Das Dunkle Mal

„Das war phänomenal!", schwärmte Harry.

„Einfach großartig!", ergänzte Ronald.

„Noch nie hab ich so ein Spiel gesehen!", jauchzte Ginny.

Sie waren auf dem Weg zurück zu ihrem Zeltplatz und Zoe folgte ihren Freunden.

Mr Weasley war mit den Zwillingen vorangegangen und ermahnte diese dazu, umsichtig mit ihrem Gewinn und den Informationen darüber gegenüber ihrer Mutter zu sein.

Sie wurden von dem Strom aus Hexen und Zauberer mitgetragen und während die anderen über das spektakuläre Spiel schwärmten, fragte sich die Slytherin, ob ihr Vater es auch gerne gesehen hätte. Ihr Weg durch den Wald wurde begleitet von Aberthausenden grölenden Stimmen, die zu einem Chor anschwollen, um die Nationalhymne zu singen. Die Laternen an den Bäumen erleuchteten den mittlerweile ausgetretenen Pfad vor ihren Füßen und ab und an surrte ein Leprechan über ihre Köpfe hinweg.

Als sie ihren Zeltplatz erreicht hatten, waren sie viel zu aufgedreht, um schlafen zu gehen und so bereitete Mr Weasley ihnen alle noch eine Tasse Kakao zu.

Während die Zwillinge eifrig ihre Goldmünzen nachzählten und Harry mit Bill und Ron fachsimpelte, suchte sich Zoe einen Platz bei Hermine und Ginny, um den Abend ausklingen zu lassen. Zufrieden nippte sie an dem Heißgetränk und genoss das gesellige Zusammensein, den melodiösen Gesang vom den benachbarten Zelten noch in den Ohren.

„Wie hat es dir gefallen?", fragte Hermine irgendwann.

„Oh es war", begann Zoe und überlegte kurz, „spannend und spektakulär. Doch diese schlimmen Stürze ... das fand ich ziemlich brutal."

„Nun ja, das ist wohl Berufsrisiko", sagte Ginny nach einer Weile. „Natürlich nicht schön anzusehen, aber sie werden Lynch und Krum schon wieder zusammenflicken."

„Findest du das denn nicht grausam?", wollte Zoe überrascht wissen.

„Ich war schon geschockt", gab Ginny zu und nahm einen Schluck vom Kakao. „Aber ich fand es auch echt faszinierend all diese Spielzüge mal von Profis zu sehen."

„Oh, Krum ist ganz fantastisch geflogen, nicht wahr?", hauchte Hermine eine Spur zu laut.

„Ich hab noch nie – noch nie in meinem Leben", betonte Ron, dessen Aufmerksamkeit durch die Erwähnung seines Lieblingsspielers auf das Gespräch gelenkt worden war, „jemanden so außergewöhnlich fliegen sehen! Nicht wahr, Harry?"

„Er war wirklich gut", betonte der Schwarzhaarige.

Ginny kicherte hinter hervorgehaltener Hand und Ronald runzelte sogleich die Stirn.

„Was gibt's da zu lachen?", fragte er sofort, doch Ginny ließ sich nicht dazu erweichen, ihren Bruder in ihre Gedankenwelt einzuweihen.

Gerade wollte Ron erneut nachhaken, als die Diskussion zwischen Charlie und Mr Weasley an Lautstärke gewann. Offensichtlich waren Vater und Sohn unterschiedlicher Meinungen über die Rempelei unter den Spielern. Zoe verfolgte das Gespräch interessiert in das sich auch Ron und Bill einmischten und schließlich vergaßen sie alle die Zeit. Mr Weasley wurde darauf erst wieder aufmerksam, als Ginny ihren Kakao verschüttete, weil sie weggenickt war.

„So", sagte er endgültig, „es ist Zeit ins Bett zu gehen. Ab in eure Kojen! Wir müssen morgen schon sehr früh den Zeltplatz räumen!"

Sie gehorchten alle ohne Murren. Zoe betrat als erste den Schlafraum ihres Zeltes, schlüpfte in ihren weichen, slytheringrünen Pyjama und krabbelte in ihr Feldbett.

Ginny war sogar ohne sich umzuziehen, auf ihr Bett gefallen, in den Schlafsack gekrabbelt und sofort eingeschlafen. Hermine gähnte herzhaft, wünschte Zoe eine gute Nacht und kurz darauf war auch sie weggenickt. Die Slytherin hingegen lauschte noch eine Weile dem Treiben auf dem Zeltplatz. Hier und da wehte das Lachen der Iren zu ihnen herüber und ab und an erhellte das Laternenlichte eines vorbeifliegenden Kobolds die Zeltwand für ein paar Sekunden. Während die Bilder der vergangenen Stunden noch vor ihrem inneren Auge vorbeihuschten versank auch die Vierzehnjährige im Reich der Träume.

„Ginny! Hermine! Zoe! Aufstehen, sofort!"

Verschlafen schlug Zoe die Augen auf und starrte in das schwach erhellte Zelt, in dessen Tür Rons Vater mit ernster Miene stand.

„Was ist denn?", murrte Ginny mufflig. „Wie spät ist es!"

„Keine Widerrede!", sprach Mr Weasley todernst. „Wir müssen von hier verschwinden!"

Verdattert und beunruhigt krabbelte Zoe aus ihrem Feldbett und schlüpfte in ihre Schuhe.

„Was ist passiert?", fragte Hermine besorgt.

„Es gibt einen Aufstand", antwortete Mr Weasley knapp und hielt den drei Mädchen ihre Jacken hin. „Zieht die an und geht zu den Jungs. Sie warten schon auf euch!"

Zoe gehorchte sofort, doch Mr Weasley musste die mufflige Ginny aus dem Bett holen. Mit einem letzten, verängstigten Blick zu Hermine, die versuchte Rons Schwester zu besänftigen, ging sie voraus. Als sie aus dem Zelt hinaustrat und all die Leute vor sich sah, stockte Zoe erschrocken.

Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas Ähnliches erlebt. Auf dem Zeltplatz war Panik ausgebrochen. Menschen rannten fluchtartig in den Wald. Einige von ihnen disapparierten. Das Lachen vom Vorabend war verklungen und wurde ersetzt von Angstschreien und einem unheimlichen Johlen. Lichtblitze flackerten gen Himmel.

Dann erkannte sie die anderen.

„Was ist hier los?", fragte Zoe in die Runde der Jungs, doch im selben Moment erhellte ein blendendes Licht das Geschehen.

Aus der Mitte des Feldes marschierten ein Dutzend Zauberer Schulter an Schulter über den Zeltplatz. Ihre Gesichter waren maskiert und sie trugen dunkle Kapuzen zu ihre Zaubererumhänge. Über ihren Köpfen schwebten grotesk verzerrte Gestalten, und just in dem Moment, da Zoe sie als Menschen erkannte, schlug sie erschrocken die Hände vor den Mund.

„Jemand muss ihnen helfen!", schrie sie hysterisch und klammerte sich Hilfe suchend an Harrys Arm.

Doch die vorübereilenden Hexen und Zauberer verließen nur fluchtartig den Platz, anstatt den schwebenden Menschen, die durch die Zauber der Maskierten in der Luft herumgewirbelt wurden, zu helfen. Ungehindert bahnten sich die Gestalten ihren Weg durch den Zeltplatz. Fegten störende Hindernisse, wie Zelte und Personen einfach aus dem Weg und widmeten sich nur ihrem Marsch.

„Ist das Mr Roberts, vom Eingang?", fragte Zoe mit zittriger Stimme.

„Er und vermutlich der Rest seiner Familie", antwortete George wütend durch seine Zähne zischend.

Zoe wandte den Blick von den Muggeln ab, als man einen von ihnen kopfüber durch die Luft wirbeln ließ.

„Das ist widerlich", meinte Ron angewidert. „Das ist wirklich widerlich ..."

Just in dem Moment, da Ginny und Hermine aus dem Zelt traten, stießen auch Charlie, Bill und Percy zu ihnen. Die Jungs hatten ihre Zauberstäbe gezückt und Zoe tastete augenblicklich nach ihrem eigenen Stab. Zu ihrer Erleichterung fand sie ihn in der Jackentasche.

„Wir helfen den Ministeriumsleuten", sprach Mr Weasley und krempelte sich die Ärmel hoch. Dann fügte er energisch hinzu: „Und ihr – verschwindet in den Wald und bleibt zusammen." Und nach diesen Worten lief er mit seinen ältesten Söhnen los, auf die Unruhestifter von maskierten zu, denen sich inzwischen auch einige Ministeriumszauberer entgegenstellten.

„Schnell", sprach Fred und packte seine Schwester am Arm.

Sie folgten den Zwillingen in Richtung Wald und liefen, ohne sich einmal umzudrehen. Erst im Schutz der Bäume erlaubten sie sich eine kurze Verschnaufpause.

Zoe warf einen Blick zurück über die Schulter. Noch immer schwebte die Familie Roberts unter der Horde Maskierten, doch diese hatte sich mittlerweile auf wundersame Weise vermehrt. Während die Ministeriumsleute versuchten die Muggel möglichst schadenfrei aus der Luft zu bekommen, zündeten ihre Widersacher Zelte an und schossen Flüche auf Flüchtende.

Schockiert wendete Zoe den Blick wieder ab und suchte nach dem Weg, der sie am Vorabend ins Stadion geleitet hatte. Doch die Laternen waren inzwischen erloschen und im Wald vor ihnen tummelten sich etliche Gestalten. Kinderweinen drang an ihre Ohren und mischte sich unter angsterfüllte Rufe.

„Kommt weiter!", hörten sie Georges Stimme von irgendwo her krächzen.

Sie folgten ihm in die Dunkelheit des Waldes und mengten sich unter all die Flüchtenden. Zoe prallte mit jemand vor ihnen zusammen, geriet ins Stocken, sodass Harry ihr in die Hacken trat.

„'tschuldigung", nuschelte der Schwarzhaarige hinter ihr und schließlich schrie Ron schmerzerfüllt auf.

„Was ist passiert?" Hörte Zoe Hermine erschrocken von links rufen. „Ron, wo bist du? Oh, ist das bescheuert – Lumos!"

Das Licht von Hermines Zauberstab flammte so plötzlich auf, dass es Zoe in den Augen schmerzte und sie den Blick abwenden musste. Ihre Freundin richtete den Strahl sofort auf den Waldboden, wo Ron lag. Er hatte alle Viere von sich gestreckt und rieb sich stöhnend den Ellenbogen.

„Bin über eine Baumwurzel gestolpert", erklärte er, nachdem er auf die Beine gekommen war.

„Mit solchen Riesenfüßen ist das auch kein Wunder", meinte eine verächtliche Stimme hinter ihnen.

Fast zeitgleich wirbelten sie herum und im faden Schein, von Hermines Zauberstab erkannte Zoe, dass nur einige Meter vor ihnen entfernt Draco Malfoy lässig an einen Baum gelehnt stand. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und wirkte, auf eine merkwürdige Weise ruhig und entspannt.

Ein überhebliches Lächeln hatte sich auf seinem spitzen Gesicht gebildet, als er seine Schulkameraden erkannt hatte.

Ronald warf seinem Rivalen ein derbes Schimpfwort an den Kopf, das Hermine dazu veranlasste ihm einen mahnenden Blick zuzuwerfen. Draco lachte nur lässig und entgegnete: „Zügle dein Mundwerk, Weasley. Solltet ihr jetzt nicht besser verschwinden? Ihr wollt doch nicht, dass man die hier sieht, oder?"

Er deutete mit einem Kopfnicken zu Hermine und Zoe lief mit einem Mal ein eiskalter Schauer über den Rücken. Erst jetzt kam ihr die Erkenntnis, welche Art von Leuten diese maskierten Männer auf dem Zeltplatz waren. Ihre Freundin jedoch, schien Dracos Andeutung nicht sofort verstanden zu haben.

„Was soll das denn heißen", herrschte Hermine ihn an.

Zoe warf einen ängstlichen Blick durch die Bäume. Das Geschrei vom Zeltplatz spitzte sich immer mehr zu.

„Er hat Recht", meinte Zoe eindringlich, „wir sollten von hier verschwinden!"

„Die sind hinter Muggeln her, Granger", erklärte Malfoy amüsiert. „Willst du vielleicht mitten in der Luft dein Höschen vorzeigen ... sie kommen in diese Richtung, und das wär doch für uns alle ein Riesenspaß."

„Hermine ist eine Hexe", verteidigte Harry seine Freundin sofort.

„Wie du meinst, Potter", sagte Malfoy heimtückisch grinsend. „Wenn du glaubst, die könnten eine Schlammblüterin nicht erkennen, dann bleibt, wo ihr seid."

„Pass auf, was du sagst!", bellte Ron wütend und tat einen Schritt auf den Slytherin zu, doch Hermine hielt ihn auf.

„Lass ihn reden, Ron", meinte sie beschwichtigend.

„Besser von Muggeln abstammen, statt aus einer Generation von Inzest!", rief Zoe wütend zu Draco hinüber.

Doch ein plötzlicher lauter Knall, der vom Zeltplatz kam, ließ ihre Worte im Lärm untergehen. Erschrocken zuckten sie zusammen und Zoe musste feststellen, dass der Pegel allmählich anschwoll. Er näherte sich dem Wald und das Licht der Zauber drang mittlwereile zwischen den Baumstämmen zu ihnen hindurch.

„Ihr kriegt es leicht mit der Angst zu tun, oder?", sprach Draco lachend.

Zoes Herz raste mittlerweile tatsächlich so stark, dass sie das Pochen ganz deutlich wahrnahm. Verzweifelt griff sie nach Hermines Arm und flehte: „Leute bitte! Wir müssen hier weg! Wir haben die anderen schon verloren!"

„Bestimmt hat Daddy gesagt, ihr sollt euch alle verstecken? Was hat er vor – will er die Muggel retten?", amüsierte sich der Blonde vor ihnen.

„Wo sind deine Eltern?", fauchte Harry daraufhin wütend. „Dort drüben, nicht wahr, und zwar maskiert?"

„Nun, selbst wenn es so wäre, Potter", antwortete Draco und in seine Augen glitzerte angriffslustig, „würde ich es doch nicht ausgerechnet dir erzählen?"

„Ach, lasst ihn", meinte Hermine endlich, die nun Zoes Flehen nachgab, „gehen wir lieber die anderen suchen."

„Und versteck besser deinen großen buschigen Kopf, Granger", rief Draco ihnen hinterher.

„Lasst ihn doch", mahnte Hermine abermals und zerrte Harry und Ron zurück auf den Weg.

Mit eiligen Schritten gingen sie tiefer und tiefer in den Wald hinein, um das Kampfgeschehen endlich hinter sich zu lassen. Schließlich kamen sie zu einer Traube Menschen, die ebenfalls geflohen waren und sich nun etwas in Sicherheit wähnten.

„Ich wette mit euch, dass sein Dad einer von diesen maskierten Banditen ist", meinte Ron nach einer Weile noch immer wütend.

„Mit ein wenig Glück wird das Ministerium ihn kriegen!", sprach Hermine erhitzt. „Nein, ich fass es nicht, wo stecken denn die anderen?"

Doch von Rons Geschwistern war keine Spur zu sehen. Sie schlängelten sich durch die Menge, Hand in Hand, um sich nicht zu verlieren, und gerieten in eine Gruppe Beauxbatons, die sich in schnellem Französisch unterhielten.

„Lasst uns mal da 'rüber gehen!", meinte Zoe und zog ihre Freunde aus der Menge heraus.

Gemeinsam gingen sie zu einer freien Fläche und schließlich standen sie auf einer kleinen Lichtung. Zoe und Ron zogen nun ebenfalls ihre Zauberstäbe hervor, um etwas Licht zu machen.

„Fred und George können nicht so weit gekommen sein", meinte Ron und leuchtete den Pfad rechts von ihnen ab.

Doch egal wohin sie auch leuchteten, nirgends fanden sie eine Spur von den übrigen Weasleys.

„Aah, nein, so ein Mist", meinte Harry plötzlich und Zoe wandte sich erschrocken zu ihm um.

„Was ist passiert?", fragte sie.

„Ich hab meinen Zauberstab verloren!"

„Machst du Witze?"

Gemeinsam leuchteten sie den Boden um sie herum ab. Doch außer zertrampeltem Moos, Laub und kleinen Ästen war nichts zusehen.

„Vielleicht hast du ihn im Zelt gelassen", meinte Ron.

„Vielleicht ist er dir aus der Tasche gefallen, als wir gerannt sind?", überlegte Hermine beklommen.

„Jaah", sagte Harry, „vielleicht ..."

„Wann hast du ihn zuletzt gesehen?", wollte Zoe wissen.

Harry suchte beflissen den Waldboden ab und zuckte mit den Schultern.

„Ich weiß nicht genau", sagte er schließlich, „es ging alles so schnell ..."

Ein Rascheln lenkte sie mit einem Mal ab. Zoe hob den Zauberstab vom Boden und leuchtete in die Dunkelheit des Waldes hinein. Im Schein ihres Zauberstabes bewegte sich etwas und als Hermine und Ron ihre Stäbe ebenfalls darauf richteten, erkannten sie ein kleines Wesen, welches sich mühselig durch das Unterholz schlug.

„Ist das Winky?", fragte Zoe und kniff die Augen zusammen, um es besser erkennen zu können.

Die Elfe bewegte sich merkwürdig zwanghaft. Beinahe wie eine Marionette, die an unsichtbaren Fäden mitgezerrt wurde.

„Böse Zauberer sind überall!", fiepte sie panisch vor sich hin. „Leute oben – hoch oben in der Luft! Winky macht sich besser aus dem Staub!"

Dann verschwand sie zwischen den Bäumen aus ihrer Sicht. Die Freunde tauschten kurz verdutzte Blicke miteinander.

„Was ist denn mit der los?", fragte Ron nachdenklich. „Warum kann sie nicht richtig laufen?"

„Wahrscheinlich hat sie nicht gefragt, ob sie sich verstecken darf", grübelte Harry. „Dobby hat sich auch komisch verhalten, wenn er etwas ‚Verbotenes' getan hat."

„Merkwürdig", meinte Zoe und wandte sich wieder ihren Freunden zu, „sie hätte doch einfach disapperieren können, oder?"

Hermine schnaubte entrüstet: „Ihr wisst ja, mit den Hauselfen springen sie ganz übel um! Das ist Sklaverei, nichts anderes! Dieser Mr Crouch hat sie gezwungen, auf die höchste Tribüne zu steigen, wo sie doch furchtbare Angst hatte, und er hat sie verhext, so dass sie nicht einmal wegrennen kann, wenn sie anfangen die Zelte niederzutrampeln! Warum unternimmt eigentlich niemand was dagegen?"

„Was willst du, die Elfen sind doch glücklich, oder etwa nicht?", widersprach Ron. „Du hast doch vorhin beim Spiel die gute alte Winky gehört ... ‚Hauselfen sollen keinen Spaß haben' ... herumkommandiert werden ist doch genau das, was sie mag ..."

„Es sind solche Leute wie du, Ron", fauchte Hermine wütend, „die morsche und ungerechte Ordnungen auch noch stützen, nur weil ihr zu lasch seid, um ..."

„Das ist doch Quatsch", unterbrach Zoe die Streithähne und versuchte gleichzeitig zu schlichten. „Es ist ihre Natur sich einer Familie zu widmen. Aber man sollte sie trotzdem respektvoll behandeln. Das tun leider nicht viele-"

Es gab wieder einen lauten Knall und die Slytherin zuckte fürchterlich zusammen.

„Alles in Ordnung?", fragte Hermine besorgt und legte ihrer Freundin eine Hand auf den Arm.

Zoe nickte nur mechanisch und leuchtete den Wald vor ihnen ab, schließlich nickte sie erneut.

„Lasst uns lieber weitergehen!", meinte Ron eindringlich und warf den Mädchen einen besorgten Blick zu.

Sie gingen weiter und achten darauf einander nicht aus den Augen zu verlieren, während sie Ausschau nach Rons Geschwister hielten. Sie kamen vorbei an einer Gruppe Leprechans, die sich um einen großen Sack Gold tummelten und die offensichtlich keine Notiz von dem Tumult auf den Zeltplatz nahmen.

Etwas weiter, auf einer kleinen Waldlichtung drängte sich eine Gruppe Leute um eine Veela und versuchten, ihr zu imponieren. Harry lachte amüsiert, als die Angebereien der Männer zu ihnen herangetragen wurden. Doch nur einen Augenaufschlag später, löste Ron sich mit einem seltsam verträumten Gesichtsausdruck aus ihren Reihen und ging auf die Veela zu.

„Wisst ihr schon", rief der Rothaarige über die Köpfe der anderen hinweg, „dass ich einen Besen erfunden habe, mit dem man zum Jupiter fliegen kann?"

Hermine tauschte einen empörten Blick mit Zoe.

„Also wirklich!", sagte sie und packte die Jungs mit einem energischen Griff an den Ärmeln und zog sie mit sich.

Sie gingen weiter und es dauerte einige Minuten, bis das Geschnatter, der Lärm und das Geschrei verklungen waren. Nun war es still im Wald. Niemand war mehr hier. Niemand, außer den vier Freunden und allmählich fühlte Zoe sich wieder etwas sicherer.

„Sollen wir hier bleiben?", fragte die Slytherin und sah sich noch einmal um.

„Ich schätze, wir können einfach hier warten", bestätigte Harry, der neben ihr stand, „hier hören wir jeden, auch wenn er noch meilenweit entfernt ist."

Er hatte seinen Satz kaum beendet, da stolperte direkt vor ihnen jemand hinter einem Baum hervor. Hermine und Ron wirbelten erschrocken herum und als der Schein ihres Lichtes auf den untersetzten Mann fiel, schirmte dieser sein Gesicht mit den Händen ab.

„Wer da?", rief Ludo Bagman geblendet und versuchte, sie zu erkennen. „Was treibt ihr hier ganz alleine mitten im Wald?"

Sie senkten ihre Zauberstäbe, nicht jedoch, ohne verwunderte Blicke auszutauschen. Bagman sah gestresst und gehetzt aus.

„Nun", antwortete Ron misstrauisch, „es gibt eine Art Aufruhr."

Ludo Bagman starrte sie entsetzt an und hakte nach: „Was?"

„Auf dem Zeltplatz", erklärte Zoe, „einige Leute haben sich eine Muggelfamilie geschnappt ..."

„Verdammtes Pack!", fluchte Bagman und wirkte beunruhigt.

Dann zog er seinen Zauberstab aus der Tasche und mit einem leisen Plop war er verschwunden.

„Nicht gerade auf dem Laufenden, Mr Bagman, oder?", stellte Hermine stirnrunzelnd fest.

„Immerhin", meinte Ron, „war er mal ein großer Treiber. „Die Wimbourner Wespen haben dreimal in Folge die Meisterschaft gewonnen, als er bei ihnen gespielt hat."

„Was hat er denn alleine hier im Wald gemacht?", fragte Zoe misstrauisch.

„Vielleicht war er ja gar nicht alleine", meinte Harry und sah zurück in die Dunkelheit.

Noch einmal leuchteten sie die Stelle aus, an der Bagman eben auftauchte, doch dort war nichts Auffälliges zu erkennen. Niemand war mehr in der Nähe. Also wandten sie sich ab und schließlich gingen die vier einen Pfad entlang zu dem Rand einer kleinen Waldwiese. Sie löschten das Licht ihrer Zauberstäbe und setzten sich an den Fuß eines Baumes ins Gras, um zu warten.

Während Ron sich mit seiner Krum-Miniatur beschäftigte, die er auf dem Waldboden hin- und herlaufen ließ, lauschte Zoe den Geräuschen der Nacht. Außer dem Zirpen der Grillen und dem gelegentlichen Schuschuhen einer Eule, war nichts mehr zu hören.

„Ob der Aufruhr zu Ende ist?", fragte sie in die Runde.

„Wir warten besser noch bis zum Morgengrauen hier", meinte Hermine und fügte hinzu: „Ich hoffe, den anderen geht es gut."

„Wird schon", sagte Ron aufmunternd.

„Stell dir vor, dein Dad nimmt Lucius Malfoy fest", sprach Harry und setzte sich neben Ron ins Gras. „Er hat ja immer gesagt, er würde ihm gerne etwas nachweisen können."

„Dann würde dem ollen Draco das blöde Grinsen vergehen", antwortete Ron verheißungsvoll.

„Verdient hätte er es allemal!", bestätigte Zoe und lehnte sich gegen einen Baumstamm. „Für die Sache mit Riddles Tagebuch, ist er nie belangt worden!"

Hermine seufzte nervös und wandte sich zu ihnen um.

„Mir tun diese armen Muggel Leid", sprach sie bestürzt. „Was ist, wenn sie es nicht schaffen, sie sicher herunterzuholen?"

„Das werden sie schon", beruhigte Ron sie, „irgendwie schaffen sie es."

„Natürlich", pflichtete auch Zoe bei, „sieh mal, es waren so viele Ministeriumsangestellte vor Ort."

„Verrückt ist es schon, so etwas zu tun, wenn das ganze Zaubereiministerium hier draußen auf den Beinen ist!", stellte Hermine fest. „Meinen die vielleicht, sie kommen einfach so davon? Glaubt ihr, sie haben sich betrunken, oder sind sie nur-"

Sie brach den Satz ab und blickte über die Schulter hinweg. Auch Harry war aufgesprungen und gemeinsam starrten sie vor sich auf die Lichtung.

„Was-", wollte Zoe wissen und erhob sich, doch Harry brachte sie mit einem Zischen zum Schweigen.

Und da hörte auch die Slytherin etwas. Es schien, als wäre jemand durch die Bäume neben ihnen auf die Lichtung gestolpert und dann war es plötzlich wieder still.

„Hallo?", rief Harry und reckte den Hals.

Doch niemand antwortete. Ängstlich trat Zoe näher an ihre Freunde heran und tastete nach ihrem Zauberstab.

„Wer ist da?", rief er energisch.

Und dann antwortete eine fremde Stimme mit nur einem einzigen Wort: „Morsmordre!"

Ein Lichtblitz zuckte auf und schoss in den Himmel. Weit über ihren Köpfen bildete sich eine Wolke aus einem glitzernden grünen Nebel, der sich konzentrierte und zu einem Schädel formte.

„Was zum –?", keuchte Ron und sprang auf, während seine Freunde nur mit Entsetzen auf das Abbild am Himmel starrten, der nun einen Totenschädel abbildete.

Zoes Herzschlag schien einen Takt lang auszusetzen. Der Kiefer des Schädels öffnete sich und aus dessen Öffnung kroch, sich windend, eine Schlange hervor. Die Slytherin hatte keine Ahnung, was dieses Symbol bedeutete, doch sie wusste sofort instinktiv, dass sie alle in großer Gefahr waren.

„Lauft!", schrie Zoe hysterisch und riss Hermine auf die Beine.

Das Licht des Zaubers tauchte die Lichtung nun in ein helles, grünes Licht und plötzlich war die Umgebung um sie herum von panischen Schreien erfüllt.

„Los! Lauft!", schrie Zoe erneut und zerrte Hermine hinter sich her, während die Jungs noch verdutzt stehen geblieben waren.

Ron packte augenblicklich seinen Krum ein und sprang wieder auf.

„Warte, Zoe!", rief Hermine und leistete Widerstand, weil Harry sich noch immer nicht rührte. „Harry, komm, wir hauen ab!"

„Was ist los?", rief der Schwarzhaarige und stürzte ihnen hinterher.

„Es ist das Dunkle Mal, Harry!", keuchte Hermine und packte ihn an der Jacke. „Das Zeichen von Du-weißt- schon-wem!"

„Voldemorts –?"

„LAUF!", rief Zoe abermals eindringlich und mit Panik im Herzen.

Doch sie hatten die Lichtung kaum überquerten können, als um sie herum ein Plop nach dem anderen ertönte, wie ein sanfter Hagelschauer. Plötzlich waren sie umzingelt.

Zoe blieb so abrupt stehen, dass die Anderen ihr in den Rücken liefen und sie zu Boden stürzte. Ihr Zauberstab rollte über die Lichtung und war außerhalb ihrer Reichweite. Gerade, als Zoe sich aufrappeln wollte, wurde sie vom schreienden Harry wieder runter gedrückt. Nur einen Augenaufschlag später zischten gut zwanzig rote Lichtblitze über ihre Köpfe hinweg und die Slytherin presste sich so tief es ging ins Gras.

„Aufhören!", schrie plötzlich eine panische Stimme. „Stopp! Das ist mein Sohn!"

Stille folgte, dann kam jemand auf sie zu. Zoe hob nur langsam den Kopf aus ihren Armen heraus.

„Ron – Harry-", sprach die zittrige Stimme von Mr Weasley, „ – Hermine – Zoe – seid ihr verletzt?"

Doch eine andere Stimme unterbrach ihn und sagte: „Aus dem Weg, Arthur!"

Vorsichtig setzte Zoe sich auf und erkannte, dass Mr Crouch zu ihnen gestoßen war. Um sie herum standen weitere Ministeriumszauberer. Einige deuteten noch immer mit ihren Zauberstäben auf ihre Freunde, während sie den Kreis um die Schüler enger zogen.

Bartemius Crouch war außer sich. Als er bei den Teenagern ankam huschten seine Augen über jeden einzelnen von ihnen. Dann schrie er sie an: „Wer von Ihnen hat es getan? Wer von Ihnen hat das Dunkle Mal heraufbeschworen?"

„Das waren wir nicht!", verteidigte Harry sich sofort und deutet in den Himmel.

Zoes Blick folgte seiner Hand und sah, dass der leuchtend grüne Schädel noch immer über ihnen thronte. Unwillkürlich schauderte sie.

„Wir haben überhaupt nichts getan!", unterstütze Ron seinen Freund und sah anklagend zu seinem Vater: „Warum habt ihr uns angegriffen?"

„Lügen Sie nicht, Sir!", donnerte Mr Crouch, dessen Zauberstab noch immer auf den Rothaarigen gerichtet war.

Er zitterte vor Wut und in seinem Gesicht lag ein Hauch von Wahnsinn.

„Sie sind am Tatort entdeckt worden!", beharrte er, als würde dies alles erklären.

Eine kleine Hexe in einen Morgenrock gekleidet, versuchte die Situation zu entspannen.

„Barty", sprach sie leise, „das sind doch noch Kinder, Barty, die wären doch nie in der Lage ..."

Zoe half der zitternden Hermine auf die Beine, als Rons Dad das Wort an sie richtete.

„Wo kam denn das Mal her?", fragte er.

„Von da drüben", erklärte Hermine gehorsam und deute zu der Stelle, von der sie geflohen waren, „da war jemand hinter den Bäumen ... er hat laut gesprochen – eine Beschwörung-"

Die Ministeriumszauberer drehten sich alle zu der Stelle um, die hinter ihnen lag und leuchteten die Lichtung aus. Alle – bis auf Barty Crouch.

Seine Nasenflügel blähten sich vor Zorn und Zoe war sofort klar, dass er keines von Hermines Worten glaubte.

„Oh, stand also da drüben, nicht wahr?", sprach er rhetorisch und sah sie herablassend an. „Hat eine Beschwörung gesprochen, soso? Sie scheinen sehr gut zu wissen, wie das Mal aufgerufen wird, Fräulein-"

„Wir haben damit nichts zu tun!", sagte Zoe sofort und trat an Hermines Seite und fing sich somit einen finsteren Blick von Mr Crouch ein. „Wir haben gehört, wie jemand durch den Wald lief und auf die Lichtung kam. Vielleicht ist er noch dort!"

Doch die alte Hexe im Morgenrock schüttelte nur den Kopf und wandte sich wieder den Kindern zu.

„Zu spät", meinte sie schließlich. „Die sind bestimmt schon disappariert."

„Da bin ich anderer Meinung", sprach ein weiterer Zauberer und Zoe erkannte nun, dass es Cedrics Vater war, der den Kopf reckte, um besser sehen zu können. „Unsere Schocker sind doch direkt durch diese Bäume geflogen ... vielleicht haben wir sie sogar erwischt ..."

Entschlossen ging er auf den Waldrand zu, begleitet von dem sanften Schein seines Zauberstabes.

„Sei vorsichtig, Amos!", sprachen seine Kollegen, doch dieser nickte nur kurz.

Hermine hielt vor Spannung die Luft an. Einige Sekunden war es vollkommen Still auf der Lichtung, während alle gebannt Mr Diggory beobachteten.

Und dann nach einer gefühlten Ewigkeit rief Cedrics Vater aus der Dunkelheit zu ihnen herüber: „Ja! Wir haben sie! Hier ist jemand! Bewusstlos! Es ist – aber – du meine Güte ..."

„Sie haben jemanden?", wiederholte Mr Crouch ungläubig. „Wen? Wer ist es?"

Das Unterholz knackte, als Mr Diggory hineinkletterte. Einen Augenblick später kam er wieder zwischen den Bäumen hervor und in seinen Armen lag eine kleine Gestalt. Er trat in den Schein der Zauberstäbe und als Barty Crouchs Gesichtszüge versteinerten, erkannte Zoe, dass Mr Diggory eine Hauselfe in den Armen hielt. Vorsichtig legte er sie direkt vor den Füßen von Mr Crouch ab.

Barty Crouch schien zunächst seinen Augen nicht zu trauen.

„Das – kann – nicht – sein", stotterte er. „Nein-"

Er stapfte plötzlich los, zu der Stelle, an der Mr Diggory die Elfe gefunden hatte und Zoe nutzte die offenkundige Überraschung der anderen, um ihren Zauberstab vom Boden zu klauben. Unauffällig ließ sie ihn wieder in ihre Tasche gleiten.

„Hat keinen Zweck, Mr Crouch", rief Cedrics Dad ihm verdattert nach, als er begriff, wohin dieser ging. „Mehr sind nicht da."

Doch das Rascheln des trockenen Laubes und das Knacken kleiner Äste aus der Dunkelheit ließ darauf schließen, dass Mr Crouch es nicht glauben wollte, so lange er sich nicht selbst davon überzeugt hatte.

Mr Diggory wandte sich wieder den anderen Angestellten zu, zog die Brauen in die Höhe und sagte leise: „Ziemlich peinlich, Barty Crouchs Hauselfe ... schon ein starkes Stück ..."

„Reg dich ab, Amos", fuhr Rons Dad ihn mit gesenkter Stimme an, „du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass es die Elfe war? Das Dunkle Mal ist das Zeichen eines Zauberers. Dazu ist ein Zauberstab nötig."

Mr Diggory lächelte überheblich und kramte in seiner Tasche, als er sagte: „Tja, sie hatte einen Zauberstab."

„Wie bitte?", fragte Mr Weasley ungläubig.

„Hier, schau", sprach Cedrics Vater und zog einen Zauberstab hervor. „Hatte ihn in der Hand. Da hätten wir also schon mal einen Verstoß gegen Artikel drei des Gesetzes zum Gebrauch des Zauberstabs: Kein nichtmenschliches Wesen darf einen Zauberstab tragen oder gebrauchen."

Mit einem Plop war plötzlich Ludo Bagman auf der Lichtung erschienen. Er taumelte kurz, sah sich verwirrt im Kreis der Leute um und blickte dann hinauf in den Himmel. Das grüne Leuchten des Schädels spiegelte sich in seinen Augen wider und Bagman lachte flüchtig ein irres Lachen.

„Das Dunkle Mal!", hauchte er dann und trat fast auf die am Boden liegende Elfe, schrak jedoch zurück, als Zoe „Vorsicht!" rief.

„Wer war das?", sprach Bagman verwirrt. „Habt ihr sie? Barty! Was geht hier vor?"

Barty Crouch war zurückgekommen. Sein Gesicht war blutleer und es schien fast so, als wolle er die Situation noch immer nicht wahrhaben. Als er nicht auf Bagmans Frage antwortete, hakte dieser erneut nach: „Wo warst du, Barty? Warum warst du nicht beim Spiel? Deine Elfe hat dir doch einen Platz besetzt - würgende Wasserspeier!" Sein Blick fiel wieder auf die am Boden liegende Gestalt und er schien sie er jetzt zu realisieren.

„Ich hatte vorhin zu tun, Ludo", erklärte Mr Crouch knapp und nach einem Blick auf seine Hauselfe zuckte sein dunkler Schnauzbart unkontrolliert. „Und meine Elfe wurde betäubt."

„Betäubt?", wiederholte Bagman ungläubig. „Von euch hier, soll das heißen? Aber warum ...?"

Er sah von der Elfe hinauf in den Himmel und wieder zurück. Seine Augen weiteten sich erschrocken, als es ihm allmählich dämmerte.

„Nein!", sagte er. „Winky? Hat das Dunkle Mal heraufbeschworen? Die weiß doch nie und nimmer, wie das geht! Und erst einmal brauchte sie einen Zauberstab!"

„Sie hatte einen", antwortete Mr Diggory sofort. „Als ich sie fand, hatte sie einen in der Hand, Ludo. Wenn Sie einverstanden sind, Mr Crouch, sollten wir hören, was sie selbst dazu zu sagen hat."

Als sich Mr Crouch nicht rührte, richtete Cedrics Vater den Zauberstab auf die am Boden liegende Elfe und sprach: „Enervate!"

Die Hauselfe zuckte zunächst, öffnete langsam ihre großen, braunen Augen und blinzelte verwirrt. Ächzend setzte sie sich auf und bemerkte erst dann all die Zauberer, die stumm auf sie herabblickten. Zitternd sah die in die Runde, bis ihr Blick auf das leuchtende Symbol am Himmel fiel. Schluchzend ihren Blick ab.

„Elfe!", sprach Mr Diggory harsch. „Weißt du, wer ich bin? Ich bin ein Mitglied der Abteilung zur Führung und Aufsicht Magischer Geschöpfe!"

Winky schluckte nervös und umklammerte ihre Schultern mit den kleinen Händen und begann sich vor und zurück zu wiegen. Sie macht nun einen vollkommen verstörten Eindruck.

„Wie du siehst, Elfe, wurde hier vor kurzem das Dunkle Mal heraufbeschworen", fuhr Mr Diggory fort. „Und du wurdest wenig später entdeckt, direkt darunter! Eine Erklärung, wenn ich bitten darf!"

Die Elfe schnappte nach Luft und quiekte dann: „Ich – ich – ich hab nichts getan, Sir! Ich weiß doch nicht, wie, Sir!"

„Du wurdest mit einem Zauberstab in der Hand gefunden!", betonte Cedrics Vater gnadenlos und wedelte damit vor ihrem Gesicht herum.

Plötzlich regte sich Harry, der neben Zoe stand, und in seiner Miene lag ein ungläubiger Ausdruck.

„Hee – das ist meiner!", unterbrach der Schwarzhaarige das Verhör.

Alle Blicke richteten sich nun auf ihn. Mr Diggory drehte sich verwundert zu Harry um und fragte: „Wie bitte?"

„Das ist mein Zauberstab!", beharrte Harry. „Ich hab ihn verloren!"

„Du hast ihn verloren?", hakte Mr Diggory nach und warf einen flüchtigen Blick zu Mr Crouch. „Ist das ein Geständnis? Du hast ihn fortgeworfen, nachdem du das Dunkle Mal heraufbeschworen hattest?"

„Amos, bedenk doch, mit wem du sprichst", fuhr Rons Dad ihm über den Mund. „Glaubst du vielleicht, Harry Potter würde das Dunkle Mal heraufbeschwören?"

„Hmmh – natürlich nicht", antwortete Mr Diggory sofort und sah in die Runde der Jugendlichen. Sein Blick ruhte dabei einige Sekunden länger auf Zoe, als auf ihren Freunden und die Vierzehnjährige kam nicht umhin den Vater ihres Schwarms als äußerst unsympathisch zu empfinden.

„Verzeihung", sprach Mr Diggory weiter, „hab mich gehen lassen ..."

„Ich hab ihn ohnehin nicht dort drüben fallen lassen", erklärte Harry grübelnd und deutete auf die Stelle, an der man Winky gefunden hatte. „Ich hab ihn schon vermisst, gleich nachdem wir im Wald waren."

Zoe nickte bestätigend, als sie sich daran erinnerte, dass Harry seinen Zauberstab tatsächlich unterwegs gesucht hatte. Mr Diggory schien einen Moment besänftigt, dann wandte er sich wieder Winky zu und sein Blick wurde erneut eisern.

„Nun gut", sprach er. „Du hast also diesen Zauberstab gefunden, Elfe? Und du hast ihn aufgehoben und dachtest, du könntest ein paar Späße damit treiben, nicht wahr?"

„Ich hab keinen Zauber damit gemacht, Sir!", verteidigte sich Winky, die nicht verhindern konnte, dass dicke Tränen aus ihren Augen tropften. „Ich hab ... ich hab ... ich hab ihn nur aufgehoben, Sir! Ich hab nicht das Dunkle Mal gemacht, Sir, ich weiß nicht, wie!"

Die wimmernde, in ein Geschirrtuch gekleideter, kleine Gestalt so herzzerreißend weinen zu sehen weckte auch das Mitleid in Zoe. Doch angesichts der unzähligen Ministeriumszauberer fühlte sie sich gänzlich machtlos. Hermine hingegen war die Autorität dieser Zauberer auf einen Schlag vollkommen egal.

„Sie war es nicht!", rief ihre Freundin auf, wurde jedoch zunehmend nervöser, als sie alle anblickten. „Winky hat eine leise Piepsstimme und die Stimme, die wir bei der Beschwörung gehört haben, war viel tiefer!" Hermine drehte sich zu ihnen um und hakte nach: „Sie klang nicht wie Winky, oder?"

„Nein", antwortete Harry sofort. „Die Stimme klang bestimmt nicht nach der Elfe."

„Ja, es war eine menschliche Stimme", fügte Ron hinzu.

„Und männlich ...", sagte Zoe, als sie sich an den Klang des Wortes erinnerte.

Mr Diggory schien diese Aussagen nicht zu gefallen. Er sah wieder die Elfe an und murrte: „Nun, wir werden ja gleich sehen. Es gibt eine einfache Möglichkeit, den letzten Zauber eines Zauberstabs festzustellen, wusstest du das, Elfe?"

Winky zuckte zusammen, als sie angesprochen wurde und schüttelte dann den Kopf. Mr Diggory berührte derweil Harrys Zauberstabspitze mit der Spitze seines eigenen Stabes und sprach bestimmt: „Prior Incantado!"

Gespannt reckte Zoe den Kopf, um an Mr Diggorys Arm vorbeizusehen und erkennen zu können, was dieser Zauber tat, als Winky vor Furcht aufkeuchte. Aus Harrys Zauberstab ergoss sich ein schattiges Abbild des Schädels, der noch immer über ihnen thronte und aus dessen Mund eine Schlange hervorbrach. Es war allerdings sehr viel kleiner, als das Original und wirkte mehr, wie ein Schatten des Zaubers, der gewirkt worden war.

„Deletrius!", polterte Mr Diggory, triumphierend und das Abbild verpasste augenblicklich. „So-"

„Ich hab's nicht getan!", kreischte Winky sofort und ihr kleiner Körper bebte vor Angst. „Ich weiß nicht, ich weiß nicht, ich weiß nicht, wie! Ich bin doch eine gute Elfe, ich mache nichts mit dem Zauberstab, ich weiß nicht, wie!"

„Du bist auf frischer Tat ertappt worden, Elfe!", donnerte Cedrics Vater. „Ertappt mit dem Tatwerkzeug, dem Zauberstab, in der Hand!"

„Amos", versuchte Mr Weasley seinen Kollegen zu beruhigen, „überleg doch mal ... herzlich wenig Zauberer wissen, wie man diesen Zauber ausübt ... wo sollte sie das gelernt haben?"

„Womöglich will Amos behaupten", sprach Mr Crouch mit kalter Stimme, „dass ich meinen Dienstboten regelmäßig beibringe, das Dunkle Mal zu beschwören?"

Eine peinliche Stille entstand. Zoe blickte zu Mr Crouch hinüber. Seine Gesichtszüge waren vor blanker Wut verhärtet während sich Mr Amos Diggorys Mimik, sich zu Entsetzten wandelte.

Durch Percy wussten sie alle, welch hohes Tier Mr Crouch im Ministerium war und diesem das Praktizieren der dunklen Künste zu unterstellen war quasi eine fürchterliche Beschuldigung. Mr Diggory suchte einige Sekunden mit offenem Mund nach Worten, die ihn aus seiner misslichen Lage befreien würden. Schließlich stammelte er nur verlegen: „Mr Crouch ... nein ... nein, keineswegs ..."

„Und Sie hätten um ein Haar", donnert Mr Crouch, „ausgerechnet die zwei Personen auf dieser Lichtung beschuldigt, die gewiss am wenigsten mit dem Dunklen Mal zu tun haben wollen! „Harry Potter – und mich! Ich nehme an, Sie kennen die Geschichte des Jungen, Amos?"

„Natürlich", stammelte dieser beschämt, „jeder kennt sie-"

„Und ich denke, Sie wissen bestimmt auch noch, wie oft ich in meiner langen Laufbahn bewiesen habe, dass ich die dunklen Künste und jene, die sie ausüben, hasse und verachte?", fauchte Mr Crouch und man konnte förmlich sehen, wie Cedrics Dad in sich zusammensank und sichtbar kleiner wurde.

„Mr Crouch – ich – ich habe nie auch nur eine Andeutung gemacht, dass Sie irgendetwas damit zu tun hätten!", sagte er leise und selbst im faden Licht der Zauberstäbe konnte Zoe erkennen, wie er errötete.

„Wenn Sie meine Elfe beschuldigen, dann beschuldigen Sie mich, Diggory!", donnerte Mr Crouch. „Wo sonst soll sie gelernt haben, das Mal zu beschwören?"

„Sie – sie könnte es überall mitgekriegt haben-"

„Genau, Amos", schloss Mr Weasley sachlich und versuchte, die Situation zu entschärfen. „Sie hätte es überall mitkriegen können ... Winky?" Er wandte sich mit einem freundlichen Lächeln zu der Elfe um, doch diese zuckte trotzdem zusammen, als wäre sie geprügelt worden. „Wo genau hast du Harrys Zauberstab gefunden?"

Die Elfe atmete schnappartig und deutete schließlich Richtung Wald, ohne von ihrem Schoß aufzusehen. Dann flüsterte sie: „Ich – ich hab ihn gefunden – gefunden dort, Sir ... dort ... unter den Bäumen, Sir ..."

„Siehst du, Amos", sprach Rons Dad ruhig. „Wer immer das Mal heraufbeschworen hat, könnte sofort danach verschwunden sein und Harrys Zauberstab zurückgelassen haben. Ein gerissener Schachzug, nicht den eigenen Zauberstab zu nehmen, der ihn hätte verraten können. Und Winky hier hatte das Pech, nur Augenblicke später auf den Zauberstab zu stoßen und ihn aufzuheben."

Mr Diggory schürfte ungeduldig die Lippen und sprach: „Aber dann wäre sie nur ein paar Meter vom wirklichen Schurken entfernt gewesen!" Er sah wieder Winky an. „Elfe? Hast du jemanden gesehen?"

Doch diese schüttelte im gleichen Augenblick den Kopf und blickte von Mr Diggory zu Ludo Bagman und weiter zu Mr Crouch.

„Ich hab niemanden gesehen, Sir ...", piepste sie verzweifelt und betrachtete wieder in ihren Schoß, „niemanden nicht ..."

Mr Diggory wirkte unzufrieden und verschränkte die Arme vor der Brust. Dann war es Mr Crouch, der erneut das Wort ergriff: „Amos, natürlich würden Sie Winky normalerweise zum Verhör ins Büro mitnehmen. Ich bitte Sie jedoch, mir zu gestatten, selbst mit ihr abzurechnen."

Der Blick in Mr Diggorys Gesicht offenbarte sogleich seinen Unmut über diese Bitte. Doch als er schließlich nickte, war Zoe sofort klar, dass er sich aufgrund des Ranges und der Situation niemals gewagt hätte, Mr Crouchs Wunsch auszuschlagen.

Dieser nickte zufrieden und sagte kühl: „Sie können sicher sein, dass sie bestraft wird!"

Winky erschauderte und erneut quollen Tränen aus ihren großen Kugelaugen.

„M-M-Meister ...", winselte sie. „M-M-Meister, b-b-bitte ..."

Doch Mr Crouch sah nur erbarmungslos zu seiner Hauselfe hinab und sprach beinahe angewidert: „Winky hat sich heute Nacht auf eine Weise benommen, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Ich habe sie angewiesen, im Zelt zu bleiben. Ich habe sie angewiesen, dort zu bleiben, während ich unterwegs war, um dem Aufruhr Einhalt zu gebieten. Und ich stelle fest, dass sie mir nicht gehorcht hat. Das bedeutet Kleidung."

Winky kreischte plötzlich so ohrenbetäubend los, als hätte ihr Herr ihr Lebensende bestimmt. Bettelnd warf sie sich vor dessen Füße und heulte: „Nein! Nein, Meister! Nicht Kleidung, nicht Kleidung!"

Es tat Zoe im Herzen weh, diese schiere Verzweiflung des kleinen Wesens mit anzusehen. Vor etwas mehr als zwei Jahren, hatte Harry den Hauselfen der Malfoys durch eine List befreit. Damals hatte Mr Malfoy Dobby eine Socke gegeben und der Elf war überglücklich mit seiner Freiheit gewesen. Winky jedoch, war eine typische Hauselfe. Es war ihr Lebensinhalt ihrer Familie zu dienen und die Freiheit bedeutete für sie die größtmögliche Strafe.

Traurig wandte Zoe den Blick ab, als Hermine energisch vortrat und Mr Crouch zornig anfauchte: „Sie hatte doch Angst! Ihre Elfe hat Höhenangst und diese maskierten Zauberer ließen Leute in der Luft schweben! Sie können ihr nicht vorwerfen, dass sie das Weite suchen wollte!"

Mr Crouch schüttelte Winky von sich ab und sah dann herablassend zu Hermine, als er erklärte: „Ich kann keine Hauselfe gebrauchen, die mir nicht gehorcht. Ich kann keine Dienerin gebrauchen, die vergisst, was sie ihrem Meister und seinem Ruf schuldig ist."

Es folgte eine endgültige Stille. Eine Stille, die nur von dem verzweifelten Weinen der Hauselfe unterbrochen wurde. Zoe griff nach Hermines Jacke, um sie zurückzuziehen und ihre Freundin ließ dies nur widerwillig zu.

Schließlich ergriff Mr Weasley das Wort und übertönte Winkys Geheul: „Nun, ich denke, ich nehme die Meinen zurück zum Zelt, wenn keiner etwas dagegen hat. Amos, dieser Zauberstab hat uns alles gesagt, was er kann – könnte Harry ihn bitte wieder zurückhaben-"

Wortlos überreichte Mr Diggory Harry den Zauberstab und dieser steckte ihn sofort in die Tasche. Daraufhin meinte Mr Weasley zu ihnen: „Na, dann kommt, ihr drei. Hermine!"

Zoe hatte abermals an ihrer Freundin gezogen und schließlich folgte diese nach Mr Weasleys Ermahnung. Sie warf einen letzten Blick über die Schulter zu der schluchzenden Hauselfe, als sie wieder in den dunklen Wald traten. Und erst nachdem sie außer Hörweite der anderen Zauberer waren, fragte sie in die Runde: „Was geschieht mit Winky?"

„Ich weiß es nicht", antwortete Mr Weasley wahrheitsgemäß.

„Unglaublich, wie sie behandelt wird!", erboste sich die Gryffindor. „Mr Diggory nennt sie die ganze Zeit ‚Elfe' ... und erst Mr Crouch! Er weiß, dass sie es nicht getan hat, und trotzdem wirft er sie raus! Es war ihm doch gleich, dass sie furchtbare Angst hatte und ganz aus der Fassung war – als ob sie nicht mal ein Mensch wäre!"

„Nun ja", meinte Ron sogleich, „ist sie auch nicht."

„Das heißt noch lange nicht, dass sie keine Gefühle hat, Ron", fauchte Hermine aufbrausend, „es ist abscheulich, wie-"

„Hermine, du hast ja Recht", unterbrach Rons Dad sie milde. „aber jetzt ist nicht die Zeit, über Elfenrechte zu diskutieren. Ich möchte so rasch wie möglich zum Zelt zurück."

„Falls es überhaupt noch steht", warf Zoe düster ein.

„Sicherlich", meinte Mr Weasley aufmunternd, „wir haben den Aufruhr relativ schnell zerschlagen können. Was ist mit den anderen passiert?"

„Wir haben sie in der Dunkelheit verloren", erklärte Ron. „Dad, warum regen sich denn alle so furchtbar über diesen Schädel da oben auf?"

„Das erkläre ich dir, wenn wir wieder im Zelt sind", antwortete sein Vater nervös.

Sie wurden jedoch zunächst am Waldrand aufgehalten, wo sich eine große Schar verängstigter Hexen und Zauberer versammelt hatten. Als man Mr Weasley als Ministeriumangestellten erkannte, drängte sich die Menge um sie herum, um ihn Fragen zu stellen.

„Was geht dort drin vor?", rief ein untersetzter Zauberer mit schütten Haar.

„Wer hat das Mal heraufbeschworen?", fragte eine ängstliche Frau, „Arthur – doch nicht etwa – er selbst?"

„Natürlich nicht", wehrte Mr Weasley die Gerüchte sofort ab und erklärte knapp: „Wer es war, wissen wir nicht, und er ist verschwunden. Und jetzt entschuldigt mich bitte, ich will schlafen gehen."

Er bahnte sich den Weg durch die Menge, seine Schützlinge stets im Auge. Als Zoe, von einer blonden lockenhaarigen Frau von der Gruppe abgedrängt wurde.

„Was hast du gesehen? Wer war beteiligt?", fragte sie sogleich und hob einen kleinen Pergamentblock in die Höhe, um ihn besser im Gedränge bekritzeln zu können. Perplex sah Zoe die Fremde nur an und Mr Weasley reagierte, bevor die Slytherin etwas hätte sagen können: „Zoe! Hier entlang!", er schob sich ungehemmt zwischen die Vierzehnjährige und die Frau mit der auffälliger großen Brille und schubste Zoe voran.

„Keine Fragen beantworten", sagte er, als sie es aus der Menge heraus geschafft hatten, „das ist Sache des Ministeriums!"

Als sie ihren Zeltplatz erreichten, wurden sie bereits erwartet und Zoe fiel ein Stein vom Herzen, als sie erkannte, dass auch die anderen anwesend waren.

„Dad, was ist los?", wollte Charlie sofort wissen. „Fred, George und Ginny sind hier, ihnen ist nichts passiert, aber die anderen-"

„Die hab ich mitgebracht", beruhigte Mr Weasley seinen Sohn zugleich und gemeinsam folgten sie ihm ins Jungenzelt.

Drinnen saßen sie am Küchentisch und sahen allesamt sehr mitgenommen aus.

„Ihr seid verletzt?", fragte Zoe besorgt in die Runde, als ihr Blick über die ältesten Weasley-Brüder fiel.

Charlies Hemd war zerrissen und Bill drückte sich einen Lappen auf seinen stark blutenden Arm, während Percy Blut aus der Nase tropfte. Die Zwillinge und Ginny schienen unversehrt zu sein.

„Nicht der Rede wert", meinte Bill lässig und wandte sich dann zu seinem Vater. „Hast du ihn gekriegt, Dad? Den, der das Mal heraufbeschworen hat?"

„Nein", sprach Mr Weasley und sah sich Bills Wunde an. „Wir haben Barty Crouchs Elfe mit Harrys Zauberstab in der Hand gefunden, aber das sagt uns noch lange nicht, wer wirklich das Mal heraufbeschworen hat."

„Was?", riefen sie, wie aus einem Mund.

„Harrys Zauberstab?", wiederholte Fred.

„Mr Crouchs Elfe?", fragte Percy geschockt.

Zoe ließ sich erschöpft auf einen Stuhl neben Ginny fallen und sah Mr Weasley dabei zu, wie er die Blutung an Bills Arm stoppte und die Verletzung verband. Ron, Harry und Hermine erzählten währenddessen, was sie erlebt hatten und als sie am Ende angekommen waren, schüttelte Percy ungläubig den Kopf.

„Natürlich hat Mr Crouch vollkommen Recht, eine solche Elfe davonzujagen!", meinte er schließlich. „Läuft einfach davon, wo er ihr doch ausdrücklich gesagt hat ... wie peinlich für ihn und das Ministerium ... wie hätte das denn ausgesehen, wenn man sie vor der Abteilung zur Führung und Aufsicht ..."

Doch Hermine unterbrach ihn wütend: „Sie hat nichts getan – sie war nur zur falschen Zeit am falschen Ort!"

Percy sah sie überrascht an und erklärte dann überheblich: „Hermine, ein Zauberer in Mr Crouchs Position kann sich keine Hauselfe leisten, die mit einem Zauberstab Amok läuft!"

„Sie ist nicht Amok gelaufen!", fauchte Hermine zornig. „Sie hat ihn nur von der Erde aufgelesen!"

„Hört mal", unterbrach Ron den Streit, „kann mir jemand erklären, was es mit diesem Schädel auf sich hat? Er hat doch keinem was getan ... warum dann dieser ganze Aufstand?"

„Ich hab dir doch erklärt, es ist das Symbol von Du-weißt- schon-wem, Ron", sagte Hermine, ungeduldig. „Hab ich in Aufstieg und Fall der dunklen Künste gelesen."

„Und der Schädel wurde dreizehn Jahre lang nicht gesehen", sprach Rons Dad. „Natürlich hat er die Leute in Angst und Schrecken versetzt ... es war ja fast, als würden sie Du-weißt-schon-wen wieder sehen."

„Heißt das, es war einer seiner – Anhänger, der es beschworen hat?", wollte Zoe wissen und schauderte unwillkürlich.

„Das ist gut möglich", meinte Mr Weasley und grübelte etwas. „Es könnte jedoch genauso gut sein, dass sich jemand einen makabren Scherz erlaubt hat, um die Weltmeisterschaft ein bisschen aufzumischen."

„Ich versteh's trotzdem nicht", sprach Ron grübelnd. „Ich meine ... es ist nur ein Zeichen am Himmel ..."

„Ron, Du-weißt-schon-wer und seine Anhänger haben das Dunkle Mal immer dann aufsteigen lassen, wenn sie gemordet haben", erklärte Mr Weasley. „Du hast ja keine Ahnung ... welches Grauen es auslöste. Stell dir vor, du kommst nach Hause und findest das Dunkle Mal über deinem Haus schweben und du weißt genau, was du drin vorfinden wirst ... das Schlimmste ..."

Zoe stellten sich unweigerlich die Nackenhärchen auf. Einen Moment war es mucksmäuschenstill. Dann, nach einer Weile nahm Bill seinen Verband ab und betrachtete die Wunde darunter.

„Jedenfalls", sagte er, „hat uns der Schädel heute Nacht nicht geholfen, wer immer ihn he- raufbeschworen hat. Die Todesser hat er sofort in panische Angst versetzt. Sie sind alle disappariert, bevor wir nahe genug dran waren, um auch nur einem von ihnen die Maske abzureißen. Wenigstens konnten wir die Familie Roberts noch auffangen, bevor sie auf der Erde aufschlugen. Im Moment werden ihre Gedächtnisse verändert."

Erleichtert atmete Zoe aus.

„Gut, dass ihnen wenigstens nichts passiert ist", meinte sie leise, „sie taten mir so leid."

„Was sind Todesser?", fragte Harry.

„So nannten sich die Anhänger von Du-weißt-schon-wem", erklärte Bill. „Ich glaube, heute Nacht haben sich die versprengten Überreste dieser Leute wieder zusammengefunden – die zumindest, die es geschafft haben, sich vor Askaban zu retten."

„Wir können nicht beweisen, dass sie es waren, Bill", mahnte Mr Weasley sofort, fügte jedoch bitter hinzu: „Obwohl du wahrscheinlich Recht hast."

„Haben das denn viele geschafft?", wollte Zoe überrascht wissen. „Ich meine – sich einer Inhaftierung zu entziehen?"

„Vermutlich mehr, als wir es je wissen werden", sagte Mr Weasley betrübt.

„Ja, darauf wette ich", sprach Ron energisch. „Dad, wir haben Draco Malfoy im Wald getroffen, und er hat durchblicken lassen, dass sein Vater einer dieser Hirnis mit den Masken war! Und wir wissen alle, dass die Malfoys mit Du- weißt-schon-wem unter einer Decke steckten!"

Harry sah geschockt zu Ron und meinte: „Aber das waren doch Anhänger Voldemorts-"

Zoe zuckte beim Klang des Namens, so wie die anderen zusammen und warf Harry einen verärgerten Blick zu. Als dieser ihre Reaktionen bemerkte, fügte er schnell hinzu: „Verzeihung ... Warum eigentlich sollten diese Anhänger von Du- weißt-schon-wem Muggel in der Luft schweben lassen? Was war denn der Sinn des Ganzen?"

„Der Sinn?", wiederholte Mr Weasley lachend und schüttelte den Kopf. „Harry, das verstehen diese Leute unter Spaß. Die Hälfte der Morde an Muggeln in der Zeit, als Du-weißt-schon-wer an der Macht war, wurden aus reinem Vergnügen begangen. Ich nehme an, sie hatten am Abend einiges getrunken und konnten dann einfach der Lust nicht widerstehen, uns daran zu erinnern, dass viele von ihnen immer noch auf freiem Fuß sind. Für die war es ein nettes kleines Wiedersehensfest."

„Aber wenn sie wirklich Todesser waren, warum sind sie dann disappariert, als sie das Dunkle Mal sahen?", fragte Ron und fügte hinzu: „Eigentlich hätten sie sich doch freuen müssen, oder?"

„Ron, benutz doch mal deinen Grips", meinte Bill. „Wenn sie wirklich Todesser waren, dann haben sie alles darangesetzt, nicht nach Askaban zu kommen, als Du-weißt-schon- wer die Macht verlor, und alle möglichen Lügengeschichten aufgetischt, von wegen er hätte sie gezwungen, Menschen zu töten und zu foltern. Ich wette, sie haben noch mehr Angst als wir anderen, dass er zurückkommt. Als er die Macht verloren hatte, bestritten sie doch, dass sie jemals wirklich etwas mit ihm zu tun hatten, und lebten weiter, als ob nichts gewesen wäre ... Ich schätze, er wäre nicht besonders angetan von ihnen, oder?"

„Also ... wer immer das Dunkle Mal heraufbeschworen hat ...", sinnierte Hermine, „hatte er das Ziel, die Todesser anzufeuern oder ihnen Angst einzujagen und sie zu verscheuchen?"

„Wir können das auch nicht besser beurteilen als du, Hermine", sagte Rons Dad. „Ich kann dir nur eines sagen ... einzig und allein die Todesser wussten, wie man es heraufbeschwor. Ich wäre sehr überrascht, wenn dahinter nicht ein früherer Todesser stecken würde, auch wenn er es jetzt nicht mehr ist ... Übrigens, es ist sehr spät, und wenn eure Mutter erfährt, was passiert ist, wird sie keine ruhige Minute mehr haben. Wir brauchen jetzt noch ein paar Stunden Schlaf und dann versuchen wir einen der ersten Portschlüssel von hier weg zu kriegen."

Bevor Zoe in ihre Koje krabbelte, warf sie einen letzten Blick auf die Uhr. Es war nun fast drei Uhr morgens und an schlaf war für sie nicht mehr zu denken. Sie lag eine Zeit lang wach, bis das Schnarchen der Jungs aus dem Nachbarzelt zu ihnen herübergeweht wurde. Auch Ginny schien wieder zu schlafen und so fasste sich die Slytherin ein Herz und flüsterte: „Bist du noch wach, Hermine?"

Es dauerte einige Sekunden, doch dann hörte sie ein leises „Ja", aus der Richtung ihres Bettes. „Hellwach, sogar", fügte sie hinzu.

„Ich hätte nie gedacht, dass so etwas Schlimmes heute noch passieren kann ...", sagte Zoe nach einer Weile. „Und dass bei so einer großen Veranstaltung."

„Ich auch nicht", gab Hermine flüsternd zu und raschelte mit ihrem Schlafsack. „Ich bin froh, dass der Familie Roberts nichts passiert ist."

„Ja, ich auch!", meinte Zoe und blickte zum Zeltdach hinauf.

Sie schwiegen eine Zeit lang und die Slytherin hatte schon vermutet, dass ihre Freundin weggenickt sei, doch dann sprach Hermine erneut: „Sag mal, Zoe, ist das normal, dass man in der Zaubererwelt so mit den Hauselfen umgeht?"

„Ähm ...", Zoe überlegte kurz, „ich weiß nicht. Es gibt nicht mehr viele Familien, die einen Hauselfen besitzen."

Besitzen", zischte Hermine lauter als gewollt und verstummte sofort wieder.

Doch das Schnarchen aus dem Nachbarszelt veränderte sich nicht.

„Als wären sie Sklaven ..."

„Hermine", sagte Zoe eindringlich, jedoch bedacht darauf leise zu sein, „Hauselfen wollen dienen! Es liegt in ihrer Natur!"

„Aber deswegen muss man sie nicht wie Abschaum behandeln", widersprach die Muggelgeborene. „Was spricht denn gegen ein Gehalt, Urlaub und Arbeitszeiten?"

„Arbeitszeiten?", wiederholte Zoe verwirrt.

„So wie ich das sehe, besitzen sowieso nur noch die alten und reichen Familien einen Hauselfen. Die hätten doch genug Geld, um ihn dafür zu bezahlen ..."

„Aber dann könnten sie auch ein Dienstmädchen haben. Niemand bräuchte noch Hauselfen", sagte Zoe, die Hermines Logik nicht so ganz nachvollziehen konnte.

Die Gryffindor seufzte leise.

„Hauselfen sind keine Angestellten", versuchte Zoe zu erklären, „sie sind ein Teil des Hauses, ein Teil der Familie!"

„Aber so werden sie nicht behandelt!", widersprach Hermine hartnäckig. „Sieh dir Winky an, oder Dobby – sie werden doch nicht wie ein Familienmitglied betrachtet."

„Weil sie Elfen sind!", meinte Zoe lapidar.

„Aber das macht sie doch nicht zu Abschaum!"

„Nein", stimmte die Slytherin zu.

„Es ist furchtbar, dass sie so behandelt werden ...", meinte Hermine traurig.

Ein Geräusch vor ihrem Zelt ließ die beiden verstummen. Offensichtlich ging eine kleine Gruppe Menschen gerade an ihrem Zeltplatz vorbei. Die Mädchen lauschten den Schritten und dem Flüstern der Fremden so lange, bis es in der Ferne verklungen war. Doch der Schrecken hatte sie verunsichert und so sprachen sie kein weiteres Wort mehr. Irgendwann, so schien es, war auch Hermine eingeschlafen und Zoe lag noch mit ihren Gedanken wach, bis Mr Weasley sie schließlich wecken kam.

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