Achzehn

Es war wie ein Wunder, ein Traum aus Wirklichkeit und Fantasie und dennoch die Wahrheit. Jay Mathur war noch am Leben und offenbar wohlauf. Maya ging langsamen Schrittes auf ihn zu, berührte seine kalte Haut, legte eine Hand an sein regloses Gesicht. Nichts rührte sich an ihm. Fragend schaute sie zu ihrer Mutter, die sich neben sie gestellt hatte.

„Er ist schon seit sehr langer Zeit in diesem Zustand. Ich weiß nicht was mit ihm geschehen ist. Ich vermute sein Channa ist der Grund dafür, nur kann ich es nicht erklären."
„Was ist mit ihm? Ist das eine Art Schlaf?"
„Nein, Maya, er schläft nicht. Ich kann dir nicht sagen, ob er uns wahrnimmt oder nicht."
„Wie lange ist er schon so?"
„Seit Jahren."

Maya blickte verwirrt zu Jay auf. Wie war das möglich? Er konnte doch nicht seit so langer Zeit in einem regungslosen Zustand sein.
„Wir kann er noch leben?"
„Nun, Darian hat viele Heiler hergerufen, um sich um Jay zu kümmern. Sie sollten seinen Körper auf jeden Fall am Leben halten. Ich habe ebenfalls alles dafür getan. Ich habe mich um ihn gekümmert und ihn bewacht. Doch war das nicht ganz einfach. Er lässt sich nicht bewegen."

„Nicht bewegen?"
„Ich will es mal so ausdrücken: Der Felsen, auf dem er sitzt, war vor dem Schloss da."
Maya war schockiert.
„Sie haben all das hier einfach drum herum gebaut?"

Sanjana nickte. Sie erzählte Maya was Darian ihr vor langer Zeit gesagt hatte. „Kurz nachdem Darian und Jay sich begegnet waren, hat sich Jay genau so auf diesen Stein gesetzt und hat sich seit dem nie wieder gerührt. Alles nur, damit Darian nicht an sein Channa heran kam. So vermutet Darian es jedenfalls. Deshalb hat er mich herbringen lassen. Er hatte gehofft, dass meine Anwesenheit Jay zurück holen würde."

„Doch er ist nicht zu sich gekommen."
„Nein", antwortete Sanjana und schüttelte traurig wieder den Kopf. „Das macht die Sache für mich merkwürdig. Jay ist der mächtigste Mann, dem ich je begegnet bin. Er hätte keinen Grund sich feige zurück zu ziehen. Das hat er noch nie getan. Er hat immer alles riskiert."

Sanjana berührte Jay vorsichtig an seiner Hand, die auf seinem Knie ruhte. Ihr Blick war Gedanken versunken. „Warum sollte er das tun? Etwas hat ihn aufgehalten. Etwas hat ihn in diesen Zustand versetzt und hält ihn gefangen. Wie sehr wünschte ich das ändern zu können."
„Es ist sein Channa, wie du vermutet hast", sagte Maya nach ein paar Minuten des Schweigens. „Es ist zu schnell zu stark geworden."

„Woher weißt du das?"
„Ich habe ihn und Ady beim Training beobachtet. So oft hat Jay ihn davor gewarnt sein Channa nicht unkontrolliert wachsen zu lassen. Jay wollte ihn davor bewahren sich selbst in der Dunkelheit zu verlieren. Damals habe ich es nicht verstanden. Doch wenn ich meinen Vater jetzt so sehe wird alles klar. Es muss ihm so passiert sein."

„Du meinst er hat davon gewusst?"
„Natürlich, Mutter. Das ist auch der Grund warum er fort gegangen ist. Er wollte uns alle vor Darian beschützen. Gleichzeitig hat sich seine Macht weiter entwickelt und er sollte verhindern, dass dem Kaiser so eine unkontrollierte Kraft in die Hände fällt. Darian könnte es von jedem anderen erlernen, doch Jay kennt das Channa einfach am besten. Deshalb ist er hier."

Sanjana lachte ironisch. „Also das war es."
„Was?"
„Ich dachte immer der Preis für den Frieden wäre mein verlorenes Baby. Doch das war es nicht. Seine Seele war der Preis. Als hätte er gespürt was noch auf ihn zukam."
Maya sah die glitzernden Tränen in Sanjanas großen Augen. Sie erkannte die tiefen Gefühle, die sie für ihren Vater hatte. So etwas war wahre, aufrichtige Liebe. Eine Liebe, von der Maya oft gelesen und immer geträumt hatte.

Allein zu sehen, dass sie über all die Jahre bei ihm war und auf ihn aufgepasst hatte, obwohl er eigentlich gar nicht wirklich da war, zeigte ihre Liebe zu Jay. Maya kannte niemanden, der so etwas für einen anderen Menschen tun würde.

Es klopfte an der Tür und Sekunden später ging sie auf. Sanjana wischte sich sofort die Tränen vom Gesicht und setzte eine undurchdringliche Miene auf. Maya bewunderte sie dafür. Zu gerne hätte sie das in dem Moment auch gekonnt. Doch als sie die tiefblauen Augen sah, war es um ihre Selbstbeherrschung geschehen.
„Verschwinde!", schrie sie hasserfüllt. „Ich will dich nicht sehen."

„Beruhige dich bitte, Maya", bat Sanjana. Doch ihre Tochter hörte nicht auf sie. Als sie sich wütend auf Antonio stürzen wollte, konnte Sanjana sie gerade noch davon abhalten.
„Lass mich, Mutter. Er ist ein verdammter Verräter, ein Lügner und ganz gemeiner Hund. Er soll weg gehen!"
„Maya, so hör mir doch zu", sagte Antonio mit kläglichem Flehen in der Stimme.
„Nein, ich will nichts von dir hören."

„Maya, er ist nicht derjenige, auf den du deinen Zorn richten solltest", versuchte Sanjana sie immer noch zu beruhigen.
„Er ist schuld daran, dass Alain um Tristan tot sind!", schrie Maya verzweifelt. Auch Sanjana war für einen Moment entsetzt. Sie wollte es nicht wahr haben und sah Antonio ungläubig an.

„Ich will das doch gerade erklären. Wenn du mir nur zu hören würdest, Maya..."
Dieses Mal bildeten sich Tränen in Mayas Augen und Sanjana musste sie los lassen, als sie schluchzend auf die Knie sank. Ihre Mutter konnte es nicht verstehen. Sie hatte nicht gesehen zu was dieser Mann fähig war.

„Ich musste es tun, Maya. Allein um dich zu beschützen. Darian hätte uns beide und alle an Bord der Cruiser sofort umgebracht. Das konnte ich nicht zulassen."
„Sag, Antonio, hast du meine Tochter hier her gebracht?", fragte Sanjana leise.
„Er hat mich entführt", erklärte Maya, bevor er etwas anderes sagen konnte.

„So ganz stimmt das nicht. Ich hätte dich lieber in Sicherheit gebracht. Du warst diejenige, die sich in die Seeschlacht eingemischt und unser aller Leben aufs Spiel gesetzt hat." Auch Antonio schien jetzt wütend. Er hatte kein Recht dazu. Schreiend vor Zorn erhob sich Maya wieder.

„Mag sein, doch wollte ich nicht fliehen. Einmal wollte ich das nicht. Nachdem du mir gesagt hast, dass meine Mutter bei Darian ist, wie hätte ich da weglaufen sollen? Du bist so verblendet worden von Darian, dass du gar nicht darüber nachgedacht hast."
„So ein Unsinn. Ich wollte nur nicht, dass dir was passiert."

„Du wolltest mich bloß davon abhalten meine Mutter wieder zu sehen. Von Anfang an hast du gewusst, was mit ihr und meinem Vater geschehen ist. Du hast es nicht für nötig gehalten mir das zu sagen. Ausserdem mache ich dich für Tristans und Alains Tod mit verantwortlich. Dafür hasse ich dich! Also warum lässt du mich nicht einfach in Ruhe?"

„Das kann ich nicht."
„Verflucht warum nicht?", rief Maya wütend. Sie konnte ihn einfach nicht mehr ertragen.
„Weil ich dich liebe, Maya!" Seine Worte erfüllten den ganzen Raum. Die drängten sich in Mayas Unterbewusstsein und brachten das Fass ihrer Gefühle zum Überlaufen.
„Glaub mir, ich hasse es diese Dinge zu tun. Ich hasse Darian und hasse es dir so weh zu tun. Das ist die Wahrheit. Ich weiß du wirst mir niemals verzeihen. Nur bitte glaub mir, dass ich deiner Familie niemals wirklich schaden wollte."

„Das ist richtig", sagte Sanjana nach langem Schweigen. Sie hatte die ganze Zeit still zugehört, doch nun war es an der Zeit zu sprechen.
„Ich betrachte Antonio nicht als meinen Feind."
„Wie bitte?" Maya sah ihre Mutter fassungslos an.

„Wenn er nicht gewesen wäre, dann wäre ich schon längst verzweifelt. Er war der einzige, der stets gut zu mir war und mir jeden Wunsch erfüllt hat, egal was es ihn gekostet hat. Als Darian Jay nach Jahren immer noch nicht aufwecken konnte, wollte er ihn vernichten. Er war so wütend, dass er nach der Lanze einer seiner Wächter gegriffen und auf ihn eingeschlagen hat. Nicht einmal ich konnte ihn davon abhalten. Doch Antonio hat sich schützend vor ihn gestellt. Er hat die Schläge für Jay aufgefangen und ertragen. Selbst als Darian ihm ins Gesicht geschlagen hat, ist er nicht von der Stelle gewichen."

Maya lauschte Sanjanas Worten wie gebannt und glaubte gar nicht, was sie da hörte. Da erinnerte sie sich an die vielen Narben auf Antonios Oberkörper und die eine in seinem Gesicht. Dafür hatte er sie also bekommen? Tatsächlich war er nicht bloß für Umgehorsam bestraft worden, sondern weil er sich Darian direkt in den Weg gestellt hatte.

„Wenn Antonio sagt, dass er dich beschützen wollte, dann bin ich als deine Mutter bereit ihm das zu glauben." Sanjana trat ein paar Schritte vor und blieb genau zwischen Maya und Antonio stehen.
„Ich glaube auch, dass er was Tristan und Alain betrifft keine Wahl gehabt hatte. Ich bedaure ihren Verlust. Immerhin waren sie meine engsten Freunde seit einer sehr langen Zeit. Nur liegt es mir fern Antonio dafür verantwortlich zu machen. Allein Darian ist an ihrem Tod schuld. Ihn werde ich mein Leben lang verachten. Nicht Antonio."

Maya sagte nichts mehr dazu. Was hätte sie auch sagen sollen? Sie war so durcheinander. Ihre Gefühle würden sie noch um den Verstand bringen. Hass und Liebe gleichzeitig für jemanden zu empfinden war äußerst anstrengend und so beschloss sie Antonio fürs Erste zu vergeben.

Wenn sogar Sanjana sich für ihn einsetze, musste Maya ihm den Verrat vergeben. Gerade weil er sein eigenes Leben für ihren Vater riskiert hatte. Maya hatte sich so oft gefragt, woher er diese vielen Narben hatte. Sicher stammten einige nicht von diesem Tag, doch sicherlich die meisten und auf jeden Fall die Narbe in seinem Gesicht. Er würde sie für immer haben und jeden - vor allem sie - stets daran erinnern, was er für Jay getan hatte.

„Ich denke ich werde jetzt besser gehen. Wir sehen uns morgen früh, wenn ich euch abholen komme."
Maya bemerkte gerade noch den mitleidvollen Blick den ihre Mutter Antonio zuwarf. Zugegeben er sah aus wie ein getretener Hund. Verdienter Weise, wie Maya fand. Trotzdem war es ihr unmöglich ihn für immer zu hassen. Dafür mochte sie ihn einfach zu sehr. In einer anderen Welt würde sie für immer bei ihm bleiben. Doch im Augenblick stand ihre Familie an erster Stelle.

Antonio ließ die beiden Frauen alleine und Sanjana führte Maya zurück in ihre Gemächer. Dort nahm Maya nach langem endlich wieder ein Bad und wusch sich den Staub aus den Haaren. Auch wenn sie eigentlich eine Gefangene war, fühlte sie sich relativ sicher. Vermutlich lag es an der Gegenwart ihrer Eltern. Selbst wenn ihr Vater momentan eher indisponiert war.

Nachdem sich Maya wieder halbwegs selbst im Spiegel erkannte, kuschelte sie sich neben Sanjana aufs Bett und ließ sich von ihr das Haar kämmen. Allein diese traute Gemeinsamkeit ließ beide für ein paar Stunden ihre Sorgen vergessen. Doch am morgigen Tag würde Darian sie zu sich holen und von Maya das Channa fordern.

Es gab wohl keinen Ausweg aus dieser Situation. Die Gedanken an den tyrannischen König ließen die junge Prinzessin von Skeliva nur unruhig schlafen. Sie hatte einfach zu viel durchmachen müssen. Doch wenn sie nicht von zu Hause fort gegangen wäre, hätte sie vermutlich niemals ihre Eltern gefunden.

Gegen Morgen brachte man ihnen ein relativ üppiges Frühstück aus ganz dünnem Brot und sehr würzigem Aufstrich. Es war lecker, nur glich es einer Henkersmahlzeit.
Sanjana steckte Maya gerade ihre zusammen geflochtenen Locken hoch, als es erneut an der Tür klopfte und einen Augenblick später Antonio eintrat. Er hauchte nur ein schwaches: „Guten Morgen."

Hinter ihm traten mehrere Wachen ins Zimmer und warteten auffordernd auf die beiden Frauen. Gequält folgten sie ihnen, wobei Maya immer noch darauf bedacht war Antonio nicht in die Augen zu sehen. Sie wusste selbst nicht warum. Eigentlich hatte sie sich doch vorgenommen ihm zu vergeben.
Schweigend ging er neben ihr durch die ruhige Festung. Drinnen war kaum ein Mensch zu sehen. Deshalb war die Stille zwischen ihnen noch unangenehmer.

Erst als sie auf den Hof kamen, wurde es laut. Maya staunte nicht schlecht. Umringt von einer riesigen Mauer - über die selbst Maya es nicht schaffen würde - befanden sich mehrere Trainingsplätze. Wenn sie nicht aus einer matschigen Suhle bestanden, dann waren sie aus Sand. Nirgends war ein grünes Fleckchen zu erkennen. Nicht einmal ein Strauch oder eine Ranke. Alles es die hohe Mauer verzierte waren Flaggen, schwarze Flaggen mit zwei entgegengesetzten Sichelmonden darauf, die sich in der Mitte kreuzten.

Außerdem erkannte Maya mehrere eckige Türme, die das Gelände wie gigantische Wächter im Auge behielten und alles unter ihnen in Schatten setzten. Dabei war es doch so hell in diesem Land. Zwar hatte Maya noch nicht viel davon gesehen, doch das war ihr klar, sobald sie ans Licht getreten war. Es schien als würde die selbe Sonne in diesem Teil der Welt viel intensiver, viel heller und wärmer strahlen, als daheim in Skeliva. Auch dort gab es warme Sommer. Sie waren im Vergleich gegen Amanias glühende Erde gar nichts.
Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, schon war Maya zu warm.

In der Mitte des Hofes, zwischen den einzelnen Plätzen war ein Podest aufgebaut, auf dem sich Darian demonstrativ in Pose gebracht hatte und aufmunternde Worte zu seinen Soldaten sprach. Wobei sich Maya nicht sicher wahr, immerhin verstand sie die melodische Sprache von Amania noch nicht so gut. Nur langsam bekam sie ein Gefühl dafür. Das was Nika ihr zuvor beigebracht hatte, waren lediglich Bruchstücke.

Diese stand übrigens neben Darian und Brock auf dem Podest. Erwartungsvoll grinste sie Maya an. Das konnte gar nichts gutes bedeuten. Man führte sie durch die Menge direkt zu ihnen hinüber. Die Männer starrten sie seltsam an, als wäre sie eine Hexe oder ähnliches. Als sähe sie aus wie eines der Monster auf der Treppe.

„Seit ruhig!", rief Darian über die Köpfe der Soldaten hinweg, worauf alles verstummte. Sanjana durfte nicht bei ihr bleiben? Warum brachte man sie zu Darian? Nur Antonio blieb neben ihr stehen. Wobei das kaum eine Beruhigung für Maya war.

„Endlich ist der Augenblick gekommen, von dem wir schon so lange träumen." Es war seltsam, aber Maya verstand jedes Wort von Darian. „Seit Jahren versuchen wir Jay Mathur auf unsere Seite zu bringen und das Channa von ihm zu erlernen. Leider hat er sich an einem Ort zurück gezogen, an dem wir ihn unmöglich erreichen können. Doch wie es der Zufall so will, hat er seine Tochter zu uns gebracht. Prinzessin Maya Mathur von Skeliva ist eine Channajiu und die wahre Erbin des Channa."

Darian würde sich noch wundern. Maya besaß zwar eine starke Energie in sich, doch wie weit konnte sie kontrolliert werden? Bis jetzt war alles gut gegangen, aber Maya war nicht entgangen, dass das Channa jedes Mal stärker wurde, wenn sie es benutzte.

„Ich verlange von ihr uns alles Wissenswerte über diese Energie namens Channa beizubringen und uns selbiges lehren zu nutzen."
Da fing das Dilemma an. Maya hatte keine Ahnung wie sie jemanden zeigen sollte seine eigene Energie zu nutzen. „Sollte sie sich weigern...", erklang Darians Stimme laut, „werde ich sie dazu zwingen."

Er wartete, vermutlich auf eine Antwort von ihr. Maya blickte unsicher zu ihrer Mutter. Sanjana sah so aus, als wüsste sie was als nächstes passieren würde. Sie hatte ihr nur geraten auf ihr Herz zu hören. In Mayas Augen war das keine große Hilfe.

So trat sie vor Darian und versuchte es mit der Wahrheit.
„Bei allem Respekt, mein Kaiser, es wird mir nicht möglich sein eurem Männern das Channa nahe zu bringen, weil man selbst mir nicht gezeigt hat es auf korrekte Weise zu nutzen. Ich fürchte eure Bemühungen waren vergebens."
„Lügen!", rief er empört. Maya hatte schon geahnt, dass er nicht so leicht zu überzeugen war.

„Bitte glaubt mir, ich spreche die Wahrheit."
„Die Prinzessin von Skeliva will mir doch nicht ernsthaft weiß machen, dass sie das Channa nicht beherrscht. Ich habe gesehen, was deine Kraft anrichten kann."
„Bis jetzt habe ich es nur in Ausnahmesituationen angewandt, ohne wirklich zu wissen, was ich tue."

„Ich denke du versuchst mich zum Narren zu halten, junge Dame. Doch kann ich nicht die Intelligenz deines Vaters in dir erkennen."
„Das hat nichts mit Intelligenz zu tun Euer Gnaden", richtete Sanjana das Wort nun an Darian. „Jay ging stets davon aus, dass unser Sohn Adytia seine Fähigkeiten erben würde. Es war hochmütig von uns. Wir hätten uns, was das Channa betrifft, auf beide Kinder konzentrieren sollen."

„Versuchst du gerade deine Tochter zu retten, meine Liebe?" Darains Augen wurden zu Schlitzen. „Dabei wünsche ich ihr doch kein Unheil. Sie selbst wird nicht bestraft, wenn sie meinen Wünschen nicht nachkommt. Jemand anderes wird den Kopf dafür hinhalten."

Amanias Kaiser brauchte nur einmal mit den Fingern zu schnipsen, da packten zwei seiner Soldaten Antonio und drückten ihn auf seine Knie. Maya hielt entsetzt die Luft an, als sie ihre Pistolen an seinen Hinterkopf hielten. Nie hätte sie erwartet, dass Darian ihm wirklich das Leben nehmen würde. Er war doch sein Diener, stets loyal und opfermütig. Also warum...?

In der nächsten Sekunde dämmerte es Maya. Ihretwegen! Weil er ihr zu viel bedeutete. Darians Worte, die er bei ihrem Kennenlernen zu ihr gesagt hatte, waren lediglich eine Prüfung gewesen. Er wollte wissen, wie es um ihr Herz bestellt war. Das war eindeutig.

„Du siehst also, dir bleibt keine Wahl."
„Ich beschwöre Euch, ich würde eurer Aufforderung nachkommen, wenn ich nur wüsste wie. Antonio soll jedoch nicht dafür büßen."
„Er ist zwar von hohem Wert für mich, doch ist mir das Channa wichtiger, als sein Leben."

Mayas Blick verfing sich in Antonios blauen Augen. Sie nahm sein schwaches Kopfschütteln wahr. „Egal was auch passiert", erinnerte er sie leise an seine Worte von zuvor. Er wollte nicht, dass sie Darian ihr Channa gab. Selbst wenn es ihn das Leben kosten würde. Hatte er so etwas schon geahnt? Warum hatte er ihr das nicht gesagt? Warum konnte er nicht ein einziges Mal den Mund aufmachen?

„Es ist nicht nötig die beiden zu quälen, Darian. Ich werde dir zeigen, wonach du schon so lange suchst."
Alle Anwesenden blickten verwirrt umher und versuchten die Stimme zu finden, die soeben gesprochen hatte. Maya sah wie Sanjana sich die Hand vor den Mund hielt. Als sie hinter sich blickte bleib ihr der Mund offen stehen.

Die Menschen um sie herum begannen zu flüstern, immer lauter, bis sie schließlich wild durcheinander quasselten. Maya verstand kein Wort davon. Sie hatte gar keine Zeit sich auf die fremden Ausdrücke zu konzentrieren. Es war ihr unbegreiflich, doch er war es. Keine Halluzination, kein Trugbild oder sonst etwas dergleichen. Jay Mathur stand nur wenige Meter von ihr entfernt in der Menge und blickte mit grauen Augen auf Darian, der absolut sprachlos schien.

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