Countdown

„Karl lässt dich grüßen! Er hatte sich große Sorgen gemacht!" sagte sein Anwalt kurz angebunden und klärte mich über den weiteren Verlauf auf. Er rechnete noch mit weiteren 3 Wochen die Karl untertauchen müsste, bis der Prozess ein Ende findet.

Nun musste ich also alle aufklären, vor allem Alisah, die so gut wie gar nicht im Bilde war. Sie war schockiert von der Wahrheit. Doch immerhin war sie jetzt davon überzeugt, dass mein Liebster zu mir zurückkehrt.

Sie half mir die 3 Wochen zu überleben.

Arbeiten, schlafen, Sport treiben, mit Kiri raus gehen, mich um die Pferde kümmern, Freitag mit Eric und Alisah besaufen.

Noch zwei Wochen.

Weiter saufen, hoffen und beten dass alles gut geht, dass ihm es gut geht! Arbeiten, Sport, mit Kiri raus gehen, mehr oder weniger schlafen.

Noch eine Woche.

Maximal zwei Stunden schlafen, auf Arbeit vor Kollegen rechtfertigen, warum ich so beschissen aussah, wie ich mich fühlte... mit Kira raus gehen. Keine Kraft mehr für Sport weil ich zu wenig esse.

Ich fieberte dem Freitag entgegen und machte früher Feierabend. Ich fuhr nach Hause, um Kiri zu holen, meine Sachen und Karl's Saxophon, dass er hier ließ. Ich spielte jeden Abend etwas darauf und fühlte mich so ihm näher. Ich hatte den Montag darauf frei, weil dort mein Scheidungstermin war. So nahm ich auch gute Sachen mit, um quasi jede Minute auf dem Gehöft verbringen zu können und keinen Grund zu haben, nach Hause zu fahren. Ich war so aufgeregt, dass ich beinahe einen Unfall baute. Ich parkte ein und ging die Treppe zu meiner Wohnung hinauf. Doch ich war nicht alleine. Ein Mann mit Sonnenbrille, Lederjacke, viel Bart und langen zusammengebundenen Haaren stand mit einem Strauß Blumen vor meiner Tür.

Er grinste breit, als er mich sah. „Hallo schöne Frau." Ich ließ alles fallen und warf mich ihm um den Hals. „Karl" flüsterte ich und vergoss eine menge Freudentränen.

Er hielt mich fest, stöhnte aber etwas. Ich ließ ihn los, hob meinen Schlüssel vom Boden und bat ihn hinein. Er legte die Blumen auf meinen Küchentisch ab, wand sich aber sogleich mir wieder zu. Er legte seine eine Hand in meinen Nacken und die andere an meinem unteren Rücken. „Ruby ich habe dich so sehr vermisst." raunte er mir ins Ohr und begann mich zu küssen. Ich genoss es so sehr, ihn wieder bei mir zu haben, seine Lippen auf meinen zu spüren. Ich wollte gerade sein Shirt hochziehen, da brach er augenblicklich ab. „Das ist im Moment keine so gute Idee, so sehr ich auch dich will." Ich war verunsichert. Er hatte immer noch die Sonnenbrille auf. Behutsam nahm ich sie ab und erschrak beim Anblick seines blauen Auges. Ich berührte ihn ganz vorsichtig im Gesicht, dennoch zuckte er etwas zusammen. Er stützte sich mit seiner Hand neben meinem Kopf ab. „Es ist nicht so wild Ruby. Du solltest mal sehen, wie die anderen aussehen." lachte er rau. Er hatte also mehrere Angreifer. Jetzt erst recht zog ich sein schwarzes Shirt hoch. Ich hielt mir die Hand vor dem Mund und begann unweigerlich zu weinen. Er zog mich an seinen muskulösen Oberkörper und versuchte mich zu trösten. Liebevoll sprach er: „ Es ist vorbei mein Schatz. Die Prellungen werden heilen. Es wird sich niemals wieder jemand zwischen uns stellen!" Mitleidig sah ich in seine Augen. „Das müssen Schmerzen sein ... Ich glaube nicht, dass es nur Prellungen sind. Ich glaube, dass man dir Rippen gebrochen hat!" Besänftigend redete er weiter auf mich ein. „Das ist nichts im Vergleich zu meinem gebrochenem Herz, als ich hörte, dass du in Gefahr bist." Er nahm meine Hand und führte mich zum Sofa. „Zieh es aus!" forderte ich ihn auf. „Was hast du vor?" fragt er grinsend. „Das hättest du wohl gern .... ok ich gebe zu, ich hätte es auch gerne, aber das muss warten, bis du wieder bei Kräften bist!"

 Ich ging in mein Schlafzimmer und holte eine Salbe, womit ich seine Prellungen behandeln wollte. Als ich zurückkam, sah ich erst das ganze Ausmaß seiner Verletzungen. Seine linke Nierenflanke war eigentlich nur noch blau und zierten seinen früher so makellosen Körper. Ich bemühte meine Fassung zu behalten, setzte mich neben ihm und begann seufzend seine Wunden zu versorgen. „Was ist geschehen Karl?" Er sah mich liebevoll an. „Ein Dealer hat eine Menge Freunde, die für einen Schuss töten würden..." sagte er leise und ruhig. „Oh mein ..." Er unterbrach mich. „Beruhige dich! Es geht mir gut. Ich bin hier bei dir und gehe nicht mehr fort." Er küsste mich ausgiebig und verdrängte damit ein wenig die Sorgen, die ich mir um ihn machte. Mein Körper fühlte sich leicht an, mein Herz erfreute sich an seiner Wiederkehr. „Warst du wenigstens beim Arzt und hast dich durchchecken lassen?" fragte ich vorsichtshalber. „Ja das war ich. Man stellte keine inneren Blutungen fest, darum habe ich mich gleich selber entlassen." Mein Vorwurfsvoller Blick war die Antwort darauf. Weiter erklärte er sich. „Ich konnte einfach nicht länger warten, dich wieder zu sehen mein Schatz!" Nun war ich es, die ihn erneut innig küsste. „Ich habe die Tage gezählt, bis ich dich wieder habe." hauchte ich.

Karl überwältigte mich, drückte meinen Körper sanft während des Küssens auf's Sofa und stemmte sich über mich. So schön und süß er auch war, seine Schmerzen konnte er nicht verbergen. „Ich liebe dich!" sagte er schlicht und liebkoste mich mit seinen Lippen weiter. Ich genoss es so lange, bis er von mir abließ. Er wirkte nachdenklich. 

„Ist es wahr, dass Max dich geküsst hat?" fragte er mit zitternder Stimme. Besänftigend legt ich eine Hand auf seiner Wange. „Nein! Ich habe ihn geküsst - beinahe. Ich wusste mir nicht anders zu helfen, um ihn abzulenken. Er hat mir nichts getan. Doch er hat dich verraten und dafür hat er sich eine blutige Nase von mir geben lassen!" „Ja das hat er, um dich für sich zu gewinnen... Hätte ich damals Abstand zu dir gewahrt, wärst du nicht in Gefahr gewesen!" Seine Stimme war erfüllt von Zweifel und Selbsthass.

Ich legte meine Hand auf seinen Mund, um ihn vorsichtig in die Kissen zu drücken. Achtsam setzte ich mich auf ihm. „Bitte hör auf Karl. Weißt du wie furchtbar es wäre... ich hätte mich unsterblich in dich verliebt und du mich abgewiesen? Wir hätten uns beide ins Unglück gestürzt! Ist es wirklich das, was du willst?" Seine Hände legten sich auf meine Hüften. „Alles was ich will – bist du!" Ich beugte mich zu ihm und küsste sanft aber bedächtig seine Lippen. „Ich liebe dich Chris! Obwohl ich mich an deinen Namen Karl schon so sehr gewöhnt habe." grinste ich. Auch ihm huschte ein Grinsen übers Gesicht. „Es ist mir gleich, wie du mich nennst. Aus deinem Mund klingt jeder Name lieblich." 

Ich nahm die Salbe und trug sie auf. Vorsichtig rieb ich sie ein. Er schloss die Augen und schien es zum größten Teil zu genießen. Hin und wieder verzog sich sein Gesicht vor Schmerzen. Mich schmerzte es mindestens ebenso wie ihm. „Danke Ruby, deine Behandlung und Berührungen waren eine Wohltat. Ich genieße die Zweisamkeit mit dir, doch ich fürchte dass wir bei deinen Großeltern erwartet werden." Er deutete damit an, dass wir uns auf dem Weg machen sollten. Einsichtig stieg ich von ihm ab und ließ ihn aufstehen. Ich nahm sein Shirt an mich und sog seinen Geruch ein. Karl stellte sich hinter mir und legte seinen Kopf in meinem Hals. Auch er sog meinen Geruch in sich. Er schmiegte seinen muskulösen Oberkörper an meinen Rücken und hielt mich fest. Ein Arm umschloss meine Brust und der anderen meinen Bauch. „Ein wenig verstehe ich jetzt die Süchtigen! Ich bin süchtig nach dir meine Schöne!" Immer noch mit seinem T-Shirt vor meiner Nase genoss ich einfach den Augenblick mit ihm. „Gibst du mir mein Shirt wieder oder soll ich so raus gehen?" lächelnd drehte ich mich in seinen Armen um und drückte ihm das Shirt auf die Brust. „Es reicht wenn ich weiß, wie wunderschön du bist!" Er legte seine Hand in meinen Nacken und verlangte nach mir. Nur zu gern gab ich seinem Wunsch nach.

Wir konnten einfach nicht die Finger voneinander lassen und so dauerte es weitere 30 Minuten, bis er in das Auto meiner Großeltern stieg und ich in mein eigenes. Endlich am Gehöft angekommen, begrüßte meine Familie uns freudig. Opa meinte es gut mit der Begrüßung und klopfte ihm kräftig auf die Schulter. Karl verzog vor Schmerzen das Gesicht. Das wiederum führte dazu, dass meine Ma, Oma und Opa seine Story von Anfang an hören wollten. Es gab frisch gebackenen Kuchen, den mein Freund regelrecht verschlang. Er erzählte seine Geschichte und ich erfuhr einige Details, die er auch mir noch nicht berichtete. Er erzählte auch von seiner Exfrau. Während er das tat, sah er mich schmerzerfüllt an und griff nach meiner Hand. „Ohne dich hätte ich das alles nicht überstanden Liebes." sagte er ehrlich in Anwesenheit meiner Familie. Gerührt tauschten sie sich Blicke aus. Meine Mutter ergriff das Wort. „Ich glaube du hast uns alles wesentliche erzählt Karl. Ruby geh mit ihm hinauf und kümmer dich um deinen Mann." sagte sie auffordernd. Ich tat nichts lieber als das. Karl musste erschöpft sein – er fuhr sehr früh los von München bis hierher gute 9 Stunden – ohne Pause. Mit seinen Verletzungen fiel ihm jeder Atemzug schwer – geschweige denn langes Autofahren in einer Position.

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