◇21◇

Somit befanden wir uns in einer kurzen Zeit auf der Reise, während das Auto Joshua fuhr. Zudem führte Ramiro einige Telefonate, die ich mitbekam.

Die Sehnsucht nach meiner Familie wuchs täglich, was ich die Jahre zuvor hinter den Gittern einsperren ließ. ,,Woran denkst du?" Bekam er mich nachdenklich zu Gesicht.

,,Über meine Familie." Er schmunzelte und neigt seinen Kopf beiseite. ,,Es ist ein fairer Deal, falls die Kokapflanzen sichtest, wovon du gesprochen hast. Zudem würde der Erfolg einiges verändern, ebenso unsere Beziehung zueinander." Ich bemerkte den Blick von Joshua, der jedoch sofort wieder abgewendet wurde, um sich auf den Verkehr zu konzentrieren.

Obwohl ich weiß, dass einige der Kokapflanzen auf der Insel bestehen, war der Gedanke, dass ich meine Familie nie wiedersehen würde, sehr beunruhigend.

Nicht allzu lange, fuhren wir zur Küste von Portugal, indem einige Lagerhallen zu erkennen waren. Ebenso schien es so, als würde ein Parkplatz zur Verfügung stehen, worauf Joshua das Fahrzeug zum Stehen brachte.

Gemeinsam stiegen wir aus und die Anspannung, die mir in das Gesicht geschrieben wurde, versuchte ich von mir zu lösen. Joshua und Ramiro führten mich ungezwungen in die Halle hinein, allerdings erkannte ich, dass einige am Trainieren waren, als wäre die Halle extra dafür angelegt.

Ebenfalls gab es zwei Boxringe, worin einige ohne Handschuhe dort trainierten. Als die Aufmerksamkeit auf uns gerichtet war und ich stets bemustert wurde, hörten sie für kurze Zeit auf, zu trainieren.

Einige kamen auf uns zu, wobei sie Joshua und Ramiro begrüßten. Ich hingegen wurde ignoriert, nicht wahrgenommen oder nicht ernst genommen.

,,Ist das die Kleine, der ich einen Tattoo stechen soll?" Fragte der große Mann, als wir zuallererst uns in die Lounge setzten. ,,Stech ihr die Bekennzeichnung." Er runzelte die Stirn und sah Ramiro unglaubwürdig an.

,,Ist das die Dame, wovon in Moment jeder spricht?" Trat ein weiterer Mann hinzu und fühlte mich wie auf einem Servierteller präsentiert. ,,Heißt unser Mitglied willkommen." Zischte Ramiro, der es nicht verbergen konnte, inwiefern es ihn nicht gefiel. Er schien es nicht zu mögen, wenn ich von all den Männern die Aufmerksamkeit erhalte, genauso wie sie mir Blicke zu spielten, die ich nicht entziffern konnte.

,,Ihr Name ist Zélia Carsodo." Stellte Ramiro mich vor, als die Männer sich vereinzelt vorstellten, deren Namen ich wieder vergaß.

,,Wie kommt es, dass du eine Frau in der Organisation lässt? Was soll an ihr besonders sein?" Erfragte jemand mit voller Arroganz, woraufhin Ramiro auflachen musste.

,,Sie besitzt Fähigkeiten, die keiner von uns besitzt, sogar ich nicht. Wir können Menschen mit Waffen umbringen, sie foltern und Aufträge gut absolvieren. Jedoch hat sie Erfahrung in Einzelkampf, jedenfalls mit Affen und ihre Sinne sind verstärkter, als die von uns." Sie runzelte die Stirn.

,,Affen?" Erfagte jemand Weiteres. ,,Ich überlebte sechs Jahre auf einer einsamen Insel, woraufhin die Organisation mich fand. Also erzählt mir nicht, ob ich der Organisation nicht gewachsen bin." Trat ich mit in das Gespräch ein.

All die zuvor mich als eine Puppe anerkannten, die unberührt in einer Vitrine stand, verstummten. ,,Ramiro, wollen wir? Es ist alles hergerichtet für die Bekennzeichung." Ramiro sah mich an und umfasste meinen Handgelenk.

,,Wir sehen uns, kleine." Der Fakt, dass ich nicht klein bin, lassen wir dahin gestellt. ,,Carlos, geh weiter trainieren und belästige nicht unsere Kollegin." Haute jemand denjenigen auf dem Hinterkopf, der immer wieder Widerworte hatte.

Indes mich Ramiro in einen Raum führte, bekam ich am Rückgrat den brennenden Blick von Carlos zu spüren. Etwas zögerlich nahm ich im klinischen Raum Platz, wobei der tätowierte Mann die Werkzeuge für das Tattoo so hinlegte, wie er es benötigt.

,,Mein Name ist übrigens Luan. Wir hatten vorhin nicht wirklich die Möglichkeit, uns kennenzulernen." Schmunzelte er, der vorhin noch einiges an Skepsis ausstrahlte.

Ramiro setzte sich hin, genauso wie Joshua vor der Tür stand und meine Bewegungen beäugte, als ich mich auf die Liege legte. Luan desinfizierte meinen Unterarm, worauf das Tattoo platziert wird.

Er platzierte das Design auf meiner Haut, woraufhin die Nervosität steigt und kaum zu verbergen ist. ,,Eine junge Frau, die um das Überleben kämpfte und einiges durchstehen musste, hat Angst vor einen Tattoo?" Schmunzelte dieser, der die Tinte und die Nadel vorbereitet.

,,Einen Affen kann ich töten, eine Nadel nicht." Murmelte ich. Ich sah, wie Ramiro über meinen Kopf kam und eine Zigarre im Mundwinkel stecken hatte. Ohne ein Wort zu verlieren, hielt er meine Hand und nickte Luan zu, der meinen Unterarm positionierte.

Die Nadel drang in meine Haut ein, indem ich schlagartig meine Augen zu kniff und ich kräftig in die Hand von Ramiro kniff. Nach einer Zeit, als sich mein Körper an den undefinierten Schmerz gewöhnt hatte, ließ ich seine Hand locker und öffnete meine Augen.

Schritt für Schritt tätowierte er den Adler auf meinen Unterarm und sah hinauf zu Ramiro, der siegreich anfing zu grinsen. ,,Beleza, jetzt gibt es kein Entkommen." Strich er mir über die Wange, was Joshua und Luan ignorierte.

Ramiro ist schwer zu entziffern, jedoch ist mir bewusst, inwiefern er Interesse an mir empfindet. Doch ob ich mich einem Mafioso blind hingeben kann, bezweifle ich.

Immer wieder sah ich zur Beleuchtung auf und war immer wieder erleichtert, als Luan die Maschine für eine Millisekunde absetzte. ,,Wie lange noch?" Murmelte ich, als ich das Gelächter wahrnahm. ,,Beleza, lass ihn seine zwei Stunden." Ich bete lebendig hinauszukommen und den Empfinden von Schmerz weiterhin aushalten zu können.

Ich neigte meinen Kopf zur Seite, während ich meine Augen schloss und meinen Atem kontrollierte.

◇◇◇◇

Zwischendurch bekam ich eine Pause, die jedoch nicht lange anhielt. Es wurde mir immer wieder Essen und Trinken angeboten, als Luan weiterhin meinen Unterarm bearbeitet.

Es verging eine Ewigkeit, bis die Wörter fielen, wonach ich mich sehnte. ,,Wir sind fertig." Gab Luan bekannt, als ich erleichtert aufatme und ich mich langsam aufsetzte.

Er reinigte zum Ende die Haut und ließ sie verbinden. Ich sah zu meinem Unterarm, worauf ein schlichtes Tattoo zu sehen war. Jedoch sah er anders als die Tattoos von den anderen Mitgliedern aus. ,,Zu einer zarten Dame, gehört ein zarter Adler." Luan bemerkte meine Blicke und die Fragen, die in meinem Kopf schlummerten.

,,Die Folie für ein paar Stunden darauf lassen. Duschen kannst du, jedoch solltest du vermeiden, das Tattoo direkt zu waschen. Salbe könnte helfen, ist allerdings nicht Pflicht." Ich bedankte mich bei ihm, indessen die beiden mich von der Liege halfen.

,,Willkommen kleiner Adler." Zwinkerte Luan mir zu, als er das Werkzeug beiseite tat. ,,Ich danke dir, Luan." Bedankte sich Ramiro ebenfalls, als wir zu dritt den Raum verließen.

Kaum betraten wir die Halle, schon kamen die stechenden Blicke von Carlos auf, der entspannt in der Lounge saß. Sowie Joshua und Ramiro es wollten, gesellten die sich mit mir dorthin und zückten eine Zigarette.

,,Willst du auch eine?" Hielt Carlos mir eine Schachtel vor der Nase, was ein Friedensangebot werden sollte. ,,Ich rauche nicht." Verdeutlichte ich, als Ramiro und Joshua sich neben mir jeweils ihre Zigaretten anzündeten.

,,Und du Joshua? Musst du Aufpasser spielen?" Lachte Carlos, der lehnend sich in die Couche legte. ,,So in etwa." Murrte er, was Ramiro amüsierend fand.

,,Laut Erzählungen hast du einiges angerichtet, was den Barãos und Tiago nicht gefiel?" Wie bei einem Verhör saß ich soeben in einer Runde voller stämmigen Männer, die mich in nichts umbringen könnten. Ramiro sah dies entspannt und schmökert die Zigarette genüsslich.

,,Kann sein." Meinte ich und versuchte meine Haltung zu lockern, ohne dass jemand die Anspannung mitbekam. ,,Und Mauricio und Tiago hast du auch die Hölle heiß gemacht? Laut Erzählungen sollst du einen guten Körperbau haben, mit einem gut geformten Hintern." Nachdem Ramiro sich entspannt hatte, änderte er seine Mimik und sah Carlos warnend an.

,,Wie würdest du es finden, wenn ich deiner Schwester auf den Arsch schaue und bildlich mir vorstelle, wie ich sie ficke? Reizt euch zusammen, Männer. Packt ihr sie an, werdet ihr keine Fingerkuppen mehr besitzen." Auch wenn dieses ernst und streng herüberkommen sollte, behielt Ramiro die Kontrolle über sich und war die Ruhe in Person.

Carlos betrachtete mich gerade noch einmal kurz, bevor er meinen Blick von mir abwandte und verstummte. Ramiro genoss die Macht, die er besaß, als wäre der König und unantastbar. Diese Arroganz, die er ausstrahlte, zugleich die Kontrolle darüber zu besitzen, was er sagt und tätig, können nicht viele. Abgesehen davon, dass wir bereits einige Situationen erlebt haben, in denen ich ihn zur Weißglut brachte.

,,Tiago meinte, dass Familie übermorgen willkommen seien?" Ich war verdutzt und wusste nicht, worum es ginge. ,,Sowie letztes Jahr und darauf das Jahr, genauso wie die Jahre davor, sind die Familien immer willkommen. Schließlich müssen sie euch ertragen." Lachte er auf, als Carlos spielerisch ihn gegen die Schulter schlug.

◇◇◇◇

Hallöchen!🥀

Eure Meinung zu den bisherigen Seiten:

Xoxo Hannah

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