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,,Nein." Hörte ich jemanden sagen, weshalb ich mich umdrehte und Ramiro sich von mir entfernte. ,,Dein erstes Mal sollte nicht so ablaufen. Es ist etwas Besonderes, was nicht unter der Dusche stattfinden sollte." Ich verstand es und war schlussendlich erleichtert darüber, dass er es nicht tat. Er hatte recht, denn es sollte etwas Besonderes werden.

,,Beleza." Sprach er mich an, als er mir ein Handtuch zuwarf. ,,Du siehst wunderschön aus, so gar in Jogginghosen." Ich schmunzelte, als wir gemeinsam die Dusche verließen und wir zum eingebauten Kleiderschrank gingen, die in der Wand befestigt war.

Dieses Mal war keine Duna im Schlafzimmer oder die anderen Bediensteten, die meine Kleidung zurechtlegten, weshalb ich überfordert vor all der Kleidung stand. ,,Du brauchst kein Outfit. Ein Bikini genügt in der Dominikanischen Republik." Er griff zur obersten Reihe, an der ich niemals herankäme und nahm einen schwarzen Bikiniteil hervor.

,,Schwarz ist nicht nur ein Kontrast, sondern passt zu jedem und allem." Zwinkerte er mir zu. Wie dem auch sei, zog ich mir die Teile an, wobei Ramiro sich eine Schwimmhose überzog.

Auch wenn alles perfekt schien, kam der Gedanke daran, wie ich vor nicht einmal drei Tagen Mauricio umbrachte. Einerseits fühlte ich mich schuldig, jedoch gewann ich somit die Gerechtigkeit für Ramiro, das Verhindern von zwei weiteren Morden und die eingesperrten Gefühle, die sich entfalten, jetzt können.

,,Du denkst zu viel nach, Zélia. Das Thema wird uns in Zukunft noch verfolgen, allerdings müssen wir damit klarkommen." Ich sah zu ihm rauf, woraufhin wir die lange Treppe hinuntergingen.

,,Möchtest du Spiegeleier essen oder Pancakes?" Da ich nicht kochen kann, überließ ich das Ramiro, was wir essen. ,,Meine Mãe hat damals oft Spiegeleier für mich gebraten, vor allem, als ich bisher nicht viel Verantwortung besaß und oft Zeit im Fitnessraum verbrachte." Ich sah zu seinem Körper, der äußerst gut gebaut war, als würde er tagtäglich trainieren gehen.

,,Ich wünschte, ich hätte so einen perfekten Körper." Er lachte auf. ,,Kleiner Adler, du bist diejenige, die mir Konkurrenz macht." Ich würde nicht sagen, dass ich nicht trainiert aussah, vor allem, bei dem Kaloriendefizit, den ich über Jahre beibehielt und mich reichlich von Proteinen ernähren konnte.

,,Ich kann am besten darüber urteilen, nach dem ich dich nackt unter der Dusche gesehen habe." Ich biss mir verlegen auf die Lippe, als er die Eier in die Pfanne gab. Indessen er am Herd stand, deckte ich fleißig den Tisch, indem ich Aufschnitt und verschiedene Marmeladengläser auf den Tisch platzieren ließ.

Nicht allzu lange, landeten die Eier auf unseren Tellern, an dem Tisch, woran wir uns setzten. Immer wieder sah er mich an, was mich einschüchtern ließ und ich stumpf das Frühstück aufaß.

,,Hast du den Vertrag unterzeichnet?" Fragte ich, als er lässig seinen Kaffee aus der Tasse trank. ,,Ja, die Vorarbeiten laufen und sind dabei, all die Kokaflächen von der Insel zu entnehmen und erneut anzubauen." Ich nickte und verstand.

,,Mason scheint nett zu sein." Er fuhr sich durch die Haare und lehnte sich gegen den Stuhl. ,,Die Camorra ist ein langjähriger guter Geschäftspartner, jedoch sind Mason und ich in der Branche die jüngsten Geschäftsführer, weshalb der Druck umso größer ist. Mein Vater hat mich gut angelernt, dennoch begehe ich Fehler, woraus ich lernen muss. Wir haben nicht die Erfahrung, wie all die anderen. Oftmals unterschätzen allerdings die anderen Organisationen, doch das Geschäft läuft, im Gegensatz zu manch anderen. Du musst dir immer vor Augen halten, dass die Menschen einen Messer hinter ihren Rücken haben, auch wenn sie einem nett erscheinen." Klärte er mich auf. ,,Kannst du mir dann auch erklären, weshalb ihr zerstritten seid mit den Kolumbianern?"

,,Meine Vorfahren gaben ihnen damals einige Kokapflanzen, um einen Verbündnis aufzubauen, was sie ausnutzten und den kompletten Gewinn an die Kolumbianer einging. In der Zeit erging es unserer Organisation nicht hervorragend, da die Einnahmen eingeplant waren. Zudem habe ich drei Jahre lang gedacht, dass sie meine Frau umbrachten. Ich hatte keine Beweise, sonst hätte ich in dem Zeitpunkt ganz Kolumbien auf den Kopf gestellt." Es kling plausibel, weshalb keine weiteren Fragen diesbezüglich stellte.

,,Ein alter Bekannter besitzt hier einen Club. Er hat mitbekommen, dass ich in der Gegend bin und fragte, ob wir den Abend in Santo Domingo wären." Ich stimmte dem zu, denn das wäre das erste Mal nach sechs Jahren, indem ich nicht das Gefühl bekäme, gefangen zu sein.

,,Woher kennt ihr euch?" Er lachte auf. ,,Babe, als ich Jugendlicher war, habe ich die halbe Welt bereist, worunter ich Sandrino kennenlernte und er im Anschluss die letzten Länder mit mir bereiste. Die zwei Monate taten meiner Leber jedenfalls nicht gut." Ich beneide ihn, dass er so ein Leben in der Jugend hatte, im Gegensatz zu mir, ich auf der Insel gestrandet war und ich von allem nichts mitbekam.

,,Du kannst zwar die Zeit nicht zurückstellen, um deine Jugend besser zu genießen, jedoch kannst du die Zeit jetzt auskosten und alles nachholen, was du verpasst hast." Er bemerkte schnell, dass es mich bedrückte. ,,Du weißt nicht, wie es sich anfühlt, wenn dir sechs Jahre Lebenszeit genommen wird, indes du nur versuchst zu überleben bist. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen." Dabei stellte ich die Teller in die Spüle und räumte den Tisch frei, indem mir Ramiro half.

,,Es hört sich hart an, jedoch wärst du sicherlich nicht die Person, zu der du jetzt geworden bist. Du schätzt die Lebenszeit mehr Wert, ebenso die Materialien Dinge. Du hast meinen kompletten Respekt, bei dem, was du durchstanden hast, denn viele aus der Organisation hätten sich längst auf der Insel umgebracht." Ich gab ihn recht. Ohne die Erfahrung, wäre ich nicht zu der Person, die ich jetzt bin. Dennoch leide ich unter Panikattacken und musste weitere Dinge durchstehen, die ich niemanden auftun möchte.

,,Kannst du mir etwas beibringen?" Sah er mich zurückhaltend an, als ich verwirrt ihn anblickte. ,,Ich würde gerne Fischen lernen an einer Bucht. Nicht mit einer Angel oder einem Netz, sondern mit einem Speer, sowie du es getan hast." Ich schmunzelte, da es eindeutig zu niedlich aussah, als wäre er in dem Moment zu einem kleinen Schuljungen geworden.

Das Fischen war oftmals eine Herausforderung in der Vergangenheit, dennoch war meine Geduld stärker, um dieses mir selbst beizubringen. Schließlich konnte ich nicht in einen Supermarkt gehen, worin ich von der Theke mir Fisch besorgen konnte.

,,Wollen wir dann gleich los, denn noch in der Früh oder in der Dämmerung sind sie am aktivsten." Er nickte und erkannte in seinen Augen, wie sein inneres Kind Freudentänze veranstaltet.

Als ich mich auf dem Weg in das Schlafzimmer begeben wollte, um mir vernünftige Kleidung herauszusuchen, stoppte mich Ramiro mit einem verwirrten Blick. ,,Du brauchst dich nicht umziehen, denn nass wirst du sicherlich." Dabei sah er rauf auf das Meer, indes ich seinen Blick verfolgte und ein langer Steg erkannte, an dem sich ein Boot, sowie Jetski befand.

,,Ich bin noch nie mit einem Jetski gefahren." Ich band meine frisch gewaschenen Haare zu einem Dutt. ,,Dann wird es mal Zeit. Wir sollten uns ein Messer mitnehmen." Doch genauso wie mich zuvor Ramiro verwirrt ansah, sah ich ihn genauso an. ,,Wir basteln unser Speer aus freien Stücken, ohne weitere Hilfe." Einverstanden damit, traten wir direkt aus der Villa.

Im Gegensatz zu dem Steg, was sich an meinem damaligen Zuhause befand, war dieses hier gepflegt und nicht von Morsch befallen. Etwas zögerte ich, mich hinter Ramiro zu setzen, da es neu, ebenso skeptisch bin.

Ramiro reichte mir seine Hand, die ich annahm und mit einem Schwung hinter ihm saß. ,,Kleiner Adler, du musst dich festhalten, sonst fische ich dich aus dem Meer." Gesagt, getan. Meine Arme umschlang seine Hüfte, als er den Motor starten ließ und er ohne zu zögern mit einer erhöhten Geschwindigkeit davon fuhr. Mit dem Jetski brachen wir die Wellen, was alles noch mehr in Bewegung brachte.
Ich presste mich gegen seinen Rücken, sodass ich nicht vom Bord fiel.

Es dauerte nicht lange, bis ich eine kleine Bucht erkannte, in der ein kleiner Fluss in Landesinnere ging. Den Zugang zu der Bucht, konnte nur vom Meer aus erreicht werden, denn das viele Gestein, die Felsen, würden einen in den Tod führen. Ramiro sicherte den Jetski, demnach wir in das Wasser plumpsen ließen und zum Sand liefen.

Aus Erfahrung waren meine Blicke direkt zu Boden gerichtet, was türkis und klar war. Ich erkannte einige Seeigel, was ich befürchtet hatte. ,,Vorsicht." Zog ich Ramiro zu mir, als er die Gefahr auf dem Boden nicht erkannte.

,,Du musst aufpassen, wohin du gehst." Ramiro ging hinter mich, als ich weiter zu Boden sah und immer wieder die Hindernisse entwich. Sicher kamen wir, als ich sofort die Materialien erkannte, die wir benötigen. ,,Du holst zwei stabile lange Stöcker. Sie müssen bruchsicher sein. Ebenso brauchen wir zwei Seile, die an solchen Buchten leicht zu finden sein sollten. Ich kümmere mich um die Muscheln." Mit einem General Abschiedsgruß trat er beiseite, als ich mich in das flache Gewässer erneut begab.

Ich drehte jegliche Steine um und sammelte die nicht bewohnbare Muscheln, um im Anschluss die Schärfe an einem Stein spitz zu feilen.

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