Kapitel 3

      In der Luft lag der Duft frisch gebackenen Brotes gemischt mit einem Hauch pikanter Gewürze, welcher jedoch in dem trüben Nebel, der sich um die Marktstände schlich, langsam unterging.

Je näher ich dem Trubel hektischer Dorfbewohner kam, desto dichter wurde der graue Schleier, sodass ich mich bemühen musste voranzukommen, ohne gleich jemanden über den Haufen zu rennen.

Ohne Ziel vor Augen, schritt ich durch die engen Gassen, wobei ich alle zwei Meter damit beschäftigt war einer eiligen Person auszuweichen.

Mit einem entspannten Spaziergang auf dem Markt, den ich mir vor meinem Aufbruch erhofft hatte, hatte das hier definitiv nichts zu tun. Stattdessen war hier eher das komplette Gegenteil der Fall. Mein bisher zufriedener Gesichtsausdruck verwandelte sich deshalb in eine genervte und leicht reizbare Miene.

Als ich gerade in eine Hintergasse, in der sich ein Stand bunter Stoffe befand, abbiegen wollte, prallte ich mit meinem Kopf gegen etwas Hartes, das plötzlich unerwartet in meinem Weg aufgetaucht war, sodass ich unbeholfen rückwärts taumelte, bis ich schließlich über meine eigenen Füße stolperte und zu Boden fiel.

,,Pass doch auf", hörte ich eine tiefe Stimme aufgebracht rufen, die sich jedoch mit starken schnellen Schritten wieder entfernte, während ich verzweifelt und mit einer Spur Zorn versuchte aufzustehen.

,,Brauchst du Hilfe oder hast du vor in drei Jahren noch dort zu liegen?"

Obwohl dieser Kommentar nicht von der Person kam, die mich rücksichtslos umgerannt hatte, wurde meine Wut nun endgültig entfacht.

Zornentbrannt raste mein Blick in alle Richtungen, um den Verantwortlichen, der mich soeben verspottet hatte, zu finden.

,,Suchst du wen?", ertönte direkt hinter mir wieder dieselbe engelsgleiche Stimme wie vorhin.

Hastig drehte ich mich um und verlor mich sogleich in zwei funkelnde Smaragde, die mir entgegen leuchteten.

Noch nie hatte ich einen Menschen gesehen, der so strahlend grüne Augen hatte.

,,Mund zu, es zieht"

Erschrocken fuhr ich zusammen und befand mich mit einem Mal wieder zurück in der Realität, doch meine Wut war wie weggeblasen.

Mehr als ein unverständliches ,,Mmh?" auf seine Bemerkung, die ich nicht verstand, brachte ich nicht über die Lippen, so fasziniert wie ich noch von seinen Augen war.

Doch schon gleich darauf schoss mir die Röte ins Gesicht, als ich seine Worte begriff und realisierte, dass ich ihn soeben mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen angestarrt hatte, als wäre er der erste Junge, den ich je in meinem Leben gesehen hatte. Im Grunde genommen, war er ja auch eigentlich der erste Junge, dem ich je begegnet war. Jedenfalls der Erste in meinem Alter.

,,Pass auf, dass du keine Wurzeln schlägst, so lange wie du da schon sitzt", sagte der unbekannte Junge mit den unverschämt schönen Augen nun mit einem neckenden breiten Grinsen im Gesicht.

Obwohl ich noch immer peinlich gerührt war, fand ich schließlich meine Stimme wieder und somit auch meine Schlagfertigkeit, die mich glücklicherweise an meine Wut, die ich eigentlich verspüren sollte, erinnerte.

,,Pass du lieber auf, dass du keine Faust abbekommst, so lange wie du mich schon provozierst", giftete ich zurück und war froh, dass meine Stimme zu mindestens etwas zornig klang.

,,Ist das etwa sowas wie eine Kampfansage?"

Sein Grinsen war jetzt so breit, dass kleine süße Grübchen sichtbar wurden. Verdammt, warum mussten solche Idioten nur immer so gut aussehen?

,,Gut erkannt, Sherlock. An deiner Stelle würde ich mich also in Acht nehmen, bevor ich dich noch zu Hackfleisch verarbeite", rief ich und verzog dabei mein Gesicht zu einer Grimasse.

,,Sagt die, die schon längst auf dem Boden liegt. Tja, Kleine, da habe ich wohl ohne etwas zu machen gewonnen."

Sein Lachen übertraf sogar seine sanfte Stimme an Schönheit, sodass ich einfach mitlachen musste.

,,Wenn Sie gestatten, Mylady"

Mit diesen Worten streckte er mir immer noch lachend seine Hand majestätisch entgegen, jedoch nicht ohne noch einmal frech gezwinkert zu haben.

,,Mit Vergnügen, Butler James", erwiderte ich und ergriff verlegen seine große Hand, als mich plötzlich ein Stromschlag durchfuhr, gefolgt von einem bläulich leuchtenden Lichtstrahl, wodurch ich quiekend meinen Arm zurückzucken ließ.

Der Junge, der so wie es aussah, ebenfalls einen Schlag abbekam, starrte mich genauso wie ich ihn entsetzt an. Ungläubig schüttelte er den Kopf, doch schon gleich darauf hatte er sich wieder gefasst und seine Stimme ebenfalls wiedergefunden.

,,Es zieht schon wieder"

Nachdem er diese Worte gesagt hatte, war er auch schon, genauso schnell wie er gekommen war, in dem dichten Nebel verschwunden.

Meinen Mund schloss ich, trotz seiner spitzen Bemerkung jedoch nicht, sondern fing auf einmal ununterbrochen an zu lachen, so lange, bis es stark einem hysterischen Krächzen ähnelte. Jetzt fehlte nur noch mein gruseliger Zwilling aus meinem Traum mit seiner Riesenschlange und ich wäre komplett vom Glauben abgefallen.

Dieser Tag konnte einfach nicht noch verrückter werden.

Anstatt nach einer Erklärung für den mysteriösen Stromschlag zu suchen, schweiften meine Gedanken lieber zu dem Auslöser dessen.

Noch immer hatte ich seine funkelnden grünen Augen vor mir.

Diese Augen kamen mir jetzt noch unrealistischer vor, als der Stromschlag und das blaue Licht zusammen. Auch wenn er ein totaler Idiot mit seinen spöttischen Kommentaren war, hatte er ein gewisses Etwas an sich.

Außerdem hatte ich während seiner Anwesenheit etwas Besonderes gefühlt.

Etwas, das ich zuvor noch nie verspürt habe. Es hatte sich wie eine enge Verbindung zueinander angefühlt. So, als wären wir in irgendeiner Hinsicht gleich.

Unsinn. Wie konnte ein wildfremder Junge mir so ein Gefühl verleihen?

Je mehr ich darüber nachdachte, desto verwirrter wurde ich.

Ich war sogar so tief in meinen Gedanken versunken, sodass ich vergaß, dass ich immer noch auf dem Boden saß, bis mir eine aufgewirbelte Staubwolke direkt in mein Gesicht blies.

Hustend rieb ich mir verärgert die Augen und entschloss mich aufzustehen, um nicht noch eine Ladung Dreck abzubekommen. Wer wusste, was hier alles so auf dem Boden rumlag.

Angewidert schaffte ich es endlich mich aufzurappeln, wobei mich Stolz überkam, da ich es ganz ohne die angebotene Hilfe des Smaragd Jungen hinbekommen hatte.

Schade, dass er nicht noch hier war, sonst hätte ich es ihm schön unter die Nase reiben können.

Wer war dieser geheimnisvolle Unbekannte eigentlich und woher kam er?

Ich wüsste nicht, dass ich ihn je zuvor hier in Coastlet gesehen hätte.

War er vielleicht neu hierhergezogen? Mein Herz pochte augenblicklich schneller als gewollt.

An seine Anwesenheit könnte ich mich auf jeden Fall gewöhnen.

Aber was, wenn er hier nur auf Durchreise war und ich ihn nie wiedersehen werde?

Dieser Gedanke versetzte mir schlagartig einen Stich in die Brust.

Hoffend den Jungen wiederzusehen, ließ ich den Markt hinter mir und konnte gar nicht abwarten Gwyn von all den vielen Neuigkeiten zu erzählen.

Ihr würde garantiert der Grünkohl im Hals stecken bleiben, wenn ich ihr von der wortwörtlichen Augenweide eines Jungen erzählen werde.

Zum Glück war die Weberei nur ein paar Meter vom Markt entfernt, sodass ich nun aufgeregt vor der großen Holztür stand.

Vorfreudig schob ich den Haken, der die Tür verriegelte, beiseite und drückte sie auf, als ich plötzlich inmitten meiner Bewegung erstarrte. Unwillkürlich schossen mir die Worte des Jungen durch den Kopf, als ich mir nur allzu gut vorstellen konnte, wie ich gerade für andere aussehen musste.

Mund zu, es zieht.

Na, was haltet ihr von dem mysteriösen Unbekannten?
Was denkt ihr macht er in Coastlet& vor allem, wie heißt er überhaupt? Lasst doch gerne in den Kommentaren eurer Fantasie freien Lauf und kommentiert eure Ideen, ich freu mich auf eure Spekulationen! Gerne könnt ihr mir Verbesserungsvorschläge, Tipps und generell eure eigene Meinung hier hinterlassen, freu mich über jeden einzelnen Kommentar!
Man sieht sich im nächsten Kapitel wieder, euch noch n schönen Abend!

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