Der Weihnachtsball

Trotz der anstehenden Ereignisse und den Feiertagen hatten die Lehrer den Viertklässlern für die Ferien jede Menge Hausaufgaben aufgehalst. In den ersten freien Tagen saß Zoe abwechselnd mit den Gryffindors oder den Slytherins zusammen, um diesen Berg nach und nach abzuarbeiten. Die restliche Freizeit verbrachte Zoe oft im Schlafsaal, wo sie las oder dem magischen Rundfunk lauschte, denn derzeit war es Gemeinschaftssaal fast genauso eng, wie an den Schultagen. Durch den anstehenden Ball waren etliche Schüler, die Weihnachten sonst zuhause bei den Familien verbrachten, in Hogwarts geblieben und das machte diese Zeit ziemlich turbulent. Wann immer Schülergruppen und zu viel Freizeit zusammen trafen war zumeist Unfug das Ergebnis. So kam es nicht selten vor, dass der ein oder andere mit einer milden Verletzung im Krankenflügel landete. Gregory flog, als gelber Kanarienvogel, sogar einmal eine geschlagene viertel Stunde im Gemeinschaftsraum der Slytherins umher, weil er eine von Freds und Georges Kanariencremeschnitte gefuttert hatte.

Bereits seit Tagen fielen dichte Schneeflocken vom Himmel und bedeckte den Boden mittlerweile mit einer wadenhohen Schneeschicht. Der Weg zur Beauxbatons-Kutsche und dem Durmstrangschiff wurde täglich von Hagrids geräumt und die Kutsche sah mittlerweile, wie ein großer zu Eis erstarrter Kürbis aus. Auch von den Masten des Schiffes hingen dicke Eiszapfen herab und die Bullaugen waren allesamt vereist.

Durch die Korridore des Schlosses pfiff wie üblich der Wind und wann immer man einer Beauxbatons-Schüler begegnete trugen sie dicke Schals und Mützen, während die Durmstrangs ihre Winterjacken auf dem Schiff ließen. Doch auch Zoe freute sich nach jedem Ausflug auf die warmen und gemütlichen Kaminfeuer ihrer Gemeinschaftsräume, denn selbst die warmen Eintöpfe und herzhaften Nachspeisen, die es nun täglich gab schafften es kaum sie aufzuwärmen.

Als Zoe nach einem üppigen Essen mit den Gryffindors den Tisch verließ bekamen die vier noch mit, wie sich Fleur Delacour über das ‚schwere Essen in Hogwarts' beschwerte und Hermine warf ihr einen finsteren Blick nach.

„Ganz schön eingebildet, unsere Mademoiselle", sprach sie missbilligend und sah der Siebtklässlerin nach.

„Hermine", platzte Ron dazwischen, der sich hinter Harry geduckt hatte, als Fleur an ihnen vorbei geschwebt war, „mit wem gehst du zum Ball?"

Seid er von ihr wusste, dass sie bereits eine Verabredung hatte löcherte Ron sie. Doch Hermine hatte ihn bisher immer noch abgewimmelt. So auch dieses Mal.

„Ich sag es dir nicht, sonst machst du dich nur über mich lustig", meinte sie und beendete das Thema.

„Machst du Witze, Weasley?", erklang Dracos schnarrende Stimme hinter ihnen. „Du willst mir doch nicht erzählen, jemand habe das hier zum Ball eingeladen? Doch nicht das Schlammblut mit den langen Hauern?"

Sie wirbelten zeitgleich herum, doch Hermine reagierte äußert gewitzt. Ihr Blick ging an dem Slytherin vorbei, sie lächelte und sagte: „Hallo, Professor Moody!"

Draco zuckte unwillkürlich zusammen und fuhr mit bleichem Gesicht herum. Einen verwirrten Moment lang suchten seine Augen die Eingangshalle ab, bis ihr Lachen an seine Ohren drang und er sich wieder zu ihnen herumdrehte.

„Was für ein verschrecktes kleines Frettchen du doch bist, Malfoy", feixte Hermine, hakte sich bei Zoe ein und ging mit den Jungs die Marmortreppe hinauf.

„Sehr gut gekontert", lobte Zoe, die sich noch immer den Bauch vor Lachen halten musste und ihre Freundin stimmte mit ein.

Auch Ron bekam sein Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht, doch als er sich zu den Mädchen umwandte und er Hermine betrachtete, stolperte er die letzte Treppenstufe hinauf.

„Hermine", meinte er ernst, „deine Zähne ..."

„Was ist damit?", hakte die Gryffindor ernst nach und Zoe musste sich ein Grinsen verkneifen.

„Na ja, sie sind anders ... fällt mir gerade auf ..."

Hermine sah ihren Freund zufrieden an, als sie sagte: „Natürlich – hast du geglaubt, ich behalte diese Beißer, die mir Malfoy verpasst hat?"

„Nein, ich meine, sie sehen auch anders aus, als sie waren, bevor er dich mit diesem Fluch belegt hat ... sie sind alle ... regelmäßig und – nicht mehr zu groß."

Hermine warf Zoe einen verschwörerischen Blick zu. Dann konnte Zoe nicht mehr an sich halten und meinte Kopfschüttelnd: „Das fällt dir reichlich früh auf, Ronald."

„Aber ..."

Hermine unterbrach den Rothaarigen und erzählte unterdessen, wie sie zu dieser Veränderung gekommen war. Als sie jedoch den nächsten Stock fast erreicht hatten, wurden ihre Aufmerksamkeit auf eine kleine Gruppe Drittklässler gelenkt, die fiepend eine kleine Eule bewunderten, die auf dem Treppengeländer saß und die Aufmerksamkeit ganz sichtlich genoss.

Es war Pigwidgeon.

Verärgert nahm Ron die letzten beiden Stufen auf einmal und schnappte seinen Vogel grob vom Geländer herunter.

„Dummes kleines fedriges Biest!", meinte er genervt und betrachtete den Brief an dessen Fuß. „Das nächste Mal bringst du den Brief gleich zum Empfänger! Ohne zu trödeln und dich wichtig zu machen!"

Die Mädchen starrten Ron entsetzt an.

„Verschwindet!", zischte dieser anschließend und fuchtele mit Pig in der Faust wild durch die Luft.

Die Drittklässler gehorchten, nicht jedoch ohne dem Rothaarigen missbilligende Blicke über die Schulter hinweg zuzuwerfen.

„Jetzt hast du aber keinen sonderlich guten Eindruck hinterlassen", meinte Zoe amüsiert, während Ron dem Vogel den Brief vom Bein fummelte.

„Na und?", meinte der Gryffindor grummelig. „Warum sollte ich auch.

„Weil du noch keine Ballbegleitung hast?", fragte Zoe lapidar und fing sich einen finsteren Blick von Ronald ein.

„Hier – nimm du das, Harry", sprach Ron düster und gab Harry den Zettel, der ihn sofort in seine Tasche gleiten ließ.

„Was steht drin?", wollte Zoe wissen, die sofort wusste, dass der Brief nur von Sirius sein konnte.

„Lasst uns zunächst in den Gemeinschaftsraum gehen", sprach Harry und führte sie an.

Zoe seufzte und Schritt ihnen ungeduldig hinterher. Die Gryffindors ließen sie herein und schließlich suchten sie sich einen Platz am verschneiten Turmfenster, um sich nieder zu lassen.

Während Harry den Brief hervorkramte ließ er den Blick durch den Raum gleiten, um sicher zu gehen, dass alle andern beschäftigt waren und nicht lauschen würden.

Dann steckten sie die Köpfe zusammen, als Harry leise vorlas:

Lieber Harry,

meinen Glückwunsch, dass du an diesem Hornschwanz vorbeigekommen bist. Wer auch immer deinen Namen in den Kelch geworfen hat, wird jetzt nicht sonderlich glücklich sein!

Ich wollte dir eigentlich einen Bindehautentzündungs-Fluch vorschlagen, da die Augen die schwächste Stelle eines Drachen sind –

„Genau das, was Krum gemacht hat!", flüsterte Hermine. „Du lagst also gar nicht so schlecht mit deiner Vermutung, Zoe."

– aber deine List war besser, Hut ab.

Jetzt ruh dich aber nicht auf deinen Lorbeeren aus, Harry. Du hast erst eine Aufgabe geschafft; wer immer dich ins Turnier gebracht hat, wird noch genug Gelegenheit haben, dir etwas anzutun. Halt die Augen offen – besonders wenn der, von dem wir gesprochen haben, in der Nähe ist – und achte vor allem darauf, dir keinen Ärger einzuhandeln.

Schreib mir wieder; ich möchte auch weiterhin von allen ungewöhnlichen Vorkommnissen erfahren.

Sirius

Harry packte kopfschüttelnd den Brief weg und meinte: „Er hört sich genauso an wie Moody: ‚Immer wachsam!' Man könnte meinen, ich laufe blind in der Gegend herum und krache ständig gegen Wände ..."

„Aber er hat Recht, Harry", pflichtete Hermine Sirius bei, „du hast tatsächlich noch zwei Aufgaben vor dir. Du solltest dir dieses Ei wirklich mal genauer ansehen und allmählich herausfinden, was es zu bedeuten hat ..."

„Ja, schon gut, schon gut", gab Harry zu und seufzte. „Und wie bitte soll ich mich konzentrieren bei diesem Lärm? Bei dem Radau, den die Meute hier macht, kann ich das Ei ja nicht mal hören."

„Du könntest ein leeres Klassenzimmer dafür aufsuchen", antwortete Zoe sofort und Harry schien über den Vorschlag nicht sonderlich begeistert zu sein.

„Ja, das werde ich wohl dann demnächst mal machen ..."

Hermine seufzte missbilligend und sagte nur: „Wenn du meinst."

Dann überließ sie die Jungs ihrem Schachspiel und verkroch sich mit Zoe in einer Zeitschrift, um über Frisuren für den Ball zu fachsimpeln.

Und endlich war Weihnachten da.

Zoe, die normalerweise am Weihnachtsmorgen alleine im Schlafsaal war, wurde an diesem Tag jedoch von ihren Zimmergenossinnen geweckt. Die Mädchen machten sich quietschend und jauchzend über die Geschenke am Fußende ihres Bettes her und schließlich konnte Zoe das Knistern von Geschenkpapier nicht mehr ignorieren.

„Fröhliche Weihnachten", begrüßten sie Daphne und Tracey fröhlich.

Tracy trug eine Weihnachtsmütze auf dem Kopf und grinste von einem Ohr zum anderen, als sie auf die roten Sterne deutete.

„Eigentlich sollten sie blinken", erklärte sie, „aber anscheinend ist im Zug die Batterie leer geworden."

„Batarie?", fragte Zoe stirnrunzelnd und schlüpfte in ihre Pantoffel. „Muggeltechnik funktioniert in Hogwarts nicht."

„Wie schade", seufzte Tracey und fiel Daphne einen Augenblick später um den Hals, da diese ihr eine Halskette für ihr Ballkleid geschenkt hatte.

Zoe dagegen griff zunächst nach den Karten. Es gab schon lange nichts materielles mehr, dass sie sich von Herzen wünschte und so widmete sie sich den liebevollen Worten, die unter anderem von Sirius und ihrem Großonkel Aberforth kamen, bevor sie sich ans Auspacken der Geschenke machte. Als Zoe jedoch damit fertig war, blieb ein schweres, großes Päckchen in blauen seidenpapier übrig. Stirnrunzelnd sah die Slytherin darauf hinab. Ihr war sofort klar, dass es sich nur um ein Buch handeln konnte, doch sie wusste nicht, von wem es sein könnte. Vorsichtig griff sie nach der Karte und klappte sie vorsichtig auf. Eine krakelige Schrift mit blauer Tinte offenbarte sich und darin stand:

Die herzlichsten Grüße zurück, von meiner Oma.

Ich dachte, du würdest dich darüber freuen ...

Frohe Weihnachten!

Neville

Ungläubig ließ Zoe die Karte fallen und riss das Seidenpapier von ihrem Päckchen herunter und zum Vorschein kam, ein handsigniertes Exemplar von Magische Wasserpflanzen des Mittelmeeres und ihre Wirkungen. Und zum ersten Mal, seit langer Zeit war die Slytherin zu Tränen gerührt.

Als der Boden bedeckt war mit etlichem bunten Papieren und Tütchen machten sich die Mädchen fertig, um hinauf zum Frühstück zu gehen. Doch da heute der lang ersehnte Tag war drehten sich bisher alle Gespräche um die Pläne und Wünsche des heutigen Abends.

Nachdem Zoe mit ihren Slytherinfreunden gefrühstückt hatte kehrte sie mit den Gryffindors in deren Gemeinschaftsraum ein, um die paar ruhigen Minuten bis zum Fest zu faulenzen.

Gegen Nachmittag forderten die Weasleyzwillinge sie zu einer Schneeballschlacht heraus, der Zoe nicht beiwohnte, weil sie mit ihrem Großvater zum weihnachtlichen Nachmittagstee verabredet war. Doch die Zeit verflog, wie ihm Flug und schließlich war es fast fünf Uhr und Zoe musste sich beeilen, damit sie noch zu Hermine kam.

Die beiden Mädchen hatten sich auf der Toilette im ersten Stock verabredet, um sich gemeinsam fertig zu machen und sich gegenseitig zu unterstützen. Zoe fand sich pünktlich mit ihren Utensilien am Verabredungsort ein und wartete noch ein paar Minuten auf ihre Freundin.

Die Gryffindor kam schließlich abgehetzt aus der Richtung des Gryffindorturms angelaufen.

„Tut mir leid ... bin zu spät", keuchte sie fieberhaft.

„Kein Problem, ich bin selbst erst vor ein paar Minuten angekommen", meinte Zoe munter.

„Ron hat mich aufgehalten", erklärte Hermine und warf den Kleiderbügel mit ihrem Festumhang über die Schulter. „Wollte mal wieder wissen, wer meine Begleitung ist."

Zoe kicherte. „Der wird Augen machen!"

Lachend trafen die beiden Mädchen ein und hielten überrascht inne.

Offensichtlich waren sie mit ihrer Idee nicht alleine gewesen. Drinnen standen bereits vier Mädchen und als sie selbst eintraten half eine ältere Hufflepuff ihrer Freundin in deren Festumhang. Die Mädchen begrüßten freundlich und Zoe und Hermine sicherten sich anschließend einen Platz am Waschbecken, und stellten ihre Kosmetikbeutel ab.

Hermine stellte zwei Packungen Seidenglatts Haargel auf die Ablage und strahlte Zoe an, als sie sagte: „Hagrid hat mich auf die Idee gebracht. Weißt du noch, als er den Anzug an hatte, da hat er so'n Zeug in seinen Haaren gehabt."

Zoe nahm kritisch eine der Packungen in die Hand und betrachtete das bewegte Bild darauf. Eine dunkelhäutige Frau mit krausem, voluminösem Haar bekam in Nullkommanix seidiges, glattes Haar, das in einer zarten Brise wehte.

„Hoffentlich wird es so, wie auf der Packung und nicht so, wie bei Hagrid", meinte Zoe amüsiert und schraubte die Dose auf.

Die Mädchen hatten anschließend einen Heidenspaß. Nachdem sie Hermines struppige Mähne gebändigt und zu einem eleganten Haarknoten drapiert hatten begann sie mit dem Make-Up. Hermine stellte auch hier ihre präzisen Zauberkünste unter Beweis. Nachdem die beiden Sechstklässlerinnen ihr fasziniert dabei zugesehen hatten, wie Hermine Zoes Augen verzauberte, baten auch sie um Hilfe und Hermine tat ihnen den Gefallen.

Und schon nach kurzer Zeit kamen weitere Schülerinnen herein, weil sie ihrem Outfit noch einen letzten Schliff geben oder sich nur untereinander austauschen wollten. Nachdem Hermine auch ihr eigenes Make-Up vollendet hatten, teilten sich die Mädchen noch ein Flakon Parfüm und zogen anschließend ihre Festumhänge an.

Zum ersten Mal an diesem Tag wurde Zoes gute Laune getrübt, als sie wieder die ungleichmäßige Rötung an ihrem Unterarm sah. Verlegen versuchte die Slytherin dies zu verstecken und nutzte die nächste Gelegenheit, die sich Bot ihre Armstulpen anzulegen, damit Hermine nichts auffiel. Dann schob sie alle negativen Gedanken zur Seite.

„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie lange ich es in diesen Schuhen aushalte", sagte Hermine, als sie in die Stilettos schlüpfte.

„Es ist doch nur ein Abend", beschwor Zoe sie und betrachtete ihr Spiegelbild.

Einen Teil ihrer blonden Haare hatten sie in einem bogenförmigen Zopf über ihr rechtes Ohr geflochten. Ihre blauen Augen wurden mit einem silbergrauem Puder und einem dunkelblauem Lidstrich betont. Alles in allem war sie mit dem Gesamtbild zufrieden.

Hermine trat zufrieden an ihre Seite und schließlich lächelten die beiden Freundinnen glücklich in den Spiegel.

„Wie viel Zeit bleibt uns noch?", fragte Hermine nervös.

„Noch zwanzig Minuten", antwortete eine Hufflepuff zu ihrer Rechten.

„Okay!", sprach Hermine und atmete tief durch. „Wir sollten dann los, bis ich am Schiff bin dauert wohl etwas.

Sie verstauten ihre Beutel unter dem Waschbecken und zupften ihre Taschen zurecht.

„Bereit?", fragte Zoe ihre Freundin.

„Bereit!", antwortete die Gryffindor strahlend.

Gemeinsam gingen sie Arm, in Arm hinab in die Eingangshalle.

Hier hatten sich schon einige Schüler versammelt, die mit Partnern aus anderen Häusern oder Schulen verabredet waren. Hermine verabschiedete sich von Zoe und trat hinaus in die kühle Dezemberluft um hinunter zum Durmstrangschiff zu gehen. Der immergrüne-blaue Stoff ihres Festumhangs wehte in der Brise und sie zog den dazu passenden Seidenschal um die Schultern.

Die Tür schloss sich hinter ihr und nun war Zoe alleine und plötzlich wurde die Slytherin nervös. Ihre Finger spielten an den silberperlen ihrer kleinen Handtasche, während sie sich suchend nach einem Platz umsah, an dem sie auf Theodore warten konnte.

Unschlüssig schritt sie durch die bunte Schar der Schüler und sah sich nach bekannten Gesichtern um. Mit jeder weiteren Minute wurde es voller in der Eingangshalle. Pärchen fanden sich zusammen, fröhliches Gelächter drang an Zoes Ohr, während alle darauf warteten, dass die Uhr endlich acht Uhr schlug und die Flügeltüren der Großen Halle sich öffneten.

Zoes Nervosität steigerte sich noch weiter und sie hoffte inständig, dass sie endlich Tracey, Daphne oder zumindest Theo finden würde.

Unsicher bahnte Zoe sich ihren Weg durch die Menge und suchte nach Theodore, als ihr plötzlich ein unwiderstehlicher Duft in die Nase stieg. Es war eine Mischung aus Patschuli und Myrrhe, mit einem Hauch von Blutmandarine. Interessiert sah sie sich um und als ihr klar wurde, dass dieser Duft, von der hochgewachsenen Person hinter ihr ausging, biss sich Zoe missbilligend selbst auf die Lippen. Der Blondschopf schien sie bemerkt zu haben und wandte sich zu ihr um und starrte sie mit einem Blick an, den Zoe nicht so deuten konnte.

Dracos Augen huschten über ihr Outfit und sein Mund öffnete sich für einen höhnischen Kommentar, jedoch schien in nichts einzufallen und er schloss ihn wieder ohne etwas gesagt zu haben. Zoes angriffslustige Haltung verlor sich gegenüber seinem seltsamen Verhalten und sah ihn nur mit zusammengezogenen Brauen an, direkt in seine blaugrauen Augen. Er starrte zurück und hob sein Kinn augenblicklich höher.

„Zoe?"

Sie riss den Blick von dem Malfoy los und wandte sich zu Theodore um.

„Oh", sagte dieser und schien fast ein wenig rot zu werden, „du ... du siehst wirklich sehr hübsch aus!"

Er lächelte verlegen und seine Finger spielten nervös an dem Ärmel seines Festumhangs. Zoe lächelte zurück und antwortete heiter: „Danke, du aber auch, Theo!"

Dieses Kompliment schien ihn noch nervöser zu machen und sie verfielen einen Moment in peinliches Schweigen. Zoe war beinahe erleichtert, als Tracey mit Blaise und Daphne mit dem Durmstrang Kylian Moreau zu ihnen stießen.

„Wo hast du denn Hermine gelassen?", fragte Tracey neugierig und reckte den Hals.

„Bei ihrer Verabredung", antwortete Zoe schlicht, „aber sie möchte sich später gerne zu uns setzten."

Die Slytherins nickten zustimmend und schließlich verfielen sie in belanglosen Smalltalk. Zoe hörte jedoch nicht richtig hin. Ihr Blick ging suchend durch die Menge. Nur ein paar Meter abseits von ihnen standen Gregory und Vincent in moosgrünen Festumhängen und glotzten den vorbeigehenden Mädchen nach. Allem Anschein nach, hatten die beiden für den Abend keine Begleitung gefunden, denn Millicent stand in ihrem lilafarbenen Festumhang bei einem Durmstrang und Pansy schien ohne Unterbrechung auf Draco einzureden. In ihren rosafarbenen, rüschenverzierten Festumhang, erinnerte sie Zoe ein wenig an ein Ferkel. Schließlich blieb Zoes Blick wieder an Draco hängen und sie kam, wider Willen, nicht umhin festzustellen, dass dieser in seinem Festumhang aus schwarzem Satin mit einem weißen Kollar wirklich attraktiv wirkte. Schade, dass sein unausstehlicher Charakter ihn so hässlich machte.

Mit einem ominösen Blick sah der Slytherin plötzlich zu ihnen herüber und als sich ihre Blicke für den Bruchteil einer Sekunde begegneten, sah Zoe schnell weg und tat so, als würde sie über Daphnes Witz lachen.

Dann gingen auch schon die Türen der Großen Halle auf und das aufgeregte Geschnatter der Schüler wurde noch eine Nuance lauter.

„Na endlich", sagte Blaise und wandte sich dem Eingang zu.

Zoe, noch immer in Gedanken versunken, reagiert gar nicht auf seinen Einwurf. Schließlich berührte sie jemand sanft am Arm und sie wandte sich um.

„Wollen wir hinein gehen?", fragte Theo leise.

Lächelnd nickte Zoe und ergriff den Arm, den er ihr anbot. Gemeinsam folgten sie dem Schülerstrom hinein in die Halle, doch Zoe entging nicht, dass Draco Theodore mit einem unheilvollen Blick betrachtete, als sie an der Gruppe Slytherins vorbeizogen.

Zoe verschlug es die Sprache, als sie die Große Halle betraten. In all den Jahren, in denen sie Hogwarts besuchte, hatte sie diese noch nie so schön geschmückt gesehen. Die steinernen Wände waren mit glitzernden Eiskristallen verziert und von der verzauberten Decke hingen hunderte Girlanden aus Mistelzweigen und Efeu herunter. Anstatt der Haustische waren unzählige kleinere Tische mit kerzenbeleuchteten Lampen aufgestellt und vor dem Podium stand ein großer, runder Tisch, mit acht Stühlen, der vermutlich für die Champions reserviert war.

Am Richtertisch saß bereits Ludo Bagman in einem hellpurpurnen Umhang mit großen gelben Sternen und zu Zoes Überraschung, Percy Weasley. Auch ihr Großvater hatte schon einen Platz zwischen Karkaroff und Madame Maxime gefunden, die ihren üblichen schwarzen Umhang gegen ein seidenes, lavendelfarbenes Gewand getauscht hatte. An ihrem Hals glitzerte eine pompöse Kette mit großen Opalen, die im Kerzenschein funkelten. Auch Hagrid war schon da. Er stand jedoch noch als Einziger vor dem Lehrertischs, trug seinen grässlichen Braunhaar-Anzug und sah immer wieder hinauf zum Podium.

Staunend blieben die sechs am Rand stehen, unschlüssig wo sie hingehen sollten und sahen den anderen Schülern dabei zu, wie sie sich nach und nach ihre Plätze suchten.

„Wo sollen wir hingehen?", fragte Daphne verunsichert und sah in die Runde.

Doch noch bevor einer von ihnen etwas hatte erwidern können ertönte ein lauter Beifall aus der Eingangshalle und sie wandten ihre Köpfe gerade rechtzeitig um, um den Einmarsch der Champions zu sehen. Professor McGonagall, in ihrem schottisch angehauchten Festumhang, führte sie herein und allen voran ging Fleur Delacour in einem fließenden silbergrauen Satinumhang, die in der Begleitung des Quidditch-Kapitäns der Ravenclaws, Roger Davies, war. Ihnen folgte der überaus nervös wirkende Harry mit Parvati Patil, gefolgt von, und Zoe hielt für einige Sekunden den Atem an, Cedric mit Cho. Das Schlusslicht bildeten Krum und Hermine, die bis über beide Ohren grinste und nicht glücklicher hätte aussehen können.

„Ist das – Hermine?", fragte Pansy, die nur ein wenig rechts von ihnen stand, ungläubig. „Mit Viktor Krum?"

„Sieht ganz so aus", antwortete ihre Freundin Millicent bestürzt.

„Wie hat sie es nur geschafft ihn abzubekommen?"

„Vielleicht mit einem Liebestrank?", spekulierte Millicent.

Zoe schnaubte verächtlich und den beiden Mädchen war es nicht entgangen. Sie betrachteten ihre Klassenkameradin herablassend.

„Viktor hat sie von sich aus gefragt!", belehrte Zoe die beiden Slytherins.

„Dieses ...", Millicent suchte nach dem passenden Wort, doch ihre Freundin ließ sie nicht aussprechen.

„Vielleicht mag sie einen Abend lang hübsch aussehen", feixte Pansy, „aber das ist nicht ihr wahres Ich. Wie lange hat sie zaubern müssen um den Wischmopp auf ihrem Kopf zu richten?"

Zoe spürte, wie ein ungezügelter Zorn in ihr aufbrodelte. Das ausgerechnet Pansy Parkinson, mit ihrem Mopsgesicht über Hermine herzog, machte sie fuchsteufelswild.

„Hermine kann ihr Haar glätten", zischte Zoe angriffslustig. „Was kannst du gegen deine Dummheit tun, Pansy?"

Der Slytherin klappte der Kiefer herunter, ihre Freundin stemmte wütend die Hände in die Hüfte. Doch bevor eines der Mädchen sich hatte wehren können mischte sich Pansys Begleiter mit einem süffisanten Grinsen ein.

„Vergleich dich doch nicht mit der, Pansy", sprach Draco überheblich und funkelte Zoe boshaft an. „Sie ist doch nur ein Schlammblut."

Noch bevor Zoe etwas sagen konnte, griff Theodore nach ihrem Arm und sagte: „Dort drüben haben sich Tracey und Blaise Plätze reserviert. Leisten wir ihnen Gesellschaft?"

Die Blonde verstand seinen Hinweis sofort und schluckte widerwillig den bissigen Kommentar herunter. Sie erwiderte Dracos offensiven Blick und versuchte so viel Hass in ihren Ausdruck zu legen, wie sie nur konnte. Was war er nur für ein provokanter Widerling!

Schließlich nickte Zoe und wandte sich Theo zu.

„Gut", sagte Theodore, lächelte nervös, führte sie fort und fügte leise hinzu, „ich dachte, wir wollten einen netten Abend verbringen."

„Ja, stimmt ... Tut mir leid", meinte Zoe, nachdem sie Pansy. Millicent und Draco hinter sich gelassen hatten. „Ich will nur nicht, dass sie Hermine den Abend versauen."

Sie schlängelten sich zwischen den Tischen durch, bis ihre Hausgenossen erreicht hatten. Theodore zog ihr einen Stuhl hervor und Zoe nahm neben der strahlenden Tracey Platz.

„Hermine geht mit Krum!", sprach Daphne sofort aufgeregt und setzte sich zu ihnen an den Tisch. „Hast du das gewusst, Zoe?"

Zoe nickte nur und sah sich in der Halle um, um sich etwas abzulenken. Schließlich entdeckte sie Ron und Padma ein paar Tische weiter, an denen noch einige Gryffindors saßen und obwohl Padma in ihrem helltürkisenen Umhang wirklich bezaubernd aussah, machte er ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter.

Nachdem sich der allgemeine Trubel gelegt hatte, begannen sie mit dem Essen. Dafür konnten sie sich eine der etlichen Speisen auf der Speisekarte aussuchen und diese bei ihrem goldenen Teller bestellen. Als Zoe den Aufwand begriff, musste sie unweigerlich zu Hermine herüberspähen, weil sie sich die Frage stellte, ob sie die Hauselfen in der Küche bedauern würde. Doch Hermine war mit Viktor in ein Gespräch vertieft und das sah von weitem schon amüsant aus. So beschloss die Slytherin von nun an den Abend zu genießen und begann, wider ihre Art, mit einem netten Small-Talk, um ihre verschwiegene Ballbegleitung etwas aus der Reserve zu locken. Es dauerte tatsächlich ein wenig, bis Theodore ein wenig auftauten, doch er gab sich sichtlich Mühe dabei Zoe zu unterhalten und so wurde ihre Laune mit jeder Minute gelassener, bis die Slytherin es tatsächlich genießen konnte.

Der Lärmpegel erhörte sich deutlich, nachdem alle mit dem Essen fertig waren. Als schließlich die Goldteller verschwanden erhob sich Dumbledore mit gezücktem Zauberstab. In der Großen Halle wurde es augenblicklich vollkommen still, als alle gebannt auf den Schulleiter blickten.

Die im Raum verteilten Tische schoben sich an den Rand und an der rechten Wand beschwor er eine Bühne herauf. Noch während sich darauf ein Schlagzeug, mehreren Gitarren, eine Laute, ein Cello und einige Dudelsäcken materialisierten verwandelte sich der Boden vor ihnen zu einem hochglanzpolierten, spiegelnden Parkett.

Zum Schluss rollte sich ein Banner über der Bühne auf, auf dem in grotesker Schrift ‚Die Schwestern des Schicksals' prangte.

„Astoria wird vor Neid erblassen!", sagte Daphne staunend und sah zur Bühne just in dem Moment, da die Hexen auf die Bühne kamen.

Wilder Beifall ertönte in der Großen Halle und Zoe stimmte in das Klatschen mit ein, während sie die wilden Frisuren und kunstvoll aufgerissen und geschlitzten Kostüme der Musikerinnen betrachtete. Sie griffen nach ihren Instrumenten, das Licht um sie herum dämpfte sich und die Champions betraten mit den ersten Noten, einer langsamen, traurigen Melodie, die Tanzfläche um den Eröffnungstanz zu vollziehen.

Zoes Blick verfolgte jeden von Cedrics anmutenden Bewegungen und sie musste sich unwillkürlich vorstellen, wie bei jedem Richtungswechsel tollpatschig über seine Füße gestolpert wäre. Für Cedric war es sicherlich besser, dass er sich für die schöne Quidditchspielerin entschieden hatte.

Während sich die Champions zu der langsamen Melodie auf der Stelle drehten blieb Harrys verzweifelter Blick für einige Sekunden an Zoe hängen und diese konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Doch nach einer Weile füllte sich die Tanzfläche mit weiteren Paaren. Zoe sah Ginny und Neville nach vorne gehen und ihr Großvater schnappte sich Madame Maxime, was durch den eklatanten Größenunterschied durchaus amüsant anmutete.

Schließlich gingen auch Tracey und Daphne mit ihren Partnern zur Tanzfläche und Zoe und Theodore blieben etwas unbeholfen zurück. Nur widerwillig dachte sie an die letzten Tanzstunden und an Hermines schmerzverzerrten Gesichtsausdruck bei jedem Mal, da sie ihrer Freundin auf den Füßen stand. Ein Tanz mit Theo würde vermutlich äußerst peinlich werden, doch nur hier am Rande herumstehen und ihn langweilen wollte sie auch nicht.

Schließlich fasste sich Zoe ein Herz und fragte so leise, dass es kein anderer außer ihm hören konnte: „Willst du tanzen, Theodore?"

Er presste verlegen die Lippen aufeinander und sah Zoe mit einem fast mitleidigen Blick an.

„Ich bin kein guter Tänzer, Zoe."

Die Slytherin lachte herzhaft, erhob sich und reichte ihm schließlich erleichtert die Hand.

„Glaub mir, Theo, ich auch nicht!"

Schon beim nächsten Lied stimmten die Schwestern des Schicksals einen schnelleren Song an und das Gewusel auf der Tanzfläche wurde schließlich so dicht, dass Zoe sich ihrer unbeholfenen Bewegungen nicht schämen musste, da sie von der Masse an tanzenden Körpern verschluckt wurden. Und von da an begann es der Slytherin tatsächlich Spaß zu machen. Zwar rempelten sie ab und zu das ein oder andere Paar an, doch so schlimm wie Fred und Angelina waren sie noch lange nicht. Wo die beiden auftauchten gingen die anderen in Deckung und so hatten die beiden sich schnell eine angenehme freie Fläche geschaffen, in der sie ausgelassen tanzten.

Nach ein paar Liedern ging Zoe jedoch die Puste aus und sie bat um eine Pause. Theodore führte sie von der Tanzfläche und bot schließlich an Getränke zu holen.

„Ich warte drüben bei Hermine und Viktor", sagte Zoe dankbar und kämpfte sich durch die Menge.

Doch noch bevor sie ihn erreicht hatte, lief sie einem der Champions über den Weg: Harry.

Sie betrachtete ihren Freund von Oben bis Unten und nickte ihm anerkennend zu. Sein schlichter, grüner Festumhang stand ihm wirklich gut und zusammen mit der dunkelhaarigen Padma wirkten sie wie ein harmonisches Paar.

„Hübsch seht ihr aus", sagte Zoe und lächelte freundlich.

Harry hatte bereits den Mund geöffnet, doch Padma war schneller: „Vielen Dank", antwortete diese oberflächlich, „Harry, Parvati ist dort hinten, sollen wir nicht zu ihnen gehen?"

Es mutete an, wie eine Frage, doch sie zog den Gryffindor, ohne eine Antwort abzuwarten mit sich und das Letzte, was Zoe von ihrem Freund zu sehen bekam war ein gequälter Gesichtsausdruck.

Perplex schüttelte die Slytherin den Kopf und ging weiter zu dem Tisch, an dem Hermine mit Viktor saß. Euphorisch nahm Zoe neben ihrer Freundin Platz und begrüßte die beiden.

„Ganz schön warm hier drin, oder?", sagte Zoe, der vom Tanzen noch die Hitze auf der Wange stand.

„Ja, wir sind uns gerade am abkühlen", erklärte Hermine mit einem künstlichen Lächeln und deutete auf ihr Getränk.

„Her – mie – ne tanzt gut", sagte Viktor holprig.

„Das stimmt", pflichtete Zoe ihm bei, „sie hat versucht es auch mir beizubringen, doch leider ohne viel Erfolg."

„So schlecht bist du nicht", protestierte Hermine, klang jedoch etwas geistesabwesend.

Zeitgleich mit Theos Rückkehr kamen auch Neville und Ginny an ihrem Tisch vorbei und gesellten sich zu ihnen. Sie verfielen in allgemeines Geplauder, doch Hermine schien irgendetwas zu bedrücken. Als schließlich ihre Getränke wieder leer waren, verpflichteten sich dieses Mal Hermine und Zoe dazu für Nachschub zu Sorgen. Zoe wartete noch ab, bis sie außer Hörweite waren, um ihrer Freundin auf den Zahn zu fühlen.

„In Ordnung Hermine, was ist los mit dir?"

„Nichts", antwortete die Gryffindor sofort.

„Hat Viktor irgendetwas Dummes gesagt?"

Doch da Platzte es aus ihrer Freundin heraus: „Nein! Es ist wegen Ron!"

„Wegen Ron?", wiederholte Zoe verwirrt.

„Er ist ein Idiot!", sagte Hermine und blieb abrupt stehen.

Sie zog sich ein Taschentuch aus ihrer kleinen Perlenhandtasche und tupfte sich vorsichtig die Tränen aus den Augen, um ihr Make-up nicht zu verschmieren.

„Was hat er gesagt?", wollte Zoe besorgt wissen.

„Er hat mich brüskiert, weil ich mit Viktor hier bin!"

„Warum?", hakte Zoe völlig perplex nach.

„Er behauptet, ich würde mich mit dem Feind verbrüdern!", schluchzte Hermine und begann wieder heftig zu blinzeln. „Und dass Viktor mich nur gefragt habe, um mehr über Harry zu erfahren, oder damit ich das Eierrätsel für ihn löse."

„Der hat sie doch nicht mehr alle!", sagte Zoe sauer und sah sich in der Menge nach Ron um. „Na warte, wenn ich ihn sehe, dann sag ich ihm mal meine Meinung!"

„Nein, Zoe", flehte Hermine, „nicht heute Abend. Lass uns heute eine schöne Zeit verbringen."

Die Gryffindor versteckte ihr Taschentuch im Ausschnitt, hakte sich bei Zoe unter und steuerte den Tisch mit den Getränken an.

„Und das ausgerechnet von Ronald", sagte Zoe verständnislos, als sie den Tisch erreicht hatten. „Ich hätte gedacht, er würde dich darum anflehen ein Autogramm zu bekommen."

„Lass uns nicht mehr d'rüber reden", meinte Hermine und reichte Zoe zwei Gläser, „das macht mir nur eine miese Laune und das hat Viktor nicht verdient. Er ist wirklich sehr freundlich und aufmerksam mir gegenüber."

„Okay", sagte Zoe und sah verschwörerisch zu Hermine, „und gleich morgen knöpfen wir uns das rothaarige Wiesel vor!"

Zoe wandte sich mit den Getränken in der Hand zum Gehen um, als sie plötzlich einen Blick im Rücken spürte. Die Slytherin wandte sich um, ließ Hermine den Vortritt und sie sah intuitiv zu dem Mann, der mit verschränkten Armen an der gegenüberliegenden Wand stand und grimmig dreinblickte: Es war Professor Snape und seine Miene blieb unergründlich.

Doch für Zoe, die ihren Tränkemeister schon bereits seit vielen Jahren kannte, war dieser Ausdruck weder verstörend noch verwunderlich und so schenkte sie ihm aus der Ferne ein Lächeln das von Herzen kam, bevor sie sich umwandte und Hermine zurück zum Tisch folgte.

Als sie wieder zurückkamen, war Zoes Platz besetzt und die Slytherin erkannte, dass Percy seine Schwester wohl in ein Gespräch verwickelt hatte, von dem diese offensichtlich nicht begeistert war. Als Percy Zoe jedoch bemerkte, sprang er wie von einem Billywig gestochen vom Stuhl auf, begrüßte die Viertklässlerin förmlich und verschwand dann wieder zum Richtertisches.

„Was macht denn Percy hier?", fragte Zoe Ginny verwundert, als sie Platz nahm und Theo sein Getränk gab.

Ginny rollte mit den Augen.

„Mr Crouch ist wohl verhindert", sagte sie gereizt, „Perc soll ihn vertreten."

Doch das war alles, was Ginny von sich gab, denn im Anschluss bat sie Neville um einen erneuten Tanz und so verschwanden die beiden Gryffindors auf der Tanzfläche.

„Verhindert?", fragte Zoe stirnrunzelnd in Hermines Richtung, doch diese zuckte nur mit den Schultern.

„Ist doch auch egal", meinte sie, hob ihr Butterbier und sprach einen Toast aus: „Auf eine erfolgreiche internationale magische Zusammenarbeit ‑ auch außerhalb unserer Schulen!"

„Auf die vier Champions!", fügte Zoe hinzu und stießen mit den anderen an.

Just in dem Moment, da Zoe es ausgesprochen hatte, liefen Harry und Ron an ihrem Tisch vorbei und eilten nach draußen. Harry hatte sie im Vorbeigehen angelächelt, doch in Rons versteinerter Miene war keine Emotion zu lesen gewesen. Missmutig sah Zoe ihm und seinem verschlissenen, kastanienbraunen Rüschenfestumhang nach und unterdrückte den Wunsch dem Rothaarigen saftig gegen das Schienbein zu treten.

Nach dem nächsten Lied gesellten sich Daphne und Tracey wieder zu ihnen und plauderten ungezwungen darüber, wer mit wem an diesem Abend ausging und wer am besten in seinem Festumhang aussah. Nach einer Weile zog es auch Hermine und Viktor wieder auf die Tanzfläche und Zoe begann sich fast schon ein wenig zu langweilen.

„Hast du gesehen, dass es heißen Punsch gibt?", fragte Theo, der einen vorbeigehenden Beauxbatonpärchen beobachtet hatte.

„Apfelpunsch", erklärte Tracey, „den würde ich auch gerne probieren."

„Ich gehe uns einen holen", bot Blaise sofort an. „Möchtet ihr auch einen?"

Zoe nickte und erhob sich bereits, doch Theo war schneller.

„Ich gehe", sagte er sofort.

„Lass mich mitkommen", meinte Zoe munter, „ich muss mir ein wenig die Beine vertreten.

Und mit den Worten entschuldigte sie sich bei ihren Freundinnen und folgte den Jungs in Richtung Punschausgabe. Allein blieb sie jedoch zurück, als sich Theo und Blaise in die Schlange einreihten und ließ ihren Blick noch einmal über die geschmückte Halle schweifen, um sich diese Erinnerung für immer einzuprägen.

„Du siehst sehr erwachsen aus heute Abend."

Zoe wandte sich um und sah in das freundlich lächelnde Gesicht ihres Großvaters.

„Dankeschön", antwortete sie stolz.

„Und hast du Spaß?", wollte er wissen.

„Es ist toll!", antwortete Zoe ehrlich und nahm das Getränk an, das Theodore ihr, mit einem schüchternen Blick auf den Schulleiter reichte.

„Sehr schön! Nun, dann habt noch einen vergnüglichen Abend", sprach Dumbledore, zwinkerte den beiden zu und verschwand wieder in der Menge.

„Danke, Theo", sprach Zoe und deutete auf den Apfelpunsch.

„Nix zu danken", gab Theo zurück, nahm einen Schluck und fragte dann: „Sollen wir eine Runde spazieren gehen? Blaise meinte, sie haben auch den Hof draußen geschmückt."

„Oh, wirklich? Das wäre toll. Ist auch ziemlich warm hier drin, nicht?"

Sie folgte dem Slytherin durch die Menge und hakte sich in der Eingangshalle schließlich bei ihm unter. Als sie hinaustraten wehte ihnen ein kalter Windhauch entgegen, doch nach der stickigen und heißen Luft in der Großen Halle empfand Zoe es als erfrischende Abkühlung.

Staunend betrachtete Zoe den leuchtenden Hof, der erhellt wurde von tausenden lebenden Lichterfeen. Sie surrten über ihren Köpfen, tummelten sich in den Rosenbüschen und erhellten das Stück Rasen, in dessen Mitte ein großer steinerner von Rentieren gezogener Weihnachtsschlitten errichtet worden war. Irgendwo in der Nähe plätscherte ein Brunnen. Vielleicht führte der verschlungene Pfad, der vor ihren Füßen lag sie durch das ein Labyrinth aus Statuen und Rosenbüschen zu ihm.

„Das ist ja wunderschön!", hauchte Zoe beeindruckt.

Theodore lächelten nur zufrieden und nippte an seinem Punsch. Sie schwiegen eine Weile und starrten nur auf das festliche Schauspiel vor ihnen. Hier und da waren weitere Pärchen unterwegs. Einige hielten Händchen, andere saßen aneinander gekuschelt auf den steinernen Bänken. Albernes Mädchengekicher erklang in der der Nacht.

„Dort hinten ist noch ein freier Platz", sagte Theo und deutete auf eine Bank, die umsäumt war von Rosenbüschen. „Möchtest du dich setzen?"

„Klar", stimmte Zoe ein und folgte seinem Blick.

Etwas zögerlich griff Theodore nach ihrer freien Hand und führte sie hinüber. Sie nahmen Platz und Zoe schloss beide Hände um den Punsch, um sich die kühlen Finger zu wärmen.

„Dir ist kalt", stellte ihr Begleiter fest und deutete auf ihre bloßen Arme auf der alle Härchen zu Berge standen.

„Es geht noch", entgegnete Zoe tapfer, obwohl sie allmählich zu frösteln begann.

Der Slytherin stand wieder auf, löste den Umhang von seinem Festgewand und legte ihn Zoe um die Schulter, bevor er sich wieder neben sie setzte.

„Danke", sprach Zoe leise und schenkte ihm ein Lächeln.

Und der sonst so in sich gekehrte Slytherin erwiderte es aufrichtig. Gemeinsam beobachteten sie, wie die Pärchen an ihnen vorbeischritten, leise plaudernd und die meisten von ihnen verschwanden nach einer Runde wieder in dem warmen Schloss. Stumm sahen sie dabei zu, wie Draco Pansy hinausführte, die offensichtlich immer noch unaufhörlich am Plappern war.

Theodore war ihrem Blick gefolgt.

„Du kannst froh sein über so viel Freiheit und Toleranz", seufzte er nach einer Weile.

Zoe sah ihren Begleiter fragend an und er lächelte grimmig, bevor er erklärte: „Es ist kein leichtes Los, als Erbe einer Reinblutfamilie. Sie dir Draco an, meinst du er wäre scharf darauf gewesen, mit Pansy Parkinson zum Ball zu gehen?"

Zoe sah wieder hinüber zu der Statue, an der Draco lässig lehnte, und etwas abwesend durch die Gegend schaute, während Pansy immer noch auf ihn einredete.

„Er hat sie doch selbst eingeladen", meinte Zoe stirnrunzelnd.

„Ja", sagte Theodore, „ihre Familien sind befreundet, wen hätte er sonst Fragen sollen?"

„Er hatte dieselbe Auswahl, wie du Theo. Was macht dich so sicher, dass er nicht mit Pansy kommen wollte?"

„Die Gespräche, im Jungenschlafsaal", antwortete dieser trocken. „Bei Daphne das gleiche. Glaubst du sie hätte sich mit einem Halbblüter eingelassen?"

„Tracey ist auch ein Halbblut!", warf Zoe sofort ein.

„Vermutlich der Grund, warum sie noch nie zu den Greengrass' eingeladen wurde ..."

„Ach, dieser Blutstatuskrempel ist doch altmodischer Schwachsinn", sagte Zoe sofort und ihr Griff um die Tasse wurde unwillkürlich etwas fester. „Es sagt überhaupt nichts über einen aus."

Theodore blickte sich zunächst sorgfältig um, bevor er zustimmend nickte. Dann meinte er jedoch: „Und trotzdem ist er für von uns noch immer ungemein wichtig."

„Was ist mit Blaise?", wollte Zoe wissen, die fieberhaft nach Argumenten suchte, um Theos These zu widerlegen.

Doch Theodore schnaubte nur amüsiert. „Die Zabinis sind neureich und Blaise hat nicht wirklich ein Interesse an Tracey. Ich glaube nicht, dass du hören willst, warum er ihre Einladung angenommen hat."

Zoe sah ihren Begleiter aus gemischten Gefühlen an und nahm sich vor ihre Freundin zu warnen, sofern Tracy ihre Worte überhaupt hören wollte.

„Und was ist mit dir?", fragte Zoe irgendwann.

„Was soll mit mir sein?", hakte Theo nach.

„Wärst du mit einem Halbblut zum Ball gegangen?"

„Nein", antwortete Theodore ohne zu Zögern, „ganz sicher nicht!"

Die Kälte um sie herum schien sich mit einem Mal in Zoes Innern zu bündeln. Etwas steif stellte sie die leere Tasse zur Seite und war drauf und dran sich zu erheben und Theodore einfach so stehen zu lassen. Wie konnte er es so direkt heraussagen, wo sie ihn doch immer ganz anders eingeschätzt hatte? Theo hatte nie offensichtlich Partei ergriffen, bei Dracos Stänkereien, doch anscheinend hatte Zoe sein Verhalten immer falsch gedeutet. Theodore jedoch, erkannte sofort Zoes innerlichen Konflikt und er legte seinem Date beschwichtigend eine Hand auf den Oberschenkel.

„Zoe, verstehst du denn nicht?", fragte er beinahe flehend, doch die Slytherin überhörte diesen Tonfall zunächst.

„Was soll ich daran nicht verstehen, Theo?", fragte sie kalt.

Ihr Gegenüber seufzte und zog sich einen Moment zurück. Er sah sich noch einmal im Hof um, bevor er sich zu Zoe lehnte und leise sagte: „Das ist nicht, was ich denke ... Aber nun stell dir vor: Für Draco zum Beispiel wäre es ein gefundenes Fressen eine solche Neuigkeit bei sich zu Hause zu verkünden. Kannst du dir vorstellen ... was für eine Tracht Prügel ich mir dann einfangen würde? Wenn die Malfoys meinem Dad ‑ vermutlich noch zu einem festlichen Anlass ‑ so etwas erzählten ... Und ich habe keine Mutter mehr, die mich in Schutz nehmen könnte. Dann gehe ich der Sache lieber gleich aus dem Weg ..."

Bestürzt sah Zoe ihren Begleiter an. Noch nie hatte sie darüber nachgedacht. Für Zoe stellte sich so eine Frage nicht. Noch nie. Sie war immer frei gewesen zu tun, was sie wollte. So war es schon immer gewesen.

„Das ist ja furchtbar, Theo", meinte sie schließlich beflissen.

„Es ist die Realität in vieler unserer Familien", erwiderte dieser trocken. „Wie gesagt, sei froh über die Freiheit, die dir dein Großvater gewährt."

Es war, als hätten seine Worte ihn heraufbeschwört. Ihr Gespräch verstummte und wortlos sahen sie hinüber zum Portal, aus dem der Schulleiter gerade in Begleitung ihres Hauslehrers in den Hof kam. Die beiden sahen aus, als seien sie in ein ernstes Gespräch vertieft und als Fleur und Roger kichernd an ihnen vorbeistolperten schienen sie für einen Moment zu verstummen. Dann nickte Dumbledore zufrieden, sprach noch etwas zu Snape, wandte sich um und verschwand wieder im Innern des Schlosses.

„Schon ein skurriler Anblick", meinte Theodore irgendwann und riss Zoe damit aus ihren Gedanken.

„Was meinst du?", hakte sie nach.

Sein Kopf ruckte Richtung Eingang. „Professor Snape auf einem Weihnachtsball."

Zoe musste kichern. „Das ist auch bestimm nicht seine Lieblingsbeschäftigung."

Und Theo stimmte in ihr glockenhelles Lachen ein.

Die Augen des Tränkemeisters flackerten zu ihnen herüber. Dann machte er steif auf dem Absatz kehrt und ging wieder hinein.

„Sollen wir auch wieder rein gehen?", fragte Zoe, die allmählich richtig kalt hatte.

„Na klar, nein, behalte den Umhang, bis wir drinnen sind!"

Die Slytherin erhob sich etwas ungeschickt und ging an Theodores Seite wieder hinein in die Eingangshalle. Dankbar nahm sie sich den Umhang von ihren Schultern und gab ihn ihrem Begleiter zurück, als sie grob von Ludo Bagman angerempelt wurden. Dieser entschuldigte sich nur flüchtig im Vorbeilaufen und war sofort wieder ihrem Blick entschwunden. Die Slytherin hatte es noch gar nicht richtig realisiert, da hasteten auch Fred und George an ihr vorbei.

„Was ist denn in die gefahren?", fragte Theo stirnrunzelnd und sah seiner Begleitung dabei zu, wie sie ihre Robe wieder richtete.

„Keine Ahnung", meinte Zoe schulterzuckend, „scheint aber dringend zu sein.

Als sie ihren Tisch suchten blieben sie kurz bei Ron und Harry stehen, um mit den beiden ein paar Worte zu wechseln. Die Slytherin gab sich Mühe den Rothaarigen mit seiner lustlosen Miene zu ignorieren, doch sein skurriler, brauner Festumhang, der an allen Enden mit Rüschen besetzt war machte dies äußerst schwierig.

„Wo ist Parvati?", fragte Zoe den Champion.

Doch Harry zuckte nur mit den Schultern und entgegnete: „Sie wollte Tanzen und ist mit einem Durmstrang mitgegangen."

Rons Miene schien sich noch ein wenig mehr zu verdunkeln. Zoe hatte die Einladung, sie sollen sich an ihren Tisch folgen fast auf der Zunge gelegen, doch als sie den schmollenden Rothaarigen sah, verwarf sie die Idee sofort wieder.

„Gut", sagte sie stattdessen, „dann noch viel Spaß!"

Dann ging sie mit Theodore weiter und gesellten sich zu ihren Slytherinfreunden.

Pünktlich um Mitternacht beendeten die Schwestern des Schicksals ihren Auftritt und ernteten dafür eine Menge Applaus. Der Weihnachtsball fand ein Ende. Nur widerwillig setzten sich die Schüler in Bewegung, denn die meisten von ihnen hätten am liebsten weiter gefeiert. Auch Zoe wurde etwas wehmütig.

Der ganze Abend hatte ihr großen Spaß bereitet.

Sie sah Hermine und Viktor dabei zu, wie sie sich auf den Weg machten und erhob sich schließlich, als Theodore ihr die Hand reichte. Gemeinsam reihten sie sich vor Daphne und Tracey in die Menge ein und folgten dem zäh fließenden Schülerstrom in die Eingangshalle. Dort kam Zoe gerade rechtzeitig an, um mitzubekommen, wie sich Cedric von Cho verabschiedete und die Slytherin gab sich alle Mühe dabei nicht hinzusehen.

Die Menge lichtete sich erst ein wenig, als sie den Weg zu den Kerkern einschlugen und dann hatten sie wieder etwas Raum für sich. Die spärlichen Fackeln beleuchteten die finsteren Korridore und mit jedem Schritt, an dem sie näher an ihren Gemeinschaftsraum kamen wurde es Zoe bewusster, das sich der schöne Tag allmählich dem Ende neigte. Nie im Leben hätte sie vermutet, dass es doch so toll werden würde. Nachdem sie den Korb von Cedric bekommen hatte, war der Vierzehnjährigen die Lust auf den Weihnachtsball vergangen. Doch sie wurde eines besseren belehrt. Theodore war eine angenehme Begleitung gewesen. Höflich, interessiert und auch für einen Scherz zu haben. Ohne Theodore wäre es sicher nicht so angenehm geworden.

Zoe war ihm ausgesprochen dankbar. Sie warf ihm glücklich einen Blick von der Seite zu und er erwiderte ihr Lächeln. Theo hatte der Abend offenbar ebenfalls gefallen.

Sie warf einen Blick zurück, zu den hinterherzockelnden Slytherins und nutzte die Gelegenheit, als sie um die nächste Ecke bogen, um Theodore in eine Nische hinter einer Rüstung mit ausladendem Schild zu ziehen. Gebannt hielt sie den Atem an.

„Was soll das?", fragte Theodore überrascht, doch Zoe legte ihm einen Finger auf die schmalen Lippen.

Zoe lauschte und wartete ab, bis Tracey und Blaise vorbeigegangen waren, gefolgt von Pansy, Draco und seiner Eskorte. Dann ließ sie die Hand sinken und lächelte verlegen.

Eigentlich wollte sie Theodore nur sagen, wie schön sie diesen gemeinsamen Abend und seine Begleitung fand. Sie wollte es ihm alleine sagen und nicht vor ihrem Schlafsaal im Beisein der anderen Mädchen, denn für sie war dies ein unvergesslich, glücklicher Abend geworden, in dem sie alle Sorgen für ein paar Stunden vergessen durfte und der sie regelrecht vom Leben berauscht hatte. Wann war Zoe das letzte Mal so fröhlich gewesen? So ausgelassen? All das, wollte sie ihrer Begleitung erklären, doch nun, als sie hier stand mit ihm alleine, da fehlten ihr plötzlich die rechten Worte.

„Und?", fragte Theodore schließlich, „was ist los?"

„War'n schön'r A'nd!", nuschelte Zoe.

„Bitte?", hakte er nach und grinste.

„Also", sagte Zoe erneut und atmete einmal durch, „das war ein wirklich toller Abend, Theo. Danke!"

Das belustigte Grinsen wandelte sich in ein ehrliches Lächeln.

„Das fand ich auch, Zoe."

Es folgte Schweigen und Theodore war der Erste, der sprach: „Und darum ziehst du mich hier rein?"

„Ja, ich wollte mich nur bei dir bedanken", lachte Zoe, „unter vier Augen."

„Verstehe." Ein verstohlenes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Dann bitte!"

Er drehte ihr die Wange hin, schloss die Augen und deutete mit dem Zeigefinger darauf. Zoe kicherte mädchenhaft. Doch warum spürte sie plötzlich ihr Herz so schnell klopfen?

Sie hatte die Lippen gespitzt und seine Wange fast berührt, als sie inne hielt und in sich hinein lächelte. Vorsichtig ergriff sie mit beiden Händen Theodores Gesicht, drehte es zurück in ihre Richtung, bis sich seine Lippen und ihre berührten. Zoe konnte seinen verdutzten Blick nicht sehen, denn sie hatte die Augen geschlossen, um das aufregende, kribbelnde Gefühl in ihrem Innern genießen zu können. Es erfüllte sie von den Fingerspitzen bis zu den Zehen. Die Aufregung ließ ihre Knie weich werden und brachte den Rest ihres Körpers zum Zittern. Ihre Wangen wurden heiß und glühten wie Kohle, doch alles im Allem war es ein angenehmes Gefühl, von dem sie gar nicht genug bekommen konnte.

Als sie sich voneinander lösten, klopfte ihr Herz so laut, dass sie meinte, er müsse er hören können. Zoe grinste verlegen und Theodore erwiderte ebenso.

„Na dann", flüsterte Zoe schließlich und trat einen Schritt zurück, „schlaf gut, Theodore!"

Und mit diesen Worten wandte sich die Slytherin ab und machte sich alleine auf den Weg zu den Kerkern. Mit beflügelten Schritten und einem breiten Lächeln auf den Lippen.

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