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,,Dafür sollte ich dich bestrafen, allerdings bist du ein Mitglied, weswegen dieses nicht mein Geschmack wäre. Ich könnte deine Familie dir wegnehmen, bei dem, was du dir geleistet hast. Aber weißt du kleiner Adler, ich tue es nicht, denn die Gründe hast du soeben gelesen. Es war ein kleiner Versuch, ob du ohne Leibwächter vertrauenswürdig bist, jedoch vertraue ich dir noch nicht, sowie du mir nicht. Ich rate dir, es nicht noch einmal zu tun, sonst werde ich nicht mehr so angemessen zu dir sein." Er erhob sich langsam, jedoch beugte er sich zu mir auf das Bett.
Er fuhr mir seine Hand ins Haar und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen. Seine Lippen trafen auf meinen Hals, wobei mein Atem unkontrolliert und schneller wurde.
Ich schloss meine Augen, sodass die Küsse intensiver wurden. Meine unscheinbaren Armhaare standen senkrecht, als würde ein Strom durch meinen Körper fließen.
,,Wolltest du nicht Abstand von mir gewinnen?" Hauchte ich ihn in sein Ohr, weshalb er strenger meinen Kopf in den Nacken zog. Er hob mich vom Bett, woraufhin ich schlussendlich auf seiner Hüfte im Bett saß.
,,Du weißt nicht, wie schwer es ist, keinen Blick auf dich zu werfen oder dich nicht direkt stöhnend unter mir liegen zu haben." Er strich mir mit den Daumen über die Lippen und war stumm.
Ich kannte solch an Szenen nicht oder Küsse sowie Berührungen. Es war alles neu für mich, was ich realisieren musste.
,,Ich bin ehrlich und direkt, genauso sage ich es, wenn ich etwas will. Allerdings lässt du dich nicht allzu schnell auf mich ein, was dich umso noch interessanter macht." Seine Hände ruhten auf meiner Taille und ich fühlte mich alles andere als unwohl, sondern eher beschützt.
,,Bei allem, was du angerichtet hast, hätte ich dich bluten lassen können. Ich kann es nicht, sobald ich in deinen braunen Augen sehe und ich weiß, inwiefern die sechs Jahre dich stark mitgenommen haben." Ich verlor ungewollt eine Träne, die auf sein schwarzes Shirt fiel.
Ich wollte nicht weinen, allerdings konnte ich dies nicht verhindern. Ramiro setzte sich mit mir auf und strich mir die Tränen aus dem Gesicht. ,,Zélia, nach dem meine Eltern und meine Frau infolge verstarben, war ich in ein tiefes Loch versunken, wo ich schnellstmöglich hinauskommen musste. Tiago und Mauricio halfen mir dabei, allerdings war ich derjenige, der die meiste Arbeit mit mir selbst hatte. Nebenbei die Organisation, Geschäfte absolvieren und gleichzeitig die Trauer verarbeiten. Ich entwickelte den tiefen Schmerz irgendwann in Stärke, sodass ich unantastbar wurde und ich sämtliche Gefühle abstellte."
Es war eine merkwürdige Situation, bei dem ich nicht einmal wusste, was wirklich geschah. Trotz der Geborgenheit und Sicherheit, die ich mit Ramiro hatte, war das Verhältnis nicht eindeutig.
Ich atme kurz ein und dann wieder aus. ,,Ich- ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hatte noch nie solche Situationen." Er schmunzelte mich leicht an. ,,Wie denn auch, wenn du sechs Jahre auf einer Insel warst?" Ich zuckte mit den Schultern.
,,Ich werde nachher ein Gespräch mit Tiago und Mauricio führen müssen, da der Vertrag von der Camorra kam. Auch wenn du instabil bist, muss ich dich fragen, ob du körperlich bereit dazu wärst, uns zu den Kokapflanzen zu führen? Je früher wir die Flächen haben, desto eher können wir mit dem Verarbeiten beginnen. Ebenso verspreche ich dir, dass ich dich zu deiner Familie führen werde." Ich fuhr durch meine offenen Haare.
,,Ja, solange ich meine Familie wiedersehen kann." Meinte ich, als Ramiro mich zu sich zog. ,,Das wirst du." Er umfasst den kleinen Anhänger meiner Kette und bemusterte sie. ,,Sie ist schön." Auch wenn sie leicht beschädigt ist, stimmte ich ihn zu.
,,Zélia, wir müssen uns einander vertrauen, ohne dass Spionage erfolgt wird." Ich runzelte die Stirn. ,,Ich verstehe es nicht." Und sah ihn an und schüttelte mit dem Kopf, wobei er wusste, wie die Fragen mir auf der Zunge lagen.
,,Meinst du die Hassliebe, die wir aufgebaut haben?" Er nickte, denn dies beschreibt die Situation am besten. Ob ich jedoch es als Liebe betiteln würde, weiß ich nicht.
,,Niemand wusste, wo du in dem verdammten Herrenhaus-" Unsere Köpfe richten wir schlagartig zu der Tür, worin Mauricio an der Tür uns mit einem skeptischen Blick bemusterte.
Er sah zu der Folie, worunter das Tattoo zur Sicht kam und er nicht erfreut aussah. ,,Ramiro, du kannst ficken, wen oder was du willst, aber die? Vor allem die Insel-Frau? Zumal sie einiges schon angerichtet hat?" Ohne zu zögern, stand ich auf, was Ramiro mir gleich tat.
,,Neige deinen Blick nicht zu Boden." Kam der Satz leise mir entgegen, was mir jedoch sehr schwerfiel. Ich erhob meinem Kinn und sah Mauricio an.
,,Angerichtet? Das bezeichnest du soeben, wenn ihr dank meiner Hilfe viel Geld einbringen könnt, in Italien euer Feld erweitert und die Kolumbianern schwächt? Das nennst du anrichten? Ich betitel so etwas wie ein Sieg." Ramiro stand neben mir und schien zufrieden zu sein, bei dem, was ich sagte.
,,Ohne mich wärst du noch dort verrottet. Ramiro, beweg deinen Arsch in den Besprechungsraum." Ich wollte erwidern, jedoch gab der Mann neben mir ein Zeichen, dass es genug sei.
Zu dritt verließen wir das Gemach von Ramiro, wobei ich anschließend alleine den Weg bestritt. Im Gang bemerkte ich, inwiefern die für die jährliche Feier das Herrenhaus hergerichtet wurde. Immer wieder kamen mir Bediensteten entgegen, die beladen waren.
Ich trat im Schlafzimmer ein, sodass ich die Ruhe erhielt, die ich benötige. Es geschah einiges, weshalb ich stichpunktartig im Gedächtnis mir einiges notierte.
Den Stuhl, worauf ich oftmals saß, wenn ich hergerichtet wurde, nahm ich in Visier und setzte mich. Ich atme kontrolliert, legte zum Entspannen meinen Kopf in den Nacken und ließ einiges Revue geschehen.
Notizen:
◇ Ich wurde von der Organisation Barão auf der Insel gefunden, worauf ich sechs Jahre verweilte. Mauricio war derjenige, der mich gefunden hatte. Zuvor war ich skeptisch, jedoch bin ich im Anschluss froh darüber, denn somit kann ich meine Familie wiedersehen.
◇ Mein Vater ist verstorben, allerdings lebt meine Mutter, die ich nur zu gerne wiedersehen möchte.
◇ Zuallererst verweilte ich in der Verarbeitung des Labors, wo ich Tiago und Ricardo kennenlernte. Ich muss dennoch sagen, dass wir allesamt einen schwierigen Start hatten.
◇ Nach dem, wurde Ramiro bei einem Essen auf mich aufmerksam, der mich zu der Insel begleitet, um weitere Kokapflanzen zu sichten. Allerdings zeigte ich Ihnen nicht alles.
◇ Ich hatte indes nur meine Familie im Kopf, bis der Vertrag aufgesetzt wurde und mit Ramiro einen Deal vereinbart haben. Solange ich der Organisation diene, werde ich Geld, Freiheit und meine Familie erhalten.
◇ Es gäbe für mich keine weitere Möglichkeit der Organisation nicht beizutreten, da ich mit 20 Jahren die komplette Schulbildung wiederholen müsse. Es wäre zu viel Aufwand, anstrengend, ebenso mühsamer.
◇ Ramiro vergleicht mich oftmals mit seiner Vorfahrin Estrela, die er anscheinend bewundert, da sie furchtlos und machtvoll war.
◇ Es wird vermutet, dass die Kolumbianer die Frau von Ramiro umgebracht haben. Ramiro hängt an Alice, was verständlich ist, bei dem, wie viele wichtige Menschen von ihm gegangen sind. Zudem war Alice schwanger, was tief in seinen Herzen sitzen müsse.
◇ Mason Camorra und die Barão haben einen Vertrag, den ich hervorgerufen habe. Sobald wir mehr Kokapflanzen verarbeiten können, werden wir prozentual mehrere Einnahmen erzielen, als jetzt. Dazumal gewährleistet uns die Camorra mehr Kunden, sodass die Kolumbianer keine weitere Möglichkeit dazu haben, ihr Kokain in Italien zu verkaufen.
◇ Allerdings ist die Beziehung zwischen dem Mafioso und mir etwas kompliziert. Manches Mal bekäme ich das Gefühl, als würde er mich die Sekunden darauf umbringen wollen, wiederum er einfühlsam und mir Sicherheit bot. Ich bemerke, dass mein Verhalten sich gegenüber Ramiro verändert, was ich nicht möchte. Ob dieses wahrhaftige Liebe ist, weiß ich nicht. Ich möchte nicht allzu naiv sein, um mich auszunutzen, denn hinter seiner starken Facette verbirgt sich noch eine weitere Seite. Deshalb erhoffte ich mir, etwas in sein Tagebuch zu finden, was er unterdrückt. Eines steht fest, es wäre ein Spiel mit dem Feuer.
◇ ...
,,Zélia!" Erklang mein Name, was mich aufschrecken ließ und ich Duna im Raum stehen sah. ,,Ja?" Sah ich sie fraglich an.
,,Ist alles in Ordnung? Ich habe dich öfter schon angesprochen, indessen du nur gegen den Spiegel gestarrt hast." Mir fiel dieses gar nicht auf, weshalb ich nickte. ,,Mir geht es gut. Ich war nur in Gedanken versunken."
,,Senhor möchte, dass du die Nacht bei ihm schläfst. Er sei in Moment in einer Besprechung und weiß, dass wir eine gute Beziehung zueinander haben, weshalb ich dir die Frage überbringen sollte." Mit einem Schlag presste ich meine Zähne aufeinander.
,,Zélia, hattet ihr Sex?" Ich schüttelte kräftig den Kopf. ,,Nein, wir haben keine Affäre-" Sie unterbrach mich und stellte sich neben mich. ,,Aber es besteht eine Bindung zwischen euch? Wenn Senhor dich anschaut, erkenne ich die glitzernden Augen, die er damals trug."
◇◇◇◇
Hallöchen!🥀
Was denkt ihr über die Ermordung von Alice?
Xoxo Hannah
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