Drei

Sanjana saß über dem elendig langweiligen Wälzer gebeugt und schaute aus dem offenen Fenster. Sie fühlte sich unwohl. Seit einer halben Ewigkeit hatte ihre Freundin Samara, die von Sanjana meistens nur Sama genannt wurde, sie in der Bibliothek eingesperrt und von ihr erwartet sich ihren Studien und Pflichten zu widmen.

Nur Sanjana hatte keine Lust sich Stundenlang drinnen in der dunklen Bibliothek aufzuhalten. So sehr sie Bücher auch schätzte, diesen langweiligen Schinken würde sie nie zu Ende lesen.

Seit Tagen brütete sie schon darüber. Doch wenn Samara sah, dass sie ihre Pflichten nicht ernst nahm, würde sie rot anlaufen wie eine Tomate und so schlimm herum quietschen wie eine rostige Schraube. Sie liebte ihre beste Freundin und Beraterin über alles. Nur übertrieb sie es hin und wieder. Sie war nur ihre Beraterin und nicht ihre Mutter. Warum führte sie sich also manchmal so auf?

Selten war Sanjana froh darüber, dass ihre Freundin so streng mit ihr war. Sie hatte keine eigene Mutter mehr und suchte in Sama manchmal den Trost und die Zuflucht, die sie brauchte.

Auch wenn sie so streng war, zeigte Samara oft ihre andere Seite. Eine verständnisvolle und liebenswerte Seite. Sanjana konnte ihr alle Geheimnisse anvertrauen, sich immer auf sie verlassen und bekam stets Trost von ihr. Ihre Einsamkeit schnürte sich um ihr Herz und zog manchmal so heftig daran, dass sie glaubte zu ersticken und nicht mehr froh zu werden.

Meistens zeigte sie es niemandem, wie einsam sie war. Auch den Hass auf ihren Vater unterdrückte sie in den hintersten Winkel ihres Herzens. Freunde außer Samara hatte sie nicht und woher auch? Sie war zu beschäftigt. Sie war immerhin eine Senatorin und kein einfaches Mädchen.

Sama erinnerte sie täglich daran. Nur hier, in ihrem Haus in Namalia konnte Sanjana sie selbst sein, musste nicht darauf achten wie sie stand, saß oder redete. Sie trug lieber enge Reithosen und Stiefel, als in Korsetts ihre Manieren zu praktizieren und sich in Konversation zu üben. Zwar hatte sie den besten Schneider der Stadt in ihren Diensten, doch lag es ihr nicht Kleider zu tragen. Worüber er sich ständig beschwerte.

Jede Dame in der Stadt gab ihm mehr Bestellungen auf, als sie, hatte er einmal geschimpft. Doch wagte er es nicht Sanjanas Gunst ganz zu verlieren. Immerhin gab sie ihm gelegentlich was zu tun. Wenn sie in ihren Kleidern ausritt, waren diese oft völlig ruiniert. Dann brauchte sie selbstverständlich neue.

Aber die feine Gesellschaft und Aristokratie konnte nicht von ihr erwarten, dass sie wie eine anständige Dame im Damensattel saß und nur im Schritt ritt. Das konnten sie vergessen. Sie liebte die Ausritte in der Natur, ihre Pferde und das ungezwungene Benehmen. Sollte man sie doch dafür auslachen. Dies war ihr Zuhause. Hier ließ sie sich nichts sagen. Sie hatte ja dem ganzen Volk bewiesen, dass sie auch anders konnte. Sonst wäre sie nicht so erfolgreich.

Sanjana stand vom Tisch auf und schlug unsanft das dicke Buch vor sich zu. Samara hatte sie nach ihrem morgendlichen Ausritt
fast vom Pferd gezogen und sie in die Bibliothek geschleift. Jetzt hatte sie die Nase voll. Seit vielen Stunden saß sie hier. Sie hatte
Hunger und wollte ihre immer noch schmutzigen Sachen ausziehen.

Warum hatte sie sich nicht einmal umziehen dürfen? Doch Samara war in dem Moment so wütend, dass Sanjana nicht großartig protestiert hatte. Etwas war ihrer Freundin schon früh am Morgen gegen den Strich gegangen und die Tatsache, dass Sanjana sich heute morgen fort geschlichen hatte tat ihr übriges. 
Samara hatte vor Wut gekocht. Mittlerweile sollte sie sich wieder beruhigt haben.

Als Sanjana die Türklinke drückte und daran zog, musste sie feststellen, das diese gar nicht wirklich verschlossen war. Natürlich würde Samara sie nicht hier einschließen, dachte sich Sanjana und lächelte über sich selbst. Sie trat hinaus. Ihr Rücken war leicht steif und sie reckte sich. Mit knurrendem Magen suchte sie anschließend die Küche auf.

Gadnam, der Küchenchef, freute sich sehr über ihren Besuch, wobei er auch mit ihr schimpfte.
„Ich habe viel zu tun, Mädchen", meinte er mit hoch gezogener Nase und einem arroganten Blick über den Kochlöffel hinweg. Sein Akzent war auffälliger als seine zu große Kochmütze und sein niedlicher Schnäuzer kringelte sich bis zur Nase.

Er war Flüchtling aus Nidava. Einer der wenigen Menschen, die noch die „Alte Sprache" - Sanjanas Muttersprache - verstanden.
Zu ihrem Bedauern zwang er sich dazu nur noch Tamaranisch zu sprechen. Nidava war ein totes Land, genauso seine Sprache.

Es hatte nicht mal ein ganzes Jahrzehnt gedauert bis niemand mehr Nidavisch sprach.
Aus Angst vor den Saboranern oder einfach weil das Land nicht mehr existierte. Redete man davon so wurde es nur noch als „Alte Sprache" bezeichnet.

Nidava war erobert und somit ein Teil Saborans geworden. Saboran schien auf der Landkarte immer weiter zu wachsen. Ein bedrohlicher Schatten, der sich immer weiter ausbreitete.

Wut und Trauer stiegen immer in Sanjana auf, wenn sie darüber nachdachte, was die Saboraner ihrer Heimat und ihrer Mutter angetan hatten.
Gadnam erinnerte sie immer daran, doch war es gleichzeitig ein Trost. Manchmal glaubte sie, die letzte aus Nidava zu sein. Auch wenn das nicht sein konnte, fühlte es sich manchmal so an. Flüchtlinge gaben sich nicht zu erkennen und versteckten sich in der Welt. Es waren wenige, viel zu wenige.

„Gadnam, hast du was zu essen für mich? Ich sterbe vor Hunger."
Sanjana ignorierte sein Meckern und setzte sich mit einem Satz auf den großen Tisch, der in der Küche stand - und keines Falls sauber war. Das störte sie nicht.

Das restliche Küchenpersonal wuselte hektisch herum. Das Feuer brannte und erhitzte die großen Töpfe, die darüber hingen. Es war Nachmittag und bald wurde das Abendessen aufgetragen.

„Schlechter Zeitpunkt, Herzchen. Kannst du nicht noch etwas warten?"
„Nagut", seufzte Sanjana.
„Hier!", rief der Koch und warf ihr einen fetten, saftigen Apfel zu. Sie fing ihn geschickt mit ihren graziösen Händen auf und begutachtete ihn wie ein Insekt, anstelle einer Frucht.

Sanjana warf Gadnam einen skeptischen Blick zu. „Davon soll ich satt werden?"
„Das vielleicht nicht, aber hält dich am Leben, bis das Abendmahl serviert wird."
Gadnam schmunzelte hämisch und wandte sich dann wieder dem Kochtopf zu. Sanjana musste über ihn lachen.

„Nein danke. Ich verzichte. Das ist eher was für mein Pferd."
„Wie du meinst. Ich hoffe nur du wirst diese Entscheidung überleben."
Er drehte ihr nicht mal das Gesicht zu als er sprach. Natürlich hatte sie mit dem „ich sterbe vor Hunger" übertrieben, aber musste er darauf so eingehen?

Er konnte nicht anders als sie zu necken. Doch liebte sie seine Neckereien sehr. Er munterte sie immer auf. Grinsend sprang sie vom Tisch und verließ mit dem Apfel die Küche. Sie warf ihn ein paar mal in die Luft und er landete jedes mal direkt in ihrer Hand. Sie würde ihn ihrer Stute geben.
Immerhin hatte sie heute morgen auf eine Belohnung verzichten müssen. Das musste Sanjana noch nachholen.

„Sanju!", hörte sie jemanden ihren Spitznamen rufen. Es war Samara, die gerade die Treppe herunter gelaufen kam und neben ihr stehen blieb.
„Ich habe dich gesucht."
„So?"
Samara betrachtete ihre Freundin und runzelte die Stirn. „Wie lange willst du denn noch so herum laufen?"

„Solange es mir gefällt!", meinte Sanjana mit einem breiten, frechen Grinsen. Zwar störten ihre Kleider sie selbst schon, doch wollte sie das Sama nicht unbedingt auf die Nase binden.

„Du bist unmöglich. Sieh dich doch mal an. Du bist dreckig und deine Haare sind zerzaust."
Sama kam näher und zupfte an Sanjanas Kleidern herum.

Eine enge Reithose aus schwarzem Leder betonte ihre schlanke Figur
und die langen Beine. Sie trug eine helle Bluse und darüber eine braune Korsage, ebenfalls aus dunklem Leder. Sie war vorne mit dünnen Schnüren zugebunden, was ihre Taille noch mehr betonte, aber es war für Sanjana immer noch bequemer als sich das Korsett eines Kleides so eng zu schnüren, dass sie kaum
noch Luft bekam. Und in langen Röcken konnte man sich nicht so frei und ungezwungen bewegen.

Sanjana gab einen empörten Laut von sich, als Samara ihr an der Bluse herum zupfte. Ihre Freundin trug ein hellbraunes schlichtes Baumwollkleid unter dem eine bläuliche Bluse hervor schaute. Es war vorne mit einem breiten Mieder versehen. Darauf zeigten sich verschnörkelte Linien einer Pflanze, die sich einmal über das gesamte Mieder zog. Die feine Naht war so filigran und aufwendig gearbeitet. Das Auffälligste waren die rosafarbenen Blüten die sich hier und da an den grünen Stängeln zeigten.

Sanjana starrte darauf, als Samaras Hände in ihren langen schwarzen Haaren herum wuselten und versuchten sie zu bändigen - erfolglos. Sie waren lang, lockig und viel zu zerzaust. Einzelne Strähnen fielen ihr ins Gesicht, als wollten sie den Schmutz darauf verhüllen.
„Au!" rief Sanjana gereizt. „Lass das jetzt endlich. Ich gehe ja gleich baden. Nur hör auf an mir herum zu zupfen."
„Nichts da. Schickt sich das für eine Herrin?"

„Ich bin gerade keine Herrin. Auch keine Senatorin. Nur Sanjana."
Sie stöhnte wieder und trat von ihrer Freundin weg. Eigenwillig drehte sich Sanjana um und wollte durch die große Halle hinaus laufen.
„Wann hörst du endlich auf, dich wie meine Mutter zu benehmen?"

„Wenn du endlich aufhörst mein Kind zu sein.", rief Samara schon wieder empört und lief Sanjana mit kurzen Schritten nach.
Der Punkt ging an Samara. Zugegeben verhielt sich Sanjana sehr wie ein Kind und das störte sie. Allerdings musste sie im Senat so sehr erwachsen sein, dass sie ihr eigenes Alter fast vergaß. 
So genoss sie ihre Freiheit Zuhause.

„Bleib doch stehen!"
„Ich gehe nur kurz in den Stall. Gleich komme ich wieder und dann kannst du mich von oben bis unten schrubben."

Sie steuerte weiter auf die offene Haustür zu. Im ganzen Haus waren die Fenster geöffnet und ließen den angenehmen Herbstduft herein strömen. Die alabasterfarbenen Vorhänge wurden durcheinander gewirbelt. An den weißen Wänden zeichneten sich die wundersamen Schauspiele der Sonnenstrahlen ab und draußen klingelte ein Windspiel leise vor sich hin.

Hunde bellten, Schritte stapften über den Kies vor ihrem Haus und da flog ein Vogel völlig verirrt und aufgeregt durch die offene Haustür in die große freundliche Halle, wo Sanjana im selben Augenblick vor ihrer Anstandsdame flüchtete. Niemand schenkte ihm Beachtung als er orientierungslos an der Decke um den Kronleuchter herum flatterte. So aufgewühlt wie Sanjanas Herz in diesem Moment flatterte.

„Warum hast du das denn nicht schon längst getan?",
hörte Sanjana ihre Freundin hinter sich meckern.
„Du hast mich doch in der Bibliothek eingeschlossen. Ich kann es dir wohl nie recht machen."
Es war eine sinnlose und zu nicht führende Unterhaltung, welche die beiden jungen Damen davon abhielt den neuen Gast zu bemerken.

Sanjana hörte wie Samara stehen blieb und drehte sich im Gehen zu ihr um. Wahrscheinlich waren ihr die Argumente ausgegangen.
„Ich bin gleich zurü..."
Die restlichen Worte blieben ihr im Halse stecken, als sie durch die Tür gehen wollte und plötzlich mit etwas zusammenstieß.
Erschrocken wich sie ein paar Schritte zurück, um zu sehen gegen was...oder viel mehr gegen wen sie da gelaufen war.

Die Sonne schien ihr entgegen und so konnte sie nicht sofort erkennen wer vor ihr stand. Die Vorhänge neben der großen Eingangstür hoben und senkten sich in weißen Wellen.
Wie versteinert blieb sie stehen und starrte auf den Mann, der nun ein paar Schritte vor trat.

Er stand nun in der Halle. Sein Gesicht kam in den Schatten und sie hätte sich beinahe
verschluckt. Der Mann war jung, hellhäutig und absolut ungewöhnlich. Sein rabenschwarzes Haar fiel ungebändigt zu allen Seiten und stand im völligen Kontrast zu seinem hellen Teint.

Er war in einen langen, schwarzen Waffenrock gehüllt, der auf der Brust das Wappen Dokrats zeigte und ihm bis zu den Knien reichte. Er trug ebenfalls eine schwarze Hose und schwarze lederne Stiefel mit dicker Sole, wie sich nur feinste und wohlhabende Leute es leisten konnten.

Sein Rücken und die Hälfte seiner Schultern  wurden von einem dunklen Umhang bedeckt, der wie die Vorhänge dem Wind ergeben war. Als er noch einen Schritt vor machte, gab dieser für einen kurzen Moment den Anblick auf eine dunkelgraue verzierte Schwertscheide preis, die an seinem breiten Gürtel befestigt war. Das Ding wirkte schwer wie zehn Tonnen und doch ruhte seine Hand  ganz lässig darauf.

Vor Sanjana stand ein Krieger Dokrats. So viel war sie sich sicher.
Er machte noch einen Schritt und ihr Herz setzte aus.
Er war ein äußerst attraktiver Mann. Er hatte ein ebenmäßiges, gut geschnittenes Gesicht mit einer Spur von Männlichkeit auf der blassen Haut. Es gab den Anschein von Perfektion und doch war er es nicht. Etwas Raues und Verwegenes sprach aus seinen Gesichtszügen.

Natürlich waren Dokrats Krieger kräftig und in ihrem Auftreten absolut eindrucksvoll. So auch dieser Fremde vor Sanjana.
Mit undurchdringlicher Miene starrte er sie an. Sanjana schluckte und wich noch einen Schritt zurück. Sie fühlte ihre ganze Anspannung und das Herz klopfte ihr bis zum Hals.

Dann aber gewann sie ihre Fassung zurück, wandte den Blick von seinen tiefgründigen und ausdrucksstarken grauen Augen ab und verneigte sich höflich.
„Verzeiht mir bitte meine Unachtsamkeit."
Aus irgendeinem Grund gab sie der Etikette alle Ehre.

Er blickte kurz an ihr herunter und musterte sie unverhohlen. Sanjana versuchte ihre vor Scham glühenden Wangen zu verstecken, indem sie den Kopf wegdrehte. Ihr wurde gerade schlagartig bewusst, wie sie aussah und wünschte sich jetzt sehnlichst ihre Kleider und einen Kamm herbei.

Sie sah gerade nicht besser aus als jedes Dienstmädchen und wünschte sich zum Teufel. Vor so einem attraktiven Mann so aufzutauchen - schrecklich.

Keine unverheiratete Frau würde sich in diesem Moment anders fühlen, obgleich ein Krieger Dokrats vor ihr stand. Es hätte der Hohe Meister persönlich oder der Ordensführer der Gelehrten im Tempel Yanjin vor ihr stehen können. Bei diesem Aussehen wäre jede Frau verlegen geworden. Welch eine Schande, dass er ein Krieger war und kein Graf oder ähnliches.

Vor jedem anderen wäre es ihr gleich gewesen, aber dieser Mann brachte ihr Herz zum schlagen wie kein zweiter.

Zu ihrer Überraschung bildete sich ein höfliches Lächeln auf seinen Lippen und Sanjana musste aufpassen ihn nicht mit offenem Mund anzustarren. Dieses entwaffnende Lächeln ließ das Blut in ihren Adern pulsieren. Wieder fühlte sie ihre Wangen glühen. Wie konnte man nur so gut aussehen und so ein schönes Lächeln haben?

Sehr wahrscheinlich wusste er, wie er auf sie wirkte, denn sein Lächeln wurde breiter zu einem Grinsen. Ein gefährliches Grinsen kombiniert mit einem messerscharfen Blick, der ihr durch und durch ging.
So eindrucksvoll dieses Lächeln auch war, seine Augen blieben ausdruckslos. Als hätten sie keine Verbindung zu seinem strahlenden Mund. Es war falsch. Dieses Lächeln war so falsch wie die Schriften auf der Heiligen Tafel des Hofes.

Ich muss mich entschuldigen, denn ich achtete nicht, wo ich ging", sagte er jetzt mit einer Förmlichkeit, die Sanjana nicht erwartet hatte. Seine Stimme war warm und melodisch, wie das Plätschern der Bergquellen. Gleichzeitig hart und männlich wie das sanfte Atmen eines Tigers.

Die Etikette hatte verlangt, dass er die Schuld auf sich nahm. Auch wenn sie gerade keineswegs wie eine feine Dame aussah, sie war eine. Sanjana fühlte sich geschmeichelt,
dass er sie in dieser Kleidung überhaupt als eine erkannte und nicht als billige Dienstmagd abstempelte. Aber vielleicht war er einfach nur höflich.

Er verneigte sich ebenfalls kurz mit gesenktem Haupt und legte dabei die rechte Faust an sein Herz. Das zeigte, dass es mehr als nur Höflichkeit war. Gleichzeitig gab er ihr die Ehre des berühmten und respektvollen Krieger-Grußes.

Er sah mehr in ihr als nur eine Magd. Er sah sie als Frau, die gewürdigt werden musste. So verlangte es das Protokoll. An seiner Kleidung erkannte sie ihn als Krieger Dokrats. Das zeigte, dass er kein einfacher Soldat war und sich gut benehmen konnte. Ohne Zweifel hatte er viel über Höflichkeit und Umgangsformen gelernt.

Ein Krieger war schließlich kein Soldat. Krieger Dokrats standen über allem und genossen eine viel intensivere Ausbildung, als Soldaten. Sie waren die Elite, die besten Kämpfer des Reiches. Sie waren der Inbegriff für Ehre, Ansehen und Tapferkeit.

Sanjana mutmaßte über seinen Rang als jemand hinter ihr einen lauten Schrei von sich gab. Sie wirbelte herum und sah ihre Freundin Samara mit weit aufgerissenen Augen auf sie zulaufen. Doch sie lief nicht auf Sanjana zu.

Nein, sie lief direkt auf den Mann zu, der vor ihr stand und seine Aufmerksamkeit nun ihrer Freundin schenkte. Ein verdutzter Ausdruck huschte flüchtig über sein Gesicht. Noch bevor er etwas hätte sagen oder tun können fiel ihm Samara um den Hals.

„Jay!", rief sie hoch erfreut und bei ihrer stürmischen Umarmung taumelte er leicht zurück.
Doch nun breitete sich ein herzlich warmes Lächeln in seinem ganzen Gesicht aus. Etwas, dass sie nicht erwartet hätte. Dieses Lächeln war anders als das zuvor. Es war so lebendig und warm.

Entsetzt und verwirrt starrte Sanjana auf die Szene, die sich ihr bot. Woher kannte Samara diesen Mann? Was hatte ihre Freundin je mit Kriegern zu tun gehabt? Weshalb war er hier? War er wegen Samara gekommen?

Tausend Fragen gingen Sanjana durch den Kopf. Wie erstarrt sah sie auf die beiden und ignorierte die Stimmen in ihrem Kopf.
„Sama.", sagte Jay nur. Ein Beweis dafür, dass er sie ebenfalls gut kannte. Die meisten Menschen nannten sie Samara.

Das dieser unbekannte Krieger, namens Jay, sie jetzt nur Sama nannte, schockierte Sanjana noch mehr. Wer um alles in der Welt war er? Und was machte ein Krieger Dokrats in ihrem Haus?

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top