◇25◇

Er schnappte sich sein Smartphone, ohne ein Wort zu verlieren. Er tippte darauf herum, darauffolgend ein Klingelton ertönte. Ich war verwundert und verwirrt zugleich, denn nach dem ich meine Seele vom Leib gesprochen habe, hätte ich nicht mit solch einer ignoranten Reaktion erwartet. Mein Blick sank zur Bettdecke, wobei mein Frust und Trauer zunahm, als überkäme mich schleichend die Flut.

,,Mauricio, die Fahrt zur Insel wird verschoben, jedenfalls für Zélia und mich. Die Bauern sollen ihre Ernte fortsetzen. Nach der alljährlichen Feier werden wir unverzüglich zur Insel erscheinen." Das kleine Licht, das er zuvor erhellen ließ, definierte die Muskulatur an seinem Körper. Obwohl ich mich nicht weiter irritieren ließ, begannen die vielen Fragen, die sich in meinem Gehirn abspielten.

Bevor ich Fragen stellen konnte, schien er erneut in einem Gespräch verwickelt zu sein. ,,Joshua, du und Ricardo fährt Zélia und mich morgen nach Algarve. Mauricio und Tiago werden alleine zu der Insel fahren." Ohne zu zögern, stand ich auf und blieb vor dem muskulösen Mann stehen, der weiterhin das Smartphone am Ohr hielt.

Immer wieder sah er mich an, indes ich vor Freude Tränen verlor und die Kette fest umschloss. Als er das Gespräch beendete, sah er mich an und schmunzelte. ,,Ich hoffe, du erkennst deine Heimat wieder." Unerwartet von mir selbst, umarmte ich Ramiro so fest ich konnte, nebenbei weitere Freudentränen meinen Wangenknochen schmeichelten.

,,Es ist riskant, allerdings erhoffe ich mir, dass es dir dadurch mental besser gehe und ich es nicht bereuen werde. Damit du das eine abarbeiten kannst und dann das andere." Ich löste mich ihn, wobei er meinem Kinn mit seinen Daumen zu sich hochzog. ,,Und ich erhoffe mir, dass dein erster Kuss unvergesslich war." Es war erneut elektrisierend, als er mir stückweise die Wörter gegen meine Lippen prallen ließ.

Er strich mir die Freudentränen beiseite und begann anzulächeln. ,,Du siehst wunderschön aus, wenn du dein Lächeln aufsetzt." Beschämt sah ich von ihm und krabbelte in das Bett, was er mir gleich tat.

,,Ich danke dir." Es war das letzte Wort, bevor ich meine Augen schloss und mich in den Schlaf hüllte.

◇◇𝒂𝒎 𝑴𝒐𝒓𝒈𝒆𝒏◇◇

,,Guten Morgen kleiner Adler." Kam die ersten rauen Töne von Ramiro, indes ich verlangsamt meine Augen öffnete. Ich drehte mich zu Ramiro, der mich, sowie ich ihn begutachte.

,,Morgen." Erwiderte ich und begann anzulächeln, was mir wesentlich leichter fällt, nachdem mir jemand eine erfreuliche Nachricht überbracht hatte. ,,Ramiro?" Setzte ich mich an die Kante des Bettes, bevor ich aufstand. ,,Hattest du die Nacht wieder Albträume?" Ich sah ihn vom großen Spiegel aus an, als ich mit meinen Rücken zu ihm gekehrt war.

,,Nein Zélia, die hatte ich nicht." Innerlich begann ich zu schmunzeln, woraufhin er ebenfalls aufstand und sich neben mich gesellte. Gemeinsam sahen wir uns stumm in den Spiegel an und bemerkte, daß dieser gefühlt doppelt so groß sei, als ich es jemals wäre.

,,Ramiro, was ist das zwischen uns?" Er fuhr sich durch die Haare und legte kurzzeitig seinen Kopf in den Nacken. ,,Wenn ich mir selbst die Frage beantworten könnte, hätte ich sie dir sagen können. Ich meine, es spreche einiges dagegen, unsere Beziehung so fortzuführen." Ich neige meinen Kopf zur Seite und bemusterte ihn weiter.

,,Kläre mich auf." Forderte ich ihn auf. ,,Wir sollten frühstücken, damit du genug Zeit mit deiner Mutter verbringen kannst." Bevorzugte er ein anderes Thema.

Auf meine Forderung wurde keine Beachtung geschenkt, stattdessen er die Bediensteten hereinbat, um das heutige Outfit fertigzustellen. Indessen ich das Schlafzimmer mit weiteren Fragen verließ, wurde ich von drei Bediensteten begleitet.

Im Schlafzimmer wurde ich zur Routine genötigt, ebenso wurde mir ein passendes Outfit für das erste Wiedersehen nach sechs Jahren zurechtgelegt. Die Aufregung war deutlich im Spiegel wiederzuerkennen, was ich offensichtlich nicht verbergen konnte.

Am liebsten würde ich direkt zu meiner Mãe wollen, jedoch ist das Frühstück, wegen der Gewichtszunahme ebenfalls so wichtig. Auch wenn ich vor Freude in die Lüfte hüpfen könnte, versuchte ich dieses zu unterdrücken.

Duna erfuhr ebenfalls von der erfreulichen Nachricht, jedoch wurden die Gerüchte und Fragen umso größer, als einige erkannten, inwiefern ich aus dem Schlafzimmer des Barons hinauskam. Mit einem mulmigen Gefühl trat ich aus dem Schlafzimmer, um zum Frühstück zu gelangen.

Wie erwartet, saß Ramiro in schwarzer Kleidung auf seinen Stammplatz. ,,Nervös?" Fragte dieser, als ich mich hinsetzte und mir eins von den Dinkelbrötchen nahm. ,,Schon etwas." Gab ich zu, als er seinen Kaffee aus der Tasse trank.

,,Mauricio und Tiago werden heute auf die Insel fahren. Die Bauern werden dort die Kokablätter ernten, die sie zuvor gefunden haben." Ich nickte und hörte ihm zu. ,,Die nächsten Tage werden anstrengend, da einiges auf ein Mal kommt. Vor allem sind die nächsten Tage entscheidend für uns." Das letzte Wort ließ mir das kleine Stück im Halse stecken.

Ich sah ihn an, als die Gänsehaut mich überkam. Unser Blick-Duell wurde unterbrochen, als eine Bedienstete mir die kapselförmigen Medikamente übergab, sowie André es versprochen hatte. Mit einem großen Schluck Wasser hinterher landet alles in meinen Magen.

Das Gefühl, was ich zuvor noch nie wahrnahm, wurde stärker, wobei ich stumm mein Brötchen aß und direkt danach aufstand. Im Augenwinkel erkannte ich die Verwirrtheit, die in Ramiros Gesicht buchstäblich geschrieben wurde.

Einerseits die Nervosität meine Mutter wieder zusehen, andererseits die undefinierbaren Gefühle, die schlagartig auftraten. Sowie Ramiro verwirrt schien, war ich dieses auch.

Ohne die Aufforderung von Ramiro im Saal zu bleiben, verließ ich den Saal und steuerte auf die Freiheit hinzu. Zwar nicht die Freiheit, die ich mir erwünsche, sondern die Freiheit unter dem klaren Himmel zu sein.

Mit angezogenen Schritten begab ich mich auf dem Weg nach draußen. Nachdem ich ohne einen Blick nach hinten zu würdigen, öffnete ich die Tür, die zu der großen Wiese führte.

Es war ein kleiner Moment von Freiheit in mir spüren, als die Sonne meine Nasenspitze mit ihrer Wärme umhüllen ließ. Ich bückte mich, um bewusst die Sneaker und Socken auszuziehen.

Meine nackten Füße berührten den weichen Rasen, auf dem ich spazieren ging. Träumerisch, ebenso lebhaft erinnerte ich mich an die Zeit auf der Insel, worauf ich nicht nur schlechte Erlebnisse gesammelt habe.

Die Verbundenheit, die ich mit der Natur habe, kann ich nicht beschreiben. Es wäre so, als seien wir eins. Kurzzeitig schloss ich die Augen, indem all die eifrigen Situationen in meinen Kopf verblassten und mich rundum der Natur widmete.

,,Es geht dir zu schnell, kleiner Adler?" Als hätte jemand mit einer Nadel meine Blase zerstört, schlug ich meine Augen auf und sah Ramiro neben mir stehen, der entspannt auf sein Eigentum hinaussah.

Ich blieb stumm, da ich keine Schwäche zeigen, ebenso Emotionen zulassen wollte. ,,Weißt du Zèlia." Begann er, indes er eine Zigarre in den rechten Mundwinkel legte.

,,Ob du es mir glauben möchtest oder nicht, jedoch weißt du mehr über meine Persönlichkeit, meine Vergangenheit, als ich über dich. Mir ist nur bewusst, was mit dir geschah, wie deine Identität lautet und du nichts Sehnlicheres als Freiheit und deine Familie wünscht. Oftmals bist du für mich wie ein verschlossenes Buch und um dieses lesen zu können, muss sich das Buch zuvor öffnen, was jahrelang verschlossen und versteckt war." Ich drehte mich zu ihm hin, sodass wir gegenüberstanden.

,,Ich bin uninteressant." Und wandte meinen Blick von ihm ab. ,,Wenn du uninteressant wärst, wieso ziehst du mich, sowie viele andere in der Organisation an?" Ich lachte auf und sah wieder zu ihm rauf. ,,Weil ihr auf die Optik mehr Wert legt, als auf den Charakter." Er schüttelte amüsierend den Kopf.

,,Abgesehen von deiner Schönheit, besitzt du einen Charakter, den ich anziehend finde und das weißt du. Ich weiß nicht, was aus unserer Verbindung zueinander wird, jedoch entwickele ich Gefühle, die ich nach langem nicht mehr verspürte. Wir sollten daran nicht allzu viele Gedanken verschwenden, sondern es auf uns zukommen lassen. Denn du, sowie ich haben in Moment andere Prioritäten und Aufgaben zu absolvieren." Ich war sichtlich erleichtert, denn somit fiel mir die Last von den Schultern. Immer wieder bin ich am Verzweifeln und zerbreche mir ebenso den Kopf, was dies zwischen uns sei. Allerdings darüber kein Gedanke zu verschwenden, wird für mich jedenfalls eine Hürde sein.

,,Erst einmal bringe ich dich zu deiner Mutter." Er nahm meine Hand zu sich und führte mich in das Haus, worin ich meine Socken und Sneaker wieder anzog.

Ich lief ihn so lange hinterher, bis wir auf dem Vorhof standen, worin ein Auto vor uns stand. Joshua scheint der Fahrer zu sein, weshalb Ramiro mit mir einstieg und schlagartig das Klopfen meines Herzens wahrnahm.

Ramiro fuhr die Trennwand hoch, da er die Aufregung in mir erkannte. ,,Ich weiß nicht, wie es deiner Mutter geht. Jedoch habe ich nur die Informationen erhalten, dass sie am Leben sei und dein Vater bei dem Unglück höchstwahrscheinlich um das Leben kam." Zuvor wusste ich nicht, worauf Ramiro hinaus wollte, doch nach überlegen verstand ich es.

,,Meinst du, sie wird mich nicht erkennen?" Er zuckte mit den Schultern. ,,Ich kann dir vieles sagen, allerdings kann ich dir darauf keine Antwort geben." Meine Hände begannen anzuschwitzen, trotz dass ich die Ruhe beibehielt.

◇◇◇◇

Hallöchen!🥀

Ich wüsste persönlich selbst nicht, wie meine Mutter reagieren würde, wenn ich von den Toten auferstehen.😅

Xoxo Hannah

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