5. Zianourry (Im Himmel und auf Erden)

Niall

Nun sitz ich hier mit meinen 82 Jahren im Schaukelstuhl und merke, wie es langsam mit mir zu Ende geht. 82 Jahre leben ist anstrengend. Man sagt zwar das, wenn man liebt das Leben leichter ist, doch was passiert wenn die Liebe auf einmal stirbt? Man fällt in ein tiefes Loch und es ist sehr schwer dort wieder hinaus zu kommen! Ich durfte das am eigenen Leib erfahren. Viele denken, dass ich ein Mensch bin, der nicht lieben kann, doch dem ist nicht so. Ich habe geliebt. Und zwar 4 ganz besondere Personen. Eine perfekter als die andere und doch zusammen eine Einheit.

„Louis, hör auf Harry zu kitzeln! Niall, Finger weg vom Kühlschrank, es gibt in 5 Minuten Essen! Zayn, komm endlich aus dem Bad raus, deine Haare sehen immer super aus!"

So etwas in der Art hat Liam mindestens einmal pro Tag durch unsere Villa geschrien. Ja wir waren ein chaotischer Haufen, aber durch Liam sind wir trotzdem nicht im Dreck versunken oder haben einen Termin verpasst. Jetzt, wenn ich so daran zurück denke, muss ich jedes Mal darüber schmunzeln, wie schwer wir es Liam doch gemacht haben. Und trotzdem hat er uns geliebt. Von ganzem Herzen.

„Louis, lass meine Haare in Ruhe! Ich stand heute früh 30 Minuten vor dem Spiegel!"

Dass hat Zayn zu jedem gesagt, der seine Haare anfassen wollte. Louis wollte dies am häufigsten tun. Immer wenn er seine 5 Minuten hatte ist er Zayn hinterher gerannt und wollte seine Haare anfassen. Bei Harry war es ähnlich nur hat er immer etwas anderes gerufen.

„Nein Louis! Die Knoten die du mir in meine Haare machen wirst werde ich niemals wieder raus bekommen!"

Trotzdem hat Louis sich niemals unterkriegen lassen und die beiden weiter verfolgt. Meist ging es so lange, dass Liam und ich Louis einfangen mussten und ihn solange durchgeknuddelt haben, bis Louis wieder ruhig war.

„Ihr seid gemein zu mir!"

Hat Louis dann meistens durch das Haus gerufen und auf der Couch geschmollt. Auch ist das meistens passiert wenn wir mal wieder darauf aus waren ihn zu ärgern. Im Grunde war eigentlich immer etwas los in unserer Villa. Bis zu dem einen Zeitpunkt, denn ich immer noch bis ins kleine Detail weiß. Es geschah zu der Zeit als wir 5 mit unserer Band One Direction den Durchbruch geschafft hatten.

Gerade sitzen wir im Tour Bus und kuscheln, als ich Durst bekomme und mir aus dem hinteren Teil eine Cola holen will. Bis dahin ist alles normal. Nichts deutet darauf hin, dass ich nach den nächsten 5 Minuten mein Leben alleine bestreiten muss. Ich trinke schon einmal einen Schluck und will mich gerade auf den Weg zurück machen, als mich das scharfe bremsen von den Füßen reist und ich mir eine kleine Platzwunde an der Ecke von dem Hängeschrank hohle. Das erste was mir in den Sinn kommt, als ich den Schmerz einiger maßen unterdrücken kann, sind die Jungs. Ich lasse die Flasche Cola fallen und schlängle mich schnell nach vorne in das ‚Wohnzimmer'. Das Bild, welches mich dort erwartet ist grauenvoll und treibt mir sofort die Tränen in die Augen. Zayn und Harry liegen bewegungslos da. Über ihnen liegt der 2×2 Ikea-Schrank, welcher eigentlich auf der anderen Seite stehen sollte. Louis liegt mit geschlossenen Augen da, atmet aber noch. Vor der Couch, auf der vor weniger als 2 Minuten Liam und ich noch gekuschelt haben, liegt Liam blutüberströmt auf dem Boden. Ich stürze zu ihm und bette seinen Kopf auf meinem Schoß. „Niall?", haucht der Band Daddy leise. Ich spüre wie mir die Tränen aus den Augen treten, als ich sehe, dass auch er seine Augen kaum noch offen halten kann. „Nein! Bitte! Du darfst nicht sterben!", rufe ich verzweifelt und ziehe meine Jacke aus, um sie auf die tiefe Schnittwunde an seinem Hals zu drücken. In weniger als 30 Sekunden ist sie mit Blut durchdrängt. „Niall, Baby. Schau mich an.", haucht Liam leise. „Nein! Sei still! Du musst dich schonen, dann schaffst du es ganz sicher!", weine ich und versuche weiter verzweifelt seine Blutung zu stoppen. Ich spüre eine Hand an meiner Wange und sehe Liam in die Augen. In seinen Augen blitzt Schmerz, Anstrengung, Akzeptanz und Trauer auf. „Du wirst nicht alleine sein! Wir werden über dich wachen! Versuch Louis zu retten und akzeptiere die Situation!", haucht er immer leiser werdend. „Nein! Nein!", schreie ich und halte Liams Hand fest, welche von meiner Wange rutscht. Seine Augen schließen sich komplett und nach zwei weiteren Atemzügen hört auch sein Oberkörper auf sich zu bewegen. Ich schluchze noch einmal lauter auf und presse verzweifelt meine warmen Lippen auf seine kalten. Als ich mich wieder löse ist Liam immer noch tot. Können diese ganzen scheiß Märchen nicht einmal stimmen?! Von wegen mit einem Kuss rettet man alle vor dem Tod und einem tiefen Schlaf! Schweren Herzens löse ich mich von Liam und laufe schnell zu Louis, um erstmal seinen Puls zu fühlen. Er ist ziemlich niedrig. „Wenn du mich jetzt auch noch verlässt, bring ich mich auch um!", murmle ich vor mich hin, während mir unzählige Tränen über meine eh schon nassen Wangen laufen. Ich höre wie die Bustür aufgebroch wird und sehe zu dieser. Durch die Tür kommen Feuerwehrleute reingestürzt und ziehen mich aus dem Bus. Ich wehre mich so gut ich kann, denn ich will bei Louis bleiben. „Beruhigen Sie sich! Die Kollegen werden tun was sie können!", versucht mich eine der Sanitäterinnen zu beruhigen. Es bewirkt aber eher das Gegenteil. Ich breche mitten auf der Straße zusammen und schwarze Punkte tanzen vor meinen Augen. Jetzt spüre ich auch wieder die Schmerzen der Platzwunde. Ich höre noch ganz leise die Stimme der Sanitäterin, bevor mich das tiefe, schwarze Loch freudig empfängt.

Das war der Unfall in dem ich 3 meiner 4 Engel verlor. Der letzte lag ganze 22 Monate, 3 Wochen, 2 Tage, ca. 20 Stunden und 53 Minuten im Koma. Egal, was die Ärzte versuchten, Louis wachte nicht auf. Und wie das dann nun einmal ist, sollten die Maschinen ausgeschaltet werden.

„Nein! Louis wird aufwachen!", schrie ich und spürte wie mir wieder die Tränen in die Augen stiegen. "Ich weiß, dass du den Schritt genauso ungern machen willst wie ich, aber Niall sei vernünftig! Louis liegt seit ungefähr 22 Monaten im Koma. Er ist so gut wie tot.", versucht Johanna mir sanft beizubringen. Mir treten die Tränen aus den Augen. „Wann?", frage ich mit schwacher, zitternder Stimme. Johanna seufzt und schaut mir in die Augen: „Heute um 23 Uhr." Ein Schock durchfährt mich. Ich hatte weniger als 10 Stunden, um mich von Louis zu verabschieden. Die Tränen treten mir mittlerweile wieder wie Wasserfälle aus den Augen. Johanna sieht mich mit Reue in den Augen an und setzt zu einem Satz an, doch ich höre nicht zu und renne weg. In der Toilette der Klinik, weine ich hemmungslos, während ich mir den Arm mit meinem Taschenmesser aufschneide und langsam das Bewusstsein verliere.

Das war nicht mein einziger Selbstmordversuch. Nach 5 Jahren, ungefähr 500 Versuchen mich selbst umzubringen und ca. 250 Besuchen bei einem Psychiater habe ich akzeptiert, dass ich nun alleine bin. Trotzdem habe ich nicht weiter gesungen. Auch habe ich mich nicht nach einer neuen Liebe umgeschaut. Um genau zu sein bin ich zurück nach Irland gezogen und habe London hinter mir gelassen. Dort habe ich mir ein Haus mitten in der Wildnis gebaut und lebe nun seitdem dort. Mein Bruder Greg ist in der zwischenzeit gestorben. Das passierte ungefähr 10 Jahre nachdem auch meine Eltern die Welt verlassen haben. Mein Neffe Theo besucht mich ab und zu. So wie heute. Eigentlich will er heute mit seiner Frau zum Kaffeetrinken kommen, doch ich spüre dass ich dieses nicht mehr miterleben werde. Wenn ich mein Leben rückblickend betrachte muss ich sagen, dass es schon ziemlich armselig war. Vor allem weil ich die vier perfektesten Engel durch einen sturzbesoffenen Autofahrer verloren habe, da dieser bei einer roten Ampel mit voller Wucht in den vorderen Teil des damaligen Tour Buses geknallt ist. Ich kann bis heute nicht verstehen, wie unverantwortlich man sein muss, um mit Familie auf der Rückbank, betrunken ein Auto zu fahren. Da ist der Tod vorprogramiert. Ich bin die einzige Person die diesen Unfall überlebt hat. Sonst niemand. Unser damaliger Busfahrer, tot. Der betrunkene Autofahrer, tot. Dessen Beifahrerin, tot. Das Baby, welches auf der Rückbank saß, tot. Der Hund, welcher ebenfalls auf der Rückbank Platz gefunden hatte, tot. Unser damaliger Bodyguard, welcher mit im Bus gereist ist, tot. Und zum Schluss meine 4 festen Freunde, alle tot. Doch ich musste lernen nach vorne zu schauen und das habe ich nach langer Zeit geschafft. Nun werde auch ich, als letzter überlebender des Unfalls, die Erde verlassen. „Onkel Niall? Wir sind da!", höre ich Theo durch das Haus rufen. Ich lächle schwach und hauche: „Das ist schön!" Und mit diesem Satz schließe ich meine Augen, schaukle noch leicht nach vorne und zurück und verabschiede mich schlussendlich von der Welt. Kurz bevor dies aber geschieht, spüre ich noch eine Hand an meiner Schulter und höre Theo leise, aber panisch rufen: „Onkel Niall!"

Dunkelheit. Das umgibt mich. Ich weiß nicht wo ich bin und was ich hier mache, aber ich weiß das es gruselig ist. Das letzte woran ich mich erinnere ist, dass ich im Schaukelstuhl auf meiner Terrasse die Augen geschlossen habe und Theo meinen Namen gerufen hat. Heißt das dass ich jetzt tot bin? Plötzlich blendet mich ein grelles, helles Licht und ich bin gezwungen meine Hand vor mein Gesicht zu halten, welche wieder wie vor 60 Jahren aussieht. Was ist hier los? „Es ist schön endlich wieder mit dir reden zu können, Niall.", höre ich die sanfte Stimme von Liam. „Liam?", frage ich leise und nehme die Hand von meinem Gesicht. Vor mir stehen Liam, Harry, Louis und Zayn in weißen Sachen. Ich beginne zu strahlen und renne auf sie zu. Sie empfangen mich mit einer Umarmung und lachen glücklich auf. „Du bist wieder bei uns, Suneshine!", flüstert Zayn. „Und ihr werdet mich nicht mehr so schnell los!", flüstere ich zurück und kuschle mich mehr an meine Engel, welche nun wirklich Engel sind.

~ 1684 Wörter

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Da ich gerade ein Kapitel bei meiner Story hochgeladen habe, lade ich auch hier eins hoch. Das nächste wird aber erst in ein paar Wochen oder nächsten Monat kommen. Ich hoffe euch gefällt der OS und ist nicht zu traurig. Ich habe es mit einem guten Ende versucht!
Bis bald
~vampierhouse

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Veröffentlicht: 22. April 2020

Überarbeitet: 22. Dezember 2020

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