.
„Hallo z'ammen!", begrüßte er sie und lud die Kisten vor ihnen ab. „Hab' gute Nachrichten für euch." Zoe schloss für einige Sekunden die Augen und hoffte inständig, dass alle Kröter verstorben waren. „Weiß nun, warum sich die Kröter sich gegenseitig umbringen ... Wer von euch hat 'ne Idee?"
Die Klasse blieb stumm, doch Zoe hörte, wie Seamus so leise hinter ihr flüsterte, dass Hagrid es nicht hören konnte: „Weil sie blutrünstig sind?"
„Niemand?", fragte Hagrid enttäuscht. „Nicht'mal du, Hermine?"
Die Gryffindor schüttelte mit einem künstlichen Lächeln den Kopf und ihr krauses Haar wackelte hin und her.
„Hm ...", brummte Hagrid, „Is' vermutlich so, dass sie nicht ausgelastet sin'. Das heißt für euch nun, dass wir sie ein bisschen fordern müss'n!"
Zoe sah Hagrid mit einer unheilvollen Vorahnung an und als der Wildhüter ihnen stolz verkündete, sie sollen nun mit den Kröter an der Leine spazieren gehen, spiegelte sich das Entsetzen in ausnahmslos jedem Gesicht wider.
„Diese Viecher spazieren führen?", wiederholte Draco angewidert. „Und wo genau sollen wir die Leine befestigen? Um den Stachel, den Knallrumpf oder den Saugnapf?"
Hagrid, dem der Sarkasmus seines Schülers entgangen war, antwortete: „Um die Mitte ... Ähm – vielleicht zieht ihr eure Drachenhauthandschuhe über, nur so zur Vorsicht, nich. Harry – komm doch mal her und hilf mir mit diesem Großen da ..."
Der Schwarzhaarige ging widerwillig zu Hagrid und Zoe wandte sich mit gequälter Miene zu Hermine um.
„Das kann doch jetzt nicht sein Ernst sein!", flüsterte sie leise.
Hermines Augen huschten von Zoe zu Hagrid, der zusammen mit Harry die Leine an einem Kröter befestigte und wieder zurück.
„Ich denke schon ...", sagte sie wenig begeistert.
Die beiden Mädchen sahen sich hilfesuchend um, doch ehe sie sich versahen drehte Hagrid sich zurück zu ihnen und drückte Zoe eine Leine in die Hand. Hermine sprang sofort einen Schritt zur Seite. Die Slytherin schauderte vor Ekel und ließ den Kröter am lang gestreckten Arm voran krabbeln, um so viel Abstand wie nur irgendwie möglich zu wahren.
„Bleib vom Rumpf fern!", quiekte Hermine, die ihnen mit Sicherheitsabstand folgte.
„Würd ich gern!", antwortete Zoe trocken.
Neben ihnen knallte es schallend und Neville schrie schmerzlich auf. Sein Kröter hatte sich mittels Funkenstoß aus seinem Rumpf fünf Meter weiterbefördert und Neville, der sie sich Leine um das Handgelenk gewickelt hatte, über den Boden mitgezerrt.
„Neville, alles in Ordnung mit dir?", rief Hermine besorgt, während Draco und sein Gefolge lauthals lachten.
Neville stöhnte nur.
„Steh schon auf!", kreischte Hermine und es waren Dean und Seamus, die ihn flink auf die Beine zerrten, weil der Kröter bereits mit Übelkeit erregendem Geräusche auf ihn zu gekrabbelt kam. Zoe hörte ihre Diskussion nicht mehr, weil ihr eigener Kröter einfach unermüdlich weiter krabbelte und sie an der Leine mitzog.
„Hey, warte Zoe!", meinte Hermine und holte sie wieder ein. „Also wirklich! Das ist so verantwortungslos ... Was meinst du, Zoe, sollten wir nicht deinem Großvater ... Also ... ihn von den Krötern berichten?"
„Damit Hagrid Ärger bekommt?", fragte die Slytherin ungläubig. „Wohl eher nicht oder?"
„Das will ich ja auch nicht!", quengelte Hermine mit ihrem Gewissen ringend. „Doch sieh mal, nach jeder Stunde haben wir uns verbrannt, haben Kratzwunden und Neville wäre diesem Vieh sicher direkt zum Opfer gefallen ..."
„Naja", meinte Zoe und zog ein paar Mal an der Leine, in der Hoffnung, dass der Kröter die Richtung wechseln würde, „es werden wenigstens jeden Tag weniger!"
„Und sie wachsen auch täglich ... gar nicht auszumalen, wenn sie so groß werden, dass Hagrid sie nicht mehr bändigen kann ..."
Zoe warf ihrer Freundin einen besorgten Blick zu und seufzte schließlich. Eine Weile gingen sie stumm dem Kröter hinterher, das Geschrei ihrer Mitschüler im Rücken. Dann begann Hermine erneut ein Gespräch.
„Weißt du, irgendwie hatte ich mir das Fach ein bisschen anders vorgestellt ... Ich dachte wir behandeln ... nun ja ... schöne Tiere ..."
Zoe warf einen Blick über die Schulter, bevor sie antwortete: „Ich auch, Hermine! Ich dachte wir würden Einhörner sehen, Occamys oder Feen behandeln ... aber das hier – das ist schlimmer, als Norbert ..."
Betrübt sahen sie dem blassgrauen Schalentier auf den gepanzerten Rücken, wie es asselgleich über den Boden krabbelte und dabei keinerlei Notiz von ihnen nahm. Aus den Augenwinkeln bemerkte Zoe, dass Hermine plötzlich stocksteif stehen blieb und nach vorne starrte.
„Zoe!", sagte sie eindringlich.
Die Slytherin sah zu ihrer Freundin zurück und fragte: „Was?"
„Der Kröter!"
„Was ist mir ihm?", erschrocken wandte Zoe sich wieder dem Tierwesen zu aus Angst, es könnten Funken aus seinem Rücken sprühen.
Doch zum Glück schien der Kröter nichts anderes zu wollen, als herumzukrabbeln. Ob Hagrid vielleicht mit seiner Vermutung richtig gelegen hatte?
„Er krabbelt direkt auf den Verbotenen Wald zu!"
Zoe sah von dem Krustentier auf und ihr Blick fiel auf das Unterholz, dass nur noch ein paar Meter vor ihnen lag.
„Oh", meinte sie ratlos, „hey! Hey du! Kröter! Komm!"
Die Slytherin zupfte an der Leine und versuchte, das Wesen von seiner Route abzubringen, doch das schien den Kröter nicht im Geringsten zu interessieren.
„Hermine, hilf doch mal!"
„Aber wie?"
„Weiß nicht", gab Zoe zu, „lock ihn da weg."
Äußerst widerwillig trat Hermine etwas näher an den Kröter heran, und als sie auf Kopfhöhe war, versuchte sie mit Zungenschnalzen auf sich aufmerksam zu machen. Hilflos sah sie dann ihre Freundin an.
„Meinst du, die haben überhaupt Ohren?"
Zoe zuckte mit den Schultern während sie dem Rand des Waldes immer näher kamen. Schließlich begann sie mit etwas mehr Kraft an der Leine zu ziehen, doch das schien der Kröter noch nicht mal zu bemerken.
„Tu irgendwas!", meinte Zoe verzweifelt.
„Ich überlege ja schon!", sagte Hermine mit angestrengtem Gesichtsausdruck und trippelte auf der Stelle.
Schließlich hob sie einen Stock vom Boden auf und wedelte damit vor dem Wesen umher, um ihn den Weg zu versperren. Aber auch das brachte nicht den gewünschten Effekt, sofern es der Kröter überhaupt wahrnahm. Dann nahm Hermine all ihren Mut zusammen und tippte das Krustentier vorsichtig an.
Die beiden Mädchen zuckten erschrocken zurück, als der Kröter einen merkwürdig schmatzenden Laut von sich gab. Dann stoben Funken aus seinem Rumpf.
„Ich glaube, du ärgerst ihn damit nur ...", sagte Zoe verzweifelt und streckte den Arm nach vorne, um mehr Abstand zu dem Wesen zu haben. „Lass das besser.
„Wir sollten Hagrid rufen", schlug Hermine vor und sah sich panisch um.
Doch sie hatten die Hütte des Wildhüters schon lange hinter sich gelassen und das Dickicht des Verbotenen Waldes war nur noch einen Steinwurf weit entfernt.
„Hagrid?", rief Hermine verzweifelt. „HAAAGRID!"
Doch er hörte sie nicht. Der Kröter war nun bereits in den Schatten der Bäume gekrabbelt und machte nicht den Eindruck, als hätte er vor umzukehren. Noch einmal wagte Zoe es, ihn aufzuhalten und stemmte sich mit den Füßen in den Boden, doch sie hatte nicht genügend Kraft. Der Kröter zog sie einfach unbeeindruckt mit sich mit.
„Hermine, ich pack ihn nicht!"
„Ich weiß, ich weiß ... HAGRID! Ich könnte schnell zu ihm herüber laufen?"
Die trockenen Zweige und das Laub knisternden und knackten laut, als der Kröter damit begann sich hineinzugraben.
„Nein!", keuchte Zoe, die nun mit ihrem ganzen Gewicht an der Leine zerrte. „Lass – mich – nicht – alleine – mit dem Vieh!"
„Aber, Zoe ... gleich ist er weg ...", sprach sie aufgeregt, nachdem der halbe Rumpf des Wesens im Unterholz steckte.
„Ja", antwortete die Slytherin letztendlich.
Dann ließ sie die Leine einfach los.
Tatenlos betrachtete Hermine, wie das Stück Leder über den Boden glitt. Es raschelte laut, als der Kröter sich immer mehr ins Unterholz grub. Schließlich verschwand er und Sekunden später war auch von die Leine fort.
Perplex sahen die Mädchen sich einige Atemzüge lang an, dann begannen sie beide schallend zu lachen. Ihr Amüsement dauerte an, bis sie sich vor Schmerzen die Bäuche hielten und Tränen aus den Augen wischten. Atemlos schnappten sie nach Luft und wandten sich wieder ihren Klassenkameraden zu, die noch immer verzweifelt ihren Krötern nachliefen.
„Was sagen wir Hagrid bloß?", fragte Hermine und unterdrückte weiteres Kichern.
„Na die Wahrheit", antwortete Zoe, „er wollte gerne alleine einen Ausflug machen."
Wieder brachen sie in Gelächter aus und schließlich kamen sie zum Entschluss, bis zum Ende der Stunde am Rande des Waldes auszuharren und Hagrid nach dem Unterricht die Hiobsbotschaft zu überbringen.
„Also, wenn wir dafür kein Troll kriegen ...", meinte Zoe irgendwann, „dann weiß ich auch nicht mehr weiter .."
„Hagrid würde uns nie ein Troll geben!", erwiderte Hermine entrüstet und auf ihrem Gesicht huschte für einen Atemzug ein sorgenvoller Ausdruck. „Ich denke wir haben lange genug gewartet ... Lass uns zurückgehen."
Als Zoe am Abend schließlich zurück in ihren Gemeinschaftsraum kehrte, war es eigentlich noch viel zu früh zum Schlafengehen. Ihr Blick fiel herüber zu Daphne und Tracey, die zusammen mit Millicent und Pansy unter der Glaskuppel saßen, von der aus man direkt in den Großen See hinauf blicken konnte. Keine der beiden nahm eine Notiz von ihr und da sah Zoe Theodore in der Arbeitsecke über einem Buch brüten. Kurzerhand entschloss sie sich dazu, sich zu ihm zu gesellen. Als sie Theo erreicht hatte, bemerkte sie auf dem Tisch neben ihm einen Haufen, kleiner leuchtend roter Anstecker. Ungläubig blieb die stehen und betrachtete sie und kam nicht umhin, die verblüffende Ähnlichkeit zu Hermines B.ELFE.R-Anstecker zu bemerken.
„Von wem sind die?", fragte Zoe an Theodore gewandt, der nun erst den Kopf hob.
Er zuckte mit den Schultern und dann las er weiter.
„Die, gehören mir!", feixte Cassius.
Zoe wandte sich um und ihr Blick fiel augenblicklich auf Cassius' geschwollene Brust, an der einer der Anstecker prangte. Die Slytherin erkannte sofort, dass die nun rot-leuchtende filigrane Schrift nicht mehr „B.ELFE.R" verkündeten, sondern „Ich bin für CEDRIC DIGGORY – den WAHREN Hogwarts-Champion!".
Einen Moment starrte Zoe den Anstecker nur ungläubig an und so entging ihr Cassius' selbstgefälliges Grinsen.
„Hab' sie von den Hufflepuffs abgekauft und noch ein bisschen aufgepimpt. Willst du einen? Macht vier Sickel, Dumbledore."
„Nein, danke!", sagte sie widerwillig.
Mit der implizierten Beleidigung gegen Harry, konnte sie den Anstecker unmöglich annehmen – auch wenn darauf der Name ihres Schwarms prangte. Trotzig wandte sie sich von dem Slytherin ab.
„Hey warte, du hast den Gack dabei ja noch gar nicht gesehen ..." Cassius' Finger glitten zu seiner Brust und berührte den Anstecker.
Die Schrift färbte sich augenblicklich giftgrün und die Buchstaben änderten sich in „POTTER STINKT".
In Zoes Magen kribbelte es unheilvoll, als die Umstehenden amüsiert lachten.
„Blödmann!", erwiderte Zoe nur mit einem verachtenden Blick auf den Slytherin.
„Ich nehm aber einen!", sprach Samuel sofort.
„Ich gleich drei!", meinte Ethan.
Im Gemeinschaftsraum entbrannte ein reger Handel und Zoe verzog sich nun doch in ihren Schlafsaal. Das Letzte was sie sah, bevor sie die Tür hinter sich schloss war, wie Tracey sich einen der Anstecker an ihren Umhang heftete.
Einen Moment blieb sie mit dem Rücken an die Tür gelehnt stehen und atmete einmal tief durch. Wann würde dieses Drama endlich enden? Nachdem verkündet worden war, das es im gegenwärtigen Schuljahr keinen Quidditchwettstreit geben würde, hatte Zoe eigentlich angenommen, dass sich die Rivalität zwischen den Häusern etwas reduzierte. Doch diese Anfeindung gegen Harry, war noch um ein Vielfaches schlimmer und Zoe litt einfach mit dem Gryffindor. Niedergeschlagen ging sie zu ihrem Himmelbett und begann sich umzuziehen. Als sie sich das Shirt ihres Pyjamas über den Kopf zog, rutschte der Stoff des Ärmels bis zum Ellenbogen und Zoe japste schmerzvoll auf. Die Slytherin ließ sich aufs Bett sinken und untersuchte ihren Unterarm. Die Haut darauf war gerötet und leicht geschwollen. Vorsichtig fuhr Zoe mit dem Zeigefinger darüber. Sie war seltsam heiß und empfindlich. Verwundert dachte sie an den Anfang ihrer Sommerferien. Schon einmal hatte sie diese Verletzung gesehen. Damals hatte sie gedacht, dass sie vom Sturz im Pokalzimmer gekommen war. Doch dieses Mal hatte sie sich nirgends verletzt. Nachdenklich ging sie hinüber zu ihrem Koffer, schnappte sich ein Stofftaschentuch und tränkte es im Wasserkrug auf ihrem Nachttisch, um sich den nassen Lappen auf die Haut zu legen. Das kühle Wasser war angenehm und linderte den Juckreiz ein wenig. Hatte sie auf irgendetwas allergisch reagiert? Zoe war sich nicht bewusst irgendwelche Allergien zu haben. Als es allmählich im Gemeinschaftsraum lauter wurde, kletterte die Slytherin in ihr Bett, zog die Vorhänge zu und hoffte darauf, dass sie bereits schlief, wenn die anderen kamen.
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