ZWEI - RegenClan

Huhu :)

Im Regeln und Anmeldung-Kapitel steht zwar noch was anderes, aber ich habe mich entschlossen, die Anzahl der Figuren, die pro Person erstellt werden dürfen, auf drei zu erhöhen.

Dieses Kapitel ist übrigens noch einmal aus Lehmpfotes Sicht, da es direkt an das erste Kapitel anschließt. Für die restliche Geschichte werde ich mir aber dann ein paar zusätzliche Hauptcharaktere aus den eingesendeten Katzen aussuchen und bei Gelegenheit vielleicht auch mal einzelne Kapitel aus der Sicht anderer Figuren schreiben.

***

Wie weit entfernt sich die Wasseroberfläche noch befand, konnte Lehmpfote allenfalls erahnen. Nur ein schwacher Lichtschimmer drang zu ihm vor. Er spürte, wie ihn die Kraft verließ, wie der Drang, zu atmen, immer stärker wurde. Aber er durfte nicht aufgeben und das Junge zurücklassen. Das würde er sich niemals verzeihen können.
Er strampelte mit den Pfoten, verzweifelt darum bemüht, wieder zurück an die Oberfläche zu kommen.

Es war mehr ein Reflex als eine bewusste Entscheidung, dass er schließlich einfach einatmete. Kälte breitete sich in seiner Brust aus, beißende Kälte. Aber es war kein Wasser, das in seine Lungen strömte. Es war nichts als wohltuende, frische, wunderbare Luft.

Die Erleichterung war viel zu groß, als dass Lehmpfote Überraschung verspüren, oder gar das plötzliche Fehlen von Nackenfell in seinem Maul hätte bemerken können. Für einige Herzschläge stand er geschlossenen Augen da und versuchte, wieder zu Atem zu kommen.
Er stand.

War er nicht eben noch geschwommen?

Aber nein, nun war da Erde unter seinen Pfoten. Etwas schlammig zwar, aber eindeutig fest genug, um ihm Halt zu geben.

Und an seiner Schulter spürte er kühle Windböen.

Nun frage er sich doch, wo das Junge geblieben war und augenblicklich beschleunigte sich sein Herzschlag wieder. Hatte er es etwa in dem Teich zurückgelassen?

Endlich schlug er die Augen auf, sah sich um. Er befand sich am Rand des Teiches, noch immer bis zum Bauch im Wasser stehend. Sein Rückenfell war nass, doch sein Gesicht fühlte sich nach wie vor trocken an. Unmöglich, dass er sich gerade noch unter Wasser befunden haben sollte.

Irgendetwas stimmte auch nicht mit seinen Erinnerungen an seinen Tauchgang. Nicht nur, dass er sich nicht erklären konnte, wie er ans Ufer zurückgekehrt war, auch dämmerte ihm allmählich, dass es für das Junge nicht hätte möglich sein sollen, unter Wasser zu sprechen. Und doch fühlte er sich so erschöpft, als sei er gerade wirklich fast ertrunken.

Fröstelnd stapfte er zurück an Land, wo er sein Fell ausschüttelte und eilig trocken zu leckte. Inzwischen war sich Lehmpfote sicher, dass er sich alles nur eingebildet hatte. Und doch warf er immer wieder kurze Blicke zum Teich hinüber. Was, wenn er sich irrte? Wenn das Junge real gewesen war? Sollte er nicht doch noch im Lager Bescheid geben? Von seinem seltsamen Erlebnis berichten? Oder würde man ihn für diese Geschichte und sein nasses Fell bloß belächeln?

Du musst die Splitter zusammenfügen, erinnerte sich Lehmpfote an die Worte des Jungen. Das hörte sich an, wie eine Nachricht des SternenClans. Nur was genau man ihm hatte sagen wollen, blieb Lehmpfote ein Rätsel.

Mit einem erneuten Blick auf den Teich erhob er sich auf die Pfoten. Er hatte schließlich noch den Auftrag seines Mentors zu erfüllen und vielleicht würde er unterwegs eine Katze treffen, der er von dem Jungen berichten konnte. Jemand, der wusste, was zu tun war. Oder er würde einfach in der Kinderstube nach dem Rechten sehen. Vielleicht genügte das ja auch.

Gerade war er zwei Schritte in Richtung Lager gegangen, als ihn etwas innehalten ließ. Ein Funkeln unter einem nahen Strauch, als leuchteten ihm winzige Sterne entgegen. Lehmpfote meinte eine katzenhafte Gestalt zu erkennen.

»Merk dir meine Worte«, hörte er eine Stimme. »Die Zukunft des Clans wird zerbrechen. Du musst bereit sein.«
War das etwa eine SternenClan-Katze? Erfüllt von Ehrfurcht tappte er näher, doch bevor er Genaueres hätte erkennen können verschwand das Funkeln.

»Ist da was interessantes?«, ertönte ein Miauen und Lehmpfote zuckte zusammen. »Du starrst diesen Strauch so seltsam an. Und warum ist dein Fell nass?«

»Hallo, Glutpfote«, begrüßte Lehmpfote die Schülerin, die in diesem Moment aus den Schatten unter den Bäumen auf ihn zu trat. Ihr überwiegend rotes Fell wurde von einigen grauen Flecken geziert und aus ihren ebenfalls grauen Augen musterte sie jede von Lehmpfotes Bewegungen. »Ich...«, fuhr er fort, wusste aber nicht so recht, was er sagen sollte. »Ich habe nicht gesehen, wo ich hinlaufe und bin ausgerutscht.«

»Achso«, miaute Glutpfote. »Und ich hab mich schon gewundert. Ist aber auch echt dunkel heute wegen der ganzen Wolken.«

Lehmpfote nickte und setzte seinen Weg zurück ins Lager fort. Glutpfote sprang neben ihm her. »Und wo ist Möwenschrei?«

»Noch unterwegs«, murmelte Lehmpfote.

Seine Gedanken kreisten unablässig um die Worte der StenenClan-Katze.

Ein fischiger Geruch, der Lehmpfote entgegen wehte, verriet, dass Seehaar in dieser Nacht das Lager bewachte, noch bevor die beiden Schüler ihn erreichten. Der Krieger, der wegen seines dunkelgrau getigerten, stets etwas verklumpten Fells recht schmächtig wirkte, betrachtete die Sterne am Himmel. Er musste Lehmpfote und Glutpfote jedoch gehört haben, denn er senkte seinen Blick und sah ihnen entgegen.

»Wen haben wir denn da?«, schnurrte er. »Die Meisterin des Chaos und unser Kräuterschüler, der anscheinend schwimmen gegangen ist. Ich sollte dich wohl Kräuterfisch nennen. Ganz allein im Wald unterwegs in dieser Halbmondnacht?«

Lehmpfote ignorierte Seehaars seltsame Namen für ihn und Glutpfote, er hatte dringendere Sorgen. Mit einem Nicken grüßte er den Krieger zurück, ehe er an ihm vorbei ins Lager huschte. Eine alte Eiche hatte hier eine Lücke ins Blätterdach des Waldes gerissen, als sie umgestürzt war. Der Baum lag noch immer unverändert da, wobei seine aus dem Untergrund gerissenen Wurzeln mitten im Lager in die Höhe ragten. Rundherum hatten Krieger und Schüler mit Brombeerranken verstärkte und mit Farn abgedeckte Äste angelehnt und so die Kinderstube geschaffen. Von dort aus verlief der Baumstamm zum Rande der Lichtung, bis hin zum Dornenwall, der das Zuhause des Clans vor Angreifern schützte. Er lehnte dort auf einer niedrigen Felswand, wodurch darunter genug Platz für den Ältestenbau blieb. Ein Stück weiter, für Lehmpfote hinter der Kinderstube kaum zu erkennen, befand sich in der Felswand das Kräuterlager und daneben der Heilerbau. Letzterer beherbergte jedoch nur einige Nester für etwaige Patienten.

Auf halbem Weg zum Kräuterlager kam Lehmpfote eine Idee. Er blickte zum Lagereingang zurück, wo Glutpfote sich leise mit Seehaar unterhielt. Welche Streiche heckten die beiden jetzt schon wieder aus? Lehmpfote wollte es gar nicht so genau wissen. Mit wachsender Ungeduld beobachtete er die zwei, bis Glutpfote endlich aufstand und auf ihn zu kam.

»Wusste Seehaar gar nicht, dass du das Lager verlassen hattest?«, fragte er sie.

»Nein, ich habe mich rausgeschlichen.«

Auf diese Antwort hatte Lehmpfote gehofft. Vielleicht kannte Glutpfote ja einen Weg, auf dem er die benötigten Kräuter aus dem Lager schaffen konnte, ohne die Fragen seiner Clangefährten fürchten zu müssen. Jetzt musste er nur noch danach fragen, ohne verdächtig zu wirken.

»Wie hast du das das denn geschafft?«

»Es gibt einen Durchgang in der Rückwand des Schülerbaus«, miaute Glutpfote. »Aber nicht verraten ja? Es ist so langweilig im Lager, wenn man als einzige Katze nicht schlafen kann.«

»Mach ich nicht«, beteuerte Lehmpfote, während er sich ärgerte, dass sich Glutpfotes Geheimgang ausgerechnet in einem der Baue befinden musste.

***

Massive Felswände umgaben Lehmpfote zu beiden Seiten und schützten die hier lagernden Heilmittel vor Wind und Wetter. Der vertraute Duft verschiedenster Kräuter empfing ihn bereits, als er noch im vom Mondlicht beschienenen Eingang des Felsspaltes stand. Dieser war gerade einmal breit genug, dass darin zwei Katzen nebeneinander stehen konnten. Jedoch führte er ein ganzes Stück in das Gestein hinein, so weit, dass er sich irgendwann in der Dunkelheit verlor. Zum Glück wusste Lehmpfote noch, wo er das Mutterkraut, die Ringelblume und die Katzenminze beim Aufräumen des Kräuterlagers verstaut hatte. Ansonsten hätte er sicherlich eine ganze Weile suchen müssen, denn die Kräuter waren in den hintersten, trockensten Ecken der Höhle untergebracht.

Auf müden Pfoten schleppte er sich an seinem Nest vorbei. Die Erlebnisse während seiner Vision mochten zwar nicht real gewesen sein, dennoch hatten sie an seinen Kräften gezehrt. Mit jedem Augenblick, der verging, machte sich seine Erschöpfung deutlicher bemerkbar.

Während er die Kräuter in ein großes Ahornblatt wickelte, überlegte er, was er bloß sagen sollte, falls man ihn gleich draußen erwischte. Doch er konnte sich kaum konzentrieren, denn immer wieder geisterten die Prophezeiung, sowie die Bilder seines Tauchganges durch seine Gedanken. Für einen Moment hatte er wirklich geglaubt, ertrinken zu müssen.

Ein paar Mal rutschte ihm das Ahornblatt aus seinen sonst so geschickten Pfoten und er musste von neuem beginnen, es einzurollen. Als er schließlich fertig war, hatte er noch immer keine Lösung für sein Problem gefunden.

Seufzend nahm er das Kräuterpaket zwischen die Zähne, und trat auf die Lichtung hinaus. Das Knacken eines zerbrechenden Astes ließ Lehmpfote zusammenzucken. Schritte näherten sich.
So ein Mäusedreck!

Vorsichtig legte er das Ahornblatt zur Seite und schob hinter einen Stein neben der Felswand. Doch zu spät.

»Hallo Lehmpfote!«, miaute Glutpfote. »Was ist da hinter dem Stein?"

Ohne auf eine Antwort zu warten, angelte sie das Kräuterpaket aus seinem Versteck und riss es auseinander. »Kräuter! Solltest du die irgendwo hinbringen? Darf ich mitkommen?«

Unter normalen Umständen hätte Lehmpfote nicht zugestimmt. Möwenschreis heimliche Mission auf dem Donnerplatz war vollkommen mäusehirnig, besser, sie brachten das Ganze schnell hinter sich, ohne dass zu viele Katzen davon wussten. Doch er war zu müde für lange Diskussionen und nickte nur, bevor er die Kräuter vom Boden aufsammelte.

Der Schülerbau befand sich unter einer Tanne am Rande der Lichtung. Viel Platz gab es hier nicht für die sechs Schüler des Clans. Lehmpfote konnte von Glück sprechen, dass Glutpfotes leeres Nest sich auf direktem Weg zu der Lücke in der Rückwand des Baues befand. So müsste er zumindest nicht über Blaupfote oder Fliederpfote hinweg klettern, die daneben schliefen.

Dennoch würde er sich einen Weg zwischen zwei weiteren Schülern hindurch bahnen müssen: Krabbenpfotes hellbraunen und Efeupfotes silbergrau getigerten Pelz entdeckte er direkt am Eingang. Die Kräuter in seinem Maul versperrten ihm allerdings die Sicht, weshalb er sich nur langsam voran tasten konnte. Alles, was näher als Glutpfotes fein säuberlich geflochtenes Nest war, blieb seinen Augen verborgen.

Für die geschickt arrangierten Farnwedel und Moosfetzten war die aufgeweckte Schülerin nicht selbst verantwortlich. Es war der junge Blaupfote, der seinen Baugefährten regelmäßig neue Nester baute.
Fast war Lehmpfote an seinem Ziel angelangt, da traf seine Pfote auf unerwarteten Widerstand. Neben ihm zog jemand scharf die Luft ein. Er war auf eines von Krabbenpfotes ausgestreckten Beinen getreten! Ohne sich zu versichern, dass die Schülerin weiter schlief, sprang er das letzte Stück zur Rückwand des Baus und flüchtete ins Freie.

***

»Lehmpfote!«

Etwas stieß Lehmpfotes in die Seite.

»Kannst du mir irgendwas geben, was beim Einschlafen hilft?«

Lehmpfote streckte sich. Seine Beine und sein Bauch fühlten sich kalt an, was kein Wunder war, da er nicht in seinem Nest, sondern auf dem felsigen Boden des Kräuterlagers lag. Er rappelte sich auf und richtete sein Fell mit einigen schnellen Zungenstrichen. Auf dem Weg zum Donnerplatz war er vor lauter Müdigkeit ständig an irgendwelchen Dornenranken und zwischen totem Laub verborgenen Ästen hängen geblieben, bis Glutpfote vorgeschlagen hatte, allein weiter zu gehen. Er hatte das Angebot angenommen und war ins Lager zurückgekehrt, wo dieses Mal mehr Trubel geherrscht hatte, als zu dem Zeitpunkt seines Aufbruchs. Ein Streit im Schülerbau hatte einige Katzen geweckt und aus ihren Nestern gescheucht. Auf Lehmpfote hatte niemand geachtet, als er zum Kräuterlager gelaufen war. Dort war er vor Erschöpfung einfach auf dem eisig kalten Boden eingeschlafen, bis er von dem Schüler wieder geweckt worden war, der nun im Eingang des Baues stand. Mondlicht schimmerte auf seinem silbergrauen Fell mit der dunklen, fast schwarzen Tigerung.

»Krabbenpfote und Fliederpfote streiten sich die ganze Zeit«, miaute Efeupfote aufgebracht. »Mittlerweile sind sie wieder still, aber ich kann einfach nicht mehr einschlafen.«

»Ich... ich werde bestimmt... irgendwas finden«, druckste Lehmpfote herum und schlich in den hinteren Teil der Höhle. Er kannte inzwischen die Namen vieler Kräuter und wusste, wo sie zu finden waren, doch mit ihren Wirkungen war er noch nicht besonders vertraut. Gab es ein spezielles Mittel, das Katzen beim Einschlafen half? Oder vielleicht nur etwas, was eine beruhigende Wirkung hatte? Wenn er doch nur Möwenschrei hätte fragen können, doch das Nest seines Mentors war nach wie vor leer. Lehmpfote konnte nur hoffen, dass ihm etwas einfiel, wenn er sich etwas unter den gelagerten Kräutern umsah.

Gerade hatte er eine Pfote in einen Felsspalt gesteckt, um die darin lagernden Kräuter hervor zu ziehen, als vor dem Bau erneut Schritte ertönten. Erleichtert drehte sich Lehmpfote um, erwartete, Möwenschrei zu sehen, doch es war Glutpfote, die in die Höhle stürzte.

»Oh, nein!«, flüsterte Efeupfote und zog sich zu Lehmpfote in die Schatten der Felswände zurück, wo er sich zusammenkauerte.

Lehmpfote fragte sich, was der andere Schüler meinte.

Eine Weile tappte Glutpfote in dem engen Felsspalt auf und ab. Dass sie dabei die Nester der Heiler zerrupfte und überall verteilte, schien sie gar nicht zu merken.

Unsicher, wie er die Energie der Schülerin stoppen sollte, sah Lehmpfote ihr zu. Irgendwann wurde es ihm jedoch zu viel. Möwenschrei würde das Chaos zwar nicht weiter stören, aber Lehmpfote würde wieder alles aufräumen müssen. »Pass bitte...«
auf, hatte er sagen wollen, doch in diesem Moment blieb Glutpfote schon stehen.

»Er ist tot«, platzte es aus ihr heraus und fast im selben Augenblick heulte Efeupfote neben Lehmpfote auf. Sein Jaulen war voller Trauer und Schmerz und auch der junge Heilerschüler zitterte, als er fragte: »Wer?«

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