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Ich schaute ihn weiter stumm an, bis er mit seiner Hand zu meinem Hinterkopf ging und ruckartig meinen Kopf auf den Nacken legte. ,,Noch einmal, wie heißt du?" Der Unbekannte zeigte sich gröber als zuvor.
,,Zélia." Antworte ich kurz und knapp, indem er von mir abließ und mir tief in die Augen sah. ,,Zu einer schönen Frau, gehört auch einen schönen Namen. Geht doch." War er beruhigt und stand von der Hocke aus auf.
,,Was habt ihr mit mir vor?" Sprach ich, doch er ging zu der Tür und sah mich ein weiteres Mal an, bevor er hinausging. ,,Was habt ihr mit mir vor?" Rief ich lauter, doch niemand nahm mich wahr, weswegen ich alleine im Raum verweilte.
Ein Stechen im Oberschenkel bemerkte ich und erkannte meine Waffe, die mit ihrer Spitze leicht in meine Haut eindrang. Es ist klein, aber fein, dazu unauffällig und nützlich.
Ich stieß das Messer mit einer ruckartigen Bewegung zu Boden und ließ es zu meinen Rücken gleiten. Zügig, zugleich kontrolliert, schnitt ich das feste Seil durch.
Anschließend waren meine Füße verkettet, weshalb ich mit einem kleinen Trick das Schloss öffnen konnte, was mein Vater mir in Kindesalter beibrachte. Ich stand auf und klemmte die Waffe zwischen meiner unteren selbst erbauten Kleidung, die dazu noch vom langen Shirt bedeckt wurde.
Durch das Leben im Dschungel wurden meine Sinne geschärft, weswegen ich auf der Hut bin. Mit einem Ohr lausche ich die Tür ab, um sicherzustellen, dass sich niemand im Gang befand und ich langsam hinausging, um keine weitere Aufmerksamkeit auf mich zu richten.
Ich schlich mich hinaus, was mir gut gelang, da wie vermutet sich keiner im Gang befand. Mit langsamen Schritten auf dem Betonboden begab ich mich kontrolliert zu einer der Türen. Das Gefühl einen ebenen Boden unter den Füßen zu haben, war ebenso eine Erfahrung, die ich nicht beschreiben konnte.
Es fiel mir schwer, all die Neuigkeiten zu unterdrücken und mich nicht freuen zu können, am Land zu sein. Schließlich ist mir erst zur Freude zu gute, wenn ich aus dem Käfig hinaus gelang.
Die Tür, wovor ich stand, besaß eine durchsichtige Scheibe, worin ich junge Menschen erkannte, die Chemikalien mit den Kokablättern vermischte. Sie standen unter strenger Beobachtung, die von zwei Männern geführt wurden. Ebenso besaßen sie Waffen, die sie in der Hand hielten.
Unbemerkt bewegte ich mich zu der zweiten Tür, die keine Scheibe besaß. Erneut hörte ich die Tür ab und öffnete sie, als ich mir sicher sein konnte, dass niemand sich hinter der Tür befand.
,,Ramiro, vertraue auf Mauricio. Er hat alles im Griff und hat teilweise den scheiß besser im Griff, als ich. Außer von der einen Sachen, wovon ich dir bericht erstatten sollte." Rutscht mein Herz förmlich in den intimen Bereich.
Direkt als ich die Tür schloss und mich in einem erneuten verdunkelten Raum befand, ergab sich ein Telefonat zwischen der, der mich ausfragte und Ramiro, der ich oftmals in den letzten Tagen zu hören bekam. Ich hielt inne und behielt die Luft in mir.
,,Mauricio hat eine Frau auf der schäbigen Insel gefunden und hat sie in die eine Halle verfrachtet, worin ich mich befinde. Laut Mauricio soll sie beim Verarbeiten tätig sein." Meine Muskeln im Gesicht spannten sich an und zog zögerlich meine Waffe. ,,Zèlia ist ihr Name. Sie scheint verwildert zu sein. Die IT wird sie identifizieren."
Das Gespräch schien nicht mehr im Gang stattzufinden, weshalb ich mich hinaus traue. Unerwartet und naiv, sowie ich war, wurde ich den Raum hinein geschubst, indessen der kräftige Mann auf mich zukam.
,,Vadia (Schlampe), es reicht mir!" Zog er mir an das Haar und trat mit mir aus dem Raum. Reflexartig zückte ich die Waffe von meiner Taille und stach ihn damit in den Oberschenkel.
Der Mann, der keine Schmerzen verspürte, zog das scharfe Stück hinaus und lief mir mit einer leichten Gehbehinderung hinterher. ,,Zèlia! Du wirst sterben, wenn du davonläufst." Hielt er mitten im Gang an, als ich die Tür zur Freiheit vor meinen Augen sah.
,,Mauricio und Ramiro haben mit dir etwas vor. Ich kann dir eines versprechen, und zwar, falls du hinausläufst, wird deine Identität komplett erloschen sein." Ich drehte mich zu ihm um, indem er eine Waffe auf mich gerichtet hatte und mich Schmerz-verzogen ansah.
,,minha identidade? Eu morri para muitos cerca de seis anos atrás. (Meine Identität? Ich bin für viele vor etwa sechs Jahren gestorben.)" Er neigt seinen Kopf zur Seite und bemusterte von oben nach unten.
,,Mauricio und ich sind skeptisch, ob du doch nicht zu den Kolumbianern hinzugehörst. Wir überlassen Ramiro die Entscheidungen. Solange er auf Geschäftsreise ist, haben Mauricio und ich die Verantwortung über die Organisation." Er sank seine Waffe und blieb wie angewurzelt stehen.
,,Nenne mir einen Grund, weshalb ich hier verrotten sollte?" Kam ich immer weiter aus mir heraus, sodass ich keine Furcht zeigen ließ. Genau das, was mir die Insel beigebracht hat.
,,Weißt du Zèlia, wir sind einer der größten Organisationen in Europa. Wir haben Kontakte aus aller Welt und können dir die Wünsche von den Lippen ablesen, wenn wir möchten. Falls du auf der Insel deine Jahre verbracht hast, vermisst du sicherlich deine Familie, die wir auffinden können. Zumal du in den Tod laufen würdest, wenn du aus dieser Tür gehen wirst. Alles Weitere wirst du mit Ramiro besprechen müssen, weshalb du deine Fragen einstellen sollst, bevor ich dein Mund zu nähen lasse." Kurz blickte ich zu der Tür hinaus, wo hinter sich die Freiheit verbirgt.
Dennoch, als ich an meine Familie dachte und ich meine Kette anblickte, die zu meinem Dekolleté hinunter ragte, stand die Entscheidung. Ich kam auf ihn zu, indessen er beruhigt die Waffe in die Halterung steckte und kurz einen Blick zu seinem Oberschenkel riskierte.
,,Beim nächsten Mal, steche ich dir in den Oberschenkel." Schien er nicht erfreut darüber zu sein, wobei seine eine Hand voller Blut beschmiert war.
Er verfrachtet mich wieder dorthin, wo ich zu Anfang war, vorher entnahm er mir mein kleines Messer. Dieses Mal beließ er das anketten, außer das ich im Raum eingesperrt wurde und starr gegen die Wand sah.
Durch die Müdigkeit erkannte ich, wie spät es ungefähr sei, sodass ich mich auf die Decke legte, die sie mir gebracht hatten. Ebenfalls bekam ich reines Trinkwasser und etwas zu Essen, was für mich ein Privileg war. Ich meine, es ist etwas, was ich die Jahre davor nicht mehr kannte.
Gemütlich versuchte ich mich dem Schlaf zu widmen, um all dies zu verarbeiten, was geschah.
◇◇◇◇
,,Du hast ausreichend geschlafen. Steh auf und komm mit." Brach jemand Unbekanntes im Raum ein, den ich ermüdet und mit zusammen gekniffenen Augen anblickte. ,,Tiago will, dass du dich duschen gehst." Ich stand verstummt vom Boden auf, indessen er mir grob an den Oberarm fasste.
Das Mithalten, seines Ganges war schwierig, da er deutlich größer, ebenso einen größeren Schritt besaß. Wir bogen einige Gänge ab, bevor er mich in eine Duschkabine beförderte, als wäre ich eine Ware und kein Mensch.
Aus Respekt, den er besaß, drehte er sich zu der Wand um, weshalb ich ohne zu zögern all das von mir zog, was ich trug. Es war befremdlich zu wissen, dass jemand Weiteres im Raum stand, indem ich mich auszog.
Die Kabinen an sich, waren alles andere als schäbig, sondern sauber, was ich mir nur hätte erträumt können. Ich trat unter die Duschhaube und ließ das erwärmte Wasser auf meine Haut prasseln.
Ein atemberaubendes Gefühl, weswegen ich am liebsten den ganzen Tag darunter verweilen wollte. ,,Beeile dich." Murrte er, als ich so gut fast vergaß, ein gut riechendes Shampoo und Duschgel zur Hand zu nehmen.
Auch wenn der Moment kurz war, genoss ich den in vollen Zügen. Mit einem sauberen Handtuch umhüllte ich meinen Körper und trockne zunächst mich ab.
Ich wollte mir meine alten, verdreckten Kleidung überziehen, jedoch hielt der Mann mich auf. ,,Du ziehst das nicht an. Du wirst Unterwäsche anziehen müssen." Er verwies auf eine kleine Kiste, in der sich normale gewaschene Unterwäsche befand.
,,Weswegen soll ich das anziehen?" Erfragte ich, als er mich finster anblickte. ,,Hat dir Tiago und Mauricio nicht gesagt, dass du die Klappe halten solltest?" Ich trat auf Zehnspitzen, sodass wir auf Augenhöhe standen.
,,Hat dir jemand nicht gezeigt, wie man mit fremden Frauen umgeht, die fast komplett nackt vor einem stehen." Er ballte seine Faust, indes er mich zu der weißen Wand drängte und dagegen presste. ,,Du hättest verrecken sollen!"
,,Ricardo, lass von ihr ab." Sah ich über seine Schulter hinweg, indessen ich auf den Mann traf, welches ich am gestrigen Tag das Messer in seinen Oberschenkel rammte.
Gesagt, getan. Er ließ von mir ab und umfasste reflexartig meinen Hals. Ich taste alles an mir ab, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung sei.
Ricardo, der meine Provokation nicht ausblenden konnte, wurde aus dem Raum entlassen. ,,Irgendwann kann ich nicht immer vor Ort sein, um dich zu beschützen. Um deine Familie wiedersehen zu können, musst du den Mund halten." Er drehte sich um und befahl mir, die Unterwäsche anzuziehen.
Ich zog dieses mir über die intimen Bereiche, sodass Tiago sich wieder umdrehte und mich bemusterte. ,,Die Kette musst du ebenfalls ablegen." Ich schüttelte kräftig den Kopf und umfasste sie schlagartig.
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