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,,Wirst du wieder ohne Begleitung dastehen oder hast du jemanden?" Dieser war neugierig, als Ramiro mich ansah und ich leicht meine Augen weiten konnte. ,,Zélia ist meine Begleitung." Carlos erhob die Braue in die Höhe.

,,Worum geht es?" Wagte ich mich eine Frage zu stellen, wovon Ramiro wieder nicht zufrieden war. ,,Das wirst du noch erfahren." Dieser Mann drückte den Filter der Zigarette in den Aschenbecher.

Es dauerte nicht lange, bis wir zu dritt aufbrachen und alle Fragen sich in den Köpfen auftaten. ,,Carlos ist nett, jedoch weiß er nicht, wie er mit Frauen umgehen soll. Du wirst einige solch am Mitgliedern kennenlernen und zusammenarbeiten, die dich zuerst nicht akzeptieren werden. Beleza, du musst dich beweisen." Schnallte er sich an, was ich ihn gleich tat.

,,Ich sehe deine Fragen in deinen braunen Augen und werde sie dir beantworten. Übermorgen findet die alljährliche Feier der Organisation statt, indem nur Mitglieder und Familie teilnehmen dürfen. Der Grund, warum die Feier jedes Jahr stattfindet, liegt darin, dass der Gründer der Organisation an diesem Tag Geburtstag hat."

,,Zudem ist der Tag für dich wichtiger, als du denkst. Du wirst all die Mitglieder in der Organisation kennenlernen, jedenfalls die, die in Portugal für mich arbeiten. Jeder wird ein Auge auf dich werfen, Zweifel an dir haben und denken, du seist einfach eine Frau. Es ist wichtig, dass du Stärke repräsentierst und keine Schwäche zeigst, denn so kommst du in der Organisation am besten weit."

Ich erhob die Braue und hielt inne. ,,Jeder wird ein Auge auf mich werfen? Du hast doch auch schon ein Auge auf mich geworfen." Er spannt seinen Unterkiefer an, jedoch begann er zu schmunzeln. ,,Ja kleiner Adler, das habe ich." Ehrlich und direkt.

Unser Gespräch wurde durch das Klingeln eines Smartphones unterbrochen, sodass Ramiro dieses in die Hand nahm und den Anruf entgegennahm.

Ich bekam mit, wie Ramiro mit Tiago einen ernsten Telefonat führte und Ramiro seine Hand zu einer Faust zusammen ballen ließ. ,,Eu mato esses colombianos! (Ich töte diese Kolumbianer!)" Schrie er und schlug mit Gewalt gegen die Tür, was mich erschreckend zusammen zucken ließ.

,,Nein Tiago, dieses Mal gewinnen wir den Kampf. Wir besorgen die scheiß Blätter und werden sie schnellstmöglich verarbeiten." Kurz blickte er zu mir und versuchte seine Wut in Zaun zu halten.

Joshua ignorierte dieses und brachte uns anschließend in das Herrenhaus, das gerade mein neues Zuhause ist. ,,Joshua, fahr zu Ricardo. Ihr sollt den Spion zum endgültigen Schweigen bringen." Mein Mund vertrocknete, als sich etwas Böses erahnen ließ.

,,Töten? Genau das, was ihr am besten könnt." Murrte ich und sah zu Boden hinab. ,,Ich kann ihn auch dir überlassen und dann werde ich sehen, inwiefern du furchtlos bist." Bekam er mit, als wir ausstiegen und Joshua davonfuhr.

,,Das Einzige, was ich will, ist meine Familie zu sehen, sonst hätte ich Mittel gefunden, davonzulaufen." Direkt danach, als wir den Saal betraten und die Wörter unbedacht aus meinem Mund fielen, drückte er mich gegen die verschlossene Tür und umfasste meinen Hals mit seiner Hand.

,,Beleza, entweder wärst du zu einer Tänzerin geworden, getötet oder einer Arbeiterin im Labor. Du wärst nichts, als eine Frau, die für mich arbeitet. Sei dankbar, dass ich dein Arsch hier wohnen lasse und wir einen Vertrag aufgesetzt haben." Er ließ von mir ab und kehrte mir seinen kalten Rücken zu.

Aus Frust und Trauer zog ich die Heels von meinen Füßen und schmiss diese nach ihm, als er die Treppen hinauflief. Es kamen Tränen in meinen Augen auf, die ich sichtlich unterdrücken ließ.

Ramiro stoppte indessen seinen Gang, sah zu dem Heel, der ihn getroffen hatte und dann wieder zu mir. Er lachte auf und schüttelte den Kopf. ,,Ein Wildpferd kann man auch zähmen." Gab er bekannt, als er in eins der Etagen verschwand.

Die Bediensteten und Wächter, die die Situation mitbekamen, sahen mich aufgrund meines Handelns schockiert an. Mit stumpfen Schritten hob ich den Heel auf und begab mich auf die Etage, auf der ich mich meist befinde.

Da jedoch mein Leibwächter nicht bei mir sei, war die Neugier allzu groß, um Ramiros Herrenhaus weiterhin zu besichtigen. Ich lief barfuß die kalten Marmortreppen hinauf, bis ich auf die Etage gelangte, in der ich nichts zu suchen hatte.

Ich bemerkte, dass Ramiro im Büro war und begab mich einige Meter davon in sein Schlafzimmer. ,,Was machst du da?" Erfagte jemand Bekanntes, als ich die Klinke der Tür in der Hand hielt.

,,Ich will mehr über ihn erfahren, vor allem möchte ich wissen, weswegen er so ist, wie er ist." Duna atmet genervt aus. ,,Zélia, das ist keine gute Idee und deine Handlung von vorhin waren mehr als grenzwertig. Seine Frau wäre damals aus dem Herrenhaus geschmissen worden, wenn sie so etwas getan hätte." Ohne weiter ihr die Aufmerksamkeit zu geben, trat ich in sein Schlafzimmer ein.

,,Ich brauche meine Arbeit und helfe dir dabei nicht. Wenn du erwischt wirst, musst du dieses alleine ausbaden." Ich nickte, indem sie weiter mit den Handtüchern im Arm den Gang entlanglief und aus meiner Sichtweite verschwand.

Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, befand ich mich im Schlafzimmer von Ramiro, in dem sich die Bilder seinen Eltern befanden. Ich setzte mich auf das Bett, sodass die Neugierde gegenüber dem Nachtschrank stieg.

Ich sah kurz zur Tür, bevor ich mir sicher sein konnte, dass niemand hereintrat. Zögerlich schob ich die Schublade hervor, worin ein Buch zu finden war, was ich zu mir nahm.

Mir war die Gefahr der Lage bewusst, dennoch musste ich mehr über ihn herausfinden, weswegen sein Charakter so ist.

Ich öffnete das Buch und bemerkte, dass es sich um ein Tagebuch handelt.

Sowie jede Nacht, kommt Alice mich in meinen Träumen besuchen, genauso wie ich das Geschehen vor Augen habe, wie sie am lebendigen Leib im Auto verbrennt. Noch heute mache ich mir Vorwürfe und hätte keine Frau in meinen Leben lassen sollen, da sie meine Schwäche war.

Ein Inselmädchen, wessen Name Zélia ist, ließ einiges Revue geschehen. Sie ähnelt meiner verstorbenen Frau gar nicht, jedoch Estrela, meiner Vorfahrin. Sie ist furchtlos und strahlt eine gewisse Macht aus, was für meine Organisation das richtige wäre. Viele unterschätzen sie, vor allem, wenn einem nicht bewusst ist, was sie durchleben musste.

Von ihrer Schönheit abgesehen, verdreht sie nicht nur meinen Mitarbeitern den Kopf, sondern auch meinen. Oftmals gab es Situationen, indes ich sie lieber töten lassen würde, allerdings empfinde ich etwas, was ich nach dem Tod meiner Frau nicht mehr verspüren konnte.

Man könnte sich dieses so vorstellen, als wäre sie die Nixe im offenen Meer, worin sie die Seeleute in ihren Bann zieht. Jedoch ist mir eines bewusst, ich muss Abstand gewinnen, sonst wird sie meine nächste Schwäche, was sie wahrscheinlich jetzt schon ist.

...

Ich tat das Buch wieder dorthin, wo sich dieses zuvor befand. Alles sowie vorher, stand ich von der Matratze auf und strich die Bettdecke glatt, als wäre ich nie hier gewesen. Die Schublade schob ich wieder hinein und verließ das Schlafzimmer.

Ich warf das Schloss in das Loch und wollte mich auf den Weg in das Schlafzimmer begeben, um nachzudenken. Meine Gedanken wurden jedoch schneller beiseite gestreut, als ich es erwartet hatte.

Ich stieß gegen eine massive Brust und sah zu Ramiros Gesicht auf, der alles andere als erfreut war. ,,Was hast du darin gemacht?" Fragte er mich streng. ,,Ich wollte zu dir." Ich streichelte über meine Stirn, die durch den Aufprall leicht schmerzt.

,,Zu mir? Weswegen? Um zu schnüffeln?" Baute er sich auf, wobei ich ihm gegenüber aussah, wie ein elendiges Wesen. ,,Ich wollte mich für vorhin entschuldigen." Biss ich mir stark auf die Zunge, bis ich das Eisen des Blutes schmeckte.

Ramiro schien ungläubig zu sein, doch war triumphierend, als er die Wörter von mir mitbekam. ,,Ich weiß nicht, ob ich dir glauben sollte." Meinte er und sah zu mir hinab.

,,Du musst mir auch nicht glauben, du musst die Entschuldigung nur annehmen." Der Mann strich mir die Strähne hinter das Ohr und blickte mir tief in die Augen. ,,Entweder sagst du mir jetzt die Wahrheit oder ich werde mir die Videoüberwachungen ansehen." Meine Augen weiten sich und schluckte die Klumpen im Halse hinunter.

,,Ich war in deinem Schlafzimmer." Murmelte ich und sah zu meinen entblößten Füßen hinab. Er umfasste grob mein Handgelenk und zerrte mich wieder dorthin, worin ich mich zuvor befand.

,,Was hast du hier gemacht?" Er ließ mich auf sein Bett Platz nehmen, indessen ich meine beiden Arme hinter mir in die Matratze abstützen ließ. Er sah mich von oben herab an und konnte spüren, wie er die Macht genoss.

,,Hast wahrscheinlich in mein Tagebuch geschnüffelt? Soll ich dir etwas sagen, kleiner Adler?" Er kniet sich vor mich hin und platzierte seine Hände auf meinen Oberschenkel.

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