Elf

Eleonore folgte Alain und Ram über den matschigen Weg. Der Regen passte zu solch einer traurigen Veranstaltung. Leider konnte sie sich innerlich nicht den trauernden Menschen anschließen. Sie hatte den Verstorbenen nicht einmal gekannt. Ehrlich gesagt kannte sie niemanden.

Ein seltsames Gefühl zu einer Beerdigung eines Fremden zu gehen. Aber Alain schien diesen Menschen gut gekannt zu haben. Neugierig war sie schon und nervös. Seit acht Jahren hatten sie und Natascha sich den Kopf darüber zermartert wie die Frau war, die es geschafft hatte Jays Herz zu gewinnen. Er war nicht einmal acht Jahre mit Sanjana zusammen gewesen - so wie mit Natascha - und trotzdem konnte er sie all die Zeit nicht vergessen. Nun würde Eleonore sich ein Bild von der Frau machen. War sie es wirklich wert?

„Halb Dokrat hat sich hier versammelt", stellte Alain fest.
„Mohan war ein General. Er hatte außerdem viele Schüler und Anhänger."
Ram zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht. Er und Alain trugen beide schwarze Mäntel, um sich vor dem Regen zu schützen. Samara kam herbei und reichte Eleonore ebenfalls einen schwarzen Umhang.

„Hier, zieh den über. Er hält dich zusätzlich warm."
„Vielen Dank."
„Wo ist Sanjana?", fragte Ram.
„Kommt mit, sie ist dort vorne."
Samara deutete in eine Richtung und lief voran. Die anderen folgten ihr mit Abstand. Es hatten sich einige Leute angesammelt, von denen sie neugierig betrachtet wurden. Es wurde nur leise gemurmelt, aber Eleonore hätte eh nicht viel verstanden. So fließend war ihr Tamaranisch nun auch wieder nicht.

Unter einem riesigen Baum hatte man eine Art Altar aufgestellt über dem eine Art Pavillon errichtet war. Auf dem Altar standen mehrere Schalen. Den Inhalt konnte Eleonore nicht erkennen, denn eine Gestalt stand davor und versperrte die Sicht.

So weit sich Eleonore nicht täuschte war es eine Frau komplett in schwarz gekleidet mit einem langen Umhang bedeckt, dessen Kapuze sie sich ebenfalls tief ins Gesicht gezogen hatte. Sie stand mit dem Rücken zu allen Anwesenden. Samara blieb neben dem Altar stehen und wartete einen Moment. Dann wandte sich die Frau zu ihr und sie sprachen kurz miteinander.

„Sie wird mich umbringen", hörte Eleonore eine leise Stimme neben sich. So nervös hatte sie Alain lange nicht gesehen.
„Wird sie nicht."
Samara führte die Frau vom Altar weg auf ihre Freunde zu.
„Es ist eine Überraschung. Sieh nur wer gekommen ist!"

„Samara, ich habe schon genug Menschen begrüßt und ihre Beileidsbekundungen erhalten. Das wird mir langsam zu viel."
„Das wird sich zeigen."
Plötzlich standen sie vor Eleonore und sie musste unweigerlich die Luft anhalten. Sanjana stand ihr fast genau gegenüber und schaute mit ihren großen dunklen Augen perplex auf sie und Alain.
Nein, sobald sie Alain wieder erkannte - innerhalb von drei Sekunden - wurden ihre Augen noch größer. Ja sie starrte ihn geradezu an wie einen Geist. Alain verbeugte sich zur Begrüßung. „Mein Beileid, Sanjana...Lange nicht gesehen."

Es dauerte einen sehr langen Moment bis Sanjana aus ihrer Starre erwachte. „A-Alain!"
„Ich sagte ja es ist eine Überraschung." Samara grinste erwartungsvoll.
„Alain und seine Frau kommen direkt nach ihrer Hochzeit hier her, um deinem Vater die letzte Ehre zu erweisen."

Sanjana sagte nichts. Sie stand nur da und hielt den Kopf gesenkt.
„Es hat ihr die Sprache verschlagen", stellte Ram fest und atmete tief durch. Er fürchtete Sanjanas Reaktion, genau wie Alain.

Im nächsten Moment hob sie den Kopf und man sah ihre vom weinen geröteten Augen. Es war aber weder Zorn noch Unbehagen was Eleonore in ihrem Blick sah. Sie war traurig, unendlich traurig. Trotzdem das meiste von ihrem Gesicht und ihrer Statur von ihrem Umhang verdeckt wurde, konnte man es klar und deutlich erkennen. Trotz des starken Regens sah man, dass sie weinte.

„Alain...", sagte sie wieder nur und kam nicht dazu etwas anderes zu sagen. Sie schluchzte und versuchte vergebens ihre Fassung wieder zu finden. „Nie... nie hätte ich erwartet... dich wieder zu sehen."

„Ich hatte...auch nicht...damit gerechnet", stotterte er überrascht angesichts ihrer Reaktion. „Erst recht nicht unter diesem Umständen. Sanjana, der Tod deines Vaters tut mir unendlich leid."
„Müssen denn erst Menschen sterben, damit ich dich wieder sehe? Das ist nicht gerecht. Acht verfluchte Jahre warst du weg. Nicht ein Wort von dir und nun sehe ich dich ausgerechnet zu meines Vaters Beerdigung wieder."

„Es...tut mir aufrichtig leid, Sanjana. Beschimpfe mich! Hau mich! Du hast jedes Recht dazu."
Sanjana schüttelte den Kopf, wobei eine kleine Pfütze Wasser von ihrer Kapuze tropfte. „Warum sollte ich? Ich konnte dich ja nicht zwingen zu bleiben."
„Aber ich habe dich verletzt."

„Nein. Du bist nur deinem Herzen gefolgt, Alain. Ich habe dir nie etwas vorgeworfen."
Alain schien wahrlich erleichtert.
„Aber sag, wie ist es dir ergangen? Wo warst du all die Jahre? Und..."
„Jetzt beruhig dich erst einmal. Wir werden bestimmt nachher Zeit finden einige deiner Fragen zu beantworten. Aber zunächst möchte ich dir meine Frau vorstellen."

„Deine Frau?", fragte Sanjana überrascht, dabei hatte Samara das doch vorhin schon erwähnt. „Du bist tatsächlich verheiratet."
„Ja selbst ich schaffe es jemanden fürs Leben zu finden."

Alain kratze sich wieder verlegen am Hinterkopf. Dann machte er beide miteinander bekannt.
Eleonore knickste anständig.
„Es ist mir eine Ehre Euch kennen zu lernen, Mylady."
Das war nicht gelogen. Eleonore freute sich wirklich. Nur sollte sie einen gewissen Mann lieber unerwähnt lassen.

„Ich freue mich, dass Alain jemanden gefunden hat. Ich sehe schon, Ihr tut ihm gut."
„Ach was."
Sagte Alain grinsend.
„Oh doch mein Freund. Und noch mehr bewundere ich es, dass sie mit dir hier her gekommen ist. Ich hoffe Eure Reise war nicht allzu beschwerlich."

„Wir hatten nur leichtere Unannehmlichkeiten. Nichts gravierendes", erklärte Ram. Vermutlich wollte er Sanjana nicht beunruhigen und wurde deshalb nicht ausführlich, aber Sanjana ließ sich nicht täuschen. Sie lächelte unter ihrer Kapuze hervor.

„Tu nicht so, Ram. Wenn es eine unbeschwerte Reise gewesen wäre, hättest du dich nicht zu ihnen auf den Weg gemacht."
„Woher weißt du das?"
„Ich bin nicht dumm. Ihr beide wusstet, dass sie kommen würden und seid ihnen entgegen geritten. Weshalb sonst wart ihr beide auf einmal verschwunden?"

Ganz so war es zwar nicht, lag aber ziemlich nahe an der Wahrheit. Selbst Eleonore musste schmunzeln. Sanjana war ihr vom ersten Augenblick an sympathisch.

Ihr war auch nicht entgangen, dass keiner von den dreien ein Wort über Jay verloren hatte. Oder über die Tatsache, dass ihr Vater sehr wahrscheinlich ermordet wurde. Natürlich sollte man nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber es war auffällig, wie man brisante Themen umging.

Darüber hinaus schien Sanjana eine sehr nette Frau zu sein. Sie lachte und redete viel. Sehr ungewöhnlich für sie, wo sie doch kürzlich ihren Vater verloren hatte. Irgendetwas stimmte nicht. Hatte sie nicht vorhin noch geweint? Oder waren das Freudentränen gewesen?

Jedenfalls war davon nichts mehr zu sehen. Die Tränen waren dem stetigen Lächeln gewichen. Vielleicht hatte sie genau wie Jay gelernt sich zu verstellen.
Auch der Regen schien sie nicht mehr zu stören. Der Wind wehte ihr die Kapuze vom Kopf und Eleonore erkannte endlich was für eine schöne Frau Sanjana war.

Sie war nicht geschminkt oder trug auffällig viel Schmuck. Sie war schlicht und dennoch schön. Natürlich schön. Trotz der nassen Haare und der durchweichten Kleider. Jeder Mann würde ihr sofort sein Herz vor die Füße legen. Neben ihr kam sich selbst Eleonore gewöhnlich vor. Bis jetzt hatte sie sich immer als hübsch empfunden. Welch Irrtum.

Doch plötzlich gefror das Lächeln in Sanjanas Gesicht und die Menschen um sie herum verstummten. Es war ganz still auf einmal und alle drehten sich in die selbe Richtung. Nun sah auch Eleonore was alle verstummen lies.

Hinter den vielen Menschen, war eine Person erschienen. Aller Augen richteten sich auf den schwarz gekleideten Mann mit schwarzen Haaren und aschgrauen Augen. Es war Jay! Er war also doch nach Namalia gekommen und anscheinend kannte ihn die Mehrheit der Anwesenden.
„Ich glaube es nicht", hörte Eleonore Samara sagen.

Jay ging langsam an den starrenden Leuten vorbei, die sogleich wieder anfingen zu tuscheln. Vollkommen durchnässt vom Regen trat Jay einen Schritt nach dem anderen. Er ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Sein Blick war nur auf den Altar gerichtet. Erst kurz davor blieb er stehen, legte die Hände jeweils auf die gegenüber liegende Schulter, so dass sich seine Arme vor der Brust überkreuzten und verneigte sich vor dem Altar und dem riesigen Baum.

Erst jetzt erkannte Eleonore, dass ein Band um den breiten Stamm gebunden war. Es war etwa zwanzig oder dreißig Zentimeter breit - schätzte sie - und trug den Namen Mohan Thamgeir.
Noch immer waren alle Augen auf Jay Mathur gerichtet mit dessen Erscheinen wohl niemand gerechnet hatte.

„Ich verstehe gar nicht warum sie ihn so anstarren. Mohan war sein Lehrmeister und zugleich wie ein Vater für ihn. Jay hat jedes Recht der Welt hier zu sein", grummelte Ram leicht verstört.

„Du weißt, das ist nicht der Grund warum sie ihn so anstarren. Erstens ist er in ganz Tamaran für seine Tapferkeit in Dokrats Schlacht bekannt. Außerdem ist er wohl der einzige Krieger, der sich jemals dem Rat und somit dem Kodex widersetzt hat. Er ist seit acht Jahren verschwunden und niemand wusste, ob er überhaupt noch lebt.", deutete Alain an und behielt die vielen Leute im Auge.

„Trotzdem. Was geht es die Leute an was er macht und wo er her kommt? Mohan war ein Freund. Punkt."
„Ganz ehrlich, Ram", begann Alain „als wir ihn das letzte Mal gesehen haben, war er sich selbst noch nicht sicher, ob er kommen würde. Und nach dem was zwischen den beiden war, hätte ich eher geglaubt, dass er abwesend bleibt. Oder dass er in der Nähe ist, sich aber nicht der Öffentlichkeit zeigt."

„Zumindest haben sie ihn nicht an den Galgen gebracht."
„Ach Unsinn, Sama. Ich war mir von Anfang an im Klaren darüber, dass der Hohe Rat ihm gar nichts kann. Jay ist eben doch Jay. Und das Land verdankt ihm viel zu viel."

Von der ganzen Unterhaltung schien Sanjana gar nichts mitzubekommen. Sie stand im Regen und beobachtete jede Bewegung von Jay. Eleonore konnte sich gar nicht vorstellen was gerade in ihr vorging. Erst recht, als Jay sich umdrehte und direkt zu ihr ging. Nach einem knappen Zunicken als Begrüßung sagte er nur ihren Namen.

Sie brauchte eine Sekunde um zu reagieren. Dann tat sie es ihm gleich. Samara, Ram und Alain sahen den beiden gespannt zu und wagten nicht einen Ton von sich zu geben.
„Mit deiner Erlaubnis", begann Jay mit monotoner Stimme und wagte erst nicht Sanjana in die Augen zu sehen, „würde ich Mohan gerne die letzte Ehre erweisen."

Zuerst schien sie neben sich zu stehen, denn alles, was sie hervorbrachte war ein verwirrtes „Was?"
„Nun, auch wenn es offiziell nicht bekannt ist, du bist seine einzige noch lebende Verwandte und da ich das weiß, ist es meine Pflicht dich um Erlaubnis zu fragen. Es gehört sich so."

Sanjana brauchte einen Moment bevor sie reagierte. Nicht so, wie Eleonore es erwartet hätte. Sie lachte ironisch. Ein Lachen das weder herzhaft noch ehrlich war. Es verursachte Eleonore eine Gänsehaut.
„Seit wann...", fing Sanjana an. Sie starrte ihn mit solch hasserfüllten Augen an, „bittet Jay Mathur um etwas? Du tust doch sonst was dir gefällt."

Jay hob den Kopf und erwiderte ihren eisernen Blick. „Bitte, Sanjana, ich bin nicht gekommen, um mich zu streiten."
„Ach was. Warum bist du dann gekommen?" Sie lachte wieder ironisch. „Acht Jahre lang hört und sieht man nichts von dir. Du verabschiedest dich nicht, noch sagst du hallo. Und in den vergangenen Jahren hast du dich weder für mich noch für meinen Vater interessiert. Du hast nicht ein Wort mit ihm gewechselt. Warum auch? Du hast ihn gehasst. Jetzt tauchst du plötzlich auf. Am Tag seiner Beerdigung. Ich frage dich also: Was willst du hier?"

„Es ist nicht wahr. Ich habe ihm nie vergeben, aber ich habe ihn nicht gehasst. Das könnte ich gar nicht."
„Jetzt erzähl mir bloß noch du hast ihn geliebt, dann fange ich wirklich an zu lachen."
Ihre nächsten Worte klangen unglaublich abweisend und kalt: „Du...kannst doch gar nicht lieben, Jay. Dein Herz ist aus Eis."

Es dauerte einen Moment bis er antwortete. „Das stimmt."
Eleonore wunderte sich warum er das sagte. Er hatte kein Herz aus Eis. Deshalb konnte er diese Frau all die Jahre nicht vergessen. So ein Mann hatte ein gutes, warmes Herz. Jetzt wo er so vor ihr stand, machte er einen unglaublich traurigen Eindruck.

„Weißt du was, tu was du nicht lassen kannst." Sanjana trat nahe an ihn heran. „Und dann... verschwinde wieder. Das kannst du ja so gut", sagte sie scharf, bevor sie sich umdrehte und ihn im Regen stehen ließ.

Er schaute ihr noch einen Moment hinterher bis Ram an seine Seite trat.
„Was hast du erwartet, Jay?"
Jay atmete laut aus, als hätte er die ganze Zeit die Luft angehalten.
„Genau das."
Als er sich umdrehte lächelte er. Eleonore traute ihren Augen nicht. „Ah wie hab ich das vermisst."
Alain schüttelte nur den Kopf. „Das kann doch jetzt nicht sein Ernst sein."

„Ich bitte dich, Jay. Hör auf damit."
„Was meinst du, Ram?"
„Du sollst sie nicht noch mehr verletzen. Ich weiß warum du das tust, aber sie hat in den letzten Jahren einiges erleiden müssen. Du kannst das nicht wissen, deshalb bitte ich dich... lass es gut sein."

Jay zog es vor nicht darauf zu antworten. Stattdessen tat er wozu er her gekommen war und erwies seinem Meister die letzte Ehre. Als er das Ritual beendet hatte, bekamen alle anderen Gelegenheit sich zu verabschieden. Doch Jay interessierte sich nicht weiter dafür. Er drehte allen den Rücken zu.
„Jay warte!", rief Samara und hinderte ihn daran erneut zu verschwinden. Denn das hätte er wahrscheinlich getan.

„Gehst du wieder ohne dich zu verabschieden?"
„Mir bleibt keine Wahl. Ich sollte mich nicht länger hier aufhalten."
„Du bist doch gerade erst gekommen. Kannst du nicht...noch etwas bleiben? Für mich, ich bitte dich!"
Na ob Samara sich das so richtig überlegt hatte?

„Du musst doch nicht sofort wieder nach Dokrat, oder? Wer weiß wann ich dich wieder sehe."
Der Gedanke daran Jay vielleicht nie wieder zu sehen versetzte sogar Eleonore in leichte Panik.
„Ach, Sama, ich werde dir in Dokrat vermutlich öfters über den Weg laufen."

„Heißt das, du bist wieder ein Krieger? Hast du mit dem Rat gesprochen?"
Jay nickte.
„Deshalb kann ich auch nicht lange bleiben. Der Rat erwartet mich."
„Nur ein Tag. Einen einzigen Tag."
„Lass ihn doch, Sama."
Ram zog seine Frau am Arm doch sie wehrte sich.
„Was soll das? Willst du ihn los werden?"
„Wenn ich ehrlich bin, ja."

Es folgte ein kurzer Blickwechsel zwischen den beiden Männern. Dann seufzte Jay resigniert. „Lass gut sein, Ram. Ich brauche deine Hilfe jetzt nicht mehr. Ich habe mich entschieden noch etwas zu bleiben."
Zu Samara meinte Jay: „Nur für dich...und nur einen Tag."

Samara freute sich wie ein kleines Kind und umarmte ihn. Zögernd erwiderte er die Umarmung.
Aus dem Augenwinkel erhaschte Eleonore eine Bewegung. Es war Sanjana. Sie stand neben ihr, die Arme vor der Brust verschränkt und beobachtete die Szene finster.

„Das ist aber nicht gerade schicklich für eine Herzogin, Sanjana."
„Sei vorsichtig Alain, sonst werde ich dich gleich so ansehen. Abgesehen davon hat es mich noch nie interessiert, was sich schickt und was nicht. Das müsstest du doch noch wissen."

Alain lachte. „Ich erinnere mich. Nur wenn du so guckst, befürchte ich du wirst ihn in der nächsten Sekunde umbringen."
„Oh das würde ich nur zu gerne."

„Ich bin mir sicher, dass du noch deine Gelegenheit bekommst mit Jay abzurechnen."
„Warum sagst du das? Solltest du nicht eigentlich auf seiner Seite stehen?"
„Hier geht es nicht um eine Seite, Sanju. Es war nicht richtig, was er in der Vergangenheit getan hat. Ich weiß auch, dass er selber das bereut. Nur ändern kann er es nicht mehr. Außerdem hat sich Jay verändert. Er hat sich selbst von mir abgewandt."

„Was willst du damit sagen?"
„Jay ist nicht mehr daran interessiert sein Leben mit uns zu teilen. Er entfernt sich von uns. Immer weiter. Weil er einem Traum nachjagt. Für ihn sind Freundschaft, Liebe oder Hass bedeutungslos geworden."

„Woher weißt du das?"
„Das kann ich dir nicht sagen. Es wäre nur Zeitverschwendung für dich, sich weiter den Kopf über ihn zu zerbrechen."
„Ich zerbreche mir über gar nichts den Kopf." Damit ließ sie Alain und seine Frau zurück.
„Warum hast du das zu ihr gesagt?" Wollte Eleonore wissen, sobald sie niemand mehr hören konnte.

„Ich habe meine Gründe."
„Ist das alles? Mehr sagst du mir nicht?"
„Anhand ihrer Reaktion gegenüber Jay gerade, hat man deutlich gesehen, dass sie ihn noch immer liebt. Das hätte ich nicht gedacht, aber es ist so. Sonst hätte sie nicht so abweisend reagiert. Dann wäre ihr seine Anwesenheit egal. Deshalb habe ich das gesagt. Ich möchte nicht, dass sie sich falsche Hoffnungen macht. Sie soll nicht glauben Jay sei ihretwegen zurück gekommen. Es wäre nur schmerzhaft für sie."

„Ich finde ihr macht es alle zu kompliziert. Die beiden lieben sich ganz offensichtlich nach acht Jahren noch. Warum können sie das nicht einfach zugeben? Warum muss man deswegen solch ein Schauspiel veranstalten?"
„Du vergisst den eigentlichen Grund warum Jay sie verlassen hat. Er wollte sie vor Jeremy beschützen. Außerdem ist Sanjana mittlerweile eine verheiratete Frau."

Diese Tatsache hatte sie überhaupt nicht bedacht. Eleonore hatte sich nicht mal annähernd Gedanken darüber gemacht, wie Sanjana die acht Jahre gelebt haben musste.

Sie hatte sich immer nur für Jay und Natascha interessiert. Das Sanjana verheiratet war, hatte sie komplett ausgeblendet. Jetzt wo sie darüber nachdachte fiel ihr auf, das keiner ihren Gemahl erwähnt hatte. Es wurde ihr auch niemand als der Herzog von Barath vorgestellt.

Ziemlich seltsam, dass er bei so einer wichtigen Veranstaltung zu fehlen schien. Was bewegte den Herzog nur dazu seine Gemahlin hier allein zu lassen? Kümmerte es ihn gar nicht, dass ihr Vater beerdigt wurde? Es war nicht irgend jemand, nein es handelte sich um ihren Vater. War es da nicht seine Pflicht und ein Zeichen von Anstand sich wenigstens zu zeigen? Nichtsdestotrotz war Sanjanas Gemahl nicht da.

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