◇5◇

Aus Sicherheitsgründen trat ich einige Meter hinter mir, um meinen Schutz gewährleisten zu können. Ich setzte mich zu Boden und ließ meinen Rücken die Kälte verspüren.

In Gedanken fasste ich einiges zusammen:

Eine Organisation breitet sich aus, da sie erkannt haben, dass einiges an Kokapflanzen die Insel zu bieten hat. Die Kokapflanzen werden benötigt, um Kokain herzustellen, was für die Organisation eine Fundgrube ist.

Noch nie jemand anderes, außer mir, begab sich auf die Insel. Ich war darüber erfreut, dass ich auf meine Sinne vertraute und mich selbst nicht ausgeliefert habe.

Ich wollte die Kokosnuss mit dem Ende meines Werkzeugs durchdringen. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass ich das wichtigste nicht dabeihatte. Mein Speer ließ ich an Ort und Stelle stehen, als ich mich mit den Bananen beschäftigte.

Ich fasste mir willkürlich an die zerzausten Haare und drehte mich um meine eigene Achse. Die Hilflosigkeit breitete sich in mir aus, sodass ich mich an die Kette fasste und auf meine Unterlippe biss. Durch all die Situationen, die mich aus dem Konzept brachte, vergaß ich eins der wichtigsten Waffen, die ich besaß.

Kurz bevor ich wieder den Abhang hinunterklettere, hielt ich Ausschau, nach Fremden. Als die Sicht in Ordnung war, klettere ich an den Gesteinen hinunter und landete auf meinen entblößten Füßen.

Das Messer, hielt ich in der rechten Hand und begab mich auf den Weg, um meinen Speer wiederzufinden. Die Panik unterdrückte ich gewaltsam und lief mit schnellen Schritten Richtung Ozean.

Die Affen, die in den Bäumen baumelten, beobachten mich und sahen mich an, als wäre ich wild geworden. Von Weiten sah ich mein Speer, was auf mich sichtlich gewartet hat.

Ich ergriff das Werkstück, das ich mit meiner Hand gebaut hatte, und schien erleichtert zu sein, es wieder zu besitzen. In dem Moment, als ich mich umdrehte, prallte ich gegen ein Gestein und fiel mit voller Wucht in das Gestrüpp, was dort verrottet.

Doch mir war ebenso bewusst, dass dies kein Gestein sei. So schnell ich zu Boden fiel, genauso schnell stand ich wieder auf beide Füße und richte meinen Speer auf ihn.

Er sah mich von oben hinab an und bemusterte mich, als sei ich ein Wesen, was nicht existiert. Seine Augen glitten zu meinem Speer und zu meinen Füßen, die mich Dreck übersät waren.

,,Wie lange bist du schon hier?" War die erste Frage, die Mauricio mir stellte. Ich verstummte und richte weiterhin die Spitze auf ihn, was ihn nicht gefiel.

,,Gesprächig scheinst du nicht zu sein, beleza (Schönheit)." Jetzt bemerkte ich, wie er entspannt eine Zigarette im Mundwinkel besaß und qualmte. ,,Dann wollen wir mal." Kam er auf mich zu, als ich mich nicht vom Fleck bewegte und mit der Spitze angstlos gegen seine Muskelpartie am Bauch anstieß.

,,Furchtlos, hübsch, jedoch verwildert. Wer hat dich denn hier ausgesetzt?" Lachte dieser auf und ließ den Filter der Zigarette zu Boden fallen.

Durchaus blieb ich stumm, da die Überforderung mich überrumpelt. Schließlich ist der stämmige Mann der erste Mensch, dem ich nach sechs Jahren begegne.

,,Nun gut, genug drumherum geredet." Wurde er ungeduldiger, weshalb er sein Geschoss hervornahm und dieses auf meinen Körper richtet. ,,Na komm beleza, ich will dir nicht deinen schönen Kopf wegpusten."

Mein Kopf richtet sich zu Boden und ließ den Speer zu Boden. ,,Geht doch und jetzt wirst du mir ohne Hintergedanke folgen. Gibt es mehr von dir auf der Insel?" Umgriff er grob meinen Oberarm, sodass er mich den Weg entlang führte.

,,Pass mal auf. Ich will wissen, wer du bist, was du hier zu suchen hast und wer dich geschickt hat. Sind das die Kolumbianer, die dich ausgesetzt haben, um uns auszuspionieren? Falls ja, werde ich deine Kehle aufschneiden und dein Kopf wird nach Kolumbien versendet." Er stieß mich ruckartig gegen eins der großen Bäume, indes er unsanft seine Waffe mir gegen die Schläfe presste.

,,Du wirst schon sehen, beleza." Anschließend führte er mich zum Strand, worin einige Boote zu erkennen waren. Ebenso waren viele Zelte aufgeschlagen, indem sich einige Menschen darin befanden und neugierig mich ansahen.

Hauptsächlich waren diese Männer, die mich bemitleidend ansahen. ,,Wenn du möchtest, kann ich dich zu den hungrigen Hunden hinschmeißen." Grinste dieser hämisch und stieß mich in eins der Zelte.

,,Wer ist das?" Erfragte jemand und erkannte die zwei Personen wieder, die ich vor einigen Tagen an der Quelle stehen sah.

,,Das würde ich ebenso gern wissen wollen. Die beleza hat es der Sprache verschlagen, wobei ich Ramiro dies überlasse. Ich meine, eine persönliche prostituta (Prostituierte) würde ich ebenso gernhaben wollen." Zog er streng an mein Haar, weshalb meinen Kopf in den grob gelegt wurde.

,,Me deixar ir! (Lass mich gehen!)" Rief ich reflexartig, wobei er mich erstaunt ansah. ,,Portugiesisch kannst du soeben sprechen? Also verstehst du sehr wohl, was ich sage." Gibt ihr Kleidung, denn das Gestrüpp kann niemand an ihr ertragen.

,,Não! (Nein!)" Rief ich und drängt mich in eine Ecke. ,,Mauricio, sie hat Angst." Versucht jemand ihn zur Vernunft zu bringen, der hingegen einen ernsten Blick ergattert. ,,Sie tut nur so. Vorhin wollte sie mich mit einem Speer abstechen."

Zwei Männer kamen auf mich zu und hielten mich fest, indessen der Beta aus dem Zelt ging und ein Smartphone in der Hand hielt. Wie gern ich das Smartphone in den Händen haben würde, um meine Verwandte zu kontaktieren.

,,Entweder du ziehst dich um oder wir legen selbst Hand an. Erfahrung haben wir." Lachte der eine sein Kollegen an, was ich jedoch nicht zu lachen fand.

Sie gaben mir ein schwarzes T-Shirt, auf dem sie das Zelt verließen, um mir die Privatsphäre zu gewährleisten. Hingegen ich mir das Shirt überzog und einen Blick im großen weißen Zelt erhaschte.

Durch den Sand verschloss das Zelt nicht direkt den Boden, weshalb durch die Wölbungen kleine Kuhlen bildeten. Schnellstmöglich trat mir eine andere Idee auf, indem ich meine kleine Waffe zückte und das Zelt durchstach.

Dadurch gelang ich wieder in die Freiheit zurück und lief so schnell ich konnte. Zuallererst schien es so, als würde dies niemand merken, doch da lag ich falsch.

,,Zu nichts seid ihr gebrauchen!" Bekam ich das Geschrei mit, indem ich im Dschungel verschwand und kurzzeitig mich an einer Palme anlehnte, um zu verschnaufen. ,,Denkst du, du kannst mir entkommen?" Schubst mich jemand kräftig zu Boden, sodass ich mit meinen Knien auf den Dreck fiel.

,,Weißt du, worin du dich hineingezogen hast? Solche Frauen wie dich, sollte ich tatsächlich den Kolumbianern oder Marokkanern überlassen, die dich missbrauchen und verkaufen." Er schleuderte mich gewaltsam über die Schulter und betrat erneut mit mir den Strand.

Einen schönen Hintern hast du ebenso und gab mir einen Klaps darauf, weswegen ich nur noch mehr zappelte. ,,Hab dich nicht so, bezela!"

,,Da du mir zu viel Energie besitzt, wirst du uns gewiss nützlich sein. Vorher wirst du verfrachtet, um erstmals herauszufinden, wer du wirklich bist." Wie ein Fisch zappelte ich wie verrückt, als würde mir der Sauerstoff zugeschnürt werden.

Der Fremde transportierte mich wie ein Sack voller Bananen auf seinen Schultern und kam das Boot näher, was sich leicht durch den ruhigen Ozean hin und her bewegen ließ. ,,Bringt sie nach Portugal. Sie soll beim Herstellen der Kokapaste helfen." Sprach er zu drei markanten Männern, die ich Kopf über zuvor noch nie zuvor sah.

,,Fast sie nicht an, misshandelt sie nicht und verletzt sie nicht. Wir brauchen sie lebendig, solange sie uns vielleicht noch nützlich sein kann." Kam der Ton, was in mir leichte Panik ausbreiten ließ.

Unerwartet zog ich weiter auf das Boot hinauf, doch einer von ihnen stoppte meine Luftzufuhr für einige Sekunden. Die Schwebe in mir wurde größer und umfasste die Kette, die mir heilig war.

Ich wollte standhaft bleiben, doch die Wirkung der Chemikalie war stärker, weshalb ich eins der tiefen Trance verfiel.

◇◇◇◇

,,Ihr sollt herausfinden, wer diese Person ist und in die Verarbeitung einplanen. Auftrag von Mauricio." Erklang eine düstere Stimme, die in mein Ohr ertönte.

Meine Augen öffnete ich und sah die Freiheit in lauter Ferne. Meine Hände am Rückgrat zusammengebunden, meine verdreckten Füße verkettet. Nach all den Jahren, indem ich in der puren Wildnis lebte und mich nach zu Hause sehnte, bin ich eingesperrt in einer düsteren sowie kalten Zelle.

Ich sah zu meinen Füßen hinab, doch als mich jemand mit seinem Schuh anstupste, bekam die Person meine Aufmerksamkeit. Meine rehbraunen Augen sahen zu dem Mann hinauf, der sich zu mir hinab beugte.

,,Wo hast du dich nur hineingeraten?" Strich er mir die Wangenknochen zu, sodass ich ruckartig mein Gesicht zur Seite schlug. ,,Mir wurde schon bekannt gegeben, inwiefern du eine Willenskraft besitzt und furchtlos scheinst. Allerdings scheinst du nicht allzu gesprächig sein, wie ich es mir erwünscht habe. Du kannst glücklich sein, dass mein Freund zu dir gnädig war und dich nach Portugal gebracht hat. Wahrscheinlich hat deine Schönheit damit etwas zu tun, genauso wie deine rehaugen jemanden um den Verstand bringen kann. Genug geredet, wie heißt du?"

◇◇◇◇

Hallöchen!🥀

Aus welchem Bundesland kommt ihr?
Ich gehöre zu Team Niedersachsen!

Xoxo Hannah

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