2 Save as Houses
Stiles hätte nicht sagen können, warum er sich nun die kleine Reisetasche mit Derek Hales persönlichen Habseligkeiten schnappte und damit forsch voranschritt; vielleicht weil er damit klarmachen wollte, dass ER hier der männliche Mann war, der die große Pistole am Halfter trug und der Maid in Nöten das Handtäschchen trug, einfach weil er es konnte!
War das dämlich?
Möglicherweise, doch Stiles war eben nicht mehr der dürre Loser von der Highschool! Und das würde der Typ mit den blöden Luftmuskeln und dem beinahe lächerlich perfekt und dicht gewachsenem Dreitagebart auch noch begreifen. Überhaupt war dieser Bart ein Grund mehr den Kerl zu hassen. Wenn Stiles selbst sich ein paar Tage lang nicht rasierte, dann hatte die entstehende Gesichtsbehaarung zu seinem großen Bedauern mehr mit einem unordentlichen und schmuddelig wirkenden Flickenteppich, als mit einem attraktiven, maskulinen Bart gemein, also ließ er es eben bleiben.
Sie nahmen denselben Weg zurück zum Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach, auf welchem Derek soeben gekommen war. Die beiden Agents, welche ihn zuvor schon begleitet hatten, waren auch nun wieder bei ihnen. Sie nahmen erneut den Aufzug nach oben und kamen bei derselben Stahltür an, durch welche Derek vorhin bereits das Gebäude betreten hatte:
„Sie bleiben hinter mir!" ordnete Agent Stilinski barsch an, ließ die Reisetasche fallen, zückte seine Pistole und öffnete die Tür.
Der Schauspieler rollte mit den Augen und fragte verächtlich:
„Wer soll uns hier oben den etwas antun? Ihr Gebäude ist doch wohl gesich..." Der Rest seines Satzes blieb ihm im Halse stecken, weil im selben Moment eine bewaffnete Drohne über dem Rand des Daches erschien und sofort das Feuer eröffnete.
Agent Stilinski schubste seinen Schützling geistesgegenwärtig zurück ins Gebäude, wo seine Kollegen umgehend die Stahltüren wieder verschlossen.
Er selbst entkam den Kugeln durch eine beherzte Schulterrolle hinter einen Mauervorsprung. Irgendwie hatte sich nun auch der Hubschrauberpilot, ebenfalls ein Agent, zu ihm gerettet. Beide zielten mit ihren Waffen und feuerten gemeinsam auf die kleine Drohne, welche sich bereits wieder auf dem Rückzug befand, bis sie getroffen auf das Dach hernieder segelte und regungslos liegen blieb.
Stilinski kam aus seinem Versteck hervor, betrachtete kurz das zerstörte Stück Technologie und wies dann den Piloten an:
„Sorgen sie dafür, dass dieses Ding zur Untersuchung ins Labor kommt!"
Dann drehte er sich um, trat wieder durch die Stahltür ins Gebäude zurück und erklärte einem leichenblass wirkenden Derek Hale:
„Wir starten ein Ablenkungsmanöver und nehmen einen anderen Weg."
Dann zückte er sein Handy und erklärte knapp:
„Lydia, wir wurden angegriffen. Schick den Doppelgänger los. Wir starten 'Aktion Maulwurf'."
Er setzte sich wieder in Bewegung und Derek Hale, sowie die beiden Agents folgten ihm. Es ging zu einem anderen, sehr engen Fahrstuhl, in welchem die vier Männer mit Mühe Platz fanden. Um ihn zu starten, war ein Schlüssel erforderlich, welchen Stilinski in seinem Jackett trug und es begann eine längere Fahrt, bis tief unter die Erde.
„Erklären sie mir jetzt vielleicht einmal, was hier gerade geschieht? Was bedeutet 'Aktion Maulwurf'?"„ erkundigte sich Hale ein wenig verschnupft: „Und wo bringen sie mich jetzt hin?"
Stilinki stieß einen genervten kleinen Seufzer aus, welcher so viel bedeutete wie 'Geh mir doch nicht auf die Nerven und lass' mich einfach meinen Job machen!'. Betont ruhig, als würde er mit einem Kind, oder einem Vollidioten sprechen erklärte er:
„Wie sie vielleicht mitbekommen haben, war das gerade eben ein weiterer Anschlag auf ihr Leben, doch dank meiner Umsicht ist ihnen nichts geschehen. Sie sind bei mir in guten Händen. Der Plan hat sich nicht geändert, ich werde sie nach wie vor an einen sicheren Ort bringen, aber wir werden nun nicht mehr den Hubschrauber, sondern ein Auto nehmen. Ein Hubschrauber wird dennoch starten, aber von einem anderen Dach aus und ein Agent, welcher ihnen ähnlich sieht und daher ihr Double mimt, wird dort einsteigen. Es ist ein kleines Ablenkungsmanöver, durch welches niemand je erfahren, wo sie sich aufhalten."
„Verstehe." erwiderte der Schauspieler knapp, krallte sich an seiner Reisetasche fest, zog die Schultern hoch und machte ein unbehagliches Gesicht.
Da wurde Stilinski endlich bewusst, dass vor ihm ein Mann stand, welcher Angst um sein Leben hatte und dass er selbst sich diesem gegenüber wie ein ziemlicher Arsch aufführte, bloß weil er sich unterschätzt und abgewertet fühlte, also schob der Agent sein eigenes Ego für einen Augenblick beiseite und fügte freundlich hinzu:
„Sie können unbesorgt sein, Sir. Ich werde sie beschützen. Ich verspreche es!"
Hale nickte lediglich und folgte den Agents in eine Art Höhle wo zahlreiche Fahrzeuge parkten. Dort inspizierten die drei das Terrain und nachdem man sich überzeugt hatte, dass es sicher war, zogen sich die beiden Sonnenbrillen zurück und Stilinski und Hale blieben allein zurück.
„In diesen Wagen soll ich einsteigen?" fragte der Schauspieler einen paar Augenblicke später und starrte ungläubig auf den mintgrünen Jeep des Typs Robin's Egg 1980 CJ5, dessen Tür Agent Stilinski nun für ihn aufhielt: „Das Ding ist so auffällig, dass man es sogar noch vom Weltraum aus sieht. Darin sind wir doch viel zu leicht zu verfolgen."
„Und sie glauben, in irgendeiner schwarzen Regierungslimousine wären wir geschützter?" fragte Agent Stilinski zurück: „Das erwarten ihre Häscher doch. Nein, gerade ein auffälliges Fahrzeug wie dieses ist unser Schutz, denn darin vermuten ihre Verfolger sie mit Sicherheit nicht."
„Und sie sind sicher, dass wir nicht lieber den da drüben nehmen können?" fragte Derek Hale mit einem sehnsüchtigen Blick auf einen schwarzen Chevrolet Camaro, welcher unweit von ihnen parkte.
„Nein, diese Karre ist vollkommen ungeeignet für den Trip, den wir vor uns haben." entgegnete der Agent kopfschüttelnd: „Unzureichende Geländegängigkeit. Außerdem habe ich bei solchen Fahrten gern den Überblick über die Straße und die Umgebung und die hat man in solchen Flitzern nicht, in denen man mit dem Arsch wenige Zentimeter über dem Asphalt herum düst. Und nun steigen sie schon ein! Roscoe beißt sie schon nicht."
„Dieser Jeep hat einen Namen?" fragte Hale und schlüpfte stirnrunzelnd auf den Beifahrersitz:
„Den hat er sich verdient. Er hat sich in der Vergangenheit immer wieder als treuer Gefährte erwiesen." erwiderte Stilinski zwinkernd, streichelte die Motorhaube, verstaute dann Hales Tasche auf dem Rücksitz, stieg ein und startete den Motor.
Die Fahrt führte sie eine ganze Weile lang durch einen scheinbar endlos wirkenden Tunnel, durch die Finsternis. Es war wirklich beklemmend und Derek war froh, dass er nicht unter Klaustrophobie litt. Dann stoppte der Wagen plötzlich vor einer massiv wirkenden Mauer:
„Und was jetzt?" fragte der Schauspieler verunsichert:
„Jetzt warten wir." erwiderte der Agent.
„Und worauf warten wir?" hakte Hale nach:
„Darauf, dass es es weitergeht." gab Stilinski geheimnisvoll zurück, ohne sich zu einer näheren Erklärung herabzulassen.
Der Schauspieler hakte nicht weiter nach, sondern stierte einfach nur mit finsterem Blick nach vorn in die Dunkelheit.
Der Agent hatte den Motor des Jeeps abgestellt, so dass man sich mit einem Mal überdeutlich der unheimlichen Stille in diesem Schacht unterhalb der Erde bewusst wurde. Das einzige was man in diesem Augenblick vernahm, war das gelegentliche Tropfen von Sickerwasser, welches von der Tunneldecke zu Boden fiel und von den Wänden widerhallte, sowie das Knarzen der Ärmel von Hales Lederjacke, weil dieser verdrossen die Arme vor der Brust verschränkt hatte.
„Das kann hier noch eine Weile dauern. Mögen sie in der Zwischenzeit ein Kaugummi?" bot der Agent freundlich an und hielt ihm eine Packung hin, welche er aus dem Handschuhfach genommen hatte.
Derek Hale blickte missmutig zur Seite, zögerte kurz, nahm dann einen Streifen des Kaugummis entgegen und steckte ihn in den Mund.
Es dauerte keine fünf Minuten, ehe der Schauspieler in seinem Sitz einnickte.
Agent Stilinski lächelte zufrieden in sie hinein, kurbelte sein Wagenfenster herunter und tippte einen Code auf dem Display einer Säule am Wegesrand auf der Fahrerseite ein.
Etwa zwanzig Minuten lang geschah rein gar nichts, dann plötzlich leuchtete an der Säule auf der Fahrerseite urplötzlich ein kleines, grünes Licht aus; für Stilinski das Zeichen, den Motor zu starten.
Mit dem Geräusch von Stein, welcher auf Stein rieb, bewegte sich die Wand vor ihnen zur Seite und dahinter kam ein gut beleuchteter Tunnel zum Vorschein, welcher Teil des ganz gewöhnlichen Washingtoner Straßenverkehrsnetzes war. Der Trick war, dass das System so programmiert war, dass dieser Geheimzugang sich immer nur dann öffnete, wenn gerade kein anderer Wagen in der Nähe war. So erfuhr nie ein Zivilist von diesem Durchgang.
Stilinski fuhr hindurch und die Wand verschloss sich wieder hinter ihnen.
Als Hale eine Stunde später wieder erwachte, befanden sie sich bereits auf dem Highway außerhalb der Stadt. Der Schauspieler blickte sich benommen um und murmelte:
„Was ist passiert. Wo sind wir? Bin ich etwa eingeschlafen?"
Dann richtete er sich ruckartig in seinem Sitz auf, fuhr zu Stilinski herum, spuckte angewidert den Kaugummi aus und schlussfolgerte haarscharf: „Sie haben mich vergiftet, sie verdammtes Arschloch!"
„Ach Unsinn!" gab der Agent unschuldig zurück: „Ich habe ihnen lediglich ein total harmloses Schlafmittel verabreicht, um Regierungsgeheimnisse zu schützen. Das war leider notwendig."
„Das ist doch wohl nicht ihr Ernst? Sie hätten mich umbringen können! Was, wenn ich nun allergisch gegen dieses Mittel gewesen wäre?" bellte Hale aufgebracht:
„Sind sie nicht. Wir sind sehr gründlich und kennen selbstverständlich ihre Krankenakte." erwiderte Stilinski seelenruhig:
„Das fasse ich doch alles einfach nicht! Und wenn ich nun nicht ihr Kaugummi genommen hätte? Hätten sie mich dann bewusstlos geschlagen, oder wie?" erkundigte sich der Schauspieler ungehalten:
„Also wirklich, was denken sie denn von mir?" gab Agent Stilinski empört zurück: „So etwas würde ich doch niemals tun. Mein Job ist ihre körperliche Unversehrtheit. Wenn sie das Kaugummi nicht genommen hätten, dann hätte ich ihnen leider eine kleine Injektion geben müssen, aber ich bin froh, dass dies nicht nötig war."
„Stoppen sie den Wagen, sie Wahnsinniger! Halten sie beim nächsten Rastplatz den Wagen an und lassen sie mich aussteigen!" herrschte Hale den Mann neben sich an: „Ich verstecke mich einfach in irgendeinem Motel, bis zum Tag des Prozesses. Ohne sie bin ich besser dran. Sie haben mich vergiftet."
„Sie wissen, dass ich das nicht tun kann." erwiderte der Agent: „Regen sie sich bitte nicht auf. Ich verspreche, dass ich so etwas nie wieder tun werde und dass ich es nur gemacht habe, weil es absolut notwendig war."
„Sie können mich mal, sie Wichser!" knurrte Derek Hale, verschränkte ein weiteres Mal seine Arme vor der Brust und sagte von da an überhaupt nichts mehr.
Stilinski machte noch ein paar Versuche sich zu rechtfertigen, oder auch nur eine belanglose Unterhaltung mit dem Schauspieler anzufangen, doch weil dieser so beharrlich schwieg, machte er irgendwann ganz einfach das Radio an, um die eisige Stille zu übertönen.
Sie waren noch mehrere Stunden unterwegs, zunächst auf verschiedenen Highways, dann auf Landstraßen und schließlich nur noch auf Feld- und Waldwegen. Die Dunkelheit war bereits hereingebrochen und mitten in der Wildnis tauchte vor ihnen plötzlich ein großes, modernes Gebäude, umgeben von Mauern und Zäunen auf:
Der Agent verkündete:
„Das ist es. Wir sind da. Das ist unser Safe-House und unser Heim für die nächsten Wochen."
Hale erwiderte nichts.
Stilinski fuhr den Wagen auf das Gelände, parkte den Wagen in einer, an das Wohnhaus angeschlossenen Garage und sie entstiegen dem Wagen, um einzutreten:
„Soll ich ihnen zunächst einmal alles zeigen?" erkundigte sich Stilinki, sicher wieder keine Antwort zu erhalten, doch er hatte sich geirrt:
„Ich finde mich schon zurecht." versicherte Hale, ohne den Agent eines Blickes zu würdigen. Er stiefelte los, öffnete ein paar Türen, schaute sich flüchtig um und verkündete dann:
„Den Rest schaue ich mir morgen an. Ich nehme das große Schlafzimmer. Ich will sie heute nicht mehr sehen!"
Er pfefferte seine Reisetasche in eine Zimmerecke, schloss die Tür hinter sich ab und ließ den Agent einfach so stehen.
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