Das Trimagische Turnier

Von der Fahrt zum Schloss war nicht viel zu sehen. Der Regen fungierte als dichter Schleier und machte jegliches Hinausschauen unmöglich. Ab und an erhellte ein Blitz das Innere der Kutsche und Zoe freute sich schon insgeheim auf die Große Halle und das Festessen, das auf sie wartete.

Während Blaise, Daphne und Tracey ihre Ferienerlebnisse austauschten, saß Theo nur teilnahmslos dabei und beobachtete die Tropfen an der Fensterscheibe. Schließlich versuchte Zoe ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch seine knappen Antworten machten ihr schnell klar, dass er nicht an einer Unterhaltung interessiert war. So lehnte sich die Slytherin in ihren Sitz zurück und lauschte Traceys mädchenhaftem Kichern.

Als sie am Schloss angekommen waren drängten sie sich sofort hinaus, was eindeutig ein Fehler gewesen war. Die Schülerschar staute sich am Eichenportal und so blieb ihnen nichts anderes übrig, als im strömenden Regen zu warten. Zoe zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht und lehnte sich an die Mitschüler. Als sie endlich die Eingangshalle erreicht hatten, hörte sie sogleich Geschrei. Kurz darauf wurde Zoe von einer laut kreischenden Ravenclawschülerin angerempelt. Das Mädchen entschuldigte sich sofort, doch Zoes Aufmerksamkeit wurde auf die vor ihr liegenden Szene gelenkt. Die Slytherin zog sich die Kapuze in den Nacken und sah gerade noch, wie der Poltergeist Peeves, eine mit Wasser gefüllte Blase auf den Kopf eines blonden Jungen fallen ließ.

Sie platzte sofort und ein weiterer Schwall Wasser ergoss sich in die Eingangshalle. Zoe und ihre Freunde nutzen den Augenblick, da Peeves Nachschub holte und tippelten auf Zehenspitzen über die Wasserlache, direkt in die Große Halle hinein. Als sie auf der Höhe ihres Haustisches angekommen waren, lief die ernst dreinblickende Professor McGonagall bereits an ihnen vorbei, um die Sache zu klären.

„Als hätten wir noch nasser werden können", meinte Blaise mit einem finsteren Blick über die Schulter und legte seinen triefenden Umhang ab.

Zoe und die anderen taten es ihm gleich, dann suchten sie sich Plätze zwischen ihren Mitschülern. In der Großen Halle war es im Vergleich zu draußen angenehm warm. Über ihren Köpfen erhellte das Licht Tausender Kerzen das alte Gemäuer und ließ die goldenen Teller auf den Tischen funkeln. Sie Slytherin reckte den Hals und spähte zum Hufflepufftisch hinüber. Cedric saß mit dem Rücken zu ihr gewand, doch sein Anblick verursachte trotzdem ein flüchtiges Lächeln auf Zoes Lippen. Dann verschwand Cedric hinter einer Gruppe von vorbeigehenden Mitschülern und Zoe ließ den Blick zum Lehrertisch schweifen. Sie entdeckte ihren Großvater, der gerade in ein Gespräch mit Professor Sprout vertieft war und stellte fest, dass neben Hagrids und Professor McGonagalls leeren Stühlen ein weiterer Sitz nicht besetz war.

„Sieht so aus, als hätte Dumbledore in dieses Jahr keinen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste bekommen", sprach Blaise, als er ebenfalls zum Lehrertisch hochsah.

„Vielleicht darf Professor Snape dieses Jahr unterrichten", meinte Daphne hoffnungsvoll.

Zoes Blick fiel auf ihren Hauslehrer und ihr Magen zog sich unangenehm zusammen. Als dieser zum Slytherintisch hinüber sah, schuldbewusst wich Zoe ihm sofort aus. Im vergangenen Schuljahr war es zwischen ihnen zu einem Eklat gekommen. Ihr Blick fiel unweigerlich auf den schmalen Goldring an ihrem Finger, den Sirius ihr letztes Jahr schenkte. Es war erst ein paar Wochen her, als Zoe mit ihren Freunden versuchte, Sirius Blacks Unschuld zu beweisen und als Professor Snape dazustieß, war die Situation eskaliert und hatte schließlich damit geendet, dass ihr Lehrer bewusstlos zusammengesackt war. Zoe schauderte noch immer bei der Erinnerung an diese Nacht. Damals hatte sie Sirius Black beigehalten der, wie sich bereits zuvor herausstellte, ihr Vater war. Doch die Abneigung zwischen ihrem Dad und Professor Snape war so groß gewesen, dass dieser ihm nicht die Gelegenheit geben wollte, seine Unschuld zu beweisen. Letzten Endes hatte es für sie nur noch die Möglichkeit gegeben, ihren Lehrer außer Gefecht zu setzten.

Ob er deswegen noch sauer auf Zoe war?

Als die letzten Schüler eingetroffen waren, schlossen sich die Türen zunächst. Das Geschwätz all ihrer Mitschüler erfüllte nun die Halle und klang wie ein großer belebter Bienenstock. Die Hausgeister schwebten zu ihren Tischen und der Blutige Baron sah dabei finster zu ihnen hinab.

„Ich hab einen riesen Hunger!", moserte Blaise und hob seinen Teller an, als vermutete er darunter etwas Köstliches. „Sie sollen endlich anfangen!"

Zoes Blick fiel auf Theodore, der gelangweilt seinen Kopf auf die Hände gestützt hatte.

„Wie waren deine Ferien. Theo?", versuchte sie es erneut.

Der Slytherin mit dem mausbraunen Haar bedachte Zoe mit einem Schulterzucken. Antwortete jedoch nicht.

„Warst du auch auf der Weltmeisterschaft?", wollte sie wissen.

„Ja", sprach Theodore nur knapp und sah dann wieder nach vorne zum Lehrertisch.

„Du warst auf der Quidditch Weltmeisterschaft", wollte Pansy von gegenüber ungläubig wissen.

Zoe nickte, schenkte ihr einen knappen Blick und antwortete: „Mit Freunden, ja."

„Aber du hasst doch Qui –"

Die Türen der Großen Halle flogen wieder auf und Professor McGonagall brachte die Erstklässler herein. Neugierig richteten sich die Blicke auf die Neuankömmlinge, die nervös hinter der Professorin her trippelten. Diese wies die Schüler an, sich vor dem Lehrertisch aufzustellen und verschwand für einen Augenblick im Nebenraum, um den Sprechenden Hut zu holen.

Die vollgesogenen Schuluniformen tropften und man konnte nicht so recht erkennen, ob die Erstklässler vor Aufregung oder wegen der Kälte zitterten. Als Professor McGonagall schließlich zurückkam, stellte sie einen dreibeinigen Stuhl vor die Wartenden und legte einen schmutzigen, alten Zaubererhut aus Filz darauf ab: Den Sprechende Hut.

Die Neulinge warfen einander fragende Blicke zu und Zoe musste über die verwunderten Gesichter schmunzeln. Der Sprechende Hut zuckte kurz und die Augen der Erstklässler weiteten sich überrascht, als sich ein Riss oberhalb der Krempe öffnete und der steinalte Hut zu singen begann:

Eintausend Jahr und mehr ist's her,

seit mich genäht ein Schneiderer.

Da lebten vier Zauberer wohl angeseh'n;

ihre Namen werden nie vergeh'n.

Von wilder Heide der kühne Gryffindor,

der schöne Ravenclaw den höchsten Fels erkor.

Der gute Hufflepuff aus sanftem Tal,

der schlaue Slytherin aus Sümpfen fahl.

Sie teilten einen Wunsch und Traum,

einen kühnen Plan, ihr glaubt es kaum

junge Zauberer gut zu erzieh'n,

das war von Hogwarts der Beginn.

Es waren unserer Gründer vier,

die schufen diese Häuser hier

und jeder schätzte eine andere Tugend

bei der von ihm belehrten Jugend.

Die Mutigsten zog Gryffindor

bei weitem allen ändern vor;

für Ravenclaw die Klügsten waren

alleine wert der Lehrerqualen.

Und jedem, der da eifrig lernte,

bescherte Hufflepuff reiche Ernte.

Bei Slytherin der Ehrgeiz nur

stillte den Machttrieb seiner Natur.

Es ist vor langer Zeit gewesen,

da konnten sie noch selbst verlesen,

doch was sollte später dann geschehen,

denn sie würden ja nicht ewig leben.

's war Gryffindor, des Rates gewiss,

der mich sogleich vom Kopfe riss.

Die Gründer sollten mir verleih'n

von ihrem Grips 'nen Teil ganz klein.

So kann ich jetzt an ihrer statt,

sagen, wer wohin zu gehen hat.

Nun setzt mich rasch auf eure Schöpfe,

damit ich euch dann vor mir knöpfe.

Falsch gewählt hab ich noch nie,

weil ich in eure Herzen seh.

Nun wollen wir nicht weiter rechten,

ich sag, wohin ihr passt am besten.

Als der Hut sein Lied beendet hatte, stimmte Zoe in den Applaus, der nun die Große Halle erfüllte, mit ein. Dann räusperte sich Professor McGonagall, bevor sie ein langes Pergament entrollte und der Beifall ebbte ab.

„Wenn ich euren Namen rufe", erklärte die stellvertretende Schulleiterin, „zieht ihr den Hut über den Kopf und setzt euch auf den Stuhl. Wenn der Hut euer Haus ausruft, geht ihr zum richtigen Tisch und setzt euch dorthin."

Ackerly Stewart war der erste, den die Professorin ausrief und alle Augen richteten sich auf den zitternden Jungen, der ängstlich vortrat.

Zoe erinnerte sich noch genau an ihren ersten Tag, die Aufregung und die Ungeduld, die sie damals verspürt hatte, bevor der Hut sie nach Slytherin eingeteilt hatte. Das schien bereits ein halbes Leben her gewesen zu sein.

Professor McGonagall setzte Stewart den Hut auf den Kopf, der ihm sofort über die Augen rutschte und es vergingen ein paar Sekunden, bevor der Hut ihn zu einem Ravenclaw machte.

Der Haustisch unter dem blauem Banner applaudierte lautstark und der Junge war sichtlich erleichtert, als er zu seinen Mitschülern hinüber trottete.

„Baddock, Malcolm!", rief Professor McGonagall aus.

„Slytherin!"

Zoe klatschte begeistert, als der Neuling auf ihren Tisch zusteuerte und sich bei der Vertrauensschülerin niederließ.

„Branstone, Eleanor!"

„Hufflepuff!"

„Cauldwell, Owen!"

„Hufflepuff!"

„Creevey, Dennis!"

Ein kleiner blonder Junge, in einen viel zu großen Mantel gehüllt, stolperte nach vorne.

Zoes Aufmerksamkeit wurde kurz durch eine Bewegung am Lehrertisch abgelenkt. Hagrid trat durch eine Tür hinter dem Tisch hervor und nahm etwas unbeholfen seinen Platz ein. Seine Wangen oberhalb des buschigen Bartes, glühten feuerrot und er ließ seine schwarzen Käferaugen einen Moment lang durch die Große Halle schweifen und lächelte erfreut, als er Zoe erkannte.

Creevey wurde schließlich zum ersten Gryffindor und aus dem Jubel konnte Zoe die Stimmen von Rons Zwillingsbrüdern deutlich heraushören.

„Madley, Laura."

„Hufflepuff"

„McDonald, Natalie."

„Gryffindor!"

„Pritchard, Graham!"

„Slytherin!"

„Quirke, Orla!"

„Ravenclaw!"

„Whitby, Kevin!"

Der letzte Schüler trat nervös nach vorne und ließ sich den Hut von Professor McGonagall auf den Kopf setzten. Dieser teilte den Jungen schließlich bei den Hufflepuffs ein. Eilig hastete er hinüber zu dem schwarz-gelb geschmückten Tisch und fand einen Platz direkt neben Cedric. Der Sechstklässler begrüßte den Neuen freundlich und Zoe hätte zu gerne den Platz mit Whitby getauscht.

Als Professor McGonagall, die Zeremonieutensilien weggeräumt hatte, erhob sich der Schulleiter für seine alljährliche Ansprache und in der Halle wurde es auf einen Schlag wieder mucksmäuschenstill. Albus Dumbledore ließ seinen Blick zufrieden über die Schülerschar gleiten und sagte schließlich: „Ich habe euch nur zwei Worte zu sagen: Haut rein."

Die Schüler lachten und als das Essen auf den Tischen erschien erfüllt ein hektisches Klirren von Besteck und Gläser den Saal, dass den trommelnden Regen an den Fensterscheiben übertönte. Zoe machte sich über all die Leckereien her und genoss das Festessen in vollen Zügen, während sie Blaises Erzählungen von der Quidditch Weltmeisterschaft lauschte, die er gerade mit Daphne und Tracey teilte.

„Wirst du dich dieses Jahr wieder als Sucher für das Quidditchteam bewerben?", fragte Pansy an Draco gewandt.

„Es wird in diesem Jahr keine Quidditchwettkämpfe geben", gab dieser zurück.

Die Köpfe der Leute um ihn herum, sahen verblüfft zu dem Reinblüter hinüber.

„Was soll das heißen, es gibt kein Quidditch?!", rief Wilfried wütend.

„Du weißt es auch noch nicht, Montague?", höhnte Draco unüberhörbar über die Köpfe der anderen Schüler hinweg.

„Was?", fragte Ryan Urquhart barsch.

Draco grinste süffisant und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, bevor er antwortete: „Vater hat es mir schon in den ersten Wochen der Sommerferien mitgeteilt. Er hat es vom Zaubereiminister persönlich erfahren."

„Warum sollte der Zaubereiminister sich für die Quidditchspiele in Hogwarts interessieren?", sprach Wilfried ungläubig.

„Der will sich doch nur wichtigmachen!", spottete Ryan und klopfte Wilfried beschwichtigend auf die Schulter.

„Wir werden ja sehen", beschwor Draco, „wer zuletzt lacht!"

Die Älteren schnaubten und wandten sich wieder einander zu und Zoe sah, wie Pansy sich über den Tisch zu Draco hinüber beugte und ihm etwas zuflüsterte. Das selbstüberzeugte und erhabene Grinsen auf dem Gesicht des Malfoys blieb haften. Derweil kam Zoe ins Grübeln, als ihr plötzlich wieder einfiel, dass Professor Sprout zu Beginn des Schuljahres ein Gewächs auf dem Quidditchfeld gezüchtet hatte. Das war zweifellos der Grund für den ausfallenden Wettkampf zwischen den Häusern. Doch es gab noch mehr Hinweise: Die Festumhänge, die auf ihren Schullisten gestanden hatten und die Andeutungen der Weasleys am Bahnsteig. Draco Malfoy wusste allein Anschein nach tatsächlich etwas. Aber wie lange würde er das Schweigen durchhalten?

Als das Klappern des Bestecks allmählich abgelöst wurde, von dem zufriedenen Schnattern der Schüler war das Festmahl so gut wie beendet. Noch einmal erhob sich Albus Dumbledore, trat nach vorne ans Podium und bat um Ruhe. Nur langsam stellte sich diese nun ein, doch dann war nur noch das monotone Trommeln des Regens gegen die Buntglasfenster zu hören.

„So!", sprach Dumbledore und lächelte in die Runde. „Nun, da wir alle gefüttert und gewässert sind, muss ich noch mal um eure Aufmerksamkeit bitten und euch einige Dinge mitteilen. Mr Filch, der Hausmeister, hat mich gebeten, euch zu sagen, dass die Liste der verbotenen Gegenstände in den Mauern des Schlosses für dieses Jahr erweitert wurde und nun auch Jaulende Jo-Jos, Fangzähnige Frisbees und Bissige Bumerangs enthält. Die vollständige Liste zählt, soviel ich weiß, etwa vierhundert und siebenunddreißig Gegenstände auf und kann in Mr Filchs Büro eingesehen werden, falls jemand sie zu Rate ziehen will."

Der Schulleiter verkniff sich ein Lächeln und Zoe musste unweigerlich schmunzeln. Dann fuhr er fort: „Wie immer möchte ich euch daran erinnern, dass der Wald auf dem Schlossgelände für Schüler verboten ist, wie auch das Dorf Hogsmeade für alle Schüler der ersten und zweiten Klasse.

Ich habe zudem die schmerzliche Pflicht, euch mitzuteilen, dass der Quidditch-Wettbewerb zwischen den Häusern dieses Jahr nicht stattfinden wird."

Ein Raunen ging durch die Große Halle und Zoe warf einen Blick auf den Mannschaftskapitän der Slytherins, der nur ein paar Plätze oberhalb von ihr saß und sich nun lautstark beschwerte. Draco war gar nicht zu übersehen, wie er ihm durch den Lärm hindurch ihm etwas Hämisches zurief.

Dumbledore musste erneut Ruhe fordern und der Widerstand ebbte nur langsam ab.

„Der Grund ist eine Veranstaltung, die im Oktober beginnt", fuhr er fort.

„Oh, er wird es uns heute Abend schon mitteilen", sprach Draco lautstark über den Tisch hinweg, um möglichst viel Aufmerksamkeit zu erlangen. „Mein Vater, hat es mir schon vor einigen Wochen mitgeteilt ..."

„Es wird den Lehrern das ganze restliche Schuljahr viel Zeit und Kraft abverlangen", sprach der Schulleiter, „doch ich bin sicher, ihr werdet alle viel Spaß dabei haben. Mit größtem Vergnügen möchte ich ankündigen, dass dieses Jahr in Hogwarts –"

Ein greller Blitz zuckte über die verzauberte Decke und das folgende Donnergrollen ließ Zoe zusammenzucken. Doch sie war nicht die Einzige gewesen. Ein Mädchen am Ravenclawtisch schrie laut auf und einige Schüler wandten sich überrascht zu den Eingangstüren um, die krachend aufgegangen waren.

„Wer ist das?", flüsterte Tracey ängstlich und Zoe folgte ihrem Blick.

Dort im Portal stand jemand in einem dunklen Reiseumhang gehüllt und auf einen langen Stock gestützt. Eine gespannte Stille hatte sich über die Schüler gelegt und ein weiterer Blitz erhellte die Gestalt für einige Sekunden. Dann warf der die Kapuze in den Nacken und offenbarte eine grauweiße Haarmähne.

Der Fremde ließ einen kritischen Blick durch die Halle schweifen, bevor er den Lehrertisch direkt vor ihnen ansteuerte. Dabei ertönte bei jedem zweiten Schritt den er tat, ein dumpfes Klonk und als er an ihrem Tisch vorbeigekommen war, konnten sie einen Blick auf sein zerfurchtes Gesicht werfen. Als er den Lehrertisch erreichte, zischte Derrick mit gesenkter Stimme: „Das ist Mad-Eye!"

„Mad-Eye Moody?", fragte Vaisey leise. „Der Auror?"

„Ja", antwortete Theodore trocken, „ganz sicher!"

Als er bei Dumbledore angekommen war begrüßte dieser ihn mit einem freundschaftlichen Händedruck. Sie tauschten leise ein paar Worte aus und schließlich bot ihm der Schulleiter den freien Platz neben sich an und Moody setzte sich unbeholfen. Dann sah er mit einem grimmigen Blick hinab auf die Schüler.

Sein Anlitz war erschreckend. Vollkommen vernarbt und dort, wo sein Mund hätte sein sollen, zog sich eine klaffende Wunde schräg durch sein Gesicht. Ein Teil seiner Nase fehlte und er hatte zwei völlig unterschiedliche Augen. Das eine dunkel und ruhig starrte vor sich auf den Teller, dass andere stahlblau suchte unruhig die Große Halle ab, als vermutet er hinter jedem Wandbehang einen Feind.

„Ich möchte euch euren neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorstellen", durchbrach der Schulleiter die unheimliche Stille. „Professor Moody."

Skeptisch blickte Zoe hinauf zu dem zerzausten alten Mann, der gerade ein Würstchen mit seinem eigenen Taschenmesser aufspießte. Dabei war sie nicht die Einzige, die das Klatschen vergaß. Allein Dumbledore und Hagrids Beifall hallten von den hohen Wänden der Großen Halle wider, während alle anderen den bizarren Mann einfach nur anstarrten.

„Sieht nicht so aus, als sei mit dem gut Kirschen essen", meinte Tracey leise zu Daphne und diese sah sie nur mit weit aufgerissenen Augen an.

„Da wünscht man sich glatt den Werwolf zurück", sagte Blaise.

Ihren zukünftigen Lehrer schien der verhaltene Empfang nicht im Geringsten zu stören. Unablässig wurden sie von diesem stahlblauen Auge, das zweifelsohne magisch sein musste, gescannt. Einen winzigen Augenblick, so kam es Zoe vor, schien es auf ihr zu verweilen, doch dann wanderte es weiter über den Tisch der Slytherins und Mad-Eye zog einen Flachmann aus seiner Tasche und nahm einen kräftigen Schluck.

„Was tut er denn da?", fragte Daphne beinahe angewidert.

„Scheint fast so", antwortete Blaise, „als hätte er seine eigene Verpflegung dabei."

„Was da wohl drin ist?", spekulierte Tracey und sprach damit das aus, was in diesem Moment vermutlich alle Slytherins dachten.

„Feuerwhiskey, bestimmt", meinte Theodore und riss seinen Anblick von Moody ab, als könne er ihn nicht weiter ertragen.

Der Schulleiter räusperte sich und Zoe schenkte ihm wieder ihre Aufmerksamkeit.

„Wie ich eben erwähnte", fuhr er fort und lächelte die Schüler vom Podium aus an, „werden wir in den kommenden Monaten die Ehre haben, Gastgeber einer sehr spannenden Veranstaltung zu sein, eines Ereignisses, das seit über einem Jahrhundert nicht mehr stattgefunden hat. Mit allergrößtem Vergnügen teile ich euch mit, dass dieses Jahr in Hogwarts das Trimagische Turnier stattfinden wird."

„Wahnsinn!", rief Bole vom anderen Ende des Tisches aus, doch sein Ausruf mischte sich in das erstaunte Geschnatter Hunderter Schüler. Die skurrile Situation, die Mad-Eye-Moody hereingebracht hatte, wich einer gespannten Vorfreude.

„Das war es also!", quietschten Daphne und Astoria schrill.

„Deswegen die Festumhänge", jubelte Tracey erregt und klatschte in die Hände.

Albus Dumbledore gluckste zufrieden und genoss für einige Sekunden die Freude, die sich unter den jungen Hexen und Zauberern ausgebreitet hatte. Dann antwortete er auf den Ausruf von Fred Weasley hin: „Ich mache keine Witze, Mr Weasley. Obwohl, da fällt mir ein, im Sommer habe ich einen köstlichen Witz gehört; ein Troll, eine Vettel und ein irischer Kobold gehen zusammen in die Kneipe –"

Zoe begann zu kichern, doch Professor McGonagall unterbrach die Erzählung mit einem ungeduldigen Räuspern.

„Ähm – aber vielleicht ein andermal", kicherte Dumbledore, „wo war ich stehen geblieben? Ah ja, das Trimagische Turnier ... nun, einige von euch werden nicht wissen, worum es bei diesem Turnier geht, und ich hoffe, dass die anderen mir verzeihen, wenn ich es kurz erkläre, sie können ja inzwischen weghören.

Das Trimagische Turnier fand erstmals vor etwa siebenhundert Jahren statt, als freundschaftlicher Wettstreit zwischen den drei größten europäischen Zaubererschulen – Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang. Jede Schule wählte einen Champion aus, der sie vertrat, und diese drei mussten im Wettbewerb drei magische Aufgaben lösen. Die Schulen wechselten sich alle fünf Jahre als Gastgeber des Turniers ab, und alle fanden, dies sei der beste Weg, persönliche Bande zwischen jungen Hexen und Magiern verschiedener Länder zu knüpfen – bis allerdings die Todesrate so stark zunahm, dass das Turnier eingestellt wurde."

Zoes Vorfreude war mit einem Mal wie weggewischt.

„Hat er Todesrate gesagt?", flüsterte Tracey entsetzt und ließ den Blick über ihre Freundinnen kreisen.

„Pscht!", zischte Blaise wütend, der offensichtlich nicht beeindruckt war.

„Es gab im Laufe der Jahrhunderte mehrere Versuche, das Turnier wieder einzuführen", erklärte Albus Dumbledore, „doch keiner davon war sehr erfolgreich. Nun allerdings hat unsere Abteilung für Magische Spiele und Sportarten beschlossen, dass die Zeit reif ist für einen neuen Versuch. Den ganzen Sommer über haben wir uns alle Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass diesmal kein Champion in tödliche Gefahr geraten kann.

Die Schulleiter von Beauxbatons und Durmstrang werden mit ihren Kandidaten engerer Wahl im Oktober hier eintreffen und der Ausscheidungskampf für die drei Champions wird an Halloween stattfinden. Ein unparteiischer Richter wird entscheiden, welche Schüler geeignet sind, im Trimagischen Turnier für den Ruhm ihrer Schule anzutreten und das ausgesetzte Preisgeld von tausend Galleonen zu gewinnen."

Wieder erfüllte aufgeregtes Getuschel die Große Halle, während Zoe sich ein wenig entspannte. Das Ministerium hatte sicherlich alle möglichen Vorkehrungen getroffen, dass der Wettkampf nicht lebensbedrohlich sein würde.

„Hey, Draco!", rief Blaise zu dem Blondschopf herüber. „Da mischen wir mit, oder?"

Draco nickte nur mit einem selbstgefälligen Grinsen, dass Zoe ihm zu gerne aus dem Gesicht geschlagen hätte.

Der Schulleiter musste die abenteuerlichen Visionen der Schüler, die augenblicklich ausgebrochen waren zähmen und verlangte erneut deren volle Aufmerksamkeit.

„Zwar weiß ich, wie begierig ihr alle darauf seid, den Trimagischen Pokal für Hogwarts zu holen", sprach er, „doch die Leiter der teilnehmenden Schulen haben gemeinsam mit dem Zaubereiministerium beschlossen, in diesem Jahr eine Altersbegrenzung für die Bewerber festzusetzen. Nur Schüler, die volljährig sind – das heißt siebzehn Jahre oder älter –, erhalten die Erlaubnis, sich am Wettbewerb zu beteiligen."

Wütende Aufschreie der jüngeren Schüler unterbrachen seine Rede, doch der Schulleiter fuhr sehr bestimmt und etwas lauter fort: „Dies ist ein Schritt den wir für notwendig halten, denn die Turnieraufgaben sind schwierig und trotz aller Vorkehrungen nur unter Gefahr zu lösen, und es ist höchst unwahrscheinlich, dass Schüler unterhalb der sechsten Klassenstufe damit zurechtkommen. Ich persönlich werde dafür sorgen, dass kein minderjähriger Schüler unseren unparteiischen Schiedsrichter hinters Licht führt, um Hogwarts-Champion zu werden."

Sein Blick huschte für einen Augenblick auf den Gryffindortisch, an denen Fred und George sichtbar schmollte.

„Ich bitte euch daher, eure Zeit nicht mit einer Bewerbung zu verschwenden, wenn ihr noch nicht siebzehn seid.

Die Abordnungen aus Beauxbatons und Durmstrang werden im Oktober eintreffen und den größten Teil des Jahres bei uns bleiben. Ich weiß, dass ihr unsere ausländischen Gäste mit größter Herzlichkeit empfangen und den Hogwarts-Champion mit Leib und Seele unterstützen werdet, sobald er oder sie ausgewählt ist. Und nun ist es spät und ich weiß, wie wichtig es ist, dass ihr alle wach und ausgeruht seid, wenn ihr morgen in die Klassen geht. Schlafenszeit! Husch, husch!"

„Das ist so unfair!", wetterte Blaise sofort und erhob sich verärgert vom Tisch.

Tracey warf ihm einen sorgenvollen Blick zu, bevor sie zu ihren Freundinnen sagte: „Ich finde, es ist eine gute Entscheidung!"

Die Mädchen erhoben sich ebenfalls und mischten sich zwischen die anderen Schüler. Bevor Zoe die Große Halle verließ, warf sie einen letzten Blick zurück zum Lehrertisch, bedacht darauf, nicht zu ihrem Hauslehrer zu sehen. Doch ihr Großvater war bereits mit Mad-Eye-Moody in ein Gespräch vertieft und so zockelte die Slytherin schließlich ihren Freundinnen hinterher.

„Es wird sicher einen Weg geben, sich trotzdem zu bewerben", sagte einer der Drittklässler vor ihnen.

„Das ist eigentlich die Idee", sprach Cassius Warrington, als sie im Pulk, den Weg zu den Kerkern einschlugen. „Für drei Galleonen pro Kopf fülle ich das Formular in eurem Namen aus.

Sein Freund Ethan Bole heulte lachend auf und meinte: „Wer sagt denn, dass es ein Formular geben wird?"

„Na irgendwie müssen sie den Besten heraussuchen."

„Vielleicht wird gelost", schlug Samuel Derrick vor.

„Oder Snape ernennt einen von uns."

„So'n Quatsch", sprach Ethan und schlug Cassius an den Hinterkopf.

„Ich denke, es wird eine Prüfung geben", sprach Ethan und nannte das Passwort, damit sie und die anderen Slytherins in den Gemeinschaftsraum eintreten konnten. „Und der Beste wird Champion."

„Hog-warts-cham-pion – das wäre doch was!", meinte Samuel verträumt und ließ sich auf einem der Lehnsessel am Feuer nieder.

Die Gespräche im Gemeinschaftsraum drehten sich den Rest des Abends nur noch um das Turnier und als Daphne und Tracey zeitig beschlossen schlafen zu gehen. Schloss Zoe sich ihren Freundinnen nur zu gerne an. Vom Festmahl träge schlüpfte sie in ihren Pyjama und kroch unter das Federbett, das bereits von einer Bettflasche erwärmt worden war. Schon morgen würde wieder alles seinen gewohnten Lauf nehmen und die Slytherin freute sich schon auf die kommenden Monate, denn es würde mit Sicherheit ein sehr spannendes Schuljahr werden.

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