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Irgendwann wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, als ich die Augen wieder öffnete und Ramiro in das Schlafzimmer hereintreten sah. Duna verließ anschließend das Zimmer, wobei wir wieder alleine uns darin befanden.

,,Die nächsten paar Tage werde ich für dich da sein. Ich werde einen Ausflug zu den dominikanische Republiken machen und würde dich bitten, mich zu begleiten. Es wird keine Mission sein, die wir absolvieren, sondern es soll eine Auszeit von all dem sein. Ich muss hier genauso raus, sowie du." Er zog sein schwarzes Hemd aus und kam zu mir ins Bett, wobei er mich behutsam in den Arm nahm.

,,Was wird aus Valeria?" Fragte ich, wo er hingegen die Fernbedienung zu sich nahm und den Fernseher bediente, den ich zuvor noch nie bediente. ,,Tiago wird mit ihr reden, da sie mich sicherlich nicht sehen möchte. Sie wird in der Schweiz auf die Le Rosey geschickt, damit sie eine vernünftige Bildung anschließen kann." Ich setzte mich auf und sah Ramiro nicht begeistert an.

,,Du kannst Valeria nicht in die Schweiz stationieren, nachdem ich ihr Bruder erschossen hatte. Sie ist nur zwei Jahre jünger und kann sicherlich mir vorstellen, wie es ist, komplett alleine zu sein. Als hättest du eine Last weniger, weshalb du sie davon schickst." Aufregen konnte ich mich nicht mehr, da die Kraft von mir ging und immer wieder die Bilder unerwartet auftraten.

,,Zélia, du hast ihr Bruder getötet und kann dir versichern, dass sie mit der Organisation nichts mehr zu tun haben will." Er strich sich durch seine Haare und schloss die Augen. ,,Gewähre ihr die Entscheidung und entscheide nicht über ihre Zukunft." Er, sowie ich verstummten und sahen zu dem Fernseher, der jedoch die Gedanken abrupt entfernte, die ich besaß.

Ich legte mich wieder auf die Seite, wobei meine beiden Hände flach zu meiner Wange lagen und ich eingerollt die Augen schloss. Zuvor bekam ich erneut das Medikament, um ruhiger zu werden, sonst wären meine Panikattacken präsenter als je zuvor.

◇◇◇◇

,,Frag Valeria, was ihr lieber wäre. Ich möchte, dass sie über ihre Zukunft entscheidet. Sie kann an allerwenigsten etwas dazu und möchte ihr nicht zu nahe treten. Zélia und ich fliegen morgen in die Dominikanische Republik, um von allem Abstand zu gewinnen." Hörte ich ein Gespräch mit, was nicht allzu laut verlief.

,,Scheiße Tiago, wie konnte er nur." Hörte ich jemanden wispern, was sich nach Ramiro anhörte. ,,Das ist nicht mehr Mauricio gewesen." Begann zugleich Tiago emotional zu werden, weshalb ich aufsah und einen kleinen Spalt von der Tür offen sah. ,,Wir müssen uns zusammenreißen. Ich fühle mich schuldig, wenn ich mit Zélia davon fliege und dich die dreckige Arbeit machen lasse." Vom Schatten aus erkannte ich, wie die sich brüderlich in den Armen hielten und ich ebenso eine Träne vergoss.

,,Ramiro, ich habe dir vorgeschlagen, dass ihr fliegen sollt. Zélia ist mental instabil, weshalb ihre mentale Gesundheit schnellstmöglich regenerieren muss. Sie muss für die Aufgaben gewachsen sein, vor allem, wenn der Ball in Italien ansteht. Die Organisationen haben sicherlich bereits von dem Tod von Mauricio erfahren. Solch an Informationen sind schneller als ein Lauffeuer." Ich hörte Ramiro räuspern.

,,Valeria soll sich entscheiden. Bei dem Weg, den sie bestreiten möchte, werde ich die Finanzierung komplett übernehmen." Waren die letzten Ansagen, bevor ich Ramiro in das verdunkelte Schlafzimmer eintreten sah.

Angesichts seines Schattens, sah ich, wie er die Tränen aus seinem Gesicht entfernte und in das Bett einstieg. Ich tat so, als würde ich schlafen, wohingegen ich erneut und ungewollt in einen tiefen Schlaf verfiel, wobei ich von allem nichts mehr mitbekam.

◇◇◇◇

,,Zélia!" Erklangt wie fast jenen Morgen meinen Namen. Meine Augen riss ich geweitet auf, als wäre ich angestochen wurden. Die Schweißperlen zogen über meine Haut und ich sah Ramiro, wie er mich in die Matratze drückte.

,,Ich bin es!" Gab er sich erneut bekannt, als ich sah, wie ich meine Hand zu einer verkrampften Faust ballte. Ich entspannte meine Muskeln und mich.

Unerwartet brach ich in Tränen aus, wobei Ramiro mich direkt in seinen Armen zog. ,,Ich bin bei dir." Flüsterte er mir zu, als er mir beruhigend durch die Haare fuhr.

,,Ich hatte wieder Albträume von der Insel und inwiefern Mauricio meine Mutter Schaden zufügen wollte." Floss die Flüssigkeit förmlich aus meinen Augen hinaus.

,,Niemand wird deiner Mutter oder dir Schaden zufügen. Vorerst muss derjenige an mir vorbei, denn ich habe deine Mutter etwas Wichtiges versprochen." Ich erinnerte mich an den Besuch, indem er meinte, dass er mich beschützen würde und das mit seinen Leben.

,,André erstattet uns einen Besuch ab, der dir weitere Tabletten verschreiben wird." Ich schüttelte mit dem Kopf. ,,Ich kann nicht immer weiter und mehr Tabletten schlucken. Ich versuchte damit alleine zurechtzukommen und würde ein pflanzliches Mittel für die Nacht bevorzugen." Ramiro akzeptiert meine Entscheidung, jedoch wird es ein langer Weg dorthin zu kommen, wo ich sein sollte.

,,Ich denke, dir fehlt etwas und musst all die Gedanken in Stärke umwandeln, weswegen du nach unserer Reise anfängst zu trainieren. Jeden Tag, den du im Herrenhaus verbringst, entwickelst du negative Gedanken, die sich anhäufen und du im Anschluss unter Panikattacken leidest." Ob das eine gute Entscheidung war, werden wir in Zukunft wissen.

,,Wie geht es dir?" Fragte ich nach, als ich mich auf seinen Bauch legte und zu ihm rauf sah. ,,Um ehrlich zu sein, gab es mal bessere Tage." Sah er auf die gegenüberliegende Wand.

Ich erinnerte mich an die vergangene Nacht, worin er sich sinnlich mit Tiago unterhielt. Obwohl Tiago genauso empathielos sowie gefühlskalt ausstrahlte, war der Verlust, ebenso die Fakten der Tatsachen genauso hart. In Ramiros Augen sehe ich, als wäre etwas eingefroren oder verdrängt worden, was typisch für ihn sei.

,,Die Bediensteten packen für dich die Sachen. Ich hoffe, du hast dich nicht allzu viel an den Luxus gewöhnt, denn die Bediensteten haben von mir Urlaub erhalten, weswegen wir auf uns gestellt sind." Dies machte mir nichts aus, sondern im Gegenteil. Denn auf sich selbst gestellt zu sein, ist eine Herausforderung, der ich mich gewachsen fühle.

,,Hat deine Mutter sich bei dir gemeldet?" Ich nickte. ,,Sie schrieb mir noch gestern, dass es ihr gut ginge und sie zu Hause wieder wohnen wird. Es erleichtert mich und nimmt mir eine riesige Last von den Schultern, dass es ihr gut geht." Erklärte ich ihn, was er verstand.

,,Wir sollten frühstücken und uns zurechtmachen, bevor André erscheint. Ebenso wollte ich heute noch fliegen, denn die stickige Luft, ist kaum mehr zu ertragen." Wo ich ihn recht gab, gab ich ihn recht.

Wir standen gemeinsam auf, indes er mir half. In meinem Schlafzimmer wurden Kleidung für Ramiro, sowie für mich zurechtgelegt, die wir zu uns nahmen. ,,Als- als wir gestern duschen waren, hast du mich nackt gesehen." Betonte ich, als er sich das Shirt überzog. ,,Du kannst beruhigt sein, denn ich hatte wesentlich andere Dinge im Kopf, als dich beim Duschen zu beobachten. Dazumal du mich doch auch nackt gesehen hast." Er lachte auf, als ich mich ebenso umzog.

,,Ich kann dir ebenfalls versichern, dass ich nicht hingeschaut habe." Er trat an mich heran und zog mich an, als ich lediglich in einer Jogginghose und BH bekleidet vor ihm stand. ,,Wir lassen uns damit Zeit, denn unsere Liebe zueinander muss hinten anstehen. Solange wir hier sind, haben für uns keinen Kopf." Sanft gab er mir einen kleinen Kuss auf die Stirn, woraufhin ich mir ein schlichtes schwarzes Top überzog.

Ohne Widerworte, wie ich aussah, traten wir gemeinsam aus dem Schlafzimmer, worin unsere Wege in den Saal führten. Es waren kaum Menschen zu sehen, sonst liefen in der Zeit einige die Etagen rauf und runter.

Als wir im Saal eintrafen und den hergerichteten Tisch sahen, nahmen wir Platz und begannen zu essen. Der Appetit war nicht allzu groß, bei dem, was ich tat und die Bilder kontinuierlich in meinen Kopf fest verankert waren.

Nicht lange hin, stand auch André an im Saal, der sich an den großen Tisch setzte. Er war nicht wie vorher, sondern vorsichtiger als sonst. ,,Ich möchte pflanzliche Medikamente." Trat ich gleich mit den Worten in die offene Tür hinein, die er sich notierte.

,,Zélia, das Angebot mit dem Psychologen steht bis auf Weiteres." Verdeutlichte André mir, was ich erneut ablehnen ließ. ,,Nachdem wir zurückgekehrt sind, wird sie antrainiert und hoffe, dass ihre Attacken weniger werden." André fuhr sich durch die Haare. ,,Das sehen wir erst dann. Vorsichtshalber sollt ihr die Medikamente mitnehmen, die ich dir verschrieben habe. Zwar werde ich die Informationen direkt weiterleiten, jedoch kannst du stärkere Attacken bekommen. Vor allem, bei dem, was gestern geschah." Er sprach den letzten Satz kleinlaut aus und atmete tief ein und aus.

,,Ramiro-." Erwähnte er den Namen seines Chefs. ,,André, mir geht es gut. Mach dir keine Sorgen um mich." Verdeutlichte Ramiro, wobei das kurze und knappe Gespräch beendet war.

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